Reisebericht: Silvester im winterlichen Harz

28.12. – 02.01.2017, 4 Tage Silvesterreise in den Harz – Quedlinburg – Sondershausen – Nordhausen – Gernrode – Brocken – Schierke – Kyffhäuser Denkmal und Barbarossahöhle


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Am Ausgang des Selketals logierten wir im wunderschönen Schloß Meisdorf und erkundeten von hier aus wunderschöne Städte und die Natur…
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1. Tag.  Anreise über Quedlinburg

Pünktlich geht es von Dresden aus los. Mit 18 Reisegästen sind wir eine exklusive Kleingruppe. Nur in Leipzig und in Sangerhausen steigen noch Gäste zu. So sind wir rechtzzeitig in der Welterbestadt Quedlinburg und nehmen vor der Führung noch eine Kleinigkeit zu uns.Unsere Gästeführerin erwartet uns pünktlich, um uns durch die über 1000 jährige Stadt mit ihren mehr als 1300 Fachwerkhäusern aus fast 8 Jahrhunderten zu führen. Nicht nur deshalb steht die Stadt seit 1994 auf der Welterbeliste der Unesco. Über allem trohnt, die Stiftskirche St. Cyriacus mit der Grablege Heinrichs I. und seiner Frau Mathilde. Über den Marktplatz gelangen wir auf den Kornmarkt, durch die Jüdengasse in die Hölle. Durch den schmalen Schuhhof geht es über den Kirchhof der Marktkirche zu einem der ältesten Gebäude der Stadt, dem Ständerbau in der Wordgasse aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Unterhalb des Schloßberges erblicken wir das Geburtshaus Klopstocks und schlendern über den Hof der Lionel Feiniger Galerie und König Heinrichs Vorgelherd zum Bus zurück. Nun reisen wir weiter nach Meisdorf zum Hotel. Von den von Asseburg ab 1708 erbaut (den Nachfolgern derer von Falkenstein) bietet es in der Van der Falk Gruppe exklusive Erholung. Das Hotel hat viele Stammgäste, obwohl man zum Restaurant ca. 100 m durch den romantischen Schlosspark laufen muss. Das scheint von denen niemandem etwas aus zu machen. Das Essen ist für alle mehr als 4 Sterne wert. Das Personal zuvorkommend und freundlich.
Die gute Harzer Luft hat alle hungrig gemacht, und so finden wir uns nach dem Bezug der Zimmer geschlossen gegen 18.00 Uhr zum Abendessen im Restaurant ein. Es gibt ein sättigendes Büffet. Meisdorf ist ein malerisches, sehr ruhiges Dorf und das Schloss hat eine exellente Lage am Rand, wo absolute Ruhe vorherrscht. So stört auch nichts unseren wohlverdienten Schlaf

2. Tag:  Nordhausen – Sondershausen – Gernrode

Das Frühstück gibt es ab 7.00 Uhr. Heute reisen wir in die Traditionsbrennerei von Nordhausen. Der Nordhäuser Korn ist weltberühmt, weil er einfach der Beste ist. Er besteht nämlich aus Roggen und nicht überwiegend aus Weizen. Die Stadt hat eine lange Brennereitradition ab 1507 und ist ab dem 18. Jahrhundert auch Mittelpunkt der deutschen Kautabakindustrie.
Keine Stadt Thüringens hat der 2. Weltkrieg so schwer getroffen wie Nordhausen. Von der alten Fachwerkstadt ist fast nichts übrig. Aber die Brennerei hat überlebt und wir genießen eine hervorragende Führung durch die Jugendstilfabrik aus dem Jahre 1908. Engagiert bringt die Gästeführerin uns die Brennerei nahe und wir verkosten reichlich die Produkte der Brennerei.
Ich kann nur sagen: Der beste Korn!
Am frühen Mittag treffen wir in Sondershausen ein. Zwischen Hainleite und Windleite grüßt uns schon das größte Barockschloss Thüringens. Die alte Bergbaustadt hat nichts mit dem Harzer Bergbau zu tun, sondern wies Kalisalz im Untergrund auf. Das älteste Kalibergwerk Thüringens befindet sich hier. Heute ist es ein Schaubergewerk. Wir wollen aber zum Schloss. Es ist riesig.
Der gesamte riesige Komplex ist beheizt. Wir erleben barocke Pracht des absolutistischen Zeitalters in der  ehemaligen Residenz derer von Schwarzburg-Sondershausen.
Höhepunkt ist die Staatskarosse: Eine goldene Kutsche, sechsspännig, die es sonst nur noch in Lissabon, St. Petersburg und Stockholm gibt. Das ist fast unglaublich und wir alle stehen staunend vor dieser barocken Prachtentfaltung. Wer hätte das gedacht, dass Sondershausen mit so etwas aufwarten kann.
Heute Nachmittag steht eines der romanischen Highlights des Harzkreises auf dem Programm. Die Stiftskirche von Gernrode. Schon von weitem ist die mächtige Basilika aus dem Jahre 759 zu erblicken. Ihre Ausstattung ist sensationell. Wir staunen über eine Ausmalung, die prächtiger nicht sein kann, und über eine Nachbildung des hl. Grabes mitten in der Kirche. Eine Vertreterin der Kirchengemeinde selbst erläutert uns das Bauwerk, bei deren prächtiger Ausgestaltung Kaiserin Theophanou, die Gemahlin von Kaiser Otto II. persönlich ihre Hand im Spiel gehabt haben soll.  Schon nach kurzer Zeit gehörte Gernrode zu den reichsten und mächtigsten Damenstiften des Reiches. Und zu guter letzt schließ uns unsere Gästeführerin auch noch den Kreuzgang auf, von dem noch ein kleiner Teil erhalten ist. Hier können wir durch ein kleines Fenster in das Innere des hl. Grabes schauen.

3. Tag, Brocken

Heute geht es schon sehr früh los nach Wernigerode, wo der Zug der Brockenbahn schon auf uns wartet. Ich besorge die Tickets und dann können wir auch schon einsteigen..
Am Bahnhof ist die Parksituation für Reisebusse optimal. Der Brocken hat 306 Nebeltage, sowie über 176 Tage mit Eis und Schnee dort pro Jahr. Tage mit Sonnenschein und Fernsicht sind selten. Doch wir haben Glück. Schon von der B6N aus konnten wir den Gipfel klar erkennen, und so umfängt uns oben auch strahlender Sonnenschein. Pünktlich fährt der Zug ab. Das alte Dampfross lässt jedem Eisenbahnfreund das Herz höher schlagen. Es schnauft und dampft immer stärker, je steiler die Strecke wird. Fast 2 Stunden geht die Fahrt mit Stops in Drei Annen Hohne und Schierke. Hier müssen wir warten, denn die Strecke wird eingleisig. Der Zug ist brechend voll, doch wir haben alle einen Sitzplatz.
Bei dem schönen Wetter ist der Besucherandrang natürlich groß und die Fernsicht aber überwältigend. Den Kyffhäuser kann man heute mit bloßem Auge sehen.
Auf der Rückfahrt holt uns der Bus in Drei Annen Hohne ab. So sind wir wesentlich schneller in Wernigerode und es ist noch Zeit einen kleinen geführten Spaziergang durch die Stadt zu machen.  Wernigerode weist eines der schönsten Rathäuser Deutschlands auf. Auch das schiefe Haus und das kleineste sind recht sehenswert. Einigen Gästen gelingt es tatsächlich einen Platz im historischen Cafe Wien zu ergattern, wo schon Ernst Barlach seinen 68.Geburtstag feierte und auch Hermann Löns immer wieder gerne einkehrte.

4. Tag,  Hexentanzplatz – Aschersleben – Silvesterfeier

Zunächst unternehmen wir einen Ausflug zum Hexentanzplatz und blicken in die tiefe Schlucht des Bodetals und hinüber zur Rosstrappe. Mittags reisen weiter nach Aschersleben. Die Stadt sagt von sich selbst, dass sie die älteste Sachsen-Anhalts ist. Tatsächlich leitet sich von Ihrem lateinischen Namen Ascaria der Name eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des hohen Mittelalters ab, nämlich die Askanier, dessen wohl bekanntester Vertreter Albrecht der Bär ist. Unsere Stadtführerin erläutert uns die z. T. gut erhaltene Stadtbefestigung mit ihren mächtigen Türmen.
Danach begeben wir uns in der Filmpalast der Stadt direkt am Markt, wo schon Popkorn und Feuerzangenbowle auf uns warten. Es wird der gleichnamige Film mit Heinz Rühman gegeben. Man kann ihn immer wieder anschauen. Er gehört zu den Filmen, die einfach zeitlos sind
Die Silvesterfeier beginnt gegen Abend mit einem üppigen Buffet. Musikalisch wird der Abend von einem Discjockey untermalt.  Das Restaurant ist schön geschmückt und als es auf Mitternacht zugeht, treibt die Stimmung ihrem Höhepunkt entgegen. Dann läuten die Glocken, Sektgläser klingen und draußen steigen die ersten Raketen in die Luft. Das Neue Jahr 2017 hat begonnen.

5. Tag. Rappbodetalsperre, Baumannshöhle, Walkenried

Nach ausgiebigen Schlaf und einem reichhaltigen Frühstück begeben wir uns heute nach Rübeland. Auf dem Weg dorthin queren wir die riesige Staumauer der Rappbodetalsperre. Mit weit über 400 m. Länge und einer Höhe von fast 120 m bis Gründungssohle ist sie die größte Talsperre Deutschlands. Ihr Trinkwasser läuft bis in den Grossraum Halle/Leipzig.
In Rübeland sind wir zu einer Führung durch die Baumannshöhle angemeldet.  Sie gehört zu den schönsten Tropfsteinhöhlen des Harzes. Beeindruckt sind wir von mächtigen Skelett eines Höhlenbären. Diese Großsäuger habe die Höhle während der letzten Eiszeit oft aufgesucht. In den verwinkelten Gängen bekommen wir gar nicht mit, dass wir 600 m gelaufen sind und dabei 300 Stufen bewältigt haben.
Höhepunkt des Tages ist ein Besuch des Klosters Walkenried. Leider hat das Cafe wegen eines Pächterwechsels geschlossen. Aber wir sind ja für alles gerüstet und geben Bordverpflegung aus. Aber ach. Es war in der Nacht so kalt, dass die Leitung der Kaffeemaschine eingefroren ist. Aber auch hier gibt es Abhilfe. Schnell besorge ich einen Kanister mit Wasser aus dem Kloster, und schon kann es im Bus gut nach Kaffee durften. Das didaktisch höchst interessante Museum hat schon viele Preise bekommen. Ich rufe vorher an und lasse Tische reservieren zum Kaffee trinken. Unsere Gästeführerin ist mit Begeisterung bei der Sache und bringt uns die Architektur und die Geschichte des Klosters leicht verständlich nahe. Im gut eingerichteten Museum bestaunen wir die vielen Dinge aus dem ehemaligen Klosterleben. Walkenried war durch seine Beteiligung am Harzer Silberbergbau sehr reich geworden und die Kirche gehörte im 13. Jh. mit über 90 m Länge zu den größten Norddeutschlands. Auch heute noch lässt die mächtige Ruine viel von der einstigen Pracht erahnen.
Viel zu schnell geht dieser Tag zu Ende und wir lassen ihn bei einem deftigen Abendessen ausklingen.

6. Tag. Köhlereimuseum, Heimreise

Nachdem wir Meisdorf adieu gesagt haben sind wir um 10 Uhr zur Besichtigung der  Köhlerei in Hasselfelde angemeldet. Es kalt und über nacht sogar ein wenig Schnee gefallen.Die Führung geht eine knappe Stunde durch die frische Luft. Ein kleiner Kräuterschnaps, vom Gästeführer angeboten, wird dankend angenommen und wärmt die Gäste auf.
Das Museum ist im Wesentlichen ein Freilichtmuseum mit einem kleinen Ausstellungsraum am Ende, und einem Verkaufsraum am Eingang. Trotz der Kälte ist es aber sehr informativ und gut gestaltet. Wir erfahren sehr viel über diesen ehemals so wichtigen Wirtschaftszweig im Harz, ohne den die Erzverhüttung nicht möglich gewesen wäre.Nachdem wir uns in der Gastronomie der Köhlerei noch ein wenig gestärkt haben, treten wir
gegen 11.30 Uhr treten wir endgültig die Heimreise an. Die Rückreise verläuft planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse.
Eine erlebnisreiche Reise mit dem Jahreswechsel im Harz geht zu Ende. Es werden viele schöne Erinnerungen bleiben. Ich bedanke bei den  sehr netten Reisegästen für die angenehme Atmosphäre und hoffe, Sie alle einmal wieder zu sehen.

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