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Flusskreuzfahrt von Saarbrücken bis nach Bremen

Reisebericht: 09.09. – 20.09.2025

Auf dieser unvergesslichen Reise begeben wir uns von der historischen Stadt Saarbrücken an der Saar auf eine malerische Flusskreuzfahrt nach Bremen.

Sabine Letzybyll

Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll


Dienstag,09.09.2025 Fahrt nach Saarbrücken

Unsere Reise beginnt gemütlich um acht Uhr morgens in Kesselsdorf. Nach nur zwei Zustiegen ist unsere Gruppe komplett und die Fahrt beginnt. Ohne großen Stau und mit einigen Pausen zum Füße vertreten, erreichen wir das Mercure Hotel in Saarbrücken gegen 18 Uhr. Es ist Zeit für einen kleinen Spaziergang oder sich kurz auszuruhen. Eine Stunde später werden wir im Hotelrestaurant zum Abendessen erwartet. Das Personal ist auffallend freundlich und das Essen ausgezeichnet. Als Vorspeise wird uns ein Lisdorfer Kräuterrahmsüppchen kredenzt, der Hauptgang ist üppig - es gibt Saarländischen Heubraten (bei niederer Temperatur 24 Stunden gegart) buntes Gemüse und hausgemachte Spätzle - einfach köstlich. Der Nachtisch ist ein kleiner Kuchen mit Kirschen und Vanilleeis, genannt Kerscheplotzer. Niemand steht hungrig vom Tisch auf.

Mittwoch, 10.09.2025 Stadtbesichtigung Saarbrücken und Einschiffung auf die MS Thurgau Saxonia

Wir haben genügend Zeit, das üppige Frühstücksbüffet zu genießen und unsere Kofferanhänger für die Flusskreuzfahrt anzubringen, bevor wir gegen elf Uhr mit der Stadtrundfahrt beginnen.
Saarbrücken liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankreich und so kommt es , dass wir die kürzeste Frankreichreise des Jahres unternehmen - einmal um den Kreisverkehr herum, wir verlassen Deutschland und reisen gleich wieder ein. Was für ein Vergnügen.
An der Kirche St. Arnual legen wir unseren ersten Stopp ein. Der Name der Kirche soll auf eine Klostergründung an dieser Stelle zurückgehen, die von Bischof Arnual von Metz veranlasst wurde. Der Bau der Kirche stammt im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert. Das Besondere in der Kirche die Grabmäler der Grafen und Fürsten von Nassau-Saarbrücken. Diese, so wie Graf Philipp III. (1542-1602), dessen Grabmal wir besichtigen, waren ein bedeutender Zweig des Hauses Nassau (ein bedeutendes europäisches Adelsgeschlecht, dessen Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen und dessen Name auch heute noch getragen wird). Als Graf von Saarbrücken und Saarwerden herrschte Philipp III. über die Region und trug maßgeblich zur Reformation in seinen Gebieten bei. Die Stiftskirche St. Arnual diente der Familie über Jahrhunderte als Grabstätte und zeugt heute noch von ihrer Geschichte. Graf Philipp III. war insgesamt dreimal verheiratet. Gräfin Anna Maria von Hessen-Kassel, die auch auf der Gedenktafel abgebildet ist, war seine erste Frau. Sie starb jedoch kinderlos, und die Linie wurde durch seine späteren Ehen fortgesetzt.
Das älteste und künstlerisch bedeutsamste Grabmal in der Stiftskirche ist die Tumba für Elisabeth von Lothringen († 1456), die Großmutter des Grafen Philipp III. Elisabeth von Lothringen gilt als eine der ersten namentlich bekannten Literaturübersetzerinnen. Sie übersetzte französische Heldenepen in deutsche Prosa und schuf damit die Grundlage für den Prosaroman in Deutschland. Ihre Tumba (Freistehendes, oft erhöhtes Grabmal, das die Form eines Sarkophags hat) zeigt sie in einem feinen, spätgotischen Gewand mit einem Hund zu ihren Füßen, der als Symbol für Treue steht. Das Kunstwerk zeugt vom kulturellen Einfluss ihrer Familie. Ihre Rolle als Autorin und Förderin der Kunst zeigt, wie hochgebildete Frauen im Mittelalter ihre Position nutzten, um die Kultur ihrer Zeit zu prägen.
Wir fahren nun zum Schlossberg, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Anschließend stellt uns Gabi, unsere Stadtführerin das „Unsichtbare Denkmal“ vor. Es ist kein herkömmliches Denkmal, das man sehen kann, sondern besteht aus 2.146 individuell gestalteten Pflastersteinen, die die Namen jüdischer Friedhöfe in Deutschland tragen. Die Steine wurden bei den Sanierungsarbeiten am Schlossplatz in den 1990er Jahren in den Boden eingelassen und von oben mit Platten abgedeckt. So entstand ein Denkmal, das zwar existiert, aber nicht sichtbar ist. Die Idee dahinter ist, die Erinnerung an die Opfer nicht öffentlich zur Schau zu stellen, sondern in den Alltag der Menschen zu integrieren.
Wir tauchen nun ein in die sogenannten Katakomben im Saarbrücker Schloss, welche freigelegte Überreste einer unterirdischen Burganlage sind. Diese Festungsbauten und Kasematten stammen aus dem 13. bis 18. Jahrhundert. Sie liegen 14 Meter unter dem heutigen Schlossplatz und sind Teil des Historischen Museums. Nachdem wir wieder aus dem Untergrund zurückgekehrt sind, fahren wir noch durch ein paar Straßen Saarbrückens und nehmen dann Kurs auf unser Boot. Nach einer kleinen Irritation finden wir den Anlegeplatz und checken pünktlich um 15.30 Uhr ein. Die Kabinenschlüssel und das Tagesprogramm liegen auf den Kabinen, die Koffer werden vom freundlichen Personal gebracht. Im Salon gibt es ein Willkommensbuffet. Da sich die Gruppe aus der Schweiz etwas verspätet, wird der Willkommenscocktail um einen halbe Stunde verschoben. Nachdem nun auch die Schweizer Gäste an Bord sind, laden der Kapitän, der Hotelmanager und die Kreuzfahrtleiterin zum Cocktail ein. Anschließend gibt es ein festliches Abendessen an Bord. Es gibt eine mehrgängige Vorspeise, die aus Entenleberterrine, klarer Tomatenessenz und gegrillter Garnele besteht. Es folgt ein Mango Sorbet mit Champagner, um den Gaumen zu neutralisieren. Nun wird der Hauptgang serviert: Ochsenbäckli in Rotwein geschmort mit Rübli-Mousseline, Ratatouille und Herzogin Kartoffeln. Beim Dessert haben die Wahl zwischen Tobleronemousse, internationalen Käsespezialitäten oder einer Fruchtplatte. Alles in Allem ein köstliches Begrüßungsmenü.

Donnerstag, 11.09.2025 Saarschleife und Baumwipfelpfad – Fahrt nach Trier

Nach einem üppigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Baumwipfelpfad. Mit dem Reisebus und einer freundlichen örtlichen Reiseleiterin fahren wir durch die regennasse Landschaft des Saarlandes. Wir erreichen das Cloef-Atrium (das Besucherzentrum) am Eingang des Baumwipfelpfads Saarschleife. Der Weg ist gut ausgebaut und führt leicht ansteigend über Holzstege, die sich durch die Baumkronen schlängeln. Leider regnet es wie verrückt und so hält sich der Genuss in Grenzen. Dennoch haben wir am Ende des Baumwipfelpfads eine tolle Aussicht auf die Saarschleife. Viele Gäste trotzen dem Wetter und erklimmen mutig den Aussichtsturm. Von dort oben ist der Blick noch einen Tick besser. Und, wie sollte es anders sein, kaum sind wir zurück am Bus hört es auf zu regnen. Auf dem Rückweg zum Schiff besuchen wir (als zusätzliches Schmankerl) die Kapelle St. Joseph. Die Kapelle St. Joseph in Mettlach hat eine besonders bewegte Geschichte. Sie wurde ursprünglich 1864 in Wallerfangen als private Kapelle errichtet, inspiriert von der berühmten Sainte-Chapelle in Paris. Später wurde sie von der Familie Villeroy vererbt und 1878/1879 von Eugen von Boch und seiner Frau Octavie abgetragen, um sie in Mettlach wieder aufzubauen. Das Ungewöhnliche daran ist, dass die Bauteile der Kapelle per Schiff über die Saar transportiert wurden. An ihrem heutigen Standort wurde sie über einer Familiengruft der von Bochs wiedererrichtet. Im Inneren beeindrucken farbenprächtige Keramikfliesen und Mosaike aus der Produktion von Villeroy & Boch.
Den Nachmittag verbringen wir an Bord und fahren in Richtung Trier.

Freitag, 12.09.2025 Stadtbesichtigung Trier – Fahrt nach Bernkastel–Kues

Unser Tag in Trier beginnt am Ufer der Mosel, direkt in der Nähe der Römerbrücke, ein erstaunliches Bauwerk aus rotbraunem Buntsandstein, der seine Farbe dem hohen Eisengehalt verdankt. Zunächst fahren wir mit dem Reisebus zum Petrisberg. Der Ausblick von hier ist spektakulär: Wir sehen die gesamte Stadt unter uns und unsere Stadtführerin erklärt uns den Aufbau von Trier, den man von hier oben sehr gut erkennen kann. Außerdem sind die Mosel und die vielen fast endlos scheinenden Weinberge zu sehen. Gerade hier oben auf dem Petrisberg wird die immense Bedeutung der Weinberge für die Region sichtbar. Die steilen Hänge sind nicht nur malerisch, sondern das Fundament des berühmten Mosel-Weinbaus. Der Wein ist ein wichtiges Exportgut und hat die Entwicklung der Städte entlang des Flusses maßgeblich beeinflusst. Die Schieferböden speichern die Wärme und verleihen den Riesling-Trauben ihren einzigartigen, mineralischen Geschmack. Diese Weinberge sind ein prägender Teil der Kulturlandschaft und tragen zur Identität der ganzen Region bei. Über enge Kurven (der arme Busfahrer) geht es wieder hinunter ins Zentrum von Trier. Wir fahren vorbei an den Kaiserthermen, die einst die drittgrößte Therme im Römischen Reich war und nicht nur als Badehaus diente, sondern auch ein sozialer Treffpunkt und Statussymbol war. Wir fahren weiter entlang der grünen Alleen, die um die Innenstadt führen, genau dort, wo einst die Stadtmauer stand. Bald darauf steigen wir aus und gehen zu Fuß weiter. Erstes Ziel ist ein die Porta Nigra, das Wahrzeichen der Stadt Trier. Ihre Bezeichnung "Schwarzes Tor" erhielt sie erst im Mittelalter, als der Sandstein durch Umwelteinflüsse und Verwitterung dunkel wurde. Die Porta Nigra wurde um 170 n. Chr. als Teil der römischen Stadtmauer erbaut. Ursprünglich war das Tor ein strahlend weißer Bau, dessen helle Sandsteine im Sonnenlicht leuchteten. Der Weg führte uns weiter durch die Fußgängerzone bis zum Marktplatz. Ganz in der Nähe befinden sich dort der Trierer Dom und die Liebfrauenkirche. Der Trierer Dom ist mehr als nur eine Kirche; er ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und das Herzstück der Stadtgeschichte. Seine Anfänge reichen bis in die Zeit Kaiser Konstantins zurück, und er wurde über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut, was ihn zu einem einzigartigen architektonischen Zeugnis macht. Direkt nebenan steht die Konstantinbasilika, einst die Thronhalle Kaiser Konstantins des Großen. Sie zeugt mit ihrer beeindruckenden Größe von der einstigen Bedeutung Triers als römische Kaiserresidenz. Die Liebfrauenkirche selbst ist ein Meisterwerk der frühen deutschen Gotik und wurde unmittelbar neben dem Dom erbaut, um die beiden Heiligtümer miteinander zu verbinden. Auf dem Weg zurück unterhält uns die Stadtführerin in ihrer Mundart.
Am Nachmittag fahren wir nach Bernkastel-Kues. Hinter Trier verläuft die Mosel breit und langsam. Unser Schiff passiert zahlreiche Moselschleifen, die sich eng um die steilen, mit Weinreben bepflanzten Hänge winden. Auf dem Weg nach Bernkastel-Kues durchqueren wir mehrere Schleusen und kommen an berühmten Weinorten wie Schweich, Mehring, Neumagen-Dhron und Piesport vorbei, von denen jeder für seine eigenen Weinlagen und historischen Besonderheiten bekannt ist. Genaueres erfahren wir von der Winzerin Janin Reichert, die einst Weinkönigin war und uns heute auf eine Weinprobe einlädt. Neben der Verkostung von vier verschiedenen Rieslingorten erfahren wir so einiges über ihr Leben und über ihre Arbeit als Winzerin.
Am Abend erreichen wir Bernkastel-Kues. Vom Oberdeck haben wir einen tollen Blick auf die mittelalterliche Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und die über der Stadt thronende Burg Landshut.

Sonnabend, 13.09.2025 Stadtbesichtigung in Bernkastel–Kues – Fahrt nach Cochem

Der ehrenwerte Doctor erwartet uns zum Stadtrundgang. Zum Auftakt dürfen wir den berühmten Doktorwein verkosten (eine günstige Flasche kostet schon 24,- €). Der "Bernkasteler Doctor" hat seinen Namen einer Legende zu verdanken, die sich im 14. Jahrhundert zugetragen haben soll. Die Geschichte besagt, dass der Trierer Kurfürst Boemund II. schwer erkrankte und alle medizinischen Bemühungen fehlschlugen. In seiner Verzweiflung ließ er sich einen Wein von dem besten Weinberg in Bernkastel bringen. Nachdem er von diesem Wein getrunken hatte, soll er sich wundersam erholt haben und wieder gesund geworden sein. Daraufhin soll der Kurfürst ausgerufen haben: "Dies ist der wahre Doctor!", und so erhielt der Weinberg seinen berühmten Namen. Wussten Sie, dass der Bernkasteler Doctor zu den teuersten Weinlagen Deutschlands gehört und die Weine von dort auch von anderen berühmten Persönlichkeiten geschätzt wurden, wie dem britischen König Edward VII.? Nach einer zweiten Weinprobe führt uns der Doctor unterhaltsam durch seine Stadt. Wir flanieren durch die schmalen Gassen mit ihren wunderschönen Fachwerkhäusern und lauschen dabei den Geschichten des Doctors. So bewundern wir die ehemalige kurfürstliche Kellerei, ein historisches Gebäude, das eine besondere Geschichte und Funktion hatte. Sie diente ursprünglich als Verwaltungssitz ("Kellnerei") des Kurfürsten von Trier, wo der "Kellner" als sein Verwalter die Besitzungen des Kurfürsten vor Ort beaufsichtigte. Heute ist das Gebäude, auch bekannt als "Haus Astor", nicht mehr als Kellerei in Betrieb. Es ist das älteste Bruchsteinhaus der Stadt und hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Nutzungen erfahren, unter anderem als Schule. Trotz Bränden wurde das Haus originalgetreu wieder aufgebaut. Am 08.03.1512 war hier Kaiser Maximilian I. zu Gast. Es ist dokumentiert, dass er acht Goldstücke als Trinkgeld gab.
Eine andere Geschichte erzählt ein unscheinbares Metallschloss, welches vor fast zweihundert Jahren eine Wächterkontrolluhr war. Ab dem 19. Jahrhundert kamen mechanische Geräte zum Einsatz, die die Arbeit der Nachtwächter objektiv dokumentierten. Diese "Wächteruhren" waren tragbare Geräte, in die der Nachtwächter an den Kontrollpunkten auf seiner Route einen Schlüssel stecken und drehen musste. Dadurch wurde ein Papierstreifen oder eine Scheibe in der Uhr gelocht oder bedruckt, was belegte, dass der Wächter zu einer bestimmten Zeit an diesem Ort war. Am nächsten Tag konnte der Vorgesetzte diese Aufzeichnungen überprüfen. Und so schlendern wir weiter durch das schöne Städtchen bis zum Marktplatz, wo sich auch das Spitzhäuschen befindet, dass sogar in einem Harry-Potter-Film eine Rolle spielt. Nach der Stadtführung bleibt etwas Zeit zum Bummel, Weintrinken oder Souvenire kaufen. Zum Mittagessen sind wir zurück an Bord.
Am Nachmittag findet in der Lounge eine Weinverkostung statt. Eine junge Winzerin namens Janine Reichert, die auch einmal Weinkönigin war, berichtet über ihr Leben in den Weinbergen und lässt uns vier verschiedene Rieslingweine verkosten. Selbstverständlich darf der gute Tropfen auch gekauft oder bestellt werden. Aus der Perspektive eines Flusskreuzfahrtschiffs ist die Fahrt von Bernkastel-Kues nach Cochem ein besonders eindrucksvolles Erlebnis. Sie führt uns durch das Herzstück der Mittelmosel und zeigt die Region von ihrer malerischsten Seite. Der Fluss schlängelt sich hier in engen Schleifen und weiten Bögen durch das Tal des Rheinischen Schiefergebirges. Die Landschaft ist geprägt von steilen Weinhängen, die sich bis zu 60 Grad neigen und eine einzigartige Szenerie bilden. Entlang des Weges passieren wir charmante Weinorte wie Zell, Traben-Trarbach und den kleinen, aber märchenhaften Ort Beilstein. Die Moselregion ist bekannt für ihre Steillagen, die mehr als 30% Hangneigung aufweisen. Wir sehen den berühmtesten und steilsten Weinberg der Welt, den Bremmer Calmond, der eine Steigung von bis zu 68 Grad hat. Diese extreme Topografie erfordert eine aufwendige Handarbeit, da Maschinen hier kaum eingesetzt werden können. Wir erfahren, dass die Hänge meist nach Süden ausgerichtet sind, was eine maximale Sonneneinstrahlung ermöglicht und die Trauben optimal ausreifen lässt. Der Boden besteht hauptsächlich aus Schiefer. Dieser speichert die Sonnenwärme am Tag und gibt sie in der Nacht wieder an die Reben ab, was den Reifeprozess unterstützt. Gleichzeitig sorgt er für die feine Mineralität und die fruchtige Säure, die wir in den Weinen schmecken können. Auch die Mosel dient als Wärmespeicher und -reflektor und trägt dazu bei, ein besonderes Mikroklima zu schaffen. Dies ist vor allem für den Riesling, von entscheidender Bedeutung. Während der Weinverkostung und der Fahrt durch diesen Moselabschnitt haben wir also die Gelegenheit, die mühsame und beeindruckende Arbeit der Winzer zu bewundern, die an diesen extremen Hängen tätig sind und die einzigartige Kombination aus Geografie, Bodenbeschaffenheit und menschlichem Einsatz, die den unverwechselbaren Charakter der Moselweine hervorbringt zu verstehen.
Am Abend dieses wundervollen Tages erreichen wir die Stadt Cochem.

Sonntag, 14.09.2025 Stadtbesichtigung in Cochem – Fahrt nach Koblenz

Nach dem Frühstück beginnt unsere Stadtbesichtigung in Cochem. Zur Fuß geht es zunächst über die Brücke bis zur Kirche. Von hier aus bringen uns zwei Shuttlebusse auf den Burgberg. Hier wartet die Reichsburg Cochem darauf, von uns erobert zu werden. Die Burg hat eine lange Geschichte, die vom Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau erzählt. Nachdem die Burg 1689 von französischen Truppen zerstört und fast 200 Jahre lang eine Ruine war, kaufte sie der wohlhabende Berliner Industrielle Louis Fréderic Jacques Ravené im Jahr 1868. Er war ein Vertreter des aufkommenden Bürgertums und ließ die Burg nicht nach den originalen Plänen wieder aufbauen. Stattdessen beauftragte er Architekten, sie im damals beliebten neugotischen Stil neu zu gestalten. Dieser Stil zeichnet sich durch spitze Bögen, filigrane Verzierungen und Zinnen aus, die an die Gotik des Mittelalters erinnern sollten. Es ging weniger um historische Authentizität als vielmehr um eine romantische, idealisierte Vorstellung einer Ritterburg.
Unsere Führung durch die Reichsburg Cochem beginnt im sogenannten gotischen Zimmer, das auch Kemenate genannt wird. Der Begriff "Kemenate" stammt ursprünglich vom lateinischen Wort "caminata" ab, was "beheizbarer Raum" bedeutet. Im Mittelalter war eine Kemenate oft der einzige beheizbare Wohnraum in einer Burg. Sie war meist für die Herrschaftsfamilie, besonders für die Burgherrin, und Kranke reserviert und diente als gemütlicher Rückzugsort. Daher wird sie oft als "Frauengemach" oder "Damenstube" bezeichnet. Bei der Wiederherstellung der Burg wurde die Kemenate mit einem kunstvollen Kreuzrippengewölbe gestaltet, das dem Raum seinen Namen „gotisches Zimmer“ verleiht. Das Zimmer hat eine reiche Ausstattung. Die Wände sind mit einer hohen Holzvertäfelung und handbemalten Ornamenten verziert, die teilweise mit Blattgold ausgelegt sind. Die Decke ist ebenfalls aufwendig gestaltet. Ein besonderes Highlight ist der große Kamin, der mit Delfter Kacheln ausgelegt ist. Die Möbel, darunter ein wertvoller Tisch aus Ebenholz und Nussbaum sowie ein großes Buffet mit Delfter Keramik, stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und spiegeln den gehobenen Wohnstil dieser Zeit wider. Als Nächstes kommen wir in das romanische Zimmer. Der Raum ist in schlichtem, romanischem Stil gehalten und vermittelt einen Eindruck davon, wie die Burg in ihrer frühen Bauphase ausgesehen haben könnte. Ein besonderes Merkmal dieses Zimmers sind die kleinen Fenster mit den Butzenscheiben. Diese Glasscheiben sind nicht flach, sondern haben eine konvexe, butzenartige Wölbung. Der Speisesaal ist ein weiterer Raum, der ebenfalls mit viel Liebe zum Detail im neugotischen Stil gestaltet wurde. Er hat eine kunstvolle hölzerne Balkendecke und ist mit wertvollen Möbeln ausgestattet, die dem gehobenen Wohnstil des 19. Jahrhunderts entsprechen. In der Mitte befindet sich ein eingedeckter Tisch, der darauf wartet, dass endlich die Gäste kommen. Das Jagdzimmer, durch welches wir ebenfalls kommen, dient als Vorraum zum Rittersaal und ist von der Jagdleidenschaft des Bauherrn Louis Ravené geprägt. Der Raum ist reich mit Jagdtrophäen und Holzschnitzereien verziert. An den Wänden finden sich Trophäen von Tieren aus den umliegenden Wäldern von Eifel und Hunsrück, zum Beispiel ein riesengroßes Wildschwein. Der Raum ist außerdem mit Möbeln im Stil der Neorenaissance ausgestattet und enthält einen großen Schrank aus dem 16. Jahrhundert, der aus Süddeutschland stammt. Es ist ein Übergangszimmer, von dem aus man über eine prachtvolle Holztreppe in den Waffensaal gelangt, wo Rüstungen ausgestellt sind. Die Burg verfügt über viele weitere Zimmer, die jedoch heute nicht zur Besichtigung vorgesehen sind. Und so kehren wir zurück zu unserer Stadtführerin, die mit uns zu Fuß zum Schiff zurück spaziert.
Am Nachmittag gleitet unsere MS Thurgau Saxonia bei schönstem Wetter durch das romantische Moseltal.

Montag, 15.09.2025 Koblenz mit Marktfrau Lisbeth – Fahrt nach Düsseldorf

Am Vormittag erwartet uns die lustige Marktfrau Lisbeth, um uns versteckte Ecken in Koblenz zu zeigen und uns Koblenzer Originale vorzustellen. Unser Rundgang beginnt am Münzplatz bei Marktfrau Ringelstein und Schutzmann Otto. In typisch Koblenzer Dialekt berichtet uns Lisbeth über das Treiben auf dem Markt vor mehr als einhundert Jahren. Die Skulptur der Marktfrau Ringelstein und des Schutzmanns Otto erinnert an eine humorvolle Anekdote, die auf einer Plakette am Denkmal in Koblenzer Dialekt zu lesen ist. Der Spruch lautet: "Die Maatfrau sät zom Schutzmann: 'Dat es mir jetzt zo bont! Do hat gepinkelt an mein Mann, dä Nobersch ihre Hond!'" Übersetzt ins Hochdeutsche bedeutet das: "Die Marktfrau sagt zum Schutzmann: 'Das ist mir jetzt zu bunt! Da hat der Hund der Nachbarin auf meinen Mann gepinkelt!'" Die Anekdote wird dadurch besonders lustig, dass das Wort "Mann" im Koblenzer Dialekt nicht nur den Ehemann, sondern umgangssprachlich auch einen Weidenkorb bezeichnen kann. Es geht also nicht um den Ehemann der Marktfrau, sondern um einen ihrer Körbe, auf den der Hund der Nachbarin uriniert hat. Die Skulptur fängt diesen humorvollen Moment einer Alltagsszene zwischen Bürgern und der Polizei perfekt ein. Während wir versuchen, uns einigermaßen vor dem strömenden Regen zu schützen, begegnen wir einem weiteren Koblenzer Original: dem "Dä Gummi". Diese ist Peter Schneider gewidmet, der ein großer, hagerer Mann mit einer eigentümlichen, wackeligen Gangart war, die ihm diesen Spitznamen einbrachte. Trotz seiner Eigenheiten war er für seine fröhliche Art bekannt und beliebt. Weiter geht es zur Pfefferminzje: Die Steinfigur des "Pfefferminzje" finden wir in der Mehlgasse. Das Original, Anna Maria Stein, lebte im 20. Jahrhundert und verdiente ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Pfefferminzrollen in den Koblenzer Kneipen. Sie galt als schlagfertig und hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Wir flüchten uns nun vor dem immer stärker werdenden Regen in die Liebfrauenkirche. Im Inneren der Kirche gibt es eine Vielzahl von kunsthistorisch bedeutenden Elementen zu entdecken, die die lange Geschichte des Bauwerks widerspiegeln. Es gibt ein eindrucksvolles Sterngewölbe im Mittelschiff, das im 15. Jahrhundert entstand, das als Meisterwerk der Gotik gilt. Außerdem befinden sich hier zahlreiche Grabsteine und Epitaphe aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die an die Familien erinnern, die einst in der Gemeinde von Bedeutung waren. Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sind einige ältere Ausstattungsstücke erhalten geblieben, darunter der Nikolaus-Altar. Nach den Zerstörungen im Krieg wurden die alten Fenster ersetzt. Die neuen, farbintensiven Glasfenster wurden von verschiedenen Künstlern geschaffen und erzählen unter anderem die Geschichte von Frauen in der Heilsgeschichte und das brennende Koblenz. Wir kommen nun zum berühmten Schängelbrunnen am Rathaushof. Lisbeth erzählt, dass der Begriff „Schängel“ eine liebevolle mundartliche Bezeichnung für die in Koblenz geborenen Kinder ist. Er hat seinen Ursprung in der Zeit der französischen Besatzung von 1794 bis 1814. Als französische Soldaten in Koblenz stationiert waren, gab es Beziehungen zwischen ihnen und deutschen Frauen. Die Kinder, die aus diesen Verbindungen hervorgingen, wurden häufig mit dem Namen „Jean“ getauft, der französische Name für Johann. Die Koblenzer Bevölkerung hatte Schwierigkeiten, den Namen "Jean" korrekt auszusprechen. Im lokalen Dialekt wurde aus "Jean" die Lautform "Schang". Aus dem "Schang" entwickelte sich dann die Verniedlichungsform "Schängel". Was anfangs oft als Schimpfwort für uneheliche Kinder verwendet wurde, wandelte sich im Laufe der Zeit zu einer stolzen Bezeichnung für jeden in Koblenz Geborenen. Und diesen wurde mit dem Schängelbrunnen ein Denkmal gesetzt. Aber Vorsicht, alle zwei Minuten spuckt der Gute. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und Lisbeths Mann erwartet uns mit „Dudebainchen“-Gebäck und Dähler Drobbe einem regionalen Kräuterschnaps. Am Ende unseres Rundgangs in Koblenz berichtet Lisbeth, die sich nun in eine Anna Wagner verwandelt hat, über das tragische Schicksal der Hexenverfolgung. Dann verabschieden wir uns und kehren zurück zum Schiff. Wir sind nun unterwegs auf dem Rhein Richtung Düsseldorf, das wir gegen 20 Uhr erreichen.

Dienstag, 16.09.2025 Stadtbesichtigung in Düsseldorf – Fahrt nach Münster

Heute beginnt unsere Stadtbesichtigung bereits um 8.30 Uhr. Also stehen wir ein bisschen früher auf, um in aller Ruhe unser Frühstück zu genießen.
Der Bus wartet in unmittelbarer Nähe des Schiffes, wir starten zunächst mit der Rundfahrt und fahren als erstes zum Medienhafen. Früher gab es hier lange einen Industriehafen, heute ist es ein modernes Stadtviertel mit beeindruckender Architektur. International bekannte Stararchitekten durften sich hier verwirklichen. Das auffälligste Merkmal sind die sogenannten "Gehry-Bauten" am Neuen Zollhof, die mit ihren tanzenden Formen und Fassaden aus unterschiedlichen Materialien (Klinker, weißer Putz und Metall) zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Neben diesen futuristischen Bauten sehen wir auch historische Elemente des alten Hafens, wie zum Beispiel alte Kräne und Lagerhäuser, die in das moderne Stadtbild integriert sind. Unsere Stadtführer berichten, dass der Medienhafen nicht nur ein architektonisches Highlight ist, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Medien, Kommunikation, Mode und Beratung haben hier ihren Sitz. Darüber hinaus hat sich das Viertel mit seinen Restaurants, Bars und Cafés zu einem beliebten Treffpunkt für Einheimische und Touristen entwickelt. Weiter geht es für uns nach Monkey Island. „Monkey Island" war eine legendäre Strandbar in Düsseldorf, die sich in den frühen 2000er Jahren großer Beliebtheit erfreute. Sie befand sich auf einer Landzunge am Düsseldorfer Hafen und war bekannt für ihr einzigartiges Konzept, bei dem Tonnen von Sand aufgeschüttet wurden, um ein urbanes Strandgefühl zu schaffen. Die Bar war nicht nur ein beliebter Treffpunkt zum Entspannen am Wasser und zum Sonnenuntergang, sondern auch ein Ort für Kunst und Kultur. Sie wurde vom Kunsthändler Helge Achenbach gegründet und war für ihre lockere Atmosphäre sowie die regelmäßig stattfindenden Partys bekannt. "Monkey Island" existierte allerdings nur für wenige Jahre und musste 2006 dem Bau des Hyatt-Hotels weichen, das heute die Spitze des Medienhafens ziert und zahlreiche bekannte Prominente beherbergt. Zu Fuß spazieren wir durch die Düsseldorfer Altstadt die als Zentrum für Gastronomie, Kultur und Nachtleben bekannt ist. Man sagt international: "die längste Theke der Welt" – ein Spitzname, der auf die außergewöhnlich hohe Dichte von über 260 Bars, Kneipen und Hausbrauereien in den engen Gassen zurückgeht. Wir besichtigen den Burgplatz, das Herzstück der Altstadt. Hier steht der Schlossturm, das einzige Überbleibsel des ehemaligen Düsseldorfer Schlosses, das heute das Schifffahrtmuseum beherbergt. Auch mit der Tradition der Brauhäuser werden wir bekannt gemacht, allerdings nur theoretisch, eine Verkostung gibt es nicht. In einem der Brauhäuser wird das berühmte Düsseldorfer Altbier gebraut und ausgeschenkt. Brauereien wie "Im Füchschen", "Uerige" und "Zum Schlüssel" sind feste Institutionen, in denen man das traditionelle Bier direkt vom Fass probieren kann, wenn man die Zeit dafür hat. Wir kehren zurück zum Schiff und setzen unsere Reise fort.

Mittwoch, 17.09.2025 Stadtbesichtigung Münster – Fahrt nach Lingen

Heute geht es noch früher los. Bereits um acht Uhr beginnt unser Besuch in Münster, eine Stadt, die als eine der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands gilt. Das liegt vor allem an der hervorragend ausgebauten Infrastruktur, die das Radfahren sicher und komfortabel macht. Es gibt ein dichtes Netz an Radwegen, das sich durch die ganze Stadt zieht, und die berühmte "Promenade", ein autofreier Ring um die Innenstadt, dient als zentrale Verkehrsader für Radfahrer. Das alles erfahren wir von unserer Stadtführerin während einer Rundfahrt mit dem Reisebus, die Aufmerksamkeit des Busfahrers ist hier enorm gefordert. Es gibt zahlreiche Fahrradstraßen, in denen das Rad Vorrang hat und Autofahrer nur geduldet sind. Zudem werden Kreuzungen und Ampeln so geschaltet, dass der Fahrradfluss optimiert wird. Münster hat auch innovative Lösungen für Radfahrer etabliert. Dazu gehören zum Beispiel Fahrradparkhäuser, Leihstationen, kostenlose Luftpumpen und Reparaturstationen.
Münster hat sich auch in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft einen festen Platz erobert und wird oft als Krimihauptstadt bezeichnet. Das liegt vor allem an zwei erfolgreichen Krimi-Serien, die hier spielen: Tatort mit dem ungleichen Duo Thiel und Boerne sowie die ZDF-Serie Wilsberg. Die markanten Drehorte wie der Prinzipalmarkt, der Hafen oder der Aasee sind einem Millionenpublikum bekannt und haben einen eigenen Wiedererkennungswert geschaffen.
Der Aasee ist darüber hinaus für eine ungewöhnliche Liebesgeschichte bekannt. Ein schwarzer Schwan hatte sich unsterblich in eine für seine Verhältnisse übergroße weiße Schwanendame verliebt. Was er lange Zeit nicht ahnte, bei dieser Schwanendame handelte es sich um ein Tretboot, das seine Liebe nicht erwidern konnte. Er verfolgte seine Auserwählte über viele Monate hinweg bis er verstand, dass sie ihn verschmähte. Unsere Stadtführerin berichtet, dass er sich heutzutage mit einer ebenfalls schwarzen Schwanendame zusammengetan hat. Ende gut – alles gut.
Wir verlassen vorübergehend den Reisebus und gehen zu Fuß weiter. Wir kommen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Münster vorbei. So zum Beispiel am historischen Rathaus. Das Rathaus, auch als das Rathaus des Westfälischen Friedens bezeichnet, ist eines der wichtigsten und bekanntesten Bauwerke der Stadt. Es liegt am Prinzipalmarkt im Herzen Münsters und ist ein Meisterwerk der gotischen Architektur. Das Rathaus wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Wir bewundern die beeindruckende Fassade mit den drei markanten Giebeln und den hohen Fenstern. Im Inneren befindet sich der berühmte Friedenssaal, in dem am 15. Mai 1648 der Spanisch-Niederländische Friedensvertrag unterzeichnet wurde – ein Schlüsselereignis, das zum Ende des Dreißigjährigen Krieges beitrug. Zum Hineingehen haben wir jedoch keine Zeit. Wir spazieren weiter bis zur St. Lamberti-Kirche aus dem 14. Jahrhundert, die für ihre historische Verbindung zu den Wiedertäufern bekannt ist. Am Turm der Kirche hängen drei eiserne Körbe, die als Täuferkäfige bezeichnet werden. Der historische Hintergrund dazu ist das sogenannte Täuferreich zu Münster, eine radikal-reformatorische Bewegung, die von 1534 bis 1535 die Herrschaft in der Stadt innehatte. Die Anführer dieser Bewegung, Jan van Leiden, Bernhard Knipperdolling und Bernd Krechting, wurden nach der Niederschlagung der Täuferherrschaft im Jahr 1536 öffentlich hingerichtet. Ihre Leichen wurden anschließend zur Abschreckung in den drei Körben an den Kirchturm gehängt. Die Körbe sind bis heute ein markantes Mahnmal der Stadtgeschichte. Wir betreten Lamberti durch eine ungewöhnliche Tür. Der barrierefreie Eingang ist eine spezielle Glastür, die als Kunstwerk konzipiert wurde. Nach der Besichtigung schlendern wir über den Prinzipalmarkt zum St. Paulus Dom. Hier steht im Mittelpunkt der Besichtigung der Astronomischen Uhr, ein Meisterwerk aus dem 16. Jahrhundert, das Kunst, Wissenschaft und Handwerk vereint. Sie ist eine der wenigen vollständig erhaltenen astronomischen Großuhren aus dieser Zeit. Die Uhr besteht aus mehreren Teilen: dem Zifferblatt und Planetenzeiger: Das Hauptzifferblatt ist ein kreisförmiges Astrolabium. Es zeigt nicht nur die Uhrzeit an, sondern auch die Positionen der damals bekannten sieben Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn) sowie die Tierkreiszeichen. Eine Besonderheit ist, dass die Uhr entgegen dem heutigen Uhrzeigersinn linksherum läuft. Der nächste Teil ist das Kalendarium: Im unteren Teil befindet sich eine Kalenderscheibe, die das Datum, den Wochentag, den Monat und sogar die beweglichen Feiertage wie Ostern anzeigt. Das Originalkalendarium war bis 2071 ausgelegt. Und das Figurenspiel: Jeden Tag um 12 Uhr mittags findet ein kleines Spektakel statt. Ein Glockenspiel ertönt und eine Figur des Todes schlägt die Glocke zur vollen Stunde. Danach ziehen die Heiligen Drei Könige an einer Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind vorbei und verneigen sich.
Für uns ist es nun Zeit zum Bus zurückzukehren und mit diesem zum Schiff zu fahren. Denn bereits um 11 Uhr legen wir ab und setzen unseren Weg Richtung Bremen fort.

Donnerstag, 18.09.2025 Lingen und Weiterfahrt Richtung Bremen

Unsere MS Thurgau Saxonia liegt in Lingen am gegenüberliegenden Ufer der Stadt. Bevor wir jedoch aussteigen, wird ein Liegeplatz frei, den unser Kapitän nutzt und uns somit den Weg ins Stadtzentrum verkürzt. Nach circa zehn Minuten Fußweg (600 m) sind wir bereits mitten in der Altstadt. Es ist noch vor neun Uhr und alle Läden sind geschlossen. Außer uns ist hier auch kaum jemand unterwegs. So können wir ein Bummeln und, was besonders wichtig ist, uns ein bisschen bewegen. Bereits um elf Uhr legen wir wieder ab und fahren weiter auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Wir verlassen Lingen, wo Industrie und Wasserstraßen in besonderer Weise miteinander verbunden sind. Der Kanalhafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für Güter, die über die Binnenschifffahrt transportiert werden, wie Baustoffe, Futtermittel und Container. Die nahe gelegenen Industriegebiete und Kraftwerke prägen die Kulisse und unterstreichen Lingens Rolle als Wirtschaftszentrum im Emsland. Neben der industriellen Seite hat Lingen auch einen historischen Kern, den wir gerade besucht haben.
Alle weiteren Stunden des Tages sind wir auf dem Dortmund-Ems-Kanal unterwegs. Erst am späten Abend werden wir Dörpen erreichen, wo unser Schiff die Nacht über liegen wird. Uns erwartet eine interessante Mischung aus Naturerlebnissen und Einblicken in die industrielle Nutzung der Wasserstraße. Wir fahren durch das flache Emsland, dessen Landschaft sich je nach Abschnitt verändert. Zu Beginn der Fahrt ist die Umgebung stark von Industrie und Landwirtschaft geprägt. Die Kanalufer werden von Dämmen und Wegen gesäumt, die oft von Pappeln und Weiden bewachsen sind und als natürliche Korridore für Wildtiere dienen. Weiter nördlich, besonders in der Nähe von Meppen, ändert sich das Bild. Hier überquert der Kanal die Ems auf einer beeindruckenden Brücke und wir haben einen weiten Blick über die typische Auenlandschaft mit Feuchtgebieten, Wiesen und Schilfgürteln. Diese Feuchtgebiete sind ein wichtiger Lebensraum für Wasservögel wie Enten, Blesshühner und Reiher. Die Natur entlang des Kanals ist tatsächlich ein faszinierender Kontrast zur menschlichen Nutzung. Der Kanal selbst ist zwar ein künstlich angelegter Wasserweg, aber seine Ufer sind zu Biotopen geworden, die Anglern und Naturbeobachtern gleichermaßen Freude bereiten. Die Fahrt ist eine ruhige Erfahrung, bei der wir die langsamen Bewegungen der MS Thurgau Saxonia und die Geräusche der Natur genießen können. Unterbrochen wird dies durch leckeres Mittagessen, eine Überraschung am Nachmittag (Kaiserschmarrn als Show Cooking) und das Quiz. Orte und Städte, die wir entlang der Strecke streifen sind: Meppen, ein Ort der durch die große Kanalbrücke über die Ems bekannt ist; Haren, die sogenannte Schifferstadt mit einer starken maritimen Tradition, wo an diesem Wochenende die Prünetage stattfinden (übrigens nur alle drei Jahre); und Lathen: hier sind die Überreste der ehemaligen Transrapid-Teststrecke zu sehen, deren markante Pfeiler parallel zum Kanal verlaufen. Als Endpunkt ist Dörpen wieder stärker industriell geprägt. Hier gibt es einen Hafen mit Lagerhallen und Verladeanlagen, wo der Güterumschlag stattfindet. Bevor wir aber Dörpen erreichen, lädt der Kapitän zum Abschiedscocktail ein und wir genießen das Galadinner. Es beginnt mit einer Lachs-Spinat-Rolle als kalte Vorspeise, gefolgt von Steinpilzessenz und gebratener Dorade, einer warmen Vorspeise. Als Intermezzo wird ein Sorbet aus Orangeneis und Aperol gereicht. Der Hauptgang besteht aus einem Black Angus Rückenstück mit Sauce Béarnaise, Romanesco und Rosmarinpolenta. Zum Dessert besteht die Auswahl zwischen internationalen Käsespezialitäten, Mokka-Schokolade Mousse mit Rum-Rosinen-Brownie, Pfirsich Coulis und Drambuie Likör Rahm oder einer Fruchtplatte.

Freitag, 19.09.2025 Stadtrundgang in Bremen

Nach vielen Schleusen, deren Ampeln für uns auf GRÜN standen, erreichen wir bereits am frühen Nachmittag Bremen. Das Wetter meint es heute gut mit uns und so können wir die Einfahrt vom Oberdeck beobachten. Unser Reiseveranstalter Eberhardt TRAVEL hat für uns eine private Stadtführung organisiert, die am Nachmittag stattfindet. Mit unserer Stadtführerin Helga spazieren wir entlang der Weser zur Böttcherstraße. Diese ist eine 110 Meter lange Gasse, die ein bedeutendes architektonisches Gesamtkunstwerk darstellt. Zuerst kommen wir zum Haus des Glockenspiels. Jede volle Stunde erklingen 30 Porzellan Glocken und ein Teil der Wand beginnt, sich zu drehen. Auf großen Holztafeln erscheinen Bilder von Ozeanbezwingern. Die Auswahl der dargestellten Persönlichkeiten spiegelt das Interesse des Bauherrn Ludwig Roselius am technischen und kulturellen Fortschritt wider. Insbesondere die Luftfahrtpioniere, wie die Besatzung des Flugzeugs "Bremen", waren für Roselius von großer Bedeutung. Sie symbolisieren den Mut, die Innovation und den globalen Geist, der seiner Meinung nach auch die Bremer Hansestadt auszeichnete. Weiter geht es in die enge Gasse, wo wir auf der linken Seite das Roselius-Haus erblicken. Wir könnten hineingehen und die Kunst- und Kunsthandwerkssammlungen aus der Renaissance und dem Barock bewundern, das bleibt aber für die Freizeit stehen. Daneben sehen wir das Haus der Sieben Faulen, dessen Name von einer alten Bremer Sage inspiriert ist. Die Sage von den „Sieben Faulen“ ist eine Bremer Volkssage, die von dem Schriftsteller Friedrich Wagenfeld im 19. Jahrhundert erfunden wurde. Die Geschichte erzählt von einem Bauern, der sieben Söhne hatte, die von allen als faul angesehen wurden, weil sie sich weigerten, die schwere und schmutzige Feldarbeit zu verrichten. Die Nachbarn spotteten über sie und nannten sie "die sieben Faulen". Doch die Söhne waren nicht faul, sondern erfinderisch: Sie zogen Gräben, um ihr Land zu entwässern, damit sie nicht ständig nasse Füße bekamen. Sie befestigten die Wege, damit sie nicht durch den Schlamm gehen mussten. Sie bauten einen Brunnen, um nicht ständig Wasser von der weit entfernten Weser holen zu müssen. Was die Leute für Faulheit hielten, war in Wirklichkeit eine kluge und innovative Art, die Arbeit zu vereinfachen und das Leben effizienter zu gestalten. Die Sage wurde so zu einem Symbol für den Bremer Erfindergeist.
Hier können wir in kleinen Geschäften traditionelles Kunsthandwerk betrachten, Bonbons kosten und kaufen. Ein Stück weiter treffen wir auf das Paula Modersohn-Becker-Haus und Helga stellt uns diese ungewöhnliche Frau vor. Am Ende der Böttcherstraße, kurz bevor wir den Marktplatz erreichen, sehen wir das Hauptportal des Haus Atlantis. Wir blicken nach oben und sehen die monumentale, vergoldete Skulptur des Lichtbringers, die einen Mann auf einem Adler reitend darstellt. Sie symbolisiert die Suche nach Erleuchtung und ist ein starker visueller Kontrast zu den anderen Gebäuden. Wir gehen aus der Böttcherstraße heraus und betreten den Bremer Marktplatz. Gleich vor uns sehen wir die beiden Wahrzeichen der Stadt: den Bremer Roland, der die Freiheitsrechte Bremens symbolisiert und das Rathaus mit seiner beeindruckenden Fassade. Zunächst aber besuchen wir den St. Petri Dom. Dieser ist eines der ältesten und imposantesten Gebäude Bremens. Wir betreten die Kirche und sehen die eindrucksvolle Architektur, die Elemente der Romanik und der Gotik in sich vereint. Verblüffend ist auch, wie viele Orgeln es hier gibt. Im Bremer St. Petri Dom gibt es insgesamt fünf Orgeln, die alle unterschiedliche Bauweisen und Klangfarben haben. Jede Orgel erfüllt eine spezifische Rolle in der Kirchenmusik.
Die Orgeln sind die Sauer-Orgel, die Hauptorgel des Doms und eine der größten in Norddeutschland. Mit über 6000 Pfeifen und 98 Registern ist sie ein imposantes Instrument aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Wegscheider-Chororgel: Diese Orgel aus dem Jahr 2000 befindet sich im Ostchor und dient hauptsächlich zur Begleitung des Chorgesangs. Die Bach-Orgel: Benannt nach dem Komponisten Johann Sebastian Bach, wurde diese Orgel aus der Werkstatt von Van Vulpen im Nordschiff installiert. Sie ist für die Interpretation barocker Musikstücke konzipiert. Die Silbermann-Orgel: Eine historische Orgel aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann.
Und die Palmieri-Orgel: Ein seltenes, kleines Instrument aus Neapel. Die Vielfalt dieser Orgeln ermöglicht es, Musik aus den verschiedensten Epochen auf den jeweils passendsten Instrumenten aufzuführen. Wir verlassen den Dom und besuchen ein weiteres Wahrzeichen der Stadt: Die Bremer Stadtmusikanten. Helga erzählt uns freundlicherweise noch einmal das Märchen dazu. Nun wissen wir wieder, warum Esel, Hund, Katze und Hahn übereinander stehen. Wir setzen unseren Spaziergang fort und erreichen das Schnoorviertel, das älteste Stadtviertel der Hansestadt. Sein Name leitet sich vom niederdeutschen Wort "Schnur" ab, da sich die kleinen, dicht aneinandergereihten Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert wie auf einer Schnur aufreihen. Die engen Gassen und schmalen Gebäude schaffen ein historisches und malerisches Ambiente. Das Viertel war ursprünglich die Heimat von Seeleuten, Fischern und Handwerkern. Heute ist es bekannt für seine kleinen Kunsthandwerksläden, urigen Kneipen, charmanten Cafés und Restaurants. In der Nähe zu unserem Schiff verabschieden wir uns von Helga. Nun besteht die Möglichkeit, an Bord zurückzukehren oder Bremen auf eigene Faust weiter zu erkunden.

Sonnabend, 20.09.2025 Abschied von MS Thurgau Saxonia und Rückfahrt nach Hause

Nach einem letzten leckeren Frühstück an Bord bringen die fleißigen Mitarbeiter der Crew unsere Koffer an Land und zum Bus. Sergej, unser Busfahrer für die Rückfahrt lädt alles Gepäck ein und fährt uns schnell und sicher nach Hause. Bereits am frühen Nachmittag verstreuen wir uns in alle Winde. Zurück bleibt die Erinnerung an eine Flusskreuzfahrt auf ganz besonderer Route: vom Saarland bis nach Bremen.


Liebe Gäste, es hat mich sehr gefreut, Sie auf dieser Reise zu begleiten. Ich wünsche Ihnen vor allem Gesundheit und immer viel Freude dabei, unsere schöne nahe und weite Welt zu entdecken. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Herzliche Grüße Ihre Reisebegleiterin Sabine Letzybyll


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