Reisebericht: Bahnerlebnisse in Deutschland

01.06. – 06.06.2013, 6 Tage mit Wuppertaler Schwebebahn – MittelrheinBahn – ICE – TGV – Schwarzwaldbahn


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Es war eine spannende Bahnreise durch Deutschland, die Historisches und Modernes miteinander verband und Zeit für Stadtbesichtigungen entlang der Strecke ließ. Es war aufregend zu erleben, wie hochfrequentierte Bahnhöfe wie in Köln und Frankfurt den täglichen Fahrgast-Ansturm bewältigen und Züge in ununterbrochener Zeitfolge ein- und ausfahren.
Ein Reisebericht von
Dirk Schlosser
Dirk Schlosser

1.Tag; Samstag, der 01.06.2013: über Erfurt nach Bochum

Am Samstag früh begann unsere Reise mit dem Zustieg der ersten Gäste am Flughafen Dresden. Nach zwei weiteren Zustiegen war unsere Reisegruppe schließlich am Rasthof Teufelstal komplett. Das Wetter war sehr regnerisch, so dass wir während der Fahrt keine gute Sicht auf die uns umgebende Landschaft hatten. In Erfurt, der thüringischen Landeshauptstadt, hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten einen kleinen Stadtbummel zum Fischmarkt und zur Krämerbrücke unternehmen. Anschließend war Freizeit für die Mittagspause und individuelle Besichtigungen. Gegen Ende unseres Aufenthaltes begann es wieder stärker zu regnen. Glücklicherweise waren da die meisten von uns schon wieder in der Nähe unserer Zustiegsstelle am Domplatz. Von Erfurt ging es über Hessisch Lichtenau, Kassel, Soest und Dortmund nach Bochum. Auf der Fahrt zum Hotel fuhren wir auch am Stadion des VfL vorbei, in welchem am Abend ein Konzert der Toten Hosen stattfinden sollte. Gegen 17.00 Uhr checkten wir im Ramada Hotel Bochum ein. Das Hotel liegt nur 100 Meter vom Konzerthaus des Musicals „Starlight Express" entfernt, so dass die Musical-Besucher unserer Reisegruppe nach dem Abendessen bequem zur Veranstaltung laufen konnten. Der Inhalt des Musicals handelt von der Weltmeisterschaft der Lokomotiven, wobei die „Dampflok"  Rusty gegen die modernen E- und Dieselloks antreten muss. Es ist aber auch eine Liebesgeschichte, die mit viel Action, toller Musik und sagenhaften Lichteffekten in Szene gesetzt wird.

2.Tag; Sonntag, der  02.06.13: Eisenbahnmuseum in Bochum und Fahrt mit der Ruhrtalbahn

Beim Frühstück schwärmten die Besucher des Musicals immer noch vom vorherigen Abend. Nicht umsonst ist es das derzeit am längsten gespielte Musical der Welt und ein unvergessliches Erlebnis für Jung und Alt. Von unserem Hotel aus fuhren wir zum Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen. Die Fahrzeugsammlung zeigt 150 Schienenfahrzeuge von 1853 bis zur Gegenwart. Im Freigelände wurden wir bereits von unserem Museumsführer Markus Steinhoff erwartet. Er erklärte uns, wie und wo den Dampflokomotiven Kohle und Wasser zugeführt wird, warum ein D-Zug D-Zug heißt (Durchgangszug) und warum es runde und flache Puffer gibt (rund= besser für Kurven; flach besser für gerade Strecken; immer Kombi rund und flach).
Im Lokschuppen erläuterte er uns auch die Historie und Funktionsweise der einzelnen Ausstellungsstücke, während sich der Kreis seiner Zuhörer immer mehr lichtete. Die Führung war hochinteressant, ging aber vielen zu sehr ins Detail. Im Außengelände gab es Spannendes zu entdecken! Lokomotiven wurden auf der Drehscheibe gedreht, Wasser in die Dampfkessel aufgefüllt, eine Draisine fuhr auf und ab und ein Catering-Unternehmen versorgte die vielen Gäste mit Speisen und Getränken. Gegen 12.45 Uhr trafen wir uns am Bahnsteig der Ruhrtalbahn zu einer Fahrt mit dem Museumszug nach Hagen. In unserem Waggon waren Plätze für unsere Reisegruppe reserviert. Allerdings war nicht jeder Sitzplatz ein Fensterplatz, so dass wir das Zugbegleitpersonal fragten, ob wir uns auch in andere Abteile setzen dürfen. Mit einem lauten „Tuut tuut" fuhr die Dampflokomitve der Ruhrtalbahn los. Unterwegs stiegen an den Bahnhöfen weitere Gäste zu. Der Zug war sehr voll und nicht jeder der neu zugestiegenen Gäste fand einen Sitzplatz, weshalb der Zug zwei Mal anhalten musste, jedes Mal so lange, bis die Sitzplatzfrage geklärt war. Während der Fahrt wurden über die Lautsprecher Hinweise zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und Ortschaften gegeben. Mittlerweile hatten wir in Erfahrung gebracht, dass der eigentlich für uns vorgesehene Wagon aufgrund eines technischen Defektes kurzfristig ausgetauscht werden musste und dass dafür als Ersatz ein ehemaliger Güterwagon zum Einsatz kam, wie man ihn ab 1943 für die Personenbeförderung umgebaut hatte. Durch die Querstreben war der nachträgliche Einbau von Fenstern aber nicht auf allen Plätzen möglich gewesen. Am Hauptbahnhof in Hagen angekommen, wurden wir von unserem Fahrer Werner schon am Bahnsteig begrüßt. Anschließend fuhren wir vorbei an Wuppertal und Leverkusen zu unserem Hotel "Lindner City Plaza" in Köln. Nach einer kurzen Verschnaufpause trafen wir uns an der Rezeption zu einem gemeinsamen Spaziergang durch die Innenstadt zum Haus von 4711 in der Glockengasse, über den Alten Markt sowie zum Brauhaus Sion bis zum Dom. Anschließend war bis zum Abendessen Freizeit für eigene Unternehmungen.
Zum Abendessen waren für uns Plätze im "Brauhaus Sion" bestellt. Es gab „Bratwurst am Stück", eine deftige Hausmannskost wozu am besten eine Stange (0,2 l) Kölsch passte. Nach dem Abendessen blieben einige Gäste noch im Stadtzentrum, während der größte Teil unserer Gruppe wieder mit zum Hotel zurück fuhr.

3.Tag; Montag, der 03.06.13: Fahrt mit der Mittelrheinbahn von Köln nach Koblenz – Mainz – Wiesbaden

Nach dem Kofferladen fuhren wir mit dem Bus zum Kölner Hauptbahnhof. Er ist einer der am stärksten frequentierten Bahnhöfe Deutschlands. Über die den Rhein überspannende Hohenzollern-Brücke fährt alle zwei Minuten ein Zug. Es war aufregend, das ständige Ein- und Ausfahren der Züge zu beobachten. Kaum war ein Zug abgefahren, kam bereits die nächste Durchsage und ein neuer Zug fuhr ein. Wir warteten auf den Zug der MRB (Mittel-Rhein-Bahn) und fuhren mit ihm von Köln nach Koblenz. In Koblenz stiegen wir in Koblenz-Stadtmitte aus, um gleich im Zentrum mit unserem Stadtrundgang beginnen zu können. Vom Münzplatz aus sahen wir das Haus von Fürst Metternich und es ging weiter zur Liebfrauenkirche und zum Rathaus am Jesuitenplatz. Hinter dem Rathaus befindet sich mit dem Schängel-Brunnen eines der Wahrzeichen der Stadt. Schängel nannte man Kinder, die aus einer unehelichen deutsch-französischen Beziehung hervorgegangen waren. Der Name Schängel ist eine Ableitung des französischen Namens „Jean". Heutzutage ist die Bezeichnung eher positiv gemeint und beschreibt einen pfiffigen Lausbub und jeder Koblenzer ist stolz ein echter „Schängel" zu sein. Bei der Brunnenfigur muss man sich allerdings in Acht nehmen, da der Lausbub immer noch seine Streiche spielt und allzu unvorsichtige Touristen mit einem Wasserstrahl vollspritzt, was bei schönem und warmem Wetter für Kinder aber auch eine willkommene Abkühlung sein kann. Vom Schängel-Brunnen spazierten wir weiter zum Deinhard-Stammhaus und von dort zum Schloss am Rhein, welcher beängstigend viel Wasser führte. Die Schifffahrt auf Rhein und Mosel war bereits eingestellt worden, lediglich die Seilbahn zur Feste Ehrenbreitstein war noch im Dienst. Entlang der Rheinpromenaden liefen wir zum Deutschen Eck, dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel und beendeten unseren Spaziergang vor dem Denkmal von Kaiser Wilhelm I. Mit dem Bus ging es dann zum Koblenzer Hauptbahnhof. Nach einer kleinen Mittagspause fuhren wir anschließend mit der Mittel-Rhein-Bahn durch das mittlere Rheintal, immer in Sichtweite des Flusses mit tollen Ausblicken auf  Burgen und Ortschaften. Das mittlere Rheintal steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Wegen des Hochwassers waren die Straßen neben der Bahnstrecke teilweise gesperrt. Am Mainzer Hauptbahnhof wurden wir bereits von unserem Busfahrer Werner erwartet. Er brachte uns mit dem Bus bis zur Rathausbrücke, von welcher aus wir gemeinsam bis zum Mainzer Markplatz liefen. Viele von uns besichtigten den romanischen Mainzer Dom oder spazierten durch die angrenzenden Geschäftsstraßen. Von Mainz aus fuhren wir zu unserem Best Western-Hotel nach Wiesbaden, wo wir im Hotelrestaurant Rossini den Tag beim gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen.

4.Tag; Dienstag, der 04.06.13: Wiesbaden – Fahrt mit dem TGV von Frankfurt/ Main

Nach dem Frühstück trafen wir uns vor dem Hotel zur gemeinsamen Stadtbesichtigung von Wiesbaden. Das schönste Ensemble ist zweifellos die gepflegte Parkanlage vor dem Hessischen Staatstheater, welche von der mondänen Wilhelmstraße in Richtung Rathaus begrenzt wird. Anschließend sahen wir die Marktkirche, das Neue und das Alte Rathaus, den Hessischen Landtag, welcher zum Teil im Stadtschloss untergebracht ist, und beendeten den gemeinsamen Rundgang an der Heidenmauer, einem Stück der römischen Befestigungsanlage.  Gegen 11.00 Uhr fuhren wir mit dem Bus zum Frankfurter Hauptbahnhof. In Frankfurt hatten wir bis zur Abfahrt des TGV noch zwei Stunden zur freien Verfügung. Einige von uns spazierten den Main entlang bis zum Römerplatz. Die Fahrt mit dem TGV war ein Erlebnis! Aber auch der TGV ist in die zeitlichen Abläufe des deutschen Eisenbahnnetzes eingebunden und so hatten wir in Karlsruhe einige Minuten Standzeit und mussten andere, verspätete Züge passieren lassen. Auf dem Stück Karlsruhe- Baden-Baden - Straßburg bekamen wir dann doch noch einen kleinen Vorgeschmack, was es bedeutet mit Hochgeschwindigkeit unterwegs zu sein, als der TGV 250 Stundenkilometer erreichte. In Straßburg angekommen, checkten wir als erstes in unser Hotel "Mercure Gar Centrale" ein. Das war möglich, weil unser Fahrer Werner es geschafft hatte, zeitgleich in Straßburg einzutreffen und wir unser Gepäck entgegennehmen konnten.
Anschließend trafen wir uns vor dem Hotel zum gemeinsamen Spaziergang durch Straßburg. Die meisten Gäste unserer Gruppe wollten an einer Bootsfahrt auf der Ill teilnehmen, was trotz des Hochwassers glücklicherweise möglich war. Nach dem Ticketkauf an der Bootsanlegestelle war noch genügend Zeit das Straßburger Münster zu besichtigen. Im Anschluss an die Bootsfahrt trafen wir uns im Restaurant „La Chaine d' Or" zum gemeinsamen Abendessen und auf dem Heimweg zum Hotel machten wir noch einen kleinen Abstecher in das romantische Fachwerk-Viertel „Petit France".

5.Tag; Mittwoch, der 05.06.2013: Fahrt mit der Wutachtalbahn von Zollhaus Blumberg nach Weizen – Stuttgart

Von Straßburg aus fuhren wir wieder über den Rhein nach Deutschland zurück und in südliche Richtung vorbei an Offenburg und Freiburg in den südlichen Schwarzwald. In Titisee-Neustadt legten wir in Sichtweite des Feldberges unsere Mittagspause ein. Die kleine, am See gelegene Ortschaft Titisee erfüllt alle Vorstellungen der Urlaubsregion Schwarzwald: Nadelwald, Berge, Bootsfahrten auf einem Bergsee, dazu Kuckucksuhren, Bollenhüte und Schwarzwälder Schinken. Anschließend ging es wir weiter nach Zollhaus-Blumberg. Am Zollhaus befindet sich der kleine Bahnhof der Wutachtal-Museumsbahn (Sauschwänzlebahn) mit Stellwerk und Museum im Bahnhofsgebäude. Mit ausverkauften neun Waggons war die Museumsbahn bestens gefüllt. Schade nur, dass die Fensterscheiben nicht geputzt waren. Mit gespannter Neugierde verfolgten wir, wie noch Minuten vor der Abfahrt an den Leitungen der Lokomotive geschraubt wurde, vielleicht waren die Arbeiten aber auch extra für die vielen Fotografen arrangiert.  Die Fahrt begann pünktlich und war ein unvergessliches Erlebnis. Es war eine Fahrt, bei der man unweigerlich an eine Modelleisenbahn-Strecke erinnert wird. Mit unserem Bus ging es anschließend von Weizen nach Stuttgart, wo wir in der Nähe des Porsche-Museums im "ACHAT-Comfort-Hotel" übernachteten.

6.Tag; Donnerstag, der 06.06.13: Fahrt mit dem Inter City von Stuttgart nach Nürnberg– Heimreise

Am letzten Tag unserer Bahnreise fuhren wir mit dem Bus zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Der Bahnhof war in den letzten Monaten immer wieder Gegenstand vieler Berichte aufgrund des Projektes Stuttgart 21. Voraussichtlich 6,5 Milliarden Euro soll der Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof kosten. Geplant ist ein unterirdischer Ringverkehr in den Züge aus allen Richtungen ohne Zeitverlust einfahren können. Gegenwärtig ist der Bahnhof eine große Baustelle. Mit zehnminütiger Verspätung fuhren wir mit dem Intercity aus dem Stuttgarter Hauptbahnhof in Richtung Nürnberg aus. Unser Waggon war geräumig und nur zur Hälfte besetzt. Die Klimaanlage funktionierte allerdings nicht einwandfrei, es war warm und stickig. Während der Fahrt informierten wir uns anhand der Prospekte über die geplanten Arbeiten am Stuttgarter Hauptbahnhof und sahen zu, wie grüne Landschaften und kleine Ortschaften an uns vorüberzogen.
Am Nürnberger Hauptbahnhof angekommen, gingen wir zum Deutsche Bahn-Museum. Es beherbergt einen originalgetreuen Nachbau des „Adlers", des ersten deutschen Eisenbahnzuges, welcher 1835 auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth Geschichte schrieb. Ausstellungsstücke sind auch der Salon- und der Terrassenwagen von König Ludwig II. von Bayern sowie ein Triebwagen des ICE, bei dem ein Blick in den Führerstand möglich ist. Von Nürnberg aus ging es dann auf die Heimreise und von den Ausstiegsstellen entlang der Autobahn mit den Transferfahrzeugen in die Heimatorte zurück.
Es war eine spannende Bahnreise durch Deutschland, die Historisches und Modernes miteinander verband und Zeit für Stadtbesichtigungen entlang der Strecke ließ.
Es war aufregend zu erleben, wie hochfrequentierte Bahnhöfe wie in Köln und Frankfurt den täglichen Fahrgast-Ansturm bewältigen und Züge in ununterbrochener Zeitfolge ein- und ausfahren.

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