Reisebericht: Rundreise mit Rollstuhl in den Harz

28.05. – 03.06.2016, 7 Tage Rundreise mit Rollstuhl in den Harz mit Goslar – Nordhausen – Kaiserpfalz Goslar – Wolfenbüttel – Harzrundfahrt – Wernigerode – Thale – Hexentanzplatz – Hasselfelde – Büchenberg


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Wir fühlen die Magie der Harzer Gebirgswelt. Hier regieren Hexen und Teufel, sie zaubern magische Erlebnisse, bringen verborgene Schätze ans Licht. Eine lange Bergbautradition ist hier zuhause und kaiserliche Städte sind zu bewundern.
Ein Reisebericht von
Ingrid Langer
Ingrid Langer

1. Tag: Anreise nach Goslar mit Besuch Rosarium und Nordhausen

Wir starten unsere Reise in Dresden mit sieben Rollstühlen und 16 Gästen. Nach den Wettervorhersagen rechnen wir mit schlechtem Wetter, aber wir erleben es weitaus besser. Als WOW legen wir in Sangerhausen im Europa-Rosarium unseren ersten Stopp ein. Es wurde 1903 gegründet und hier können über 8000 Rosensorten bewundert werden. Auf einem Gelände von 15 ha ist der Rosenpark angelegt, Rosen vom Altertum bis in die Moderne werden hier präsentiert. Wir sehen auf unserem Rundgang vereinzelt Rosen blühen, die Blühsaison geht ja erst richtig los. Weiter geht die Reise, in Nordhausen in der Traditionsbrennerei lassen wir uns in die Geheimnisse der Spirituosenherstellung einweihen. Später werden wir zur Verkostung der verschiedenen Destillate eingeladen und da gibt es nicht nur den Korn, auch Liköre verkosten wir. Die Höhenzüge des Harzes durchfahren wir, auch den Brockenblick haben wir und am späten Nachmittag erreichen wir in Goslar unsere Hotelunterkunft. Für die nächsten Tage sind wir in der GDA Senioren-Residenz Schwiecheldt Haus Goslar GmbH untergebracht. Hier im Hotel, was vor allem als Seniorenresidenz betrieben wird, ist man auf Rollstuhlfahrer bestens eingestellt und die Zimmer sind sehr geräumig und behindertengerecht. Das gemeinsame Abendessen ist spitze und wird uns an den Tisch serviert.

2. Tag: Besichtigung Goslar–Besuch der Kaiserpfalz

Bei trübem Wetter stehen heute Vormittag die Kaiserstadt Goslar und die Kaiserpfalz auf unserem Programm. Ab Hotel beginnt unser Rundgang mit der örtlichen Gästeführerin durch diese alte einst Freie Reichsstadt mit den kopfsteingepflasterten Gassen, die wir teilweise umfahren. Wir erhalten einen schönen Gesamteindruck von der Fülle der sehr unterschiedlichen Fachwerksubstanz, die reichlich verziert ist, in dieser Stadt. Der Marktplatz ist das Herzstück der Altstadt mit dem Marktbrunnen, dem Rathaus, welches grad umfassend restauriert wird und dem Glocken-und Figurenspiel, es ist mehrmals am Tage in Aktion zu erleben. Weiter Eckpunkte unseres Rundganges sind die Marktkirche, sie war eine dreischiffige Basilika um 1150 erbaut, das Patrizierhaus Brusttuch aus 1526 und dann kommen wir an der mächtigen Kaiserpfalz, als Romanischer Pfalz Bau im 11. JH errichtet, an. Mit einem Lift haben wir bequem Zugang zum großen Saal mit den fantastischen Wandmalereien zur deutschen Geschichte. Nach Freizeit und Aufenthalt im Hotel machen wir uns am zeitigen Nachmittag mit dem Bus auf den Weg nach Hahnenklee. Hier steht die einzige Stabkirche in Deutschland, errichtet nach dem Baustil der norwegischen Stabkirchen. Für uns etwas ganz Besonderes, diese Stabkirche im Harz zu sehen. Ingrid hat eine Anlehnrampe in der Kirche organisiert, so dass wir mit den Rollis bequem hineinfahren können. Von einer CD gibt es sehr viel Informatives zur Stabkirche, als kleine Spende von Eberhardt Travel ausgegeben. Ingrid singt noch ein Lied „Dona Nobis Pazem", es ist für uns alle ein sehr schönes Erlebnis in der Stabkirche zu Hahnenklee.

3. Tag: Harzrundfahrt–Treff mit einer Hexe

Nach einem ausgiebigen Frühstück verladen wir unsere Rollis wieder in den Bus und starten bei Sonne und angenehmen Temperaturen zur Rundfahrt durch den Harz. Erste Station ist unser Aufenthalt in Wernigerode. Diese lebendige Stadt am nördlichen Harz Rand wird überragt von einem Märchenschloss und blickt auf eine reiche, historische Zeit zurück. Wir bestaunen das spätgotische Rathaus, es ist mit seinem dekorativen Fachwerk und Fassadenschmuck ein besonderer Blickfang und ein schöner Hintergrund für unser erstes Gruppenfoto. Wir bummeln durch diese bunte Stadt so reich an Fachwerkhäusern vom 14.-18.JH bis hin zum Kleinsten Haus auf der Kochstraße 43. Dieses spätbarocke Fachwerkgebäude ist nur 2,95m breit und bis zur Dachtraufe misst es 4,20m. Vorbei am Café Wien, einem Fachwerkbau aus dem Jahre 1583 mit eigener Konditorei seit über 100 Jahren, rollen wir wieder zum Bus zurück. Über Blankenburg nach Thale mit Blick auf die Teufelsmauer, geht unsere Fahrt weiter hinauf zum legendären Hexentanzplatz, hier werden wir schon erwartet von der Hexe Abraxa. Mit ihrem Besen nimmt sie vorm Bus Aufstellung und fordert zwei Damen von uns zum Ritt auf ihrem Besen auf. Sie geht mit uns auf Zeitreise, führt uns zum Hexenring vorbei an ihrem Hexenhaus. Die imposante Figurengruppe mit Teufel und anderen Gebilden ist ein schöner Hintergrund für das nächste Gruppenbild. Hexe Abraxa erzählt uns schaurige Geschichten, lässt uns hinüber zur Rosstrappe blicken und auch zum Brocken und gibt dann für alle Reisegäste ihr Hexengesöff aus. Unsere Harzrundfahrt zurück nach Goslar führt uns südlich von Thale in den Unterharz, vorbei an Alexisbad, Hasselfelde, auf die Harzhochstraße vorbei an Braunlage, Bad Harzburg und wieder hinein nach Goslar.

4. Tag: Besuch in Wolfenbüttel – Besichtigung des Schlosses

Wolfenbüttel zwischen Harz und Heide gelegen, hat sich infolge der vergleichsweise geringen Kriegsschäden ein nahezu geschlossenes historisches Stadtbild erhalten. Prägend für die Stadt und ihr heutiges Aussehen waren die Welfen. Die gut erhaltenen alten Bauten waren auch ein Grund dafür, dass die neuere Fassung der Feuerzangenbowle mit Nadja Tiller und Walter Giller hier in Wolfenbüttel gedreht wurde. Wolfenbüttel steht etwas im Schatten von Braunschweig muss sich aber nicht verstecken. Am Schlossplatz werden wir von unserem Stadtführer Herrn Higl schon erwartet. Schnell sind unsere Rollis ausgeladen und bei schönstem Sommerwetter rollen wir vom Schloss hinüber zum Lessinghaus. Später verweilen wir vor der Herzog August Bibliothek mit der Steinsonnenuhr auf dem Rasen davor. Übrigens verweilte Casanova für eine Woche zu Studierzwecken in der Bibliothek. Vorbei am Zeughaus rollen wir in Richtung Markt und Rathaus von Wolfenbüttel. Zuvor schauen wir uns das schmalste Haus aus 1751 an, es ist zu vermieten. Wunderschöne Fachwerkbauten sehen wir am Marktplatz, wo auch das Reiterdenkmal von Herzog August steht und ein ganzes Ensemble von Fachwerkhäusern, die alle zum Rathaus gehören. Nach der großen Kulturrunde durch Wolfenbüttel legen wir in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants in der Fußgängerzone eine Mittagspause ein. Später werden wir am Schloss zur Führung im einzigen originalen Residenzschloss der Braunschweiger Welfen erwartet. Mit einem Lift kommen wir in die oberen Stockwerke, von wo aus wir unsere Führung erleben. Vier von den sechsräumigen Herzogappartements sehen wir während des Rundgangs. Die spätbarocken Prunkgemächer dürfen nur über den roten Teppich betreten werden und auch das Fotografieren nur für private Zwecke muss genehmigt werden. Nach so viel Prunk und Glanz sind wir doch ganz froh, wieder im Bus bei Jens zu sitzen. Hier gibt es Kaffee und Cappuccino, auch gut gekühltes Radler trinken wir, hat sich doch der Sommer mit Hitze eingestellt. Vorbei an Salzgitter geht unsere Rückfahrt nach Goslar. Hier hat es schon geregnet und das Wetter ändert sich auch in der Nacht.

5. Tag: Freizeit

Heute früh müssen wir mit Regen und trüben Wetteraussichten klar kommen. Frau Möller ist die Gästebetreuerin vom Schwiecheldthaus und mit ihr haben wir uns für Elf Uhr verabredet. Sie bringt uns die Geschichte ihres Hauses nahe, erzählt viel zur langen Bergbautradition hier in Goslar. Es regnet so stark, dass wir unseren gemeinsam geplanten Spaziergang für zwölf Uhr zum Glockenspiel am Marktplatz von Goslar verlegen müssen. Am Nachmittag bessert sich die Wetterlage und so ist es möglich, fünfzehn Uhr dem Schauspiel bei zu wohnen. Am Abend treffen wir uns wieder zum leckeren 3-Gang Menü.

6. Tag: Harzköhlerei Hasselfelde – Rappodetalsperre

Unsere Abfahrt ist heute Morgen gefährdet, Gewitter und Starkregen bremsen uns aus. Doch unser Stoßgebet gen Himmel findet Gehör. Wir können fast trocken unsere Rollis einladen. Unterwegs ergießt sich wieder Starkregen über uns. Als wir in der Köhlerhütte ankommen, hört es aber auf und sogar die Sonne lässt sich blicken. Der Harz ist über viele Jahrhunderte vom Bergbau geprägt, schon im Jahre 968 begann der Bergbau am Rammelsberg bei Goslar. Uns erklärt der Köhler der Hütte am Stemberg, welche Bedeutung der Holzkohle zukommt, sie wird nicht nur zum Grillen gebraucht. Die Industrie setzt die Holzkohle als Kohlefilter ein. Neben Erklärungen und Anschauungsobjekten vor Ort in der Harzköhlerei gibt es für uns in der Köhlerhütte Kesselgulasch und dazu lassen wir uns auch ein Getränk servieren. Am Nachmittag legen wir an der Okertalsperre beim Windbeutelkönig eine Pause ein. Mit Heidelbeeren und Kirschen serviert schmeckt so ein Windbeutel spitze. Auch einen herzhaften Windbeutel kann man bekommen, z.B. mit Lachs oder auch Schinken. Im Bus gibt es dazu noch Kaffee und Cappuccino. Nach dem Abendessen haben wir eine Verabredung im Brauhaus von Goslar, hier machen wir eine Gose Verkostung, eine regionale Spezialität. Wir sitzen in angenehmer Runde draußen beieinander und haben viel Spaß, ein schöner Abschluss unserer Reise.

7. Tag: Schaubergwerk Büchenberg–Heimreise

Heute heißt es Abschied nehmen, Koffer und Rollis verladen und Abfahrt nach Büchenberg in der Nähe von Elbingerode im Harz. Im Schaubergwerk werden wir schon erwartet. Mit einem Schräglift fahren wir hinunter ins Bergwerk, wo man unter schweren Bedingungen das Eisenerz abgebaut hat. In 50m Tiefe werden wir von einem Bergwerksführer, der ein wahres Original dieser Einrichtung ist, geführt. Mit viel Mühe rollen wir über die Strecke und bekommen vom Führer das ein oder andere Arbeitsinstrument laut vorgeführt. Nach der Auffahrt sind wir alle froh, wieder mit Wärme und Tageslicht versorgt zu sein. Jens, unser Busfahrer, hat derweil den Grill angeworfen und serviert uns lecker Rostbratwurst. Ein großes Dankeschön an die 2 Herren in Büchenberg für die unkomplizierte Mithilfe. Ein letztes „Glück Auf" und wir setzen unsere Fahrt gen Heimat fort. Einige Unfälle und Sperrungen bringen uns dann noch viel Zeitverzögerung ein, wir sind alle gut hach hause gekommen.
Abschließend möchte ich mich bei Ihnen allen liebe Reisegäste bedanken, für das angenehme Miteinander während dieser Tour, die für mich wiedermal was ganz Besonderes und Außergewöhnliches war.
Ihre Ingrid Langer

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