Reisebericht: Romantisches Schwaben – Rundreise in Bayern

17.09. – 21.09.2012, 5 Tage Busreise mit Ulm – Ehingen – Blaubeuren – Buchau – Schwäbische Alb – Kürnbach – Riedlingen – Kloster Zwiefalten – Schloss Lichtenstein – Wolframs–Eschenbach – Honau


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Schwaben hat neben Romantik auch sehr viel Kultur aus allen Zeiten zu bieten. Ulm und die schwäbische Alb bereisten wir und tauchten tief in die Vergangenheit ein....
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1. Tag: Anreise über Wolframs–Eschenbach


Morgens um 8 .00 Uhr geht es los. Der 5 Sterne Reisebus steht schon bereit um uns ins romantische Schwaben zu befördern, wo wir buchstäblich eine Reise durch Jahrtausende erleben wollen.
Gegen Mittag sind wir noch in Franken und treffen in Wolframs Eschenbach ein. Die Stadt des Minnesängers und Parzivaldichters Wolfram von Eschenbach ist ein mittelalterliches Schmuckstück. Das winzige Städtchen ist noch komplett von einer vieltürmigen Stadtmauer umgeben. Auch die restliche Bebauung führt uns gleich am ersten Programmpunkt in die Vergangenheit. Wir bestaunen die mächtigen Kaufmannshäuser aus dem frühen 15. Jh., wie auch ein seltenes von Reichtum kündendes Haus mit Sgrafittoverzierung, genannt die Fürstenherberge. In der Stadtikirche ist Wolfgangs Grabstelle zwar nicht mehr lokalisierbar, dafür ist hier der Rosenkranzaltar von Veit Stoß zu bewundern. Am anderen Ende der Altstadt wartet schon unser Bus auf uns und weiter geht es zu unserem Ziel nach Leipheim ins Hotel. Das liegt unweit der Donau, wie die kleine Stadt auch, die von einem mächtigen Schloß überragt wird. Das ist aber Privatbesitz und somit nicht zugänglich. Bei regionaltypischen Essen beschließen wir den ersten Tag.

2. Tag: Ulm – Blaubeuren

Das Frühstück vom Buffet lässt keine Wünsche offen. Heute wollen wir die schwäbische Metropole Ulm entdecken. Unseren Gästeführer treffen wir am Stadthaus. Wir schlendern durch das Fischer und Gerberviertel mit Abstecher zum Rathaus und auf der Stadtmauer an der Donau entlang. Beginn und Ende ist am Münsterplatz. Die Führung ist engagiert und begeistert uns alle.
Nun ist etwas Freizeit um den Hunger zu stillen, oder andere Besorgungen zu machen. Dort ist zunächst die Besichtigung einer historischen Hammerschmiede angesagt. Als alle wieder draußen sind umrunden wir den idyllischen Blautopf. Wegen ihrer blauen Farbe macht eine der größten Karstquellen der schwäbischen Alb ihrem Namen alle Ehre. Zu guten Zeiten schüttet sie gut 36.000 Liter Wasser pro Minute aus. Kein Wunder, dass sich alte Gewerke die Kraft der hier entspringenden Blau zunutze machten. Am Nachmittag bekommen wir eine Führung durch das Benediktinerkloster Blaubeuren. Das 1082 gegründete Benediktinerkloster eines der wenigen Benediktinerklöster Schwabens, das noch zu großen Teilen im gotischen Stil erhalten ist. Es geht durch den Kreuzgang, die Kirche mit dem berühmten Hochalter und dem Chorgestühl von Meistern der Ulmer Schule. Beeindruckend sind die Deckenfresken, die nur Blumen zeigen, die in der Umgebung wachsen oder wuchsen, denn einige der dargestellten Arten sind mittlerweile hier nicht mehr zu finden.
Nun unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang durch das schöne Städtchen uns alle in einem schönen Cafe vor der Stadtkirche wieder, wo wir im freien noch eine Kleinigkeit zu uns nehmen. An alten Gerberhäuser vorbei, begeben wir uns zurück zum Bus und sind am späten Nachmittag wieder in Leipheim.

3. Tag:  Kürnbach – Steinbach – Bad Buchau – Neufra

Zunächst habe ich mir sozusagen als „Überraschungsei" einen Besuch der Wallfahrtskirche in Steinhausen vorgenommen. Der kommt an. Es handelt sich um reinstes Rokkoko was so schön ist, dass die Kirche als schönste Dorfkirche Deutschlands gilt. Johann Baptist und sein Bruder Domenicus Zimmermann schufen hier eine Pracht in Fresco und Architektur, die sie für immer in den Olymp des Architektenhimmels des Spätbarock heben. Architektonisch konservativen Auftraggebern verpflichtet, die dem Gedanken einer Vierungskirche anhingen, beeinflusst von Bernini und Boromini aus Rom mit dem barocken Zentralbau im Stil der Zeit (Mitte 18. Jh.) haben sie quasi die Quadratur des Kreises, also beides unter einen Hut gebracht. So etwas kann man nur auf einer Reise von Eberhardt-travel erläutert bekommen.Nun reisen wir nach Kürnbach zum oberschwäbischen Freilichtmuseum. Leider regnet es heute. Nach der Führung haben wir haben eine Stunde Zeit uns auf dem gut ausgeschilderten Gelände umzuschauen. Viele fühlen sich noch in ihre Kindheit zurückversetzt. Das Museum lohnt sich. Vorhanden sind auch ein Cafe und ein Shop mit Literatur, und regionalen Produkten (Seife, Honig, Schnäpse etc.) Es wurde Ende der 60er Jahre auf Initiative des Landkreises Biberach eingerichtet, weil man die letzten uralten Bauernhäuser retten wollte, die sonst der Vergessenheit anheim gefallen wären. Das älteste stammt aus dem Jahre 1499.
Das Museum kultiviert auch über 200 alte Apfelsorten und brennt Schnaps daraus. Mich beeindruckt immer ein Friseurladen aus den 40er/50er Jahren. Manche Trockenhauben sehen aus, als könne man mit ihnen auch Geständnisse erpressen. Im Restaurant gibt es schwäbische Küche und viele lassen es sich schmecken.
Weiter geht es zum Federseemuseum nach Bad Buchau. Hier tauchen wir in die Jungsteinzeit und die Bronzezeit ein. Der verlandende Federsee, ein Relikt der letzten Eiszeit, war schon von Beginn seines Bestehens an immer wieder Ziel menschlicher Ansiedlungen. Auf dem Freigelände sind liebevoll die Nachbauten der dort meist auf Pfählen gebauten Häuser zu bestaunen. Im Museum selbst sind viele der Hinterlassenschaften aus den Siedlungen als Exponate zu besichtigen. Nun unternehmen wir einen kurzen Abstecher nach Kanzach, wo es eine rekonstruierte Burg in Holz-Lehmbauweise des niederen Landadels der Herren von Kanzach aus den 14. Jh. zu sehen gibt. Der Originalbefund einer hochmittelalterlichen Motte befindet sich gegenüber auf der anderen Straßenseite und ist nur noch als kleiner Erdhügel zu sehen. .
Mit dem Schloß Neufra machen wir einen großen Sprung in die Renaissance, also ins 16. Jh. Zunächst geht  in die Kirche, danach durch den historischen Hängegarten und danach in die Gewölbe unter dem Garten. In mühevoller Einzelleistung wurde dieser einzige hängende Garten Deutschlands wieder hergerichtet, und zieht nun Menschen aus Nah und Fern an. Auf dem Rückweg nach Ulm machen wir noch ein Photostop in der ehemaligen Reichsabtei Obermarchtal, in der uns wiederum prächtiger Barock umfängt. Unser Essen am Abend ist ebenfalls wieder köstlich.

4. Tag: Zwiefalten – Heuneburg – Vehringenstadt –Schloss Lichtenstein

Nach dem guten Frühstücksbuffet begeben wir uns auf die schwäbische Barockstrasse ins Münster Zwiefalten. Es ist die schönste und am prächtigsten ausgestattete Kirche weit und breit. Sie stammt aus dem Spätbarock, bzw. dem Rokkoko und die Pracht lässt alle fast verstummen. Vor allem, als wir das prächtige Gestühl im Chor besichtigen, das nahezu einzigartig ist. Rokkoko, also Spätbarock der 2. Hälfte 18. Jh.  in Nussbaum mit unendlich vielen Intarsien; wo gibt es so etwas schon zu sehen?
Noch am Vormittag steht die Besichtigung der Heuneburg an. Wie gehen in das 1. Jahrtausend v. Chr. zurück zu den Kelten, die den Landstrich maßgeblich besiedelt hatten. Von der Heuneburg sagt man, es sei die erste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gewesen. Zwischen 5-10tausend Menschen sollen in und vor der Burg gelebt haben. Als Freilichtmuseum hat man einige Gebäude rekonstruiert, und auch die Stadtmauer, welche aus luftgetrockneten Lehmziegeln bestand, die weiß gekalkt waren. Wir bekommen eine erstklassige Führung über das Areal.
Nach der Führung noch ein kurzer Photostop an den riesigen Grabhügeln unterhalb der Burg. Hier lagen Angehörige der keltischen Oberschicht. Bis man die Gräber entweder schon zu antiker Zeit plünderte, oder sie ihren goldbeladenen Inhalt bei Ausgrabungen in der Gegenwart preisgaben. Vieles ist im Heuneburgmuseum davon ausgestellt, aber wir geben uns mit dem Freilichtmuseum zufrieden und reisen weiter in der Zeit zurück.
Es geht nach Vehringenstadt. Das kleine Städtchen im Laucherttal weist nicht nur das älteste kontinuierlich als solches genutzte Rathaus Hohenzollerns auf (seit 1415), sondern neben einer Burg und einer Kirche auch in der Umgebung an die 25 Höhlen, die der Regen im Lauf von Jahrzehntausenden in den karstigen Jura der Alb gewaschen hat. Und diese wurden immer wieder während der letzten Eiszeit von unserem Verwandten, dem Neandertaler sporadisch aufgesucht. Das war im großen Zeitraum vor 40000 Jahren. Er ging hier auf die Jagd und hinterließ Werkzeuge und die Knochen der erlegten Beute. Auf der Brücke in die Stadt, die seinen Namen trägt, hat man ihm ein Denkmal gesetzt.
Danach ist es soweit, dass wir zur Perle der schwäbischen Alb reisen -  zum Schloss Lichtenstein. Ein reines Märchenschloss, das wie ein Schwalbennest hoch auf einem kleinen Felsen über dem Ezachtal thront. 1840 wurde es nach den Schilderungen von Wilhelm Haffs Roman Lichtenstein von Graf Wilhelm von Urach  über Resten einer mittelalterlichen Burg errichtet. Allen gefällt es denn die Gästeführerin bringt das Schloss mit samt seiner Geschichte und dem Interieur witzig-spritzig herüber. Vom Felsen aus hat man eine Sicht bis ins weit entfernte Reutlingen.  Nach soviel Geschichte schmeckt das Abendmenu umso besser.

5. Tag: Ulmer Münster – Rückreise

Am Morgen unseres letzten Reisetages  haben wir eine Führung im Ulmer Münster. Die höchste Kirche der Welt hat einen Turm von mehr als 161m Höhe. Wer möchte, darf auch gerne die 768 Stufen hinauf steigen. Wir schauen uns den Turm aber lieber von unten an.....Auch hier haben wir einen sehr kundige und engagierte Gästeführerinnen. Man weißt uns auf DIE Besonderheit hin: Bei der höchsten Kirche der Welt handelt es sich um eine reine Bürgerkirche! Kein Bischof und kein weltlicher Herr (Ulm war freie Reichsstadt!) gab Geld für diesen Bau. Alles haben die Ulmer Bürger aus eigener Tasche bezahlt.
Deswegen sind im Chorgestühl auch keine Geistlichen zu sehen, sondern die reichen Kaufleute, die als Sponsoren auftraten. Einzigartig. Den Bombenangriff 1945 überlebte das Münster  nur, weil die Dachkonstruktion seit dem Mittelalter aus Metall bestand. Und so ist es heute Identifikationspunkt für alle Bürger. Dann treten wir endgültig die Heimreise an. Alle Transfers kamen pünktlich zu den vereinbarten Plätzen oder standen schon bereit, so dass niemand mehr zusätzlich warten musste. Eine Reise durch die Kulturgeschichte der Landschaft und Menschen in und um Schwaben ist zu Ende gegangen und hinterlässt viele schöne Erinnerungen an das Gesehene.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Die meisten Gebiete, die hier beschrieben sind, liegen aber in Oberschwaben in Baden-Württemberg ;) Falls es interessiert: die meisten Sehenswürdigkeiten dazu sind hier vermerkt: Monika R.
13.06.2019