Reisebericht: Reise mit Trauerbegleitung – Kloster Benediktbeuern

17.05. – 22.05.2023, 6 Tage Trauerreise ins südbayrische Benediktbeuern in kleiner Gruppe: Klosterführung – Kräutergarten – Freilichtmuseum mit Kerzenworkshop – Schifffahrt – Ausflug nach München – Garmisch–Partenkirchen mit Atemwegslehrpfad und Schokoladenworkshop


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Sich auf eine Reise mit Trauerbegleitung einzulassen, ist eine Herausforderung. Es bedeutet, Vertrauen zu haben, Vertrauen zu den Mitreisenden, Vertrauen in die Vorbereitung der Reise und in die Reiseleitung. Nach dieser Reise können wir guten Gewissens sagen: es war für jeden die richtige Entscheidung, das Vertrauen wurde nicht enttäuscht.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Mittwoch, 17.05.2023: Fahrt nach Benediktbeuern

Von Berlin über Dresden, Jena und Ingolstadt fahren wir nach Bayern in das Kloster Benediktbeuern. Wir kennen uns persönlich noch nicht, wissen jedoch, dass uns ein gemeinsames Schicksal zusammengeführt hat. Noch ist es still im Bus.
Am Nachmittag erreichen wir das Kloster, das in eine idyllische Landschaft eingebettet ist. Und was haben wir für einen Kaffeedurst! Kaum sind die Köfferchen abgestellt, schauen wir uns um, denn hier soll es ein Kloster-Bräustüberl geben. Tatsächlich. Und voll ist es hier auch nicht. Aber der Kuchen! Riesige Stücke von Kuchen werden uns serviert. Mit Schlagsahne natürlich. Wir lachen und merken - die Chemie stimmt. Wir fühlen uns hier so wohl, dass wir für den Abend einen Tisch reservieren.
Nach dem üppigen Kaffee trinken brauchen wir jetzt aber Bewegung. Wir streifen über das Klostergelände und entdecken so manchen Geheimgang. Das Gelände ist groß, da ist es gut, die Abkürzungen zu kennen.
Das Abendessen nehmen wir in der Klosterküche ein. Diese befindet sich in der ehemaligen Bibliothek des Klosters, von der immerhin noch die pompösen Deckenmalereien übrig geblieben sind. So schmeckt das Essen besonders gut. Es gibt eine Auswahl an Salaten und eine warme Speise.
Zum Abschluss des Tages kehren wir wie verabredet ins Kloster-Bräustüberl ein. Wir haben uns einen Tisch reserviert, der etwas abseits liegt, so dass unsere Vorstellungsrunde privat bleiben kann. Dennoch sind wir froh, dass wir für die nächsten Abende das Stüberl in unserem Haus entdeckt haben, wo wir ganz unter uns sind.

Donnerstag, 18.05.2023: Klangpfad – Führung durch das Kloster Benediktbeuern – Bad Heilbrunn

Nach dem Frühstück unternehmen wir einen Spaziergang in der Umgebung des Klosters. Vom ZUK (Zentrum für Umwelt und Kultur) wurden verschiedene Themenwege angelegt. Zunächst ist unser Ziel der Moorlehrpfad, jedoch kehren wir um, als wir feststellen müssen, dass uns die Zeit bis zum Mittagessen zu knapp wird und besuchen den Klangpfad. Hier stehen verschiedene Hölzer, Steine und diverse Naturmaterialien bereit, mit denen wir Klänge erzeugen können. Ziel ist es, in Einklang mit der Natur oder mit sich selbst zu kommen. Oder einfach Spaß zu haben. Zum Mittagessen kehren wir in die Klosterküche ein. Anschließend werden wir an der Klosterpforte erwartet. Hier befindet sich auch der Klosterladen und wir haben noch genügend Zeit zum Stöbern. Neben einer großen Auswahl an Büchern, können auch Naturheilmittel, Seifen oder Souvenirs erworben werden. Um 13 Uhr beginnt die Führung durch das Kloster. Wir tauchen ein in die tausendjährige Geschichte des Klosters Benediktbeuern und besichtigen einige beeindruckende Räumlichkeiten. Wir durchqueren den Kreuzgang und kommen in den gotischen Saal. Großzügig mit Stuck verziert und mit prächtigen Deckenmalereien ausgestattet ist die Basilika St. Benedikt, die früher als Abteikirche diente und heute als katholische Pfarrkirche genutzt wird.
Den Nachmittag verbringen wir in Bad Heilbrunn. Eine freundliche junge Frau führt uns durch den Kräutergarten. Sie kennt tatsächlich jedes Kraut, zupft und reibt, lässt uns riechen und kosten. Im Kräuter-Bistro werden wir mit leckerem Käsekuchen und frischem Brot mit Kräuteraufstrich verwöhnt. Pünktlich zum Abendessen sind wir zurück im Kloster. Gestern haben wir das Stüberl entdeckt. Das ist ein Zimmer im Keller unseres Wohnhauses, gemütlich eingerichtet und mit einem großen Vorrat an Getränken. Hier verbringen wir den Abend mit vertraulichen Gesprächen.

Freitag, 19.05.2023 Aktivprogramm im Freilichtmuseum Glentleiten – Schifffahrt auf dem Staffelsee

Im Freilichtmuseum Glentleiten finden heute die internationalen Flößertage statt und es laufen viele Männer mit lustigen Hüten herum. Wir haben mit denen aber nichts zu tun, sondern folgen unserer freundlichen Führerin durch die historischen Häuser und Hütten. Das Thema unserer Führung ist Licht und sie zeigt uns, wie sich die Beleuchtung der Zimmer im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Von der Rußküche über die Beleuchtung mit Petroleumlampen bis zum elektrischen Licht. Die Führung endet mit einem kleinen Workshop, bei dem wir aus Bienenwachsplatten unsere eigenen Kerzen rollen. Ein schönes Andenken an einen schönen Tag. Im Kramerladen finden wir Platz in der Brotzeitstube, wo wir unter uns sind und uns mit einem Imbiss kulinarisch versorgen können.
Vom Freilichtmuseum Glentleiten fahren wir nach Seehausen am Staffelsee. Kaum erreichen wir die Anlegestelle als auch schon ein Ausflugsschiff angefahren kommt. Bei Kaffee und Kuchen und der Aussicht auf die zauberhafte Umgebung verfliegt die Zeit wie im Nu. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir zurück in Seehausen und fahren zum Kloster zurück. Unterwegs legen wir einen Stopp am Supermarkt ein und versorgen uns mit Knabbereien und Getränken für den Abend.
Nach dem Abendessen ziehen wir uns in unser Stüberl zurück.

Sonnabend, 20.05.2023: Chocolaterie Amelie – Atemwegslehrpfad – mit der Seilbahn auf den Wank – Kaffee und Kuchen in der Ludwigstraße

Wir fahren nach Garmisch-Partenkirchen. In der Ludwigstraße bewundern wir die bunt bebilderten Fassaden, von denen eine schöner als die andere erscheint. Genannt wird dieser Bilderschatz Lüftlmalerei. Zurückgeführt wird die Bezeichnung auf Franz Seraph Zwinck (1747/48–92), der solche beeindruckenden Bilder geschaffen hat und dessen Anwesen nachweisbar den Namen Lüftl trug.
In der Chocolaterie Amelie werden wir bereits erwartet. In diesem Familienunternehmen wird Schokolade produziert, wobei man sich der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Das bedeutet unter anderem, dass die Rohstoffe, die verwendet werden aus fairem Handel stammen. Als erstes stellen wir unsere eigene Amelie-Schokoladentafel her. Jeder bekommt eine Form, in die flüssige Schokolade gegossen wird. Diese verschönern wir nach Lust und Laune mit Nüssen und Mandeln oder anderen dekorativen Zutaten. Die Formen kommen in den Kühlschrank um auszuhärten. Der Reihe nach verkosten wir nun verschiedene Sorten Schokolade von fast unverarbeiteten Kakaoraspeln über Vollmilch- und Bitterschokolade und weiße Schokolade, die nur aus Kakaofett, Zucker und Milchpulver zubereitet wird. Wir erfahren, dass eine Praline mit Blauschimmelkäse eine Goldmedaille gewonnen hat und vieles mehr. Zum Abschluss der Verkostung gibt es Marzipan, Nougat und die Praline des Monats. Unsere selbst hergestellten Schokoladentafeln sind nun fertig und bekommen eine schöne Verpackung.
Nach dem Schokoladenerlebnis laufen wir weiter entlang der Ludwigstraße bis wir die Abzweigung zum Atemwegslehrpfad ausfindig machen. Von hier aus geht es einigermaßen steil bergauf, jedoch gibt es immer wieder Bänke zum Verweilen. Auf dem Atemwegslehrpfad regen dreizehn Tafeln zu Atemübungen an, die wir gemeinsam absolvieren. Wir recken, strecken und dehnen uns, atmen links und atmen rechts, in den Bauch und wieder aus. Ein Spaß, der gut für die Gesundheit ist. Am Ende des Atemwegslehrpfads führt ein Weg nach rechts zur Wallfahrtskirche St. Anton. Hier wird vor allem jungen Männern gedacht, die im 2. Weltkrieg gefallen sind. Wir besuchen die Kirche und verweilen ein wenig. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und einige Kerzen werden angezündet.
Anschließend wollen wir auf den Wank fahren. Eine Seilbahn bringt uns hoch hinaus. Das Wetter ist fantastisch und vom Wank bietet sich ein traumhafter Blick auf die Alpen und die Zugspitze. Bei Kaswurst und Almdudler lassen wir es uns gut gehen.
Wir kehren zurück in die Ludwigstraße und gönnen uns noch Kaffee und Kuchen.
Nun ist es schon eine kleine Tradition, dass wir uns nach dem Abendessen in unser Stüberl zurückziehen.

Sonntag, 21.05.2023: München per Rikscha und Picknick im Englischen Garten

Etwa eine Stunde fahren wir von Benediktbeuern nach München. Am Isartor steigen wir aus und gehen noch ein paar Schritte zu Fuß bis zum Marienplatz. Hier treffen wir auf unsere Rikschas, die uns bis zum Chinesischen Turm im Englischen Garten bringen. Unterwegs gibt es mehr oder weniger detaillierte Informationen zu München und der Bayrischen Geschichte. Am Eisbach legen wir einen Stopp ein und beobachten wagemutige junge Leute, die auf den rauschenden Wellen surfen. Am Chinesischen Turm endet unsere Rikschatour. Hier befindet sich ein Biergarten, der in guten Zeiten bis zu siebentausend Gästen Platz bieten könnte. Zum Glück ist es heute nicht so voll und nachdem wir uns entschieden haben, was wir verzehren wollen, finden wir auch schnell einen Tisch. Im Chinesischen Turm spielt eine Blaskapelle und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Auch wir singen EIN PROSIT, EIN PROSIT - DER GEMÜTLICHKEIT, EIN PROSIT, EIN PROHOSIT DER GEMÜTLICHKEIT. Nachdem wir uns gestärkt haben, lustwandeln wir durch den Englischen Garten, pausieren auf Bänken und Wiesen und gönnen uns zum Abschluss ein Eis. Jetzt gelüstet es uns nach einem Kaffee und zu Fuß oder per Rikscha erreichen wir ein in der Nähe gelegenes kleines italienisches Café. Hier treffen wir auf einen der mutigen Surfer, den wir in ein Gespräch verwickeln und erzählen allen, die es hören oder nicht hören wollen, dass wir gleich von unserem Chauffeur abgeholt werden. Wir sind fröhlich und genießen den Tag.
Am Abend heißt es Abschied nehmen. Noch einmal treffen wir uns in unserem liebgewonnenem Stüberl, lassen die Tage Resümee ziehen und sind dankbar für die gemeinsame Zeit. Die Meinung ist einhellig: die Entscheidung an dieser besonderen Reise teilzunehmen war richtig. Wir wissen, dass die Trauer um den geliebten verlorenen Menschen nicht dadurch geheilt ist und dass jeder weitere schwere Stunden vor sich hat. Dennoch hat der Austausch über das Thema Trauer und Verlust mit den anderen uns nahe gebracht. Niemand musste sich seiner Tränen schämen.
Das Schönste aber war, dass wir so viel miteinander lachen konnten, oder?

Montag, 22.05.2023 Heimfahrt

Bei schönstem Sonnenschein verabschieden wir uns vom Kloster Benediktbeuern, den Alpen und von einander. Wir sind zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen gewachsen und haben vor, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Die ersten Schritte dazu sind gemacht.

Schlusswort

Liebe Gäste, ihr tapferen mutigen Frauen und unser einziger "Quoten"-Mann, den wir alle in unser Herz geschlossen haben - nochmals Danke, dass ihr dabei ward. Danke dafür, dass ihr die Idee dieser Reise habt real werden lassen. Danke für euer Vertrauen, danke für die vielen aufmunternden Worte, die ihr euch gegenseitig gegeben habt. Danke für die fröhlichen Stunden miteinander. Passt gut auf euch auf.
Herzliche Grüße Eure Reiseleiterin Sabine

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Sabine,

treffender und schöner kann man diese besondere Reise nicht beschreiben.
Dank Dir und aller Teilnehmer wird diese Reise für mich eine wertvolle Erinnerung sein. Vielen Dank und liebe Grüße

Marion

Marion Granow
25.05.2023