Reisebericht: Mit dem höchsten Zug der Welt Tibet erkunden!

21.04. – 03.05.2010, 17 Tage Rundreise Shanghai – Xining – Zugfahrt nach Lhasa – Gyantse – Shigatse – Große Mauer – Peking


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21.04.2010

Eine Reise nach Tibet, auf das Dach der Welt, ist der Traum von vielen Menschen. Fast hätte dieser Traum wieder platzen können, denn der isländische Vulkan Eyjafjallajökull legte einige Tage zuvor den Flugverkehr in ganz Europa lahm. Um so freudiger war die Nachricht für alle Beteiligten, das ab 21.04. wieder alle internationalen Flüge stattfinden. Der innerdeutsche Zubringerflug nach München wurde allerdings noch annulliert. In weiser Voraussicht hat der Reiseveranstalter Eberhardt TRAVEL allerdings schon vorher einen Bus organisiert und die Gäste wurden per Haustür-Transfer-Service an die entsprechende Abfahrtsstelle gebracht. Mit dem Bus erreichten wir pünktlich den Flughafen München. Die weitere Abfertigung verlief ohne Probleme und so konnte unser Flug LH 722 pünktlich 19.45 Uhr starten. Der Service bei diesem Lufthansa-Flug war übrigens ausgesprochen gut.

22.04.2010

Bereits während des Fluges mussten wir die Uhren um sechs Stunden vorstellen, die Chinesen sind uns sozusagen voraus. Manchmal kann man das tatsächlich annehmen, der neue Flughafen von Peking ist schon für die Zukunft gebaut. Die Einreise erfolgt unkompliziert, danach geht es mit einem vollautomatischen Zug weiter zum Gepäckband und schon ist die Gruppe eingereist. Empfangen werden wir durch den Reiseleiter Herrn Meng. Er wird uns die ganze Reise über betreuen.
Mit dem Bus fahren wir dann ins Zentrum von Peking, der Hauptstadt der Volksrepublik China. Ich selbst war das letzte Mal 2004 in Peking und erkenne die Stadt nicht wieder. Hochhäuser prägen heute mehrheitlich das Bild. Wir fahren zum Platz den Himmlischen Friedens. Dort sehen Sie das Mausoleum von Mao und das Gebäude des Volkskongresses. In diesem gibt es einen Plenarsaal wo 10000 Gäste Platz finden. Auf der anderen Seite der Straße sehen wir schon den Eingang zum Kaiserpalast, über dem Eingang prangt nach wie vor das Bild des großen Vorsitzenden Mao. Das Bild wird jedes Jahr ausgetauscht, damit er auch immer schön jung und strahlend aussieht. Anschließend laufen wir durch das Areal der Kaiserstadt und besichtigen einige der Paläste. Etwas Abseits können wir auch die ehemaligen Privatgemächer des Kaisers und seines Personals sehen. Das Wetter meinte es nicht so gut mit uns, es war recht kalt und trüb an diesem Tag. Zur Entspannung besuchten wir danach das Zentrum für traditionelle chinesische Medizin. Alle Gäste, die es wollten, konnten sich bei einer Fußmassage entspannen. Dazu bekamen wir einige Grundregeln der Traditionellen Chinesischen Medizin vermittelt und wer wollte, konnte einen Professor konsultieren. Und einige Gäste verließen das Haus auch mit kleinen blauen Beuteln, was da wohl so drin war? Anschließend waren wir Abendessen - unsere erste Begegnung mit der chinesischen Küche. Allerdings war das Essen auf uns Europäer zugeschnitten. Gegessen wurde an einem Drehtisch, das macht Freude, immer wenn ich mich entschieden hatte, war das Essen schon wieder einen Platz weiter. Satt geworden sind wir alle. Nun fahren wir zum Westbahnhof von Peking, um mit dem Zug T27 nach Lhasa zu fahren. Auf dem Bahnhof herrscht ein unwahrscheinliches Gedränge, aber unser Reiseleiter Herr Meng hat den Durchblick und so kommen wir sicher zum Zug. Bereits im Bus habe ich die Gäste auf die einzelnen 4-Bett Kabinen verteilt, wir fahren erste Klasse. In der zweiten Klasse schlafen immer 6 Personen in einer Kabine. Zuerst kommt es uns allen ein wenig eng vor. Nachdem wir uns alle eingefädelt haben, geht es und die Reise kann beginnen. Im Speisewagen bekommen wir etwas zu trinken, bevor wir alle müde in unser Bett sinken.

23.04.2010

Früh treffen sich die ersten am Waschtisch im Zug. Es ist alles etwas außergewöhnlich, aber darin liegt ja auch der Reiz einer solchen Reise. Im Speisewagen bekommen wir pünktlich 8 Uhr unser Frühstück. Heute ist es die chinesische Variante, mit Reisesuppe, Ei und gedünstetem Gemüse. Dazu Toastbrot und Jasmintee. Man verspricht uns, das es am anderen Morgen die europäische Variante gibt. Den Tag im Zug verbringen alle Gäste unterschiedlich, mit Gesprächen, lesen, schlafen oder aus dem Fenster heraus die Landschaft betrachten.
Dreimal hält unser Zug auf seiner Fahrt, immer Gelegenheit kurz auszusteigen und an einem der vielen Servicewagen etwas zu kaufen. 18 Uhr treffen wir uns im Speisewagen zum Abendessen. Das Essen ist wieder gut, obwohl es zum Beispiel Bittergurke mit Knoblauch gibt, was nicht so unser Fall ist, probiert haben wir trotzdem. Das Zugpersonal bietet zudem Joghurt zum Kaufen an, gemacht aus Jakmilch, sehr lecker. Vor dem schlafen erhalten wir alle Sauerstoffschläuche, die direkt über dem Bett angeschlossen werden können. Also sind wir für den Notfall versorgt, die meisten Gäste und auch ich haben keine Erfahrung mit Höhen ab 3.500 Metern und in solchen werden wir uns bald bewegen.

24.04.2010

In der Nacht passieren wir den Bahnhof Golmud. Jetzt beginnt der interessantere Teil der Strecke, die eigentliche Tibetbahn. Die nächsten knapp 1.000 Kilometer sind erst im Jahr 2006 fertiggestellt worden und führen teilweise über Dauerfrostboden. Die Landschaft ändert sich auch, sie wird weiter, einsamer. Hohe, zum Teil schneebedeckte Berge ziehen an uns vorüber. Immer wieder sehen wir kleine Siedlungen und erste tibetische Gebetsfahnen. Manchmal mutet es schon komisch an, das daneben auch die chinesische Staatsflagge weht. Gegen Mittag passieren wir den höchst gelegenen Bahnhof der Welt, Tanggula auf 5.068 Metern. Der gleichnamige Pass ist noch 4 Meter höher. Leider sagt uns das Zugpersonal die falsche Seite, so dass wir nicht alle das kleine Bahnhofsgebäude sehen können. Und wie sind wir mit der Höhe klargekommen? Eigentlich alle sehr gut, bei manchem hat sich etwas Druck im Stirnbereich bemerkbar gemacht, aber der Sauerstoff hilft dagegen. Nur ein Gast hatte am Morgen ein wenig Probleme, die im Zug mitreisende Ärztin war aber sofort zur Stelle, so dass es ihm schnell wieder besser ging. Sie hat den Sauerstoffgehalt im Blut gemessen und auch Blutdruck und einige Regeln zum weiteren Verhalten gegeben. Ein kurzer Zwischenstopp in Na Qu erlaubt uns einen kurzen Sprung an die frische Luft, um ein Foto zu machen, dann klingelt am Bahnsteig schon das Signal zum Einsteigen und es geht weiter. Noch gut drei Stunden bis Lhasa.
Jetzt passieren wir das Nianging Tanggula-Gebirge, dessen höchster Gipfel mit gleichem Namen, 7.160 Meter hoch. Es ist ein faszinierender Anblick. Von Weitem können wir dann schon den Potala sehen, das heißt wir sind gleich in Lhasa. Gegen 18 Uhr kommen wir an, in einem riesigen modernen Bahnhofsgebäude. Dieses muss schnellstmöglich verlassen werden, so dass die Eisenbahnfreunde unter uns nicht einmal die Lokomotive richtig fotografieren können. Das Gebäude ist streng bewacht, überall ist Militär zu sehen. Wir gehen zum Bus und werden von unserem tibetischen Reiseleiter, Herrn Lotze, herzlich begrüßt. Als symbolisches Begrüßungsgeschenk erhält jeder von uns ein weißes Tuch, Taka genannt. Unser Hotel liegt sehr zentral und ist schnell erreicht. Nach der Schlüsselausgabe sehnen sich alle nach einer Dusche und später nach einem guten Abendessen. Letzteres ist sehr lecker und übertrifft unsere Erwartungen. Einige gehen noch etwas auf Erkundungstour, doch die meisten von uns freuen sich auf ihr Bett.

25.05.2010

Nach einem guten Frühstück beginnen die ersten Besichtigungen. Mit dem Bus fahren wir zum etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Drepung-Kloster, gegründet im Jahre 1416. Einst war es eins von mehreren Klöstern, welche als Universität genutzt wurden. Früher waren mehr als 10.000 Mönche im Kloster, um zu studieren. Ebenfalls lebten der 2. bis 5. Dalai Lama im Drepung- Kloster. Auch heute gibt es drei Fakultäten und etwa 800 studierende Mönche. Sie können Astrologie, tantrische Ritualpraxis und Geheimnisvolles studieren. Das Drepung Kloster ist ebenfalls sehr bekannt für viele Feste, zum Beispiel das Joghurt-Fest oder das Leitern-Fest. So kann man an einem Felsen angemalte Leitern sehen, der Gläubige bittet daraum, das die Gottheit zu ihm hinabsteigen soll. Wir besichtigen die Privatgemächer des 5. Dalai Lama, die Halle der Vollversammlung und die Küche des Klosters. Oberhalb der Küche hören wir einen gleichmäßigen Chorgesang und sehen bald darauf Tibeter, welche bei der Arbeit singen. Sie stampfen nach alter Tradition einen Fußboden bzw. eine Dachfläche. Das Dach ist aus Stroh, Steinplatten, Sand, Zucker und Rapsöl aufgebaut und muss zur Verdichtung gestampft werden. Damit diese Arbeit nicht zu stupide wird singen sie. Während unseres Rundgangs erfahren wir auch Interessantes zu den Bestattungsriten der Tibeter. So ist es immer noch üblich, dass die Toten zur Luftbestattung gebracht werden. Durch einen speziellen Bestatter (Zerstückler) wird der Tote zerlegt und dann an einem speziellen Platz den Geiern übergeben. Solch ein spezieller Luftbestattungsplatz befindet sich auch in der Nähe des Drepung-Klosters. Eine Feuerbestattung, so wie wir sie kennen, hatten die Tibeter nicht. Erst durch den vermehrten Zuzug von Chinesen wurde ein Krematorium eingerichtet. Wird heute ein Tibeter zur Feuerbestattung gebracht, wird seine Asche in die Luft geworfen.
Vom Drepung-Kloster ist es nur ein kurzer Weg zum im 14. Jahrhundert gegründeten Nechung-Kloster. Hier ist seit dem 17. Jahrhundert der Sitz des Tibetischen Staatsorakels. Das Orakelwesen stammt aus der Volksreligion und wird vom Buddhismus geduldet. Im Innenhof gibt es drei Große Brennstellen für Räucherstäbchen. Gleich daneben sitzen drei Frauen und putzen Behälter für Butterlämpchen. Butterlampen befinden sich in jeden Kloster eine ganze Menge. Die Gläubigen füllen diese immer wieder mit Butter auf, entweder in geschmolzener Form oder in Stücken. Diese Butter ist allerdings nicht mit unserer Butter zu Hause zu vergleichen. Es handelt sich um Jakbutter und diese ist in ihrer Verpackung steinhart.
Mittags gibt es die Gelegenheit, verschiedenen tibetische Spezialitäten zu probieren. Einige Gäste nutzen das. So können wir Buttertee probieren, aber auch Momos. Das sind mit gehacktem Jakfleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen. Auch Tsampa kosten wir, eines der Hauptnahrungsmittel der Tibeter. Es ist gemahlene geröstete Gerste, das Mehl wird mit Buttertee oder auch nur mit Wasser zu einem Teig gerührt. Diesen kann man dann essen. Es schmeckt am Besten mit Gemüse. Das Mehl haben übrigens auch alle Bauern oder Reisenden bei sich, damit kann man sich auch unterwegs unkompliziert etwas zu Essen zubereiten.
Norbulinka, der Sommerpalast des bzw. der Dalai Lamas wird am Nachmittag besucht. Das riesige Gelände dient heute als Volksgarten. Es gibt mehrere Parzellen mit den Sommerpalästen des 7. und 8. sowie des 13. und 14. Dalai Lama. Der 14. Dalai Lama, also der jetzige, hat hier bis 1959, seinem Aufbruch ins Exil nach Indien, gewohnt. In seinem erst 1956 fertiggestellten Palast besuchen wir alle zugänglichen Räume. Für tibetische Gläubige ist dieser Ort ein sehr wichtiger. Hier können sie ihrem Dalai Lama am nächsten sein, denn sein Geist weht auch heute durch diese Räume. Das ganze wunderbare Areal mit seiner schönen und gepflegten Gartenanlage gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

26.04.2010

Der Höhepunkt unserer Reise auf das Dach der Welt steht heute auf dem Programm. Wir besuchen den Potala-Palast. Meine Vorstellung war immer, das dieser an einer Felswand gebaut wurde. Dies ist jedoch nicht so, er steht auf einem Hügel, frei mitten in Lhasa. Überirdisch ragt er in den Himmel, Majestätisch wie ein Monument aus einer anderen Welt.
Zuerst wollen wir natürlich ein Foto machen. Das gelingt sehr gut vom durch die Regierung neu gestalteten Vorplatz. Durch einen Seiteneingang betreten wir das Gelände, alles ist streng geregelt. Wir müssen uns an Hand einer Liste aufstellen und unsere Pässe werden kontrolliert, auch später ein zweites Mal. Ebenso werden unsere Taschen durchleuchtet. Nachdem wir das alles geschafft haben, beginnt der Aufstieg über Treppen. Wir gehen langsam nach oben, denn die dünne Luft macht sich bei jeder Anstrengung bemerkbar. Dann endlich betreten wir das Gebäude. Der Potala war der Winterpalast des Dalai Lama, vom 5. Dalai Lama im 17. Jahrhundert gebaut. Er war nicht nur Sitz der Dalai Lamas, sondern dient auch als deren Begräbnisstätte. Vom 5. bis zum 13. Dalai Lama sind hier alle begraben, mit Ausnahme des 6. Dalai Lama. Wir sehen auf unserem Rundgang die Privaträume des 13. Dalai Lama, zahlreiche Gebetsräume, Kapellen und Meditationsräume und die Stupas mit den sterblichen Überresten der Dalai Lamas. Wir haben natürlich nur einen Bruchteil der 999 Räume gesehen. Auch sind längst nicht alle Räume für die Öffentlichkeit zugänglich. Nach gut einer Stunde kommen wir auf der Rückseite des Potala an und gehen über den Fahrweg wieder nach unten. Dabei haben wir einen schönen Blick über Lhasa und es lohnt sich natürlich auch immer ein Blick zurück.
Am Nachmittag besuchen wir zuerst das etwas außerhalb der Stadt gelegene Sera-Kloster. Die Anlage wurde im 15. Jahrhundert gegründet und wird heute von 600 Mönchen bewohnt, welche sich hier dem Studium des Geheimnisvollen widmen. Wir besuchen die Halle der Sera Je-Fakultät.
In diese Halle kommen auch die Mütter mit ihren Neugeborenen. Die Kinder erhalten dann von einem Mönch einen schwarzen Streifen auf die Nase. Das hat in etwa die gleiche Bedeutung wie die Taufe in der christlichen Kirche. Anschließend besuchen wir den Debatiergarten. Hier lernen die Mönche Streitgespräche zu führen. Wir können sie dabei hervorragend beobachten und auch fotografieren. Von besonderer Bedeutung sind dabei ihre Handhaltungen beim Klatschen in die Hände. Diese Handhaltungen symbolisieren ob eine Frage richtig oder falsch beantwortet wurde.

Den Abschluss des Tages bildet der Besuch von Tibets Nationalheiligtum, der Jokhang. Obwohl hier 130 Mönche leben, handelt es sich nicht um ein Kloster, sondern einen Tempel. Zur Zeit seiner Gründung im 7. Jahrhundert gab es noch keine tibetischen Mönche. Auf dem Vorplatz, dem Barkhor Platz, können wir zahlreiche Gläubige beobachten, welche sich immer wieder auf den Boden werfen und erst nach einer bestimmten Zeit das Innere betreten werden. Auf einem Pilgerweg umrunden zahlreiche Menschen mit Gebetsmühlen in der Hand den Jokhang. Jeder Tibeter sollte mindestens einmal im Leben hier gewesen sein und so ist der Andrang natürlich auch entsprechend groß. Wir besichtigen die Innenräume und haben zum Schluss die Möglichkeit, auf das Dach zu steigen. Dort begegnet uns wieder eine Gruppe Arbeiter, welche mit rhythmischen Gesang das reparierte Dach stampfen. Rund um den Johkang verläuft die Straße Barkhor, hier gibt es unzählige Stände und Geschäfte mit Souvenirs. Da wird eigentlich jeder fündig und das Handeln um einen besseren Preis macht uns auch Spaß. Zum Abendessen werden wir heute mit tibetischen Tänzen und Gesang unterhalten, was uns allen sehr gefallen hat.

27.04.2010

Heute besuchen wir das gut 60 Kilometer außerhalb von Lhasa gelegene Ganden-Kloster. Zuerst überqueren wir auf einer der neuen Brücken den Lhasa-Fluss, um dann an dessen Südufer entlang zu fahren. Weithin sichtbar ist der Potala-Palast zu sehen. Denkt man sich 20 oder 30 Jahre zurück, eine Zeit als es die moderne Stadt Lhasa noch nicht gab, dann lässt sich die beeindruckende Erscheinung und Wirkung auf die buddhistischen Pilger sehr gut nachvollziehen. Entlang der Straße sehen wir immer wieder Dörfer und zahlreich Menschen bei der Arbeit auf dem Feld, aber auch kleine Industrien sind zu sehen.
Die Auffahrt zum Kloster erfolgt über eine gut ausgebaute Serpentinenstraße, welche einen tollen Blick in die tibetische Tiefebene erlaubt. Umrahmt von Bergen, die zwischen 4.000 und 5.000 Metern hoch sind, genießen wir bei strahlendem Sonnenschein den Ausblick. Bei einem Fotostopp haben wir endlich auch Gelegenheit Jak's aus der Nähe zu betrachten. Diese Tiere gelten den Tibetern als heilig und sind in der Viehhaltung weit verbreitet. Sie dienen auch als Nahrung und aus ihrer Milch wird Jakbutter hergestellt. Mit dieser werden die zahlreichen Butterlämpchen in den Klöstern betrieben. Über uns am Berghang liegt auch schon das 1416 gegründete Ganden-Kloster. Außer dem Hauptgebäude handelt es sich heute um neu gebaute Gebäude. Das Kloster zeigt deutlich seine Wunden, welche ihm in der Kulturrevolution beigebracht wurden. Einstmals gab es hier 10.000 Mönche, heute sind es noch 600. Es befinden sich auch fast keine alten Kunstschätze mehr hier. Wir besichtigen neben verschiedenen Kapellen auch die Privaträume und das Sterbezimmer des Klostergründers Tsongkhapas. Zum Ende der Besichtigung beobachten wir die Mönche in der Versammlungshalle bei einer Zeremonie für die Erdbebenopfer im Süden der Provinz Qinghai.
Nach unserer Rückkehr nach Lhasa bleibt am Nachmittag genug Zeit für eigene Erkundungen. Die meisten von uns zieht es erneut zur Barkhor-Straße, um das eine oder andere Souvenir zu erstehen. Handeln ist dabei Pflicht und aus unserer Sicht kann man das eine oder andere Schnäppchen machen.

28.04.2010

Heute verlassen wir Lhasa und fahren in Richtung Westen bis nach Gyantse. Zuerst reisen wir entlang des Lhasa-Flusses und später des Brahmaputra. Unsere Fahrt ist ein landschaftlicher Traum durch das Hochland von Tibet. Wir haben dabei drei Pässe zu überwinden. Der erste ist der
Khamba La mit 4.794 Metern. Von oben ergibt sich ein traumhafter Blick auf See Yamdok Yutsho, welcher durch seine türkis blaue Farbe besticht. Gleichzeitig sehen wir auch schon die ersten schneebedeckten Berge, zwei Spitzen mit den Namen Job und Jomo, was Herr und Herrin bedeutet. Diese Gipfel gehören zu den heiligen Bergen von Zentraltibet. In westlicher Richtung sehen wir unseren ersten 7000'er, den 7.223 Meter hohen Nnöjin-Kangsa. Bei einem Stopp am See können wir ihn vor uns liegend sehr schön fotografieren. Bei unserem Halt am Ufer fallen uns viele kleine Steinpyramiden auf. Dabei handelt es sich um „OMANI“ Steine. OMANI bedeutet: „Oh du Juwel in der Lotosblüte“. Entlang des Sees führt die Straße bis nach Langnazi, wo Zeit für eine Mittagspause ist. Anschließend geht es wieder auf einen Pass: Bei 5.050 Metern passieren wir Karo La. Unterhalb des eigentlichen Passes halten wir und vor uns liegt der ins Tal hinab ragende Gletscher des Nnöjin Kangsa. Hier leben auch einige Hirten. Nach einen Stopp fahren wir zum letzten Pass für heute, dem Semi La auf 4.330 Metern Höhe. Von der Passhöhe blicken wir über den Stausee des 1996 fertiggestellten Wasserkraftwerkes Chakwang. Am späten Nachmittag kommen wir in Gyantse an, ein 6.000 Einwohner zählendes Ackerbauernstädtchen. Es bleibt genug Zeit für einen ersten Erkundungsspaziergang.

29.04.2010

Nach einer kalten Nacht, Gyantse liegt auf 4.070 Metern Höhe, besuchen wir zuerst das Kloster Pälkhor Chöde. Sehr interessant ist, das die gesamte Anlage von einer Mauer umgeben ist. Innerhalb dieser Mauer gab es einmal 16 autonome Klöster. Alle Mönche benutzten zusammen die Große Versammlungshalle. Auch heute war ein großer Teil der 90 im Kloster lebenden Mönche bei einer Zeremonie zu erleben. Beeindruckend ist die im Gelände liegende Stupa.
Sie ist der einzige heute noch vorhandene begehbare Reliquienschrein und ein großartiges Monument tibetischer Architektur. Errichtet wurde das Gebäude 1440 vom damals regierenden Gyantse Fürsten. Ihm stand es zu 100.000 Gottheiten darzustellen. Genau genommen sind es über vier Etagen verteilt 27.529. Entlang unzähliger Gebetsmühlen können Pilger den ganzen Komplex im Uhrzeigersinn umrunden.
Oberhalb des Klosters befindet sich die einzige noch erhaltene Festungsanlage Tibets, genannt Dzong. Vom Kloster aus laufen wir durch die noch weitgehend erhaltene Altstadt von Gyantse mit ihren weiß getünchten Fassaden und farbenfroh dekorierten Gesimsen, Fenstern und Türen. Wie in früheren Zeiten lebt das Vieh vor den Häusern, sehr schön auch die Begegnung mit Einheimischen.
Bald setzten wir unsere Reise nach Shikaze fort. Unterwegs halten wir in einem Dorf. Wir laufen durch die Gassen umringt von einigen Kindern. Es besteht auch die Möglichkeit, bei einer Bauernfamilie hinter die Fassade des Hauses zu schauen. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind schon gewaltig, man führt ein einfaches Leben und ist damit zufrieden. Gleichzeitig gibt es auch die Möglichkeit, einmal Jakkäse und Gerstenbier zu kosten.

30.04.2010

Am Morgen ist es bewölkt, auf einigen umliegenden Berggipfeln kann man frisch gefallenen Schnee entdecken. Wir genießen die wärmende Sonne bei unserem Rundgang im Tashilhünpo-Kloster.
Diese Klosteranlage, in der heute 900 Mönche leben, ist die Residenz des Pänchen Lama. Der Pänchen Lama ist der zweit wichtigste Vertreter des tibetischen Buddhismus. Gegründet wurde das Kloster 1447 vom 1. Dalai Lama. Der 5. Dalai Lama verlieh den Titel Pänchen Lama (gelehrter Lama) erstmals an seinen Lehrer und gab ihm das Kloster als seine Residenz. In der Kulturrevolution wurden Teile des Klosters zerstört und nach der Wiedereröffnung des Klosters 1980 zum Teil wieder aufgebaut. Im Kloster befinden sich auch die Stupas für die 10 Pänchen Lamas, prächtige verzierte Gräber. Der jetzige 11. Pänchen Lama ist 19 Jahre alt und lebt die meiste Zeit des Jahres in Peking. Er soll dort die Minderheit der Tibeter vertreten. Höhepunkt der Besichtigung im Kloster ist die größte Buddha-Statue Tibets. Die Statue ist über 26 Meter hoch und aus 11 Tonnen Kupfer und 229 Kilogramm Gold gefertigt. Es handelt sich um den Buddha der Zukunft, der den Betrachter milde anlächelt. Errichtet wurde die Statue 1914 unter dem 9. Pänchen Lama. Ich selbst hatte zuvor in Myanmar (Burma) solche großen Buddha-Statuen gesehen.
Am Nachmittag besuchen wir die Altstadt von Shikaze, von hier eröffnet sich uns ein schöner Blick auf den Dzong, welcher ähnlich dem Potala in Lahsa über der Stadt thront. Besuchen kann man ihn leider noch nicht. So wandeln wir durch die Marktstände mit kunsthandwerklichen Angeboten beziehungsweise flüchten vor dem herannahenden Gewitter in trockene Gefilde.

01.05.2010

Wir fahren nach Lhasa zurück. Kurz hinter Shikaze passieren wir die erste von drei Geschwindigkeitskontrollen auf unserer Fahrt. Dazu bekommt der Fahrer einen Zettel, auf welchem die Zeit der Abfahrt an der Kontrollstelle eingetragen wird. Für eine Strecke von 90 Kilometern haben wir jetzt zwei Stunden Zeit. Diese Maßnahme dient zur Vermeidung von Unfällen. Kommt der Fahrer zu früh an der nächsten Kontrollstelle an, muss er Strafe zahlen. Die Strecke nach Lhasa führt immer entlang des Brahmaputra durch die große Schlucht.
Zahlreiche Fotostopps lassen uns die Zeit zwischen den Kontrollstellen unproblematisch einhalten. Bei einem kleinen Picknick genießen wir die Aussicht auf zwei schneebedeckte Gipfel, Herr und Herrin, welche wir schon vom Khampa La aus sehen konnten. An dieser Stelle lassen wir uns ein kleines Picknick schmecken, welches mit Hilfe unseres Reiseleiters Meng organisiert und von Eberhardt TRAVEL getragen wurde. Neben Fladenbrot gibt es chinesische Wiener, Bananen, Tomaten, Kekse und tibetischen Gerstenschnaps. Nach sechs Stunden Fahrt erreichen wir Lhasa, wo wir erneut eine Nacht bleiben. So bleibt am Nachmittag Zeit bei strahlenden Sonnenschein, den Potala Palast zu umrunden. Zu Abend essen wir im Yeti-Café, einem Restaurant mit tibetischen Spezialitäten wie zum Beispiel mit Jakfleisch gefüllte Momos.

02.05.2010

Der Vormittag steht zur freien Verfügung. Gegen Mittag fahren wir zum Flughafen von Lhasa, der eine Stunde von der Stadt entfernt liegt, bereits in der Südprovinz. Unterwegs essen wir zu Mittag. Danach heißt es Abschied nehmen von Tibet, unserem Reiseleiter Lotze und dem Busfahrer Wang. Es ist eine herzliche Verabschiedung, alle wünschen Lotze das Beste. Er war uns ein kompetenter und liebevoller Begleiter durch Tibet. Mit seinem Wissen und seiner Authentizität hat er uns alle begeistert.
Der Rückflug nach Peking ist zweigeteilt. Zuerst fliegen wir nach Chongqing, der größten Stadt Chinas mit ca. 30 Millionen Einwohnern. Wir landen allerdings nur für eine halbe Stunde zwischen. Der Flug dahin war sehr unruhig, wir durchquerten mehrere Schlechtwetterzonen. Der weitere Flug nach Peking verlief wesentlich ruhiger. Auf dem Flug konnten wir auch zweimal den Bordservice von China Southern Airways genießen, der zum Teil nicht so ganz unseren Geschmack traf. In Peking angekommen wartete schon der Bus auf uns, welcher uns zum Henan-Hotel brachte. Auf dem Weg zum Hotel verließ uns schon eine Gast, Barbara lebt in Peking und arbeitet am Goethe-Institut in Chinas Hauptstadt. Im Hotel angekommen trennen sich wieder unsere Wege, einige Gäste haben bei Eberhardt TRAVEL eine Reisekombination gebucht und schließen an die Tibet-Reise die Rundreise "Glanzlichter Chinas" an. So heißt es Abschied nehmen. Gleichzeitig werden unsere in China verbleibenden Gäste durch ihre Reisebegleitung Maria Winkler und den chinesischen Reiseleiter Xia Jun herzlich begrüßt. Es war ein langer Tag und nun schnell ins Bett, denn morgen heißt es früh aufstehen.

03.05.2010

Das Restaurant im Hotel öffnet für uns extra eine halbe Stunde ehe. Kurz nach 7 Uhr sitzen wir bereits im Bus und fahren zum Flughafen. Heute ist in China Feiertag, der erste Mai wird am Montag nachgeholt. So erreichen wir recht schnell den Flughafen. Check in und die Ausreise erfolgen ohne Probleme. Pünktlich 10.30 Uhr beginnt unser Rückflug nach Frankfurt/Main. Wir genießen den Service an Bord des Lufthansa-Fluges LH 721. In Frankfurt/Main trennen sich dann wieder die Wege, ein Ehepaar fliegt weiter München, alle anderen Gäste nach Dresden. Zum Umsteigen haben wir ausreichend Zeit und erreichen wie vorgesehen 17.15 Uhr Dresden. In der Ankunftshalle warten schon die Chauffeure, welche die Gäste per Haustür-Transfer-Service nach Hause bringen.
Eine schöne Reise, welche uns den Mythos Tibet nahe gebracht hat, geht zu Ende. Für mich bedeutet diese Reise schon jetzt, das ich wieder kommen werden. Die Menschen, die buddhistischen Traditionen und die grandiose Landschaft des tibetischen Hochlandes haben mich und ebenso alle Gäste der Reisegruppe gefangen genommen.

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