Reisebericht: Silvester im winterlichen Harz

28.12. – 02.01.2011, 4 Tage Silvesterreise in den Harz – Quedlinburg – Sondershausen – Nordhausen – Gernrode – Brocken – Schierke – Kyffhäuser Denkmal und Barbarossahöhle


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Den Jahreswechsel erlebten wir im tief verschneiten Harz. Malerische Städte, altehrwürdige Abteien, eine wunderschöne Natur und mächtige Schlösser lagen auf unserem Weg. Und sogar der Brocken begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein....
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

Silvester im Harz ~ 28. 12. 2010  - 02. 01. 2011
1. Tag.  Anreise über Quedlinburg Deutschland ein Wintermärchen. Wir schreiben den 28. 12. 2010 und wollen den Jahreswechsel im Harz verbringen. Weiße Festtage sind uns sicher. Pünktlich geht es von Dresden aus los.Ab dem Dreieck Nossen kommt Nebel auf, der sich bis zum Harz nicht mehr lichten wird.Wir erreichen Leipzig. Die Sicht ist so schlecht, dass man nicht einmal das Völkerschlachtdenkmal sehen kann. Die A14 führt mitten durch das Flughafengelände. Brücken über die Strasse verbinden die Start- und Landebahnen.  Wir erreichen Quedlinburg, wo uns ein Stiftshauptmann bereits auf dem Busparkplatz erwartet, um uns durch die über 1000 jährige Stadt mit ihren mehr als 1300 Fachwerkhäusern aus fast 8 Jahrhunderten zu führen. Nicht nur deshalb steht die Stadt seit 1994 auf der Welterbeliste der Unesco. Der Gästeführer wartet schon auf uns und 13.30 Uhr machen wir uns auf den Weg durch die Welterbestadt mit 1600 Fachwerkhäusern aus 600 Jahren. Über allem trohnt, die Stiftskirche St. Cyriacus mit der Grablege Heinrichs I. und seiner Frau Mathilde.Über den Marktplatz gelangen wir auf den Kornmarkt, durch die Jüdengasse in die Hölle. Durch den schmalen Schuhhof geht es über den Kirchhof der Marktkirche zu einem derältesten Gebäude der Stadt, dem Ständerbau in der Wordgasse aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Die Führung endet auf dem Finkenhof, wo Heinrich I. von seiner Wahl zum ersten deutschen König im Jahr 919 gehört haben soll.Es ist bitterkalt uns es weht ein schneidender Wind. Da lockt der warme Reisebus mit Glühwein und leckeren Würstchen. Einige Gäste sprechen diesem Heißgetränk schon im Brauhaus zu, weil es gar zu kalt ist.Wir reisen nun nach Altenbrak zum Hotel. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir dort. Das Dorf im engen Bodetal ist langgestreckt. Die Häuser liegen meist am Hang, mit unverbaubarem Ausblick auf die Bode. So auch das Hotel, was einen gepflegten Eindruck macht. Es besteht im Grunde aus 2 Häusern, von denen das Berghotel noch 150 m den Hang hinaufliegt, und in dem sich auch ein großer Sauna- und Wellnessbereich befindet.Der Aufstieg ist recht steil. Aber es gibt einen Gepäcktransport in die Häuser. Und wem es zu Fuß zu anstrengend ist, den nehmen die Angestellten auch mal im Auto mit. Das Haupthaus ist über 100 Jahre alt, aber schön saniert, und wie das neue Berghaus sehr sauber und weihnachtlich dekoriert. Das trifft auch auf die Zimmer zu, die jedoch in beiden Häusern von sehr unterschiedlicher Größe sein können.Nun sind knapp 2 Stunden Zeit, die Zimmer zu beziehen und sich zu akklimatisieren. Die gute Harzer Schneeluft hat alle hungrig gemacht, und so finden wir uns geschlossen gegen 18.30 Uhr zum Abendessen im Restaurant ein. Es gibt ein sättigendes 3 Gänge Menü, wie jeden Abend. Dabei kann der Hauptgang von jedem Gast aus zwei verschiedenen Angeboten gewählt werden. Auch im Restaurant ist das Personal überaus beflissen und freundlich. Das Haus beherbergt außer uns auch noch andere Gäste und ist mit 85 Betten voll ausgebucht. Der Chef ist Harzer Jodlermeister und stellt sein Können gerne unter Beweis. Eine riesige Sammlung von Pokalen und Medaillen über der Theke unterstreicht seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet. Die Ruhe in den Zimmern ist einfach himmlisch. Nicht nur ich schlafe wie ein Stein. Vor dem Schlafengehen schaue ich noch einmal aus dem Fenster in den Wald und sehe Rehe über die Strasse in den verschneiten Berghang marschieren. Friedliche Idylle pur! 2. Tag:  Nordhausen - SondershausenDas Frühstück gibt es in beiden Häusern ab 8 Uhr. Doch schon gegen 7.45 Uhr steht alles bereit. Die Buffets lassen nichts zu wünschen übrig. Ingesamt 24 Sorten Wurst/Käse, dazu verschiedene Marmeladen, Brot- und Brötchensorten, Eier, Säfte etc. Alles auch für Diabetiker vorhanden.  Heute reisen wir in die Brennerei von Nordhausen. Der Nordhäuser Korn ist weltberühmt, weil er einfach der Beste ist. Die Stadt hat eine lange Brennereitradition ab 1507 und ist ab dem 18. Jahrhundert auch Mittelpunkt der deutschen Kautabakindustrie.Keine Stadt Thüringens hat der 2. Weltkrieg so schwer getroffen wie Nordhausen. Von der alten Fachwerkstadt ist fast nichts übrig. Aber die Brennerei hat überlebt und wir genießen eine hervorragende Führung durch die Jugendstilfabrik aus dem Jahre 1908. Engagiert bringt die Gästeführerin uns die Brennerei nahe und wir verkosten reichlich die Produkte der Brennerei.Ich kann nur sagen: Der beste Korn!Bloß nur einen probieren von den 5, die uns angeboten werden. Wir haben noch Programm vor uns..... Am frühen Mittag treffen wir in Sondershausen ein. Zwischen Hainleite und Windleite grüßt uns schon das größte Barockschloss Thüringens. Die alte Bergbaustadt hat nichts mit dem Harzer Bergbau zu tun, sondern wies Kalisalz im Untergrund auf. Das älteste Kalibergwerk Thüringens befindet sich hier. Heute ist es ein Schaubergewerk. Wir wollen aber zum Schloss. Es ist riesig.Der gesamte riesige Komplex ist beheizt. Wir erleben barocke Pracht des absolutistischen Zeitalters in der  ehemaligen Residenz derer von Schwarzburg-Sondershausen. Höhepunkt ist die Staatskarosse: Eine goldene Kutsche, sechsspännig, die es sonst nur noch in Lissabon, St. Petersburg und Stockholm gibt. Das ist fast unglaublich und wir alle stehen staunend vor dieser barocken Prachtentfaltung. Wer hätte das gedacht, dass Sondershausen mit so etwas aufwarten kann. Nach dem reichhaltigen Abendessen erwartet uns noch ein  gemütlicher Diaabend über Altenbrak, der musikalisch von Mitgliedern der Altenbraker Trachtengruppe untermalt wird.       3. Tag, Brocken Heute geht es schon gegen 8 00. Uhr los Uhr geht es nach dem Frühstück nach Wernigerode, wo der Zug der Brockenbahn schon auf uns wartet. Wir können sofort einsteigen.Am Bahnhof ist die Parksituation für Reisebusse optimal. Es ist Sonnenschein, und wir können den Gipfel des Brockens von Wernigerode aus sehen. Der Brocken hat 306 Nebeltage, sowie über 176 Tage mit Eis und Schnee dort pro Jahr. Tage mit Sonnenschein und Fernsicht sind selten. Doch wir haben einen solchen erwischt.Pünktlich fährt der Zug ab. Das alte Dampfross lässt jedem Eisenbahnfreund das Herz höher schlagen. Es schnauft und dampft immer stärker, je steiler die Strecke wird. Fast 2 Stunden geht die Fahrt mit Stops in Drei Annen Hohne und Schierke. Hier müssen wir warten, denn die Strecke wird eingleisig. Der Zug ist brechend voll, doch wir haben für die EHT Gäste Sitzplatzreservierungen.Als wir auf dem Brocken ankommen umfängt uns herrlichster Sonnenschein mit Fernsicht über den Wolken. Das ist recht selten, denn der Brocken hat im Jahr 306 Nebeltage aufzuweisen. Tief verschneit ist das Plateau und die unter der Schneelast gebeugten Bäume weiter unten sehen aus wie Fabelwesen.Nach einer Erläuterung der zu sehenden Gebäude verabreden wir uns zur pünktlichen Abfahrt am Bahnsteig und nun verteilen sich alle auf dem Plateau oder gehen gleich in eine der zwei Gaststätten.Zu einem fest verabredeten Zeitpunkt treffen wir uns am Brockenhaus, wo wir eine Führung vom dortigen Museumsleiter bekommen. Wir erfahren sehr viel über die Vegetation, das Klima und die Geschichten, die sich hier oben abgespielt haben.              Auf der Rückfahrt steigen wir schon in Drei Annen Hohne aus. So sind wir mit dem Bus eine halbes Stunde eher in Wernigerode und ich kann den Gästen noch den schönen Marktplatz mit einem der schönsten Rathäuser Deutschlands zeigen. Die Rathaustreppe eignet sich hervorragend für ein Gruppenbild.    4. Tag, Gernrode, Aschersleben, Hexentanzplatz Heute Vormittag steht eines der romanischen Highlights des Harzkreises auf dem Programm. Die Stiftskirche von Gernrode. Schon von weitem ist die mächtige Basilika aus dem Jahre 759 zu erblicken. Ihre Ausstattung ist sensationell. Wir staunen über eine fast 1000 jährige Ausmalung, die prächtiger nicht sein kann, und über eine Nachbildung des hl. Grabes mitten in der Kirche. Der Pastor selbst erläutert uns das Bauwerk, bei deren prächtiger Ausgestaltung Kaiserin Theophanou, die Gemahlin von Kaiser Otto II. persönlich ihre Hand im Spiel gehabt haben soll.  Schon nach kurzer Zeit gehörte Gernrode zu den reichsten und mächtigsten Damenstiften des Reiches. Wir reisen weiter nach Aschersleben. Die Stadt sagt von sich selbst, dass sie die älteste Sachsen-Anhalts ist. Tatsächlich leitet sich von Ihrem lateinischen Namen Ascaria der Name eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des hohen Mittelalters ab, nämlich die Askanier, dessen wohl bekanntester Vertreter Albrecht der Bär ist. Unser Stadtführer erläutert uns die z. T. gut erhaltene Stadtbefestigung mit ihren mächtigen Türmen. Wir sehen die riesige Stadtkirche, deren Turm sich wegen des sandigen Untergrunds bedenklich neigt, und kommen nach einer guten Stunde wieder am Bus an, der vor dem Rathaus mit deinem markanten Treppenerker aus der Renaisscance wartet.    Auf der Rückreise zum Hotel machen wir einen Abstecher zum Hexentanzplatz. Ergriffen blicken wir in den über 200 m tiefen Abgrund, wo tief unten die Bode wild rauscht. Und gelingt ein weiter Blick in Tal auf das sonnenbeschienene Thale und auf die gegenüber liegende Roßtrappe. Von dort soll die Prinzessin Brunhilde, von Ritter Bodo verfolgt, mit ihrem Pferd zu einem sagenhaften Sprung über die Schlucht angesetzt haben, der ihr auch gelang. Ihr Verfolger jedoch stürzte in die Tiefe.   Die Silvesterfeier beginnt gegen Abend mit einem üppigen 4 - Gänge Menü, das vom Harzer Jodlermeister und seiner Gesangspartnerin musikalisch untermalt wird. Das Restaurant ist schön geschmückt und als es auf Mitternacht zugeht, treibt die Stimmung ihrem Höhepunkt entgegen. Der Saal schunkelt in ausgelassener Stimmung. Dann läuten die Glocken, Sektgläser klingen und draußen steigen die ersten Raketen in die Luft. Das Neue Jahr 2011 hat begonnen.   5. Tag. Rappbodetalsperre, Baumannshöhle, Walkenried Nach ausgiebigen Schlaf und einem reichhaltigen Frühstück begeben wir uns heute nach Rübeland. Auf dem Weg dorthin queren wir die riesige Staumauer der Rappbodetalsperre. Mit weit über 400 m. Länge und einer Höhe von fast 120 m bis Gründungssohle ist sie die größte Talsperre Deutschlands. Ihr Trinkwasser läuft bis in den Grossraum Halle/Leipzig.In Rübeland sind wir zu einer Führung durch die Baumannshöhle angemeldet.  Sie gehört zu den schönsten Tropfsteinhöhlen des Harzes. Beeindruckt sind wir von mächtigen Skelett eines Höhlenbären. Diese Großsäuger habe die Höhle während der letzten Eiszeit oft aufgesucht. In den verwinkelten Gängen bekommen wir gar nicht mit, dass wir 600 m gelaufen sind und dabei 300 Stufen bewältigt haben.Höhepunkt des Tages ist ein Besuch des Klosters Walkenried. Unsere Gästeführerinnen sind mit Begeisterung bei der Sache und bringen uns die Architektur und die Geschichte des Klosters leicht verständlich nahe. Im gut eingerichteten Museum bestaunen wir die vielen Dinge aus dem ehemaligen Klosterleben. Walkenried war durch seine Beteiligung am Harzer Silberbergbau sehr reich geworden und die Kirche gehörte im 13. Jh. mit über 90 m Länge zu den größten Norddeutschlands. Auch heute noch lässt die mächtige Ruine viel von der einstigen Pracht erahnen.Viel zu schnell geht dieser tag zu Ende und wir lassen ihn bei einem deftigen Abendessen ausklingen.     6. Tag. Köhlereimuseum, Heimreise   9.30: Nach dem Frühstück ist check out. Die Gäste brauchen die Koffer nur vor die Zimmertüren zu stellen. Sie werden vom Personal mit dem Auto zum Bus gefahren. Der Gastwirt verabschiedet sich im Bus noch einmal persönlich von der Gruppe. Um 10 Uhr besichtigen wir die Köhlerei in Hasselfelde. Es ist bitter kalt und die Führung geht eine knappe Stunde durch die frische Luft. Ein kleiner Kräuterschnaps, vom Gästeführer angeboten, wird dankend angenommen und wärmt die Gäste auf. Das Museum ist im wesentlichen ein Freilichtmuseum mit einem kleinen Ausstellungsraum am Ende, und einem Verkaufsraum am Eingang. Trotz der Kälte ist es aber sehr informativ und gut gestaltet. Wir erfahren sehr viel über diesen ehemals so wichtigen Wirtschaftszweig im Harz, ohne den die Erzverhüttung nicht möglich gewesen wäre. Gegen 11.30 Uhr treten wir endgültig die Heimreise an. Die Rückreise verläuft planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse. Eine erlebnisreiche Reise durch den verschneiten Harz geht zu Ende. Vielen hat der winterliche Jahreswechsel im Harz Lust gemacht, das nördlichste Gebirge Deutschlands auch einmal im Sommer zu besuchen.

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