Reisebericht: Singlereise Costa Rica – Regenwald, Vulkane und Karibik

03.11. – 18.11.2022, 16 Tage AKTIVE Rundreise mit mehr Bewegung & Naturerlebnissen für Singles und Alleinreisende: San Jose – Monteverde – Nebelwald – Manuel Antonio–Nationalpark – Vulkan Irazu – Regenwald Pacuare – zwei Raftingtouren – Tortuguero–Nationalpark


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Costa Rica mag kaum größer sein als das Bundesland Niedersachsen, bietet allerdings auf dieser kleinen Fläche eine Vielfalt, wie sie kaum anderswo auf der Welt zu finden ist. Von dichten Nebelwäldern an den Pazifikstrand, über Vulkane und durch immer feuchte Regenwälder in die Karibik. Neben der landschaftlichen Schönheit besticht das Land mit wunderbaren Tierbegegnungen und atemberaubenden Abenteuern. Dies alles wissen die Ticos, wie sich die Einwohner Costa Ricas selbst nennen, ganz kurz zusammenzufassen: Pura Vida!
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

03./04.11.2022 Tag 1 Anreise nach San José – mit Hindernissen

Früh an einem kalten Herbstmorgen trifft sich der erste kleine Teil unserer Reisegruppe am Flughafen in Dresden, um von dort aus die gemeinsame erste Etappe nach Frankfurt zu starten. Zunächst geht alles nach Plan vonstatten und wir erreichen den zentralen Treffpunkt unserer Gruppe pünktlich. Nach und nach treffen alle Mitreisenden aus Berlin und Leipzig, sowie aus Hessen, Bayern und Nordrheinwestfalen am mittlerweile zum dritten Mal geänderten Gate ein. Schließlich dürfen wir dann, immerhin fast noch pünktlich, den Bus besteigen, der uns zu unserem Flugzeug bringen soll.
Im Flugzeug angekommen dann die Ernüchterung: lange passiert nichts, dann werden wir über ein defektes Stromaggregat informiert. Ist die Reise hier etwa schon vorbei? Wenig später dann die nächste Meldung: das Teil ist im Flug unwichtig und wird daher außer Funktion gesetzt. Soweit so gut. Nach etwa einer Stunde geht es dann tatsächlich endlich los mit unserem zwölf Stunden langen Flug nach Zentralamerika. Alles verläuft ruhig und nach Plan bis zur ohnehin schon verspäteten Landung in der Hauptstadt San José. Kurz vor dem Boden startet das Flugzeug plötzlich durch und im Handumdrehen befinden wir uns wieder in Flughöhe. Was war das denn?! Wenig später werden wir informiert, dass wir aufgrund einer tiefhängenden Wolke über der Landebahn nicht landen konnten – und bevor die Information aus dem Cockpit kommt, verrät das Bordentertainment schon: Zielort LIR – Liberia, etwa zweihundert Kilometer Luftlinie entfernt. Na prima. Etwa zwanzig Minuten später landen wir dann endlich, allerdings am falschen Ende des Landes, mit dem Auto mindestens dreieinhalb Stunden entfernt von San José. Der neue Plan: Auftanken und zurückfliegen, sobald die Wolke sich verzogen hat. Wäre einfach, wenn da nicht das Stromaggregat wäre, das in Frankfurt ausgeschaltet wurde... alles verzögert sich also daher, da wir nicht nur Treibstoff, sondern zuerst einmal Strom brauchen.
Zwei Stunden später ist die Mission dann endlich beendet, die Wolke in San José natürlich längst verschwunden und wir können zurückfliegen ans eigentliche Ziel, wo unser Reiseleiter Nico glücklicherweise immer noch geduldig auf uns wartet. Verglichen mit der restlichen Anreise geht die Einreise relativ zügig und nach ein paar Anlaufschwierigkeiten (im wahrsten Sinne des Wortes), kommen auch alle unsere Koffer zu uns zurück.
Freudig treffen wir wenig später endlich auf Nico und unseren Busfahrer Randall, die uns auf schnellstem Wege ins Hotel bringen – immerhin ist es nun schon fast zwei Uhr morgens. Erschöpft fallen wir kurz darauf in unsere Betten und hoffen, dass wir für die Strapazen unserer Anreise in den nächsten Tagen reich belohnt werden.

04.11.2022 Tag 2 Von San José nach Monteverde

So richtig ausschlafen kann nach der strapaziösen Anreise trotzdem niemand, und so treffen sich alle schon recht zeitig beim Frühstück, wo man zum ersten Mal die anderen Mitreisenden etwas näher kennenlernen kann. Auch das traditionelle Frühstück – Reis und Bohnen – sind für die meisten etwas Neues, schmeckt aber tatsächlich überraschend gut.
Frisch gestärkt treffen wir dann wieder auf Nico und Randall, packen unser Hab und Gut in den kleinen Reisebus und dann geht die Reise so richtig los. Noch ein kleiner Fotostopp und dann verlassen wir die Hauptstadt auf der R27 in Richtung Westen und zum Pazifik. Als die neue „Autobahn“ eröffnet wurde, versprach man, dass man nun in nur einer Stunde und fünfzehn Minuten ans Meer gelangen könnte – das hängt jedoch stark vom Verkehr ab, denn die zweispurige Straße ist, genau wie die berühmte R1, chronisch überlastet. Dies und andere spannende Dinge über seine Wahlheimat erzählt uns Nico während der Fahrt. Wir erreichen also nach dem Mittag die Hafenstadt Caldera, wo wir eine kleine Pause einlegen. Zuvor haben wir uns ausgestattet mit frischem Obst, Bananenchips und Nüssen, die wir jetzt hier direkt am Meer verspeisen. Anschließend geht es weiter ins Landesinnere. Bevor wir auf eine kleinere und sehr kurvenreiche Straße abbiegen, legen wir noch mal einen Stopp ein, für diejenigen, die ein etwas ausladenderes Mittagessen benötigen, um bei Laune zu bleiben. Die Serpentinenstraße bringt uns nun hinauf auf etwa 1600 Meter in die Region Monteverde. Das grüne Herz Costa Ricas liegt genau an der Scheide zwischen Pazifik- und Karibikklima und bekommt daher eine ganze Menge Regen ab, wovon wir auch prompt überzeugt werden. Nichtsdestotrotz können wir die Schönheit der Natur nicht übersehen. Wir legen noch einen kleinen Stopp ein in der Regionalhauptstadt Santa Elena, bevor wir dann unser Hotel Fonda Vela erreichen und unsere kleinen Holzhütten beziehen, die Mitten im Nebelwald liegen.
Nach einer kleinen Verschnaufpause treffen wir uns dann alle in der Hotelbar, um uns endlich mal einander richtig vorzustellen und die Aktivitäten der nächsten Tage zu besprechen. Anschließend gibt es ein leckeres Abendessen vom Büffet. So richtig alt wird heute Abend jedoch niemand, die Strapazen der Anreise stecken doch noch allen in den Knochen.

05.11.2022 Tag 3 Abenteuer im Nebelwald

Der nächste Tag startet glücklicherweise etwas trockener als der vorherige geendet hat, dennoch können wir sehr gut nachvollziehen, warum man hier vom Nebelwald spricht. Die Wolken hängen tief in den Bäumen und erzeugen so ein sehr mystisches Szenario.
Nach einem reichhaltigen Frühstück sind wir gut vorbereitet auf das heutige Programm: es geht in den Selvatura Park. Der Name fügt die beiden Wörter „selva“ (Wald) und „aventura“ (Abenteuer) zusammen und lässt schon erahnen, was auf uns zukommen. Wir beginnen mit der Canopy-Tour, die aus dreizehn verschiedenen Seilrutschen besteht und uns kreuz und quer durch den Nebelwald führt. Wir bekommen Klettergeschirr, Helm und dicke Lederhandschuhe, eine Einweisung und dann geht es auch schon mit der ersten kurzen Übungs-Zipline los. Relativ schnell haben alle den Dreh raus und es fängt an, riesigen Spaß zu machen über die Baumkronen zu sausen. Auch ein bisschen Nieselregen kann die meisten nicht davon abhalten auch noch eine kleine Mutprobe zu bestehen und sich für den Tanzansprung einzureihen. Die letzte, und mit über 1.000 Metern längste, Zipline wird entweder ein zweites Mal im Tandem durchgeführt, oder liegend in der Superman-Position. Auch der nun einsetzende Regen mindert den Spaß nicht, führt jedoch dazu, dass wir nach dem ereignisreichen Vormittag erst einmal eine Pause zum Trocknen brauchen. Zum Glück gibt es hier ein Restaurant, wo man uns nicht nur mit heißen Getränken und Mittagessen, sondern auch bereitwillig mit Heizstrahlern versorgt. So sind wir dann am frühen Nachmittag bereit, uns noch mal auf Erkundungstour zu geben: auf einem Rundweg mit acht verschiedenen Hängebrücken können wir nun den Nebelwald noch einmal etwas ruhiger genießen und Nico kann uns Interessantes zu Flora und Fauna berichten.
Anschließend geht es dann für eine wohlverdiente heiße Dusche zurück zum Hotel – oder aber, zumindest für einige von uns, noch zur angegliederten Auffangstation für Zweifingerfaultiere. Wie könnte man es sich auch nehmen lassen, die Nationaltiere Costa Ricas einmal aus allernächster Nähe zu betrachten? Wir bereuen nicht, ein wenig länger auf die Dusche gewartet zu haben und werden schließlich auch zurück zur Unterkunft chauffiert.
Am Abend fahren wir dann noch einmal nach Santa Elena, um dort im Restaurant von Rebecca und ihrer Familie zu Abend zu essen und den aufregenden Tag ausklingen zu lassen.

06.11.2022 Tag 4 Fahrt zur Pazifikküste und ein erfolgreicher Plan B

Der Abschied von Monteverde fällt uns Dank des immer noch andauernden Regens nicht ganz so schwer und die Aussicht auf wärmere Temperaturen sind durchaus verlockend, nichtsdestotrotz war es wirklich schön hier im Nebelwald. Schon nach ungefähr zwanzig Minuten Fahrt hält Randall am Straßenrand: es hat aufgehört zu regnen und von hier hat man einen wunderschönen Blick auf den Wald, in dem die Wolken zu hängen scheinen. Kurz darauf haben wir dann auch eine tolle Sicht hinunter auf den Pazifik und finden auch noch allerhand interessante Vögel – unser Fahrer hat wirklich gute Augen.
Trotz des nun besseren Wetters sind die Bedingungen für einen Gleitschirmflug heute leider nicht zu erfüllen, aber Nico hat einen tollen Plan B in petto. Wir fahren also wieder vorbei an Caldera und weiter entlang der Küste, bis wir auf den Tárcoles, den Krokodilfluss, treffen. Hier gibt es eine riesige Population an amerikanischen Krokodilen, die man schon von der Straßenbrücke aus sehen kann – wir haben allerdings etwas Besseres vor: bei einer Bootfahrt lernen wir Lady Gaga, Mike Tyson, Madonna, Osama Bin Laden und ihre Artgenossen aus nächster Nähe kennen. Das ist wirklich ein Erlebnis. Bei der zweistündigen Tour finden wir außerdem noch Leguane, Basilisken und zahlreiche Wasser- und Raubvögel und fahren hinein in einen dichten Mangrovenwald. Als wir wieder von Bord gehen erfüllt sich sogar noch unser Wunsch die wunderschönen roten Aras zu sehen. Die haben sich in einer Palme niedergelassen um dort die Früchte zu verspeisen. Manchmal ist Plan B wirklich mindestens so gut wie Plan A. Auch das Wetter hat es wirklich gut mit uns gemeint und sich sogar die Sonne gezeigt – nun, da wir wieder im Bus sitzen, ziehen wieder Wolken auf und wenig später fängt es an zu regnen. Wenn das mal kein Timing ist!
Weit kommen wir jedoch nicht auf unserer Fahrt zum Hotel in Quepos. Nach etwa fünfzehn Minuten Stau bewegt sich auf der R34 nichts mehr. Schnell findet Randall heraus, dass der Grund dafür ein Erdrutsch und mehrere umgestürzte Bäume sind – doch einen Weg drum herum gibt es nicht für uns – Pura Vida. Wir müssen uns also in Geduld üben und die Tukane an der Straße beobachten. Als sich gegen 17 Uhr immer noch nichts bewegt, beschließen wir eine Planänderung, denn Glück im Unglück, sind wir genau neben einem Restaurant zum Stehen gekommen. Kurzer Hand verlegen wir unser Abendessen hierher. Der Plan geht auf: als wir fertig sind mit dem Essen hat sich der Stau endlich aufgelöst und wir können satt die letzten anderthalb Stunden bis zu unserem Hotel zurücklegen.
Das Espadilla Garden Hotel beziehen wir nun zwar im Dunkeln, dafür können wir aber auch gleich schlafen gehen, denn auch morgen erwartet uns wieder ein schönes Programm.

07.11.2022 Tag 5 Manuel Antonio Nationalpark

Unser heutiges Ziel liegt nur wenige Minuten zu Fuß entfernt von unserem Hotel: wir besuchen den kleinsten, aber einen der bekanntesten Nationalparks des Landes, den Parque Manuel Antonio. Um die vollständige Verbauung der Küste zu verhindern, wurde hier 1972 ein Naturschutzgebiet eingerichtet, das sowohl Waldgebiete als auch Natursandstrände umfasst, deshalb erfreut sich der Park auch bei den Einheimischen großer Beliebtheit.
Wir machen zunächst eine kleine gemeinsame Rundwanderung, bei der wir recht schnell einige Tiere zu Gesicht bekommen: neben verschiedenen Krabben und Echsen treffen wir auf Kapuzineraffen, Faultiere und sogar auf eine Kreuzotter und einen Pfeilgiftfrosch.
Am Ende macht Nico noch einen kurzen Abstecher mit uns an einen entlegenen Strand. Dort gibt es einen besonderen Baum, deren Frucht, Genipapo genannt, verwendet werden kann, um mit dem Saft Tattoo-ähnliche Bilder auf die Haut zu malen. Wir verzieren uns also gegenseitig und sind gespannt, welche Ergebnisse sich in den nächsten Stunden aus den zunächst unsichtbaren Kunstwerken entwickeln werden.
Den Nachmittag nutzen einige, um an den Stränden des Nationalparks noch ein wenig baden zu gehen, andere spazieren noch ein wenig weiter entlang der Pfade durch den Wald.
Zurück am Hotel lassen sich tatsächlich in den umliegenden Bäumen einige der seltenen vierten in Costa Rica vertretenen Affenart entdecken. Die possierlichen Totenkopfäffchen kennt Dank Pipi Langstrumpfs Herrn Nielsen tatsächlich jedes Kind.
Den Abend lassen wir dann wieder bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen und nehmen nun auch schon langsam Abschied von der Pazifikküste, denn für uns geht es nun ein zweites Mal ins Landesinnere, auf dem Weg hinüber auf die karibische Seite Costa Ricas.

08.11.2022 Tag 6 Wanderung zum Wasserfall Eco Chontales und Weiterfahrt nach San Gerardo de Dota

Wir starten den Tag schon früh und werden prompt mit einem schönen Regenbogen über unserem Hotel belohnt. Eigentlich würden wir alle noch gerne eine Nacht hier bleiben, aber wir haben ja auch noch eine ganze Menge vor. Also machen wir uns, mit unserem Frühstück im Gepäck, auf zum nächsten Abenteuer. Für einen schnellen Coffee to Go wird noch gesorgt und dann geht es richtig los. Unterwegs lernen wir eine ganze Menge über die Geschichte Costa Ricas, die eng verknüpft ist mit der des Nachbarlandes Nicaragua. Natürlich spielten auch über lange Zeit die USA eine tragende Rolle im geopolitischen Spiel Mittelamerikas, sodass sich einiges doch anhört wie ein echter Krimi. Die Fahrzeit vergeht also recht schnell und bald wird aus der Serpentinenstraße eine Schotterpiste. Zu guter Letzt stehen wir vor einer sehr vertrauensvoll wirkenden Hängebrücke, die auch sofort von einem Geländewagen überquert wird – mit dem Bus wird das allerdings nichts, für uns geht der Weg nun entweder zu Fuß oder mit dem Pferd weiter. Sechs Freiwillige sind schnell gefunden und während diese ihre Pferde besteigen, traben die übrigen neun Wanderer schon mal los, um wenigstens etwas Vorsprung zu bekommen.
Die Strecke durch die wunderschöne Hügellandschaft ist ein ordentliches Workout, denn die meiste Zeit geht es streng bergauf. Heute sind wir tatsächlich froh über den etwas bewölkten Himmel, denn wir kommen auch so schon ordentlich ins Schwitzen. Auf etwa halber Strecke holen die Reiter dann auf und nach etwa anderthalb Stunden haben wir endlich das – vermeintliche – Ziel erreicht. Wir legen eine kleine Pause ein, die Pferde dürfen zurück in den Stall, aber der spannende Teil erwartet uns erst noch: auf einem kleinen Pfad durch den Wald geht es nun hinunter zum Wasserfall. Am Wegesrand lassen sich zwar allerhand wunderschöne Pflanzen bewundern, tatsächlich genießen ist jedoch schwer wenn man sich auf jeden Schritt konzentrieren muss, um nicht auszurutschen und den Berg hinunter zu kullern. Plötzlich kommt von Nico der wohlgemeinte Hinweis: „Ihr werdet gleich richtig nass!“ Wir packen also unsere Kameras und andere Habseligkeiten weg und merken schnell: die Warnung war angebracht. Das aufgepeitschte Wasser spritzt bis auf den schmalen Pfad und binnen weniger Minuten sind wir wirklich komplett nass. Nun ja, zumindest ein wenig Abkühlung. Der Wasserfall, der auf dem Privatgelände von Mario und seiner Familie liegt, hat mit etwa 60 Metern eine wirklich beachtliche Höhe. Dadurch, dass es in den letzten Wochen auch hier viel geregnet hat, befindet sich auch eine ebenso beachtliche Menge Wasser im Fluss, sodass alleine schon das Schwimmen zu einer kleinen Mutprobe wird. Wem das nicht reicht, kann mit einem Sprung von einer etwa acht Meter hohen Klippe noch etwas mehr Nervenkitzel bekommen. Als Belohnung gibt es dann für alle ein frisch gekochtes Mittagessen von der vorzüglichen Köchin Grace.
Nach dem Essen müssen wir leider wieder aufbrechen, denn wir haben noch eine ordentliche Strecke vor uns. Also geht es zunächst wieder bergauf durch den Wald und anschließend zu Fuß oder per Pferd hinunter ins Tal, wo unser Fahrer Randall mit dem Bus auf uns wartet.
Es geht wieder zurück auf die Panamericana, wo sich unser Bus nun langsam bergauf arbeitet. Den höchsten Punkt erreichen wir bei stolzen 3.454 Metern am Cerro de la Muerte. Der makabere Name kommt nicht von Ungefähr, denn bis heute sterben viele Menschen bei der Überquerung. Früher aufgrund der tagelangen Wanderung und unvorhersehbaren Temperatureinbrüchen, heute meist wegen unvorsichtiger Überholmanöver. Vom wechselhaften Wetter können wir uns einmal mehr überzeugen: wir überqueren den Pass bei strömendem Regen und Randall und Nico haben ihre liebe Mühe, die ständig beschlagene Frontscheibe freizuwischen. Irgendwann biegen wir dann ab auf eine kleinere Serpentinenstraße, die uns ins Tal von San Gerardo de Dota führt. Wir verstehen nun alle recht schnell, warum hier niemand gerne im Dunkeln fährt. Die Straßen sind wirklich sehr eng. Gerade rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Savegre Nature Hotel und können endlich unter die lang ersehnte heiße Dusche. Die wahre Schönheit des Ortes, an dem wir hier gelandet sind, erkennen wir allerdings erst am nächsten Morgen.

09.11.2022 Tag 7 Die Eichenwälder von San Gerardo de Dota, Hannibal in Costa Rica, Kaffee und Vulkane

Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder wir in diesem Fall den Vogel. Unser Tag beginnt früh, dafür aber mit Sonnenschein und der Erkenntnis wie schön es hier im Tal des Savegre ist. Der Grund für die frühe Stunde ist der sogenannte Göttervogel, der Quetzal. Der wunderschöne grüne Vogel mit scharlachrotem Bauch und bis zu einem Meter langen Schwanzfedern war schon den Mayas und Azteken heilig. Zudem gilt er als Vogel der Freiheit, da es bisher niemandem gelungen ist, ihn in Gefangenschaft zu halten. Leider ist er auch ein Frühaufsteher und wir müssen uns anpassen wenn wir ihn sehen möchten. Da er wirklich schwer zu finden ist, wenn er nicht gerade von Baum zu Baum schwebt, zieht Nico nach einer Weile das Ass aus dem Ärmel: während wir ohne Frühstück aufgebrochen sind, ist es ein Vorteil zu wissen, was der Quetzal gerne frisst – er ist nämlich vornehmlich in wilden Avocado-Bäumen zu finden und davon gibt es auf dem Gelände von Don Raul eine ganze Menge. Wir versuchen es also dort und schon während wir aus dem Bus aussteigen, entdecken wir den ersten Vogel. Nun heißt es wieder einen steilen Hang hinaufklettern, aber es lohnt sich. Mehrere Quetzale sitzen uns nun genau gegenüber und beäugen uns fast genauso interessiert wie wir sie. Das ist wirklich ein Erlebnis und man kann verstehen, dass Ornithologen aus der ganzen Welt hierher pilgern, um den seltenen Vogel zu sehen.
Nun knurren allerdings auch uns die Mägen und wir machen uns auf, um zurück in unserem Hotel das Frühstück zu genießen. Danach bleibt noch ein wenig Zeit, die zahlreichen verschiedenen Kolibri-Arten im Garten zu beobachten, bevor wir zu einer kleinen Wanderung in den Eichenwald aufbrechen. Die Natur hier ist wirklich unglaublich schön und abwechslungsreich, sodass wir uns gar nicht sattsehen können.
Auch hier könnte man gut und gerne noch eine Nacht länger bleiben, doch am späten Vormittag heißt es wieder einmal Aufbrechen und zwar in Richtung Cartago. Die alte Hauptstadt Costa Ricas bekam ihren Namen in einer Phase, in der antike Namen bei der spanischen Besatzungsmacht absolut modern waren und eventuell berechtigter Weise fragen wir uns, wie es wohl ausgesehen haben mag, als Hannibal mit seinen Elefanten nicht nur die Alpen, sondern anschließend auch den Atlantik überquert haben muss. Ähnlich kreativ klingt auch die Gründungsgeschichte der größten Kathedrale des Landes: Nuestra Señora de los Angeles. Die Kirche soll an der Stelle stehen, an der ein indigenes Mädchen die Statue einer schwarzen Madonna gefunden haben soll. Weil sie nicht wusste, was das zu bedeuten hatte, fragte sie natürlich den Dorfpfarrer ihres Vertrauens. Und nach einigen Anlaufschwierigkeiten verstand man dann, dass man an dieser Stelle eine Kapelle errichten sollte. Dem imposanten Nachfolgebau aus dem 20. Jahrhundert statten wir natürlich einen kurzen Besuch ab, bevor wir uns einen nahegelegenen Konsumtempel weiterbewegen, um dort noch ein paar Besorgungen zu machen.
Am Nachmittag geht es dann weiter zur Kaffeeplantage Cristina, die schon seit über dreißig Jahren von der US-Amerikanerin Linda und ihrer Familie betrieben wird. Leider lässt uns nun das vorher freundliche Wetter doch ein wenig im Stich und wir verzichten erst einmal auf die Besichtigung der Kaffeepflanzen und steigen direkt mit der Verarbeitung der Kaffeekirschen ein. Schritt für Schritt können wir die Herstellung des Bio-Kaffees bis zur Röstung verfolgen, lernen eine ganze Menge und dürfen schlussendlich natürlich auch probieren. Sehr lecker!
Am späten Nachmittag geht es dann noch ein wenig weiter Richtung Berge: unser Ziel ist die Quayabo Lodge am Fuße des aktiven Vulkans Turrialba, den wir uns morgen ein wenig genauer ansehen möchten.

10.11.2022 Tag 8 Ein Tag zwischen Vulkanen

Während wir gestern Abend im dunklen, verregneten Wetter wieder nicht so genau feststellen konnten, wo wir eigentlich genau gelandet waren, begrüßt uns der Morgen wieder recht freundlich. Wir wachen auf zu einer tollen Aussicht auf die Stadt Turrialba, die unter uns liegt, und schauen auf der anderen Seite hinauf zum Vulkan, dessen Spitze noch in den Wolken hängt. Dazu besitzt auch die Guayabo Lodge einen wunderschönen Garten, wo man vor dem Frühstück schon mal ein Tässchen Kaffee trinken kann.
Frisch gestärkt durch Reis und Bohnen geht es dann auf zu unserer heutigen Runde. Zunächst fahren wir ein Stück zurück in die Richtung, aus der wir gestern Abend im Dunklen gekommen sind. Heute sieht alles doch schon sehr viel netter aus. Dann statten wir uns aus mit ein paar Leckereien aus der örtlichen Bäckerei und schließlich geht es hinauf auf 3432 Meter in den Nationalpark Irazú. Der namensgebende Vulkan ist der höchste Costa Ricas und ist 1994 das letzte Mal ausgebrochen. Bei unserer Fahrt in Richtung Gipfel bewundern wir die lokalen Bauern, die in dieser Höhe noch fleißig in Handarbeit ihre Felder bewirtschaften. Wenig später stecken wir dann schon in den Wolken und befürchten, vom Irazú nicht besonders viel zu sehen. Doch kurz vor dem Nationalpark-Eingang brechen die Wolken auf und wir befinden uns im strahlenden Sonnenschein – wir herrlich! Randall fährt uns großzügigerweise bis ganz auf den Gipfel hinauf, sodass wir ohne große Mühe die Aussicht genießen können: im Südosten der Gipfel des Turrialba und im Osten kann man, ganz weit entfernt, schon die karibische Küste erahnen. Nach zahlreichen Fotos fahren wir dann ein Stückchen hinunter und können uns zu Fuß fast bis zum Kraterrand bewegen. Leider müssen wir dabei auch feststellen, dass der schöne türkisblaue Kratersee ein Bild aus der Vergangenheit ist. Warum er verschwunden ist, kann niemand so genau sagen.
Am späten Vormittag steht dann unsere „betreute Wanderung“, wie Nico es nennt, auf dem Programm. Auf engen Straßen spazieren wir zwischen den beiden Vulkanen durch die schöne Natur, die größtenteils landwirtschaftlich genutzt wird. Wer müde wird, kann eine Runde aussetzen und mit dem Bus weiterfahren, denn Randall stellt sein fahrerisches Talent unter Beweis und bestreitet sogar die von Schlaglöchern durchzogensten Straßen mit Bravour. Das Wetter zeigt sich gewohnt wechselhaft und in manchen Abschnitten des Weges stehen wir mitten in den Wolken – zwar sehr mystisch, aber allerdings verhängt uns das die erhoffte Aussicht auf den Turrialba. Erst als wir das Ende unserer etwa acht Kilometer langen Strecke erreicht haben, zieht sich ganz kurz der Himmel auf, wir können einige Fotos schießen, und dann ist es auch schon wieder vorbei. Als ob das unsere Belohnung für die Wanderung gewesen wäre.
Über mehrere Schotterpisten geht es dann schließlich wieder zurück auf die Hauptstraße und zurück zur Guayabo Lodge, wo wir vor dem Abenteuer, das uns morgen erwartet, noch einmal einen ruhigen Nachmittag verbringen können und dann auch zusammen Abendessen.

11.11.2022 Tag 9 Rafting auf dem Pacuare und Übernachtung im Regenwald

Wie Nico sagt, erwartet uns heute Teil Eins des Highlights der Reise: Wildwasser-Rafting auf dem Pacuare Fluss. Unsere Vorerfahrungen mit der Materie sind sehr unterschiedlich: einige haben etwas Ähnliches schon einmal gemacht, andere sind absolute Wasserratten und haben überhaupt keine Bedenken und dann gibt es da noch ein paar Angsthasen, die sich noch nicht so ganz sicher sind, was sie von der Sache halten sollen – aber verpassen möchte man das ganze ja doch nicht.
Unser kleines Gepäck für den Ausflug in die Wildnis ist gepackt, die großen Koffer bleiben mit unserem Fahrer sicher verwahrt. Wir verlassen die Guayabo Lodge und fahren hinunter ins Tal in Richtung Karibikküste. Nach etwas eineinhalb Stunden verlassen wir die Hauptstraße auf eine recht abenteuerliche und sehr abschüssige Piste, die nicht unbedingt jedem sehr behaglich erscheint. Randall meistert es jedoch wie immer, uns sicher an das Ufer des Pacuare zu bringen. Wir lernen unsere Rafting Guides Geovanni, Raul und Liam kennen, die die für die nächsten 24 Stunden unsere wichtigsten Ansprechpartner werden sollen. Dass alle von ihnen absolute Profis sind, das merken wir schnell. Wir bekommen unsere Ausrüstung: Schwimmweste, Helm und Paddel, und Raul übernimmt die Sicherheitsunterweisung für uns alle. Mit tatkräftiger Unterstützung von Nico schafft er es, uns sehr unterhaltsam die wichtigsten Regeln und Kommandos beizubringen. Schneller als wir es vielleicht erwartet hätten, werden wir dann auf die drei Schlauchboote aufgeteilt und dann geht es auch schon los. Die erste Stromschnelle nennt sich „Bienvendios“ (Willkommen) und begrüßt uns mit einer kalten Dusche – dass hier niemand trocken bleiben würde, das wussten wir glücklicherweise schon vorher. Der Schwierigkeitsgrad ist heute mit zwei bis drei noch moderat, so können wir uns langsam in unsere Aufgaben hineinfinden und gewinnen an Selbstsicherheit und Vertrauen in Boot, Mannschaft und natürlich unseren jeweiligen Guide. Ab und zu, wenn das Wasser etwas ruhiger wird, können wir uns auch auf die wunderschöne Natur um uns konzentieren und die Ruhe genießen. Unterwegs legen wir auch einen kleinen Stopp ein: über viele große Flusssteine klettern wir ein Stückchen in der Wald hinein, wo sich ein kleiner Wasserfall und ein Naturpool befinden. Wir können eine Runde baden gehen und uns so auch ein wenig an das Verhalten unserer Schwimmwesten im Wasser gewöhnen. Nach der willkommenen Abkühlung geht es dann auf demselben Weg zurück und mit den Raftingbooten wieder auf den Fluss.
Viel zu schnell kommt die Information: da vorne ist unsere Lodge! Wie, das war es schon?! Wir sind kurz enttäuscht, doch als wir die wunderbare Lage unserer Unterkunft erspähen können, sind wir schnell getröstet. Die Ave del Sol Lodge ist in den Hang hineingebaut und besteht aus einzelnen kleinen Holzhütten, die nur mit Netzen und Sichtschutz versehen sind. So schläft man quasi fast im Freien und hört sämtliche Geräusche der Natur. Natürlich gibt es auch einen großen Gemeinschaftsbereich, wo sich unsere Guides schon schnell daran machen, Mittagessen für uns zuzubereiten. Wir schauen uns unterdessen um, und freuen uns darüber, dass wir diesen herrlichen Ort ganz für uns alleine haben. Recht schnell macht eine Flasche Rum die Runde, und läutet den gemütlichen und geselligen Nachmittag ein. Wer Lust hat, kann nach dem Mittagessen noch einen Spaziergang durch den Regenwald mitmachen, bei dem wir einiges Interessantes über die Urbevölkerung Costa Ricas lernen. Wer noch ein bisschen mehr Nervenkitzel braucht, als die stetige Bedrohung durch die riesigen Kugelameisen, kann es auch hier noch einmal wagen, von einer etwa sechs Meter hohen Klippe in den Fluss zu springen.
Den frühen Abend lassen wir nun wieder gemütlich angehen und während das Abendessen für uns gekocht wird, packt Nico seine Doppelkopf-Karten aus und startet einen kleinen Lehrgang. Relativ schnell haben wir die nötigen vier Spieler gefunden und eine sehr einnehmende Beschäftigung gefunden. Auch das Abendessen schmeckt wunderbar und wir genießen die Auszeit, fernab der Zivilisation tatsächlich in vollen Zügen.

12.11.2022 Tag 10 Rafting auf dem Pacuare und Weiterfahrt zum Tortuguero Nationalpark

Nach einer ruhigen Nacht werden wir von Vogelgezwitscher geweckt. Die Sonne strahlt in die gegenüberliegenden Hänge und im Hintergrund zeigt sich der Turrialba heute Morgen fast wolkenlos.
Wir stärken uns bei einem leckeren Frühstück und packen unsere Sachen. Obwohl doch manche gerne noch ein wenig länger hier bleiben würden, freuen sich doch alle auf die Fortsetzung der Raftingtour. Angst hat aktuell eigentlich niemand mehr, das ändert sich jedoch eventuell ein bisschen, mit dem zweiten Teil der Sicherheitsunterweisung von Raul und Nico: heute lernen wir, wie man sich verhält, wenn man über Bord geht beziehungsweise wie man jemanden rettet, der über Bord gegangen ist. Natürlich wissen wir alle, dass diese Eventualität besteht, hören möchte es jedoch niemand so richtig. Die etwas angespannte Situation wird schließlich aufgelockert durch die actionreiche Rettungsperformance von unseren beiden Guides, über die dann doch alle herzlich lachen müssen.
Dann geht es endlich wieder in die Boote und auf in die erste Stromschnelle, die es schon deutlich in sich hat. Heute steigern wir die Schwierigkeit auf Stufe drei bis vier. Das höchste, was man mit unerfahrenen Teilnehmern machen darf. Die Abschnitte tragen heute so schöne Namen wie „Die Klagemauer“ oder „der Friedhof“, am Ende kommen wir jedoch alle heil an, haben nur eine Frau über Bord zu beklagen, die sehr schnell geborgen werden konnten, und hatten vor allem jede Menge Spaß. Wir sind regelrecht traurig, als wir in den ruhigeren Teil des Flusses kommen, wo man auch baden darf und wir die Information bekommen, dass wir nur noch etwa 15 Minuten vor uns haben. Die Zeit ist mal wieder viel zu schnell vergangen. Noch zwei Stromschnellen und dann erreichen wir den Endpunkt der Tour, wo wir uns umziehen können und im Anschluss noch leckeres Mittagessen bekommen.
Mit unserem Bus geht es dann wieder auf die Hauptstraße und in Richtung Siquirres. Dort biegen wir ab und fahren durch endlose Bananenplantagen, die alle den drei großen Weltkonzernen Dole, Del Monte und Chiquita gehören. Schließlich erreichen wir den kleinen Hafen von Canas Blancas. Von hier aus geht es mit dem Motorboot weiter in den Tortuguero Nationalpark. Wir durchfahren die schier endlosen Kanäle, die sich parallel zur Karibikküste ziehen und beobachten unterwegs zahlreiche Wasservögel, Klammeraffen und Kapuzineraffen. Dann geht das goldene Nachmittagslicht langsam über zu gewaltigen iriszierenden Wolkenformationen und schließlich in einen wunderbaren Sonnenuntergang. Es ist schon dunkel, als wir den Bootssteg der La Baula Lodge erreichen. Schnell beziehen wir unsere Zimmer und treffen uns dann zum Abendessen wieder, wo wir den ereignisreichen Tag nochmals Revue passieren lassen.

13.11.2022 Tag 11 Regen im Paradis

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Tortuguero Nationalparks, nur leider ist das Wetter nicht so ganz auf unserer Seite. Schon die ganze Nacht, wurden viele von uns von Gewitter und Starkregen (sowie von verrücken Hähnen und Brüllaffen) wachgehalten und während wir zunächst am frühen Morgen hoffen, dass es trockener wird, setzt während des Frühstücks wieder Regen ein.
Der einzige der optimistisch bleibt ist Nico, und er soll zumindest für eine kurze Zeit Recht behalten. Trotz unserer Bedenken starten wir zu unserer Bootsfahrt durch die Kanäle des Nationalparks und tatsächlich meint es das Wetter zunächst gut mit uns. Relativ schnell treffen wir wieder auf Wasservögel wie Kormorane, Ibisse und Gelbstirnblatthähnchen, entdecken aber auch Tukane, Affen, Leguane und Caimane. Ein Highlight sind die relativ scheuen Fischotter, sowie zwei Schildkröten, die sich für uns in Pose gebracht haben. Auch ein nasses Fellknäuel (Faultier) bekommen wir zu sehen. Wir schippern noch ein wenig durch die herrlichen Kanäle und genießen die Geräusche des Dschungels, dann treffen uns die ersten ernstzunehmenden Regentropfen. Wir zögern noch kurz, dann lassen wir uns Regenponchos reichen. Die richtige Entscheidung, wie wir schnell merken, denn keine fünf Minuten später folgt ein Wolkenbruch, der seines Gleichen sucht. Wir verkriechen uns in unseren Ponchos und Bootsführer Junior steuert so schnell wie möglich zurück zu unserer Lodge. Also doch erst mal eine Pause. Wir sind froh, dass wir so viele Tiere gesehen haben, bevor der Regen eingesetzt hat, doch jetzt sieht es leider auch so aus, als würde wenig Hoffnung auf Besserung bestehen. Was könnte man also Besseres machen, als die Spielkarten wieder hervorzuholen und sich in geselliger Runde die Zeit zu vertreiben?
Auch nach dem Mittagessen ist die Lage weitestgehend unverändert, also gibt es drei Möglichkeiten: im Trockenen bleiben, mit dem Motorboot hinüber ins Dorf fahren oder trotz Regen mit Nico auf Kajaktour gehen.
Gegen Abend klart sich der Himmel endlich doch noch ein wenig auf uns taucht den Kanal in ein herrliches Licht. Dann ist es auch fast schon wieder Zeit für das Abendessen und der verregnete Sonntag neigt sich dem Ende zu.

14.11.2022 Tag 12 Weiterfahrt an die südliche Karibikküste

Die neue Woche startet ähnlich, wie die alte aufgehört hat: Regen. Irgendwie scheint es Tortuguero nicht gut mit uns zu meinen. Nach dem Frühstück geht es dann aber auch los: die Koffer kommen wieder aufs Motorboot, wir anschließend auch und dann geht es zurück Richtung Festland. Wir werden schon von Randall freudig erwartet und fahren dann mit dem Bus weiter, zunächst durch die endlosen Bananenplantagen nach Siquirres. Am Montag herrscht geschäftiges Treiben, Rund um die Banane und wir können uns während der Fahrt ein paar der Arbeitsschritte auf den Plantagen ansehen. Es bietet sich nun natürlich an, etwas ausführlicher über die gelbe Frucht zu sprechen, die hier seit dem 19. Jahrhundert in großem Stile angebaut wird.
Ganz entgegen der Erwartung ist Costa Rica allerdings keine Bananenrepublik. Auf dem weiteren Weg erzählt uns Nico dann von der fast komödiantisch anmutenden Bürokratie, der man in seiner Wahlheimat oft ausgesetzt ist und einige Szenen übertreffen tatsächlich sogar das, was wir aus Deutschland kennen – schwer vorstellbar, aber offensichtlich doch möglich.
Unsere Mittagspause verbringen wir in Siquirres, dann geht es auf bisher unbekannten Pfaden weiter entlang der Karibikküste, über die Hafenstadt Limón, weiter nach Puerto Viejo. Etwas außerhalb des lebendigen Städtchens und quasi direkt am Strand liegt unser Hotel Cariblue. Schon in der Einfahrt begrüßen uns zwei kleine Agutis – unsere Unterkunft ist bekannt für viele Tierbeobachtungsmöglichkeiten, denn wir befinden uns hier schon mitten im Regenwald. Wir checken ein, nehmen unsere Koffer im Empfang und werden prompt von einem Hotelmitarbeiter abgelenkt, der uns fragt, ob wir ein Faultier sehen möchten. Was für eine Frage?! Natürlich! Wir lassen alles stehen und liegen und folgen ihm über die Pfade. Über uns in einer Astgabel schläft ganz unbeeindruckt ein Zweifingerfaultier und wir sind mal wieder entzückt von dem Anblick des Fellbündels. Dann fällt dem Mitarbeiter plötzlich auf, dass – ganz untypisch – im Nachbarbaum ein Dreifingerfaultier sitzt und uns anschaut. Unter vielen „Ah“s und „Oh“s werden Fotos und Videos gemacht und dann schließlich doch die Zimmer bezogen. Die meisten zieht es so schnell wie möglich an den Strand, dann tatsächlich meint es das Wetter mal gut mit uns.
Am Abend fahren wir dann alle zusammen nach Puerto Viejo, um eine Kleinigkeit zu Essen oder ein, zwei Cocktails zu trinken. Mit seinem bunten Treiben unterscheidet sich das Städtchen deutlich von dem, was wir bisher kennengelernt haben, dennoch finden wir es recht sympathisch.

15.11.2022 Tag 13 Cahuita Nationalpark

Nach einer relativ entspannten Nacht ohne Hahngekrähe oder Brüllaffengeschrei, machen einige von uns vor dem Frühstück noch einen kleinen Spaziergang durch die Anlage, um nach unserem Faultierfreund zu sehen. Auf dem Weg begegnen uns eine Menge Agutis und sogar Pfeilgiftfrösche. Unser Zweifingerfaultier finden wir beim Frühstück vor und können uns natürlich wieder einmal nicht sattsehen. Irgendwann knurren dann allerdings doch die Mangen und wir machen uns an das reichhaltige Frühstücksbuffet. Ganz passend setzt nun wieder Regen ein – so langsam glauben wir an einen Fluch.
Tapfer treffen wir uns trotzdem pünktlich, um zum Nachgelegenen Cahuita Nationalpark zu fahren. Der Park genießt einen Sonderstatus und finanziert sich durch Spenden. Hier werden nicht nur Regenwald und Strand geschützt, sondern vor allem auch über 22.000 Hektar Meeresfläche, die von 35 Arten von Korallen, sowie über 140 Arten von Fischen besiedelt werden. Heute haben wir doch Glück: mit unserer Ankunft am Nationalpark lässt der Regen nach und hört dann schließlich ganz auf. Sehr schnell entdecken wir die ersten Kapuzineraffen, Schildkröten und Leguane. Wir wandern entlang der Wege parallel zum Strand und so langsam kommt zumindest ein bisschen Karibikfeeling auf. Wir treffen auf einige Brüllaffen, die jedoch leider ziemlich fotoscheu sind, im Gegensatz zu ihren kleineren Verwandten. Schließlich finden wir endlich einige Waschbären, für die der Cahuita Nationalpark bekannt ist, und beobachten sie eine Weile, bevor wir unsere Wanderung fortsetzen. Es geht weiter entlang des Strands, durch den Wald und dann über Plankenstege durch das Sumpfgebiet: hier entdecken wir auch endlich wieder Nasenbären, die wir bisher nur einmal ganz kurz in Monteverde gesehen haben.
Am Ende der Wanderung wartet Randall mit dem Bus auf uns und wir fahren zurück zu unserer Unterkunft. Der letzte Nachmittag in der Karibik soll natürlich die Möglichkeit bieten, noch einmal Strand und Pool zu genießen. Auch heute gibt es wieder zahlreiche Faultierbegegnungen, Agutis, Leguane und Tukane.
Am Abend treffen wir uns zum Essen im Hotelrestaurant, das wirklich eine vorzügliche Küche bietet. Ein Wunsch ist nun allerdings noch offen: wir haben immer noch nicht den berühmten Rotaugenbaumfrosch gesehen, der uns auf sämtlichen Souvenirs begegnet ist. Nico verschwindet eine Weile und kommt mit einem Tausendfüßler zurück. Okay, auch ganz nett, aber das ist kein Frosch. Dann nimmt er uns mit nach draußen, wühlt einen Moment lang in einer Palme und – da ist der kleine Frosch. Sieht ganz einfach aus, wenn man weiß, wo man suchen muss.

16.11.2022 Tag 14 Abschiedsschmerz und Rückfahrt nach San José

Heute heißt es Abschied nehmen. Zum Einen von unserem ersten Mitreisenden, der noch ein paar Tage länger hierbleibt, zum Anderen vom Cariblue Hotel und der Karibikküste. Eigentlich würden wir doch alle gerne noch ein bisschen länger hier bleiben.
Die Sachen werden wieder einmal gepackt und nach einem ausgiebigen Frühstück geht es dann wieder zurück auf die Straße. Den ersten Teil über Limon nach Siquirres kennen wir schon und so nutzen wir die Zeit, um Nico noch alle Fragen zu stellen, die offen geblieben sind. Nach einem kurzen Stopp für Mittagessen geht es dann über die R32 wieder in die Berge und durch den Nationalpark Braulio Carrillo. Die Straßenverhältnisse sind ausnahmsweise mal auf unserer Seite und relativ zügig erreichen wir die Hauptstadt San José. Am Nachmittag schließt sich mit der Ankunft im Hotel Auténtico der Kreis unserer Reise. Zur Begrüßung gibt es ein Churchill-Eis am Stiel, von dem uns Nico ganz am Anfang erzählt hatte. Dann beziehen wir unsere Zimmer und kümmern uns um die letzten Besorgungen für zu Hause.
Am Abend findet dann im Hotelrestaurant unser letztes gemeinsames Abendessen statt. Die Gelegenheit wird auch genutzt, um sich beim unserem tollen Fahrer-Guide-Team für die wunderbaren zwei Wochen zu bedanken, noch einmal ein paar Highlights ins Gedächtnis zu rufen und gemeinsam ein bisschen den Abschiedsschmerz zu verarbeiten. Immerhin haben wir morgen noch einen ganzen Tag zusammen.

17.11.2022 Tag 15 San José und Rückflug nach Frankfurt

Nach einem gemütlichen Frühstück heißt es endgültig Koffer packen und dann geht es mit Nico, Randall und unserem Bus ins Stadtzentrum von San José – eine Costa Rica Rundreise wäre ohne die Hauptstadt, die gleichzeitig wirtschaftliches, politisches und kulturelles Zentrum des Landes ist, nicht komplett. Wir fahren vorbei am nationalen Fußballstadion, sowie am öffentlichen Park Sabana, dann weiter hinein ins Zentrum. Am Nationalmuseum verlassen wir den Bus und setzen unsere Besichtigung zu Fuß weiter. Nico erzählt uns eine Menge zur Geschichte der Stadt (die ausnahmsweise mal nicht im 19. Jahrhundert beginnt), zum Kulturangebot und zum alltäglichen Leben hier. Wir spazieren dann weiter durch den Verwaltungsbezirk, durch mehrere Parks, zum Nationaltheater und bis in die zentrale Einkaufsstraße. Dort werden wir nach zwei Wochen in der Natur schier erschlagen von dem Lärm, dem Geschrei der Losverkäuferinnen und dem Werben der fliegenden Händler. Als wir dann schließlich den Mercado Central, wo man von Socken, über Tomaten bis zum Meerschweinchen scheinbar wirklich alles kaufen kann, verlassen, haben wir zwar einen wertvollen Eindruck von der Hauptstadt erhalten, können aber auch ein bisschen Ruhe vertragen. Mit unserem Bus fahren wir in das Viertel Escazú, das schon etwas außerhalb liegt und die geschäftige Stadt mit den Bergen verbindet. Kurve um Kurve geht es weiter hinauf – bis wir von einer Baustelle mit Straßensperrung aufgehalten werden. Also zurück und eine andere Straße finden. Zum Glück kennt sich unser Fahrer in diesem Straßenlabyrinth aus und bringt uns schlussendlich doch zum Ziel: das Restaurant Tiquicio bietet nicht nur gute traditionelle Küche, sondern wahrscheinlich auch den schönsten Blick auf San José. Hier ist wirklich ein guter Ort und das Ende einer schönen Reise zu feiern. Ein wenig Schwermut macht sich schon breit, nichtsdestotrotz genießen wir unsere letzten Stunden zusammen und werden dann auch noch mit einem herrlichen Regenbogen über der Stadt belohnt.
Am später Nachmittag müssen wir dann aber doch Richtung Flughafen aufbrechen. Langsam quälen wir uns durch den Berufsverkehr, aber irgendwie stört das heute keinen, wir haben es nicht eilig. Trotzdem erreichen wir den Flughafen Juan Santa María (der übrigens nach dem Nationalhelden benannt ist) pünktlich und müssen uns nun von Randall, Nico und Costa Rica verabschieden. Leicht fällt das nicht, doch am Ende führt doch niemand seine Fluchtpläne durch und alle kommen mit zum Check In.
Auch die Sicherheitskontrollen sind schnell erledigt und so bleibt noch eine ganze Menge Zeit, um noch ein paar letzte Souvenirs zu kaufen – ein Kartenspiel darf natürlich nicht fehlen und so gibt es dann doch noch ein paar Abschiedsrunden Doppelkopf vor dem Boarding.
Im Gegensatz zur Anreise scheint heute doch alles einigermaßen nach Plan zu laufen und fast pünktlich sitzen wir im Flugzeug nach Frankfurt.

18.11.2022 Tag 16 Ankunft in Frankfurt und noch mal Abschiedsschmerz

Wunder geschehen immer wieder: unser Flug landet nach einer kurzen Nacht tatsächlich überpünktlich in Frankfurt. Nun folgt die letzte tränenreiche Verabschiedung und eine wunderschöne Reise, die allen noch lange im Gedächtnis bleiben wird, geht nun endgültig zu Ende.

Schlusswort

Meine Lieben,
ich möchte Euch vielmals dafür danken, dass Ihr es Nico, Randall und mir so leicht gemacht habt auf dieser Reise. Es war schön zu sehen, wie alle sich verstehen und alle gemeinsam sich, sicher auch mit Nicos Zutun, mehr und mehr in das Land Costa Rica verliebt haben. Und das, obwohl einige eigentlich ein ganz anderes Reiseziel geplant hatten.
Wie es so schön gesagt wurde: man hatte stetig das Gefühl auf einer Klassenfahrt zu sein, mit Schülern, die sich schon jahrelang kennen.
Es hat mir wirklich riesig Spaß gemacht mit Euch auch selbst viele neue Erfahrungen machen zu dürfen. Es wäre mir ein Fest, die eine oder den anderen mal wieder auf einer Reise wiederzutreffen - oder eventuell auch gleich mehrere von Euch gleichzeitig :)
Vielen Dank auch noch mal für mein eigenes (wenn auch nicht ganz so lebendiges) Faultier, ich werde es in Ehren halten - und falls Ihr doch mal eine Europa-Reise in Erwägung zieht, wird es Euch möglicherweise wieder begegnen.
Es bleibt mir nur eines zu sagen: Pura birra. Pura liquida. PURA VIDA!

Geflogene Kilometer: ca. 20.000
Stunden Verspätung: 5
Gefahrene Kilometer: ca. 1200
Bootsfahrten: 6
Wanderungen: 5
Verschiedene Tierarten gesehen: 91 + Dunkelziffer
Regenstunden: ...

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