Reisebericht: Single–Wanderreise auf dem Darß – Erlebnis Ostsee

19.09. – 25.09.2016, 7 Tage Wandern an der Ostsee: Dierhagen – Ahrenshoop – Wieck mit Wellnesshotel für Alleinreisende (53 Wanderkilometer)


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Hagebutten, Sanddorn, Sonnenblumen und Astern. Wir genossen den sommerlichen Herbst an der Ostsee bei strahlendem Wetter!
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

Tag 1: Anreise


Von verschiedenen Orten aus Thüringen und Sachsen wurden die Gäste mit Transfers zum Bus gebracht. Kurz vor Fehrbellin steckten wir dann alle im Stau. In Fehrbellin stieg dann auch noch unsere Berlinerin und die Reiseleiterin zu - auch uns war der Stau nicht erspart geblieben. Im Rhinluch versammeln sich alljährlich im Herbst die Kraniche aber es war immer noch Sommerwetter und die Kraniche wollten sich nicht zeigen, was die Reiseleiterin zunächst ein bisschen in Bedrängnis brachte. Große Erleichterung als schließlich dann doch noch ein paar Vögel am Autobahnrand auftauchten. Vor Autos haben Kraniche keine Angst. Sie betrachten sie wohl als eine Art große, dumme, brummende Käfer - völlig harmlos jedenfalls. Taucht der Mensch aber ohne Auto auf, bricht Panik aus. Nicht ohne Grund: Kaiser Wilhelm I. ließ gegen Ende des 19. Jh. zur großen Kranichjagd aufmarschieren, was die Kraniche in Norddeutschland fast dazu gebracht hätte, auszusterben. Kraniche fressen im Herbst nun mal Mais, und das freut die Bauern weniger. Heute ist die Kranichjagd in ganz Europa verboten und die Bauern verdienen nun sogar an den Kranichen, denn ein Teil des Maises, der in Brandenburg angebaut wird, wird den Bauern abgekauft und als Kranichfutter ausgelegt.
Auch in Rostock wurden wir noch etwas aufgehalten und nach unserer späten Ankunft in Dierhagen zogen wir sofort los und nutzten die noch verbleibende Zeit für einen ersten sonnigen Spaziergang nach Dierhagen-Strand. Der dortige Eisstand hatte nun Kundschaft. Am Sandstrand entlang wanderten wir in der Abendsonne zurück zum Hotel und bewunderten am Hotelstrand noch den Sonnenuntergang.

Tag 2: Führung & Wanderung durch das Ribnitzer Moor


Der erste Wandertag führte uns zunächst ins Ribnitzer Moor. Dort besichtigten wir das Moormuseum und lauschten dann der sehr guten Führung von Herrn Tessendorf, der uns erklärte welche Bäume am Wegesrand wuchsen und schließlich mit uns ins Moor hineinwanderte. Dort konnten wir Sonnentau aber auch Sumpfporst und Torfmoos sehen. Das über 200 ha große Ribnitzer Moor besteht aus einem Hoch- und einem Niedermoor. Der Torfabbau, der hier über 200 Jahre lang betrieben wurde, hatte die Natur nachhaltig geschädigt und in den letzten Jahren wurden Maßnahmen zur Renaturierung des Moores ergriffen, die nun erste Wirkungen zeigen. Wer nicht mehr zum Hotel zurückwandern wollte, konnte die Tour verkürzen und mit unserem netten Busfahrer Gerald und Herrn Tessendorf zum Moormuseum zurückwandern und per Bus ins Hotel zurückfahren. Die wanderfreudige Mehrheit begleitete mich noch zu den Torfstichen, die heute tiefe Seen voller interessanter Pflanzen sind und wanderte dann mit mir am Strand entlang zum Hotel zurück. Natürlich nicht ohne vorher noch eine Pause am Eisstand von Dierhagen-Strand einzulegen, denn das Wetter war eher sommerlich als herbstlich, und da passte Eis doch sehr gut auf unseren Speiseplan.

Tag 3: Wanderung zum Darßer Ort, Besuch des Museums mit Leuchtturm


Nach einer Fahrt durch das Fischland und den Darss wanderten wir von Prerow durch den Darßwald zum Leuchtturm am Darßer Ort. Wir bestiegen den Leuchtturm und genossen die herrliche Aussicht über das Meer und den Nationalpark. Nach einer gemütlichen Mittagspause im Restaurant-Cafe folgte ein Besuch des sehr gut gestalteten Museums zur Geologie und zu den lebendigen und ausgestorbenen Wesen der Region. Die nicht ausgestorbenen Wesen gab es zum einen in ausgestopfter Form, aber die Fische der Ostsee konnte man auch quietschlebendig im Aquarium bewundern. Wir bummelten am Strand entlang, suchten nach Hühnergöttern (Lochsteinen), fanden aber keine. Wir müssen uns also noch ein bisschen gedulden mit der Erfüllung unserer Wünsche, denn findet man einen Hühnergott, muss man die Augen schließen, ein kleines Tänzchen aufführen und sich etwas wünschen. Dieser Wunsch soll dann in Erfüllung gehen. So zumindest der Volksglaube. Mein letzter Hühnergottwunsch lässt allerdings schon 2 Jahre lang auf sich warten. Und so war niemand richtig traurig, dass wir keine Hühnergötter fanden. Man kann übrigens auch Hühnergötter kaufen: wenn die Natur nicht will, dann hilft die Bohrmaschine, und die Geschäftsleute samt Kunden sind zufrieden... Auf unserer Tour durch den Nationalpark sahen wir Hirsche, deren Brunft in vollem Gange war. Tagsüber fraßen die Hirsche, aber nachts röhrten sie. Dann wanderten wir am Nordstrand entlang nach Prerow zurück. Die Natur hatte uns einen Streich gespielt und größere Mengen von Algen angespült, so dass man vom herrlichen weißen Sandstrand in Prerow nicht mehr allzu viel sah. Hoffentlich putzen die den Strand bald wieder, man kann so ja gar nicht Urlaub machen in Prerow, stellten wir fest. Aber Prerow ist ansonsten ein ansprechender Ort. Und auch dort konnten wir wieder ein leckeres Eis finden.

Tag 4: Segeltörn im Zeesboot, fakultativer Besuch des Kunstmuseums Ahrenshoop und nächtlicher Lampionspaziergang

Die Wettervorhersage war gut und wir zogen zu Fuß los zum Hafen von Dierhagen. Dort erwarteten uns unsere beiden Seebären. Gerald, unser Busfahrer, hatte nun also männliche Verstärkung, denn wir waren ja eine reine Frauengruppe. Blauer Himmel und ne leichte Briese waren genau das, was wir brauchten. Und in Begleitung der beiden erfahrenen Skipper glitten wir in den alten Zeesbooten über den strahlenden Bodden und hatten mächtig viel Spaß. Danach aßen wir Fischbrötchen und wanderten mit Gerald zusammen zum Hotel zurück. Den freien Nachmittag verbrachten einige Gäste am Strand, aber die meisten begleiteten mich nach Ahrenshoop ins Kunstmuseum. Ein Film informierte uns über die Künstlerkolonie und nachdem wir durch die Ausstellungen einen lebendigen Eindruck über das Leben der Künstler in Ahrenshoop bekommen hatten, bummelten wir bei herrlichem Wetter durch den malerischen Ort zur bunten Stube. Dort zog es v.a. meine beiden Wiederholungstäter hin, denn zwei meiner Damen waren im letzten Jahr schon mit auf einer meiner Darß-Reisen und hatten diese Reisen so gut in Erinnerung, dass sie die gleiche Tour im Jahr darauf gleich nochmals buchten. Als ich das bemerkt hatte dachte ich bei mir: oh je, hoffentlich sind die beiden nun nicht enttäuscht, denn sie kannten ja schon sehr viel. Das Gegenteil war allerdings der Fall: es war wieder genauso toll wie im letzten Jahr, vielleicht kommen wir ja im nächten Jahr sogar wieder, war ihr Kommentar am Ende der Reise. Die beiden wussten schon recht gut was sie erwartete und ein Besuch in der bunten Stube stand ganz oben auf ihrer Wunschliste. „Ich habe da letztes Jahr etwas Geschirr gekauft und davon wollte ich noch mehr...". Dieser Wunsch ließ sich recht einfach realisieren.
Ein wanderfreier Tag - mit Margret geht das einfach nicht, stellten meine Gäste bald fest. Heute aßen wir um 18 Uhr schon und wanderten danach in der Dämmerung kurz nach dem Sonnenuntergang am Strand entlang nach Dierhagen-Strand und genossen im Strandcafe einen Drink. 16 Damen und eine Reiseleiterin - da hatte es unser Busfahrer Gerald nicht einfach! Er schlug sich wacker mit seinem Harem und hatte seine Freude an der weiblichen Begleitung, die charmant und sehr witzig war. Und je mehr bunte Cocktails auftauchten um so lebendiger wurden meine Damen. Der Rückweg erfolgte im Kerzenschein mit meinen Lampions. Wir nahmen aber zur Sicherheit die Straße hinter dem Strand, denn auf nächtliche Badeeinlagen wollte ich dann doch lieber verzichten. Die Romantiker unter uns begleiteten mich noch an den Hotelstrand. Das Hotel betreibt dort einen Kiosk auf einer Holzdielenplattform. Dorthin legten wir uns auf den Boden und schauten den Sternen zu. Kein Licht stört dieses Vergnügen, man konnte die Milchstraße als Sternennebel sehr gut sehen, der große Wagen, der Delphin und andere Sternbilder erstrahlten und wir lagen am Boden und schwiegen. Die Hirsche röhrten so laut, dass sie fast die Brandung der Wellen übertönten. Ein einmaliges Erlebnis. Abschluß eines herrlichen Tages.

Tag 5: Rundwanderung Wustrow – Ahrenshoop

Morgens fuhr Gerald uns nach Wustrow. Wir machten einen Abstecher auf die Seebrücke und wanderten dann der Steilküste folgend in Richtung Ahrenshoop los. Hagebutten und Sandornbeeren säumten unseren Weg. Vor wenigen Monaten war wieder ein größeres Stück der Steilküste abgebrochen, und die Metalltreppe, die normalerweise einen Blick auf die Steilküste ermöglicht, lag auf dem Feld hinter der Küste. Der Hang war in diesem Sommer derart in Bewegung, dass darauf verzichtet wurde sie nochmals neu zu verankern. Dann bestiegen wir den höchsten Berg des Fischlandes, den 17,9 m hohen Bakelberg. Ein Pferdefuhrwerk kroch über die abgeernteten Felder. Als wir Ahrenshoop erreichten hatte sich das Wetter eingetrübt. Ein kurzer Blick über die Küste genügte uns und wir wanderten weiter zum Dornenhaus. Nun begann es zu regnen. Die Galerie, in der die Plastiken recht malerisch im Garten plaziert sind, bot uns Schutz vor dem kurzen Regenschauer, der aber schnell vorüberging. Es war die einzige feuchte Szenerie in der ganzen Woche. Schon eine Stunde später schien die Sonne wieder. Wir wanderten weiter zum Hafen von Althagen und machten dort eine ausgedehnte Mittagspause, teils im Restaurant, teils mit Fischbrötchen vom Fischstand auf den Holzbänken am romantischen Boddenhafen. Zufriedene Gesichter und viel Gelächter, wo auch immer wir auftauchten. Unsere Genußwanderer wanderten zurück zum Kunstmuseum und ließen sich von Gerald ins Hotel fahren, wo sie das Wellness-Programm, die Sauna, das Hallenbad und den Strand genossen. Die begeisterten Wanderer zogen aber weiter. Vorüber an herrlich blühenden, herbstlichen Gärten voller Astern, Kürbissen und Sonnenblumen wanderten wir aus Ahrenshoop hinaus und machten eine Pause im Gras mit Boddenblick bei nun schon wieder strahlendem Wetter.
Am Hafen von Wustrow endete unsere Wanderung und wir besichtigten bevor wir von Gerald heimgefahren wurden, noch die neogotische Kirche. Das Wetter war hervorragend und wir genossen die Aussicht vom Kirchturm von Wustrow über das Dorf, die Ostseeküste und den Bodden. Auch an diesem Abend ließen wir es uns nicht nehmen, uns nach dem Abendessen am Strand zu treffen und den malerischen Sonnenuntergang anzusehen, obwohl es abends doch recht kühl war.

Tag 6: Wanderung Wieck – Born – Weststrand Ahrenshoop


Das Wetter war, wie fast immer auf dieser Reise, hervorragend: sonnig und nicht zu heiß zum Wandern. Wir starteten nun in Wieck. „Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete", war an der Klotür zu lesen, was manchen Lacher nach sich zog. Dank dieser Investition zogen wir gut gelaunt und ohne dringlichere Probleme los. Der kleine Markt in Wieck hatte es meinen Damen angetan. Unser Abmarsch verzögerte sich erheblich, was aber kein Problem war, denn wir waren eine flotte Gruppe, und die Damen genossen die Wanderung von Wieck am Bodden entlang nach Born. Dort begeisterten uns die alten Holztüren, die Katen und Kapitänshäuser, und v.a. die Fischgerichte am Hafen von Born. Gerald tauchte pünktlich zur Mittagspause wieder auf: er konnte seine Damen doch nicht alleine lassen! Und er stand auch wieder zu unserer Verfügung, denn unsere drei Genußwanderer hatten keine Lust mehr am Nachmittag die Wanderung fortzusetzen und Gerald brachte sie ins Hotel.
Gestärkt zogen meine flotten Damen mit mir nach der Mittagspause los und durchwanderten den Darßwald, zogen am Grab des Försters von Raesfeld vorbei und erreichten schließlich den Darßer Weststrand. Nach einer herrlichen Pause am Meer folgte der schwierigste Teil der Wanderung: wir liefen am Strand entlang weiter bis nach Ahrenshoop. Das hört sich einfacher an als es war, denn der schmale Weststrand mit seinen bizarren Baumleichen fällt steiler ab. Einige Gäste liefen mit hochgekrempelten Hosen barfuß durchs Wasser. Dort wurde der Strand flacher und es ging sich leichter. Dann tauchten wie eine Fata Morgana urplötzlich Baufahrzeuge am Strand auf. „Achtung Strandspülung. Lebensgefahr" wurde uns angedroht, falls wir die Strandbaustelle betreten würden. Es war etwas mühevoll diese Baustelle im tiefen Sand oben auf den Dünen zu umgehen, aber wir schafften es erstaunlich schnell, so dass wir 30 Minuten vor der geplanten Zeit am nördlichen Strandende von Ahrenshoop ankamen.
Die Sonne schien, und das reizte meine Damen. Die meisten hatten keine Badekleidung dabei. Macht nix. Wir tragen ja schließlich Unterwäsche und sind ja unter uns. Und die paar Meter bis nach Hause können wir auch auf die Unterwäsche verzichten am letzten Tag.... Reine Damengruppen entwickeln ihre eigene Dynamik. Nun folgte eine amüsante Badeeinlage in Dessous... Als Gerald telefonierte, weil wir so gar nicht pünktlich sein wollten und ich ihm vom Bad in der Unterwäsche erzählte, meinte der nur „und da wolltet ihr mich wohl nicht mit dabei haben....?". Er hatte sich wacker geschlagen mit uns Damen, und als ich am Abend meine Abschiedsgedichte (danke der Wiederholungstäter gab's nun 2 verschiedene Gedichte) vorgetragen hatte, wurden wir beide mit einem netten Umschlag verwöhnt.

Tag 7: Heimreise

Nach dem Abschied von unseren Autofahrern fuhren wir per Bus südwärts. Auch dieses Mal blieben wir von Staus nicht verschont und erreichten Fehrbellin leicht verspätet, wo wir Würstchen aßen und die Berlinerin und auch die Reiseleiterin schließlich den Bus verließen, um mit Transfers weiter nach Hause befördert zu werden. Gerald erledigte alle weiteren Transferplanungen alleine und alle Gäste erreichten wieder gegen Abend ihr zu Hause. Eine nette Reise ging nun zu Ende, und ich freue mich schon darauf, dass ich hoffentlich einige von Euch im nächsten Jahr auf einer meiner Touren wieder begegnen werde. Wiederholungstäter erfreuen die Reiseleiter immer!
Einen lieben Gruß an alle, die zum Erfolg dieser Tour mit beigetragen haben, insbesondere an unseren Busfahrer Gerald!
Margret van Blokland

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