Reisebericht: Radreise Deutschland – Nordsee und Ostsee per Rad

06.06. – 13.06.2011, 8 Tage Rundreise mit Radtouren entlang der schönsten Radwege in Schleswig–Holstein nach Wittensee – Schleswig – Rendsburg – Nord–Ostsee–Kanal – Eckernförde – Husum (185 Radkilometer)


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Am 6. Juni 2011 traten 18 Radliebhaber Ihre Reise nach Schleswig-Holstein an. In sechs Radtagen wollten wir die unterschiedlichen Landschaften von Norddeutschland kennen lernen ...
Ein Reisebericht von
Lisa Frank

Reisebericht

Am 6. Juni 2011 traten 18 Radliebhaber Ihre Reise nach Schleswig-Holstein an. In sechs Radtagen wollten wir die unterschiedlichen Landschaften von Norddeutschland kennen lernen. Als wir am frühen Abend in Groß Wittensee ankamen, empfing uns die Juniorchefin des Hotels persönlich und wünschte uns, nachdem wir alle unsere Schlüssel erhalten hatten, einen schönen Aufenthalt. Diesen begann dann jeder nach Belieben.
Bei unserem ersten Abendessen lernten wir dann auch die Seniorchefin kennen, die uns von nun an jeden Abend die alles entscheidende Frage stellen würde: morgen Abend Fisch oder Fleisch. Wer es bis dato noch nicht realisiert hatte, wusste spätestens jetzt: Wir waren also im Norden angekommen! Denn hier gab es überall Fisch.
 
 


Am nächsten Tag starteten wir unsere erste Tour, um den Wikinger-Friesen-Radweg erkunden. Dieser 180-Kilometer lange Radweg führt rechts und links der Schlei von Kappeln über Schleswig weiter bis nach St. Peter Ording. Wir starteten unsere Tour erst einmal zu Wasser. Mit dem Schiff „Wappen von Schleswig“ fuhren wir von Schleswig nach Arnis. Auch wenn es zuerst ziemlich grau aussah, ließen wir uns die Laune nicht verderben und freuten uns auf unsere Radtour. Von Arnis aus ging es dann per Drahtesel zurück nach Schleswig. Immer entlang des längsten Ostseefjords radelten wir auf wunderbar ausgebauten Radwegen erst bis zur Praxis des Landarztes. Leider war heute keine Sprechstunde, der Arzt war auswärts tätig, soviel wussten wir. Denn die Filmcrew hatten wir schon auf der Schifffahrt am anderen Schleiufer beobachten können.
 
 
Weiter ging es dann zum Café Krog. Dort gönnten wir uns eine Pause: Tortenstücke mit so bunten Namen wie Schönwetter- oder Trümmertorte verführten uns zum Schlemmen und Genießen. Weiter ging es nach Holm, den wohl schönsten Stadtteil von Schleswig. Hier, wo die Häuser so klein und bunt sind, dass sie etwas an Holland erinnern, kam dann endlich auch Klärchen mal hinter den Wolken hervorgelugt. Weiter ging es immer entlang der Wikinger-Friesen-Route bis zur ehemaligen Hauptstadt des gefährlichen Seefahrervolkes, Haitabu. Nach unserer ersten erlebnisreichen Radtour schmeckte dann auch der frische Fisch und niemand meldete sich am Abend, als es hieß: Will jemand morgen Abend keinen Fisch?
 
 


Bei unserer 2. Radtour wollten wir die Radwege an der Ostsee kennenlernen. Wir fuhren bis Kappeln. Bevor wir uns auf die Räder schwangen, stand noch ein Stadtrundgang auf dem Programm. Dieser wurde allerdings schnell unwichtig, denn im Hafen fanden Dreharbeiten statt, die wir erstmal mit aller Neugierde beobachteten. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Immerhin sollen Filme im „normalen Leben“ spielen. Und dazu braucht man Statisten. Und wir kamen dem Drehteam dazu wohl gerade recht. Irgendeinen Montagabend im Jahr 2012 müssen wir dann also alle fernsehen, wenn „Nägel mit Köpfen“ läuft. Also für alle Nicht-Mitreisende: die mit den Radlerhosen da am Hafen, dass sind wir.
 
Nach so viel Aufregung waren wir froh, als wir uns auf die Sättel schwingen konnten. Entlang von Nebenstraßen ging es nach Maasholm. Ab hier sollten wir dann auch die gesamte Strecke an der Ostseeküste fahren. Zuvor gönnten wir uns frische Fischbrötchen direkt am Hafen von Maasholm. Bei rauer Seeluft und mit ein paar Radkilometern in den Beinen schmeckt so ein Fischbrötchen gleich noch mal um Einiges delikater als sonst.
Nach dieser Stärkung radelten wir dann nach Norden zur Geltinger Birk. Unterwegs hüpften drei Unerschrockene auch ins Wasser, obwohl nicht wirklich warm und erst recht nicht sonnig war. Mutig, mutig!
Am Nachmittag besichtigten wir das Schloss Glücksburg. Wie als hätte Petrus nur darauf gewartet, dass wir unsere Radl-Kilometer geschafft hatten, begann es wie aus Gießkannen zu schütten, als wir die Mühle Charlotte verließen. Aber im Schloss interessierte uns das nicht, und so erfuhren wir trockenen Fußes viel Interessantes über die Geschichte von Schleswig, Holstein und Dänemark und deren Königsfamilien.
 
 


Am Donnerstag machten wir uns dann zur Nordsee auf. Dort trafen wir Horst, ein Nordisches Urgestein, der uns mit einem Lächeln trotz Gegenwind fast weg fuhr (erst später bemerkten wir, dass es ein Pedelec Bike fährt). In den Pausen erklärte er uns mit Engelsgeduld sooft wir wollten, wie Deichbau und Landgewinnung im Norden funktioniert, hatte allerdings immer auch einen frechen Spruch mit  auf den Lippen. Naja, wir wollten ja alles genau wissen, immerhin „drohte“ er uns eine Leistungskontrolle am Abend an, die würden wir unbedingt bestehen müssen. Über den Deich ging es immer entgegen dem Wind, dann aber legten wir unsere Route über Nordstrand so, dass wir es nicht allzu schwer hatten, zur Fähre zu kommen. Pünktlich um Elf kamen wir in Norderhafen an, stellten unsere Räder ab und bestiegen das Schiff „Adler V“. An Bord ließen wir uns die Sonne auf die Nasen scheinen und die Seele baumeln, schauten dem Nationalpark-Ranger beim Seetierfang über die Schulter und konnten selbst auch mal anfassen, kosteten leckere Nordseekrabben und beobachteten die faulen Seehunde auf den Sandbänken rechts und links unserer Fahrroute.
 
Am Nachmittag wollten wir dann noch das Wattenmeer erkunden. Auf einer einstündigen Wanderung zeigte uns Horst nicht nur Wattwürmer und anderes Getier, sondern erklärte auch die Gefahren und Besonderheiten des Wattenmeeres. Abschließend unternahmen wir noch einen kurzen Bummel durch Husum, der Nordseestadt die erst durch eine Katastrophe zur Hafenstadt wurde und heute viele Besucher mit Ihrem nordischen Charme verzaubert.
 
 


Unsere vierte Radtour stand ganz unter dem Thema „Spezialitäten des Nordens“. Zuerst ging es zur Räucherkate in Osdorf. Herr Logaida erklärte uns, wie der leckere Norddeutsche Schinken seinen unvergleichlichen Geschmack bekommt und ließ uns einige Spezialitäten auch kosten. Weiter radelten wir nach Holtsee, um hier den geschmackvollen Tilsiter zu verkosten. Frau Timmermann präsentierte uns fünf verschiedene Käsesorten und gab interessante Information zur Käseherstellung und Aufbewahrung. Mit Tilsiter „vollgefuttert“ schwangen wir uns wieder auf die Räder und fuhren über die Eider bis zum Nord-Ostsee-Kanal. So bekamen wir schon mal eine kleine Kostprobe von dem, was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Wir überquerten die am meisten befahrene Wasserstraße der Welt und radelten entlang von Feldern und Wiesen, bis wir schließlich zur Kaffeezeit am Himbeerhof in Steinwehr einkehrten, und uns frische Erdbeertorte, leckeren Erdbeer-Sahne-Quark und duftenden Kaffee schmecken ließen.
 
Später radelten wir dann zurück zum Kanal und weiter in Richtung Wittensee. Dort legten wir dann endlich auch mal wieder eine Badepause sein. Immerhin hatte es Petrus an diesem Tag mal gut mit uns gemeint und so machten Schwimmen und Sonnetanken richtig Spaß. Eine norddeutsche Spezialität fehlte uns aber noch. Also hielten wir auf dem Rückweg zum Hotel noch bei der Fischer Benin, wo uns der Seniorchef von seinem Handwerk erzählte, zwei Kostproben von frischem Fisch präsentierte und uns am Ende bei Akkordeonmusik auch noch zum Singen verleitete. Ein Tag voller leckerer Spezialitäten ging zu Ende, als wir am Abend dann wieder einmal nordische Besonderheiten wie St. Petersburger Fisch und Nordseekrabben genießen konnten. Fisch macht schlank - viel Fisch macht dann wohl noch schlanker. Das zumindest wollten wir denken, solange wir auf dieser Reise sein sollten.
 
 


Die 5. Radtour ging dann zum Nord-Ostsee-Kanal. Zuerst radelten wir nach Rendsburg. Schade, dass es so kalt war, wir hätten gern unser Mittag auf der Sonnenterrasse des Schiffsbegrüßungspunktes am Nord-Ostsee-Kanal genossen. Naja, genossen haben wir, nur eben im Restaurant drin, denn da war es warm. Später meinte es Petrus dann auch wieder besser mit uns. Die Sonne lugte ab und zu hervor und es wurde warm genug, dass wir bei gutem Tempo schnell ins Schwitzen gerieten. Den Nachmittag beendeten wir in dem gemütlichen Café „Alte Scheune“, das uns mit allerlei leckeren Torten und Kuchen und einen unvergleichlichen Blick auf den Nord-Ostsee-Kanal verwöhnte.
 
 
 


Am Pfingstsonntag war es nun schon wieder soweit: unsere letzte Radtour stand bevor. Wir fuhren nach Plön und weiter entlang des Westufers des Großen Plöner Sees bis nach Dersau. Vor dort aus setzten wir die Umrundung per Rad fort. Wir versuchten, immer so nach wie möglich am Seeufer zu bleiben, um den angekündigten „Bergen“ der Holsteinischen Schweiz aus zu weichen. Zum Glück klappte das auch die meiste Strecke und so hatten wir nur mit ein paar wenigen Hügelchen zu kämpfen. Das war dann auch OK, denn immerhin war Thema der heutigen Radtour „Die Holsteinische Schweiz“, und in jeder Schweiz gehören auch ein paar Berge mit dazu. Nach knapp 20 Kilometern ließen wir uns dann das Mittagsessen in einem kleinen Restaurant direkt am Ufer des Großen Plöner Sees gut schmecken. Einige vertraten sich noch die Beine am Strand, wenige Mutige hüpften (zumindest mit den Beinen) kurz ins Wasser. Gut gestärkt machten wir uns auf zur letzten Etappe. Bis nach Plön ging es immer entlang des Sees auf gut ausgebauten Radwegen.
 
Nachdem wir unsere Räder ein letztes Mal verladen hatten, stand nun noch eine Überraschung an: eine Kanutour um Plön. In 4 Booten mit je 5 Personen stachen wir in See und umrundeten das Schloss, die Altstadt und die Umgebung des ehemaligen Herzog-Sitzes. Bei wunderschönem Sonnenschein-Wetter genossen wir so den krönenden Abschluss unserer Reise. Sechs aufregende Radtage lagen hinter uns, auf denen wir viel gesehen und erlebt hatten. In dem Land zwischen zwei Meeren hatten wir auf dem Wasser, unter Wasser, im Wasser und zwischen den Wassern viel Schönes erlebt, und sicher wird es den einen oder anderen auch ein weiteres Mal in den wunderschönen Norden Deutschlands ziehen.

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