Reisebericht: Romantisches Schwaben – Rundreise in Bayern

21.05. – 25.05.2012, 5 Tage Busreise mit Ulm – Ehingen – Blaubeuren – Buchau – Schwäbische Alb – Kürnbach – Riedlingen – Kloster Zwiefalten – Schloss Lichtenstein – Wolframs–Eschenbach – Honau


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Eine Woche bereisten wir das romantische Schwaben bei schönstem Sonnenschein und sahen unterschiedlichste Kulturgüter in einer reizvollen Landschaft...
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

1. Tag: Anreise über Wolframs-Eschenbach
 
Morgens um 8 .00 Uhr geht es los. Der 5 Sterne Reisebus steht schon bereit um uns ins romantische Schwaben zu befördern, wo wir buchstäblich eine Reise durch Jahrtausende erleben wollen.
Gegen Mittag sind wir noch in Franken und treffen in Wolframs Eschenbach ein. Die Stadt des Minnesängers und Parzivaldichters Wolfram von Eschenbach ist ein mittelalterliches Schmuckstück. Das winzige Städtchen ist noch komplett von einer vieltürmigen Stadtmauer umgeben. Auch die restliche Bebauung führt uns gleich am ersten Programmpunkt in die Vergangenheit. Wir bestaunen die mächtigen Kaufmannshäuser aus dem frühen 15. Jh., wie auch ein seltenes von Reichtum kündendes Haus mit Sgrafittoverzierung, genannt die Fürstenherberge.


Am anderen Ende der Altstadt wartet schon unser Bus auf uns und weiter geht es zu unserem Ziel nach Leipheim ins Hotel. Das liegt unweit der Donau, wie die kleine Stadt auch, die von einem mächtigen Schloß überragt wird. Das ist aber Privatbesitz und somit nicht zugänglich. Bei regionaltypischen Essen beschließen wir den ersten Tag.
 
2. Tag: Ulm - Blaubeuren
 
Das Frühstück vom Buffet lässt keine Wünsche offen. Heute wollen wir die schwäbische Metropole Ulm entdecken. Unseren Gästeführer treffen wir am Stadthaus. Wir schlendern durch das Fischer und Gerberviertel mit Abstecher zum Schwörhaus und Rathaus. Beginn und Ende ist am Münsterplatz. Die Führung ist engagiert und begeistert uns alle. Ein Stück geht es auch auf der Stadtmauer an der Donau entlang, die hier die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern bildet.


Nun ist etwas Freizeit um den Hunger zu stillen, oder andere Besorgungen zu machen. Dort ist zunächst die Besichtigung einer historischen Hammerschmiede angesagt. Als alle wieder draußen sind umrunden wir den idyllischen Blautopf. Wegen ihrer blauen Farbe macht eine der größten Karstquellen der schwäbischen Alb ihrem Namen alle Ehre. Zu guten Zeiten schüttet sie gut 36.000 Liter Wasser pro Minute aus. Kein Wunder, dass sich alte Gewerke die Kraft der hier entspringenden Blau zunutze machten. Am Nachmittag bekommen wir eine Führung durch das Benediktinerkloster Blaubeuren. Das 1082 gegründete Benediktinerkloster eines der wenigen Benediktinerklöster Schwabens, das noch zu großen Teilen im gotischen Stil erhalten ist. Es geht durch den Kreuzgang, die Kirche mit dem berühmten Hochalter und dem Chorgestühl von Meistern der Ulmer Schule. Beeindruckend sind die Deckenfresken, die nur Blumen zeigen, die in der Umgebung wachsen oder wuchsen, denn einige der dargestellten Arten sind mittlerweile hier nicht mehr zu finden. 
Die Führung durch Ulm zeigte uns nicht die gesamte Altstadt. Deshalb reisen wir noch einmal hinein um den Rest auf eigene Faust zu entdecken. Auch auf der nördlichen Seite des Münsterplatzes gibt es viele noch unzerstörte Gassen mit kleinen Fachwerkhäusern und vielen netten Cafes und Restaurants. Hier sitzt es sich mitunter schöner und ruhiger als am belebten Münsterplatz.  Empfehlenswert ist auch das Brotmuseum, das Ulmer Museum mit dem 40000 Jahre alten Löwenmenschen und das stadtgeschichtliche Museum. Alle Cafes und Eisdielen sind geöffnet und Ulm bietet alle Einkaufsmöglichkeiten einer modernen Großstadt. Für jeden ist etwas dabei.
Wie schnell ist der Tag an uns vorbei gezogen.
 
3. Tag, 11. 05. 11:  Kürnbach - Steinbach - Bad Buchau - Neufra
 
Auch heute wollen wir viel anschauen. Wir reisen nach Kürnbach zum oberschwäbischen Freilichtmuseum. Nach der Führung haben wir haben eine Stunde Zeit uns auf dem gut ausgeschilderten Gelände umzuschauen. Viele fühlen sich noch in ihre Kindheit zurückversetzt. Das Museum lohnt sich. Vorhanden sind auch ein Cafe und ein Shop mit Literatur, und regionalen Produkten (Seife, Honig, Schnäpse etc.) Es wurde Ende der 60er Jahre auf Initiative des Landkreises Biberach eingerichtet, weil man die letzten uralten Bauernhäuser retten wollte, die sonst der Vergessenheit anheim gefallen wären. Das älteste stammt aus dem Jahre 1499.


Das Museum kultiviert auch über 200 alte Apfelsorten und brennt Schnaps daraus. Mich beeindruckt immer ein Friseurladen aus den 40er/50er Jahren. Manche Trockenhauben sehen aus, als könne man mit ihnen auch Geständnisse erpressen. Im Restaurant gibt es schwäbische Küche und alle lassen es sich schmecken.
Weil etwas Zeit ist, habe ich mir sozusagen als „Überraschungsei“ einen Besuch der Wallfahrtskirche in Steinhausen vorgenommen. Der kommt an. Es handelt sich um reinstes Rokkoko was soooooo schön ist, dass die Kirche als schönste Dorfkirche Deutschlands gilt. Johann Baptist und sein Bruder Domenicus Zimmermann schufen hier eine Pracht in Fresco und Architektur, die sie für immer in den Olymp des Architektenhimmels des Spätbarock heben. Architektonisch konservativen Auftraggebern verpflichtet, die dem Gedanken einer Vierungskirche anhingen, beeinflusst von Bernini und Boromini aus Rom mit dem barocken Zentralbau im Stil der Zeit (Mitte 18. Jh.) haben sie quasi die Quadratur des Kreises, also beides unter einen Hut gebracht. So etwas kann man nur auf einer Reise von Eberhardt-travel erläutert bekommen.


Weiter geht es zum Federseemuseum nach Bad Buchau. Hier tauchen wir in die Jungsteinzeit und die Bronzezeit ein. Der verlandende Federsee, ein Relikt der letzten Eiszeit, war schon von Beginn seines Bestehens an immer wieder Ziel menschlicher Ansiedlungen. Auf dem Freigelände sind liebevoll die Nachbauten der dort meist auf Pfählen gebauten Häuser zu bestaunen. Im Museum selbst sind viele der Hinterlassenschaften aus den Siedlungen als Exponate zu besichtigen.
Mit dem Schloß Neufra machen wir einen großen Sprung in die Renaissance, also ins 16. Jh. Zunächst geht  in die Kirche, danach durch den historischen Hängegarten und danach in die Gewölbe unter dem Garten. In mühevoller Einzelleistung wurde dieser einzige hängende Garten Deutschlands wieder hergerichtet, und zieht nun Menschen aus Nah und Fern an. Wir stoßen mit einem Glas Wein zwischen kniehohen Buchsbaumhecken an, und stehen dabei auf Gewölben die diesen Garten tragen. Das abwechslungsreiche Programm hat uns hungrig gemacht und wir genießen das gute Abendmenu in dem  gemütlichen Restaurant unseres Hotels.
 
 
4. Tag, 12. 05. 11: Zwiefalten - Heuneburg - Vehringenstadt -Schloss Lichtenstein
 
 
Nach dem guten Frühstücksbuffet begeben wir uns auf die schwäbische Barockstrasse ins Münster Zwiefalten. Es ist die schönste und am prächtigsten ausgestattete Kirche weit und breit. Sie stammt aus dem Spätbarock, bzw. dem Rokkoko und die Pracht lässt alle fast verstummen. Vor allem, als wir das prächtige Gestühl im Chor besichtigen, das nahezu einzigartig ist. Rokkoko, also Spätbarock der 2. Hälfte 18. Jh.  in Nussbaum mit unendlich vielen Intarsien; wo gibt es so etwas schon zu sehen? Fast nirgends.
Noch am Vormittag steht die Besichtigung der Heuneburg an. Wie gehen in das 1. Jahrtausend v. Chr. zurück zu den Kelten, die den Landstrich maßgeblich besiedelt hatten. Von der Heuneburg sagt man, es sei die erste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gewesen. Zwischen 5-10tausend Menschen sollen in und vor der Burg gelebt haben. Als Freilichtmuseum hat man einige Gebäude rekonstruiert, und auch die Stadtmauer, welche aus luftgetrockneten Lehmziegeln bestand, die weiß gekalkt waren.


Nach der Führung noch ein kurzer Photostop an den riesigen Grabhügeln unterhalb der Burg. Hier lagen Angehörige der keltischen Oberschicht. Bis man die Gräber entweder schon zu antiker Zeit plünderte, oder sie ihren goldbeladenen Inhalt bei Ausgrabungen in der Gegenwart preisgaben. Vieles ist im Heuneburgmuseum davon ausgestellt, aber wir geben uns mit dem Freilichtmuseum zufrieden und reisen weiter in der Zeit zurück.
Es geht nach Vehringenstadt. Das kleine Städtchen im Laucherttal weist nicht nur das älteste kontinuierlich als solches genutzte Rathaus Hohenzollerns auf (seit 1415), sondern neben einer Burg und einer Kirche auch in der Umgebung an die 25 Höhlen, die der Regen im Lauf von Jahrzehntausenden in den karstigen Jura der Alb gewaschen hat. Und diese wurden immer wieder während der letzten Eiszeit von unserem Verwandten, dem Neandertaler sporadisch aufgesucht. Das war im großen Zeitraum vor 40000 Jahren. Er ging hier auf die Jagd und hinterließ Werkzeuge und die Knochen der erlegten Beute. Auf der Brücke in die Stadt, die seinen Namen trägt, hat man ihm ein Denkmal gesetzt.


Danach ist es soweit, dass wir zur Perle der schwäbischen Alb reisen -  zum Schloß Lichtenstein. Ein reines Märchenschloss, das wie ein Schwalbennest hoch auf einem kleinen Felsen über dem Ezachtal thront. Allen gefällt es denn die Gästeführerin bringt das Schloß mit samt seiner Geschichte und dem Interieur witzig-spritzig herüber.  Nach soviel Geschichte schmeckt das Abendmenu umso besser.
 
 
5. Tag, 13. 05. 11:  Ulmer Münster - Rückreise
 
Am Morgen unseres letzten Reisetages  haben wir eine Führung im Ulmer Münster. Die höchste Kirche der Welt hat einen Turm von mehr als 161m Höhe. Wer möchte, darf auch gerne die 768 Stufen hinauf steigen. Wir schauen uns den Turm aber lieber von unten an.....Auch hier haben wir einen sehr kundigen und engagierten Gästeführer, der anscheinend sehr in der christlichen Gemeinde engagiert ist. Anders ist sein Wissen um die Strukturen und Verbindungen zu den Bistümern Erfurt und Meißen kaum zu erklären. Er weißt uns auf DIE Besonderheit hin: Bei der höchsten Kirche der Welt handelt es sich um eine reine Bürgerkirche! Kein Bischof und kein weltlicher Herr (Ulm war freie Reichsstadt!) gab Geld für diesen Bau. Alles haben die Ulmer Bürger aus eigener Tasche bezahlt.


Deswegen sind im Chorgestühl auch keine Geistlichen zu sehen, sondern die reichen Kaufleute, die als Sponsoren auftraten. Einzigartig. Den Bombenangriff 1945 überlebte das Münster  nur, weil die Dachkonstruktion seit dem Mittelalter aus Metall bestand. Und so ist es heute Identifikationspunkt für alle Bürger. Dann treten wir endgültig die Heimreise an. Eine Reise durch die Kulturgeschichte der Menschen in und um Schwaben ist zu Ende gegangen und hinterlässt viele schöne Erinnerungen an das Gesehene.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Ihnen, lieber Herr Rudolph, herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Reisebericht und die beiden Fotoserien, die die Erinnerung an unsere schöne und sehr informative Reise unter Ihrer engagierten Leitung nochmal lebendig werden lassen. Noch eigene Fotos oder einen Reisebericht anzufügen hieße "Eulen nach Athen tragen".

Uta Hoppe
20.06.2012