Reisebericht: Rundreise Belgien für Genießer

09.06. – 16.06.2011, 8 Tage Rundreise: Namur – Ardennen – Waterloo – Leuven – Mechelen – Antwerpen – Brüssel


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Genießerreise von Brüssel über die Kunststädte Flanderns - Antwerpen, Brügge, Gent und Mecheln - in die Natur der Ardennen mit den Grotten von Han-sur-Lesse, dem Wasserschloß Lavaux, der Abtei Maredsous nach Namur, Dinant und den Gärten von Annevoie
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Reisebericht

Die Reiseidee „Königreich Belgien´“ liegt eigentlich auf der Hand und alle die, die sagen würden „Belgien kenne ich vom Durchfahren und das hat nichts zu bieten“ - die würde ich gerne eines Besseren belehren. Kommen Sie also mit auf unsere Belgienreise und lernen Sie die Schönheiten von Flandern und Wallonien mit uns kennen!
Eigentlich ist unser Nachbarland erst 1830 entstanden, der Name ist aber älter: Asterix-Fans kennen den kriegerischen gallischen Stamm der Belger schon aus römischen Zeiten!
Eine interessante Aufgabe also, 36 Studienreisende mit dem tollen Nachbarland Belgien zu konfrontieren, allerlei Geschichte zu vermitteln und zusammen mit Buschauffeur Andreas Marx ein „KLEINES GROSSES LAND“ erlebbar zu machen.
 
Erster Tag, 09.06.11
Ganz pünktlich trafen wir uns am Flughafen Dresden. Nach wiederum pünktlicher Abfahrt wuchsen wir bis Erfurt auf die stattliche Anzahl von 36 Belgienfahrern.  Nachdem wir ab Weimar den letzten Gast aufgenommen hatten, konnte ich mit der „echten“ Studienreiseleitung anfangen - und die umfasste sogar mittelhochdeutsche Gedichte in Höhe der Wartburg! Aber es ging weiter nach Brüssel. - Zeit genug für einige „Preisfragen „ und besondere Informationen: Beispiel gefällig? „In der Nationalhymne welchen Landes kommt der Rhein vor“? Das wissen Sie nicht? - Na dann los, fahren Sie mit mir nach Belgien! Dabei erfahren Sie alles Mögliche an Wissenswertem zur Strecke und vor allem zum Zielland. Natürlich haben wir auch einen französischen Sprachkurs gemacht und ich habe alle Gäste über die Besonderheiten belgischer Biere aufgeklärt. Kein Wunder also, dass jeder beim Abendessen schon wusste, welches Bier er trinken würde!,
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Zweiter Tag, 10.06.
Brüssel, die Hauptstadt Belgiens und eigentlich ganz Europas stand heute auf dem Programm. Bei einer Stadtrundfahrt ab 09.00 Uhr lernten wir die „große Runde“ in Brüssel kennen: Das einzige erhaltene Stadttor - Porte des Halles - und natürlich der Place Polaert vor dem Justizpalast. Das stets eingerüstete Bauwerk ist 102 Meter hoch und mit 25.000 m² das größte Profangebäude Europas - fast 10.000 m² mehr als der Petersdom in Rom. Unsere Gäste staunten natürlich und genossen den Blick vom Plateau des Justizpalastes über die „unteren“ Vorstädte. Danach fuhren wir die Regentschaftstrasse entlang bis zur herrlichen Kirche Petite Sablon. Hier, am Graf Egmont-Platz haben wir viele Fotos geschossen, bevor es weiter ging zum Stadtschloss von Brüssel. Eigentlich ist es nur das Büro des belgischen Königs. Nach einer Reihe Foto-shootings  besuchte ich mit der Gruppe den Regierungsplatz, erläuterte das Denkmal von Gottfried von Bouillon  und den Regierungsplatz und danach den Kunstberg. Hier treffen sich Museumstradition mit Geschichte: angelegt nach der großen Beschießung durch französische Truppen wurde der „Kunstberg „ mit Bibliothek und Museen zu den nationalen Besonderheiten Belgiens.

Unser Weg mit dem Bus führte weiter bis zum Jubelpark - und hier machten wir endlich Kaffee- und Toilettenpause. Geplant war der Park zum fünfzigsten Jahrestag des Bestehens von Belgien, fertig wurden damals aber nur die beiden riesigen Ausstellungshallen, die heute ein interessantes Militärmuseum sowie ein „Museum für Kunst und Geschichte“ mitsamt großer Automobilausstellung bergen.
Es ging zurück durch die Stadt mit Vorbeifahrt am „Palais der Nation“, dem belgischen Parlament und der Kongresssäule mit dem „Grabmal des unbekannten Soldaten“ und der Statue des ersten belgischen Königs, Leopold I. Nun führte die Stadtrundfahrt aus Brüssel hinaus, wo in Laeken das Wohnschloß des Königs sowie die neogotische Ehrenkapelle für Leopold I. stehen. Das Wichtigste hier draußen war aber das weltbekannte Brüsseler Wahrzeichen, das Atomium. 2009 restauriert, präsentiert sich die 165-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenatoms - eigentlich nur als Provisorium für wenige Monate zur Weltausstellung von 1958 gedacht - in neuem Glanz. Hier hatten unsere Gäste Zeit für einen ausgiebigen Fotostopp und es gab auch etwas aus der Bordküche, denn die Mittagspause haben wir gleich angeschlossen.
 
Der anschließende Rundgang zeigte uns in knapp eineinhalb Stunden zu Fuß, was die Brüsseler Altstadt so alles zu bieten hat. Für einen Bus sind die Altstadtgassen viel zu eng, aber auch zu Fuß waren wir noch beengt - und zunächst erstaunt über die Massen von Schaulustigen, die sich hier bewegten. Den Stadtrundgang begann ich wie immer am Brüsseler Wahrzeichen „Manneken Pis“. Der kleine Kerl, der seit Jahrhunderten gelassen vor sich hinpullert, enttäuscht viele, weil er nur etwa 50 cm groß ist. Dennoch: als Brunnen spendet er 70 l Wasser pro Stunde und eine Attraktion ist er allemal. Auf unserem weiteren Weg drängten wir uns durch eine große Zahl Touristen, weil die Zufahrtsstrassen zum großen Markt derzeit neu gepflastert werden und durch Baustellen eingeengt sind. Derartige Anstrengung wird in Brüssel aber immer belohnt - diesmal mit einem fantastischen Rundblick auf dem vielleicht schönsten Marktplatz Europas. Gesäumt von alten Zunfthäusern und „königlichen“ Bauten im gotischen, Renaissance- und Barockstil stellt der Platz - in Sonne bei Tag und angeleuchtet in der Nacht - stets einen echten Reisehöhepunkt dar. Der weitere Weg führte uns durch die älteste Einkaufspassage Europas - die Galerie St.Hubert - in die sogenannte „Fressgasse“. Mehr als 200 Restaurants überbieten einander Tür an Tür mit Meeresfrüchten, Fleischgerichten und belgischen Spezialitäten. In einer kleinen Seitengasse von hier befindet sich eine Sehenswürdigkeit, die nur Eingeweihten bekannt ist: Jeanneke Pis, die Brunnenfigur eines kleinen Mädchens, die das weibliche Gegenstück zum viel bekannteren „Manneken“ darstellt. Obwohl die Figur erst seit 1986 in einer Hauswandnische sprudelt, wurde sie doch von bösen Buben schon mehrfach gestohlen, weswegen sie jetzt Gitter vor der Nische hat. Aber so blieb sie wenigstens erhalten und am bekannten Ort und wurde von unseren Gästen gebührend bestaunt!.

Danach endete der Stadtrundgang und ich entließ die Gäste mit einigen Tipps in die Freizeit. Da fällt die Wahl schwer: besucht man eines der zahlreichen interessanten Museen, geht man bummeln auf der Shoppingmeile oder trinkt man Kaffee und gönnt sich eine der leckeren Waffeln, die - mit und ohne süßen Belag - überall durch die Brüsseler Gassen duften?
Um 18.40 Uhr trafen wir uns dann wieder am Hotel und gingen zu Fuß durch die Einkaufsstraße Rue Neuve zum Großen Platz - denn hier für 19.00 Uhr Abendessen im Traditionsrestaurant "Roy d'Espagne" bestellt. Natürlich gibt es hier belgische Spezialitäten - wir aßen ein beliebtes Tellergericht namens  „Carbonade a la Flamande“ auf Wallonisch  und „Vlaamse Stoofflesch“ auf Flämisch und hinterher eine Brüsseler Waffel. Das Gericht - eine Art Gulasch aus Rindfleisch mit Gemüse in Biersoße geschmort - kam bei den Gästen wie immer gut an. Dazu dann ein leckeres Bier - z.B. ein blondes oder dunkles Abteibier aus Leffe! Für einen möglichen Abendbummel dann hätte der Ausgangspunkt gar nicht besser sein können, denn nach dem Essen lag der „Grand Place“ direkt vor uns.
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Dritter Tag, Samstag 11.06.:
Unsere heutige Fahrt nach Antwerpen begann um 09.00. Da wir uns ab jetzt für die nächsten Tage im flämischsprachigen Gebiet bewegen würden, musste natürlich ein Sprachkurs für diesen niederländischen Dialekt gemacht werden - denn in jedem Land kommt es gut an, wenn ausländische Gäste sich geschickt mit „bitte, danke“ und Tagesgruß in der Landessprache bewegen können.
Nach gut einer Stunde Fahrzeit hatten wir den am Fluß Schelde gelegenen Busparkplatz erreicht und konnten gleich von hier den sehr ausführlicher Stadtrundgang  beginnen. Den eröffneten wir mit einem kleinen Trip in die „Unterwelt“, denn per Rolltreppe fuhren wir 31 m tief zum Eingang des 1932 errichteten ausgekachelten Scheldetunnels. Er ermöglicht Fahradfahrern und Fußgängern ein schnelles Erreichen des nördlich der Schelde gelegenen Wohngebietes, das aus deinem Teil des ehemaligen Hafengeländes entstand.
Dann mussten wir uns aber zunächst um eine Toilettenmöglichkeit bemühen und die sind in Antwerpen nicht eben sehr zahlreich. Aber im Druckereimuseum Plantin-Moretus ist man großzügig: Auch ohne Eintritt zu zahlen und das Museum zu besuchen, dürfen sich Gruppen den wundervollen Renaissancehof anschauen und die Toiletten benutzen. Danach besichtigten wir den Freitagsmarkt und gingen durch die alte Pilgerstraße, einen der zahlreichen europäischen Anfangspunkte des Jakobsweges nach Santiago de Compostela, zum Kern der Altstadt. Die Liebfrauenkathedrale ist von hier gut zu fotografieren, ihr Besuch sollte aber erst den Abschluss unserer Stadttour bilden. So liefen wir am Markt vorbei zum Seheldeufer, um erst einmal einen Fotostopp an der alten Burg, dem „Steen“ einzulegen. Der Ursprung der Burg reicht biss ins 12. Jahrhundert zurück, unter Karl V. im 16. Jh. wurde sie ausgebaut und heute beherbergt sie ein Schifffahrtsmuseum. Vor dem Gebäude steht die Bronzeskulptur des „Wapper“, eines Riesen aus der Stadtlegende, der die Antwerpener früher sehr geärgert haben soll.

Wir setzten den Rundgang fort zum „Vleeshuis“, einst Gildehaus der bedeutenden Fleischerzunft. Das herrliche Gebäude, das trotz seiner profanen Bestimmung eher wie eine Kirche aussieht, entstand im Übergang von der Spätgotik zur Renaissance  und wurde von der Baumeisterfamilie de Waghemakere errichtet. Seine Steineschichtung - rote Backsteine wechseln mit weißen Kalksteinen ab - soll an Speck und Fleisch erinnern, mit denen die Fleischer täglich hantierten. Allerdings könnte es auch - ergänzt durch das Schwarz des Schieferdaches, an die Symbolik des menschlichen Körpers (wie im Märchen „Schneewittchen“) angelehnt sein. Von hier gelangten wir zum „Groote Markt“ - ähnlich wie Brüssels Hauptplatz ist auch der Antwerpener von Zunfthäusern umstanden und wird durch ein gewaltiges Rathaus abgeschlossen. Dieses Bauwerk von Cornelis de Vriendt war das erste geschlossen im Renaissancestil erbaute Rathaus nördlich der Alpen. In der Mitte allerdings erhebt sich - im Gegensatz zu den großen Märkten der meisten anderen Städte Belgiens, der große Brabo-Brunnen. Dieses Kunstwerk wurde 1887von dem Antwerpener Bildhauer Jef Lambeauxgeschaffen und gibt die Legende der Namensgebung Antwerpens wieder: Der Riese Druguon Antigoon, der die Scheldeschiffer schwer bedrängte, wurde vom mutigen Hauptmann Silvius Brabo besiegt, der dem Getöteten symbolisch die rechte Hand abschlug und sie in die Schelde warf.  Aus dem Akt des „Hand te werpen“ bezog Antwerpen seinen Namen und zu Ehren des Befreiers Brabo nannte man die ganze Gegend nach ihm „Brabant“.
Von hier gingen wir dann auf den Handschuhmarkt vor der Kathedrale, auf dem noch ein Brabo-Brunnen steht - wesentlich kleiner und aus dem 16. Jahrhundert, der die Brabo-Geschichte durch ein kleines kunstgeschmiedetes Bild erzählt.
Nun aber betraten wir die Kathedrale. Die Kirche unserer lieben Frauen ist der größte gotische Kirchenbau Belgiens und mit ihrem Turm 123 m hoch. Besonders interessant und wichtig für die Kunstgeschichte ist ihr Inneres, das eine wertvolle Bildersammlung enthält - unter anderem drei ausdrucksvolle weltbekannte Gemälde der Rubensschule. Peter Paul Rubens ist der vielleicht bekannteste ehemalige Bürger Antwerpens, der es zu Reichtum und Berühmtheit und Achtung als Künstler, Diplomat und Ratsherr gebracht hatte. Sein früheres Wohnhaus ist heute Museum und bildet einen weiteren Höhepunkt der Stadt.
Wir jedoch verweilten in der Kathedrale und erst in der Freizeit bin ich mit allen Rubens-Interessierten zum doch ein Stück entfernten Rubenshaus gelaufen.
Die Freizeit war ernst gemeint und ausreichend - erst nach drei Stunden trafen wir uns wieder am Bus beim Schelde-Ufer und traten nach kurzer Kaffeepause die Rückreise zum Hotel nach Brüssel an, wo uns wieder ein schmackhaftes Abendessen erwartete.
 
Vierter Tag, Sonntag 12.06.:
Waren der Freitag zumindest am Nachmittag regnerisch und der Samstag „durchwachsen“ wenn auch warm gewesen, so war am Sonntagswetter nichts auszusetzen! Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir um 08.30 Uhr in Brüssel los und erreichten nach gut einstündiger Busfahrt auf der Autobahn die Gegend um Brügge, die Hauptstadt von Westflandern. Im Einklang mit der Philosophie des „Richtig Reisen!“ von Eberhardt TRAVEL gehören vor allem bei Studienreisen immer mal wieder kleine Extras - wenn es einzurichtenb geht - zum Programm. Ein solches konnten wir heute noch vor Brügge genießen - wir fuhren zunächst an der alten Hansestadt vorbei nach Damme. Einst war diese als See- und Vorhafen von Brügge eine bedeutende Stadt mit mehr als 10.000 Einwohnern. Die in den Religionskriegen zur Ruine gewordene gewaltige Kirche zeugt bis heute von dieser einstigen Größe - viel zu mächtig ist der imposante Bau für den heute nur wenige hundert Seelen zählenden Ort. Dennoch ahnt man die einstige Bedeutung von Damme auch, wenn man vor dem spätgotischen Rathaus am Markt steht, das einst mehrere Hochzeiten der flämischen und burgundischen Herrscher sah und das in seiner heutigen Form 1464 - 68 von Gottfried Bosschere errichtet wurde. In der Literatur spielte Damme durch den Aufenthalt des mittelniederländischen Dichters Jacob van Maerlant und als Schauplatz des Buchers „Till Uilenspegel“ von Literatur-Nobelpreisträger Charles de Coster eine Rolle.

Nach einem Aufenthalt und Kaffeepause hier ging es dann aber nach Brügge, einem der zu recht heiß ersehnten Höhepunkte der Reise. Bei schönem Wetter machten wir einen ausgiebigen Rundgang in der Stadt, in der die Zeit stehengeblieben scheint. Vom Busparkplatz aus liefen wir zunächst zum „Minnewater“. Der heute „Liebeswasser“ genannte Teich war einstmals der äußere Handelshafen des reichen Brügge. Hier befindet sich eine alte Schleusden- und Wehranlage, denn die Grachten der Brügger Innenstadt liegen in ihrem Wasserspiegel etwa einen halben Meter tiefer als die äußeren Kanal- und Hafenanlagen. So mussten einst ALLE Waren an dieser Zollstufe ausgeladen - verzollt - und dann auf Fuhrwerken und Kleinbooten nach, in und durch Brügge transportiert werden. Gleich am alten Zollhaus liegt auch der historische Beginenhof. Hier lebten die Schwestern einer christlichen klosterähnlichen Laiengemeinschaft, deren Bewegung im 13. Jahrhundert in Belgien entstand und teilweise von der katholischen Kirche verfolgt wurde. Vom Beginenhof gingen wir dann an zahlreichen wartenden Fiakern vorbei über den „Walplein“, auf dem früher Bier und Zutaten dafür verkauft wurden und an dem sich die letzte historische Brauerei Brügges befindet, in Richtung Innenstadt. Einen Halt ist unbedingt der Blick von der Brücke über die Gracht auf das Sint-Jans-Hospital wert, das einen eigenen kleinen Hafen hatte. Heute befindet sich hier ein Kunstzentrum, in das auch das Memling-Museum und die alte Apotheke integriert sind. Gleich daneben liegt die Liebrauenkirche mit ihrem markanten Turm, der genauso hoch ist wie der der Kathedrale von Antwerpen. Ein Blick ins Innere - wir mussten etwas warten, weil der Gottesdienst noch nicht zu Ende war - lohnt auf jeden Fall, denn hier befindet sich das Original einer einzigartigen Marmormadonna mit Kind, die Anfang des 16. Jahrhunderts kein Geringerer schuf als Michelangelo.
Sehr interessant ist auch der ehemalige Kirchhof der Liebfrauenkirche. Hier gibt es nicht nur das kleinste gotische Fenster der Welt zu bestaunen, sondern Brügges malerischstes Grachtenbild kann man hier fotografieren. Eine winzige Fußgängerbrücke bietet den Ausblick auf „Klein Venedig“.
Mit Stopp im „Gruuthuse“, Brügges schönstem Adelspalast, setzten wir den Rundgang fort. Dann mussten wir etwas anstehen und warten - denn eine Grachtenrundfahrt ist für fast jeden Brüggebesucher ein Höhepunkt und davon waren zahlreiche zu Pfingsten in der mittelalterlichen Stadt. Dennoch ging es recht zügig und wir saßen alsbald in den kleinen Booten um bei humorigen Kommentaren des Bootsführers Brügge vom Wasser aus zu erleben. Es lohnt sich auf jeden Fall, die alten Häuser auch mal aus der Perspektive des Grachten-Wasserspiegels zu sehen.

Nach dem halbstündigen Grachtenerlebnis setzten wir den Stadtrundgang mit den beiden letzten aber vielleicht besten Höhepunkten fort: Nach Passieren eines alten Marktplatzes - des Huidenvettersplein - und des Fischmarktes erreichten wir die „Burg“. Hier liegt nicht nur der sagenhafte Gründungsort Brügges, sondern auch das berühmte hochgotische Rathaus mit seinen herrlichen Verzierungen, sowie die nicht minder bekannte Heiligblutkappelle, eine romanische und gotische Doppelkapelle. Weitere interessante Gebäude säumen den Platz und es gab viel zu fotografieren, bevor wir an den Nachbarplatz, den „Groote Markt“ erreichten. Gesäumt von alten Patrizierhäusern im gotischen Renaissancestil, der alten Tuchhalle und der Post wird er doch beherrscht von der imposanten Präsenz des wuchtigen Belfried, einer Art Stadtburg mit 83 m hohem Turm. In der Mitte des Marktplatzes steht die Statue der Nationalhelden Pieter de Konick und Jan Breydel, deren gemeinsamer Kampf im Jahre 1302 die Unabhängigkeit Flanderns sicherte und den Sieg über ein angreifendes französisches Ritterheer brachte.
Hier gab ich den Gästen Freizeit - genügend,. Um bei einem, Bummel alle Schönheiten der herrlichen Stadt zu erkunden. Nach dem Treff am Busparkplatz fuhren wir wieder zu unserem Hotel in Brüssel.
 
Fünfter Tag: Montag, 13.06.:
Heute mussten wir früher abfahren, denn mit Gent und Mecheln war das Programm heute voller als in den vergangenen Tagen und durch die Hinzunahme örtlicher Stadtführer mussten wir uns stärker nach vorgebenen Zeiten richten.
Um 08.00 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Gent, aber wir waren so schnell, dass ich als Extra noch vor dem Treff mit den Stadtführern einen Spaziergang durch den Genter Beginenhof anbieten konnte. Dann waren wir pünktlich zum Treffpunkt an der Genter Jakobskirche mit den beiden Stadtführern.
Wir teilten die Gruppe - in die besser und schlechter zu Fuß Laufenden und begannen dann eine Runde in der alten Hafenstadt Gent, die im Mittelalter stets Rivalin von Brügge war.

Allerdings verliefen die Schicksale unterschiedlich - während Brügge vollkommen in „Vergessenheit“ geriet und sein historisches Ambiente komplett und total ungebrochen bewahren konnte. Rissen Modernisierungen, Industrialisierungen und Kriege  so manche Lücke in die Genter Bausubstanz. Dennoch - die Großstadt hat noch viel Historisches zu bieten, wie etwa den Belfried und das alte Fleischhaus, die Korenlei - den alten Kornhafen - und die herrlioche Wasserburg „Gravensteen“ und natürlich die St.Baafs-Kathedrale. Diese beherbergt eines der berühmtesten Kunstwerke des europäischen Mittelalters, den „Genter Altar“ der Gebrüder Van Eyck mit dem Gemälde „Lamm Gottes“ aus dem 15. Jahrhundert. Insgesamt ist die Besichtigung von Gent natürlich ein Muß und der Genter Altar ein besonderer Kunstgenuß.
 
Nach etwas Freizeit erreichten wir dann am Nachmittag Mecheln, einst Residenzstadt der Spanischen Niederlande. Eine Führung durch Kaiser Karl V. im Kostüm war vorgesehen, aber im Mechelner Info-Büro hatte man diese Information wohl vergessen, denn als wir eintrafen, mussten sich die Stadtführer erst umziehen. Dennoch: zwar mussten wir etwas warten, aber dann tauchte Kaiser Karl gleich zweimal auf. Die beiden Stadtführer Ivo und Raimund führten uns dann über den Marktplatz mit Erklärung der alten Tuch- und der Parlamentshalle zu den beiden Palästen, in denen einst Margarethe von Österreich, Regentin der Niederlande und Erzieherin mehrerer gekrönter Häupter residiert und Hof gehalten hatte. Auch die Rombouts-Kathedrale mit ihrem mächtigen, 96 m hohen Turm,. Der einstmals höchster Turm der Christenheit werden sollte, bevor man das Vorhaben aus Geldmangel aufgab, haben wir noch kurz besichtigt. Davor und danach allerdings gab es die Verkostung zweier lokaler Bierspezialitäten: „Mondlöscher“ heißt die eine, deren Name einer alten Mechelner Legende folgt und „Gouden Kaolus“ zu Ehren des in Mecheln aufgewachsenen Karl V. die zweite.
Und so waren wir nicht nur um einige Erlebnisse, Erfahrungen und Weisheiten reicher, als wir den Bus zur Rückfahrt nach Brüssel bestiergen, sondern auch lustig!
 
Sechster Tag: Dienstag 14.06.:
Heute hieß es „Koffer packen“. Wir verließen den „Standort“ Brüssel, um nach Namur umzusetzen. Auf der Fahrt ins Maastal, in dem wir heute übernachten würden, gab es aber noch einiges zu sehen. Als kleines Tages-Extra hatten wir einen Umweg eingebaut: Knapp eine Autostunde südlich von Brüssel liegt ein weltzberühmter Ort: Waterloo. Hier wurden die Armeen Napoleons 1815 vernichtend von den Aliierten - Engländern, Holländern und Preußen - geschlagen. Diese berühmte Schlacht hatte an einem einzigen Nachmittag über 55.000 Menschenleben gefordert und in ihrem Ergebnis eine Neuordnung Europas gebracht: In der Wiener Konferenz im gleichen Jahr waren viele Gebiete neu verteilt,, napoleonische Eroberungen zurückgegeben worden. Große Teile des heutigen Belgien waren damals den Niederlanden zugesprochen worden, aber schon aus religiösen und historischen Gründen ging das nicht lange gut: Nach einem 15 Jahre später ausbrechendem Aufstand hatte sich Belgien selbständig gemacht und nach Garantien durch die Umliegenden Großmächte die Unabhängigkeit unter einem gewählten König erreicht.  Waterloo war einer der Auslöser dieser Entwicklungen gewesen - Grund genug, einen interessanten Fotostop am berühmten Löwenhügel an der Stelle der Schlacht von Waterloo einzubauen.
Während die Reisegäste sich am Hügel, Souvenirshop und den Gebäuden rund um’s Schlachtfeld aufhielten, sind Bus-Chauffeur Andreas Marx und ich rasch auf den Markt von Waterloo gefahren, um ein paar Überraschungen einzukaufen. Weiter ging es dann zu unserem nächsten, im Katalog genannten Besichtigungspunkt, dem wunderhübschen Wasserschloß Lavaux-Ste.Anne. Und während unsere Reisegäste sich die Anlagen und die Ausstellungen über Schloß- und Landleben ansahen, haben Andreas und ich die Mittagsüberraschung vorbereitet: wir hatten frische Baguettes, mehrere Sorten belgischen Käse und würzige Ardenner Wurst gekauft. Nun schnitten wir alles auf und drapierten es malerisch als kleines Picknick . Da haben die Reisenden  nicht nuir gestaunt und sich gefreut, sondern es sich auch richtig schmecken lassen! Na ja - beim „Richtig Reisen!“ sollen ja möglichst alle Sinne angesprochen werden.
Nach der Mittagspause erreichten wir nach kurzer Fahrt den Ort Han-suer-Lesse, ein malerisches Ardennendörfchen mit einer großen Sehenswürdigkeit: Die berühmten Grotten von Han gehören zu den größten Höhlen Europas. Nachdem uns ein Bus an den Höhleneingang gefahren hatte, erlebten wir auf einer gut einstündigen Führung die Welt der vielfarbigen Tropfsteine: die Stalagtiten (von der Decke herab) und Stalagmiten (von unten nach oben) der Grotten von Han sind ungeheuer vielfarbig, vielfältig und sehr sehenswert. Gewaltige Hohlräume hat hier der Fluss Lesse durch Auflösung der Kalkfelsen in Jahrtausenden geschaffen und noch heute fließt er durch das Bergmassiv innerhalb der Grotten von Han hindurch. Den Abschluß der Höhlenführung bildeten ein unterirdisches Konzert mit Lichtspielen und ganz am Ende ein Kanonenschuß.
Weiter ging es nach etwas Freizeit im Dorf mit dem Bus zum Quartier für die nächsten zwei Tage, unserem direkt am Maasufer liegenden Hotel in Wepion.
 
Siebter Tag, Mittwoch, 15.06.:

Etwas früher als unbedingt nötig fuhren wir heute ab, denn zum „Richtig-Reisen!“ hier gehört ein morgendlicher Besuch in der Zitadelle von Namur mit grandiosem Ausblick. Der ist natürlich witterungsabhängig, aber beim Frühstück war schon abzusehen, dass die Witterung günstig war. Von Namur ging es auf direktem Wege zum Schloß und den Gärten von Annevoie. Auf dem Hang des Maastales gelegen, stellen die bezaubernden Gärten des kleinen Schlößchens einen Höhepunkt der Gartenarchitektur dar, indem sie englischen, französischen und italienischen Stil der Gartenarchitektur vereinen.
Im 18. Jahrhundert nahm sich der Schlossbesitzer Charles-Alexis de Montpellier seiner Gärten an, die er über alles liebte und widmetezwanzig Jahre seines Lebens dem Aufbau einzigartiger Wasserspiele. Das Besondere an Ihnen: Sie kommen komplett ohne Pumpen und Mechanik aus und funktionieren allein aus Prinzipien des Gewichts. Des Gefälles und des Druckausgleichs. Unbeschreiblich ist die Wirkung der lieblichen Wasserläufe, Teiche, Fontänen, Wassermanschetten und Wasserfälle. Höhepunkt der Gärten: das Schloss mit dem vorgelagerten Teich, der so angelegt ist, dass er eine perfekte Spiegelung des Schlosses ermöglicht.
Wir hatten genügend Zeit zum romantischen Spaziergang und echtem „Lustwandeln“ in den wundervollen Gärten, bevor wir zum nächsten Höhepunkt weiterfuhren: Gegen Mittag erreichten wir die Benediktinerabtei Maredsous. Das erst im 19. Jahrhundert angelegte Kloster, in dem heute noch 33 Mönche leben, ist europaweit bekannt für die Produktion von Bier und Käse und lokal geschätzt für sein Klosterbrot. Während einer Führung erfuhren wir viel über die Prinzipien des Lebens in diesem Kloster, den Aufbau der neogotischen großen Abteikirche über die Mönche, die hier heute noch betriebene Privatschule und die Produktion der Lebensmittel. Mittags gab es dann einen kleinen Imbiss zur Verkostung von Bier, Brot und Käse.

Nach der Weiterfahrt erwartete unsere Gäste ein weiteres Extra, das ich sehr gern in die Belgienreise einbaue: Wir besichtigten eine Schneckenfarm. Ja, Sie haben richtig gelesen - her werden Schnecken für Delikatessengeschäfte und Restaurants gezüchtet. Der Besuch ist stets hochinteressant und endet meist mit dem Knalleffekt, dass die Schnecken auch gekostet werden können. Der Besuch ist höchst lehrreich, denn wer hat schon einmal Schneckengelege oder von der Schnecke selbst reapierte Häuschen gesehen, sich mit den Lebensgewohnheiten der Tiere beschäftigt oder sich Gedanken über ihre Züchtung, Zubereitung oder ihren Geschmack gemacht? Dies alles erfuhren wir an diesem Nachmittag, als Schnecken-Fachfrau Fabienne uns alles über die Schnecken und ihre Zuüchtung berichtete. Wir sahen die Babyräume und die Kinderkrippe und schließlich das Aufzuchtsfeld der Schnecken. 600.000 Stück produziert die Farm für den Verzehr und kann sich von Jahr zu Jahr vergrößern. Zum Abschluss wurden uns in Brotteig gebackene Schnecken kredenztt - köstlich! Leicht mit Knoblauchbutter und Gewürzen gegart sind sie wirklich sehr schmackhaft. Da es für den deutschen Gaumen zumindest ungewohnt ist, kostete es einige Überwindung und natürlich MUSSTE man sie nicht kosten - nur wer wollte. Dennoch haben einige unserer Mitreisenden hier die erste Schnecke ihres Lebens verzehrt und einige haben sogar nachgenommen!
Auf der Weiterfahrt konnten wir noch einen Stopp in Dinant, dem Festungsstädtchen an der Maas einlegen. Es blieb Zeit für einen Stadtbummel und einen Besuch in der sehenswerten Kirche. Weiter ging es dann - wieder zu unserem Ausgangspunkt Namur, wo ein Bummel im sehr kleinen aber feinen Zentrum der Altstadt den Belfried, die alte Börse und das Theater zeigte. Schließlich ging es zum Abendessen zurück zum Hotel im Namur-Vorort Wepion.
 
Achter Tag, Donnerstag 16.06.:
Heute hieß es Abschied nehmen von Belgien. Die Heimreise verlief gut und reibungslos und am Abend waren alle wieder wohlbehalten in ihren Ausgangsorten angekommen. Es war eine ereignisreiche Reise und mit Sicherheit wird keiner der Mitreisenden sagen, das Land der Flamen und Wallonen habe nichts zu bieten. Im Gegenteil, vieles haben wir gar noch nicht gesehen. Und so wird es weitere Reisen in unser kleines, schönes Nachbarland mit seinen freundlichen Bewohnern geben.
Ich freue mich schon wieder darauf und ich würde mich auch freuen, wenn Sie beim nächsten Mal (wieder) dabei wären!

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