Reisebericht: Singlereise Silvester an der Nordsee – Papenburg

29.12. – 02.01.2015, 5 Tage Silvesterreise für Singles Bremen – Papenburg – Emden – Greetsiel – Cloppenburg


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Moorwasser, Spökenkieker, Kreuzfahrtschiffe könnte auch der Leitfaden unserer erlebnisreichen Silvesterreise sein hoch oben in Ostfriesland. Untergebracht waren wir in der längsten und ältesten Fehn- (Moor-) Kolonie Deutschlands - in Papenburg.
Moorwasser, Spökenkieker, Kreuzfahrtschiffe könnte auch der Leitfaden unserer erlebnisreichen Silvesterreise sein hoch oben in Ostfriesland. Untergebracht waren wir in der längsten und ältesten Fehn- (Moor-) Kolonie Deutschlands - in Papenburg.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag Bremen und Papenburg


Mit Schnee und Frost bei -11 Grad starteten wir in Ostfrieslands Vorfrühlung mit ca. +7 Grad. In Bremen erwartete uns bereits Frau Werner und wir spazierten auf den Spuren der Kaufleute und deren Hanse (Hafen), der Bremer Stadtmusikanten und der Kultur (Dom, Markt). Im Altstadtviertel Schnoor bat uns Radio Bremen, das Motto der Kaufleute "buten und binnen (draußen und drinnen - wagen und gewinnen)" aufzusagen - mit Erfolg, denn es blieb uns in Erinnerung.
Unterwegs nach Papenburg trugen die Moorlandschaften in der Dämmerung die braun-grau-schwarze Farbe wie in den Bildern der Künstler aus Worpswede zur Jahrhundertwende gemalt. Ein schmackhaftes Essen am Abend entschädigte uns für die abwechslungsreiche, doch lange Fahrt in den Norden Deutschlands.

2. Tag Emden und Greetsiel


Übers flache holländisch anmutende Land mit Kanälen, Wiesen mit Kühen, alten Mühlen und neuen Windkraftanlagen fuhren wir zuerst in Richtung der alten Handels- und Seehafenstadt Emden, Wirkungsort von Henri Nannen und Otto Waalkes. Am Horizont erschienen bald deren Seekräne und wir erreichten die Innenstadt. Dort begannen wir unseren Rundgang zum ostfriesischen Landesmuseum am Ratsdelft mit den Museumsschiffen, die teilweise auch als Restaurant dienten, zu den beiden schmucken Pelzerhäusern aus dem 16. Jahrhundert, dem Bunkermuseum, der Großen und (kleinen) Schweizer Kirche - erstere mit berühmter Reformationsbibliothek - und last but not least der Kunsthalle.
Unter dem Motto "Ganz schön gerissen" präsentierten sich dort humorvolle farbenfrohe Collagen des COBRA-Künstlers Asger Jorn, den auch die Künstlergruppe "Spur" zum Vorbild nahm. Die erlesene Sammlung des Ehepaars Nannen zeigte Spitzenwerke auch von Emil Nolde und Franz Radziwill. 
Gestärkt von Matjes und Tee gings weiter mit Kurs auf Greetsiel vorbei an der schiefsten Kirche der Welt (laut Guiness-Zertifikat) in Suurhusen, wo wir einen Fotostopp hielten: bereits vom fahrenden Bus aus sahen wir, wie der kurze gedrungene Backsteinturm und das kompakte Ziegel-Kirchenschiff auseinander drifteten und eine Außenmauer des Schiffs schief nach innen ragte. "Alles schief und hält doch" mag mancher von uns gedacht haben und wir waren beeindruckt. Sicher war es eine Leistung über die Jahrhunderte, Wasserregulierung des Erdhügels und Mauerwerk der Kirche in Balance zu halten. 
Binnen einer halben Stunde erreichten wir Greetsiel und mit dem Wahrzeichen der beiden Zwillingsmühlen, doch die Flügel der zweiten fehlten noch und sollen noch 2015 repariert sein.
Ein Bummel vom Nationalparkhaus zum alten Sielhafen mit der Kutterflotte entlang der Hauptstraße machte uns mit stattlichen Bürgerhäusern, dem Dorfkirchlein und alten Sieltor bekannt. Ein beschaulicher Küstenort, wenn er etwas weniger Besucher hätte. 
Der Müller begrüßte uns und erzählt von seinem Alltag, nachdem wir auf steilen Stiegen in das Innere seiner Mühle von 1706 geklettert waren. Gewaltige Zahnräder, die Windkraft in Mahlenergie umwandelten, waren aus Holz und füllten die oberen Bereiche. Es war kalt und wir freuten uns auf warmen Ostfriesentee in der Gaststube der Mühle, ein früherer Packraum.
Die Sahne zauberte luftige Wölkchen in unsere Tassen und angenehm erwärmt verabschiedeten wir uns von Greetsiel und erreichten rechtzeitig Papenburg, wo wir uns auf ein mediterranes Abendessen mit gegrilltem Fisch und Fleisch beim Griechen freuten. Gesellig klang der Abend dort und später im Pub mit vielem Erzählen aus.

3. Tag Meyerwerft und Silvester in Papenburg


Am Werkstor 1 der Meyerwerft begrüßte uns Karin und führte uns zu einem der Höhepunkte unserer Reise: originell, sachkundig und lebenserfahren zeigte sie uns angefangen vom Film bis über die beiden großen Dockhallen die spannende Produktion und lange Geschichte dieses familiengeführten Unternehmens. Wir sahen zum Beispiel die "Norwegian Bliss" im Bau.
Das Schwesterschiff der Norwegian Escape wird im Frühjahr 2017 abgeliefert. Damit wird die Meyer Werft dann bereits 12 Kreuzfahrtschiffe für Norwegian Cruise Line fertiggestellt haben.
Das Familienunternehmen mit Tradition wurde 1795 gegründet und befindet sich in sechster Generation im Besitz der Familie Meyer, seit 1982 führt Bernard Meyer das Unternehmen.
Nach den Jahren des Holzschiffbaus zeigte man rechtzeitig Pioniergeist und begann 1872 mit dem Bau von Eisenschiffen mit Dampfmaschinen. Von den etwa 20 Werften Papenburgs um 1860 überlebte nur die Meyer Werft bis ins 21. Jahrhundert.
Zwischen den beiden Weltkriegen baute die Werft vor allem Fischdampfer, Lotsenschiffe und Feuerschiffe sowie Passagierschiffe für die Küstenfahrt, ab 1960 auch Gastanker und Fährschiffe. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich die Werft vor allem auch durch den Bau luxuriöser Kreuzfahrtschiffen einen guten Ruf erworben.
Nach unserem Ausflug in beiden Docks mit dem gerade im Ausbau befindlichen Besucherzentrum zeigte uns Karin die Innenstadt Papenburgs vom Bus aus und wir erfuhren viel von der in der Barockzeit gegründeten Moorkolonie und dem Zusammenleben der Menschen einst und heute.
Nach einer Mittagspause genossen wir im Papenbörger Hus deftig-süße Buchweizen-Pfannkuchen, als eine Art Plinse in gusseisernen Pfannen frisch für uns gebacken. Wir prosteten uns mit Moorwasser zu und folgten dann bei einsetzender Dämmerung unserem Spökenkieker Ludger. Assistiert von unserer freundlichen Laternenfee, erzählte er uns von einstiger Mühsal, von Gespenstern und Ereignissen, vom Alltag im Moor in der Museumsanlage van Velen, dem ehemaligen Drosten und Gründer des Ortes.
In Vorfreude erreichten wir den festlich geschmückten Saal von Schulte-Lind und wir ca. 250 Gäste wurden herzlich begrüßt, großzügig beköstigt und mit Elan unterhalten. So wurde nach dem reichhaltigen Buffet viel getanzt, bis wir morgens gegen 4 Uhr von einem rechtzeitig georderten Bus abgeholt wurden, unsere Handy-Taschenlampen wieder einpackten und in unsere Betten sanken.

4. Tag Cloppenburg


Annähernd ausgeschlafen fuhren wir nach Cloppenburg in Richtung der Ems und überquerten den Küstenkanal, bevor wir im Museumsdorf pünktlich ankamen.
An der Zehntscheune, dem Eingang, empfing uns Frau Moormann und begeisterte uns mit lebendigen Schilderungen der alten Häuser aus 500 Jahren Kulturgeschichte Niedersachsens und Ostfrieslands auf ca. 20 Hektar. So, als wäre sie dabei gewesen, hörten und sahen wir Lebenswelten von Bauern, Heuerlingen, Knechten und Mägden, dem Dorflehrer und Dorfpfarrer.
Erwärmt von einem angenehm gewürzten Glühwein unseres klugen Chauffeurs Holger reisten wir wieder zurück nach Papenburg und freuten uns auf unser gemeinsames Abschiedsessen im Asiarestaurant "Mongolia", das wir uns am Buffet selbst zusammenstellen durften und uns danach frisch gebraten überreicht wurde - ein runder Abschluß der Tage über den Jahreswechsel in Papenburg. 

5. Tag Heimreise


Pünktlich starteten wir unsere reibungslose Rückreise in Richtung Dresden und bedankten uns bei allen, die diese unvergessliche Reise ermöglicht haben. Eine besondere Freude ist uns, dass sich unsere Gäste wohl gefühlt und näher kennen gelernt haben - gern wieder.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle Januar 2015

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Eine wunderschöne Reise, die unvergesslich für mich sein wird und mit sehr vielen Eindrücken . Ein großes Dankeschön nochmals an Grit und dem Busfahrer Holger.
Wir sehen uns bestimmt wieder. Meine nächste Reise ist bereits gebucht.
Mit vielen lieben Grüßen, Heidrun Gurk

Gurk, Heidrun
31.01.2015