Reisebericht: Weihnachten an der Märchenstrasse

22.12. – 27.12.2017, 6 Tage Weihnachtsreise mit Friedewald – Bad Hersfeld – Fraurombach – Hann. Münden – Kassel – Fulda – Alsfeld – Rotenburg an der Fulda


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Märchenhafte Weihnachten im Traditionshotel in Friedewald in Hessen mit Weihnachtsmarkt Gotha, Hann. Münden und Grimmwelt Kassel, Klosterstadt Bad Hersfeld, Domstadt Fulda, Rhöndurchfahrt mit Wasserkuppe, Fachwerkstadt Alsfeld und Wildpark im Knüllwald
Das Bergland Hessens ist nicht nur ein beliebtes Feriengebiet, das neben herrlichen Landschaften gut erhaltene mittelalterliche Stadtkerne mit ganz viel romantischem Flair offeriert, sondern auch wichtiger Bestandteil der renommierten „Deutschen Märchenstraße". Hier sammelten die Brüder Grimm die meisten ihrer Kinder- und Hausmärchen, die schon seit 2005 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gehören, hier ist auch der Schauplatz zahlreicher Märchen und hier findet man - wen wundert es? - noch allerorten die entsprechenden Traditionen.
Unsere diesjährige Weihnachtsreise führte uns ins Herz dieses Landstriches, wo wir vom Traditionshotel „Goldener Löwe" im Städtchen Friedewald zu Erkundungen in fast alle Himmelrichtungen starteten - auf den Spuren von Märchen, lieblichen alten Städten und einem Hauch von Geschichte.
Wir konnten uns nicht nur vom unvergleichlichen Ambiente der Fachwerkstädte in dieser Gegend überzeugen sondern auch - gerade zu den Festtagen darf ja auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen - leckere Hausmannskost genießen.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Weihnachtsmarkt Gotha – Friedewald: Freitag 22.12.2017:

Die Weihnachts-Festtage und Silvester - das sind traditionell Tage, zu denen viele besondere Reisen der Firma Eberhardt TRAVEL stattfinden.
Unsere Weihnachtsreise ins Hessische begann zwei Tage vor Heiligabend um 08.00 Uhr - wie immer an den Eberhardt-Sonderfahrtenständen vor dem Dresdner Flughafen.
Chauffeur Peter Fentrohs brachte uns 22 Gäste durch Sachsen und Thüringen nach Hessen. Bevor wir unser nur wenige Autostunden von Dresden gelegenes Ziel, das kleine hessische Städtchen Friedewald erreichten, legten wir einen ausgedehnten Stopp in der alten Residenzstadt Gotha ein.
Einst in gewisser Konkurrenz zur Klassikerstadt Weimar - auch eine ernestinische Residenz, die sich zum künstlerischen Zentrum entwickelte - wurde Gotha ein bedeutender naturwissenschaftlicher Standort und ist weit über die Grenzen auch für sein Schloß bekannt, heute eines der bedeutendsten Wahrzeichen von Gotha. Friedenstein, Anfang der zweiten Hälfte des 17. Jh. als riesiges Residenzschloss erbaut, ist der größte frühbarocke Feudalbau Deutschland, geschlossen und relativ schnell errichtet und mit einigen Besonderheiten versehen - z.B. dem ältesten Englischen Garten in Europa und Kasematten, die begehbar sind.
Uns interessierte jedoch - aus gegebenem Anlass unserer Weihnachtsreise, der Gothaer Weihnachtsmarkt, der an mehreren historischen Plätzen zu finden war. Wir spazierten zunächst zum Hauptmarkt den das schöne Renaissancerathaus sozusagen „teilt". Vor dem Rathausturm eröffnet sich der größere Marktteil mit schönem Blick zum Schloss Friedenstein, auf dem unteren Teil sowie dann vor allem auf dem Neumarkt vor der Margarethenkirche waren die Stände zu finden, die jeden Weihnachtsmarkt ausmachen: Glühwein und Thüringer Bratwurst, Gebrannte Mandeln und „schokoliert Früchte" verlockten zum Kosten und erzeugten im Verein mit dem Tannengrün den charakteristischen „Weihnachtsmarkt-Duft".
Wir hielten uns hier einige Zeit auf, bis der Bus uns dann wieder abholte und wir an Eisenach vorbei ins Hessische fuhren und die Kleinstadt Friedewald erreichten.
Im Ortszentrum des von einer großen historischen Wasserburg geprägten Städtchens lag unser Traditionshotel „Zum Löwen". Ein freundlicher Empfang, da schöne und beruhigende Ambiente und die behaglichen Hotelzimmer sowie gleich darauf die anerkannt gute Küche des Hotels, die ab sofort stets ein schmackhafte Abendessen „zauberte" sorgten dafür, dass wir uns sogleich rundum wohl fühlten!

Hannoversch Münden – Grimmwelt Kassel – Friedewald: Samstag, 24.12.2017:

Das heutige Tagesprogramm führte zum Entstehungsort der Weser, einem der längsten Flüsse Deutschlands und dem einzigen großen Strom, der komplett und auch mit all seinen Nebenflüssen in unserem Land fließt, ohne andere Länder zu berühren. In Hannoversch Münden, nach einem viel zitierten Ausspruch Alexander von Humboldts einer der am schönsten gelegenen Städte der Welt, fließen Werra und Fuld zusammen und bilden einen neuen Fluss - die Weser. „Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihren Namen büßen müssen" steht denn auch auf dem historischen Gedenkstein am Zusammenfluss. Dieser „Weserstein" war unser erstes Fotomotiv, als wir am Vormittag in Hann. Münden - der offizielle Stadtname beruht tatsächlich auf dieser Abkürzung" - ankamen. Bei einem ausführlichen Stadtrundgang lernten wir die durch ihre Lage an Handelswegen und schiffbaren Flüssen geschichtlich bedeutsame Kleinstadt kennen, die mit über 700 herrlichen Fachwerkhäusern aufwarten kann. Diese Bebauung verleiht ihr das historisch-romantische Flair, das sie auch zum beliebten Touristenort macht. Auch Reste der Stadtbefestigung, die alte Werrabrücke, die historischen Packhöfe und das Welfenschloss sind sehenswert. Besonders interessant war für uns das historische Rathaus. Das im Kern aus dem 14. Jh. stammende Gebäude mit der Anfang des 17. Jh. entstandenen Schaufassade hat etwas besonders Interessantes: Das schon vor langer Zeit im Obergeschoss eingebaute Obergeschoss zeigt einen Figurenumlauf mit Szenen aus dem Leben des hier im Ort verstorbenen und begrabenen bekannten Wundarztes und Chirurgen Dr. Eisenbarth. Das bekannte, erst um 1800 entstandene volkstümliche Lied „ich bin der Doktor Eisenbarth" erklingt dazu und begleitet das hübsche Figurenspiel am Rathaus.
Nach der Führung, die uns auch noch Hann. Mündens größten Adventskalender in den 24 Fenstern der Evangelischen Kirche zeigte, hatten wir noch etwas Zeit für den kleinen Weihnachtsmarkt.

Grimmwelt Kassel

Nachmittags wurde es dann „märchenhaft", denn wir besuchten die „Grimmwelt" in Kassel. Dieses erst 2015 eröffnete moderne Ausstellungshaus beschäftigt sich ausführlich und durch Präsentation höchst interessanter, künstlerischer und aussagekräftiger Ausstellungsmethoden mit dem umfangreichen Werk der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Deshalb wird die Grimmwet auch nicht als Museum bezeichnet - weil vieles erlebbar und natürlich zum „Begreifen", Teilnehmen und Mitmachen gestaltet ist. Natürlich ist ein wesentlicher Teil des Hauses dem UNESCO-Welterbe Kinder- und Hausmärchen gewidmet. Doch bei uns fast nur als „Märchen-Grimms" bekannt, haben sich die Brüder Zeit ihres Lebens intensiv mit der deutschen Sprache beschäftigt. Jacob gab später zusammen mit Hermann Paul die erste ausführliche Deutsche Grammatik heraus und initiierte gemeinsam mit Bruder Wilhelm das „Deutsche Wörterbuch". Begonnen von den Grimms 1838 ist dieses umfangreichste Wörterbuch der Deutschen Sprache, gemeint als wissenschaftliche Untersuchung aller Wörter, ihrer Bedeutungen und Verwendungen, erst 123 später fertig geworden, nachdem bis 1961 mehrre Generationen von Sprachwissenschaftlern daran gearbeitet hatten.
Als wir die Grimmwelt verließen, waren alle Gäste begeistert, obwohl bei der Fülle des dort Gezeigten gewiss jeder Aufenthalt als zu kurz empfunden wird.
Wir kehrten nach Friedewald zurück und freuten uns schon auf das leckere Abendessen in unserem Hotel.

Wandmalereien Fraurombach – Bad Hersfeld – Kaffetrinken – Weihnachtsbuffet: Sonntag 24.12.2017, Heiligabend:

Der heutige Tag - Heiligabend - begann mit einem etwas ungewöhnlichen Besuch. Als Überraschung und „Richtig-Reisen-Extra" fuhren wir zunächst in Richtung Fulda und erreichten am, frühen Vormittag den kleinen Ort Fraurombach. Das heute als Ortsteil in die Stadt Schlitz eingemeindete Dorf ist sehr alt - bereits im 8. Jh. wurde es im Zusammenhang der Missionstätigkeiten der berühmten Missionare und Bischöfe Sturmius und Bonifatius urkundlich erwähnt. Wir bestaunten zunächst den ungewöhnlichen Dorfbrunnen, der eine vertiefte, steinern eingefasste und überdachte Quelle enthält, um die sich alte Sagen ranken und gingen dann zur Dorfkirche.
Dieser schon aus der Romanik stammende und später gotisch veränderte Bau enthält ein echtes Kleinod: Anfang des 20. Jh. entdeckte ma über später angebrachtem Putz und Übertünchung besondere Wandmalereien aus der Zeit um 1330. Ihr ungewöhnliches Motiv sind Leben und Legenden des heiliggesprochenen byzantinischen Kaisers Herakleios, der im 7. Jh. als einer der bedeutendsten oströmischen Herrscher in Konstantinopel, dem späteren Byzanz regierte. Bei einer kleinen Führung wurden wir sachkundig über die Entstehung der Bilder und den Inhalt der Legende aufgeklärt. Anschließend hatten wir noch Gelegenheit, im liebevoll gestalteten Dorfmuseum einen Einblick in die frühere Lebensweise und bäuerliche Tradition der Bewohner des Schlitzer Landes zu erhalten.

Bad Hersfeld

Von Fraurombach ging es nach Bad Hersfeld, dessen hübschen Stadtkern mit Stadtbefestigung und zahlreichen Fachwerkhäusern wir bei einem Rundgang kennenlernten. Bemerkenswert war zunächst das Rathaus im Stil der Weserrenaissance, an dem sich viele der Geschichten rund um die alte Stadt und die Konfrontation mit der im Ort gelegenen ehemaligen Reichsabtei Hersfeld ablesen lassen.
Diese - bzw. die Ruinen des Stiftes - erreichten wir am Ende unseres Stadtrundganges. Der gewaltige Kirchenbau, umgeben von den Resten einer Befestigung und zahlreichen Gebäuden aus verschiedenen Epochen, gilt als größter romanischer Sakralbau Europas. Seit Gründung der Abtei und ihrer Bevorzugung durch Franenkönig Karl den Großen war Hersfeld eines der bedeutendsten und reichsten Klöster auf deutschem Boden - bis es in der Reformation evangelisch wurde und schließlich säkularisiert und an Hessen angeschlossen wurde. In der Stiftsruine finden alljährlich die weithin bekannten Hersfelder Festspiele statt, bei der Theater- und Musikkaufführungen auf der 1400 m²-großen Bühne, deren aufwändige Technik man beim Gang um die Stiftsruine sehen konnte, zu sehen sind.

Weihnachten

Nach einer Mittagspause in Hersfeld kehrten wir zum Hotel zurück, um uns auf Nachmittag und Abend vorzubereiten. Ein festliches Kaffeetrinken im Schwesterhotel „Prinz von Hessen", untergebracht in der historischen Wasserburg von Friedewald, wurde sogar vom Weihnachtsmann eingeleitet.
Wer wollte, konnte sich vor dem Abendbuffet noch etwas frisch machen, alle aber waren zur „Bescherung" zu einem Kurzbesuch in unserem Bus eingeladen, der gegenüber vom Hotel stand: bei Weihnachtsmusik und einem leckeren Glühwein bekamen die Gäste Süßigkeiten und einen der niedlichen Eberhardt-Reise-Teddybären...
Am Abend hatten wir dann ein erlesenes Heiligabend-Büffet mit allerlei feinen Spezialitäten, wiederum im 5-Sterne-Haus „Prinz von Hessen" und konnten hier den Abend ausklingen lassen.


Stadt- und Schloss-Rundgang Fulda - Segelflugmuseum Wasserkuppe - Friedewald: Montag, 25.12.2017, erster Weihnachtstag:

Am ersten Weihnachtsfeiertag brachen wir auf in die Bischofsstadt Fulda. Sie spielte in der christlichen Geschichte Deutschlands und bereits im frühen Mittelalter eine bedeutende Rolle. Der Missionar Sturmius war Gründer und erster Abt des Klosters Fulda, obwohl in vielen Geschichtsbüchern auch dem bekannteren und oft als „Apostel der Deutschen" apostrophierten Missionar Bonifatius diese Ehre zu Teil wird. Zumindest ist Bonifatius in Fulda beigesetzt worden und Frankenkaiser Karl der Große machte den Ort kurz darauf zum Reichskloster. Bedeutendster Bau ist der ganz in Barock prunkende Dom St. Salvator, älteste Kirche mit Resten aus dem 8. Jh. jedoch die danebenliegende Michaelskirche.
Da im Dom noch der Weihnachtsgottsdienst stattfand, als wir in Fulda eintrafen, lernten wir bei einer Stadtführung zunächst die Altstadt kennen. Alte Zunfthäuser und schöne Fachwerkbauten prägen die Straßen, die etwas abseits vom Domplatz, Von der Heiligkreuzkirche, der Pfarrkirche der Stadt und vom weitläufigen Stadtschloss dominiert werden. Durch Rittergasse und an der Severikirche vorbei gelangten wir zum Vorplatz des Schlosses, dem Bonifatiusplatz, den die große Bronzestatue des Missionars und Märtyrers aus dem 8. Jh. beherrscht und gingen dann zum Stadtschloss. Das Fuldaer Schloss, als Burg des Abtes angelegt und in der Renaissance zur Abts- und später Bischofsresidenz umgebaut. In seiner heutigen barocken Gestaltung trägt es die Handschrift des Barockbaumeisters Johann Dientzenhofer, der hier sowie in Bayern Anfang des 18. Jh. wirkte und Prachtbauten wie den Fuldaer Dom, das Kloster Banz oder das Stift Neumünster in Würzburg errichtete.
Die Prunksäle des Schlosses, sowohl einige der Empfangssäle der Fürstäbte, die im 18. Jh. zu Fürstbischöfen erhoben wurden, als auch Privaträume und das Spiergelzimmer konnten wir besichtigen und besonders einige der prunkvollen Deckengemälde bestaunen.

Dom zu Fulda

Dann hatten wir noch etwas Freizeit, in dem wir individuell noch den Dom besuchen konnten, den Dientzenhofer seit 1704 in nur wenigen Jahren als barockes Kleinod gestaltete. Die architektonisch klar gegliederte Prunkfassade beherrschen zwei etwa 65 m hohe Türme. Flankiert von den Statuen des Sturmius und des Bonifatius passiert man das Portal in der Westfassade der kreuzförmigen dreischiffigen Pfeilerbasilika und steht in dem für ein sehr bedeutendes katholisches Gotteshaus erstaunlich schlichten Sakralbau. Besonders sehenswert sind die Altäre und die Krypta mit dem reichverzierten Sarkophag, die die Gebeine des Heiligen enthalten. Diese sind das Ziel der alljährlichen Bonifatius-Wallfahrt.
Dann trafen wir den Bus wieder und brachen für den Nachmittag auf zu einer landschaftlich schönen Durchfahrt durch die Rhön. Das Wetter spielte mit guter Sicht und sogar etwas Sonne mit, bis wir Hessens höchste Erhebung und den bekanntesten Berg der schönen Rhön erreichten. In über 900 Höhenmetern wurde es nicht nur diesig, sondern wir fuhren in richtiges Winterwetter.

Wasserkuppe und Segelflug-Museum

Trotz inzwischen milder Temperaturen war hier der Schnee noch nicht weggetaut und türmte sich am Flughafen Wasserkuppe noch fast meterhoch. Hier oben entspringt nicht nur die Fulda, die durch die gleichnamige Stadt fließt und sich später in Hann. Münden mit der Werra zur Weser vereinigt, sondern der Berg ist überregional als „Wiege des Segelflugs" bekannt. Deshalb gab es hier nicht nur die älteste Segelflugschule Deutschlands, sondern uns interessierte das Deutsche Segelflugmuseum, mit über 4.000 m² Ausstellungsfläche das größte seiner Art. 2006 erweitert und neu eröffnet, zeigt das auf dem höchsten Berg der Rhön gelegenen Museum die Geschichte und die Entwicklung des Segelfluges und enthält dabei fast alle Flugzeige vom einfachen Gleiter, mit denen die ersten erfolgreichen Flugversuche unternommen wurden, über legendäre Flugzeuge wie die „Vampyr" bis zu den modernsten Varianten von Kunststoff-Seglern. Viele Exponate zeigen auch die Entwicklung des Modellflugs.
Wir waren alle von diesem Museum recht angetan und haben hier eine angenehme Zeit mit Schauen und Staunen verbracht, bis es dann mit dem Bus wieder zurückging nach Friedewald in unser Hotel, wo uns wieder ein leckeres Abendessen erwartete.


Kultstätte „Nadelöhr" - Stadtrundgang Fachwerkstadt Alsfeld - Wildpark „Knüll" im Knüllwald - weihnachtliches Kaffeetrinken - Friedewald: Dienstag, 26.12.2017, zweiter Weihnachtstag:

Heute zum zweiten Weihnachts-Feiertag gönnten wir uns gleich zum Tagesauftakt ein „Richtig-Reisen-Extra". Das Wetter war schön und so suchten wir eine kleine, an einer Seitenstraße unscheinbar im Wald liegende alte Kultstätte auf. Das „Nadelöhr" ist heute eine Art „Häuschen" aus ein paar Sandsteinblöcken, nur etwa einen Meter hoch und breit mit einem niedrigen, torähnlichen Durchgang. Früher stand hier wohl ein Baum mit einem Loch, der den gleichen Zweck erfüllte wie das später, wenn man der eingekratzten Inschrift folgt, 1561 aufgestellten Steinhäuschen: zu bestimmten Zeiten, etwa der Wintersonnenwende, sollte man hindurchkriechen und auf diese Art die Heilkräfte der Natur und die Dämonen beschweren. Ein auf germanische oder wahrscheinlicher sogar keltische Zeiten zurückgehendes Reinigungsritual steht dahinter. An vielen Orten hat sogar die katholische Kirche diese Bräuche vereinnahmt und sogernannte „Schlupfaltäre" errichtet. Bis heute behaupten die Friedewalder übrigens, dass man gesund bleibe, wenn man durch das Nadelöhr krieche... Zwar war das Wetter noch recht schön, aber wir haben das mit dem Durchkriechen dann doch nicht probiert...

Fachwerkstadt Alsfeld

Dann fuhren wir - bei leider einsetzendem Regen - nach Alsfeld. Hier konnten wir die alte Fachwerkstadt bewundern, die schon in den siebziger Jahren wegen ihrer gut erhaltenen historischen Bebauung als Modellstadt von europäischem Rang anerkannt war. Zahlreiche Fachwerkhäuser säumen die alten Straßen, deren Mittelpunkt der Markt mit seinem Fachwerkrathaus und dahinter der wuchtigen Walpurgiskirche bilden.
Alsfeld gilt als „Rotkäppchenstadt", denn die im Märchen beschriebene Tracht wird klar der Alsfelder Gegend zugeordnet.
Nachdem wir vom Busparkplatz zum Stadtrundgang aufgebrochen waren, kamen wir zunächst an mehreren originellen Fachwerkhäusern und dem gotischen „Beinhaus" vorbei, im 14. Jh. zur Aufnahme von menschlichen Knochen aus dem nahen Friedhof errichtet.
Das Alsfelder Rathaus, auf dem mit drei Arkaden versehenen steinernen Unterbau einer Markt- und Gerichtshalle in Rähmbauweise Anfang des 16. Jh. errichtet, gilt als eines der schönsten Rathäuser Deutschlands. Als Wahrzeichen der Stadt ziert es verschiedene Firmenlogos und war auch schon Motiv auf einer Briefmarke der Deutschen Post. Dicht neben dem Rathaus steht der Steinbau des Weinhauses. Bemerkenswert an dem Bau mit Staffelgiebelk ist seine Ecke: hier befindet sich noch heute der Pranger, ein mittelalterliches Straf-Gerät. In Alsfeld ist dies ein fest im Mauerwerk an einer kurzen Kette verankerter und verschließbarer Eisenring, der Delinquenten nach ihrer Aburteilung um den Hals gelegt wurde. Damit waren Ärmsten wehrlos dem Spott oder der Gewalttätigkeit ihrer Mitmenschen ausgeliefert. Da der - deutlich vielfach benutzte - Pranger über einen Trittstein verfügt, kann er verschiedenen Körpergrößen „angepasst" werden.

Wildpark Knüll

Nach etwas Freizeit im mittelalterlich erhaltenen Alsfeld fuhren wir durch das „Rotkäppchenland", das hauptsächlich mit der Landschaft des Knüllgebirges identisch ist. Sogar den Wolf würden wir gleich sehen, denn unser Ziel war der „Wildpark Knüll", der viele einheimische Tierarten besitzt.
Und wir wurden nicht enttäuscht! Gleich nach Betreten des Wildparks kamen uns ganz zutraulich ganze Herden von Rehen und Hirschen entgegen. Luchse waren in ihrem Gehege zu sehen, nur wenig entfernt gab es Wildpferde, Wildschweine und tatsächlich Wölfe! Da auch das Wetter seit Alsfeld trocken war, hatten wir einen angenehmen Spaziergang, der seinen Höhepunkt in der nachmittäglichen Wildfütterung fand.
Danach kehrten wir - auch wenn der sprachliche Übergang zum Vorhergehenden etwas holprig sein mag, ist er dennoch völlig ohne Hintergedanken! - in die zum Wildpark gehörende rustikale „Jagdbaude" ein und wurden mit Kaffee und riesigen Stücken sehr schmackhaften selbstgebackenen Kuchens verwöhnt.
Nach dem Kaffeetrinken ging es zum Hotel zurück und auch hier hieß es alsbald: Essen! - denn das leckere Abendessen wartete auf uns.


Stadtrundgang Rotenburg a.d. Fulda - Puppenmuseum Rotenburg - Werrabrücke Creuzburg - Heimreise: Mittwoch, sechster Tag, 27.12.2017:

Heute ging es zwar schon nach Hause, aber der Tag war natürlich aufgrund der günstigen Entfernung zum Heimreise-Ziel nicht ganz ohne Programm. Wir starteten mit einem weiteren Besuch in einer durch Fachwerkhäuser geprägten Kleinstadt. In Rotenburg an der Fuld empfing uns die Stadtführerin zünftig in Traditionstracht. Bei unserem Rundgang im schmucken Städtchen wusste sie so manches aus der Historie der alten Stadt und auch ein wenig „Klatsch und Tratsch" vergangener Jahrhunderte zu berichten. Die alte Stadt wurde im 17. Jh. für mehr als 200 Jahre zur Residenz der landgräflichen Nebenlinie Hessen-Rotenburg, wovon noch das damals im Zeitgeschmack ausgebaute ursprüngliche Renaissance-Schloss zeugt, heute Sitz der hessischen Landesfinanzschule.

Puppenmuseum

Im Anschluss an die interessante Stadtführung besuchten wir noch das in einer Villa nahe dem Stadtzentrum untergebrachte Puppen- und Spielzeugmuseum. Die in Privatbesitz befindliche Ausstellung wurde mit viel Liebe von den heutigen Besitzern zusammengetragen und entführt in die kindliche Phantasiewelt. Viele Erinnerungen an frühere Weihnachten und an geschenkte oder verschenkte eigene Spielzeuge wurden wach, denn aus fast allen Regionen und verschiedenen Zeiten gab es im Museum Exemplare zu sehen - nahezu alle Arten von Puppen, Puppenstuben, Kaufmannsläden, Modelleisenbahnen u.v.a.m.

historische Werrabrücke Creuzburg

Wir verabschiedeten uns vom freundlichen Besitzer und fuhren weiter in Richtung Heimat, nicht ohne nochmals einen kurzen Abstecher für ein kleines „Richtig-Reisen-Extra" zu ermöglichen: Ein paar Kilometer nördlich von Eisenach liegt Creuzburg, überragt von einer bedeutenden Burganlage des 12. Jh., die einst bevorzugter Aufenthaltsort der später heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen wurde.
Uns interessierte jedoch ein anderes historisches Objekt. Bei einem ausgedehnten Fotostopp hatten wir Gelegenheit, eine der ältesten Steinbrücken in Europa zu bewundern: die siebenbogige Werrabrücke mit der direkt an ihr befindlichen Liboriuskapelle wurde ab 1223 errichtet und außer ihr gibt es nur noch eine Handvoll gleich alter oder älterer Steinbrücken europaweit: selbst die weltberühmte Prager Karlsbrücke ist über 100 Jahre jünger.
Also ging auch unsere Heimreise beinahe „märchenhaft" zu Ende. Ohne Stau oder weitere Probleme verlief unsere Heimfahrt ganz entspannt und schon am Abend hatten wir fast alle unsere Ausgangspunkte wieder erreicht, bereichert um die Eindrücke einer wunderschönen Weihnachtsreise mit vielen neuen Eindrücken aus anheimelnder Umgebung!

Epilog

Vielleicht fahren wir nächstes Jahr am Jahresende wieder zusammen weg? Ich würde mich sehr freuen.
Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen nun allen ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2018 - mit hoffentlich viel REISELUST!
Viele Grüße - Ihr Reiseleiter Dr. Michael Krause.

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