Reisebericht: Naturpark Lüneburger Heide – Reise mit Rollstuhl

01.08. – 06.08.2022, 6 Tage Reise im barrierefreien Reisebus: Lüneburg – Hamburg – Schneverdingen – Hodenhagen


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Die Natur der Heide ist vielseitig, das schöne Lüneburg mit seiner Salzgeschichte und die spannende Metropole Hamburg bereichern den Besuch der Heide nochmal. Alle Orte, Besuche und Aktivitäten ausgewählt für Rollstuhlfahrer.
Ein Reisebericht von
Jürgen Müller
Jürgen Müller

Anreise nach Bad Bevensen

Um 8:00 Uhr in Kesselsdorf stiegen die erstem Gäste zu uns in den Bus, weitere kamen in Döbeln und am Flughafen Leipzig hinzu und dann waren wir auch schon für die Fahrt in die Lüneburger Heide komplett. Im wohl klimatisierten Bus erreichten wir, nach einer staufreien Anfahrt, vorbei an Magdeburg, Braunschweig und Wolfsburg, schon gegen 16:00 unser Heidehotel in Bad Bevensen.
Nach der pünktlichen Ankunft im schönen Hotel, gelegen am Waldrand, nicht weit entfernt von dem Schifffahrtsweg des Elbe-Seitenkanal.
Nachdem die Zimmer bezogen waren und alle sich wohl aufgenommen fühlten, machten noch einige einen kleinen Spaziergang im angrenzenden Wald, bevor wir gemeinsam zum Abendessen gingen.
In einem separaten hellen Speisesaal waren wir gut aufgehoben und jeder konnte sich nach Appetit am Buffet bedienen. Den warmen Sommerabend konnte jeder nach Belieben genießen, entweder auf der schattigen Gartenterrasse mit einem kühlen Getränk von der Bar oder auf der erhobenen Dachterrasse und einem Getränk aus der Selbstbedienungstheke.

Besuch der Stadt Lüneburg

Heute Morgen waren wir alle neugierig auf die ersten Eindrücke die uns diese Reise bieten wird.
Wir stiegen alle pünktlich um 9:00 in unseren Bus, einer nach dem anderen wurde mit dem Rollstuhl auf die Fahrgasthöhe angehoben und konnte so in den Bus rollen. Mit Hilfe unseres Horizontallifts wurde jeder sicher auf seinen Platz gebracht. Nachdem alle Rollstühle im hinteren Teil des Busses sicher befestigt waren, konnte die Fahrt nach Lüneburg, in die alte Hansestadt, losgehen.
Am Rathaus trafen wir unsere Stadtführerin Gischa, die erstmal überrascht war mit wieviel reiselustigen Rollstuhlfahrern wir ankommen.
Der ursprüngliche Reichtum der Stadt, entstanden durch die große Salzsaline unter der Altstadt gelegen, kann man sehr gut an der Architektur der Häuser erkennen. Sehr viele haben einen Speicherraum oben in Dach, wohin sie die Waren mit Hilfe eines angebauten Seilzugs beförderten. Im Zentrum befindet sich noch der alte Hafen, von hier aus wurde das Salz mit wendigen Salzkähnen über die Ilmenau verschifft. Hier liegt auch der ehemalige Fischmarkt, der Stintmarkt. Ähnlich den Lachsen, schwimmen die Stinte Ende Februar in die Flussläufe, um im Sandboden zu laichen. Am Stintmarkt wurden sie gefangen und gehandelt.
Gischa hat viel Anekdoten und interessante Fakten zu ihrer Stadt berichtet und führte uns an dem schwangeren Haus vorbei mit der rund ausgebeulten Seitenwand, erklärte uns wie es kam das das Rathaus eine neue Fassade bekam, obwohl die Stadtkasse leer war und weshalb der Baumeister der Johanneskirche sich freiwillig vom Kirchturm stürzte. Später lernte in dieser Kirche Sebastian Bach das Orgelspiel
Zum Ende unserer Stadttour kommen wir an den alten Marktplatz, Am Sande. Hier wurden früher, vor der Stadt, auf sandigem Untergrund, die Waren der durchreisenden Händler „aufgestapelt“ und zum Verkauf angeboten. Heute ist der Platz umgeben von wunderschönen Treppengiebel Häusern und einer reichhaltigen Gastronomie. Nachdem der Stadtspaziergang doch anstrengend war, suchen wir uns einen schönen Biergarten mit schattigen Tischen und typisch norddeutschen Gerichten. Hier kann man endlich mal selber kosten wie den der Labskaus schmeckt.
Für den Nachmittag wollen wir uns noch das Salzmuseum in Lüneburg anschauen, das sich in der ehemaligen Produktionshalle der Saline befindet. Wie der Zufall es will, ist hier auch wieder Gische unser Guide, die uns, in ihrer sympathischen Art, die Bedeutung und die Methoden der Salzgewinnung erklärt. Mit den Rollstühlen konnten wir leider nicht in den alten Stollen vordringen, aber alle anderen Räume waren durch Rampen für uns alle gut erreichbar.
Nun noch einen weiteren kleinen Spaziergang zu unserem Bus der auf den Salzwiesen auf uns wartete. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel machten wir noch einen kleinen Abstecher zu dem imposanten Schiffshebewerk in Scharnebeck, das selbst große Lastkähne um 38 m anhebt, um sie auf das Wasserniveau des Elb-Seitenkanals zu heben. Wir konnten mit dem Bus an die Hebewerke heranfahren, so dass wir schon vom Bus aus, einen schönen Einblick in die Anlage bekamen.
Das war ein langer Tag, den wir nach der Rückkehr in unserem Hotel, bei einem schönen Abendbuffet ausklingen lassen.


Hamburg Stadt– und Hafenrundfahrt

Nach einer erholsamen Nacht, mit neuen Kräften, geht es nach dem Frühstück wieder zu unserem Bus und Daniel unser Busfahrer steuerte uns an Lüneburg vorbei, immer nahe der Elbe entlang, in die Metropole Hamburg. An den Landungsbrücken, direkt vor dem alten Elbtunnel treffen wir unsere Stadtführerin für eine geplante Stadtrundfahrt mit dem Bus.
Erst ging es vorbei am Alsterpark mit schönem Blick über die Innenalster auf die Skyline von Hamburg mit den drei Kirchen, St.Jacobi-, St.Katherinen- und der St. Michaelis Kirche.
Über den Glockengießerwall kommen wir am historischen Bahnhof und der Kunsthalle vorbei, sehen dann noch das traditionelle Verlagshaus „Die Zeit“. Am Rathausplatz machen wir einen kurzen Stopp um die Geschehnisse im Rathaus gebührend besprechen zu können.
Dann geht es in die alte Speicherstadt, mit ihrer einmaligen Backsteinarchitektur, meist überragt durch das neue Gebäude der Elbphilharmonie. Dann fahren wir noch ganz nah heran an das beindruckende Bauwerk des neuen Konzerthauses von Hamburg. Die Kombination aus dem alten Speicherhaus, mit der Backsteinfassade, auf das der futuristische Neubau der Elbphilharmonie, mit der ganz speziellen Glasfront, aufgesetzt wurde ist eine magische Erscheinung. Seit der Eröffnung im Jahre 2017 sind Menschen davon angezogen und nehmen jede Gelegenheit war das Konzerthaus zu erleben. Dadurch ist es nicht verwunderlich das der Generalintendant Christoph Lieben-Seutter den Eindruck hat, dass selbst wenn er ein „Gruppe Putzfrauen auf dem Kamm blasen ließ, auch dann das Haus ausgebucht wäre“.
Dann kreuzen wir noch durch St. Pauli, vorbei an der Davids Wache, durch die Herberts Gasse und freuen uns die legendäre Haifischbar, bekannt aus etlichen Fernsehsendungen, zu sehen.
Dann geht’s zum Abschluss noch durch das Hafenviertel, zur Fischauktionshalle, der Seemanns Mission und etlichen neu entstandenen Spezialitäten Restaurants. Das frühere betriebsame Hafengelände hat sich zur Feinschmeckermeile entwickelt.
Nach all den feinen Restaurants am Straßenrand, haben wir jetzt erst mal Hunger. Deshalb rollen wir über die Brücken, etwas steil nach unten, mit gemeinsamer Unterstützung, auf die St. Pauli-Landungsbrücken und finden was wir suchten. Überall gibt es hier die leckeren Heringsbrötchen, im Stehen, mit oder ohne Bierchen, oder gemütlich in einem der Terrassenrestaurants.
Nun nach dieser Stärkung kann es weiter gehen, und wir rollen auf die, schon bereitstehende „MS Hamburg“, um entspannt durch den Hafen zu kreuzen. Hamburg gesehen vom Hafen aus, sieht ganz anders aus. Die teuren Wohnungen am Hafen, mit Blick auf die Ozeanriesen die von den unzähligen Hafenkränen beladen werden und der beschauliche Strand vor Blankenese lassen den Charme und die Vielfalt Hamburgs nochmal in einem neuen Licht erscheinen. Jetzt am Abend hatten wir einmal Hamburg satt, und kehrten zu Daniel und seinem Bus zurück, der uns heraus brachte aus der aktiven Metropole und zurück zu unserem friedlichen Heidehotel, das wir auch an diesem Abend wieder neu wertschätzten.


Besuch der Lüneburger Heide

Nach zwei Städtetagen wollen wir heute in die Lüneburger Heide eintauchen. Dafür hatten wir heute einen warmen Sommertag, mit gar nicht so entspannten 34 Grad. Den Vormittag verbrachten wir im Heidegarten in Schneverdingen und teilweise im angrenzenden schattigen Café Schafsstall. Der Heidegarten zeigt alle Pflanzen der Heidelandschaft zusammen in einem Park und gibt uns noch hilfreiche, interessante Informationen dazu. So erfahren wir das das gemeine Heidekraut den in Botaniker Kreisen den Namen „Calluna vulgaris“ trägt und im August und September blüht. Nun dann sind wir ja genau zum richtigen Zeitpunkt in der Heide! Mit dieser Vorbereitung sind wir nun gut gerüstet in die wilde ungeschönte Heidelandschaft einzutauchen. Wir tun das mit Hilfe von zwei Pferdekutschen die wir auch mit dem Rollstühlen befahren können und somit Platz für alle Gäste haben.
Die beiden Pferde hatten noch viel Kraft und wollten uns gern im Galopp über die sandigen Wege der Heide ziehen. Unser freundlicher Kutscher Ohle hatte die Rösser aber fest im Griff und zügelte ihr Temperament erfolgreich.


Besuch des Serengeti Parks in Hodenhagen

Nach dem heißen und sonnigen Tag von gestern, war der heutige Tag kühl und es zeigten sich Wolken am Himmel. War uns eigentlich auch mal angenehm, etwas Abkühlung zu haben. Wir fuhren durch Alleen gesäumte Straßen vorbei am bekannten Panzermuseum in Munster, das angrenzend an einen großen Truppenübungsplatz mitten im Panzergeschehen liegt.
Unser Ziel ist heute der Serengeti Park in Hodenhagen. Es ist kaum vorstellbar das wir von der Heide kommend, nun in die bunte und wilde Tierwelt anderer Kontinente eintauchen sollten. Aber kaum hatten wir das Eingangsportal des Serengeti Parks durchfahren, waren wir schon umgeben mit der Tierwelt Afrikas, Nord- und Südamerikas und Asiens. Wie fuhren sitzend in unserm Bus, in sicherer Höhe, mitten durch riesige Giraffen, tonnenschwere Nashörner und gefährlichen Raubkatzen. Einmal die Bustür aufgemacht, kam schon die Giraffe und wollte ihren langen Hals reinstrecken. Da war dann auch Jürgen unser Reiseleiter, kurz mal, nicht mehr so entspannt. Aber beeindruckend ist es schon, die Giraffe aus der Nähe zu sehen, ohne Barrieren.
In der Zwischenzeit hat der Regen sich breit gemacht, was aber den nordamerikanischen Bisons, afrikanischen Löwen und auch den weisen Leoparden ziemlich gleichgültig war. Absolut nicht entspannt war eine Herde Affen, die sich alle unter den Überstand ihres Zauns zwängte um ja nicht nass zu werden.
Wir wollten aber auch nicht nass werden, und entschieden uns erstmal für eine ausgiebige Würstchen und Suppenpause im Bus. Gut das Daniel seinen fahrbaren Kiosk immer gut gefüllt dabei hat. Schon zwei Würstchen später sah die Welt schon viel freundlicher aus. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne kam auch zaghaft durch die Wolken. Jetzt konnten wir noch die Teile des Parks besuchen, die nicht mit dem Bus zu befahren sind. Die Dschungel- und die Abenteuer-Safari konnten alle mit den Rollstühlen gut und entspannt besuchen. Hier sind die Affen und ein Streichelzoo zu besuchen und für die abenteuerlustigen finden sich jede Menge Nervenkitzel mit Achterbahn und Co.


Heimreise, zurück nach Dresden

So schnell geht eine Urlaubswoche in der Heide zu Ende. Kaum zu glauben das die Woche schon vorbei sein soll. Aber auch die schönsten Urlaubstage gehen einmal zu Ende, und so finden wir uns damit ab und besteigen wieder unseren Bus, diesmal um uns nach Hause zu bringen.
Auf der Heimreise machen wir nochmal einen längeren Stopp in der Volkswagen Autostadt und schauen uns die Käfer-Ausstellung an und flanieren etwas am Mittelland-Kanal wo auf der anderen Seite Fahrzeuge auf der VW Teststecke beobachtet werden können. Wer möchte kann einkehren in einem der zahlreichen Restaurants oder einen kleinen Imbiss beim Bäcker holen.
Die Beine vertreten und wieder bereit für die restliche Strecke bis nach Dresden, besteigen wir den Bus nun wieder und lassen uns entspannt nach Hause bringen.

Schlusswort

Nach der gelungenen Reise mit zufriedenen Gästen, möchte ich mich für die gegenseitige Rücksichtsnahme und Geduld aller Reisegäste und bei Daniel unserem hilfbereiten Busfahrer herzlich bedanken. Es ist wie bei einer anspruchsvollen Bergtour, der Schwächste bestimmt das Tempo.

Liebe Grüße

Jürgen Müller

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