Reisebericht: Rundreise Belgien für Genießer

08.08. – 14.08.2021, 7 Tage Rundreise: Namur – Ardennen – Gärten von Annevoie – Abtei Maredsous– Dinant – Waterloo – Grotten Han–Sur–Lesse – Leuven – Mechelen – Antwerpen – Brüssel


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Belgien für Genießer – das wird sicherlich etwas mit Bier, Pralinen, Waffeln und Wurst zu tun haben. Deshalb haben wir uns auf diese Reise begeben. Aber in 7 Tagen kann man nicht ganz Belgien erkunden. Unser Schwerpunkt war deshalb Wallonien mit seiner Hauptstadt Namur sowie Flandern mit Antwerpen und Mechelen. Natürlich wollten wir auch der Hauptstadt Brüssel einen Besuch abstatten. Also machten wir uns auf Tour.
Ein Reisebericht von
Hartwig Köllner
Hartwig Köllner

Sonntag, 8. August 2021 – Anreise nach Namur

Erstes Ziel war Namur. Nach mehr als 800 km brachte uns unser Fahrer Dietrich Heß sicher in diese Stadt. Das Abendessen im benachbarten Grillrestaurant „Le Tanneur (Zum Gerber)" war ein erstes Erlebnis der belgischen gehobenen Gastronomie. Zuerst galt es, sich zwischen den verschiedenen lokalen Biersorten zu entscheiden: Namur Blanche, Namur Blonde oder Namur Brune. Jeder hat das für seinen Geschmack passende Bier gefunden. Bei einem Drei-Gang-Menü kamen wir rasch ins Gespräch untereinander. Nach dem Abendessen führte uns unser Reiseleiter Hartwig in einem kurzen Stadtrundgang zur alten Handelskammer, der Börse und zum Belfried. Da wir immer sehr spät zu Abend gegessen hatten, gab es an allen drei Tagen nach dem Abendessen noch jeweils kleine Stadtrundgänge. So haben wir es bis zur Universität geschafft! Gestaunt haben wir über die an allen Tagen sehr gut angenommenen Kneipen und Gaststätten in den Kirchhöfen und auf den Märkten der Altstadt.

Montag, 9. August 2021 – Links, rechts und auf der Maas

Am zweiten Tag ging es auf Fahrt in die Maas-nahen Gegenden. Zuerst sahen wir die Zitadelle von Namur am Zusammenfluss von Maas und Sambre. Es ging entlang der Maas, die Sandsäcke vor den Türen erinnerten an die im Juli 2021 hier herrschende Flut, aber die Schäden waren optisch sehr gering. Erstes Reiseziel waren die Gärten von Annevois, deren Ursprünge bis auf das XVIII. Jahrhundert zurückgehen. Gespeist von 4 natürlichen Quellen fließt das Wasser von allein - ohne Pumpen - über den Großen Kanal zu einer Vielzahl von Wasserspielen. Die Bäume und Bepflanzungen waren im prachtvollen Grün. Eine Schwanenfamilie wunderte sich über uns als die ersten Besucher an diesem Tag. Unser Gartenführer hatte alle Erklärungen, die wir wünschten und gab uns ein beeindruckendes Bild von dieser herrlichen Gartenanlage. Und: das Palais war endlich ohne Baugerüste und spiegelte sich in einem der Teiche prachtvoll wider. Weiter ging unsere Fahrt in die Abtei Maredsous. In der Gastwirtschaft der Abtei lernten wir bei einem kleinen Imbiss Bier, Käse sowie Brot der Abtei kennen. Die anschließende Führung erfolgte durch einen ehemaligen Geschichtslehrer der Abtei. Wir besichtigten die Kirche und das Abteigelände mit Paradiesgarten. Wir lernten eine wunderbare, auch heute noch genutzte Abtei kennen. Unser uns begleitende Herr stellte uns die Bedeutung der Abtei für die europäische Geschichte dar und ging besonders auf die Gründung durch deutsche Mönche in 19. Jahrhundert ein. Interessant auch der bescheidene Friedhof der Mönche. Ein weiteres Ziel an diesem Tag war unser Besuch in Dinant. Die Zitadelle auf dem Berg mit gotischer Liebfrauenkirche an der Maas und die Denkmale des Saxophon-Erfinders Adolphe Sax sahen wir schon bei der Anfahrt zu unserem Schiff. Anschließend gab es eine herrliche Schiffsfahrt bis zur Mündung der Lesse mit Maas-Schleuse. Das Ortspanorama mit beindruckender Felsenwelt, durch die sich die Maas zwängt, beeindruckte uns sehr. Abschließend für diesen Tag stand ein Besuch der Zitadelle in Namur auf unserem Programm. Unser Reiseleiter Hartwig zeigte uns die verschiedenen Ausbaustufen der Zitadelle, die Blicke über die Stadt, den Zusammenfluss von Maas und Sambre und natürlich auch den in der Sonne glänzenden Schildkröten-Reiter von Fabré. Neu errichtet wurde eine Seilbahn, die die Gäste von der Altstadt direkt auf die Zitadelle bringt. Leider beendete diese den Betrieb bereits um 17 Uhr. Durch die Stadt kehrten wir zurück zu unserem sehr zentral gelegenen Hotel.


Dienstag, 10. August 2021 – die Ardennen erkunden

Unser dritter Reisetag führte uns entlang der Maas nach Huy. Ein Regenschauer konnte uns nicht von einem kleinen Stadtrundgang abhalten. Auf dem Grande Place bestaunten wir den einzig erhaltenen Bronzebrunnen Belgiens und das Rathaus im Stil Louis XV von 1766. An der Rückseite der Kirche „Collégiale Notre-Dame“ bestaunten wir das Bethlehemsportal, das in meisterlicher Bildhauerarbeit die Geburt Christi darstellt. Anschließend ging es zum Schloss Modave. Hier wurden wir herzlich begrüßt. Audioguides gaben allen einen umfassenden Einblick in dieses sehr gut erhaltene Schloss. Haben Sie schon mal eine derart komfortabel eingerichtete historische Küche gesehen wie in diesem Schloss? Die nachfolgende Fahrt durch die Ardennen nach Hotte zeigte uns die landschaftliche Schönheit dieser Gegend. In Hotte wurden wir vom Fleischermeister persönlich begrüßt. Er und seine Frau gaben uns einen kleinen Einblick in die Familientradition und die Herstellung von Würsten und Pasteten. Und wir konnten kosten. Durch die unmittelbare vor dem Geschäft stattfindenden Straßenbauarbeiten verlegten wir unsere Verkostung kurzerhand in den Hof der Fleischerei. Über den schwer vom Unwetter gekennzeichneten Ort Roquefort ging es am Nachmittag dann in die Grotten Han sur Lesse. Diese Grotten zeichnen sich dadurch aus, dass der Fluss Lesse durch die Grotten fließt und diese entsprechend geformt hat. Die über anderthalbstündige Führung, zum Teil mit begleitendem und durch die Grotten schießendem Fluss, war ein beeindruckendes Erlebnis. Die moderne Grottenbeleuchtung mit LED-Lämpchen war dezent, aber trotzdem sehr anschaulich. Und: Die Beleuchtung war flutsicher! Eine Lichtinstallation mit Lasershow und Fackelläufer im großen Saal der Grotte wurde durch Musik begleitet und begeisterte alle. Mit herrlichen Eindrücken von den Ardennen, dem Wirken seiner Menschen und den Naturschönheiten kehrten wir zurück nach Namur.


Mittwoch, 11. August 2021 – über Waterloo nach Flandern

Heute hieß es Koffer packen. Unsere erste Station war das Schlachtfeld von Waterloo . Hier beeindruckt überirdisch der Löwenhügel mit einer mächtigen Löwenskulptur. Geschickt in die Landschaft eingebaut ist ein Besucherzentrum „Memorial 1815" mit phänomenaler Präsentation der Schlacht von 1815. Ebenfalls in dieser Präsentation eingerichtet ist eine 3D Vorführung des Kriegsgeschehens. Mit 3D-Brille und Ohrhörer wurden wir beinahe Zeugen dieser mörderischen Auseinandersetzung, vielfach Mann gegen Mann bzw. Mann gegen Pferd. Für mich gab es nur eine Aussage nach diesem Film: „Nie wieder Krieg". Anschließend führte unsere Fahrt in die Universitäts- und Bierstadt Leuven. Ein zentraler Bus- Standort war Ausgangspunkt für einen kleinen Stadtrundgang mit unserem Reiseleiter Hartwig. Beeindruckend das Rathaus mit seiner schatzkastenartigen Architektur und in diesen Kästchen über 300 Personen der Stadt- und Kirchengeschichte. Die St. Pieterskerk war endlich fertig restauriert und konnte in herrlicher Pracht besichtigt werden. Am Nachmittag erreichten wir unser nunmehr zweites Quartier in Mechelen. Es begrüßte uns unser Stadtführer. Er stellte mit umfassendem Sachwissen die Stadtgeschichte anschaulich dar. Dabei durfte auch die Geschichte zum Mechelner Maskottchen „Opsinjoorke“ nicht fehlen. Früher als Narrenkopf oder betrunkener Ehemann bezeichnet geht der heutige Name auf eine Prozession im Jahre 1775 zur tausendjährigen Verehrung der Rombouts-Kirche zurück. Dabei landete die mit einem Tuch hochgeschleuderte Puppe in der Menschenmenge. Und da sie einen der – verhassten – Antwerpener traf, gab es allerhand Verwicklungen. Auch bei nachfolgenden Umzügen war die Puppe Anlass für allerlei Schabernack. Aber auch die Glockentürme oder Belfriede (heute UNESCO-Weltkulturerbe) in Mechelen sind interessant – im nicht fertiggestellten Turm zwischen Stadthuis und Lakenhal sowie in der St Rombouts-Kathedrale. Besonders die königliche Glockenspiel-Schule in Mechelen ist eine Seltenheit. Vom benachbarten Turm, meist in kommunalem Besitz, gab es ergänzend ein herrliches Glockenspiel. Vorbei am Hof von Busleyden, in dem sich das Stadtmuseum mit einem der Mechelner Markenzeichen, dem Goldlederzimme,r befindet, ging es weiter durch die geschichtsträchtige Altstadt. Der Stadtrundgang wurde gekrönt von einem Krügelchen Bier in der Het Anker-Brauerei. Zurück ging es durch den Beginenhof und vorbei an der Beginenkirche. Ein leckeres Abendessen als Buffet rundete den Tag ab.


Donnerstag, 12. August 2021 – über Lier nach Antwerpen

Am nächsten Tag ging es nach Antwerpen. Wir nutzten jedoch vorher die Gelegenheit, den kleinen Ort Lier zu besuchen. Mit einem der schönsten Marktplätze und einer sehr geschlossenen Gestaltung von Rathaus und Belfried hatten wir einen sehr guten Eindruck. Interessant auch der Zimmer-Turm, der durch den Autodidakt Louis Zimmer mit vielfältigen Zeitmessern versehen wurde und die langsamste Uhr der Welt besitzt. Ebenfalls in Lier besichtigten wir den sehr gut erhaltenen und noch bewohnten Begijnenhof. Bauarbeiten sorgen dafür, dass dies auch weiterhin so ist. Darin gibt es einen Kalvarienberg, eine Seltenheit. Durch den Park mit einer herrlichen Bogenbrücke über die Nete ging es zurück zu unserem Bus. In Antwerpen wurden wir schon zu unserem Stadtrundgang erwartet. Höhepunkte von Antwerpen waren neben dem Grote Markt mit dem Brabodenkmal, auf dem der Riese Brabo die dem Riesen Antigonus abgeschlagene Hand namensgebend in die Schelde wirft, vor allem die Liebfrauenkirche. In dieser, einer der größten Kathedralen der Welt, konnten vier Rubens Bilder besichtigt werden. Und hier begegnete uns mit dem Kreuzträger von Fabré wieder zeitgenössische Kunst. Besonders anschaulich war die Darstellung der Geschichte von Nello und Petrasche an der Skulptur vor der Liebfrauenkirche durch unseren Stadtführer. Weiterhin besuchten wir die ehemalige Vleeshuis (Fleischhalle), die heute als Musikinstrumentenmuseum genutzt wird, und gingen durch die schmalste Gasse. Am Groenplaats zeigte sich Rubens als Statue in beeindruckender Geste. Der an die Stadtführung anschließende Gang über die Einkaufsstraße Meir zum Rubens-Haus sowie zur Centraal Station mit dem naheliegenden Diamantenviertel unternahmen einige Reisegäste mit unseren Reiseleiter Hartwig. Leider waren für den Besuch des Rubens-Hauses keine Zeittickets mehr verfügbar. Eine Freizeit in Antwerpen konnte jeder selbst gestalten. Eine Empfehlung für den Rückweg gab es mit dem quirligen Vrijdagsmarkt und dem Museum Plantin-Moretus als Beispiel für eine frühere Druckwerkstatt.


Freitag, 13. August 2021 – Brüssel erkunden

lokaler Stadtführer stieg zu uns in den Bus. Der ungewöhnlich geringe Verkehr (bei den EU-Institutionen wird weitgehend Homeoffice praktiziert) bot ideale Voraussetzungen für eine ausgiebige Stadtrundfahrt zur Museumsmeile, der royalen Oberstadt sowie dem EU-Viertel. Auch die Jugendstilbauten in den Stadtteilen von Brüssel konnten wir kennenlernen. Der anschließende Stadtrundgang führte uns durch die Galerie St-Hubert zum Großen Markt, den wir in aller Ausführlichkeit erläutert bekamen. Abschließend war der Gang zum Brunnen mit Manneken Pis obligatorisch. Manneken Pis war diesmal vollständig unbekleidet, da die Garderobe für den Feiertag Mariä Himmelfahrt noch nicht angelegt war! Wir lernten die Markthalle St-Géry kennen und beendeten unsern Stadtrundgang an der im Umbau befindlichen Börse. Unser Stadtführer gab Empfehlungen zu den kulinarischen Genüssen von Brüssel und verweis dabei insbesondere auf Waffeln, Fritten und eine gute Tasse Kaffee. Am Nachmittag ging es in die Chocolaterie Duval. Als frühere „Garagenfirma" gab es eine Präsentation der Herstellung, der Qualitäten und der Erzeugnisse aus Schokolade. Und wir durften selbstverständlich alle kosten. Wir nutzten die Gelegenheit, uns mit den qualitativ hochwertigen Erzeugnissen diese Chocolaterie zu versorgen. Unser Rückweg führte uns zum Atomium. Die Edelstahlkugeln erstrahlten in bestem Glanz, sodass unsere Fotoaufnahmen die herrliche Brillanz dieses anlässlich der Weltausstellung 1958 erstellten Monuments zeigten. Mit vielen Eindrücken kehrten wir am Abend nach Mechelen zurück.


Sonnabend, 14. August 2021 – zurück in die Heimat

Heute galt es schon wieder, die Koffer zu packen. Wir vermieden es, über mehr Grenzen als notwendig zu fahren, um nicht noch in eine der aktuell möglichen Grenzkontrollen bei der Einreise nach Deutschland zu kommen. Flutschäden an einer Autobahn in Köln zwangen uns zu einer Umfahrung von Köln. Unser Fahrer Dietrich Heß brachte uns gut und wohlbehalten zurück an unsere Zustiegsorte. Dafür ihm einen ganz herzlichen Dank.

Schlusswort

Wir haben diese Reise in einer bewegten Zeit unternommen. Interessant war, dass wir an den meisten Orten der einzige deutsche Reisebus waren. Unsere örtlichen Reiseleiter verwiesen mehrfach darauf, dass wir seit ca. 1 ½ Jahren wieder die erste deutschsprachige Reisegruppe waren. Wir haben also Pionierarbeit für die hoffentlich baldige Verbesserung des Busreisetourismus geleistet. Dies haben wir gern gemacht.

Hartwig Köllner

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