Reisebericht: Nordfriesland – Wattenmeer und Küste

21.05. – 26.05.2014, 6 Tage Rundreise an der Nordsee mit Hotel in Husum – Sylt – Wattwanderung – St. Peter Ording – Föhr


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Die meisten der Eberhardt-Reisegäste waren noch nie an der Nordsee gewesen - entsprechend hoch waren die Erwartungen. Sätze wie „Die Nordsee ist ja fast nie da“ oder „Das ist alles ganz anders als an der Ostsee“ ließen Neugierde aufkommen.
Ein Reisebericht von
Dr. Rainer Sommer

1. Tag: Anreise nach Büsum

Die meisten der  Eberhardt-Reisegäste waren noch nie an der Nordsee gewesen - entsprechend hoch waren die Erwartungen. Sätze wie „Die Nordsee ist ja fast nie da" oder „Das ist alles ganz anders als an der Ostsee" ließen eher Skepsis als Vorfreunde aufkommen. Am Nachmittag war es dann soweit, der Bus rollte auf den Ankerplatz in Büsum, direkt am Hafen.
Die erste Überraschung bot nicht die Nordsee, sondern der Hotelbesitzer. Ein junger Kerl, gebaut wie ein Bär und Stammkunde des hiesigen Tatoo-Studios begrüßte die Gäste, die ihren Augen nicht trauen wollten. Die Überraschung schwand sehr rasch, als Herr Wittig, so heißt der Chef, und seine Crew zur Tat schritten: Nach einer Begrüßung verschwanden die Koffer in Windeseile in einem Hänger, und dir Gäste konnten sich mit ihrem Handgepäck zu Fuß in das nahegelegene Hotel begeben. Die Zimmer wurden verteilt, einige Wechsel vorgenommen, wenn etwas nicht ganz so war, wie gewünscht, und die Koffer wurden auf die Gästezimmer verteilt.
Am Spätnachmittag stellte sich der regionale Reiseleiter, Herr Spreu, der Gruppe vor und führte sie in einem kleinen, anekdotengespitzen Rundgang durch die „Stadt der kurzen Wege". Die Schifferkirche mit dem von einem Piraten gestifteten (und vorher geraubten) Taufbecken gehörte ebenso dazu wie der Gasthof „Alte Post", der Geburtsstätte des Eiergrogs.
Die wirkliche Überraschung bot das Abendessen: mit reichlicher Menüauswahl und auf einem Niveau, das einem Sterne-Koch zur Ehre gereicht hätte. Das bleib auch so, und wer gesehen hatte, mit welcher Leidenschaft der Hotelbesitzer mit seinem Koch die Rezepte durchgegangen ist - samt Probeessen -, der versteht, warum. Im Hause „Tum Stüürmann" steht die Zufriedenheit des Gastes ganz oben auf der Prioritätenliste.

2. Tag: Küstenrundfahrt

Der nächste Tag sollte eine Übersicht verschaffen über Land und Leute, über Lebensweise und Einkommen. Herr Spreu Führte die Gruppe ins Kohlosseum, einer ehemaligen Sauerkraut- und Zuckerfabrik. Heute ist dieses Haus Museum und, unter Leitung des längst pensionierten Betriebsleiters, Fertigungsstätte biologischer Kohlprodukte. Rund dreißig Mitarbeiter produzieren fast alles, was sich aus den runden Blätterkugeln herstellen lässt (von denen immerhin 80 Millionen Stück pro Jahr geerntet werden): vom Sauerkraut bis hin zur Kohlsalbe. Weiter ging es zum Eidersperrwerk, und die weiträumige Rundfahrt ließ erkennen, was für Folgen dieses technologische Meisterwerk für den Schutz von Küste und Binnenland inzwischen hat. Sankt Peter Ording lud dann ein zu einem Bummel durch die Strandmeile und einem Mittagessen auf norddeutsche Art. Im Roten Haubarg, einem riesigen Reetdach-Gebäude, konnten die Gäste sehen, wie es sich gelebt hat in der Marsch. Alles war, wörtlich genommen, unter einem Dache versammelt. Das Haus ist von einem wunderbar ruhigen, schattigen Park umgeben, in dem sehr guter Kuchen serviert wird. Der Tag schloss mit einem Gang durch die in Deutschland einmalige Denkmal- und Grachtenstadt Friedrichstadt.

3. Tag: Insel Sylt

Der Freitag sollte der Insel Sylt gehören - die bis vor vierhundert Jahren gar keine Insel war. Die See hat sie vom Festland abgerissen. Der Bus wurde auf den Zug verladen: hier hat der Fahrer Dieter Großmann sein Meisterstück abgeliefert. Keitum, ein ruhiges Sylt-Städtchen, bot Gelegenheit, sich von der Architektur und der Atmosphäre der Insel einen Überblick zu verschaffen. Durch Kampen hindurch ging es nach List, dem Tor nach Dänemark und der nördlichsten Ansiedlung Deutschlands. Im Austernzuchtbetrieb wartete eine Köstlichkeit: drei auf unterschiedliche Art gebackene Austern - am besten schmecken die zu einem Gläschen Grauburgunder. Dass plötzlich der Fernsehkoch Tim Mälzer auftauchte, um eine Portion Austern einzukaufen, spricht für die Qualität von Dittmeiers Austerncompagnie. Den Rest des Tages verbrachte die Gruppe in Westerland. Die Tatsache, dass es recht kräftig regnete (übrigens das einzige Mal auf dieser Tour), gab den Gästen Gelegenheit, die Cafés und kleinen Restaurants der Stadt ausführlich zu erkunden.

4. Tag: Ausflug auf die Hallig Hooge

Am Samstag ging es nach einer Fahrt auf der „Adler Express" auf die Hallig Hooge. Das Schiff machte mit rund 25 km/h seinem Namen alle Ehre. Die Hallig dann bot das genaue Gegenteil: Ruhe und Gelassenheit. Eine Kutsche führte die Gruppe auf die Kirchwarft - und der Küster erklärte anhand der Geschichte der Kirche die Geschichte der Halligen, ihrer Menschen und ihrer ständigen Auseinandersetzung mit der Unberechenbarkeit der Nordsee. Die Reisegäste von Erberhardt begriffen, welch ein Mut und welch eine Standfestigkeit dazu gehörten, im Lande zu bleiben und immer wieder auch den größten Zerstörungen und persönlichen Schicksalen zu trotzen. Ein friesisches Mittagessen und der Besuch der Königswarft mit ihrem Sturmflutkino rundeten den Tag ab.

5. Tag Wattwanderung

Der Sonntag-Vormittag stand zur freien Verfügung. Manche Gäste nutzten die Zeit für einen Einkaufsbummel, andere für einen Besuch in der beeindruckenden Sturmfluten-Welt oder auch für einen Kirchgang. Nachmittags dann ging es aufs Watt - etwa ein Drittel der Gruppe folgte der Einladung. Frau Spreu erläuterte sehr lebendig, und dies im Wortsinne, die Lebens- und Entwicklungszyklen in diesem einmaligen Biotop. Als recht agile Nebendarsteller traten Muscheln, Krabben, Garnelen und Willy der Wattwurm auf.

6.Tag: Heimreise

Die Rückreise am Montag führte uns noch durch Hamburg - diesmal nicht durch den chronisch verstopften Elbtunnel. Der Weg durch die Stadt wurde mit einem Blick auf den Michel, auf die Kuppel des Alten Elbtunnels bei den Landungsbrücken und eine Überquerung der Norder- und Süderelbe gelohnt, bevor es dann auf die Autobahn ging.
Niemand der Gäste hat diese Fahrt als uninteressant oder gar überflüssig empfunden. Die Fülle der Informationen war überwältigend - und doch waren es erholsame und gleichzeitig anregende Tage.
Dr. Rainer Sommer, Reiseleiter

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