Reisebericht: Radreise Belgien – Durch die Schatzkammer Flandern

18.08. – 25.08.2011, 8 Tage Rundreise Brüssel – Gent – Brügge – Nordsee – Burgenrundfahrt – Ypern (245 Radkilometer)


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8 Tage Flandern auf dem Rad erleben. Lesen Sie hier von von unserer erlebnisreichen und aktiven Zeit im Norden Belgiens...
Ein Reisebericht von
Madlen Häschel
Madlen Häschel

1. Tag: Anreise

Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen als wir uns in aller Frühe am Flughafen Dresden trafen, um gemeinsam nach Belgien zu fahren. Bei jedem Zustieg wurden die Fahrräder hinten auf den großen Radanhänger geladen, bis in Neudietendorf unsere 15-köpfige Reisegruppe komplett war. Bei schönstem Wetter fuhren wir entlang der A4 durch Thüringen bis Köln, wo wir auf Reiseleiterin Sandra trafen. Schon bald war die belgische Grenze von hier aus erreicht, doch unsere Anfahrt wurde durch einen plötzlich aufziehenden Sturm verzögert. Buschaffeur Jörg hatte den Bus mit Hänger bestens unter Kontrolle und so kamen wir bis nach Hasselt. Das schwere Unwetter ist über einem Rockfestival, welches in Hassel stattfand,  hereingebrochen und löste Chaos in der Stadt aus, sodass auch unsere Zufahrt zum Hotel gesperrt wurde. Doch wir behielten die Nerven und fuhren über einen Umweg in die Stadt. Am Abend kamen wir geschafft von der langen Anreise, aber glücklich, dass nun der Urlaub beginnen konnte, in unserem Hotel Ibis in Hasselt an.

2.Tag: Brüssel & Genf

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir mit gepackten Koffern in die belgische Hauptstadt nach Brüssel. Am berühmten Grote Markt mit seinen architektonischen Schätzen trafen wir auf unseren Stadtführer Jos. Dieser erklärte uns zunächst auf interessante Art und Weise die schönen Häuser, welche den Markt einzäunen. Vor allem das riesige Rathaus ist eine Augenweide. Durch die Gassen hindurch ging es vorbei an duftenden Waffelständen und Pralinengeschäften zum Manneken-Piss. Der kleine Junge, der als Brunnen dient, hat der Stadt Berühmtheit verliehen und besitzt hunderte Kleider aus aller Welt. Anschließend fuhren wir mit dem Bus weiter in die Oberstadt, wo wir einen herrlichen Ausblick auf die Unterstadt gewinnen konnten. Die riesige Stadt besitzt hunderte Sehenswürdigkeiten und Museen, wie z.B. das Comicmuseum. Brüssel ist bekannt als Comichochburg und das konnte man auch an vielen Häuserwänden an denen bekannte Figuren, wie der Kater Silvester oder die Schlümpfe prangten, erkennen. Durch das Europaviertel und entlang gigantischer Hochhäuser beendeten wir schließlich die Rundfahrt am Atomium, welches 1958 im Rahmen der Weltausstellung konzipiert wurde. Nach einem Fotostop und der Mittagspause verließen wir Brüssel um nach Gent zu fahren. Dort luden wir erstmalig bei herrlichem Wetter unsere Fahrräder aus und machten eine 20 Kilometer lange Tour rund um Gent entlang der Leiestreek. Am späten Nachmittag fuhren wir nach Brügge und bezogen unsere Zimmer im 3-Sterne Hotel Olympia. Den Abend ließen wir im Restaurant Vivaldi in der historischen Altstadt von Brügge ausklingen.

3.Tag: Brügge

Heute wurden wir von warmen Sonnenstrahlen geweckt, welche den Tag wunderbar umrahmen sollten. Am Smeedenport in Brügge trafen wir auf unsere Stadtführerin Rosa, welche uns 2,5 Stunden die Höhepunkte der belgischen Stadt zeigte. Wir sahen das Konzerthaus, die Burg, das Beginenkloster, das Rathaus, sowie die eindrucksvolle Liebfrauenkirche und den Belfried. Entlang der Grachten und in den kleinen Gassen konnten wir die charmante Atmosphäre der nahezu vollständig aus Backstein gebauten Stadt am besten erleben.
Traditionell, aber auch modern so präsentierte sich uns Brügge und die Begeisterung über diese unerwartete Augenweide spiegelte sich in den Augen der Gruppe. Hinter jeder Ecke konnte man neue liebevolle Details und beeindruckende Bauwerke erkennen. Unsere Mittagspause gestalteten wir am lebhaften Grote Markt bei einem Live-Glockenspiel im Belfried. Am Nachmittag unternahmen wir eine kurze Radtour rund um Brügge. Am Abend besuchten wir die alte Traditionsbrauerei „De halve Man“. Bei einer Führung konnten wir mehr über die Bierherstellung erfahren und oben auf dem Dach eine herrliche Aussicht über die Stadt genießen. Zum Abendessen gab es reichlich Suppe, Hühnchen mit Kartoffeln und Caramel Flan als Nachtisch, sowie ein Hausbier gratis.

4.Tag: Damme bis Sluis


Der Tag sollte auch heute wieder gutes Wetter versprechen und so machten wir uns auf den Weg zu einer unserer längsten Radtouren der Reise. Vom Hotel aus fuhren wir in die Till Eulenspiegel- Stadt Damme, wo wir die alte Kirche und den Markt besichtigten. Weiter ging es entlang der vielen großen Kanäle an die Nordsee nach Knokke-Heist. Der berühmte Alberstrand ist von riesigen Hotelbauten gesäumt und hatte so einiges an Freizeitmöglichkeiten zu bieten. Hier verbrachten wir unsere Mittagspause mit Sonnebaden und einige Mutige trauten sich auch in die Nordsee zu springen. Anschließend fuhren wir weiter entlang der Promenade, wo plötzlich die monströsen Bauten aufhörten und wir uns auf seichten Dünen wieder fanden. Im Het Zwin Nationalpark wurden wir bereits von Störchen begrüßt und trafen anschließend auf unseren Busfahrer Jörg, der einen frischgebrühten Kaffee für die fleißigen Radler bereit hielt. Wir fuhren weiter über viele Felder und durch kleine belgische Ortschaften bis in die Niederlande in den Ort Sluis, wo es zum Sonntag recht lebhaft zuging. In einem Cafe nahmen wir gemeinsam Platz und gönnten uns Kaffee, Kuchen und Eis. Nun warteten noch ca. 15 Kilometer auf uns, die wir entlang der langen Kanäle fuhren. Da zwischen Damme und Brügge ein Schwimmwettbewerb stattfand, war am Kanal reges treiben. Am Abend gönnten wir uns wieder ein leckeres Essen im Restaurant Vivaldi.

5. Tag: Kastellenroute

Nach einem ausgiebigen Frühstück konnten wir heute zu unserer zweiten langen Etappe antreten. Ein herrlicher Radweg über Felder und Dörfer des Inlandes, sowie idyllisch gelegenen Schlössern erwartete uns. Es war eine sehr ruhige Tour bei der wir viele Bauernhöfe und Weiden sahen, die von belgischen Milch- und Fleischkühen, sowie Eseln und Schafen bevölkert wurden. Am Schloß Tillegem. Konnten wir ein gemeinsames Gruppenfoto schießen und die traumhafte Ruhe genießen. Am Schloß Aertrycke Verbrachten wir unsere Mittagspause und unternahmen einen Spaziergang über das englisch gestaltete Schlossgelände. Die vielen Ortschaften, die wir durchfuhren bestachen durch ihre Ruhe und vor allem durch die überaus sorgfältig gepflegten Vorgärten, die zum Teil eher Kunstwerken glichen. Unseren letzten Halt machten wir am Schloss Tudor, wo es einen kleinen Kräutergarten zu entdecken galt.

6.Tag: Nordseeküste

Der Morgen begann zunächst mit Regen und Gewitter. Keine guten Aussichten für unsere geplante Radtour an der Nordseeküste von Belgien. Doch auch einen Plan B hatten wir bereits bereit, sodass wir uns trotzdem frohen Mutes auf nach Nieuwport machten. Bei einem kleinen Spaziergang über den Grote Markt konnten wir das Rathaus und die Liebfrauenkirche sehen. Hier entschlossen wir uns auch dazu die vorgesehene Route mit der „Kusttram“ einer öffentlichen Straßenbahn, welche entlang der Küste fährt, zurück zu legen. Wir sahen das Meer und den Strand, aber auch wie in Knokke Heist wieder eine große Zahl an riesigen Hotelbauten. In dem Badeort De Haan stiegen wir aus und gönnten uns eine Kaffepause oder einen Spaziergang zum Strand. Entgegen der Erwartungen klarte der Himmel wieder auf und wir konnten doch noch die Räder ausladen. Mit einem Teil der Gruppe fuhren Reiseleiterinnen Sandra und Madlen von De Haan nach Brügge und Fahrer Jörg fuhr mit den restlichen Gästen zurück zum Hotel. Am Nachmittag bot sich für alle die Gelegenheit Brügge auf eigene Faust zu erkunden, eines der vielen Museen zu besuchen oder einen heißen Kaffee zu genießen.

7.Tag: Ypern


Das angesagte schöne Wetter für den heutigen Tag lies sich zunächst nicht bei uns blicken, stattdessen Regen und Kälte, doch wie die echten Radler so sind, konnte uns das nicht entmutigen. So machten wir uns mit viel Hoffnung auf Sonnenschein mit dem Bus auf nach Ypern, welches im Westen Belgiens gelegen ist. Das Städtchen überraschte uns mit seinen, für Belgien typischen, Backsteingebäuden, einer großen Tuchhalle und der Kirche. Alle Gebäude wirkten, als wären sie schon hunderte  Jahre alt, aber das täuscht, denn die Stadt wurde im 1. Weltkrieg völlig zerstört und anschließend mit viel Liebe zum Detail wieder originalgetreu aufgerichtet. Ypern war in der Zeit von 1914-1917 ein Schlachtfeld für die Kämpfe zwischen den Deutschen und den Franzosen, Belgiern und Engländern. Hunderttausende Soldaten sind hier qualvoll ums Leben gekommen. Im interaktiven Museum „Flandern Fields“ war dieses schreckliche Thema auf eindrucksvolle Weise dargestellt. Nach einer Mittagspause entschlossen wir uns, trotz zugezogenem Himmel unsere Fahrräder auszuladen. Unsere 45 Kilometer lange Fahrt führe uns entlang der „Friedensroute“, welche entlang von Soldatengräbern und Gedenkstätten führt, als Mahnmal dafür, dass Krieg sinnlos ist. Reisebegleitung  Madlen hatte heute eine leichte Fahrt, denn das brandneue Pedelec (ein Elektrorad) wurde erstmalig Probe gefahren. So durfte auch jeder interessierte Gast mal eine Fahrt  mit dem Gefährt, welches beim Treten unterstützend wirkt, wagen. Unseren letzten Abend verbrachten wir wieder auf gewohnte Weise im Restaurant Vivaldi bei Lefe-Bier, Rindersteak und belgischen Pommes. Michael Hohenberger hatte noch eine schöne Abschlussrede im Namen aller Gäste vorbereitet, worüber sich die Eberhardtler Sandra, Madlen und Jörg sehr gefreut haben. Zurück im Hotel hieß es nun leider auch schon Koffer packen und die letzte Nacht in Belgien genießen.

8.Tag: Heimreise

Ein letztes Mal trafen wir uns heute halb 8 im Frühstücksraum und uns für die bevorstehende Fahrt zu stärken. Um 9 verabschiedeten wir uns von Reiseleiterin Sandra und nahmen Kurs auf das in 35 Grad Hitze schwelgende Deutschland.
Eine erlebnisreiche und aktive Woche geht für uns zu Ende. Wir waren eine tolle Gruppe, die Zusammenhalt in allen Situationen bewiesen hat. Alle Wetterkapriolen haben wir bestens überstanden und konnten Flandern von seiner besten Seite erleben. Die Natur hat einen entspannten Ausgleich zum häufig hektischen Alltag geboten und in den charmanten Städten lernten wir die Lebensart der Belgier wunderbar kennen. Ich bedanke mich bei allen Fahrradfreunden für das Vertrauen, dass Sie in uns gesetzt haben und, dass wir diese schöne Radreise gemeinsam erleben durften. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.

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