Reisebericht: Singlereise Argentinien und Brasilien

03.11. – 16.11.2019, 14 Tage Rundreise für Singles: Buenos Aires – Perito Moreno–Gletscher – Salta – Purmamarca – Iguazu – Rio de Janeiro


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Vom ewigen Eis der Gletscher Patagoniens bis hin in die feuchten Tropen Brasiliens - Diese Reise zeichnet sich durch ihre unglaubliche Vielfalt aus und ist ein wahres Spektakel an Eindrücken und Erlebnissen!
Ein Reisebericht von
Katja Jaber-Neumann
Katja Jaber-Neumann

03./04.11.19 Anreise nach Buenos Aires


In Deutschland herrscht graues Novemberwetter und wir machen uns auf in wärmere Gefilde - zumindest die meiste Zeit. Da wir uns von Gletschern im Süden Argentiniens, im Norden des Landes in große Höhen begeben, um schlussendlich in den feuchten Tropen zu landen, variiert dementsprechend auch das Klima. Aber dazu später mehr! Um nämlich in dieses Abenteuer zu starten, muss jeder Einzelne der Reisegruppe kleinere oder größere Hürden überwinden. Während es dabei für den einen die mentale Vorbereitung auf diese Reise ist, haben es andere mit dem Endgegner zu tun - dem Frankfurter Flughafen. Und so oft ich schon hier gewesen bin, beschreite auch ich, auf der Schnitzeljagd zu unserem leicht abgelegenen Gate, ganz neue Wege. Eins ist allerdings sicher - nachdem sich die gesamte Reisegruppe kämpferisch hier eingefunden hat, brauche ich mir über deren Bestehen auf dieser abenteuerlichen und anspruchsvollen Reise keine Sorgen zu machen! Jeder hat die Feuertaufe bestanden und wir können uns geschlossen in unser neues zu Hause für die nächsten 14 Stunden begeben. Da wir einen Jumbo-Jet mit der genauen Bezeichnung B-747 boarden, ist immerhin genügend Platz vorhanden...und da wir mit der Lufthansa auf die Reise gehen, ist auch genügend Prickelndes an Bord, um sich den Flug vergnüglich zu gestalten. Mit einer Zeitverschiebung von minus vier Stunden landen wir am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr in der Hauptstadt Argentiniens - Buenos Aires. Dies heißt übrigens übersetzt „Gute Lüfte" (Auch, wenn ich noch nie jemanden den Plural von Luft habe nutzen hören...) und somit beginnt auch schon unser kleiner Spanischkurs, den wir von hier an fortführen werden. Meine Schüler sind gewillt, ich bin bestrebt und auch, wenn final nicht so viel hängen bleibt, weiß doch am Ende der Reise jeder, was auf Spanisch „Kaugummi" heißt und dafür hat sich die Reise doch schon gelohnt ;). (Wen jetzt schlaflose Nächte plagen sollten, weil er diese wichtige Vokabel vergessen hat, kann mich gern privat anschreiben. Ich helfe gern :).
Zurück zur Namensgebung der argentinischen Hauptstadt, welche im Jahr 1536 von einem spanischen Seefahrer zu Ehren der katholischen Heiligen Maria der guten Luft gegründet wurde. Dies heißt im Spanischen „Santa María del buen ayre" und schon war der Name Buenos Aires geboren.
Am Flughafen werden wir direkt von Inés, unserer sonnigen Reiseleiterin empfangen. Nicht so sonnig ist allerdings das uns angekündigte Traumwetter. Während unserer Fahrt in die Stadt verdunkelt sich der Himmel zusehends und gerade als wir uns im Hotel kleidungstechnisch den warmen Temperaturen angepasst haben, öffnen sich die Himmelsschleusen und ein regelrechter Wolkenbruch samt Blitz und Donner geht zur Erde. Im Fachjargon würde man hier von Starkregen sprechen. Und da wir gerade im Begriff sind, unsere Stadtrundfahrt mit eingeschlossenem Stadtrundgang zu machen, kommt mir doch das Sprichwort „Wenn Engel reisen..." in den Sinn. Zu ergründen, was dieses Jahr eventuell alles schief lief, würde jetzt zu tief gehen. Immerhin handelt es sich ja NUR um ein paar Tropfen, die unserem sonnigen Gemüt keinen Abbruch tun und wir sind schließlich nicht aus Zucker. Glücklicherweise kommt der Beweis, dass wir uns doch auf der Engelsseite des Lebens befinden, ein wenig später, als wir anhaltend den Schlechtwetterprognosen für den gesamten Reiseverlauf trotzen. So sind wir nicht stetig von Gewittern umgeben, sondern von göttlichem Sonnenschein. Vielen Dank dafür! Nichtsdestotrotz steht die heutige Stadtrundfahrt unter dem Motto „Reinigt die beschlagenen Scheiben und umso besser werdet ihr sehen." Da sich zwischendurch Regenpausen ergeben, können wir trockenen Fußes (...oder vielleicht doch eher trockenen Körpers...), den gepflasterten Weg des „El Caminito" im quirligen Arbeiterviertel „La Boca" beschreiten und uns von den vielen bunten Wellblechhäusern inspirieren lassen. Auch einen Fotostopp am Präsidentenpalast und der Kathedrale lassen wir uns nicht nehmen. Danach kehren wir zu einem leckeren Dreigangmenü ins „El Querandí" ein. Ein perfekter Stopp, um am heutigen Tage etwas zu verschnaufen und die bisherigen Ereignisse sacken zu lassen. Zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt durchfahren wir den Stadtteil Palermo und besichtigen den prunkvollen und geschichtsträchtigen Friedhof in Recoleta. Aber das sollte für heute noch nicht alles sein. Auf dem Abendprogramm steht eine fulminante Tangoshow mit kulinarischer Untermalung. So genießen wir erst das vorzügliche Essen und den berühmten, argentinischen „Malbec" und bestaunen dann die Darbietungen der Tänzer einer elektrisierenden Tanzshow. Dabei springt bei jedem der Funke ganz differenziert über. Während der eine kurz seine Augen schließt, um die bunten Bilder vor seinem geistigen Auge Revue passieren zu lassen, leuchten bei anderen die weitaufgerissenen Augen, bei den tollen Bühnenoutfits der weiblichen Tänzerinnen. Und so viel kann ich verraten - die weiblichen Vorzüge waren elegant aber auch prägnant hervorgehoben ;). Zusammengefasst haben wir einen tollen und ereignisreichen Abend, der vom Ensemble mit einer feurigen „Boliatoras-Show" abgerundet wird. Hierbei kommen, an Stricken befindliche Holzkugeln, rhythmisch auf dem Boden auf und kreieren nicht nur einen tollen Effekt, sondern führen auch dazu, dass spätestens hier alle Zuschauer hellwach sind :). Ein langer und ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende und schürt den Wunsch, endlich ins Traumreich abzuwandern. Der Weckruf ist vom Hotel arrangiert und somit können wir uns in die wohlverdiente Nachtruhe begeben.

05.11.19 „Morgenstund hat Gold im Mund." >>> Weiterreise nach El Calafate <<<


Das Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm." definieren wir heute völlig neu. Zum einen dämmert es um 4:30 Uhr noch nicht einmal und zum anderen gibt es in einen Riegel gepresste Cerealien und dazu eine schöne, gehaltvolle Banane. Beim Betreten des Frühstücksraumes zaubert mir dieser Anblick direkt ein breites Lächeln ins Gesicht. Heute starten wir gesund in den Tag!
Auf dem heutigen Programm steht die Weiterreise in den Süden des Landes - nach Patagonien und noch genauer nach El Calafate. Somit begeben wir uns mit Inés auf eine letzte Tour zum Stadtflughafen „Aeroparque Jorge Newbery" und verabschieden uns. Bei einem sind wir uns alle einig - Hier hätten wir es noch eine Weile ausgehalten. Zumal heute schönstes Wetter ist. Aber wie Inés so schön sagt: „Dann gibt es einen guten Grund, um wieder zu kommen." Mit diesen Worten im Herzen besteigen wir unsere erste Maschine der heimischen Fluggesellschaft „Aerolìneas Argentinas". Auch, wenn der Flug zu Weilen etwas holprig verläuft, landen wir gegen Mittag wohlbehalten in der argentinischen Provinz Santa Cruz. Da der hiesige Flughafen sehr überschaubar ist, verlaufen die Gepäckmodalitäten zu unserem Glück sehr zügig. Nichtsdestotrotz schaffe ich es fast, im Eifer des Gefechts, meinen Koffer stehen zu lassen. Wenn es da nicht eine Person gäbe, auf die ich mich grundlegend verlassen kann und die stets allen zu Hilfe eilt...Im Insgeheimen ist sie längst als mein „Assistent des Vertrauens" bekannt. Und dafür auch hier noch einmal vielen Dank!
Wir werden herzlich von unserer neuen Reiseleiterin Carolina empfangen, die uns direkt darauf hinweist, dass draußen ein starker Wind weht, bei Temperaturen um die 9 Grad, und wir uns besser gründlich einpacken sollten. Dies wird somit unser Paradespruch - Patagonien ohne Wind ist nicht Patagonien. Ich kann so viel vorweg nehmen - bei unserer Abreise hatte jeder diesen Spruch tief verinnerlicht (Wind - viento)! So werden wir von Ruben ins Hotel chauffiert und haben erst einmal etwas Zeit, in Ruhe anzukommen. Das offizielle Programm ist damit für heute abgeschlossen, hält uns aber natürlich nicht davon ab, gemeinsam erneut los zu ziehen. Zuerst einmal müssen wir allerdings unseren Hunger stillen. Somit geht es geschlossen ins renommierte Steak-House „La Tablita", wo wir die nächsten zwei Stunden der Völlerei frönen. Bei gemütlicher Atmosphäre lassen wir uns zum Reiseauftakt einmal wieder einen Malbec schmecken (Ich sage nur „vino tinto"... :), verkosten das berühmte Lamm vom Grill und schauen dabei den dicken Regentropfen zu, die die Fensterscheibe herunter rinnen. Und ja, der Regen verfolgt uns. Etwas Gutes hat dies allerdings! Da es heute keine weiteren Programmpunkte gibt, kann man den Regen als probates Mittel nutzen, um das angefallene Schlafdefizit auszugleichen. Und das auch noch mit einem reinen Gewissen, da man nicht wirklich etwas verpasst. Hallelujah! Somit teilt sich die Gruppe nach dem Essen auf. Während ein Teil zurück zum Hotel läuft, gehen die Hartgesottenen weiter in die Stadt. Man kann schließlich auch bei Regen gut Einkaufen gehen! Am Abend kommen wir alle zum gemeinsamen Abendessen im Hotel wieder zusammen. Dabei wird DAS Spiel dieser Reise geboren, wo wir nach wie vor am Patentrecht und der erforderlichen Vermarktung dran sind. Es hat den treffenden Titel „Ihren Menüwunsch bitte...". Erklärt ist es ganz einfach, umgesetzt leider nicht. Es gibt ein traditionelles Drei-Gang-Menü mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert und zu jedem Menüpunkt 3-4 Auswahlmöglichkeiten. Nun werden zu jedem Gang die Gerichte aufgeführt und mit Zahlen versehen. Es gilt sich ein Gericht auszuwählen und die dazugehörige Zahl zu merken, damit man diese beim Aufrufen des eigenen Namens nennen kann. So weit so gut. Und so einfach das klingen mag, so kompliziert ist die Durchführung. Hinzu kommt sicherlich eine leichte Müdigkeit, eine schlechte Akustik im Raum und ablenkende Gespräche, bei denen man den Sinn dieses Spiels schnell aus den Augen verliert und dementsprechend auch die alles entscheidende Information vergisst - diese kleine Zahl, die darüber entscheidet, was man zukünftig essen wird. Und so sehr vor Lachen einige Tränchen kullern, ich habe bei diesem Spiel bestimmt gute 3 Jahre meines Lebens lassen müssen. Spätestens in Runde 6 von 12, ist es verständlicherweise vorbei mit der Konzentration. Die Hauptsache ist aber, dass wir unseren Spaß haben und das ist definitiv der Fall. Zusätzlich lernen wir uns bei einer intensiven Vorstellungsrunde besser kennen, was zusätzlich durch intensive Getränkerunden verstärkt wird. Dabei ist eines bei Zeiten klar. So unterschiedlich die Lebensgeschichten und Interessen jedes Einzelnen auch sein mögen, uns bringt alle die große Leidenschaft fürs Reisen und das Entdecken neuer Länder zusammen und da spielt auch kein Altersunterschied von bis zu 49 Jahren eine Rolle. Reisen verbindet und das ist bereits heute Abend deutlich spürbar!
Nun aber zurück zu unserer Hauptbeschäftigung... Fast hätte ich vergessen, das Finale des Spiels zu erwähnen! Wenn es dann so weit ist und das Essen kommt, geht es darum, sich entweder an die ausgewählte Nummer oder die Bezeichnung des Gerichts zu erinnern, wobei ich diesen Vorgang natürlich erneut unterstütze und es vorher ansage. Wenn der Teller dann final vor einem steht, gilt es mit den Worten abzuschließen: „Das habe ich aber nicht bestellt!", während der Spielführer nach erneuter Prüfung des Sachverhalts versucht, keine Mine zu verziehen und mit einem freundlichen Lächeln die aufkommenden Tränen der Verzweiflung wegzublinzeln. Spielende!
Und so geht es nicht nur darum, was gereicht wird, sondern auch wie es gereicht wird. Denn wenn das Eis plötzlich in einer Waffel präsentiert wird, obwohl es als Eisbecher ausgeschrieben war und dafür das Obstdessert in einem Becher kommt, kann dies leicht zu Verwirrungen führen. So möchte ich diesen feuchtfröhlichen und ausgelassenen Abend mit der tiefgründigen Frage abschließen - Ist es wichtiger, was im Becher ist oder das es in einem Becher ist? Ich freue mich über eure Meinungen dazu!

06.11.19 El Calafate – Ausflug zum Perito–Moreno–Gletscher

Bereits als wir zum Frühstück eintreffen und durch die Glasfront des Hotels den wundervollen Blick auf den türkisblauen, in der SONNE glänzenden „Lago Argentino" genießen, ist klar, es hat endlich aufgehört zu regnen!!! Der gestrige Regen wird sich zusätzlich zu unserem Vorteil auswirken. Aber dazu später mehr. Carolina wird jedenfalls nicht müde, zu betonen, wie besonders der Regen in dieser extrem trockenen Region ist und das wir die Glückskinder sind, die ihn mitgebracht haben. Ich kann ihr dabei nur zustimmen, da es immer im Auge des Betrachters liegt, eine Sache zu bewerten. Und ich entscheide mich eindeutig dafür, dass wir gesegnete Glückskinder sind, die Patagonien den langersehnten Regen gebracht haben. Das geht doch runter wie Öl! Somit starten wir mit stolzgeschwellter Brust und natürlich dick eingepackt in den heutigen Tag. Bei unserem ersten Fotostopp am größten See Argentiniens mit einem Alter von über 15.000 Jahren, wird der erwähnte Wassermangel bereits sichtbar. Eigentlich sollte der See zu dieser Jahreszeit einen wesentlich höheren Füllstand haben, wobei er von mehreren angrenzenden Gletschern gespeist wird. Den „Perito-Moreno-Gletscher" sehen wir uns dabei heute genauer an. Auf dem Weg in den zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden Nationalpark „Los Glaciares" (die Gletscher), erleben wir einige Höhepunkte. Neben der atemberaubenden Landschaft mit den hohen, schneebedeckten Bergen im Hintergrund und dem strahlend blauen See zu deren Füßen, entdecken wir Glückskinder direkt aus dem Bus heraus zahlreiche Wildtiere. Neben einer vielfältigen, einheimischen Vogelpopulation, können wir eine Herde wilder Guanakos beobachten, die sich typisch für den Frühling in Paarungslaune befinden. Sie gehören zu der Familie der Kamele und bilden die Stammform des domestizierten Lamas. Auch heute noch werden ihr Fleisch und auch ihr Fell sehr geschätzt. Ein wenig später sehen wir eine Herde wilder Nandus. Da diese Landschaftsform einer Steppe gleich kommt, ohne Baumbewuchs und mit nur wenigen Sträuchern, kann man die Tiere besonders gut beobachten. Auch ein Highlight ist dabei der Strauch der Calafate-Beere (Buchsblättrige Berberitze); ein Symbol Patagoniens, aus dem zahlreiche Produkte wie Likör, Wein oder Gelee hergestellt wird und von dem wir von Carolina schon so viel gehört haben. Mit Einfahrt in den Nationalpark verändert sich die Landschaft zusehends. Das Gebiet wird bergiger und die Flora vielfältiger. So ist ihr auffälligster Vertreter der rot blühende Nationalbaum des Landes - der Ceibo oder auch Korallenbaum. Gerade mit den gedeckten Farben der Berge im Hintergrund, bildet er einen wunderschönen Kontrast zu dieser eher kargen Landschaft.
Im Bus werden wir jedenfalls ausführlich über die Vertreter der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt aufgeklärt. Die wohl wichtigste Pflanze ist dabei der Matebaum, aus dem der berühmte Mate-Tee gewonnen wird. Er ist zwar nicht hier beheimatet, bildet aber eine wichtige Grundlage für das tägliche Leben der Argentinier. Beim Trinken des Tees aus einer typischen Kalebasse mit Bombilla geht es nicht nur um dessen Koffeingehalt, sondern hauptsächlich um das gesellige Miteinander, wobei man sich grundlegend ein Teegefäß und auch ein Trinkröhrchen teilt. Es verwundert also nicht, dass unser Busfahrer Chino, komplett mit heißem Wasser und einer mit Tee gefüllten Kalebasse zum Fahrtantritt erscheint. Und schon befinden wir uns inmitten der nächsten, intensiven Team-Building-Maßnahme, als das Teegefäß Person um Person durch den Bus gereicht wird. Nachdem wir nun alle die gleichen Krankheiten haben, kann uns nichts mehr entzweien ;). Beflügelt von dem leicht bitteren Getränk ,sehen wir auf dem Weg sogar noch einen Fuchs über die Straße huschen und können stetig über uns kreisende Kondore beobachten. So weit so gut! Am Gletscher angekommen, besteigen wir ein kleines Boot und begeben uns auf eine einstündige Erkundungstour entlang der Gletscherzunge. Und dann passiert es! Während uns bereits prophezeit wurde, dass es eher selten vorkommt, dass man Zeuge wird, wie der Gletscher kalbt, bricht während unserer Beobachtungsfahrt ein Stück nach dem anderen ins Wasser. Ich sage nur Regen und Glückskinder! Das Herabbrechen der Eismassen ist ein imposantes Spektakel und ruft regelrecht einen kleinen Tsunami hervor, vor dem sich das Boot immer wieder durch Ortswechsel in Sicherheit bringen muss. Um sich von den kalten Temperaturen an Deck aufzuwärmen, bin ich als kleine Überraschung mit einer Flasche „Calafate-Likör" und einer Flasche „Dulce de Leche-Likör" ausgestattet. Endlich können wir den so hoch angepriesenen Saft selbst verkosten - für den größeren Spaß natürlich als „gebrannte" Version! Im Anschluss erkunden wir den Park zu Fuß und genießen die beeindruckenden Fotomotive von den verschiedenen Aussichtsplattformen. Immer wieder hört man in der Ferne das Kalben des Gletschers und sucht gespannt nach der Stelle, wo wieder ein großer Eisblock in den See gestürzt ist. Bekannt ist der „Perito-Moreno-Gletscher", der größte Auslassgletscher des „Campo de Hielo Sur", welches das größte Gletschergebiet der südamerikanischen Anden darstellt, dabei durch ein weltweit einmaliges Naturschauspiel. Die 250 km² große Gletscheroberfläche schiebt täglich ca. 1,5 Meter. Dabei endet die Gletscherzunge im „Lago Argentino" und bildet mit zunehmender Länge einen Damm, der den südlichen Teil des Sees abgrenzt und somit das Wasser aufstaut. Durch den dabei entstehenden, zunehmenden Druck des Wassers auf die Gletscherzunge, bricht die „Staumauer" aller 4-5 Jahre ein, wodurch sich der See wieder entleeren kann. Dies lockt Besucher aus der ganzen Welt an.
Leider ist es bei unserer Besichtigung noch nicht so weit. Nach einer kurzen Aufwärmpause in der hiesigen Cafeteria geht es zurück zum Hotel. Wir haben wirklich viel gesehen und erlebt. Aber damit sollte heute noch nicht Schluss sein! Direkt im Anschluss erkunden wir bei schönstem Sonnenschein die angrenzende „Laguna Nimez" - ein Vogelparadies, durch das man auf einem kleinen Pfad hindurch wandern kann. Und so schön alles erst scheint, mit den Flamingos in unmittelbarer Nähe in einer wundervollen Szenerie, so schnell ziehen die bedrohlichen Wolken eines Unwetters auf. Das Stichwort ist leider auch hier wieder der Wind. Mit der schnell nahenden Bedrohung im Nacken, legen wir eine regelrechte Rekordzeit für die mit mindestens einer Stunde ausgeschriebene Runde hin. Es hat definitiv weniger etwas mit einer besonnenen Vogelbeobachtungstour zu tun, als mehr mit einem Lauf um Leben und Tod :D. Aber ich muss gestehen, dass der peitschende Wind, in Kombination mit einem derartig bedrohlichen Himmel, einem durchaus Respekt einflößt. Als wir jedenfalls wieder am Eingang und somit der schützenden Holzhütte sind, scheint plötzlich wieder die Sonne. Was soll ich dazu noch sagen...Am Abend sitzen wir erneut in geselliger Runde alle beisammen und starten bei unserem Drei-Gang-Menü den zweiten Teil unserer Kennenlern-Runde. Zum Abschluss wird nach dieser Mahlzeit feierlich der Menüplan verbrannt. Eine kleine, spontane Zeremonie, bei deren Durchführung wir, durch den starken Wind, leichte Probleme haben.

07.11.19 El Calafate – Ausflug zur „Estancia Cristina" mit Besichtigung des Upsala–Gletschers


Heute sehen wir uns einen weiteren Vertreter der insgesamt 47 des südpatagonischen Eisfeldes an - den Upsala-Gletscher. Seinen Namen hat er dabei von der schwedischen Universität Uppsala (alte Schreibweise Upsala) erhalten, die die ersten glaziologischen Studien finanzierte. Mit einer Gesamtfläche von 870 km², wobei er 60 km lang und durchschnittlich 70 Meter hoch ist, handelt es sich bei diesem Talgletscher um den größten Südamerikas. Aber bevor wir diese Schönheit mit unseren eigenen Augen bewundern können, liegt noch ein weiter Weg vor uns. Zuerst geht es in einem Kleinbus zur „Punta Bandera", wo unser nächstes Transportmittel bereits auf uns wartet. Somit besteigen wir ein wenig später unser Boot und haben das große Glück, dass wir die besten Sitzplätze direkt hinter der großen Glasfront bekommen. Da die Fahrt insgesamt 2,5 Stunden dauert, würde man dies nicht wirklich ausschließlich auf dem Außendeck aushalten. Dafür gibt es zwei offizielle Stopps, bei denen man perfekt die großen, türkisblauen, im Wasser treibenden Eisberge betrachten und auch ablichten kann. Beim zweiten Stopp sieht man auch deren Verursacher in weiter Ferne thronen. Der Upsala-Gletscher ist nämlich weltweit der einzige Gletscher, der frei in einen See kalbt. Besonders in den letzten Jahren ist es zu großen Abbrüchen gekommen, die bezeichnend für den allgemeinen Rückgang des Gletschers sind und somit auch den Grund darstellen, wieso wir mit dem Boot nicht näher an den Gletscher heran fahren können. Dafür kommen wir in den Genuss, eines wundervollen Gruppenfotos vor einem leuchtend blauen Hintergrund, von zumindest einem Teil des Gletschers. Noch bereits auf dem Boot werden wir in Gruppen eingeteilt und bekommen zur Erkennung ein Armbändchen. Mit Ankunft auf der „Estancia Cristina" geht das Abenteuer auch schon los. Die erste Herausforderung bildet der starke Wind. Auch, wenn man bereits dachte, ordentlich eingepackt zu sein, werden einem hier ganz schnell die Schwachstellen aufgezeigt. Glücklicherweise müssen wir nur 15 Minuten zum historischen Landgut laufen und besichtigen zu allererst das hiesige Museum, welches die Familiengeschichte der Familie Masters und deren erfolgreiche Schafzucht vermittelt. Dabei erhielt die Farm ihren Namen nach dem tragischen Tod der Tochter Cristina, die mit nur 20 Jahren an einer Lungenentzündung verstarb. Trotz der langen Zeit, die dieses Gebäude/ehemals Stall nicht mehr in Nutzung ist, sind die Gerüche noch sehr lebendig! Im Anschluss wärmen und stärken wir uns im hauseigenen Restaurant. Dabei sind die Plätze am Kamin besonders begehrt. Und schon wird unsere Besichtigung fortgesetzt; mit einem Rundgang auf der Estancia und ihren zahlreichen Farmgebäuden, welche heute hauptsächlich touristischen Zwecken dienen. Immer wieder kreuzen freilaufende Pferde auf diesem weitläufigen Gelände unseren Weg und verführen zur unauffälligen Annährung. Leider wird unauffällig bei den teils scheuen Tieren zu Weilen falsch verstanden. Denn sich einem „wilden" Pferd, leise von hinten anzuschleichen, um dann schnell anzufassen, ist definitiv keine gute Idee. Ein Schmunzeln kann ich mir allerdings bei diesem Schauspiel nicht verkneifen ;). So ist es wenig verwunderlich, dass aus diesem Zusammentreffen keine Freundschaft entsteht, aber zumindest ein schöner Schnappschuss. Nach dieser einstündigen Begehung in wunderschöner Kulisse erfolgt der Höhepunkt des heutigen Tages. Wir besteigen und das meine ich hier wortwörtlich große Jeeps, die uns an den Rand des Upsala-Gletschers bringen. Da man auf der Fahrt ordentlich durchgeschüttelt wird, dürfte nun niemandem mehr kalt sein. So fahren wir vorbei an urzeitlichen Bäumen, die das einstige Ende des Gletschers markieren, an steilen Wänden marmorierten Magmagesteins und farbigen Sedimentgesteins auf der anderen Talseite. Die wilden Kühe, die bei der Aufgabe der Farm zurückgelassen wurden und sich wider Erwartens prächtig vermehrt haben, komplettieren das Bild. Zumal sich immer wieder wilde Hasen hinzu gesellen. Die Landschaft ist jedenfalls unglaublich vielfältig und einfach nur faszinierend. Wer glaubt, mit dem „Perito-Moreno-Gletscher" alles gesehen zu haben, wird hier eines Besseren belehrt. Als wir nach einer knappen Stunde am Ausstiegspunkt ankommen, folgt im Anschluss der circa 15minütige Lauf zum Aussichtspunkt. Während der eine professionell und unauffällig Steine entwendet, ist der andere damit beschäftigt, auf dem teils unwegsamen Pfad zu bleiben. Glücklicherweise wird man hier aber zu jeder Zeit von den Rangern unterstützt und gehalten, wenn dies nötig ist. Und dann kommt auch schon der Höhepunkt. Die Sonne bricht durch die Wolken und enthüllt die im Licht glitzernde Gletscherzunge des Upsala-Gletschers, welche mit dem Wasser des „Lago Argentinos" um die Wette funkelt. Wenn nicht gerade heute eine Windstärke von „Ich habe Probleme aufrecht zu stehen" herrschen würde, wäre dieser Anblick regelrecht idyllisch. Aber so haben wir wenigstens zusätzlich unseren Spaß, wobei ich meine Erfüllung beim Verstecken hinter einem Stein finde ;). Somit ist unser Aufenthalt zwar nicht besonders lang, aber es greift das Sprichwort: „Es war kurz, aber intensiv!" :D. Als wir nach unserem Abstieg unser Auto erklimmen wollen, muss leider erst ein Reifen gewechselt werden, bevor die holprige Fahrt weiter gehen kann. So haben wir wenigstens Zeit, die mitgebrachten Kekse zu essen.
Auf dem Rückweg werden wir direkt zum Schiff transferiert und können somit gleich einsteigen. Und einmal wieder - was für ein ereignisreicher und schöner Tag! Die Fahrt zurück vergeht wie im Flug und schon sind wir wieder im Hotel. Da es bereits kurz nach 20 Uhr ist, diniert ein Teil direkt im Haus, während wir nochmals in unser Stammlokal „La Tablita" losziehen. Das zentrale Thema des Abends sollte sich dabei überraschenderweise um ein Fußwaschbecken drehen. Und alle, die dabei waren, werden jetzt ein Schmunzeln im Gesicht haben und sich daran erinnern, dass wir bei dieser langen Auseinandersetzung mit dieser Thematik Tränen gelacht haben. Was für ein schöner letzter Abend in Patagonien!

08.11.19 El Calafate > Buenos Aires >> Salta „Die Überflieger kommen..."


Heute ist einer unserer typischen Transfertage. Und da wir uns einmal komplett aus dem Süden des Landes in den Norden vorkämpfen und dabei circa 3.500 km zurück legen, dauert das halt seine Zeit. Dafür starten wir ganz entspannt und sonnig in den Tag, da wir erst gegen Mittag im Hotel abgeholt werden. Somit kann jeder die Zeit zur freien Verfügung nutzen und nach Herzenslust noch etwas Bummeln gehen, Spazieren oder einfach nur das schöne Wetter auf der hoteleigenen Veranda genießen. Nach mittlerweile drei Tagen hier in El Calafate können wir durchaus behaupten, uns hier etwas auszukennen :). Der Transfer zum Flughafen geht rasch und schon heißt es einmal wieder sich zu verabschieden. Auch rasch geht die Abwicklung auf dem überschaubaren Flughafen. Wie angenehm es sein kann, wenn es bei der Sicherheitskontrolle um die Wahrung des Scheins geht und man mehr oder weniger einfach durch gewunken wird. Somit sitzen wir bei Zeiten in unserem Flieger und treten die Rückreise nach Buenos Aires an. Zu unserer Überraschung, sitzen wir auch in diesem Flieger wieder genau in der gleichen Konstellation, wie bei unserer Anreise. Somit braucht man gar nicht wirklich nach dem zugewiesenem Sitzplatz zu suchen, sondern nur nach dem vertrauten Gesicht des Sitznachbarn. Toll! Dabei haben sie intuitiv die „leicht Reisekranken" mit ihrer dazugehörigen Krankenschwester auf eine Reihe gesetzt. Fast wie bei einem Selbstläufer werden im Anschluss von allen die kleinen weißen und von innen folierten Papiertütchen gesammelt und an die nötigen Plätze übergeben. Ich bin begeistert! Wir sind schon eine wirklich tolle Truppe! Das muss auch einmal gesagt werden... Da der Flughafen von El Calafate direkt am „Lago Argentino" liegt, kommen wir bei unserem Abflug in den Genuss eines tollen Ausblicks auf den See und dessen Berge, mit den schneebedeckten Gletschern im Hintergrund. Atemberaubend schön! In Buenos Aires müssen wir kurz den Impuls unterdrücken, hier einfach vorzeitig an Land zu gehen, da die Stadt, eingehüllt in Sonnenschein, einladend unsere Namen ruft. Wir steigen allerdings ganz tapfer nach einem kurzen Aufenthalt am Flughafen in den nächsten Flieger nach Salta. Reichlich zwei Stunden später landen wir hier pünktlich gegen 22:30 Uhr. Dabei werden wir direkt von Benjamin, unserem neuen Reiseleiter mit deutschen Wurzeln, empfangen. Auf der Fahrt zum Hotel bestaunen wir noch den prunkvoll beleuchteten Hauptplatz von Salta und dann heißt es nur noch, so schnell wie möglich die Zimmer zu beziehen und ins Hotelbett einzusinken. Morgen geht es schließlich zeitig wieder los. Ich besorge uns noch am Kiosk nebenan Koka-Blätter, damit wir morgen direkt wie waschechte Nordargentinier mit einer dicken Backe in den Tag starten können. Aber dazu morgen mehr.

09.11.19 Salta – Antonio de los Cobres – Purmamarca >>> Wir fahren in die Wolken <<<


Heute erwartet uns ein langer und ereignisreicher Tag! Von der windigen und teils eisigen Kälte im Süden des Landes, haben wir uns in wärmere Gefilde vorgekämpft und begeben uns heute in ungeahnte Höhen - auf 4.220 Meter, um genau zu sein. Damit unsere Körper diesen Höhenunterschied gut kompensieren können, sind wir angehalten, viel zu trinken, immer wieder kleinere Portionen zu essen und wer möchte, zur Unterstützung Koka-Blätter im Mund aufzubewahren. Diese werden traditionell frisch oder getrocknet gekaut, oder als Aufguss zu sich genommen. Gewonnen werden sie dabei aus dem Kokastrauch. Neben dem psychotropen und stimulierenden Cocain, enthalten sie auch Mineralstoffe und viele Vitamine. Der Cocainanteil in den Blättern ist dabei deutlich geringer und wird im Mund nur langsam frei gesetzt. Für uns ist vor allem dessen stimulierende und stärkende Wirkung essentiell, die den Symptomen der Höhenkrankheit entgegen wirken soll. Somit stürzen wir uns tapfer in dieses neue Abenteuer und lagern eine kleine Portion, der leicht bitter schmeckenden Blätter, im Mund. Besonders viel Spaß hat man dabei, wenn man trotz des abgelegten Päckchens, versucht zu sprechen oder zu lachen und einem dabei die grüne Masse nach vorn auf die Zähne rutscht. Nichtsdestotrotz bilden wir uns eisern ein, dass es wirkt und nach einer Weile wird die dicke Backe zur Selbstverständlichkeit (Die Schnappschüsse des heutigen Tages sind besonders lustig anzusehen...). Dabei ist der Konsum gerade hier im Norden Argentiniens stark verbreitet. Der Kokastrauch darf allerdings nicht im Land angebaut werden und wird daher von den Hauptproduzenten Kolumbien, Bolivien und Peru importiert. Denn so normal der Verbrauch hier ist, so illegal ist er zum Beispiel im benachbarten Brasilien. Wir müssen dieses prickelnde Erlebnis also genießen, so lange wir noch können :). Ich fühle mich jedenfalls regelrecht belebt...und ja, noch belebter als sonst, falls das jetzt jemand gedacht hat ;).
Somit sitzen wir mit gut gefülltem Mund pünktlich 7 Uhr in unserem Kleinbus und sind bereit zur Abfahrt. Neben Benjamin empfängt uns heute Morgen auch noch Julio und unser Busfahrer Felix. Dieses unerschütterliche und sagenhafte Team sollte für die nächsten drei Tage Bestand haben. Unseren ersten Stopp machen wir am 260 Meter langen und 64 Meter hohen Viadukt „El Toro", welches einst als Verbindungsstrecke zwischen Argentinien und Chile zum Warentransport genutzt wurde.
Bei unserem nächsten Halt können wir ein wahres Naturschauspiel hautnah bewundern - und zwar das der wilden Kakteen, den „Cardónes". Diese blühen ausschließlich im November und jede Blüte für nur maximal 72 Stunden. Dabei können sie bis zu 19 Metern hoch werden, mit einem Alter von mehreren hundert Jahren. Als wir aussteigen erwartet uns ein regelrechtes Blütenmeer. Aber uns erwartet auch noch eine Überraschung - wilde Esel, „burros"!!! Völlig zutraulich und zahm kommen sie auf uns zu getrottet, um zu schauen, ob es eventuell etwas zu fressen gibt. Und wer es bezweifelt - unsere innige Verbindung war echt und hätte auch ohne die Kekse, die ich in der Hand hatte, Bestand gehabt! Als wir dabei sind, unsere Bustür kurz vor der Abfahrt zu schließen, stehen alle drei in Reih und Glied am Eingang und schauen wehmütig zu uns auf. Wahre Liebe! Im weiteren Verlauf unserer Fahrt genießen wir die Landschaft mit ihren farbigen Sedimentbergen, stoppen hier und da für Fotos und lauschen den Ausführungen von Julio und dann mir. Leider hat Benjamin seine Stimme noch nicht gefunden, ist aber bestrebt, an diesem "kleinen" Makel zu arbeiten...In „Santa Rosa de Tastil" angekommen, können wir zum einen zwei interessante Museen besuchen und haben zum anderen erste Berührungen mit volkstümlichen Souvenirs. Mein Tipp - für die kleinen Stände mit ihren wundervollen Produkten sollte man ausreichend Bargeld dabei haben. Bei uns findet bei Zeiten ein regelrechter Geldleihbasar statt, wobei die Männer tief in die Tasche greifen müssen, um es den Damen der Gruppe zu übergeben. Einer muss schließlich die hiesige Wirtschaft unterstützen!!! Besonders die zahlreichen Kleidungsstücke aus Alpakawolle sind einfach nur bezaubernd. Kurz vor 12 Uhr kommen wir dann an unserem eigentlichen Ziel an - „Antonio de los Cobres", welches bereits 3700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Wir wollen heute schließlich mit dem „Tren a las Nubes" fahren, der fünft höchsten Eisenbahnlinie der Welt. Während sie ursprünglich den Nordwesten Argentiniens und Chile (Salta>>>Antofagasta) über die Anden wirtschaftlich verbunden hat, wird sie heute fast ausschließlich für touristische Zwecke genutzt und dient als Kulturerbe. Die Landschaft ist auch hier einmal wieder wundervoll anzuschauen, zumal wir die Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von circa 35 km/h bei schönstem Sonnenschein begehen. So fahren wir vorbei an einer 1985 stillgelegten Mine für Silber, Kupfer, Zink und Lithium und nutzen diesen Moment gleich, um unerwartet die Lock abzuhängen. Unter einem großen Kraftaufwand der Arbeiter, wird diese dann am hinteren Teil des Zuges wieder angehangen. Gerade die Leute, die sich zu diesem Zeitpunkt im Speisewagen befinden, schauen nicht schlecht, als sie plötzlich mit ratlosen Gesichtern an uns vorbei fahren. Von da an wird der Zug bis zum Endhalt am „Viaducto La Polvorilla" von der Lock geschoben. Die besagte Brücke ist dabei 224 Meter lang und 63,4 Meter hoch, wobei insgesamt 1.600 Tonnen Stahl verbaut wurden. Wir befinden uns nun auf 4.220 Metern über dem Meeresspiegel und bereits beim Aussteigen merkt man, dass die Luft langsam dünn wird und der Körper unter dieser Belastung leicht strauchelt. Während also manche lieber im Zug sitzen bleiben und ein kleines Schläfchen machen, schauen wir uns begeistert einen kleinen volkstümlichen Markt an, wobei es zusätzlich noch eine tänzerische Folklorevorführung gibt. Wie es die Beteiligten allerdings bei dieser Höhe schaffen, sich derartig beschwingt zu bewegen, ist mir ein Rätsel. Danach geht es zurück zu unserer Anfangsstation. Somit sitzen wir nach drei Stunden Höhenabenteuer wieder im Bus und begeben uns zu den großen Salzseen - den „Salinas Grandes". Dabei fassen diese drei große Salzwüsten (Salare) in Argentinien zusammen. Wir werden uns heute die „Salinas Grandes del Noroeste" anschauen, die zwischen der Provinz Salta und Jujuy in einem Hochtal auf etwa 3.450 m über dem Meeresspiegel liegt. Der etwa 212 km² große See entstand vor 5 bis 10 Millionen Jahren im Zuge tektonischer Veränderungen am Ostabhang der Anden. Dadurch verloren mehrere Flüsse, wie der „Rio del San Antonio de los Cobres", der „Rio de los Burros" und der „Rio Talao", ihren Abfluss und bilden heute die Hauptquellen der „Salinas Grandes" und der nördlicher gelegenen „Laguna de Guayatayoc". Die 30 Zentimeter starke, meist aus Natriumchlorid bestehende Salzschicht wird nahe einer künstlichen Insel am Damm der „Ruta Nacional 52" abgebaut. Um dort allerdings hin zu gelangen, holpern wir über die unbefestigte „Ruta 40". Dafür sehen wir hier neben einer Windrose, zahlreiche Herden von wilden Alpakas, Vikunjas und Eseln. Nach einer Weile kann man sie auch zweifelsfrei auseinanderhalten. Nachdem wir also die Salinas in ihrer weißen, funkelnden Pracht bestaunt haben und der gleißenden Sonne getrotzt, sind wir auf dem finalen Abschnitt unserer heutigen Reise. Bevor wir allerdings auf den Serpentinen ins Tal hinunter nach „Purmamarca" gleiten, genießen wir einen letzten Blick in die beeindruckende, sich vor uns auftuende Schlucht „Quebrada de Humahuaca".
Endlich im Hotel angekommen, wird sich schnell frisch gemacht und dann sitzen wir auch schon bei unserem wohlverdienten Drei-Gang-Menü, für dessen Speisenauswahl wir bereits so viel „gespielt" haben. Dazu gibt es natürlich wieder einige Flaschen Malbec und schon ist der Abend perfekt!

10.11.19 Purmamarca – Tilcara – Humahuaca >>> Auf den Spuren der Indianer <<<


Purmamarca ist ein reichlich 2.000 Einwohner zählendes Dorf im Departamento Tumbaya in der Provinz Jujuy. Eine ihrer Hauptattraktionen sehen wir uns heute gleich zu Beginn an - den „Cerro de los Siete Colores". Auch hier handelt es sich um das für die Region typische Sedimentgestein, welches seine Farbschattierungen durch die unterschiedliche Konzentration verschiedener Mineralien erhält. Damit ist der Berg der sieben Farben ein klassisches Beispiel für die Gestalt der vegetationskargen Bergwelt der „Puna", der Hochwüste im nordwestlichen Teil des Landes. Als nächstes nehmen wir Anlauf auf den „Paseo de los colorados", den Weg der Röte, auf dem wir ein Stück entlang wandern. Die rote Farbe kommt dabei durch den hohen Eisenanteil im Gestein zu Stande. Je nach dem in welchem Oxidationsstadium sich das Eisen befindet, kann seine Farbgebung von schwarz über braun bis hin zu gelb, rot oder grün reichen. Die Reinheit oder Anreicherung mit anderen Mineralien spielt dabei auch eine Rolle. Nach mehreren weiteren Fotostopps, auf denen wir die Schönheit der Landschaft würdigen, erreichen wir die Stadt „Tilcara", die mit zunehmender Berühmtheit den Beinamen „Hauptstadt der Archäologie" bekommen hat. Hier befindet sich die Ausgrabungsstätte „Pucará de Tilcara", eine auf einem 80 Meter hohen Hügel angelegte, strategisch positionierte Stadt, die vor Besiedlung der Spanier einer der wichtigsten und bekanntesten Orte der „Quebrada de Humahuaca" darstellte. Dabei handelt es sich bei der Fundstätte um ein circa 900 Jahre altes Wehrdorf der Tilcara-Indianer, welches einstig eine Ausdehnung von 8 bis 15 Hektar hatte. Neben verschiedenen Wohnkomplexen gab es Gehege für Tiere, einen Friedhof und einen Platz für verschiedene, heilige Zeremonien. Auf dem rituellen Hauptplatz wurden dabei hauptsächlich Tieropfer zu Ehren der Götter dargebracht. Ab Höhen von 4.000-5.000 Metern, war es auch üblich, prädestinierte Kinder zu opfern. Ihr Weg war von Geburt an bestimmt und sie galten als Symbol für Reinheit, Unschuld und Jugend. Zu Ehren der Götter nur das Beste.
Wir nehmen uns eine Stunde Zeit, um uns einen eigenen Überblick zu verschaffen. Neben einem regelrechten Garten aus Kakteen, ist der Aufbau der Häuser besonders interessant, für deren Bau ausschließlich Naturprodukte verwendet wurden. So auch das Holz der „Cardónes", welches auch heute noch vielfältig verwendet wird. Mittlerweile zählt „Tilcara" zum UNESCO Weltkulturerbe. Im Anschluss besuchen wir das dazugehörige Museum im Stadtzentrum. Hier sind besonders die dargestellten Riten zur Ehrung der „Pachamama" erwähnenswert. Grundlegend gibt es in Nordargentinien zwei große Glaubensrichtungen. Die Katholiken, welche von der Besetzung der Spanier her rühren und der Glaube an die Mutter Erde. Dabei dient sie besonders den Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Überall sieht man im Gedenken an sie aufgetürmte Steinhaufen, in welche Flaschen, Dosen und zahlreiche andere Gaben mit eingearbeitet sind. Nachdem wir uns so ausgiebig weitergebildet haben, steht etwas Entspannung auf dem Programm. Wir haben nämlich etwas Zeit, um auf dem Marktplatz Tilcaras mit seinen zahlreichen, bunten Marktständen einzukaufen, bevor es zum Mittagessen weiter geht. Hierfür fahren wir in ein benachbartes Hotel und genießen die kleine Auszeit bei schmackhafter, landestypischer Küche. Aber das ist noch nicht alles für heute! Der Tag ist schließlich noch jung! So begeben wir uns im Anschluss nach „Humahuaca". Der Ort ist vor allem durch seine bunten Kolonialstilbauten bei den Touristen beliebt. Die Hauptattraktionen bilden dabei die Kathedrale, das Rathaus und das Denkmal „Monumento a los Héroes de la Independencia" (Denkmal für die Helden der Unabhängigkeit), welches der argentinischen Nordarmee gewidmet ist, die in der Nähe von „Humahuaca" während des Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien vierzehn Schlachten geschlagen hat. Auch hier nehmen wir uns eine Stunde Zeit, um gemütlich durch die kleinen Gassen zu schlendern und uns das ein oder andere Andenken mitzunehmen. Der Schmuck aus dem roséfarbenen „Rhodochrosit" ist dabei besonders schön. Es handelt sich schließlich auch um den Nationalstein Argentiniens. Anschließend fahren wir unter lauten „Cumbia-Klängen" zurück Richtung Hotel. Bei dieser schwungvollen, landestypischen Musik bleibt keiner ruhig auf seinem Sitz. Aber dies sollten wir bei unserem letzten Stopp noch toppen. Da uns Felix als Meistertänzer angekündigt wurde, müssen wir dies natürlich mit eigenen Augen sehen. Als wir also anhalten, um den Friedhof bei „Maimara" mit der „Paleta do Pintor" (der Malerpalette) im Hintergrund abzulichten, erfolgt vorerst ein regelrechtes Tanzspektakel, dem sich keiner entziehen kann. Sogar unsere Herren machen eine wirklich gute Figur! Hauptsache wir haben unseren Spaß und da vergisst man schon einmal, dass wir uns nach wie vor auf 2.200 Höhenmetern befinden :). Regelrecht belebt und leicht außer Puste steigen wir also wieder in unseren Bus, um uns nun final auf den Heimweg zu machen. Zum Abendessen gibt es eine andere Variation des gehobenen 3-Gang-Menüs, was alle glücklich macht. Somit findet das Auswählen der Gänge ein Ende. Hallelujah!

11.11.19 Purmamarca – Salta – Iguazú >>> Flug ins Paradies <<<


Auch die schönste Zeit hat ein Ende. Glücklicherweise spreche ich nur von diesem Reiseabschnitt, der aber ein ganz besonderer und eindrucksvoller war. Wo wir angefangen haben, werden wir auch wieder enden und somit begeben wir uns heute zurück nach Salta. Auf dem Weg, und mit dem damit einhergehenden „Abstieg", verändert sich die Landschaft drastisch. Aus den vielfältigen Erdtönen in einer eher kargen Landschaft, wird entlang des „Rio Grande" ein sattes Grün mit einer üppigen Vegetation. Inspiriert von der Fruchtbarkeit dieser Region, vertausche ich im Dialog mit Julio das Verb „consumir" (etwas konsumieren, aufbrauchen) mit dem Verb „consumar" (die Ehe vollziehen). Richtig und falsch so nah bei einander. Zumindest verstehe ich bei der Auflösung des Versprechers, wieso er Tränen lacht und gar nicht mehr aufhört :D. In „Salta La Linda" (Salta - die Schöne) angekommen, beginnen wir unseren Stadtrundgang auf dem belebten Hauptplatz „Plaza 9 de Julio". Grundsätzlich ist die Architektur der Stadt vom Kolonialstil geprägt.
Wir besuchen zuerst die 1858 erbaute Kathedrale von Salta (Catedral Santuario Nuestro Señor y la Virgen del Milagro), das wohl bekannteste und bedeutendste Bauwerk der Stadt. Diese römisch-katholische Kirche, welche den Ehrentitel Basilika Minor trägt, ist als national historisches Monument eingetragen und im neobarocken Stil erbaut. Als wir sie von innen begutachten, wird gerade ein Gottesdienst abgehalten. Sie bietet jedenfalls ein wundervolles Motiv, um ein erneutes Gruppenfoto zu schießen! Im Anschluss passieren wir „El Cabildo", das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert, welches zu einem Museum umfunktioniert wurde sowie das nahe gelegene „Museo de Arqueología de Alta Montaña" (MAAM), in dem Inka-Artefakte beherbergt sind. Den Abschluss bildet die „Basilika San Francisco". Danach sind wir bereit für unsere Lieblingsbeschäftigung, für die Salta einfach nur prädestiniert ist - EINKAUFEN!!! Hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt und noch viel mehr. Wenn wir keinen zeitlichen Rahmen hätten, würden bestimmt einige heute noch durch die Geschäfte stöbern ;). Da Sport hungrig macht, gehen wir im Anschluss essen. Dabei werfe ich vorher die Tonnen von geschriebenen Postkarten der Gruppe in einer feierlichen Zeremonie bei der Hauptpost ein. Ich sage nur - wir mussten zu zweit gehen, um die Unmengen literarischer Ergüsse zu transportieren ;). Und dann heißt es auch schon Abschied nehmen. Der Weg zum stadteigenen Flughafen ist schnell zurück gelegt und somit bleibt nichts mehr zu sagen als - es war eine wunderschöne Zeit und wir haben sie in dieser Konstellation sehr genossen. Erstmalig gibt es zahlreiche Drücker, wobei Felix auch einfach ein Teddybär ist, den man drücken muss :). Damit der Abschied nicht ganz so schwer fällt, da es nicht nur ein Abschied vom Nordwesten Argentiniens ist, sondern gleich vom ganzen Land, besorge ich uns als Überraschung die berühmten „Alfajores Salteños", die weitreichend für ihre Vorzüglichkeit bekannt sind. Und gerade als ich die Übergabe mit lobenden Worten einleite, kommt das Banausenkommentar aus der Gruppe, ob dies nicht diese krümeligen und klebrigen Dinger seien, die so süß sind. Ich brauche wohl nicht erst zu erwähnen, wer dann keine bekommen hat ;). Der Check-in am kleinen Stadtflughafen geht rasch und problemlos, die Sitznachbarkonstellation wird zum größten Teil gewahrt und schon befinden wir uns im Anflug auf Brasilien!!! Von der Hochwüste Argentiniens in die Tropen Brasiliens. Unterschiedlicher als auf dieser Reise könnte das Klima und damit einhergehende die Vegetation wirklich nicht sein. Somit kann jeder für sich entscheiden, unter welchen klimatischen Bedingungen er sich am wohlsten fühlt. Bereits bei der Landung am Flughafen „Cataratas del Iguazú" werden wir von einem tropischen Regenwald begrüßt und somit von einem üppigen Grün, wobei die verschiedensten Vogelarten durch die Luft schwirren und uns ein Ankunftsständchen singen. Direkt beim Verlassen des Flughafens werden wir von unserem neuen Reiseleiter Rodrigo in Empfang genommen, der uns mit einer langen Rede begrüßt. Während unsere Mine erst versteinert ist, was mit der allgemeinen Sprachlosigkeit zusammenhängt, verfallen wir dann alle in regelrechte Jubelstürme der Erleichterung und Freude. Nur der arme Rodrigo ist leicht verlegen und weiß nicht, was los ist. Ich kläre ihn allerdings im Laufe der Gepäckverladung auf. Ein sprechender Reiseleiter - was für ein Segen ;)! Damit wäre dieser Transfertag auch schon fast über die Bühne gebracht. Nun überqueren wir noch die Grenze zu Brasilien, da unsere Oase des Glücks oder auch unser Hotel auf brasilianischer Seite liegt und schon heißt es in Ruhe ankommen, etwas Essen und den Abend einfach nur gemütlich ausklingen lassen.

12.11.19 Foz de Iguacu >>> Die tosenden Wasserfälle <<<


Heute starten wir, mit einer Abfahrtszeit von 8:45 Uhr, so gemütlich in den Tag wie lange nicht. Nur für einen war der Morgen nicht ganz so gemütlich, da er direkt zu Anfang eine einprägsame Bekanntschaft mit einer Glasscheibe machte. Glücklicherweise ist nichts weiter passiert! Wenn man einmal nicht aufpasst...
Wir begehen den heutigen Tag jedenfalls bei schönstem Sonnenschein und feucht-warmen 35 Grad. Herrlich! Unser erklärtes Ziel sind dabei die Iguazú-Wasserfälle (portugiesisch: Cataratas do Iguaçu; spanisch: Cataratas del Iguazú), welche aus dem Fluss Iguaçu/Iguazú hervor gehen und die Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones bilden.
Da der Großteil des Wasserfallsystems auf argentinischer Seit liegt, verschaffen wir uns auf brasilianischer Seite erst einmal einen Überblick. Dazu fahren wir mit einer entsprechenden Sondergenehmigung mit unserem Kleinbus auf das Gelände des Nationalparks, welcher auf dieser Seite seit 1986 besteht und in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Auf argentinischer Seite geschah die Gründung des Parks bereits 1984. Beides diente und dient auch heute noch zum Schutz, eines der letzten noch bestehenden Gebiete Atlantischen Regenwalds mit all seiner Artenvielfalt in Flora sowie Fauna.
Als wir am Belmont Hotel angekommen sind, beginnen wir unseren knapp eineinhalb stündigen Rundgang immer entlang des Iguaçu. Und als wir noch keine zwei Minuten an der ersten Aussichtsplattform stehen, kommen einmal wieder die Glückskinder zum Vorschein. Wir können nicht wirklich zwei Tukane beobachten, die in unmittelbarer Nähe in einer Baumhöhle nisten und uns somit einen perfekten Anblick bieten. Was für ein Einstieg!!! Im weiteren Verlauf unseres Spaziergangs sehen wir zusätzlich eine Argentinische Schwarz-Weiß Tegu Echse, Südamerikanische Nasenbären, die ausgelassen im umliegenden Gestrüpp spielen und dabei immer wieder den Weg kreuzen, Königsgeier, die auf dem gesamten Gelände über den Wasserfällen schweben und brütende Rußsegler. Letztere nutzen den Schutz der Wasserfälle für ihre Nistplätze und hängen dementsprechend hinter dem Wasservorhang am Fels.
Es gibt unzählige Aussichtsplattformen, wobei jede einen anderen Blickwinkel auf die Wasserfälle bietet und somit ihren Reiz hat. An der Finalen angekommen, mit Blick auf die „Garganta do Diabo" oder den sogenannten „Teufelsschlund", kann man sich darauf einstellen, gehörig nass zu werden. Bei diesem Wetter ist dies allerdings eine regelrechte Erfrischung, zumal man von hier aus den besten Blick auf den Hauptwasserfall hat. Im Endeffekt handelt es sich dabei um eine U-förmige, 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht, in die der Iguaçu hinab stürzt. Ein wahres, majestätische Naturschauspiel, weswegen die Wasserfälle auch 2011 in die Liste der Sieben Weltwunder der Natur aufgenommen wurden.
Im Anschluss an diesen erlebnisreichen Rundgang teilt sich die Gruppe auf. Heute kann jeder machen, worauf er Lust hat! Dabei begibt sich ein Teil auf eine abenteuerliche Bootsfahrt zum Fuße der Wasserfälle, ein anderer Teil sieht sich die Fälle bei einem Helikopterflug gemütlich von oben an, ein Teil begibt sich auf eine Exkursion in den hiesigen Vogelpark und ein weiterer Teil genießt den Luxus unseres Hotels. 14 Uhr kommen wir alle wieder zusammen, um zum einen von den gemachten Erlebnissen zu berichten und zum anderen auf unseren außerplanmäßigen Sonderausflug nach Paraguay zu starten. Leider ist uns das Glück dieses Mal nicht hold, da die Zufahrtsstraße durch einen schweren Unfall gesperrt ist und uns somit zwingt, den „Itaipu-Staudamm" auf brasilianischer Seite zu besuchen. „Itaipu" heißt dabei singender Stein. Gebaut wurde der Staudamm am Fluss Paraná von 1974-1991, welcher die Grenze zwischen Paraguay und Brasilien bildet. Bis zur Fertigstellung der Drei-Schluchten-Talsperre in der Volksrepublik China im Jahr 2006, war „Itaipu", bezüglich der Leistung, das größte Kraftwerk der Erde.
Nach einer einführenden Filmvorstellung zur Entstehung des Staudamms, fahren wir dazu mit unserem Kleinbus in einer überwachten Kolonne auf das riesige Gelände. Bei unseren zwei Fotostopps, können wir uns ein eigenes Bild von diesem monströsen Konstrukt mit einer 196 Meter hohen Staumauer machen. Obwohl ich zugegebenermaßen lieber bei den grasenden Wasserschweinen gestoppt hätte ;). Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände sind allerdings sehr strikt und somit gibt es keine außerplanmäßigen Stopps auf der Strecke.
Auf dem Rückweg zum Hotel gönnen wir uns noch einen kleinen Einkaufsbummel, um uns mit hiesigen Köstlichkeiten wie Kaffee und Schokolade einzudecken und schon neigt sich dieser lange Tag dem Ende. Zum Ausklang dinieren wir alle gemeinsam am Buffet im Hotel und lassen es uns noch einmal richtig gut gehen!

13.11.19 Cataratas del Iguazú >>> Rio de Janeiro


Mit 7 Uhr starten wir heute zeitig in den Tag. Dafür wollen wir aber auch neben der Besichtigung der Iguazú-Wasserfälle auf argentinischer Seite nach Rio weiter reisen. Von daher bietet sich uns einmal wieder ein volles Tagesprogramm. Nach einer reichlich einstündigen Fahrt kommen wir am Nationalpark an. Die erneute Überquerung der Grenze dauert ihre Zeit. Leider wird uns bereits im Bus von schweren, bevorstehenden Gewittern und dementsprechend starken Regenfällen berichtet. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber bis jetzt bahnt sich noch nichts an. Glückskinder! Da die meiste Regenkleidung bereits sicher im Koffer verstaut ist, können wir auch einfach keinen Regen gebrauchen! Durch das Engagement von Rodrigo, schaffen wir es pünktlich 8:30 Uhr in den ersten Zug, der uns zum „ Paseo Garganta del Diablo" bringt. Gestern durften wir sie bereits aus sicherer Entfernung begutachten und heute wollen wir es wissen! Auf dem Weg dahin laufen wir auf einem 600 Meter langen Gitterrostpfad, der uns trockenen Fußes über die unter uns hindurch gleitenden Wasserströme des Iguazú bringt. Dabei können wir verschiedenste Vogelarten beobachten und auch zwei Wasserschildkröten bei der Paarung. An der Fallkante angekommen, wird es einmal wieder nass. Je nach dem wie der Wind steht, kann man das Naturschauspiel perfekt mit der Kamera einfangen oder wird vom umher fliegenden Wasserstaub benetzt. Die Iguazú-Wasserfälle bestehen dabei aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen, auf einem Gebiet von insgesamt 2,7 Kilometern. Einige sind bis zu 82 Meter hoch, der Großteil ist jedoch um die 64 Meter. Mit Besichtigung beider Seiten haben wir definitiv einen Großteil des Wasserfallsystems sehen können.
Im Anschluss an den Teufelsschlund begeben wir uns wieder in die Kleinbahn und fahren zur Mittelstation. Jeder unserer Schritte wird dabei immer genau von unzähligen Blaukappenraben beobachtet, die nur darauf warten, zuzuschlagen und sich etwas Funkelndes oder Essbares zu holen. Hübsch anzusehen sind sie allemal und der Tierflüsterer unserer Gruppe kommt ihnen so nah wie kein anderer. An der Mittelstation angekommen, begeben wir uns auf den „Circuito Superior", ein kleiner Pfad durch den Dschungel, vorbei an unzähligen Wasserfällen und Aussichtsplattformen. So können wir auf dem Weg, neben zahlreichen interessante Pflanzen, auch einen Tigerreiher beim Fischfang beobachten. Zusätzlich kommt ein Tukan vorbei geflogen. Das obligatorische Zusammentreffen mit den Nasenbären darf natürlich auch nicht fehlen. Trotz unseres eineinhalb stündigen Rundgangs, hält das Wetter tapfer aus. Sogar die Sonne lässt sich ab und zu blicken. So wie wir allerdings ins Restaurant einkehren, um unser Mittagessen ein zu nehmen, öffnen sich die Himmelsschleusen und es fängt in dicken Tropfen an zu regnen. GLÜCKSKINDER!!! Das Buffet ist dazu auch noch sehr schmackhaft. Als wir unser Essen beendet haben, hört es auch auf zu regnen und wir begeben uns somit trockenen Fußes zurück in unseren Bus. Nach knappen zwei Stunden Fahrzeit befinden wir uns auch schon am internationalen Flughafen „Foz do Iguaçu", um ins nächste Abenteuer zu starten. Obwohl der Flughafen überschaubar ist und wir uns auf einem Inlandsflug befinden, wollen sie es hier genau wissen. Eine so ausführliche Kontrolle von Leib und Gepäck sind wir schon gar nicht mehr gewohnt! 18:30 Uhr landen wir pünktlich in Rio de Janeiro und werden von Marcelo in Empfang genommen. Bis auf, dass einmal wieder EIN Koffer demoliert ankommt (Ich frage mich langsam, in welchem Zustand der Koffer dann in Deutschland erscheint, oder ob es sich dann nur noch um Einzelteile handeln wird ;)), verläuft unsere Anreise reibungslos. Im Hotel angekommen, heißt es einmal wieder, sich schnell frisch zu machen und schon spazieren wir entlang der belebten Straßen Richtung Meer. Wir dinieren heute Abend im Steak-Restaurant „Carretao", was sich zu einem echten Erlebnis entpuppt. Neben den unzähligen Köstlichkeiten, die frei am Buffet zugänglich sind, werden immer wieder neu bestückte Fleischspieße zum Tisch gebracht, von denen dann mit einem großen Messer zarte Stücke auf den Teller fallen. Die Speisennachfuhr nimmt gar kein Ende und wir sind bei Zeiten mehr als satt. Da immer wieder neue Delikatessen dargeboten werden, ist man versucht, doch noch ein kleines Stück zu kosten, um sich am Ende doch „leicht" zu übernehmen. Da kommt uns aber eine andere Spezialität zu Gute - der „Cachaca", ein brasilianischer Zuckerrohrschnaps. Gebracht wird er uns in einer riesigen Flasche, aus der dann die kleinen, tönernen Becher befüllt werden. Genau, was wir gebraucht haben! Zusätzlich findet heute noch ein anderes Spektakel in der Millionenmetropole statt, was fast jeden echten Fan auf die Straßen treibt - das Heimduell der großen Fußballclubs „CR Vasco da Gama" und „Flamengo Rio de Janeiro". Mit insgesamt 8 Toren wird lauthals geschrien, gejubelt und einfach nur gemeinsam gefeiert. Genau die richtige Stimmung für unseren Auftakt in Rio!

14.11.19 Rio de Janeiro >>> Auf zum Zuckerhut <<<


Da es nun heute wirklich regnen soll, ändern wir unsere Pläne und fahren zuerst zum Zuckerhut, dem „Pão de Açúcar", was wortwörtlich übersetzt eigentlich Zuckerbrot heißt. Eine kluge Entscheidung, wie sich schnell herausstellen wird, da es bereits während unseres Aufenthalts langsam zu Tröpfeln anfängt. Der „Pão de Açúcar" ist dabei ein 396 Meter hoher, steilwandiger Felsen auf der Halbinsel „Urca", welche sich am westlichen Eingang der „Guanabara-Bucht" befindet. Nach einer zweifachen Gondelfahrt kann man dies gut überblicken und sich einen Eindruck von der Dimension Rio de Janeiros machen, der zweitgrößten Stadt Brasiliens mit knapp 7 Millionen Einwohnern.
Seinen Namen hat der Felsen dabei, abgeleitet von seiner Form, von den sogenannten „Zuckerbroten". So wurden die Blöcke von Rohrzucker genannt, die man für einen einfacheren Transport formte. Durch die große wirtschaftliche Bedeutung, die der Rohrzucker hatte, entstand somit die Namensgebung. Heute zählt er neben der Christusfigur zu DEN Wahrzeichen Rios. Da wir uns bereits in der Mittagszeit befinden und es sich langsam eingeregnet hat, nutzen wir die Gunst der Stunde, um unsere Reservierung in der „Confeitaria Colombo" anzutreten. Hinauf in den ersten Stock geht es dabei mit einem regelrecht geschichtsträchtigen Fahrstuhl, in den jeweils nur drei Personen passen. Die „Confeitaria Colombo" ist im Stile eines Wiener Kaffeehauses eingerichtet und wurde 1894 von den Portugiesen Manuel José Meireles Lebrão und Joaquim Borges eröffnet. Das Ambiente zeigt mit seinem Detailreichtum und seinen grundlegend prunkvoll gestalteten Räumen den verschwenderischen Charakter der Jugendstilarchitektur des 19 Jahrhunderts. So ist die prachtvolle Deckenkuppel aus handbemaltem Glas gestaltet, welches sich vom Material her in den großen Kristallspiegeln wiedergibt. Somit wird man vom Glanze geblendet, fühlt sich aber dennoch sehr wohl. Wer gestern bereits dachte, dass das Abendessen nicht zu toppen wäre, wird heute eines Besseren belehrt. Mehr möchte ich dazu aber gar nicht sagen, weil man diese Gaumenfreuden und vor allem die Vielfalt dieser selbst erlebt haben muss. Zum Abschluss gibt es die Spezialität des Hauses - brasilianischen Kaffee. Bei unserem anschließenden Verdauungsspaziergang mit aufgespanntem Regenschirm, besichtigen wir die „Catedral Metropolitana de São Sebastião de Rio de Janeiro", eine katholische Kirche im Stile des Modernismus. Danach flüchten wir uns doch leicht durchnässt zurück in den Bus und führen unsere Stadtrundfahrt weiter. Dabei landen wir als nächstes bei der berühmtesten Treppe der Stadt, der „Escadaria Selarón". Was einst 1990 als Renovierungsarbeit einzelner Stufen vor der eigenen Haustür begann, ist heute ein imposantes Kunstwerk mit Fließen aus circa 60 Ländern. Der Künstler Jorge Selarón macht es sich zu seinem Lebenswerk, die Treppe als symbolische Reise um die Welt auszugestalten und künstlerisch zu verzieren. An einem besonderen Platz am Fuße der Treppe ist er auf einer Fließe in gewagter Pose verewigt. Auch hier haben wir noch etwas Zeit, um uns Souvenireinkäufen zu widmen. Ich nutze dies gleich, um uns einen kleinen Stimmungsaufheller zu kaufen - den berühmten Zuckerrohrschnaps Cachaca in verschiedenen Geschmacksrichtungen. So wird uns gleich wieder warm (...wobei es nicht wirklich kalt draußen ist...) und wir haben die richtige Gemütslage für Sambaklänge und was sie mit unserem Körper machen! Nächster Halt: „Sambódromo da Marquês de Sapucaí", die berühmte Tribünenstraße, wo jährlich zum Karneval die Sambaschulen in ihren „Desfiles" um die Meisterkrone kämpfen. Als wir ankommen wartet bereits eine vollausgeschmückte Dame auf uns, die besonders bei den Männern große Begeisterungsstürme hervorruft, weswegen gleich etliche Fototermine stattfinden. Ich kann dies allerdings sehr gut verstehen. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, sich mit einer brasilianischen Schönheit in einem knappen, glitzernden Etwas fotografieren zu lassen?!!! Obwohl mir gerade einige Situationen an den „Iguacu-Wasserfällen" einfallen, wo sich eine vermeintlich brasilianische Touristin völlig überrascht mit einem mir bekannten Gesicht vor einer Kameralinse wiederfand. Im Zuge der Abgeschiedenheit unserer Lage, habe ich mir diesbezüglich wenig Sorgen gemacht. Die nächste Stelle, um sich zu beschweren, wäre zu weit entfernt gewesen :D. Nachdem wir diesen Spaß mitgenommen haben, geht es zurück zum Hotel, wo ein freier Restnachmittag auf uns wartet. Die meisten genießen diese Zeit, um etwas abzuspannen und sich auf das bevorstehende Abendprogramm vorzubereiten. Wir haben für unseren Abschlussabend einen Tisch im „Rio Scenarium" bestellt, einem bekannten Lokal mit Live-Musik, wo die Einheimischen zusammenkommen, um mit dem Klang heißer Sambarhythmen das Leben zu feiern. Was für ein fulminanter Abschied!

14./15.11.19 Rio de Janeiro – Cristo Redentor – Heimreise


Das eine Wahrzeichen Rios haben wir bereits gestern besucht und heute gehen wir zum Zweiten über - dem „Cristo Redentor" - eine monumentale Christusstatue mit einer Höhe von 30 Metern, aufgestellt auf dem Berg Corcovado. Das zu Ehren der hundertjährigen Unabhängigkeit Brasiliens 1931 fertiggestellte Monument im Art-Déco-Stil, dient als Vorbild zahlreicher Christusstatuen weltweit und wurde im Jahr 2006 zum 75-jährigen Jubiläum zum Wallfahrtsort deklariert. Im rund acht Meter hohen Sockel befindet sich dabei eine Kapelle. Auch von hier hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt, den wir heute bei schönstem Wetter genießen können.
Danach geht es weiter zum weltbekannten Fußballstadion „Estádio Jornalista Mário Filho" oder kurz
„Maracanã". Das Stadion, mit einem damaligen Fassungsvermögen von bis zu 200.000 Zuschauern, wurde im Jahr 1950 eingeweiht und zählte als größtes Fußballstadion der Welt. Nach unzähligen Modernisierungsarbeiten fasst es heute noch 74.738 Zuschauer. Da wir einige Fußballbegeisterte in der Gruppe haben, ist dieser Stopp besonders spannend, zumal es einen großen, hauseigenen Souvenirshop gibt. Nach der Mittagspause in entspanntem Ambiente, geht es noch etwas an die Copacabana. Da die Wellen heute ungeahnte Höhen erreichen und das Baden verboten ist, hat man so zumindest einmal den Strand gesehen und sich an der berühmten Flaniermeile befunden.
Bei der Rückkehr ins Hotel werden letzte Vorbereitungen getroffen und schon befinden wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Ein letztes Mal heißt es Abschied nehmen, nur dieses Mal leider final :/.
Auch, wenn die Reise zu Weilen kleine Herausforderungen geboten hat, sind wir uns doch alle einig, dass man noch ein paar Tage...Wochen...dran hängen könnte. :) Wir sind zu einer Gemeinschaft zusammen gewachsen und irgendwie ist man noch nicht bereit, diese gehen zu lassen. Immerhin haben wir noch einen knapp 12-stündigen Flug vor uns. Nachdem auch dies gemeistert ist, beginnt sich die Gruppe in Frankfurt Stück für Stück zu zerstreuen. Es wird sich ein letztes Mal verabschiedet, geherzt und umarmt. Jeder begibt sich nun wieder auf seine ganz eigene Reise. So bleibt mir nur noch zu sagen - Schön wars! Und hoffentlich auf bald!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Eine Superreise, die hielt, was sie versprach.Volles Programm von Stadt, Land, Natur plus individueller Freizeit. Ein rundum sorglos Paket vom 1. bis zum letzten Tag dank der Reisebegleitung vor Ort und besonders unserer ständigen Reiseleiterin Katja Neumann. K.N.formte uns schnell zu einer "eingeschworenen Gruppe".
PS: die argentinischen Steakes sind sehr empfehlenswert :)

Erik Polke
01.01.2020