Reisebericht: Floriade – Welt–Garten–Ausstellung

10.07. – 15.07.2012, 6 Tage Floriade – Ratingen – Maas – Schlösser und Anhold


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Die Floriade im niederländischen Venlo steht vor allem für eins: schöne Blumen. Es ist eine einzigartige Veranstaltung, die im Turnus von zehn Jahren stattfindet. Machen Sie mit beim Theater der Natur! Das dürfen Sie nicht verpassen ...
Ein Reisebericht von
Kerstin Hugel
Kerstin Hugel

Reisebericht

20.07.12 Anreise nach Monheim
Unsere Fahrt nach Monheim führt uns durchs Thüringer Land. Schon an diesem ersten Tag gibt es schöne Impressionen. Immer romantisch ist die Fahrt an den Burgen der Drei Gleichen vorbei, so manch Legende rankt sich um die Menschen die einst hier lebten. Bald kommen die Hörselberge in Sicht und etwas später die Wartburg um die sich auch einige Mythen ranken. Hinter Eisenach überqueren wir dann das Werratal und die Grenze zu Hessen.
21.07.12 Ahrweiler - Weinverkostung - Bad Münstereifel
Am heutigen Tag war das Ahrtal und die Eifel unser Ziel. Im Berufsverkehr im Großraum Köln unterwegs zu sein bedeutet unweigerlich Staus zu erleben und sich in Geduld zu üben.
In der Stadt Ahrweiler lernten wir den historischen Stadtkern mit einer Gästeführerin kennen. Beindruckend die gepflegten  Fachwerkbauten, die schmalen Gässchen und die vielen kleinen Geschäfte. Weiter ging unsere Fahrt durch das reizvolle Ahrtal nach Mayschoß zur Besichtigung eines historischen Weinkellers bei der Winzergenosseschaft. Nach der Besichtigung des riesigen Weinkellers der Winzergenossenschaft ging es im Weinkeller bei einem deftigen Winzerimbiss richtig zur „Sache“. 4 Weine der besonderen Qualität erfreuten unsere Gaumen. Die Rundfahrt durch die Nordeifel führte uns auch nach Bad Münstereifel. Nicht nur die historische Stadt war uns wichtig, sondern einigen auch das neue „Heino“-Cafe im Kurhaus.
22.07.12 Die Floriade
Heute steht der große Höhepunkt unserer Reise an. Nur aller zehn Jahre gibt es in den Niederlanden diese Weltausstellung. Wir fuhren quer durch das Ruhrgebiet nach Venlo. Der Eingang liegt am großen Hochhaus das wie ein moderner Triumphbogen aussieht. Von hier gelangen wir in das Gelände, wobei zuerst ein runder Kuppelbau ins Auge sticht. Es ist der „Dom“, ein 360- Grad- Kino. Was wir gleich am Anfang unserer Führung besuchten. Sehr eindrucksvoll wurde man hier mit dem niederländischen Gartenbau vertraut gemacht. Weiter führte uns unser Rundgang durch das 66 Hektar große Gelände. Das Wetter ist nahezu ideal für diesen Besuch, es ist nur mäßig warm, am Himmel gibt es Sonne und Wolken aber keinen Regen. Zahlreich sind die Angebote im Park, exotisch die verschiedenen Aussteller aus Ländern die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Gleich neben dem „Dom“ sind junge Frauen auf Stelzen zu sehen, sie haben Elfenkleider an und zu eigentümlichen Klängen zeigen sie uns einen zauberhaften Tanz aus der Mythologie. Dicht daneben ist der eigenartig gestaltete Pavillon von Aserbaidschan, hier wird man in die Welt des Orients entführt in welcher die Blumen immer schon eine große Rolle spielten. Interessant ist die Kleidung der Mitarbeiter die freundlich auf alle Fragen antworten. Auf dieser Floriade kann man an einem Tag eine Weltreise unternehmen! Es gibt hier verschiedene Themenparks, nach einigen Metern bin ich in einer ganz anderen Welt angelangt; vor mir breitet sich das Panorama der Hohen Tatra aus. Die Slowakei hat hier ein historisches Haus aufgebaut, in ihm kann man die farbenfrohe Gebirgsflora bewundern.
Überhaupt sind die Themen dieser Floriade sehr weit gegliedert und so manche Ausstellung ergänzt die reine Botanik. Immer wieder spielt auch der Umweltschutz eine Rolle. In einer sehr großen Ausstellungshalle gibt es nebeneinander sehr verschiedene Länder. Hier sehen wir die israelische Exposition, sehr modern, dort kommt man nach Marokko und bald ist man in Nordkorea angelangt.
23.07.12 Das Schloss Arcen - Schifffahrt auf der Maas
Auch der heutige Ausflug führt uns in die Niederlande. Eines der Geheimtipps ist das Schloss Arcen. Es zählt mit seiner Gartenanlage mit zum Schönsten was diese Region zu bieten hat. Nach der Grenze fuhren wir ein Stück auf der Landstraße und hier wird offenbar wie schön diese Ecke ist. Wir durchfuhren kleinere Orte mit ihren schmucken Häusern die mit rötlich- braunen Backsteinen erbaut wurden, ein typisches Bild dieser Region. Dann sind wir wieder zwischen fruchtbaren Feldern unterwegs die ihre dunkelgrüne Saat längst entfaltet haben.
Bald sind wir am Eingang angelangt; malerisch ist das Schloss anzusehen das sich im Wasser des Grabens widerspiegelt. Dann sind wir in diesem großartigen Park unterwegs, wir sehen die gepflegten Anlagen in dieser intakten Natur. Unweit ist eine Kolonie Pelikane zu sehen, die mit ihrer rosa Farbe unser Auge erfreuen. Bald haben wir das Tropenhaus erreicht und bewundern die grüne Pracht der exotischen Pflanzen. Wir sehen Palmen, Bananenstauden und so manch andere Pflanze aus den heißen Regionen. Unten ist ein Teich angelegt, dort schwimmen Zierkarpfen die so zahm sind und den Gästen buchstäblich das dargereichte Futter aus der Hand fressen. Dann führt uns der Weg wieder ins Freie, vorbei an Storchennestern die wir auf der Wiese sehen, also zu ebener Erde. Eine Storchenmutter füttert gerade ihr nur wenige Tage altes Junges, ein friedlicher Anblick. 
Bald haben wir wieder ländliches Gebiet erreicht, zwischen den grünen Wiesen und Feldern schlängelt sich die Maas entlang. Im kleinen Ort Wil wurden wir schon vom Kapitän und seiner netten Familie erwartet. Hier genießen wir nun die nächsten zwei Stunden die Gastfreundschaft der Niederländer und eine romantische Flussfahrt auf der Maas.
Es ist für unsere Gruppe Kaffee und Kuchen vorbereitet. Langsam zieht die schöne Landschaft an unseren Augen vorbei, Häuser wechseln sich mit den Feldern ab. Es ist eine ruhige und erholsame Tour auf dem Fluss, der Kapitän der gut deutsch spricht, hat uns viel Wissenswertes zu erzählen und dabei vergeht die Zeit wie im Flug. Später fuhren wir dann noch flussabwärts und in einen Seitenkanal hinein; bald verbreitert sich der Kanal zu einem See- wir sind im Leukermeer angelangt. Hier wurde früher Kies abgebaut, das entstandene Loch wurde geflutet und dient heute den Einwohnern als Naherholungszentrum. Wir sahen einen kleinen Strand der zu dieser Jahreszeit aber noch verwaist ist und auf der anderen Seite viele Boote die hier festgemacht sind. Dann wenden wir und sind auf der Maas wieder flussaufwärts unterwegs. Nach einem kurzen Halt in der kleinen Stadt Arcen erreichen wir wieder unser Hotel.
24.07.12 Auf den Spuren der Frühindustrie in Ratingen
Hier sind wir in einen der wichtigsten Industriezentren Deutschlands. Schon früh begann die Wirtschaft die Produktionsprozesse rentabler zu gestalten. Im ausgehenden 18. Jahrhundert war es Johann Gottfried Brügelmann der in Ratingen die erste industrielle Baumwollspinnerei innerhalb des europäischen Festlandes erbauen lies. Wir sind auf dem Weg dieses Industriedenkmal am heutigen Tag zu erschließen. In den ehemaligen Gebäuden der Fabrik Cromford gibt es einen originalgetreuen Nachbau der Anlage. Auf verschiedenen Stockwerken werden wir nun eingeführt in die Geheimnisse einer Technologie von Anlagen die uns fremd sind. Von der Mitarbeiterin werden wir einer Zeitreise gleich entführt und entdecken eine Welt die eigentlich unfassbar ist. Wie erfahren etwas über die schlimmen sozialen Verhältnisse, Kinderarbeit und wenig Absicherung der Arbeiter. Interessant ist aber der Prozess den die Rohbaumwolle durchlaufen muss um zu Garn verarbeitet zu werden. Was einst Heimarbeiter taten wurde nun von Maschinen übernommen, unschlagbar waren die Engländer seinerzeit und Brügelmann hat auf clevere Art und Weise diese Technologie hierher gebracht. Nun sehen wir die Anlage in Aktion, uns werden die einzelnen Arbeitsgänge sehr anschaulich gezeigt und wir bekommen Einblick welch komplizierte Prozesse zu durchlaufen sind um zum Schluss Kleidung zu bekommen. Brügelmann ist es zu verdanken dass diese Technologie der Waterframe, so heißt die Maschine, auch im Rest von Europa Fuß fasste, in England galt er daher als Industriespion.
Wir gehen aus der Hohen Fabrik heraus und sehen auch noch das Herrenhaus. Dann erkunden wir im Innern auch noch die Wohnräume der Familie Brügelmann aus drei Generationen und tauchen ein in die verschiedenen Zeitepochen. Die Räume sind geschmackvoll eingerichtet und lassen das Leben dieses Industriellen erahnen dem es an nichts gefehlt hat, während nebenan die Arbeiter unter zum Teil unwürdigen Bedingungen nur das Nötigste verdienten. Es ist dieser Zwiespalt der bei dieser wissenswerten Führung zu Tage tritt und uns doch etwas nachdenklich zurücklässt.
Unser Weg führt uns noch einmal quer durchs Ruhrgebiet an Duisburg und Oberhausen vorbei nach Isselburg. Im Ortsteil Anholt hat sich ein besonderes Schloss versteckt. Es liegt in einer sehr gepflegten Parkanlage komplett vom Wasser umgeben. Diese Anlage entstand in mehreren Epochen und ist heut noch in Privathand des Fürsten Salm- Salm. Auf  Grund des schlechten Wetter schauten wir uns die Gärten nicht an.  Dafür besichtigten wir das museum Schloss. In der Hauptburg ist ein sehenswertes Museum mit einer großen Porzellansammlung (17. und 18. Jahrhundert) und Bildersammlung sowie Wandteppichen und einer Waffenkammer. Die eindrucksvolle Gemäldesammlung der Fürsten zu Salm-Salm mit bekannten flämischen, holländischen, spanischen und italienischen Meistern stellt die kulturelle Besonderheit der Wasserburg dar. Historische Einrichtung der Hauptburg, Residenz der Herren von Anholt: der Grafen von Bronckhorst-Batenburg (1400 bis 1650) und den Fürsten zu Salm-Salm (1650 bis heute). Die Ausstellungsfläche: 1300 m². Exponate u. a.: Gemälde (16. bis 18. Jahrhundert) niederländischer (Rembrandt, Jan van Goyen, Gerard ter Broch), flämischer (J. Breughel d. J.), deutscher (Bartholomäus Bruyn, Jobst Harrich), spanischer (Murillo) und italienischer (Carlo Dolci) Meister. Wandteppiche und Ledertapete (17. bis 18. Jahrhundert). Möbel (Renaissance und Barock). Porzellan (China und Japan, 17. bis 18.Jahrhundert). Bibliothek, Waffen, Münzen, Hofküche (15. Jahrhundert), Speisesäle, Rittersaal, Raritätenkabinett, Dicker Turm mit Rüstkammer und Verlies. Das Schloss war wirklich sehr sehenswert.
25.07.12      Heimfahrt
Mit vielen Neuen Eindrücken verliessen wir das Ruhrgebiet und traten unsere Heimreise an.

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