Reisebericht: Singlereise Brasilien – Rio, Iguazu und Amazonas

13.10. – 25.10.2015, 13 Tage Rundreise für Singles: Rio de Janeiro – Zuckerhut – Paraty – Manaus – Amazonas–Safari – Iguazu–Wasserfälle


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Wenn man sich Brasilien vorstellt, denkt man gleich an den Zuckerhut und die große Christus-Statue. Doch Brasilien ist viel mehr als das! Nach dieser tollen Reise sind wir um viele Erlebnisse, sowie von Kultur als auch Natur, reicher.
Ein Reisebericht von
Anne-Maria Friedrich

Mittwoch, 14.10.2015: Ankunft und Fahrt nach Paraty

Die warmen Temperaturen sind schon in den frühen Morgenstunden zu spüren, doch im Bus ist es Dank der Klimaanlage erträglich und so machen wir uns auf unseren 350km langen Weg nach Paraty.
Wir nutzen einen ersten Halt an einer kleinen Raststätte um etwas Wasser und andere Erfrischungsgetränke zu erwerben und machen auch gleich erste Bekanntschaft mit den brasilianischen Salgaros, herzhaft gefüllte Snacks, die meist frittiert oder gebacken werden. Auch das typische Pao de Queijo (=Käsebrot) muss probiert werden.
Auf dem Weg nach Paraty hangeln wir uns von Bucht zu Bucht, immer begleitet vom Küstenwald zu unserer Rechten. Hier wachsen bis zu 40m hohe Bäume, allerdings nicht vergleichbar mit den 70m hohen Giganten, die wir noch im Amazonasgebiet kennenlernen dürfen. Maik erzählt auf der Fahrt hier und da schon etwas über die Orte, wie zum Beispiel dem Ort Angra dos Reis auf halber Stecke, benannt nach dem Feiertag der heiligen drei Könige.
In Paraty endlich angekommen werden wir erst einmal gut durchgerüttelt bis wir die Pousada Porto Imperial in der sehr gut erhaltenen Altstadt erreichen. Die Straßen scheinen noch aus Napoleons Zeiten zu seinen und erschweren uns sogar etwas das Laufen.
Da unsere Zimmer erst in zwei Stunden bezugsfertig sind vertreiben wir uns die Zeit bei einem ersten Bummel durch Paraty und werden auch den kleinen Mittagshunger los: Die etwas lieblos eingerichteten Bistros erweisen sich als tolle Anlaufstelle für einen herzhaften Snack. Wir probieren die sogenannten "Misto Quente" (=heiße Mischung), im Prinzip Sandwiches aus Toast mit Schinken und Käse überbacken. Schlicht, aber lecker! Dazu gibt es Orangensaft, der frisch und live vor unseren Nasen gepresst wird, eine bessere Erfrischung gibt es bei diesen schwülen Temperaturen gar nicht. Dennoch sehnen wir uns nach einer kalten Dusche und einem gemütlichen Bett.
Nun sind die Zimmer auch fertig: Schlicht brasilianisch eingerichtet, sauber und ordentlich.. man kann nicht meckern. Nach einer großzügigen Siesta geht es auch schon weiter mit dem eigentlichen Rundgang durch Paraty. Kaum haben wir uns an der Rezeption eingefunden, kommt schon das erste Highlight, das sogar unseren Reiseleiter Maik überrascht. Er hatte schon einigen Gruppen von der Gezeitenströmung erzählt, aber noch nie konnte er es pünktlich aufs Stichwort zeigen. Er erklärt uns die mit dem Naturphänomen verbundene Besonderheit dieses Ortes. Die Einwohner von Paraty hatten sich die Flut damals zum Vorteil gemacht um Fäkalien täglich ohne jeden Umstand zu entsorgen. Für uns bedeutet der steigende Wasserpegel jedoch nur, dass wir zusehen müssen, wie wir die Straßen überqueren. Die Bordsteinkanten sind genau an das Wasserlevel angepasst, die Straßen selbst werden regelmäßig im 12-Stunden-Takt geflutet und sind interessante Fotomotive. Paraty hat seinen brasilianischen Reiz behalten. Die Häuserfassaden sind typisch weiß gestrichen und bilden einen tollen Kontrast zu den blauen, türkisen und manchmal auch roten Tür- und Fensterrahmen.
Wir bummeln noch durch die kleinen Läden und Ateliers und lassen schließlich den Rundgang bei einem ruhigen Strandspaziergang ausklingen.
In einem der brasilianischen Restaurants von Paraty genießen wir unter anderem einen heimischen Fisch, bevor wir die wohl verdiente Nachtruhe einleiten.
Wer Augen und Ohren noch ohne Mühen offen halten kann, geht nicht gleich zur Pousada zurück, sondern genießt die Vielzahl an atmosphärischen Livemusiken. Zwischen Bossa Nova und Samba tummelt das Nachtleben Paratys. Doch während es in Deutschland schon halb 3 nachts ist, winkt auch hier unser Bettzipfel. Boa noite!

Donnerstag, 15.10.2015: Bootsfahrt entlang der Küste

Der Schlaf tat gut.. unser Jetlag ist schon so gut wie bekämpft und wir begrüßen den Tag mit guter Laune und einer großen Portion Dankbarkeit, denn heute sind wir mit Kaiserwetter gesegnet. Das Frühstücksbuffet hält viele Leckereien für uns bereit: saftigen Schokokuchen, reife, süße Papayas und Melone, und vor allem die merkwürdige Avocadocreme, von der uns Maik gestern erzählte. In Brasilien wird Avocado gern als süße Creme serviert, vermischt mit Kondenzmilch. Unsere Geschmacksknospen haben so etwas nun wirklich nicht erwartet, aber schnell lässt die Verwirrung nach und wir nicken uns zu mit einer neuen Erfahrung mehr im Gepäck.
Mit dem Boot geht es heute zu den vielen traumhaft schönen Buchten, die die Umgebung von Paraty zu bieten hat. Wir genießen die strahlende Sonne und den warmen Fahrtwind während die Landschaft an uns vorbei zieht und immer wieder neue kleine Inseln auftauchen.
Unser erster Stopp ist die Ilha Comprida. Kleine gestreifte Fische tummeln im Wasser und wecken unsere Neugier. Schnorchel und Taucherbrillen liegen bereit für die Tierbeobachter unter uns. Die meisten möchten jedoch nur eine Abkühlung im frischen Nass. Geschützt durch die vielen Inseln, können kalte Meeresströmungen die Küste nicht erreichen und so genießen wir herrlich angenehme Wassertemperaturen.
Nächster Halt ist diesmal der Strand der "Laguna Luna" (=Mondlagune). Wer ein Steinchen als Mitbringsel sucht hat leider Pech, denn hier gibt es nur herrlichen Sandstrand.
Nach dem vielen Schwimmen und Planschen wird es Zeit für das Mittagessen. Zur Auswahl stehen zwei Fischgerichte, zum Beispiel "Moqueca de peixe" und ein Hühnchengericht. Egal für welches wir uns entscheiden, es schmeckt toll! Dazu gönnen wir uns einen erfrischenden Caipi-Maracuja.
Der Abend beginnt entspannt. Auf der Suche nach einer Kleinigkeit zu essen landen wir in einem ungewöhnlichen Restaurant. Die Speisekarte besteht aus einer Aufzählung von möglichen Spießen, also suchen wir uns etwas aus, dank Maiks Übersetzungen, und bestellen Hühnchen, Kalb, Schwein und süße Schokoerdbeeren. Ständig kommen Kellner vorbei mir großen Tellern voller undefinierbarer Fleischspieße und bieten uns diese aufdringlich an. Wir winken ab.. wir haben ja schon etwas anderes bestellt.
Doch dann kommt der Ahh-Moment: Genau das ist das Prinzip dieses Restaurants: Churrasco rodizio. Die unterschiedlichen Spießvariationen werden einfach gegrillt und dann präsentiert - es verkauft sich schon irgendwie. Also greifen wir dann doch zu. Die Fleischspieße sind super. Dazu gibt es geschmortes Gemüse, Couscous und Brot, und für diejenigen, die sich mit ihrem Zimmerpartner einigen können, auch einen leckeren Knoblauchdip.
Während in der Parallelstraße schon wieder der Strom ausfällt, finden wir drei Straßen weiter eine nette Bar und bestellen Caipi. Man kann wunderbar draußen sitzen, das Nachtleben beobachten und über vergangene Reiseeindrücke berichten.
Zur gleichen Zeit, nicht weit vom Hotel entfernt, spielt sich ein Schauspiel der ganz anderen Art ab. Eine Dame unserer Gruppe war gestürzt und so eile ich zusammen mit Maik zum Krankenhaus. An der Rezeption unserer Pousada hieß es "Oh Gott, ganz schlimm! Krankenhaus!". Dort angekommen strahlte uns die Dame schon entgegen "Ach, dass ihr beide kommt wär doch nicht nötig gewesen". Die Pflastersteine von Paraty haben es echt in sich.. wenn man da einmal nicht aufpasst.. Das Handgelenk ist etwas geschwollen und blau, die Stirn hat einen Kratzer abbekommen. Die Patientin ist allerdings bester Laune. Vom ersten Schreck erholt, schaue ich mich etwas um. Zwei Putzfrauen stehen unglaublich unmotiviert in einer Ecke hinter einem Tresen, Sanitäter oder Assistenten laufen hin und her, immer mal kommen erschöpfte Brasilianer und holen sich Wasser vom Spender, während sie wahrscheinlich auf Ergebnisse und Berichte warten. Der Arzt kommt, es kann geröntgt werden. Es stellt sich tatsächlich als harmlos heraus, muss nur täglich gekühlt werden und die kleine Platzwunde an der Stirn bekommt zwei Stiche. Beim Nähen der Wunde darf übrigens selbstverständlich vom Flur aus zugeschaut werden. Eine Stunde später sind wir auch schon wieder auf dem Weg zurück zum Hotel und ich geselle mich in die feuchtfröhliche Runde meiner Gruppe. Saude! Auf die Gesundheit!

Freitag, 16.10.2015 Rio de Janeiro – Stadtrundfahrt und Zuckerhut

Rio de Janeiro erwartet uns heute!
Nach dem Frühstück geht aus auch direkt los. Diesmal haben wir einen freundlichen Buschauffeur, der für uns, auf halber Strecke zwischen Paraty und Rio, eine kurze Fotopause mit herrlichem Blick auf eine der Buchten einlegt.
Ich merke sofort, dass wir Rio de Janeiro immer näher kommen: bei einer Kaffeepause an einer Tankstelle sehe ich schon ein Mitglied der berühmten Sambaschule von Mangeira. Aber dazu später mehr.
Maik erzählt uns einiges über Favelas, das Schulsystem mit staatlich geleiteten und Privatschulen und die ebenso unterschiedlich organisierte Krankenpflege in Brasilien als wir dem Stadtkern näher kommen. An der Küstenpromenade ist wiederum keine Spur von der Armut des Großteils der Bevölkerung zu sehen. Hotels soweit das Auge reicht, Jachten und Bars. Bei diesen traumhaften Stränden und Buchten ist das kein Wunder.
Wir biegen ein in die Av. Princesa Isabel und erreichen unser Hotel: Augustos Rio Copa Hotel. Gut, dass wir die genaue Adresse kennen, denn es gibt so einige Hotels namens Rio Copa. Augusto's ist in angenehmer Laufnähe der Copacabana und auf dem Weg dort hin befinden sich genügend Snackbars und Läden zur Verpflegung.
In einer Stunde können wir einchecken, die Koffer lagern wir derweilen im Hotel. Der Strand ruft! Auf dem Weg kehren wir in eine der Snackbars ein und stillen unser Mittagshüngerchen mit einem der Salgaros und einem frisch gepressten Orangensaft.
Auf unserer Stadtrundfahrt ist unser erster Stopp das Fußballstadion Filho Mario, auch bekannt als Maracana Stadion. Hier fand das Finale zwischen Deutschland und Argentinien zur WM 2014 statt. Die Tatsache, dass wir vor genau diesem Stadion stehen, ist beeindruckend.. Nur ein Fotomotiv bietet sich uns nicht wirklich. Schade, aber was soll's. Hauptsache man war einmal da. Nächster halt ist jetzt das Sambodromo. Wir haben Glück und kommen sehr gut durch den Verkehr.
Über 900 Meter erstrecken sich die Tribünen an beiden Seiten der Straße des Sambodromo, wo im Februar die Parade des Jahres stattfindet. 12 Sambaschulen aus Rio und anderen Städten treten hier gegeneinander an. Was für uns wie ein schöner großer Festumzug aussieht, ist für die Schulen ein harter Wettkampf, denn es steht viel Geld auf dem Spiel und noch viel wichtiger: die Ehre der Sambaschule. Bei diesem Wettstreit bewertet die Jurie alles, von den Umzugswagen,Tänzern und Kostümen bis hin zum Liedtext und der Band.
Wer Lust und Laune hat kann sogar eines der schönen, farbenfrohen Kostüme anprobieren.
Nun ist die perfekte Tageszeit gekommen für den Pão de Açucar, den Zuckerhut. Mit der Seilbahn geht es in zwei Etappen immer höher bis wir endlich oben ankommen und die ganze Stadt uns bei wunderschönem Licht zu Füßen liegt. Maik scheint alles perfekt geplant zu haben: wir sind gerade rechtzeitig dort um atemberaubende Fotos zu schießen in der Abendröte des Sonnenuntergangs. Rosarote und orangene Wolken rahmen die Berge ein und die berühmte Christusstatue schaut direkt zu uns rüber und steht in tollem Kontrast zum Himmel, als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet.
Je dunkler es wird desto mehr leuchten die Lichter der Stadt auf und ergeben noch ein tolles Postkartenmotiv. Unsere Familien und Bekannten werden uns doch niemals glauben, dass das tatsächlich unsere Fotos sind.
Wir fahren vom Stadtviertel Urca direkt zum Steakhouse "Carretão do lido". Das Prinzip des "churrasco rodizio" haben wir ja schon kennengelernt. Hier wird uns allerdings im Gegensatz zum Restaurant in Paraty ein umfangreiches Buffet geboten.
Das Essen ist köstlich und wir werden alle satt.
Zurück im Hotel bleibt uns nicht allzu viel Zeit, denn in einer Stunde werden wir schon bei Ginga Tropical erwartet. Von außen sieht das Veranstaltungshaus recht alt und rustikal aus, doch man bemerkt sofort den tollen Flair.
Die Show gibt es schon seit einer Weile und wird immer populärer bei Gruppen und Touristen, denn die vielen Tänze Brasiliens werden hier bei einer faszinierenden Aufführung vorgestellt. Bevor es soweit ist, dürfen wir selbst unser Können zeigen bei einem kleinen Samba Tanzkurs.
Noch einen Caipirinha bestellen und dann geht es auch schon los. Begleitet von einer eingespielten Liveband wird uns ein Tanz nach dem anderen gezeigt. Sogar die Kampfsportart Capoeira ist dabei. Ein wirklicher Kampfsport ist es nicht.. es sieht eher aus wie eine Art Spiel zwischen zwei Akrobaten.
Das außerplanmäßig organisierte Abendprogramm ist ein voller Erfolg und wir sind schwer begeistert von der tollen Darbietung der Tänzer.

Samstag, 17.10.2015: Escadaria Selarón und Corcovado

Heute steht der Corcovado auf dem Plan.
Wir fahren mit dem Bus vorbei an einigen Fakultäten der Universität. Es gibt sogar besondere Schulen für Blinde und Taubstumme.
Unser erster Halt ist im Stadtviertel Lapa. Eine wirkliche Touristengegend ist das nicht, doch sie hält etwas ganz besonderes für Reisende bereit. Vor Jahren hat der Künstler Selarón begonnen, eine lange Treppe des seines Viertels mit bunten Kacheln zu verzieren. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr dazu und Reisende aus aller Welt brachten ihm Kacheln zur Dekoration der Treppe. Heute ist die "Escadaria Selarón" ein wahres Kunstwerk und man könnte dort am liebsten Stunden verbringen. Nach dem traurigen Tod des Künstlers hat sich der Flair dieser Treppe jedoch geändert, bedauert unser Carioca (=Einwohner von Rio de Janeiro), aber es wird als Fotomotiv immer beliebter bei Turisten. Ein guter Ort für unser Gruppenfoto!
Wir haben noch ein paar Minuten, um die Kacheln zu bewundern, dann müssen wir auch schon weiter, denn wir haben eine Reservierung für 11 Uhr.
Der Corcovado liegt versteckt in den Wolken, doch vielleicht haben wir ja Glück und es zieht plötzlich auf, wenn wir oben sind. Durch den Tijuca-Wald fährt die Bahn bis an den Gipfel des Berges. Mit einem Fahrstuhl werden noch die letzten Höhenmeter überwunden und dann die Enttäuschung: von der großen Christusstatue sehen wir leider nur den Sockel. Wir geben die Hoffnung nicht auf und laufen zur Plattform, die sich vor der Statue erstreckt.
Jetzt heißt es Abwarten und Daumen drücken. Immer mal zeigt er sich verschleiert, wenn die ein oder andere dichte Wolke vorbei zieht. Fotoapparate werden bereit gehalten, der Finger stets auf dem Auslöser.
Dann hört man aufgeregtes Schreien.
Christo Redentor, mit einer beeindruckenden Größe von 30 Metern, taucht plötzlich aus dem Dunst auf und zeigt sich in voller Pracht. Ein atemberaubender Anblick! Allein diese Atmosphäre zwischen den vielen Pilgern zu sein und das Gefühl, als würde man hier in Rio Tag und Nacht unter seinem Schutz stehen, verleiht mir Gänsehaut.
Unser letzter Programmpunkt für heute ist das Cafe Colombo. In Rios schönstem Café aus dem Jahre 1894 genießen wir ein köstliches Mittagsbuffet und lernen ein weiteres typisch brasilianisches Gericht kennen: Feijoada, ein Eintopf aus schwarzen Bohnen und Fleisch.
Der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung, also spazieren wir noch einmal entlang der Copacabana und genießen eine lustige Runde mit Caipis und Tanzen.
Es wird noch ein Weilchen dauern, bis wir die vielen Eindrücke dieser Millionenstadt verarbeitet haben..
Eine kurze Nacht liegt vor uns, denn wir müssen um 5 Uhr morgens los und als ob das nicht früh genug ist, wird uns sogar noch eine Stunde durch die Zeitumstellung geklaut!
Dann heißt es Abschied nehmen von der 'cidade maravilhosa', der wunderschönen Stadt. Boa noite, Rio de Janeiro!

Sonntag, 18.10.2015: Amazonas

Manaus begrüßt uns mit 36 Grad im Schatten und hoher Luftfeuchtigkeit.
Am Flughafen werden wir herzlich von Rosi, unserer Dschungellady, empfangen. Unsere Frauenquote von 92% überrascht sie nicht. Im Gegenteil, so hat sie gleich einen Aufhänger um über die kannibalischen Amazonenfrauen zu erzählen.
Wir fahren durch Manaus, eine Stadt, die erst aufgrund der Fußball WM an Infrastruktur und Wohnungsbauten enorm zugelegt hat. Vorbei am Stadion geht es Richtung Hafen. Eine Stadtrundfahrt werden wir noch am Abreisetag geboten bekommen.
Am Hafen probieren wir auch schon den ersten typischen Snack aus dem Amazonasgebiet: Sandwich mit Weichkäse und gebratener Kochbanane. Wir sind uns einig: es schmeckt gar nicht mal so schlecht! Dazu gibt es Guarana Saft, der uns wie eine Mischung aus Cola und Eistee vorkommt.
Das Abenteuer Amazonas beginnt. Koffer werden aufs Boot verladen und schon kann die einstündige Fahrt losgehen. Hier bei Manaus sieht man ganz deutlich den Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimoes. Aber wirklich vermischen tut sich da nichts, denn sowohl die Temperaturen, als auch die Zusammensetzung des Wassers unterscheiden sich so sehr, dass die beiden Gewässer einfach nicht miteinander auskommen wollen. Das macht nichts, so ergibt sich für uns ja immerhin ein spektakuläres Fotomotiv.
Wir erreichen den ersten Seitenarm, in den wir auch mit viel Schwung rein fahren. Wenige Minuten vergehen und die Entscheidung steht fest: Wir können in diesem Speedboot nicht weiter. Aufgrund einer andauernden Dürre ist der Amazonas viel flacher als sonst, das Boot würde stecken bleiben. Also steigen wir um in 3 schmale Boote von Amazon Village. Die Koffer werden extra verladen. Wir scheinen nur schleppend durchzukommen, nur eins der Boote schafft es auf Anhieb bis zum Village. Für die anderen beiden heißt es Aussteigen und Schieben. Zum Glück sind die Einwohner so kontaktfreudig und hilfsbereit und schieben kräftig mit. Sie nutzen den Sonntag um baden zu gehen im erfrischenden Wasser des Flusses.
Es dauert nicht lang, dann sind wir alle vollzählig angekommen und stillen unseren Durst mit einem Begrüßungsgetränk. Man fühlt sich gleich viel besser nach einer erfrischenden Dusche und einem kleinen Spaziergang durch die Anlage des Amazon Village.
Am Abend gibt es ein leckeres Buffet mit Katzenfisch, Ochse und Schwein und vielen herzhaften und süßen Beilagen.
Die Dämmerung tritt schnell ein. Gespannt machen wir uns im Licht unserer Taschenlampen auf den Weg zu den Booten. Kaimarensafari steht auf dem Programm. Es dauert ewig.. wir geben die Hoffnung schon fast auf während unsere drei Guides an den Ufern des Flusses suchen und suchen. Doch plötzlich das Ahh und Ohh. Einer der Guides kommt zurück mit einem ein Meter langen, wunderschönen, jungen Kaiman. Rosi hält das Tier sicher am Nacken und Schwanz und erklärt alle Besonderheiten. Es stellt sich als Weibchen heraus. Ich darf auch mal halten.. ein tolles Gefühl! Tiefenentspannt und auf ihre eigene Art und Weise auch ganz weich..
Wir lassen sie wieder frei und hoffen, dass sie uns den Besuch nicht übel nimmt, denn Kaimane sind schon aufgrund des Wassermangels gerade sehr selten anzutreffen.
Die Nacht verbringen wir inmitten der Geräuschkulisse des Regenwaldes. Frösche quaken so laut sie können und Zikaden schallen durch den ganzen Wald.

Montag, 19.10.2015 Dschungelspaziergang

Vormittags dürfen wir nun endlich in den Regenwald hinein, angeführt von Tarzan und unserer Dschungellady. Sie erklärt uns natürliche Heilmittel, die im Wald zu finden sind, und erzählt ausführlich über Lianen, die Baumarten, Insekten und andere Krabbeltiere. Wir bekommen sogar von unserem Tarzan einen kleinen Kurs im Baumklettern. Noch ein paar weitere Tipps und Tricks (welche unter anderem das Einreiben von Ameisen beinhaltet) und wir sind fast vorbereitet auf den Kampf ums Überleben im tiefen Regenwald Brasiliens. Doch dazu kommt es nicht.. Rosi begleitet uns wieder zurück zur Lodge. Glück gehabt!
Nach einer kleinen Pause zur Verdauung steht Baden auf dem Plan. Wir fahren mit zwei Booten immer tiefer ins Labyrinth des Puraqueqara bis wir schließlich eine schöne klare Stelle zum Baden finden. Die Strömung ist zwar stark, aber nur da wo es tief ist. Bei den schwülen Temperaturen tut eine Abkühlung im Fluss wirklich gut. Erfrischt fahren wir zurück zur Lodge und genießen die Freizeit.
Wer Tiere mag hat übrigens im Amazon Village eine große Auswahl zum Kuscheln: Vogelspinnen, Fledermäuse, Frösche und Äffchen fühlen sich wohl neben und sogar in unseren Bungalows.
Die Staff von Amazon Village kennt sich aus mit den Tierchen. Einfach einen Besen hinhalten und die Spinne klettert drauf und lässt sich raustragen. Fledermäuse suchen automatisch einen Ausgang sobald die Dunkelheit draußen einbricht. Und die kleinen Äffchen sind zwar neugierig, aber schüchtern. Die sieht man nur wenn man geduldig in der Hängematte entspannt und die Umgebung beobachtet. Nach dem Abendessen, unter anderem mit dem Amazonsfisch Pirarucu, geht es direkt zur Bar. Wir feiern das Bergfest unserer Reise.

Dienstag, 20.10.2015: Angeln und Dorfbesichtigung

In den frühen Morgenstunden machen wir uns bereit für unseren Angelausflug. Piranhas gibt es leider nicht, aber dafür einen typischen Amazonas Fisch, den es sich zu angeln lohnt.
Wir bekommen unsere "Angeln": Eine kleine Plasteflasche, umwickelt mit der Angelschnur, an der am Ende ein Haken befestigt ist.
Ein geübter Angler würde sich kaputt lachen über die Methode, mit der wir unser Glück versuchen. Aber am Ende klappt es doch und wir haben, Dank der Unterstützung unserer erfahrenen Guides, genügend Fische gefangen um davon satt zu werden. Am Nachmittag kommt der Fang übers Feuer. Unser Tarzan ist ein wahrer Überlebenskünstler.. im Nu hat er ein Feuer gezaubert.
Der Fisch schmeckt toll! Dabei ist er nicht einmal richtig gewürzt wurden, der Eigengeschmack reicht schon völlig aus. Wenig später sind von dem Schmaus nur noch die Krähten übrig.
Dann ein Schreckmoment: Tarzen wollte gerade mit dem Boot wieder los, da tritt er plötzlich in einen Stachelrochen! Wir leiden mit ihm.. es muss höllisch wehtun. Doch schon am nächsten Morgen werden wir ihn wohl auf wiedersehen. Wir machen uns auf den Weg zu einem kleinen Dorf der Ureinwohner des Gebietes. Die typischen kleinen Häuschen nennen sich "Caboclo". Rosi erklärt uns die Herstellung von Manjokmehl, welches die Dorfbewohner gemeinsam und in großen Mengen regelmäßig produzieren. Es ist eines der Hauptnahrungsmittel hier im Amazonasgebiet und lebensnotwendig für die Bewohner.
Wir besuchen eine ältere Dame. Sie ist hier geblieben, während viele andere, vor allem junge, Menschen in die Städte fliehen um bessere Zukunftsmöglichkeiten zu haben. Sie arbeitet in der Dorfkneipe und verkauft außerdem eine schöne Auswahl an Souvenirs.
Einige von uns finden sogar etwas hübsches darunter und so bedanken wir uns bei der Dame und kehren zurück zu unserer Lodge, wo wir den Abend noch einmal schön ausklingen lassen mit Caipis.

Mittwoch, 21.10.2015: Manaus und Flug nach Iguazu

Die Koffer sind gepackt, hoffentlich ohne tierischer Mitbringsel. Gleich nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns auch schon wieder vom Urwald des Amazonas und steigen ein letztes Mal in die Boote von Amazon Village, die uns sicher in Richtung Manaus bringen. Der Wasserstand ist noch etwas niedriger als bei unserer Ankunft vor drei Tagen und diesmal müssen sich Tarzan & Co. gegenseitig aus den Sandbänken ziehen. Wir steigen wieder um in das Schnellboot und genießen den Fahrtwind bis wir wieder zurück in der Zivilisation sind.
Während der Stadtrundfahrt durch Manaus erklärt und Rosi umfassend die Entwicklung der Stadt, welche mit der Entdeckung von Kautschuk einen riesigen Boom erlebte. Wir besichtigen das Prachtstück von Manaus: das Theater. Das Blattgold an den Geländern und die Polster der Sitze sind noch original erhalten. Wir sind beeindruckt. Letzter Halt der heutigen Tour ist die Markthalle. Wir folgen Rosi's Rat und besorgen uns auch etwas von dem Wunderöl, mit dem man sämtliche Hautirritationen heilen kann. Es kostet auch gar nicht viel. Der Markt bietet außerdem einiges an Fisch, Obst, bis hin zu Zimmerpflanzen. Schade, dass wir nicht viel Zeit haben und schnell weiter müssen zum Restaurant. Ein weiteres tolles Buffet erwartet uns und wir schlagen uns den Bauch voll, denn wir wissen genau: im Flugzeug der Brasilianischen Fluggesellschaft Gol wird es nichts zu Essen geben, zumindest nicht inklusive.
Rosi, unsere neu gewonnene Freundin aus dem Amazonas Regenwald, verabschiedet sich herzlich von uns.
Der Flug nach Iguazu ist lang und beinhaltet sogar, abgesehen von dem Umstieg in Brasilia, einen weiteren unvorhergesehen Stopp in Curitiba. Zum Glück bemerken wir es sofort und bleiben ruhig im Flieger sitzen, während die meisten Fluggäste aussteigen und neue hinzu kommen.
Wir kommen erst spät in der Nacht an und werden etwas verspätet (typisch brasilianisch) von unserem Reiseleiter abgeholt. Im Hotel angekommen fallen wir erschöpft ins Bett.

Donnerstag, 22.10.2015: Iguazu Wasserfälle – Brasilianische Seite

Heute stehen die Iguazu-Wasserfälle auf dem Programm und wir sind sehr gespannt, denn es sind die größten weltweit und als Naturweltwunder bekannt. Brasilien und Argentinien teilen sich die Fläche des Nationalparks.
Dieser ist mit einer Flächengröße von unglaublichen 189000 Hektar riesig! Kein Wunder, dass wir so lange mit dem Bus fahren müssen, bis wir die Wasserfälle erreichen. Nelinho kauft die Eintrittskarten und schon präsentiert sich vor uns die erste atemberaubende Aussicht. Die ersten Fotos werden geschossen, ein weiteres schönes Gruppenbild muss auch nochmal gemacht werden.
Wir spazieren den Fußweg entlang und folgen den Serpentinenkurven bis wir die große Plattform erreichen und die Wucht des Wassers nicht mehr zu übersehen und überhören ist. Regencapes kommen jetzt zum Einsatz, denn die Gicht ist nicht zu unterschätzen. Man glaubt, man ist noch in sicherer Entfernung, doch dann kommt eine kleine Windböe und man ist nass von unten bis oben. Mit Capes sind wir geschützt und trauen uns zur Plattform. Wie aufregend!! EINE MILLION Liter Wasser kommen hier pro SEKUNDE runter! Es ist unglaublich und wunderschön zugleich. Beim Blick nach unten zur nächsten Ebene der Kaskaden zeigt sich sogar ein toller Regenbogen. Unser Mittagessen ist auch schon organisiert mit einem weiteren leckeren Buffet. Jetzt noch in den Souvenirladen und eines der niedlichen Nasenbären-Plüschtiere kaufen und dann geht es weiter zum Vogelpark. Für ein paar von uns steigt vorher jedoch noch einmal die Aufregung. Ein Helikopterflug muss unbedingt noch gemacht werden! Es geht ganz schnell, da sind wir auch schon in der Luft und fliegen über die riesige Fläche des Regelwaldes in Richtung Wasserfälle. Von hier oben kann man die 2,7km langen Fälle erst richtig begreifen. Es ist atemberaubend. Der Flug stellt sich auch noch als kleiner Nervenkitzel heraus: Unser Pilot kennt kein Erbarmen und lenkt den Helikopter wie bei einer Achterbahnfahrt. Unser Lachen und Geschrei hört er wahrscheinlich durch den Gehörschutz nicht.
Es geht wieder zurück auf sicheren Boden und wir besuchen den Vogelpark.
Wer ein Fan von tropischen Vögeln ist, dem geht hier das Herz auf. Sowohl Tucane als auch Aras zeigen sich in ihrer herrlichsten Farbenpracht. Auch Schmetterlinge und Kolibris lassen sich mit etwas Geduld super fotografieren.

Freitag, 23.10.2015: Iguazu Wasserfälle – Argentinische Seite

Keiner darf heute den Reisepass vergessen, denn wir wollen die argentinische Seite der Fälle erkunden. Es dauert eine Weile, bis wir uns durch die Grenzkontrolle gekämpft haben und auf argentinischem Boden bis zum Eingang der Anlage fahren.
Der Fußmarsch wird heute um einiges länger. Zunächst laufen wir oberhalb der Wasserfälle und können beobachten, wie die Wassermassen sich in die Tiefe stürzen. Die zwei Schwestern, Bossetti, Adam und Eva, bis hin zum beeindruckenden San Martin - jeder der Wasserfälle trägt einen Namen. Die Zahl der Fälle variiert jedoch, je nach Niederschlagsmenge. Nelinho, unser Reiseleiter, erzählt uns von der letzten großen Dürre vor 3 Jahren. Man konnte in diesem Jahr sogar die große Insel San Martin zu Fuß erreichen, was heute nur mit einem Boot möglich ist. Das andere Extrem war das Hochwasser letztes Jahr, bei dem 36 mal so viel Wasser floss.
Als nächstes wagen wir uns zur Teufelsschlucht. Jetzt heißt es wieder: Regencape anziehen! Man muss die Gicht und die Windrichtung gut beachten, wenn man ein Foto schießen möchte. Doch heute ist es relativ ruhig und man kann den riesigen Wasserfall beobachten ohne sofort klatschnass zu werden. 
Einige von uns sind schon wieder zurück bei unserem ausgemachten Treffpunkt und beobachten die frechen Nasenbären, die auf der Suche nach einem leckeren Mittagessen sind. Imbiss-Restaurants sind dafür die perfekte Anlaufstelle, denn irgendjemand lässt bestimmt seinen Rucksack offen stehen mit einer Tüte Chips oder anderen Leckereien. Man sollte jedoch aufpassen, denn diese niedlichen Tiere können kratzen und beißen.
Unsere letzte Etappe für heute ist ein weiterer Wanderweg zu einem der schönsten Panoramablicke, die die Iguazu Wasserfälle zu bieten haben. So stellen wir uns das Paradies vor: herrliche Wasserfälle, Palmen, Kaiserwetter. Es kann kaum noch schöner werden.
Wer jetzt noch den ultimativen Kick sucht, kann sich ganz nah an einen der Fälle herantrauen. Leider haben wir unser Duschgel nicht dabei für eine wahre Naturdusche. Wir bleiben dann doch lieber trocken. Nun sehen wir die Wasserfälle, die wir heute Vormittag von oben besichtigt haben, aus unmittelbarer Nähe. Wir laufen vorbei an Adam und Eva und den zwei Schwestern, bis wir wieder die Station der Parkbahn erreichen und unseren Weg zurück zum Hotel antreten. Dieses Naturweltwunder wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Im Hotel zurück essen wir gemeinsam zu Abend und verabreden uns gleich zu einem Abschieds-Caipirinha auf der Dachterrasse. Diesmal in großer Runde sind gute Laune und interessante Gesprächsthemen vorprogrammiert. Unser Barkeeper jedoch ist ebenso langsam wie gestern. Diesmal bereitet er zumindest die richtige Anzahl an Getränken für uns zu. Und so feiern wir unsere vergangene Reise und stoßen an auf viele schöne Erlebnisse. Saude!

Samstag, 24.10.2015: Rückflug nach Deutschland

Die Reise neigt sich dem Ende zu. Souvenirs und viele neue Eindrücke und Erinnerungen sind sicher im Gepäck verstaut. Gut, dass wir heute ausschlafen konnten, denn vor uns liegt wieder einmal ein langer Flugtag. Kaum rollt der Flieger zu seiner Startposition, fängt es auf einmal an zu tröpfeln. Brasilien fängt doch jetzt nicht an zu weinen, weil wir unsere Heimreise antreten? Wir fliegen nach Sao Paulo, wo wir die letzten Reais und Dollar noch ausgeben können, und überqueren anschließend über die Weiten des Atlantiks zurück nach Deutschland.
Hinter uns liegt eine aufregende Fernreise durch Brasilien, ein Land im Aufschwung und voller Kontraste. Wir besuchten den hübschen alten Küstenort Paraty und die traumhaften Buchten der Umgebung, lernten Rio de Janeiro kennen mit einer atemberaubenden Aussicht vom Zuckerhut, einem Sambaabend und dem Besuch der großen Christus-Statue, und fuhren mit Booten tief in den Amazonas und erlebten den Regelwald. Die großartigen Iguazu-Wasserfälle bildeten den krönenden Abschluss.

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