Zwischen Dünen, Deich und Fischbrötchen – Wanderabenteuer an der Nordsee
Reisebericht: 16.07. – 22.07.2025
Frischer Wind ins Gesicht, Möwengeschrei folgen den Fähren und der endlose Blick über das Meer: Nordsee - ein Erlebnis für alle Sinne. Von den verträumten Kapitänsdörfern Föhr, über die Dünen von Amrum, entlang der weiten Strände Sylts bis hin zu den einzigartigen Halligen, die wie kleine Tupfer im Meer liegen führen die Wege durch eine Landschaft, die geprägt ist von den Gezeiten, vom Watt, von Ruhe und Gelassenheit. Ob barfuss durch die Dünen, auf schmalen Deichkronen oder mit dem Fischbrötchen am Meer sitzend eine Wanderreise an die Nordsee verbindet Genuss und Naturerlebnis auf ganz besondere Weise.
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Ein Reisebericht von
Thomas Hahn
Die Bahn kann auch pünktlich sein!
Gespannt reisten 19 Alleinreisende mehrheitlich per Bahn aus zahlreichen Bundesländern nach Dagebüll:
Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, Berlin und Schleswig-Holstein.
Am Nachmittag kamen alle Gäste pünktlich im 3-Sterne-Hotel Neuwarft an und bezogen ihre Zimmer. Zum Abendessen am Buffet beschnupperten sich alle zum ersten Mal. Eine Servicekraft des Hotels begrüsste unsere Gruppe und erklärte die Abläufe im Hotel. Alle waren nach der langen Reise hungrig und freuten sich über das Essensangebot.
Insel Föhr – Friesendörfer, Friesendom und friesischer Landregen
Der Tag beginnt vielversprechend: Alle sind gespannt auf den Hafen Dagebüll und das Einchecken auf dem grossen Fährschiff der W.D.R (Wyker Dampfschiffahrtsreederei). Nach der Überfahrt erreichen wir die Hauptstadt Wyk und machen uns auf den Weg an vielen reetgedeckten Klinkerhäusern vorbei durch Boldixum und Wrixum nach Oevenum. Dort treffen wir pünktlich zum kleinen, vielseitigen Wochenmarkt ein und bummeln eine halbe Stunde jeder nach seinem Interesse an den Ständen vorbei. Mancher Gast kauft eine Schafseife und eine Schafsalami, ein anderer eine Schale Erdbeeren.
Von Oevenum aus lädt Eberhardt Travel zur Busfahrt nach Nieblum ein. Dort angekommen geben wir erstmal eine grosse Bestellung Fischbrötchen bei Käpt'n Noltes Fischladen auf und gehen weiter zur St. Johannis-Kirche - im Volksmund "Friesendom" genannt - und den sprechenden Grabsteinen auf dem Friedhof. Der Reiseleiter erklärt uns einige Besonderheiten in der Kirche wie den wertvollen Taufstein aus dem 13. Jahrhundert. Im Anschluss holen die einen die fertigen Matjes-, Brathering-, Lachs-, Bismarck- und Bratfischbrötchen ab, während die anderen es sich bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen.
So gestärkt beginnt der Rückweg entlang des 15 km langen Sandstrandes von Föhr - ein weiter, offener Weg mit Blick über das Meer. Doch kaum sind wir unterwegs, setzt Regen ein. Spontan, plötzlich als hätte jemand über uns Eimer umgedreht. Regenjacken und -ponchos werden eilig übergezogen, Regenschirme aufgespannt und mit "norddeutscher" Gelassenheit stapfen wir weiter. Zwei Teilnehmer lassen es sich trotzdem nicht nehmen und laufen barfuss am Meeressaum entlang. Da in Wyk trotzdem alle ziemlich nass ankommen, beschliessen wir eine Fähre früher zu nehmen und die Gruppe schafft es so gerade 3 Minuten vor Abfahrt und sogar unsere beiden "Wassernixen" sind plötzlich an Bord.
Ein abwechslungsreicher Tag geht mit dem Essen im Hotel zu Ende.
Freizeit oder auf nach Hallig Hooge: Geschichten im Wind und ein König zu Gast
Heute erlebt fast die komplette Gruppe eine ganz besondere Seite der Nordsee: Mit einem privaten Bus fahren wir zum Hafen Schlüttsiel und checken auf die für uns gecharterte MS Seeadler ein und machen uns auf den Weg Richtung Hallig Hooge. Die See ist ruhig, die Luft klar und die Sonne scheint und wir legen deshalb einen kurzen Zwischenstopp bei den Seehundbänken ein. Auf den Sandbänken liegen Dutzende Tiere, auch kleine Heuler, dösend, wachsam, aber auch neugierig. Das Schiff wendet mehrmals und wir beobachten und fotografieren in aller Ruhe.
Während der Weiterfahrt darf eine Teilnehmerin Kapitän spielen und lenkt die MS Seeadler eine halbe Stunde gen Hallig Hooge, während andere am Bug den Film "Titanic" nachspielen. Angekommen an der kleinen Anlegestelle von Hallig Hooge gehen wir zu Fuß Richtung Hanswarft. Auf Halligen gibt es keine Städte, Orte oder Dörfer sondern nur Warften - künstlich aufgeschüttete Hügel, auf denen die wenigen Häuser vor den Sturmfluten geschützt stehen. So eine Hallig wird im Schnitt 30 Mal im Jahr überschwemmt.
Unser erstes Ziel ist der berühmte Königspesel: ein historisches Kapitänshaus mit prächtig bemaltem Holzinterieur und eindrucksvoll geschnitztem Mobiliar. Die Geschichte, dass hier einst der dänische König übernachtet haben soll, verleiht dem Ort seinen Namen - und lässt die Vergangenheit bei einer Führung lebendig werden.
Im Anschluss besuchen wir das Sturmflutkino, ein kleines, multimediales Museumserlebnis, das uns die gewaltigen Naturkräfte der Nordsee eindrucksvoll vor Augen führt. Ein paar Meter weiter finden wir die Krankenstation und besuchen die Krankenschwester Jana, die geduldig alle unsere Fragen zur medizinischen Versorgung auf so einer Hallig beantwortet.
Auf dem Rückweg zum Anleger besuchen wir die Halligkirche, deren Fussboden aus einer Mischung von Sand und Muscheln besteht.
Unser Schiff bringt uns wieder zurück Richtung Festland nach Schlüttsiel und wir genießen das Sitzen in der Sonne an Deck und die Blicke über die weite Nordsee.
Zwischen Sonne und Nebel – Amrums Dünen, Dörfer und Strände
Der Tag beginnt auf der schnellen Katamaran-Fähre Adler-Rüm auf dem Weg nach Wittdün, dem Fähranleger auf Amrum, in dichtem Nebel. Als wir ankommen, erkennt man erst kurz vor dem Anlegen die Insel.
Wir lassen uns aber nicht aus der Ruhe bringen und beginnen unsere Wanderung in Wittdün Richtung Leuchtturm und erahnen nur den berühmten Kniepstrand. Die Holzstege bringen uns zum Wriakhörnsee, an dem wir eine Zeit lang den Seevögeln zuschauen. Danach geht es über eine hohe Sanddüne, um einen Blick auf das Meer zu erhaschen. Doch hier ist der Strand so tief, daß man nur einen kleinen Eindruck bekommt, wo das Wasser sein könnte.
Die Luft ist sehr schwül und so ist es gut, daß es noch neblig ist, als wir barfuß den Dünenwanderweg zum Leuchtturm in Angriff nehmen.
Die Gruppe möchte dann gerne mal ans Wasser und so wandern wir durch den Wald weiter zum Südstrand und machen im dortigen Strandlokal eine Stunde Pause. Wer will, kann etwas Essen oder Trinken, die anderen gehen die paar Minuten ans Meer vor.
Kaum waren wir am Leuchtturm, riß der Himmel auf und nun knallt die Sonne doch ein wenig auf uns nieder. Zum Glück geht es dann weiter durch den Wald und bald erreichen wir unser nächstes Ziel - den wunderschönen Ort Nebel. Manche Gäste aßen vor Ort ein Stück Kuchen, andere besichtigten den Friedhof mit seinen Kapitänsgräbern, deren Lebensgeschichten durch QR-Codes gut erklärt werden.
Auf der Wattseite ging es dann zurück zum Hafen Wittdün und wir fuhren mit dem Katamaran wieder ans Festland.
Der Tag wurde dann noch gekrönt durch ein besonderes Essen in Louisas Heimatküche, wo uns ein Drei-Gänge-Menü erwartete. Anschliessend besuchten wir noch fast komplett das spektakuläre Dagebüller Nachtschwimmen.
Von Heide bis Sandstrand – eine genußvolle Wandertour über Sylt
Nach der Zugfahrt ab Dagebüll nach Westerland, die uns beim Umsteigen in Niebüll eine halbe Stunde Verspätung bringt, startet unsere Wandertour in der Braderuper Heide, einem der stilleren und landschaftlich reizvollsten Orte der Insel. Das lila Blütenmeer der Glockenheide, durchzogen von kleinen Sandwegen und von der salzigen Nordseeluft umweht, schafft eine einmalige Atmosphäre.
Am Ende der Heide besichtigen wir kurz das berühmte Café Kupferkanne und machen einen Bummel durch den Nobelort Kampen. Die höchste Erhebung auf Sylt, die Uwe-Düne, von der aus man einen schönen Rundblick über die Insel hat, ist unser nächstes Ziel. Weiter geht es zum imposanten Roten Kliff, das sich zwischen Kampen und Wenningstedt dramatisch über der Nordsee erhebt. Das leuchtende, rostrote Gestein bietet einen atemberaubenden Anblik. Hier genießen wir die Aussicht und machen viele Fotos.
In Wenningstedt angekommen verteilen sich die Gäste, um sich bei Gosch ein Fischbrötchen zu gönnen, ein Eis zu essen oder einen frisch gebackenen Kuchen. Die einen beschließen mit dem Bus zurück nach Westerland zu fahren, um dort noch mehr Zeit zu verbringen. Der andere Teil der Gruppe wandert am Strand entlang und genießt Wellen und Nordsee.
Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Zug etwas erschöpft, aber voll von vielen Eindrücken zurück nach Dagebüll.
Wir wandern auf dem Deich und unterwegs im Lebensraum Wattenmeer
Am Vormittag unseres letzten gemeinsamen Tages unternahmen wir die Deichrundwanderung um Dagebüll, besuchten die St. Dionysius-Kirche, machten Fotos von der Lorenbahn, die Dagebüll mit der Hallig Oland verbindet und sahen ganz, ganz viele Schafe.
Nach einer längeren Mittagspause nahm uns der Wattführer mit und verriet uns unter anderem, wer die kleinen, spiralförmigen Häufchen auf dem Wattboden produziert. Das ist nämlich der Wattwurm. Mit einem Angelkescher wurden zahlreiche Krabben gefischt und man durfte sie auch in die Hand nehmen. Seesterne und Herzmuscheln, die sich wieder in den Sand eingruben, faszinierten uns.
Eine Wattwanderung ist eine Reise in eine faszinierende Welt voller Tiere, die sich an das Wattenmeer angepasst haben.
Am Abend saßen wir nach dem Essen noch lange zusammen und waren ein wenig traurig, dass die gemeinsamen Tage schon wieder vorbei waren. Wir versprachen uns, wieder einmal zusammen zu verreisen.
Abschied
Nach einem letzten Frühstück im Hotel Neuwarft hieß es Abschied nehmen.
Grossartig an dieser Reise ist, dass es bei jeder Mittagspause, die wir machen, ein Café mit selbstgebackenem Kuchen gibt
Grossartig an dieser Reise ist, dass sie so nachhaltig ist und ohne Bus oder PKW auskommt
Grossartig an dieser Reise sind die Fischbrötchen, die eben hier besser schmecken als im Binnenland
Grossartig an dieser Wanderreise für Singles (Alleinreisende) ist die familiäre Stimmung in der Gruppe, die schon nach 24 Stunden existiert.
Grossartig an dieser Reise ist, dass es überall auf den Inseln kostenlos saubere Toiletten gibt