Reisebericht: Rundreise Saarland – Lothringen – Luxemburg

03.10. – 09.10.2021, 7 Tage Rundreise im Saarland in Deutschland und zu seinen Nachbarn Lothringen in Frankreich und Luxemburg: Saarbrücken – Metz – Jouy–aux–Arches – Völklinger Hütte – Trier – Saarburg – Saarschleife in Cloef – Mettlach – Schengen – Luxemburg


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Unsere Rundreise in die Großregion im Dreiländereck Deutschland- Luxemburg- Frankreich war eine Entdeckungsreise zu ungewöhnlichen, spannenden Orten mit vielen unerwarteten Höhepunkten und Begegnungen. Hier, in der herrlichen Landschaft zwischen Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Vogesen, entlang der Saar und der Mosel trifft römische Kultur auf keltische Wurzeln, mönchische Askese auf moderne Glaskunst und schwere industrielle Arbeit auf barocke Lebensfreude.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

03.10.2021 Anreise über Frankfurt am Main nach Saarbrücken und kulinarischer Abendspaziergang

Pünktlich um 8:00 Uhr startete am Samstagmorgen unser Bus in Dresden am Flughafen in Richtung Westen. Begleitet von Sabine Herda erreichte die Reisegruppe kurz nach siebzehn Uhr, nach einer angenehmen ruhigen Fahrt von ca. 650 Kilometern, Saarbrücken, die Hauptstadt des Saarlandes. Am Hotel wurde die Gruppe schon von mir, Gabriele Sauer, Ihrer Reiseleiterin für die kommenden Tage in der Großregion, erwartet. Nach einem herzlichen Empfang ging es dann auch gleich los zu unserem ersten Highlight: wir machten uns auf, am frühen Abend die Stadt Saarbrücken bei einem kulinarischen Stadtrundgang zu erkunden. Vorbei am Schloss, das 1989 neu renoviert einen imposanten Mittelbau des berühmten Architekten Gottfried Böhm erhalten hat, stiegen wir insgesamt 136 Treppenstufen hinunter und überquerten die Saar. Unser erstes Restaurant, „Kartoffel“ liegt im Stadtteil Sankt Johann, der früher eine eigenständige Stadt gewesen ist. Das repräsentative Rathaus, errichtet in der Zeit Kaiser Wilhelms II, zeigt den Reichtum der ehemaligen Stadt Sankt Johann. Unser Hauptgericht, ein leckeres Braumeisterschnitzel, nahmen wir im gemütlichen Lokal „Ratskeller“ zu uns. In den nächsten Tagen dachten wir noch oft an diesen schönen Abend und die leckeren Speisen! In der Basilika St. Johann erwartete uns eine kleine Überraschung: Der Kantor der Basilika, Bernhard Leonardy persönlich intonierte extra für uns auf der berühmten Klais-Orgel, mit 4138 Pfeifen und 61 Registern, passend zum Feiertag das Prelude zum Te Deum von Charpentier, besser bekannt als die Eurovisionshymne! Mit einem französischen Flammenkuchen, belegt mit Äpfeln und begleitet von einem leckeren Eis, beendeten wir unseren abendlichen kulinarischen Stadtrundgang und stiefelten reichlich müde bergan in unser Hotel.

04.10.2021 Ausflug nach Schengen an der Mosel, Stadtführung in Luxemburg und Rundfahrt über den Kirchberg

Unsere heutige Rundfahrt führte uns von der Saar an die Mosel, nach Schengen. In diesem kleinen Winzerort, direkt im Dreiländereck, zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg gelegen, wurde im Jahr 1985 mit dem ersten Schengener Abkommen europäische Geschichte geschrieben. Ganz unspektakulär wurde damals der Vertrag auf einem Fahrgastschiff, der Marie-Astrid, unterzeichnet. Erst Jahre später wurde ein Denkmal und der Europaplatz mit den Säulen der Nationen von dem Luxemburger Stararchitekten François Valentiny gestaltet. Die Ländersterne auf den drei Säulen zeigen jedes der Länder, die das Abkommen bis heute unterzeichnet haben und bieten einen unterhaltsam- informativen Blick auf diese so unterschiedlichen Mitgliedsstaaten Europas.
Kurze Zeit später erreichten wir die Stadt Luxemburg und bestaunten den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, der, in Form einer neu gebauten Straßenbahnlinie, sämtliche Bezirke der Stadt erreicht. Zu Fuß durchquerten wir die Stadt, besuchten die Kathedrale, die einst eine Jesuitenkirche war und erst in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts mit einem imposanten Anbau, versehen mit herrlichen Glasfenstern, erweitert wurde. Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich die Herzoglichen Gruft, in der auch Johann der Blinde von Böhmen seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Wenige Meter hinter der Kathedrale steht das Großherzogliche Palais. Zwei Soldaten der Luxemburger Armee, stellen die Wache vor dem Palast. Aufgrund der geänderten Sicherheitslage in Europa sind sie tatsächlich mit geladenen Steyr-Sturmgewehren bewaffnet. Vermeintlich gut geschützt bummelten wir weiter durch die engen Gassen hinter dem Palast, durch die schon Goethe 1792 gegangen ist. An einem Erker steht geschrieben: „Rouder Lew wach…“ Leider waren wir nicht wachsam genug und boten somit eine leichte Beute für fingerfertige Taschendiebe. Erst nach dem Blick über den schönsten Balkon Europas, vom Bockfelsen hinab ins Alzette Tal, und dem Blick auf der anderen Seite hinauf auf den Kirchberg, bemerkten wir entsetzt den dreisten Raub!
Eine Rundfahrt über den Kirchberg mit seinen imposanten neuen Gebäuden gehört zu einem Besuch in Luxemburg dazu. Oben auf dem Plateau haben sich seit knapp sechzig Jahren zahlreiche Banken, europäische Institutionen und Behörden niedergelassen, der Europäische Gerichtshof, der Europäische Rechnungshof, die Europäische Investitionsbank sowie Teile des Generalsekretariats des Europäischen Parlaments, Eurostat, Schulen und Bildungseinrichtungen als auch RTL. Und der Kirchberg wächst weiter: in den nächsten fünfzehn Jahren sollen hier weitere Arbeitsplätze entstehen, für insgesamt 60.000 Menschen!
Schon wenige Kilometer entfernt von dem urbanen Verdichtungsraum zeigt sich Luxemburg wieder von seiner ländlichen Seite. Schnell erreichten wir wieder die Weinberge an der Mosel, die wir via Autobahn bei Schengen überquerten. Im Hotel am Triller erwartete uns ein frugales Menü.

05.10.2021 Saarlandrundreise zu Orten der Industriekultur und nach Tholey, zum ältesten Kloster Deutschlands

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Industriekultur. Unser Weg führte uns vorbei an den ehemaligen Grubenstandorten mit ihren gewaltigen Halden. Viele der Halden sind heute renaturiert und dicht mit Bäumen bewachsen. Im Juni 2012 war im Saarland „Schicht im Schacht“. Es war eine politische Entscheidung, keine Steinkohle mehr abzubauen. Kurz vor dem Ende des Bergbaus, in Göttelborn bereits vor zwanzig Jahren, wurde der „weiße Riese“, ein gewaltiger Förderturm mit einer Höhe von 87 Metern Höhe fertiggestellt. Er ist der höchste seiner Bauart mit einer Förderleistung von 1000 Tonnen Steinkohle pro Stunde aus einer Tiefe von 1160 Metern. Anschließend bestaunten wir in Sotzweiler, was der Künstler Professor Heinrich Popp aus gewalztem Stahl geschaffen hat: das dreizehn Meter hohe und 30 Tonnen schwere „Wortsegel“, eine Skulptur mitten in unwegsamer Landschaft. Wenige Kilometer dahinter liegt die Abtei Tholey, die älteste Benediktinerabtei Deutschlands. Vor wenigen Monaten wurde die neu renovierte Kirche eingeweiht, die als Besonderheit in der Apsis drei Glasfenster des in Dresden geborenen Ausnahmekünstlers Professor Gerhard Richter zeigt. Mahbuba Maqsoodi, eine in München lebende afghanische Künstlerin, hat in enger Abstimmung mit den Mönchen der Abtei die weiteren 29 Kirchenfenster neu gestaltet. In kräftigen Farben stellen sie Themen und Personen des Alten und Neuen Testaments dar. Die Kirche, das Besucherzentrum und der wunderschöne Garten waren extra für uns geöffnet und nach einer strengen Ermahnung Bruder Wendalinus´, den „narzisstischen Hahn“ in seiner Feiertagsruhe nicht zu stören, verließen wir die wunderschöne Anlage und ließen uns von Evgenij hinauf zum Schaumberg Turm fahren, von dessen Aussichtsplattform aus wir einen herrlichen Blick über die gesamte Region genießen konnten. Unsere Mittagspause verbrachten wir in der Sonne am ehemaligen Grubenstandort in Reden. Die Anlage wurde 1935 von Hermann Göring zur Musteranlage ausgebaut. Sechzig Jahre später wurde sie geschlossen. Das Areal steht heute unter Denkmalschutz und gilt als markantes aussagefähiges Architekturzeugnis des Saarbergbaus. Zur Belebung des Standortes wurde auf der Halde eine Almhütte errichtet und der Wassergarten, gespeist aus Grubenwasser, hat sich längst zu einem gern besuchten Biotop entwickelt. Zahlreiche neue Firmen und Institutionen haben sich am Platze angesiedelt. Auf der Rückfahrt machten wir noch kurz Halt in Saarbrücken und bewunderten den hellen weißen Innenraum der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten, barocken Ludwigskirche. Leider verschlechterte sich das Wetter zusehends und unser Besuch im Weltkulturerbe der Völklingen Hütte fiel dementsprechend etwas kürzer, jedoch nicht minder beeindruckend, aus. Seit fünfundzwanzig Jahren steht die Völklingen Hütte, ein Eisenwerk, in dem 100 Jahre Industriegeschichte nachvollzogen werden kann, auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Nach einer Führung durch die Anlage kehrten wir rechtschaffen müde ins Hotel zurück, wo wir noch lange auf unser schlichtes Abendessen warten mussten.

06.10.2021 Ausflug in die älteste Stadt Deutschlands und Weinprobe in Trier

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung… Frei nach diesem Motto besuchten wir mit Schirm und Anorak die älteste Stadt Deutschlands, Augusta Treverorum, Roma Secunda, heute bekannt als Trier. Bei einer Stadtrundfahrt betrachteten wir die Stadt an der Mosel mit dem Dombezirk, den erhaltenen römischen Bauwerken wie der Konstantinbasilika, der Konstantintherme, der Römerbrücke und der Porta Nigra von oben. Bei unserem Stadtrundgang im Nieselregen bewunderten wir die gewaltige Porta Nigra aus der Nähe, sie ist eines von vormals fünf Eingangstoren in die römische Stadt. Wir flanierten vorbei am drei Königenhaus und der Judengasse, bevor wir uns am Hauptmarkt zu einer gemütlichen Mittagspause in eines der zahlreichen Restaurants verabschiedeten. Danach ging‘s weiter mit Kultur: Wir besuchten den Dom mit der Kapelle zum Heiligen Rock, eine der Christus Reliquien, die der Legende nach von Helena, der Mutter von Konstantin dem Großen nach Trier verbracht worden sei. Im Kirchenschiff hängt die 16 Meter hohe und 30 Tonnen schwere Schwalbennestorgel. Die barocke Ausgestaltung des Domes dominiert heute das Bild des vielfach umgebauten Gebäudes. Ein romanisches Portal führt in die daneben liegende Liebfrauenkirche, eine der schönsten gotischen Kirchen der Region. Die Fenster im Chor wurden der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg von der französischen Armee als Entschuldigung für entstandene Kriegsschäden geschenkt. Wenige Meter entfernt steht die Konstantinbasilika. Sie wurde im vierten Jahrhundert als Audienzhalle der römischen Kaiser errichtet. Ihre Größe ist beeindruckend - die Porta Nigra würde drei mal hineinpassen! Gänzlich ohne Figurenschmuck besticht dieser riesige Raum durch seine Schlichtheit. 1859 wurde das Gebäude vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV „auf ewige Zeit zum gottesdienstlichen Gebrauch“ der evangelischen Kirchengemeinde überlassen. Seit Ende 2014 erklingt die neue Hauptorgel der Bautzener Firma Eule. Sie ist mit 6000 Orgelpfeifen die größte Orgel in Trier. Hinter dem streng linearen römischen Gebäude der Basilika befindet sich das kurfürstliche Palais. Kurfürst Johann Philipp von Walderdorf gab 1756 dem Balthasar Neumann Schüler Johannes Seitz den Auftrag, den Südflügel des Palastes nach dem Zeitgeschmack des Rokoko um- und auszubauen. Die goldverzierte Fassade des Palastes, der Barockgarten mit seinen Skulpturen von Ferdinand Tietz und den Wasserspielen, spiegeln die Lebensfreude des Adels im achtzehnten Jahrhunderts wider. Im Weingut G.F. von Nell konnten wir uns bei einer 6-er Weinprobe von der Qualität der Moselweine überzeugen. Der Chef persönlich führte uns durch seine Keller und stellte uns seine besten Lagen vor, derweil uns seine Frau Evi ein leckeres Vesper mit herzhaftem Quark und leckerem Schmalz bereitete. Zwei Stunden später fuhren wir beschwingt wieder zurück ins Hotel, wo uns heute heiße Tomatensuppe und kalter Champagner erwartete!

07.10.2021 Saarlandrundreise zur Saarschleife mit Baumwipfelpfad und Schifffahrt auf der Saar

Unser heutiger Ausflugstag führte uns zuerst auf die Höhen des Saargaus. In dem kleinen Ort Berus steht seit über fünfzig Jahren ein Denkmal für die Versöhnung der beiden großen Nationen Deutschland und Frankreich. Dort wird den großen Europäern gedacht, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein friedliches Zusammenleben in Europa ermöglicht haben: Robert Schuman, Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi. Zwei riesige Stahlbetonplatten symbolisieren die beiden Länder Deutschland und Frankreich, die mit neun strahlenförmig angeordneten Stahlstäben symbolisch verbunden sind: Die Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit der Eisenförderung und gleichzeitig die Erinnerung an die Stahlgewitter der Weltkriege. Ein kurzer Halt an der Orannakapelle bescherte den mitreisenden Damen nicht den versprochenen Gatten und so verließen wir den schon im dreißigjährigen Krieg verlassenen Ort und fuhren weiter die Saar entlang: vorbei an Saarlouis und der Dillinger Hütte, über Merzig hinauf nach Orscholz zum Baumwipfel Pfad oberhalb der Saarschleife. Bei Mettlach wird die Saar durch einen harten Taunusquarzit zu einem Umweg von annähernd zehn Kilometern gezwungen. An dieser Stelle bildet die Saar ihre berühmte 180° Schleife. Am Eingang zum Baumwipfelpfad erwartete uns Wilbert, mein Mann, mit einem gut gefüllten Bollerwagen. Nach dem gemeinsamen Aufstieg zum 42 Meter hohen Aussichtsplateau genossen wir in luftiger Höhe ein zünftiges deutsch-französisches "Bergmannsfrühstück" mit Lyoner, Gurken, Baguette und Crémant! Was für eine schöne Überraschung! Am frühen Nachmittag ging es dann mit dem Schiff noch einmal ganz entschleunigt um die Saarschleife und wir blickten vom Wasser aus hinauf auf den Aussichtsturm des Baumwipfelpfades. Beeindruckend bei unserer Fahrt war die Schleusung in Mettlach. Elf Meter wurde unser Ausflugsschiff hochgehoben und wieder abgesenkt. Insgesamt muss die kanalisiertes Saar für die Schifffahrt fünfundfünfzig Höhenmeter in acht Staustufen überwinden. Wieder zurück in Mettlach besuchten wir die kleine Kapelle St. Josef, die im Inneren aufwendig mit bunten Keramikfliesen verziert ist. Das kleine Kirchlein wurde vierzehn Jahre nach seiner Errichtung 1864 in Wallerfangen abgebrochen und im Auftrag Eugen von Bochs Stein für Stein mit dem Treidelschiff nach Mettlach verbracht. Im Garten der alten Benediktiner Abtei, dem Firmensitz von Villeroy & Boch steht im Schatten gr0ßer Bäume der Alte Turm, das älteste sakrale Bauwerk im Saarland. Daneben befindet sich eine moderne Kunstinstallation, die für die Expo 2000 in Hannover von den beiden Künstlern André Heller und Stefan Szczesny gestaltet wurde: “Global 2000, The Living Planet“ mit dem 14 Meter hohen Erdgeist und den farbenfrohen Bildtafeln der Weltkarte des Lebens. Ein unerwartetes sehenswertes Kleinod im Saarland, versteckt in einem verwunschenen Garten! Saarländisch ging es auch im Hotel weiter: Das Restaurant wartete zum Abendessen mit verschiedenen "Gefillden", saarländischen gefüllten Kartoffelklößen mit Speck-Rahmsauce und Sauerkraut auf.

08.10.2021 Ein sonniger Tag in Lothringen: Stadtführung in Metz und Spaziergang an der Mosel

Unser heutiger Ausflugstag führte uns nach Frankreich, in die alte Region Lothringen, die wie das Saarland, durch den Abbau von Kohle und die Produktion von Eisen gekennzeichnet ist. Lothringen, das auf Französisch Lorraine heißt, hat mit nur 2.300.000 Einwohnern die zehnfache Fläche des Saarlandes. 2014 wurden Lothringen, das Elsass und die Region Champagne-Ardenne unter dem Namen Grand-Est zusammengefasst und gliedert sich in zehn Départements. Wir besuchen die Stadt Metz im Departement Moselle, das nach dem französisch- preußischen Krieg ab 1871 bis zum Ende des ersten Weltkrieges zum Deutschen Kaiserreich gehörte. Bei unserer Stadtrundfahrt durch das historische Metz sahen wir den großen Bahnhof, der 1908 von Kaiser Wilhelm II eingeweiht wurde. Überall in der Stadt entdeckt man die architektonischen Zeugnisse aus dieser Epoche. Die Franzosen haben sich längst mit der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und den Deutschen ausgesöhnt. Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Joachim Gauck, und zuletzt Angela Merkel kamen als Freunde und setzten mit ihren Besuchen, auch an den Stätten des Ersten Weltkriegs, Zeichen der Versöhnung. Bei unserem ersten Stopp in der Stadt widmeten wir uns der neuen Architektur: Auf dem Gelände der antiken römischen Arena entstand ein neues Stadtviertel um das im Mai des Jahres 2010 eröffnete herausragende architektonische Meisterwerk, das Centre Pompidou Metz (CPM) des international renommierten Architekten Shigeru Ban. Seither wetteifern weltbekannte Architekten wie Jean-Michel Wilmotte, François Valentiny, Christian de Portzamparc oder Jean-Paul Viguier um lukrative Aufträge. Der letztgenannte errichtete das riesige moderne Einkaufszentrum Muse, neben dem CPM. Mit nur 120.000 Einwohnern ist Metz eine überschaubare Stadt, die viel Wert auf ihr historisches Erbe und ihren herrlichen Blumenschmuck liegt. Vor dem Theater entsteht jedes Jahr aufs Neue ein blühender Park, der Ende Oktober wieder abgeräumt wird. Selbst die Verkehrsinseln sind blühende Anlagen, mit jahreszeitlich abgestimmter Bepflanzung. Das architektonische Erbe der Stadt spannt einen Bogen von der römischen Antike, über das Mittelalter und die Renaissance, über die Zeit der französischen Könige und preußischen Kaiser bis zur avantgardistischen Moderne. Die Kathedrale Sankt Étienne, im Stil der Flamboyant Gotik, mit ihren nach oben strebenden zarten Fialen und Spitzen ist sicherlich die beeindruckendste Leistung der Baumeister vor 800 Jahren. "So viel Glas und so wenig Steine!“ soll der Architekt Pierre Perrat um 1400 ausgerufen haben, angesichts der immensen Fensterflächen von 6500 m². Die ältesten Glasfenster sind aus dem dreizehnten Jahrhundert, die beeindruckende Rosette in der Westfassade stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert. Moderne Glaskünstler wie Jacques Villon und Marc Chagall haben in dem Gotteshaus, das gerne die Laterne Gottes genannt wird, künstlerische Akzente gesetzt. Gleich neben der Kathedrale steht die als Bischofspalais geplante überdachte Markthalle, die mit ihrem frischen Angebot zu einer Mittagspause einlädt. Am frühen Nachmittag setzten wir unsere Rundreise durch Lothringen fort und fuhren über Land nach Jouy-aux-Arches, um entlang der gemächlich dahinfließenden Mosel zu einem beeindruckenden Zeugnis römischer Baukunst zu spazieren: diesseits wie jenseits des Flusses stehen die imposanten Reste des ehemals 1,2 Kilometer langen Aquädukts, von dem hier noch siebzehn Bögen mit einer Höhe von bis zu 23 Metern erhalten sind. Die Landstraße D5 von Metz nach Toul zwängt sich durch die kaum fünf Meter breiten Zwischenräume der Pfeiler. Ungestreift gelangten wir mit dem Bus durch die Enge und fuhren weiter zu einer kleinen Destillerie auf dem Land, die Mélanie und ihr Mann vor zehn Jahren übernommen haben. Schon seit 100 Jahren wird dort Eau de Vie, Wasser des Lebens, hochprozentiger Mirabellensschnaps hergestellt. Mit winzigen Gläschen probierten wir uns durch das Sortiment und verspeisten dazu eine leckere Tarte aux Mirabelles. Gefasst sahen wir anschließend dem Abendessen entgegen.

09.10.2021 Abschied von Saarbrücken und Heimreise

Nach dem leckeren Frühstück im Hotel stand dann schon wieder „Koffer packen“ und fertig machen für die Heimreise auf dem Programm. Schon am Vorabend ist unser zweiter Fahrer Sergey nach Saarbrücken gekommen, um die Reisegruppe wieder nach Hause zu bringen. Pünktlich um halb neun am Morgen starteten wir, wie gewohnt, zu unserer letzten gemeinsamen Fahrt, den Trillerberg hinunter nach Saarbrücken. Vor der Ludwigskirche war reges Treiben, ein bunter Landmarkt bietet jeden Samstag dort seine Waren feil. Die Schlosskirche, das Schloss und die Schlossmauer waren von einer schon kräftigen Herbstsonne wunderbar beschienen. Dort hieß es dann Abschied nehmen von mir, von Saarbrücken, vom Saarland und der Großregion. Ein letzter Blick zurück und dann ging es über die A620 entlang der Saar 650 km in den Osten. Nach einer ruhigem Fahrt erreichte der Bus pünktlich um 18:00 Uhr sein Ziel in Dresden.

Schlusswort

Liebe Gäste,
es hat mich sehr gefreut, dass ich Ihnen in den vergangenen sechs Tagen die überraschend schönen Seiten meiner Wahlheimat zeigen durfte und hoffe, ich konnte Ihnen mit meinem bunten Blumenstrauß an Erzähltem und Erlebtem nachhaltige Momente, schöne Eindrücke und bleibende Erinnerungen bereiten.
Gemeinsam sind wir fast 2000 Kilometer kreuz und quer durch die Großregion gefahren. Gut und sicher begleitet von unserem Fahrer Evgenji, der uns selbst an die entlegensten Kunstwerke chauffierte.
Werden Sie nun bitte zu Saarland Botschaftern und erzählen ihren Freunden an einem gemütlichen Abend bei saarländischem Dibbelabbes (mit dem original Gewürz der kleinen Gewürzmanufaktur Rimoco!) von ihren Erlebnissen, den Sehenswürdigkeiten und den freundlichen, offenen Menschen im Dreiländereck. Und vielleicht darf ich Sie dann ein weiteres Mal im Saarland und in der Großregion, mitten im grünen Herzens Europas, begrüßen.

Bis dahin bleiben Sie bitte alle gesund und reisefreudig!

Ich freue mich auf ein Wiedersehen und grüße Sie herzlich aus dem Bliestal

Ihre Reiseleiterin Gabriele Sauer

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Kommentare zum Reisebericht

Ein sehr schöner Reisebericht- da haben wir doch eine Menge gesehen und erlebt.
Wir bedanken uns bei unserer engagierten Reiseleiterin, die uns mit Herz und Sachkunde das Saarland und Umgebung näher brachte.
Vielleicht sehen wir uns auf einer anderen Reise einmal wieder. Wir würden uns freuen.

Gabriele Paubel
11.10.2021

Ein sehr schöner Reisebericht- da haben wir doch eine Menge gesehen und erlebt.
Wir bedanken uns bei unserer engagierten Reiseleiterin, die uns mit Herz und Sachkunde das Saarland und Umgebung näher brachte.
Vielleicht sehen wir uns auf einer anderen Reise einmal wieder. Wir würden uns freuen.

Gabriele Paubel
11.10.2021

Es war eine sehr tolle Reise.

Meißner Ulrike
15.10.2021