Reisebericht: Radreise Costa Rica

24.02. – 11.03.2013, 14 Tage Radreise San José – Vulkane Poás & Arenal – Halbinsel Nicoya – Naturreservat Monte Alto – Pazifikstrände – Reservat Karen Mogensen – Carara–Nationalpark (285 Radkilometer)


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Eine Radreise in Costa Rica, das klingt abenteuerlich. Nicht die Baukunst in den Städten oder die Geschichte des Landes gaben den Ausschlag nach Costa Rica zu reisen, sondern die einzigartige Landschaft, die Art des „pura vida-Lebens“ der Ticos und besonders die artenreiche Flora und Fauna des Landes waren Motivation genug, sich gleich noch für eine Radreise zu entscheiden. Was benötigt man nur für 2 Wochen Radurlaub zwischen Karibik und Pazifik, für Wanderungen durch Regenwälder und an die Krater der Vulkane? Vorweggenommen empfehle ich jedem Radreisenden auf Costa Rica, neben der guten Kondition auch die eigene Geschicklichkeit auf einem fremden Rad richtig einzuschätzen, denn die zu bewältigenden Strecken sind selten eben. Meist bezwingt man einen Berg, um von diesen Höhen mehr oder weniger rasant talwärts zu sausen. Wenn wir die, manchmal auch stark befahrenen, Straßen verlassen werden, nutzen wir für unsere Radtouren auch mal waschbrettmäßig ausgefahrene, unbefestigte Nebenstraßen, die in den Trockengebieten bei Autoverkehr einigen Staub aufwirbeln. Dennoch ist es eine abwechslungsreiche Landschaft mit einer so vielfältigen Natur, dass sich jeder Fotostopp während der Radetappen und jede Wanderung lohnt.
Ein Reisebericht von
Gunter Looß
Gunter Looß

Anreise mit American Airlines

24.02.2013 Sonntag
Wir treffen uns pünktlich 05.00 Uhr am Meetingpoint Flughafen Berlin-Tegel, checken unser Gepäck ein und kehren dann zum Frühstück in das Flughafenbistro „Leysieffer" ein. Bis zum Abflug nach London haben wir noch etwas Zeit und so tauschen wir noch auf dem Flughafen Tegel einige US-Dollar. Von London-Heathrow fliegen wir pünktlich weiter nach New York, wo wir genügend Zeit zu einem kleinen Shoppingbummel des „John F. Kennedy-Airports" haben. Nach einiger Wartezeit auf der Rollbahn heben wir mit etwas Verspätung ab und erreichen den Flughafen San José pünktlich um 20:30 Uhr Ortszeit. Nach der Erledigung aller Einreise- und Zollformalitäten fahren wir mit unserem Bus zum Hotel „El Maranon" ca. 10 km entfernt. Gegen 23.00 Uhr erreichen wir das Hotel. Die schmucken, zweigeschossigen Ferienhäuser stehen am Hang und sind in die Natur integriert. Das Restaurant empfängt uns noch und so können wir noch einen Schlaftrunk nehmen.

Schnupperradtour zum Nationalpark „El Rodeo"

25.02.2013 Montag - 30 Radkilometer
Der Jetlag hatte uns natürlich am Ausschlafen gehindert und so treffen wir uns schon um 07.00 Uhr zum gemeinsamen Frühstück auf der sonnigen Frühstücksterrasse des Hotels. Ein grünes Blütenmeer und Temperaturen über 20°C lassen uns den kalten Winter zu Hause schnell vergessen.
Um 08.00 Uhr treffen wir uns mit Frank, dem Eigentümer der Reiseagentur, der uns etwas über Land und Leute berichtet, wir können viele Fragen stellen und erfahren den Ablauf des heutigen Tages. Anschließend testen wir die gelieferten Fahrräder. Es sind Mountainbikes mit Straßenbereifung, einer recht ordentlich eingestellten 21-Gang-Kettenschaltung, Gepäckträger mit einer Tasche darauf. Für die schmalen Sportsattel empfiehlt sich das Tragen einer Radlerhose. Für die flachen Lenker mit Hörnern sind Radhandschuhe sehr praktisch. In Costa Rica besteht Helmpflicht, wer keinen eigenen Radhelm mit hat, kann sich einen Helm leihen. Wir bekommen als Souvenir eine Trinkflasche geschenkt, die immer mit frischem Wasser gefüllt werden kann, welches im Begleitbus kostenlos bereitstehen wird.
Um 09.00 Uhr starten wir planmäßig zu unserer ersten Radtour. Frank fährt im Jeep hinter uns mit und erklärt uns bei jedem Stopp abschnittsweise den weiteren Weg. Bei milden 24 °C geht es bergab bis in den Ort Colón, wo wir am Geldautomaten der Nationalbank die Landeswährung Colon oder USD bekommen.
Aus dem Stadtzentrum radeln wir weiter in Richtung „El Rodeo" - den privaten Waldbestand, der dem Staat als Nationalpark geschenkt wurde. Während der vielen Berg- und Talfahrten haben wir ausreichend Gelegenheit, den Umgang mit der Kettenschaltung und den richtigen Einsatz der Felgenbremsen zu trainieren. Später stoppen wir an einer hoch gelegenen Kaffeeplantage, wo uns Frank alles über den Arabica-Anbau erzählt. Im nächsten Tal machen wir an einem Hotel mit Mini-Markt unsere Rast im Schatten blühender Bäume. Wir kaufen frische Getränke und Gebäck. Nun fahren wir weiter zur „Universidad para la Paz", eine 1969 von der UNO gegründeten Friedens-Universität.
Um 13.00 Uhr radeln wir von der Parkanlage der Universität den gleichen Weg zurück und erwischen die ersten Regentropfen. Nach einer Weile hört der Regen auf, wir durchqueren den Ort Colón und müssen nun bergauf, um unser Hotel zu erreichen. Der Regen wird immer stärker und es gewittert sogar.
Um 19.00 Uhr treffen wir uns zum Abendessen im Hotelrestaurant und sehen in den Sternenhimmel.

Vulkans Poás

26.Februar, Dienstag - 53 Radkilometer
Nach dem gemeinsamen Frühstück auf der Sonnen-Terrasse stellt uns Frank den Radguide Daniel vor, der für die erkrankte Samia kurzfristig eingesetzt wurde. Dass Daniel ein Radrennfahrer ist, kann jeder sehen, leider spricht er kein deutsch und so wird unser Reisegast, Patricia, den Part des Übersetzers übernehmen.
Nach dem Verladen der 11 Räder auf dem Dach des Reisebusses starten wir um 09.00 Uhr. Wir fahren von der Südseite des Zentraltales hinunter nach San José, ein lockerer Zusammenschluss ehemals kleiner Dörfer, die durch immer weitere Besiedlung zusammengewachsen sind. Die besten Böden für den Kaffeeanbau liegen wohl unter der heutigen Hauptstadt. Schließlich erreichen wir die quirlige Provinzstadt Alajuela und erklimmen im klimatisierten Kleinbus die Berge der zentralen Gebirgskette „Cordillera Central". Hier leben die Menschen traditionell vom Kaffee- und Erdbeeranbau, profitabler scheint aber der Export von Zier- und Zimmerpflanzen, denn wir sehen riesige Flächen, die mit schwarzen Netzen überspannt sind. Diese filtern wohl das Sonnenlicht, lassen aber den Regen durch. Daniel erzählt viel über den Kaffeeanbau und darüber, warum man weg von der Bananenpflanze, hin zum Ananas-Anbau wechselte.
Gegen 11.00 Uhr erreichen wir den Nationalpark des Vulkans Poás in 2704 m Höhe. Ein Wanderweg führt direkt an den Kraterrand. Der schwefelhaltige Nebel verdeckt jedoch die Sicht in den, mit 300 m tiefsten, Krater Mittelamerikas. Wir folgen dem Weg zu einem See in einem Nebenkrater „Laguna" und wandern durch den Nebelwald (alles gut ausgebaute Wege) zurück zum Busparkplatz, wo Danni und William bereits die Räder in Startposition gebracht haben.
Um 12:30 Uhr radeln wir bergab und stoppen das erste Mal, um frische Erdbeeren zu kaufen.
Dazu bekomme ich süßen Dipp (süße Kondensmilch).
Wir radeln tendenziell weiter bergab und biegen nach ca.12 km nach links in nördliche Richtung nach San Miguel ab, durchfahren den Ort „Vara Blanca" und kommen in ein kleines Gebirgstal mit einem Wasserfall, wo wir einen Fotostopp einlegen. Nun müssen wir wieder etwas bergauf fahren oder schieben. Wir durchqueren noch einige dieser kleinen Täler, was die Radtour etwas erschwert. Diese Straße nach San Miguel weist einige Schäden auf, die noch vom Erdbeben im Januar 2009 herrühren. Andere Abschnitte sind bereits neu asphaltiert, was das Radfahren erleichtert. Nach 14.00 Uhr erreichen wir ein kleines Bistro auf einer Anhöhe. Von da hat man einen herrlichen Blick in ein Tal und auf einen weiteren Wasserfall. Die Besitzer haben Tränken und Futterstellen für Vögel angebracht, so dass es unzählige Fotomotive mit Kolibris und anderen exotisch-bunten Vögeln gibt. Nach dem Mittagessen der einheimigen Küche gibt es die frisch gekauften Erdbeeren mit dem zuckersüßen Dipp zum Dessert.
Anschließend radeln wir weiter bergab und erreichen schließlich gegen 17.00 Uhr den Ort San Miguel. Es beginnt wieder zu regnen und somit endet hier unsere heutige Radtour. Unter dem Dach einer Tankstelle verladen wir die Räder und sind froh, denn es schüttet wie aus Kannen. Wir haben insgesamt einen Höhenunterschied von 2000 m und 51 km bewältigt. Nun fahren wir mit dem Bus durch kleine Ortschaften mit den klangvollen Namen „Venecia" und „Buenos Aires" und kommen nach Aguas Zarcas. Noch weitere 7 km bringt uns der Bus in unser heutiges Domizil, die Ferienanlage „Termales del Bosque", wo wir um 18.00 Uhr einchecken. Wie der Name schon verrät, gibt es in der Anlage Thermalbecken, deren Nutzung wir kostenfrei in Anspruch nehmen können. So bringt uns ein Shuttle um 18:30 Uhr in die nahe gelegene Anlage, die letzten 400 m müssen wir laufen. Die Temperatur der neben dem Flussbett gelegenen Thermalbecken steigert sich von 32°C bis 48°C. Abkühlung findet man entweder an der Bar oder im benachbarten Fluss. Um 20.00 Uhr lassen wir uns mit dem überfüllten PKW-Shuttle zurück zur Ferienanlage bringen, wo wir um 20:30 Uhr zum gemeinsamen Abendessen erwartet werden.
Nach dem Gruppenessen besprechen wir den kommenden Radtag und sinken anschließend müde in unsere Betten.

Der La Fortuna–Wasserfall

27.Februar, Mittwoch - 35 Radkilometer
Wir verabreden uns für um 07.00 Uhr zum gemeinsamen Frühstück.
Um 08.00 Uhr starten wir per Rad in Richtung Aguas Zarcas, biegen dort nach links ab und radeln bergab weiter in Richtung Muelle. Die Straße ist stark befahren aber breit genug. Eine größere Pause legen wir auf dem Land ein, wo Daniel an einem, mit Palmen gesäumten Grundstück nach Kokosnüssen fragt. Der Eigentümer der Kokospalmen pflückt und öffnet für uns jeweils eine Kokosnuss, so dass jeder das erfrischende Kokoswasser der Nuss trinken kann. Er halbiert dann die ausgetrunkenen Nüsse und fertigt aus einem Stück Schale einen Löffel, so dass wir nun das erst junge, zarte Fruchtfleisch ausschaben können. Das schmeckt wirklich gut. Nun lässt uns die Familie mit auf ihr Grundstück und zeigt uns einen sprechenden, handzahmen Papagei. Auch die Mutter und die vier Jahre alte Tochter Lenni sind Mittelpunkt des Geschehens. Nach dieser wirklich schönen Begebenheit radeln wir noch wenige Kilometer auf flacher Strecke. Der Rückenwind trägt uns nach Muelle, wo wir nach rechts abbiegen und nach zwei Kilometern das „Restaurante de Leguan" erreichen. Hier wurden durch Anfütterung viele Leguane ansässig, die die Bäume am Flussufer und die Brücke über den Fluss bevölkern. So kommen einige Reisegruppen gern zu einem Fotostopp vorbei und nehmen bei dieser Gelegenheit eine Lunchtime. Eine clevere Geschäftsidee und tolle Fotomotive!
Wir verladen um 11:30 Uhr die Räder und fahren die verbleibenden 25 km nach La Fortuna mit dem Bus. Etwa 2 km hinter dem quirligen Touristenort La Fortuna liegt unser Hotel, die Ferienanlage „Eco Lodge". Wir checken ein und verabreden uns für 13:30 Uhr, um zum Wasserfall „La Fortuna" zu fahren. Unser Busfahrer William will uns mit dem Bus zum Eingang des „Wasserfall-Freibades" fahren, weil er befürchtet, wir könnten uns verlaufen. Wir steigen die sehr steilen und unregelmäßigen Stufen hinunter und schwimmen hinter die Fontäne (Vorsicht: sehr rutschige Steine und zur Rückkehr ans Ufers muss man eine starke Gegenströmung überwinden). Leider war der erfrischende Effekt des Bades nach Bewältigung der vielen hundert Stufen nach oben verblasst. Am Eingangsbereich der Badeanstalt kaufen wir uns im Shop der Anlage ein frisches Getränk, Postkarten und Souvenirs, dann brechen wir auf und wandern die 2000 m in Richtung Hotel.
Nach dem Abendessen in der Ferienanlage „Eco Lodge" verabreden wir uns zu einer Frog-Watching-Tour. Unser Chauffeur ist bereits mit einer Taschenlampe vorgegangen, um Frösche für uns zu suchen.

Der Arenal–Stausee

28.Februar, Donnerstag - 35 Radkilometer
Pünktlich um 08:00 starten wir mit dem Bus und fahren zunächst in Richtung Laguna-Wasserfall. Dort biegen wir aber nach links ab und kommen zu einer Brücke über den Bach Fortuna, wo uns Daniel und William am Vorabend „Froschgarantie" gaben. Wir stöbern tatsächlich den kleinen roten Frosch mit den blauen Beinen, den Pfeilgiftfrosch, auf und sind glücklich über dieses Wunder der Schöpfung. Weiter fahren wir mit dem Bus bis zur Staumauer des Arenalsees. Dort beginnt unsere heutige Radtour mit vielen kleinen Abfahrten und Steigungen. Manchmal reicht der Schwung der Abfahrt für den Gegenhügel. Der Rückenwind unterstützt uns. Die erste größere Pause legen wir im Örtchen „La Union" ein und rasten in einem netten Lokal mit Seeblick und viel Grün. Ich teste das Bananenbrot (wie ein Rührkuchen, der nach Banane schmeckt) und trinke, wie die anderen Radsportler, einen frischen Ananasjuice. Nach dieser paradiesischen Pause geht es weiter nach Nuevo Arenal, wo wir in die „German Bakery" einkehren. Nach weiteren 4 km erreichen wir um 14.00 Uhr unsere heutige Unterkunft, das Hotel „La Rana". Nach einer sehr kurzen Pause starten wir mit dem Bus, um die Kanubasis bei Nuevo Arenal für die gebuchte Kajak-Tour rechtzeitig zu erreichen. Nach einer Einweisung und Belehrung stechen wir, mit Schwimmwesten ausgestattet, um 15.00 Uhr in See und paddeln in der gebuchten Stunde ein Stück am Ufer entlang, bis wir eine kleine Bucht erreichen. Mit etwas Abstand folgt uns ein Motorboot, um bei Gefahr sofort helfen zu können. Durch den Wind ist der See an diesem Tag etwas aufgewühlt, was die Paddeltour erschwert. Mein Kajak, und Gott sei Dank nur ich und Patricia, kentern gleich zu Beginn durch eine Welle, die unser Boot hart von der Seite trifft. Begleitmotorboot und Kanu-Guide waren sofort zur Stelle. Aber auch die anderen sind durch das Spritzwasser nass geworden. Wieder zurück am Bootssteg nehmen wir im warmen Süßwasser des Sees ein abschließendes Bad und genießen an Bord des Begleitbootes die Sonne.
Wieder zurückgekehrt am Hotel „La Rana" hören wir die lauten Rufe der Brüllaffen, die die Früchte der umliegenden Bäume fressen.
Wir treffen uns um 19.00 Uhr zum Abendessen auf der Terrasse des Restaurants und genießen das 3-Gänge-Wahlmenü. Da der Besitzer, Reiner, ein ausgewanderter Deutscher ist, waren auf dem Speiseplan auch deutsche Gerichte zu finden. Wir sitzen noch etwas auf der Terrasse und lassen den abenteuerlichen Tag ausklingen.

Abschied von Arenalsee und Regenwald

01. März, Freitag - 38 Radkilometer
Zum Frühstück um 07:30 Uhr sitzen wir auf der sonnigen Terrasse des Hotels. Der Hotelier, Reiner, füttert mit Bananen die Vögel an. Es erscheinen 5 Tukane, die ihm die Bananenstücken aus der Hand fressen, ein tolles Fotomotiv. Auch andere Vögel holen das Futter ab und stellen sich für ein Foto auf das Futterbrett der Terrasse. So zieht sich unser Frühstück bis 09.00 Uhr und erst dann starten wir mit den Rädern. Wie am Vortag wechseln sich Tal- und Bergauffahrt stetig ab. Wir umfahren die Westseite des Arenalsees und haben kühles (ca. 22 °C), feuchtes Wetter. Nach einem langen Anstieg, den wir alle im Sattel bewältigen, erreichen wir den Gipfel mit einem letzten Blick auf den See. Hier machen wir eine etwas längere Rast. Dann radeln wir tendenziell bergab bis zur Stadt Tilaran und spüren das plötzlich heißere Klima und den starken Wind, der einen feinen Sprühregen vom Arenal in die Stadt bringt. In Tilaran erledigt jeder einige Besorgungen, tauscht Geld und geht etwas essen. In der Zwischenzeit sind die Räder verladen, so dass wir mit dem Bus durch savannenartige Landschaften bergab bis Caneas reisen. Von dort begleiten wir den Verkehr der „Panamericana", die Verbindungsstraße, die von Alaska nach Feuerland alle Länder Amerikas verbindet, ein Stück nach Süden. An einer Raststätte, an der wir die Panamericana verlassen, machen wir Lunch und sehen frei lebende Aras in den Bäumen der Anlage. Unser Reisebus bringt uns weiter südwärts zur großen Hängebrücke über den Fluss „Tempisque". Auf der erreichten Halbinsel Nicoya stoppen wir kurz in der Provinzstadt Hojancha. Dann beginnt eine sehr abenteuerliche Fahrt durch den staubigen Regenwald, der zum Reservat „Monte Alto" gehört. Dieser ehemals abgeholzte Landstrich wurde durch die private Initiative dieser Dorfgemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten erneut aufgeforstet, um das versiegte Grundwasser in die Region zurück zu holen.
Vom Parkplatz des Reservates „Monte Alto" bis zur Lodge sind es 300 m zu Fuß. Die Mehrheit der Gäste entscheidet sich für eine Nacht im offenen Obergeschoss des Gästehauses, wo mehrere Betten mit Moskitonetzen stehen. Natürlich gibt es auch recht einfache Doppelzimmer im Erdgeschoss des Hauses.
Wir entschließen uns, noch vor Einbruch der Dunkelheit eine kleine Wanderung zum Wasserfall zu unternehmen, kehren aber nach 15 Minuten enttäuscht zurück, weil der Bach in der Trockenzeit fast kein Wasser führt.
Um 19:00 Uhr treffen wir uns zum Abendessen, das von einer Frau aus dem Dorf zubereitet wird.
Da unser Busfahrer, William, heute Geburtstag hat, stoßen wir mit dem typisch costaricanischen Likör an, den man austrinkt und danach in ein Stück Zitrone beißt.

Endlich am Pazifik

02.März, Samstag - 33 Radkilometer
Als es dämmert, wecken uns die lauten Schreie der Brüllaffen und so frühstücken wir bereits um 06:30 Uhr. Damit können wir schon um 08.00 Uhr das Reservat „Monte Aldo" mit dem Bus verlassen und fahren bergauf nach Maravilla um auf dem Gipfel des Berges die Räder abzuladen. Der staubige Schotterweg windet sich steil bergab, so dass einige Radler doch lieber den Reisebus wählen.
Schließlich erreichen wir den Ort Lajas, wo auf asphaltierter Straße die restlichen Radurlauber in den Sattel steigen, um die hügelige, aber sehr schöne Landschaft zu erleben. Nach einer kurzen Rast am Supermarkt in Santa Marta verladen wir die Räder erneut und fahren die steile Auffahrt mit dem Bus. Oben angelangt geht es nun noch einige hügelige Kilometer per Rad bis zur Badebucht Carrillo, in der wir den Nachmittag am Strand verbringen und im Pazifik baden gehen. Dann radeln wir die verbliebenen 8 Kilometer durch die Hügellandschaft und erreichen die wunderschöne Hotelanlage „Belvedere" in Samara, wo wir die nächsten 3 Nächte logieren werden.
Zum Abendessen entführt uns Daniel in ein typisches Restaurant, im Anschluss genießen wir in der Beachbar kühle Cocktails und die laue Sternennacht.

Ein Tag für eigene Unternehmungen

03.März, Sonntag - 15 Radkilometer 
Über Nacht hatte ein starker ablandiger Sturm immer mehr zugenommen, dass an unsere gebuchte Bootstour überhaupt nicht zu denken war. Selbst zu einer Gruppenradtour möchten wir bei diesen Windverhältnissen nicht aufbrechen und so entschließen wir uns, den Tag am Pool oder mit eigenen Unternehmungen zu verbringen.
Eine kleine Gruppe startet am späten Vormittag, als der Wind sich etwas gelegt hatte, doch noch mit dem Rad, um in die benachbarte Bucht zu radeln.
Nachmittags hat sich der Sturm zwar ganz gelegt, aber die Hitze ist unerträglich, so dass wir beschließen, an den Strand zu gehen oder am Hotelpool zu bleiben.
Abends fahren wir mit dem Bus zum Playa Carrillo um den Sonnenuntergang und das herrliche Abendrot zu erleben. Zusätzlich hat Daniel die frischen Kokosnüsse, die wir dem Bauern abgekauft hatten, tagsüber gekühlt, nun geöffnet und etwas Rum dazugegeben. Mit unseren Trinkhalmen saugen wir diese kühle Köstlichkeit aus der Kokosnuss, man nennt es Cocolocco. Im Anschluss fahren wir in das Hotel Carrillo oberhalb der traumhaften Bucht, um unser BBQ unter freiem Himmel einzunehmen. Nach diesem schönen Abend kehren wir müde und zufrieden zum Hotel zurück.

Traumhafte Barigona–Bucht

04.März Montag - 30 Radkilometer
Leider kommt über Nacht wieder ein heftiger Sturm auf, so dass die Bootstour erneut ausfallen muss. Dennoch radeln wir am Nachmittag mit Daniel zur Baringona Bucht, es ist die Tour, die wir vom Vortag noch nachholen wollten. Wir radeln wieder in südwestliche Richtung und erreichen nach einer Flussdurchfahrt und einigen kleinen Bergen eine traumhafte Bucht mit riesigen Wellen.
Nach der Rückkehr verabreden wir uns um 19.00 Uhr zum gemeinsamen fakultativen Abendessen beim „Italiener" und lassen den Abend in der Pazifik-Strandbar ausklingen.

Bootstour in der Carrillo–Bucht

05.März Dienstag, - 22 Radkilometer
Endlich hat sich der Sturm gelegt und wir bestellen die Bootstour. Schon um 08.00 Uhr werden wir mit einem Kleinbus abgeholt und zum Bootshafen der Carrillo-Bucht gebracht. Wir starten dort mit einem kleinen Motorboot, dass uns weit hinaus bringt. Draußen auf offener See sehen wir Schildkröten schwimmen. Der Kapitän (sehr nett, spricht englisch) hebt eine davon ins Boot. Wir sehen auch Delfine und einen Mantarochen. Da der Kapitän ständig einen Köder an einer Angel hinter sich herzieht, fängt er tatsächlich einen großen Fisch. Nach 2 Stunden fahren wir wieder zurück in die Carrillo-Bucht, wo wir noch etwas Zeit zum Schnorcheln bekommen.
Mittags starten wir vom Hotel „Belvedere" und fahren mit dem Bus direkt zum geschützten Strandabschnitt „Caramonal", wo sich junge Leute (auch Deutsche) um den Fortbestand der vier verschiedenen Arten der dort eiablegenden Meeresschildkröten sorgen. Der junge Ranger, Marvin, erläutert uns die Probleme und die Bedrohungen, die zum Aussterben der Schildkröten führen könnten.
Weiter geht es noch ein Stück mit dem Reisebus, bis wir nach einem Anstieg hinter Islita auf die Räder umsteigen. Auf ausgefahrenen, staubigen und steinigen Fahrwegen geht es bergab. Durch die Ebenen der Buchten radeln wir einige Kilometer, bis es erneut einen Kamm zur nächsten Bucht zu überqueren gilt. So erreichen wir schließlich die Bucht de Coyote, wo wir etwas oberhalb im Örtchen San Francisco de Coyote unsere Herberge für eine Nacht erreichen. Zum heutigen Abendessen im Dorf starten wir um 19.30 Uhr mit unserem Bus. Im Ortskern befindet sich ein kleines Restaurant, welches als Familienprojekt betrieben wird.

Reservat Karen Morgenson

06.März, Mittwoch - nur 6 Radkilometer
07:30 Uhr checken wir aus und fahren wir mit den Rad zum Frühstück in den Ort San Francisco de Coyote. Es gibt ein typisch costaricanisches Frühstück aus der Eigenproduktion des Familienprojektes (Reis mit schwarzen Bohnen, Tortilla, Ziegenkäse, Rührei, Tomate und Früchte). Gegen 09.00 Uhr radeln wir über staubige Schotterpisten mit einigen Anstiegen und Abfahrten nur 6 km zum Playa de Coyote und gehen da 1 Stunde baden. Die Räder werden auf den Bus verladen und wir fahren anschließend über holprige Wege nach Norden. Dem Flusslauf des Blanco folgend, bleibt die Strecke relativ eben und führt durch schöne Landschaften. Dennoch kommen wir auch mit dem Bus nur schleppend voran. Gegen 13:30 Uhr erreichen wir das Reservat „Karen Morgensen", wo wir ein Mittagessen bekommen. Anschließend begeben wir uns auf die Wanderung, die bergauf zu einem kleinen Wasserfall führt. Wir bekommen die Gelegenheit zum Baden und wandern dann zum Stützpunkt zurück. Nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Quarkkuchen kommen wir erst um 16.30 Uhr mit dem Bus dort weg. Es bleibt also keine Zeit zum Radeln. Nach einem kurzen Stopp im Städtchen Jicaral, erreichen wir in der Dämmerung unser Hotel „Bhoga", dass sich etwas abseits von Playa Naranjo am Nordufer der Halbinsel Nicoya befindet. Die kleine Küche hat für uns Reis mit Shrimps, schwarze Bohnen und Maniok gekocht.

Fährüberfahrt zum Festland

07.März, Donnerstag - 44 Radkilometer
Nach einem zeitigen Frühstück erreichen wir pünktlich den Fährhafen Playa Naranjo und legen um 08.00 Uhr mit der Autofähre in Richtung Puntarenas ab. Auf dem Festland angekommen, steigen wir auf die Räder und folgen der Hauptstraße auf separaten Radwegen nach Osten, später nach Süden, wo diese Straße ab Caldera zur Autobahn wird. Nachdem der Randstreifen immer schmaler wird, verladen wir die Räder wieder auf dem Dach unseres Busses, um nach ca.10 km Busfahrt die Autobahn in südliche Richtung zu verlassen. Wir radeln nun wieder auf einer Nebenstraße nach Süden und machen ein Picknick in einem Garten eines kleinen Verkaufsladens. Dazu hatte William Früchte und Säfte gekauft, die Daniel liebevoll zubreitet hatte. Über unbefestigte Wege gelangen wir nach insgesamt 44 geradelten Kilometern auf die stark befahrene Straße. Wir verladen ein letztes Mal die Räder und nutzen für die verbleibenden 12 km zum Zielort Tárcoles den Reisebus. Auf der Brücke der Krokodile machen wir einen Fotostopp, um die Riesenexemplare im Tarcoles-Fluss zu bewundern. Wir checken für 2 Nächte in das Hotel Carara ein, welches sich direkt am Strand des Pazifik befindet. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang treffen wir uns zur Abfahrt zur Cerro Lodge, wo für uns das heutige Abendessen bereitsteht.

Das Bad im Tulin–Fluss

08.März, Freitag - 22 Radkilometer
Nach dem Frühstück starten wir mit dem Bus in Richtung Süden, vorbei an der Stadt Jacó und den Surfstränden von Hermosa. Auf unserer heutigen Radtour fahren wir zunächst auf unbefestigten Straßen in Richtung Norden. Über einige Anstiege erreichen wir die Gemeinde Montelimar und später das Dörfchen San Antonio de Tulin. Das Flüsschen Tulin durchfahren wir mit den Rädern, um an einer etwas tieferen Stelle zu baden. In der Zeit werden die Räder verladen und der Bus bringt uns zurück auf die Straße nach Jacó.
Zurück am Hotel Carara haben wir noch etwas Freizeit, um erneut den Sonnenuntergang zu sehen. Zum Abendessen treffen wir uns heute gleich im Hotelrestaurant.

Abschied in den Bergen

09.März, Samstag - 18 Radkilometer
Nach dem Frühstück besuchen wir den Carara-Nationalpark. Mit einem Guide beginnt eine dreistündige Wanderung durch den heißen Regenwald. Wegen der vielen Besucher im Park waren kaum Tiere zu sehen und so fallen wir müde in die Sitze unseres Busses.
Nach der Weiterfahrt stoppen wir an einer Raststätte nahe Orotina zum Lunch. Nun fahren wir noch eine kurze Distanz und erreichen schließlich den Ort San Pedro. Dort starten wir nun zu unserer letzten Radtour in Costa Rica. Einige Kilometer geht es leicht, dann entscheiden wir uns für den Weg auf den Berg, statt geradeaus die wenigen Kilometer zur Hauptstraße zu radeln und dann schon die Räder aufzusatteln. Wir kämpfen uns also eine ganze Weile 600 Höhenmeter nach oben, um vor Santiago die Räder endgültig zu verladen. Ein schweißtreibender Abschluss. Nachdem die glutrote Sonne in den Bergen Costa Ricas versunken war, erreichen wir den Ausgangsort unserer Reise, die Ciudad Colon und das Hotel „Maranon" im Dunkeln. Zum Abendessen verabschieden wir uns von Daniel, unserem Radguide und fallen müde in unsere Betten.

Die Heimreise in den Winter

10./11.03.2012 Sonntag/Montag
Schon um 05:30 Uhr werden wir zum Flughafen abgeholt, um rechtzeitig den Flughafen in San José zu erreichen. Nach Erledigung aller Formalitäten heben wir pünktlich 08:10 Uhr mit Ziel New York ab. So landen wir pünktlich auf dem Rollfeld des John-F.-Kennedy-Airports.
Nachdem wir alle die langwierige US-Prozedur der Einreise- und Sicherheitsbestimmungen überstanden haben, erreichen wir gerade noch rechtzeitig um 18:00 Uhr den Flieger nach Zürich, wo wir am nächsten Morgen landen, um gleich wieder nach Berlin weiter zu fliegen.
Schon bei der Landung in Berlin bemerken wir, dass der Winter ein weißes Tuch über die vertraute Landschaft gelegt hat.
Es war ein abwechslungsreiches Abenteuer, mit dem Rad durch die traumhafte Landschaft Costa Ricas zu radeln und Streifzüge in die weltweit artenreichste Natur zu unternehmen. Mit 351 Radkilometern in den Beinen und zahlreichen Fotos kehren wir müde in den Winter zurück und freuen uns auf den Frühlingsbeginn.

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