Reisebericht: Single–Wanderreise Nordsee – Nordfriesische Inseln Sylt, Amrum & Föhr

28.05. – 03.06.2018, 7 Tage Wandern auf den nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr mit Standorthotel in Dagebüll an der Nordsee


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Bei Hochsommerwetter durchwanderten wir wüstenartige Dünen, malerische Dörfer, Wäder und zogen am Strand und am Watt entlang
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

Tag 1: Anreise nach Dagebüll


Der Mai-Sommer wird unseren Nordseereisenden sicher in Erinnerung bleiben. Alle dachten an kühles Nordseewetter und hofften auf ein bisschen Sonne. Nix war's! Wir hatten sehr viel Sonne und an die 30 Grad. Schon früh am Morgen startete unser Bus von Dresden, denn es lagen einige Kilometer vor ihm. Über Leipzig ging's an Berlin vorüber. Hier stieg die Reiseleiterin zu, dieses Mal nur leicht verspätet, denn ich hatte mit dem Transferfahrer die Abfahrtszeit vorverlegt. Wir kannten beide die langen Staus, die die Berliner derzeit ertragen müssen, sehr gut. Die letzten Gäste tauchten in Hamburg auf. Dann ging's nach Norden durch Schleswig-Holstein. Wie schön dass die Klimaanlage unseres Busses einwandfrei funktionierte. Wir sausten an Kiel vorüber bis kurz vor Flensburg. Alle gingen nun im Geiste ihre Punktekartei durch, als wir die Autobahn verließen und die letzten Kilometer über Landsträßchen fuhren. Je näher das Meer kam um so mehr prägten grüne Wiesen und Deiche das Landschaftsbild. Auf den Deichen standen kahlgeschorene Schafe. Normalerweise werden sie erst im Juni geschoren, aber bei diesen Temperaturen reagierten die Bauern schnell und packten ihre Tiere aus deren Wolle früher aus. Wir erreichten den Hafen von Dagebüll am späten Nachmittag. Blitzblau schimmerte das Wasser. Und bald schon trafen wir uns am Buffet zum Abendessen.

Tag 2: Wanderung auf Föhr von Nieblum nach Wyk


Eigentlich sollten wir heute nach Amrum fahren, aber am Morgen hatte es extremes Niedrigwasser, so dass das Schiff nach Amrum eine Stunde später fuhr als gewöhnlich. Und eine Hetzjagd auf Amrum wollten wir nicht veranstalten, denn abends fuhr die Fähre pünktlich zurück. Uns hätte also eine Stunde gefehlt. Also tauschte ich die Tage miteinander und Amrum kam erst am Ende der Woche an die Reihe, denn dann hatten sich die Gezeiten über zwei Stunden nach hinten verschoben und alle Schiffe am Morgen fuhren wieder pünktlich. Nun bestiegen wir also das Schiff nach Föhr, das noch pünktlich auf Föhr ankam. In Wyk, dem Hafenort auf der Insel Föhr bestiegen wir einen Bus, der uns nach Nieblum brachte. Wir warfen einen Blick auf den Friesendom, wie die Kirche von Nieblum genannt wird, und bummelten durch das malerische Dorf mit seinen hübschen Seefahrerhäusern aus dem 18. Jh.. Wir zogen am Dorfweiher vorüber und suchten uns an einem Deich eine schattige Ecke für unsere erste Mittagspause. Dann zogen wir weiter vor zum Meer. Föhr ist nahezu vom Watt umgeben. Aber am frühen Nachmittag hatten wir hohes Wasser und vom Watt sah man nicht gerade viel. Die Halligen tauchten aus den Fluten auf. Bei Flut sieht jede Warft der Hallig Langeness, die man von Föhr aus gut sehen kann, aus wie eine eigene Halliginsel. Dass die einzelnen Warften miteinander verbunden sind erkennt man mit bloßem Auge nur bei Niedrigwasser. Unsere Wanderung führte uns eine ganze Weile lang am Strand entlang. Dann bogen wir ins Landesinnere ab an der Landebahn des Flughafens, die aus einer grasgrünen Wiese besteht, vorüber in den Wald hinein. Hier fanden wir wieder ein Schattenplätzchen für eine weitere Pause. Wenig später erreichten wir Wyk. Die Störche am Ortsrand hatten nun Nachwuchs: weiße flauschige Bällchen. Mehr war noch nicht zu sehen. In Wyk vertrieb sich jeder die Zeit so wie er es wollte. Bei den meisten Gästen stand ein Eis auf dem Programm. Und gegen Abend fuhren wir wieder mit der Fähre nach Dagebüll zurück. Ein schöner sommerlicher Urlaubstag ging zu Ende.

Tag 3 : Wanderung auf Sylt rund um Kampen


Heute tricksten wir das Meer aus und fuhren Zug. Das ist allerdings derzeit leichter gesagt als getan, denn die Bundesbahn machte in den vergangenen Wochen keine allzu guten Schlagzeilen. Sogar in den ZDF-Nachrichten wurde über die Unregelmäßigkeiten im Zugverkehr der Sylt-Strecke berichtet. Und so brauchten wir etwas Geduld. Als wir um die Mittagszeit Kampen erreichten war es so richtig warm. Am Ortsrand von Kampen starteten wir zum roten Kliff. Die Kartoffelrosen standen in voller Blüte und verströmten einen herrlichen Duft. Uns gefiel diese aus Kamtschatka eingeführte rosarot blühende Rose sehr gut, obwohl sie der Natur gar nicht gut tut. Ein strahlend blauer Himmel und blitzblaues Meer erwartete uns und wir genossen die Aussicht vom Roten Kliff und von der Uwe-Düne auf die Nordsee und das Umland, denn die Uwe-Düne ist die höchste Erhebung weit und breit. Nach einer kurzen Rast unweit der Strandhaube wanderten wir am legendären Haus Kliffende vorüber. Dort hatte Clara Tidemann vor vielen Jahren prominente Gäste bewirtet. Neben Thomas Mann und Emil Nolde kam auch der Außenminister Stresemann. Und auch Hermann Göring kam. Wir durchquerten die schmale Insel und wanderten südwärts an der Wattküste entlang. Und dabei kamen wir so richtig ins Schwitzen, v.a. auf den letzten Metern, denn diese führten uns 30 Meter bergauf, weg von der Küste hinauf auf das „hohe Feld", so die Bedeutung des Ortsnamens Kampen. Das Café Kupferkanne war unser Ziel. Sonnenplätze gab es dort genügend, aber ein Fleckchen im Schatten musste man suchen und man brauchte auch hier etwas Geduld. Kaffee oder kühlende Getränke und dazu einen leckeren Blechkuchen. So ließen wir unsere Wanderung an diesem heißen Tag ausklingen. Es folgte dann wieder das „Abenteuer Bundesbahn". Unsere Abfahrt in Westerland erfolgte noch pünktlich. Dafür stand der Zug dann auf der Strecke recht lange, was uns beim Umstieg in Niebüll eine weitere Zwangspause bescherte, denn der Anschlusszug war weg. Aber auch diese Wartezeit überbrückten wir mit guter Laune und kehrten nach Dagebüll zurück mit Köpfen voller herrlich leuchtender Bilder.

Tag 4 : Fakultativer Ausflug nach Hallig Hooge


„Könnten wir nicht auf eine Hallig fahren?" wurde ich gefragt. Dieses Mal ließ sich das einrichten. Wir charterten einen Bus, der uns an den Hafen von Schlüttsiel brachte. Er sauste am Vogelparadies Hauke-Haien-Koog vorüber. Überall standen Schafe auf den Deichen. In Schlüttsiel ging's dann schnell aufs Schiff. Das fuhr auch nach Fahrplan genau um 10 Uhr ab, aber nach 10 Minuten liefen wir auf Grund. Ostwind und Vollmond - das Wasser war weg! Der Kapitän meldete sich zu Wort: wir müssten einfach ein bisschen warten bis die Flut käme und das Schiff wieder freispüle. Wie?? Höre ich richtig?? Jaa, dat macht man bei uns so... Die Wartezeit nutzte ein neugieriger Seehund uns zu begrüßen. Er schwamm hin und her - wir waren ihm zweifelsohne im Weg! Dann kam das Wasser und unser Schiff fuhr weiter, immer in einem Priel an Langeness entlang. Wir passierten eine Warft nach der nächsten. Das Wasser war noch ziemlich niedrig und wir hatten schöne Aussichten auf Sandbänke und kleinere Priele. Gegen Mittag erreichten wir Hooge. Mehrere Pferdefuhrwerke holten die meisten Tagesausflügler ab. Wir aber gingen zu Fuß. Das war eine sehr gute Idee. Wir wurden entschleunigt. Wir spazierten zur Kirchwarft und waren ganz alleine in der bunt bemalten Kirche. Dann zogen wir weiter, an Pferden, Schafen und Rindern vorüber, an Prielen entlang, begleitet von Seeschwalben und Rotschenkelvögeln zur Hanswarft. Dort machten wir einen Besuch im Kino. Das Sturmflutkino hat uns alle beeindruckt, denn die Weiden, an denen wir zuvor entlang gewandert waren, werden im Winter mehrmals überflutet und tosendes Meer breitet sich dann zwischen den Warften aus. Man kann sich das kaum vorstellen wenn man an diesen friedlichen Wiesen entlangspaziert. Danach führte uns eine nette Dame in 8. Generation vom Kapitän Tade Hans Bandix abstammend, der ihr Heim erbaut hat, durch einen Teil ihres Hauses. Die 10. Generation machte gerade Hausaufgaben im Nebenraum und passte auf unsere Rucksäcke auf. Und wir bekamen die alten Schätze des Seebären gezeigt und natürlich auch den Königspesel, denn als 1825 ein Hochwasser große Schäden auf den Halligen anrichtete, kam der dänische König um sich ein Bild von der Lage zu machen. Und er bekam gleich ein richtiges Bild der Lage präsentiert, denn ein weiteres Hochwasser folgte, so dass die königliche Hoheit mit dem Alkoven des Kapitäns Bandix vorlieb nehmen musste, denn der König konnte am Abend nicht aufs Festland zurückkehren sondern musste die Ebbe abwarten. Zum Abschluss ließen wir uns von einer netten Studentin das Aquarium im Wattenmeerhaus erklären. Dann wanderten wir zurück in Richtung Hafen, nicht ohne noch einen Halt auf der Backenswarft einzulegen, um dort Friesentorte, Eis & mehr zu genießen. Unsere Rückreise erfolgte bei hohem Wasserstand und verlief reibungslos. Ein wunderschöner Tag war das, da waren sich alle einig.

Tag 5 : Wanderung auf Amrum rund um Wittdün

Nun ging es also endlich nach Amrum. Auch hier erwartete uns wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Ab in die Sahara ging es nun nämlich. „Damit hätte ich gar nicht gerechnet, ich dachte es gibt hier halt Watt und Strand. Aber hier gibt es auch Wüste" so ein erstaunter Gast. Wir starteten im Hafenort Wittdün, zogen an einem brütenden Austernfischer vorüber. Wir hatten Niedrigwasser und Großfamilie Ente setzte zum Ausflug an, was uns schöne Fotos brachte. Dann wanderten wir zu einem Aussichtspunkt auf einer Düne und weiter zum Wriakhörnsee, einem netten Dünensee, hinter dem wir dann über Graudünen und Weißdünen uns durch sandige Lande kämpften. Man kann es auch in Strümpfen probieren, wenn denn die Blasen lästig werden, sagte sich ein Gast. Alle anderen leerten nach getaner Wüstendurchquerung die Schuhe aus. „Selbst abends im Hotel habe ich noch eine kleine Düne im Badezimmer gebaut", gestand mir tags darauf ein Gast. Dann trennten sich unsere Wege, denn einige Gäste wollten den Ort Nebel, den wir bei unserer letzten Wanderung nur eilig streifen werden weil das Schiff wenig später schon fährt, genauer unter die Lupe nehmen. Viel Zeit war ihnen dieses Mal aber nicht geblieben. Die anderen wanderten mit mir durchs Landesinnere von Amrum. Amrum ist die waldreichste Nordfriesische Insel. Im Wald machten wir eine Pause. Dieser Mai-Sommer hatte leider in den letzten Wochen auch alle Plagegeister dieser Welt munter gemacht und so kämpften wir mit den Mücken, was an der Nordsee eigentlich eher unüblich ist, denn der Wind vertreibt die Plagegeister normalerweise. Unsere Tour führte uns weiter auf den Deich, der Amrum zum Watt hin schützt. Am Ende dieser schönen Wanderung landeten wir wieder beim Eis oder Eiskaffee in Wittdün und dann reisten wir in herrlicher Abendstimmung wieder zurück nach Dagebüll.

Tag 6 : Wanderung auf Amrum rund um das Dorf Nebel

Vom Hafen in Dagebüll starteten wir wie fast jeden Morgen mit der Fähre. Auf den Sandbänken, an denen wir vorüberfuhren, lagen Robben in der Sonne und dösten, ihre rundlichen Leiber glänzten im grellen Sommerlicht. Blitzblau war das Meer und auch der Himmel. Wieder war Amrum unser Ziel. Die Geliebte des blanken Hannes wird diese Insel genannt, denn der Kniepsand schützt sie vor Stürmen. In Wittdün fuhren wir nun noch ein bisschen Bus. Der konnte nicht so recht fahren, denn mit uns waren zahlreiche Oldtimer-Traktoren von Bord gefahren, die nun zu einem Treffen der besonderen Art unterwegs waren. Endlich zogen die blank geputzten alten knatternden Maschinen auf einem Feldweg weiter und wir erreichten bald schon den Beginn unserer Wanderung. Zunächst machten wir uns noch Sorgen darüber, wie warm es heute wohl werden würde und wie wir der heißen Sonne denn entwischen könnten. Dann aber kam alles ganz anders. Innerhalb von 5 Minuten standen wir in dichtem Küstennebel. „Das ist gespentisch! Dass das so schnell geht, von blitzblau ins undurchdringliche Grau!" Alle genossen die Kühle, die uns dieser Küstennebel brachte und staunten. Und ich schaute auf die Uhr, denn das Quermarkfeuer als Orientierungshilfe entfiel heute. Der kleine Leuchtturm ist stillgelegt und sendet weder Lichtsignale noch tutet er. Also musste es ohne ihn als Orientierungspunkt gehen. Als wir den Strand wieder verließen dauerte es keine halbe Stunde und der blaue Himmel und die Hitze waren wieder da. Im Inselinneren hatte es nie Nebel gehabt! Der Ort Nebel lag in der Sonne. Dieser Ortsname hat übrigens nichts mit dem Wetter zu tun. Er bedeutet „das neue Dorf". Nebel ist viel jünger als seine Nachbarorte. Aber bevor wir Nebel erreichten besichtigten wir noch die Vogelkoje und durchschritten die heute malerische, bewaldete Anlage. „Nein Vogelkojen sind keine kleine Betten für Vögel. Sie sind vielmehr mörderische Fanganlagen für Entenvögel..." weiß ein nettes Buch, aus dem ich den Gästen später vorlas, zu berichten. Die Gänseeltern präsentierten uns nun wieder ihren flaumigen Nachwuchs so wie bei der letzten Reise, aber der Nachwuchs war in diesen 4 Wochen mächtig gewachsen. Die Küken könnten uns schon ins Knie zwicken, ließen das aber zum Glück bleiben. Und wir fanden in den Spiegelungen im Wasser schöne Fotomotive. Über einen Waldweg erreichten wir schließlich den Ort Nebel. Auf dem Friedhof von Nebel sind zahlreiche Walfänger begraben. Was sie erlebten berichten ihre so genannten „sprechenden Grabsteine". Die erfolgreichsten der Walfänger bauten hier prächtige Häuser, die den Ort heute noch prägen. Wir machten noch einen Abstecher zur Windmühle, die am Dorfrand liegt, ließen uns ein weiteres Eis gut schmecken und sausten dann per Bus zum Hafen zurück um dann wieder in See zu stechen und zum Hafen von Dagebüll zu fahren. Es war ein langer Tag, aber eben auch einer, den man nicht so schnell vergisst. Aber leider war es der letzte Tag an der Nordsee. Mein kleines Abschiedsgedicht hat Euch hoffentlich ein bisschen getröstet, denn die Zeit verflog rasend schnell und nun ging's wieder nach Hause...

Tag 7 : Abschied von der Nordsee – Heimreise


Um uns den Abschied etwas leichter zu machen, veranstaltete Petrus einen Waschküchenmorgen. Das Wetter hatte umgeschlagen. Der Küstennebel war nun überall und es tröpfelte sogar ein bisschen als wir im Bus saßen. Schon am Vorabend war Peter, unser Fahrer, angekommen und nun ging's ausgeruht nach Hause. Auf dem Nordostseekanal fuhren tief unter uns Schiffe dahin. Rehe und Kraniche standen am Autobahnrand und ließen sich durch den Verkehr nicht stören. Die ersten Gäste verließen uns wieder in Hamburg und am Linumer Bruch stieg die Reiseleiterin in einen Transfer um. Peter kümmerte sich nun auf der Weiterfahrt um das Wohl der Gäste. Ich hoffe Ihr seid alle noch gut nach Hause gekommen, den Kopf voller blauer Bilder, in denen ockerfarbene Sandbänke auftauchen und wo sich Warften in violett und hellgrün am Horizont abzeichnen, wo Seehunde hellgraue Tupfer bilden und wo bunte Blumen in den blitzblauen Himmel ragen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder auf einer Reise durch diese schöne Welt, das würde mich freuen! Und dann gibt's auch wieder ein neues Gedicht von mir.
Seid herzlich gegrüßt meine Lieben!
Eurer Reiseleiterin
Margret

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht