Reisebericht: Silvester in Rostock – Turmleuchten in Warnemünde

Es ist ein Wintertag mit viel Sonnenschein, als wir am Morgen in Dresden abfahren.
Zur Mittagszeit machen wir Halt in Potsdam. Der Bassinplatz ist der größte Platz in der Stadt und war zu Zeiten des "Soldatenkönigs" ein Wasserbassin mit einem Lustpavillon, der nur mit Boot zu erreichen war. Heute finden wir dort die katholische Kirche St. Peter und Paul und einen sowjetischen Ehrenfriedhof. Unser Spaziergang führt uns in das nahegelegene Holländische Viertel, ein in sich geschlossenes Stadtviertel aus dem 18. Jahrhundert. Die vier Karrees bestehen aus insgesamt 134 roten Gebäuden in Backsteinarchitektur. Sie wurden erbaut auf sumpfigem Boden zwischen 1732 und 1742 von holländischen Baumeistern und Handwerkern, die eigens dafür angeworben wurden und die möblierten Häuser als Geschenk erhielten.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Intercity-Hotel in Rostock.

Unser heutiges Programm steht ganz im Zeichen der ehemaligen Hansestadt.
Bei der Fahrt mit der Historischen Straßenbahn, die vorbei am Kröpeliner Tor und der Kunsthalle aus DDR-Zeiten bis nach Reutershagen und zum Neuen Friedhof führt, erfahren wir viel über die Geschichte der Ostseemetropole mit der ältesten Universität Nordeuropas. Im Zentrum am Neuen Markt mit seinen prächtigen Giebelhäusern angekommen bestaunen wir den Stilmix des Rathauses aus Gotik und Barock. Gegenüber erhebt sich die wuchtige Marienkirche in typischer Backsteingotik. Durch die Fußgängerzone kommen wir zum Universitätsplatz mit seinem herrlichen Neorenaissance-Gebäude. Doch unsere ganze Aufmerksamkeit gilt zunächst den Skulpturen, vor allem dem "Brunnen der Lebensfreude" - ein Wasserspiel mit 16 Figurengruppen, im Volksmund auch "Pornobrunnen" genannt - sowie der Statue von Marschall Blücher, dem berühmtesten Sohn der Stadt. An den wenigen verbliebenen Weihnachtsmarktständen stärken wir uns.
Am Nachmittag treffen wir an der Petrikirche auf den Rostocker Nachtwächter, der einst für die Einhaltung nächtlicher Ruhe und Ordnung zuständig war, und bummeln mit ihm durch die östliche Altstadt, dem ältesten Teil der Stadt. Er erzählt uns, dass die Nikolaikirche die einzige Kirche in Deutschland ist, in der Gottesdienste abgehalten werden und in deren Turm sich gleichzeitig Wohnungen befinden, bevor er uns zum Bus "heimleuchtet".
Und am Abend erwartet uns dann im Ratskeller-Gewölbe unter dem Rathaus das Silvesterarrangement mit Gala-Buffet, Tanzmusik und Feuerwerk.

Nach spätem Frühstück geht es nach Kühlungsborn, dem größten Ostseebad in Mecklenburg mit der längsten Strandpromenade Deutschlands.
Bei sonnigem Wetter werden wir Zeuge des alljährlichen Neujahrs-"Anbaden" - das kurze Spektakel mit immerhin 400 wagemutigen Teilnehmern in historischen Badeanzügen lockt viele Zuschauer an die Seebrücke. In der Nähe findet vorher bei einigen unserer Gruppe das kleine Museum neben dem alten DDR-Grenzturm durchaus Beachtung.
Am Bahnhof Kühlungsborn Ost steigen wir in den "Molli" ein. Das dampfende Nostalgie-Urlaubsbähnchen auf 900-Millimeter-Schmalspurgleisen, die 1886 verlegt wurden, mit seiner 450 PS starken Lokomotive erfreut sich bei Touristen großer Beliebtheit.
Es bringt uns gemächlich nach Bad Doberan, einstmals Sommerresidenz der mecklenburgischen Fürsten, deren prächtige Bauwerke wie das Großherzogliche Palais auf dem "Kamp", einer ehemaligen Kuhweide, wir mit dem Bus umfahren.
Im Münster bestaunen wir die außergewöhnliche, weitgehend mittelalterliche Innenausstattung, insbesondere die Flügel-Altäre und das monumentale Triumphkreuz. Die dreischiffige Basilika ist die ehemalige Kirche eines großen Zisterzienserklosters, das im 16. Jahrhundert aufgelöst wurde.
In Warnemünde erwartet uns schließlich der Höhepunkt des Tages, das "Turmleuchten" - eine tolle halbstündige Laser-, Feuerwerks- und Musikshow und angeblich Europas größtes Neujahrsevent. 45000 Menschen sind es wieder in diesem Jahr, die die wechselnden Farben des 34 Meter hohen Leuchtturms und den Sternenregen am Himmel genießen.

Mit einem gut einstündigen Abstecher nach dem Frühstück zu Karls Erlebnisdorf in Rövershagen beginnt unsere Rückreise. Dort dreht sich (fast) alles um die Erdbeere - ein Freizeit- und Einkaufstempel der ganz besonderen Art.
Als wir am Abend in Dresden ankommen, geht eine schöne und empfehlenswerte Silvesterreise zu Ende.