Reisebericht: Single–Silvester in Thüringen

28.12. – 02.01.2023, 6 Tage Silvesterreise für Singles: Gotha – Bad Tabarz – Inselsberg – Thüringer Wald – Oberhof – Oberweißbacher Bergbahn – Farbglashütte Lauscha


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Warum in die Ferne schweigen, wo es doch fast alles in Thüringen gibt: Weltmetropolen wie Weimar, Gelehrte und Dichter, Nationalparks und berühmte Wanderwege, alte Bräuche und Traditionen und sogar "Weihnachtsmärkte" im Januar, dachten sich 18 Singles und gingen das Wagnis ein.
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

Mittwoch, 28.12.2022: Anreise nach Thüringen und Besuch des Weihnachtsmarktes in Weimar

Am nicht ganz so frühen Morgen treffen sich die ersten Teilnehmer dieser Single-Silvester-Reise in Dresden am Flughafen, dort wo unsere Reise diesmal beginnt. Warum den Jahreswechsel in dieser meist grauen Jahreszeit zuhause verbringen, wo man doch stattdessen mit Gleichgesinnten ein wunderschönes gemeinsames Reiseerlebnis, gar nicht so weit weg von der Heimat, haben kann. Unser Ziel ist der Freistaat Thüringen, der sich schon lange so nennt. Ein Zentrum deutscher Kultur welches mit einigen UNESCO-Kulturerbe aufwarten kann.
Auf dem Weg nach Weimar gibt es eine kleine Einführung in den Freistaat Thüringen und ein paar Details zu der Stadt Weimer die unser erstes Ziel heute ist. Wir hören vom „Goldenen“ und „Silbernen Zeitalter“ Weimars und der Weimarer Klassik. Viele berühmte Häupter haben hier gewirkt und einige sogar gewohnt. Die Herzogin-Amalia Bibliothek liegt auf unserem Weg und ebenfalls das Liszt-Haus und die Bauhaus-Universität Weimar. Goethes Wohnhaus, welches wir von hinten sehen können und das Haus einer seiner Freundinnen liegen auf unserer Fahrt. Vorbei am Schloss landen wir dann an unserem Busparkplatz. Von hier aus geht es zu Fuß in die Innenstadt und wir spazieren vorbei an der Stadtkirche St-Peter und Paul, die wir uns von innen anschauen. Bemerkenswert ist das Altarbild von Lucas Cranach dem Jüngeren und der Lutherschrein. Heute ist es eine evangelische Kirche. Weiter kommen wir zum Marktplatz mit dem neugotischen Rathaus und seinem bemerkenswerten Glockenspiel mit Glocken aus Meissner Porzellan. Der traditionelle Adventskalender mit echten Fenstern ist noch zu sehen.
Dann trennt sich die Gruppe und einige gehen weiter zum Stadtschloss mit der Bastille. Dann folgt ein Spaziergang im Park an der Ilm mit seinen Grotten und Denkmälern. Hier hat auch Goethe in der ersten Zeit seines Aufenthaltes in Weimar gewohnt. Dann stürzen wir uns ins Weihnachtsgetümmel und suchen die berühmte Thüringer Rostbratwurst. An einem Stand werden wir fündig und gönnen uns eine davon. Irgendwann ist es Zeit zum Bus zurückzukehren.
Unsere Fahrt geht weiter zu unserem Hotel in Bad Tabarz, dem Luft- und Kneippkurort. Wir lernen die Gruppe kennen, die schon die Weihnachtstage hier verbracht hat und nähern uns langsam aneinander an. Spielinteressierte haben sich schnell gefunden und die ersten Kennenlernbrücken werden überquert. Auch die mit dem Auto angereisten Reiseteilnehmer haben sich angefunden und wir sind gespannt auf den kommenden Tag.


Donnerstag, 29.12.2022: Farbglashütte Lauscha und Oberweißbacher Bergbahn

Nach dem üppigen Frühstücksbuffet geht es erst einmal auf eine längere Fahrt durch den Thüringer Wald. Wir kommen durch die Region der „Drei Gleichen“, die ihren Namen durch eine Sage bekommen haben. In der Sage wird von einem gleichzeitigen Feuer auf allen 3 Burgen berichtet, wenn wahr, wohl durch einen Kugelblitz hervorgerufen. Thüringen ist ja auch das Land der Burgen, von denen die bekannteste die Wartburg ist.
Bevor wir zu unserem Ziel, die Glasbläserstadt Lauscha, kommen muss unser Fahrer Hans-Jörg ganz schön arbeiten um die Kurven zu nehmen. Wir stellen uns vor, es würde hier Schnee liegen. Auf der Fahrt erfahren wir etwas über die Geschichte der Glasverwendung und -herstellung. Wasser, Pottasche, Soda und Buchenholz, alles was man für die Glasherstellung brauchte, gab es hier. Auch Quarzsand in unterschiedlicher Qualität war vorhanden. Wir fahren durch kleine Dörfer in denen die Farbe grau dominiert. Die Häuser sind meistens mit Schiefer verkleidet und auch die Dächer erstrahlen in Grau. Bei Regen wirkt das ein wenig düster.
Als wir an der Glasfabrik ankommen sind wir über den modernen Bau erstaunt. Im Hintergrund erblicken wir eine Skischanze. In der Fabrik gibt es natürlich Glas der unterschiedlichsten Machart zu kaufen. Wir werden erst in ein Kino geschickt, in dem wir die Familiengeschichte der Glasfabrikbesitzer erfahren. Leider hat die Galerie auf die sich alle gefreut hatten zu. Der alte Ofen wird restauriert. Alle schwirren aus um den Glasbläsern in den Ateliers über die Schulter zu schauen, ins Museum zu gehen oder die Weihnachtsausstellung zu betrachten. Im Museum gibt es eine interessante Vielzahl von Glaskunstwerken aus vergangenen Zeiten und von heute. Danach gibt es im benachbarten Restaurant einen zünftigen Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl.
Gesättigt fahren wir weiter, um mit der Oberweißbacher Bergbahn zu fahren. Sie ist ein Markenzeichen des Thüringer Waldes. Komplett saniert und mit neuer Sicherheitstechnik ausgestattet bringt sie uns über 300 Höhenmeter ins Tal. Wir bekommen eine Bahn früher und erfahren von der freundlichen Dame von der Deutschen Bahn einiges über Technik und Bau dieser Strecke. Sie gilt als die steilste Bahn der Welt zur Beförderung normalspuriger Eisenbahnwagen. Nach diesem kleinen Abenteuer geht es zurück nach Bad Tabarz. Auf der Strecke verspäten wir uns etwas, da es ein wenig Stau und Umwege auf der Strecke gibt. Wir genießen wieder ein gutes Abendessen und einige treffen wieder zu einer Spielrunde zusammen.


Freitag, 30.12.2022: Baumkronenpfad und Nationalparkzentrum Hainich – Gothaer Weihnachtsmarkt

Der heutige Tag steht erst einmal ganz im Zeichen der Thüringer Natur. Der Nationalpark Hainich, der zum Schutz des heimischen Buchenwaldes eingerichtet wurde, hat seit 2005 einen Baumkronenpfad, den wir uns heute ansehen. Hier befindet sich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands.
Der Wettergott ist heute gnädig mit uns und es kommt sogar ein wenig die Sonne heraus. Wir begehen die Pfade und die meisten von uns steigen auch auf den Aussichtsturm, von dem man einen Überblick über die Größe des Gebietes bekommt. Auch einige Balanceübungen auf Hängebrücken können die Mutigen machen. Es ist noch ruhig was sich aber als wir zurücklaufen ändert. Wir hatten den Pfad für uns alleine. Manchmal ist es schon besser, wenn man der Erste ist.
Weiter fahren wir in das Städtchen Gotha, früher mal eine heimliche Konkurrenz zur Stadt Weimar. Gotha ist sozusagen das naturwissenschaftliche Pendant zu Weimar. Die Stadt war die Residenz des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und so besitzt Gotha das Schloss Friedenstein mit zahlreichen Sammlungen, welches bei der Anfahrt schon von Weitem zu sehen ist.
Unser Bus parkt in der Nähe des Schlosses und ein Teil der Gruppe nähert sich über den Schlosshof der Altstadt. Schön restaurierte Häuser säumen die Plätze. Der Marktplatz wird von dem Rathaus dominiert. Einige essen eine Rostbratwurst und andere warten auf den Geheimtipp einer Reiseteilnehmerin. Es soll hier das Beste „Fürst Pückler-Eis“ Thüringens geben. Uns so folgen wir der Beschreibung und es ist gar nicht weit. Das gemütlich eingerichtete Kaffee hat Platz für unsere kleine Gruppe. Nach und nach findet sich die gesamte Gruppe hier ein.
Nun das Eis und die Kuchen schmecken in diesem Kaffee fantastisch und so finden wir uns gut gesättigt nach 2 Stunden wieder am Bus ein. Wir sind ein wenig früher im Hotel als in den vergangenen Tagen, denn wir haben heute Abend noch vor, die Geister des noch herrschenden Jahres und des Winters bei den „Bad Tabarzer Rauhnächten“ zu vertreiben. Der eine oder andere von uns möchte vielleicht vorher noch einmal in die Sauna gehen oder es sich anderweitig gemütlich machen.
Am Abend beginnt es zu regnen und ein starker Wind kommt auf. Der Wind steigert sich zu Sturmstärke und wir müssen das gerufene Taxi leider wieder zurückschicken, es regnet stark und da hält sich die Lust auf eine Freiluftveranstaltung in Grenzen. Nur 4 ganz Verwegene trotzen dem Sturm und Regen und fahren mit dem PKW zu den Bergteufeln. Wir sitzen noch in der Lobby als sie vollkommen durchnässt wieder zurück sind. Etwas später geht heute der Tag zu Ende. Hoffentlich wurden die Wintergeister ordentlich vertrieben.


Samstag, 31.12.2022: Silvester: Schlosspark Altenstein – Großer Inselsberg – Silvesterfeier

Das Wetter hat sich etwas gebessert, zumindest regnet es nicht mehr. Der Wind allerdings bläst noch heftig und wir sind gespannt auf den Landschaftspark Allenstein bei Bad Liebenstein.
Ein wenig später geht es los und es dauert nicht lange, da haben wir die Auffahrt zum Schloss erreicht. Unsere Führerin für den Schlosspark erwartet uns schon und wir beginnen einen kurzweiligenr und spannenden Rundgang durch einen Teil dieses großen Landschaftsparks. Er ist einer der größten Parks Thüringens. Wir erfahren etwas über die verschiedenen Familienmitglieder der Herzöglichen Familie und ihre Verbindung zum Englischen Königshaus. Das Schlossgebäude im Neorenaissance-Stil sieht aus wie ein englisches Herrenhaus und der dazugehörige Park besitzt eine Vielzahl interessanter Bäume.
Unsere Parkführerin weiß einiges Interessantes zu berichten und kennt sich auch mit den Bäumen aus. Dann aber ist die Zeit schnell um und wir fahren in das Heilbad Bad Liebenstein, welches wohl seine beste Zeit einmal hatte. Im 19.Jahrhundert ein Bad für die Prominenz und die adeligen Häupter, ist es über den langen Weg eines Volksheilbades zu DDR-Zeiten wieder ein Heilbad, allerdings nicht mehr so prunkvoll wie damals. Nun ist es auch Winter und der Tag des letzten Jahres. Die meisten Geschäfte haben schon zu. Ein wenig enttäuscht fahren wir in Richtung Inselsberg, dem vierthöchsten Berg Thüringens. Nun – der Wind enttäuscht uns nicht.
Am Abend dann treffen wir uns, um vom alten Jahr Abschied zu nehmen. Uns werden in einem großen Saal des Hotels die Plätze zugewiesen und bekommen vom Hotel einen Begrüßungssekt.
Wir können schon einmal einen Blick auf das aufgebaute Buffet werfen. Lecker sieht es aus, was dort zu sehen ist. Nach und nach füllt sich der Saal und nicht lange danach wird die Party offiziell eröffnet.
Musik ist auch dabei und wir schlemmen und warten, einige tanzenderweise, auf das Ende des Jahres 2022 und dem Beginn des Neuen. Dieses begrüßen wir denn auch mit einem von der Firma Eberhardt-Travel spendierten Sekt und mit Wunderkerzen. Draußen startet das Silvesterfeuerwerk. Die Party geht noch eine Weile aber irgendwann gehen alle Lichter im Hotel aus.


Sonntag, 01.01.2023: Neujahrstag: Pferdeschlittenfahrt in Oberhof

Nach einem reichlichen Katerfrühstück starten dann am frühen Vormittag in Richtung Oberhof. Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns. Es gibt Bewölkung und auch die Temperaturen sind annehmbar.
Eine knappe Stunde fahren wir in den bekanntesten Wintersportort Thüringens, nach Oberhof.
Besonders populär sind hier Sportarten wie Biathlon, Rennrodeln und Skilanglauf. Es gibt aber auf Sprungschanzen für sportliche Wettbewerbe. Einzig der Schnee fehlt im Moment dazu, obwohl die Stadt auf einer Hochfläche liegt und für ihr kaltes Klima bekannt ist. Hier fanden zu DDR-Zeiten in den 50er Jahren die DDR-Wintersportmeisterschaften statt. Auch gab es eine Nobelherberge, das Gästehaus des DDR-Ministerrates.
Unsere Pferdeschlitten sind heute Planwagen. Wir bekommen 2, jeweils von 2 Pferden gezogen.
Erst geht es vom Parkplatz ein wenig durch die Stadt, dann biegen wir in den Wald, in dem Nadelbäume überwiegen, ab. Ein Hund begleitet uns. Er ist der Hund des Eigentümers des Unternehmens und kennt den Weg und die Pferde genau. Schließlich halten wir an einer Lichtung an und von einiger Entfernung sehen wir schon, dass ein Würstchengrill aufgebaut ist. Original Thüringer Rostbratwürste gibt es. Wir trinken Glühwein und bekommen von Eberhardt-Travel zur Feier des 1.Tages im neuen Jahr die Bratwurst spendiert. Es ist ja schließlich schon Mittag. Sie schmeckt gut und sie tilgt den Hunger, der sich langsam eingestellt hat. Ein Feuer ist in einer Metalltonne angezündet und gibt einige Wärme ab ….. und Rauch.
Die Pferde haben auch etwas zu fressen in ihrem Fressbeutel und lassen sich nicht stören.
Hier in Oberhof und Umgebung hat es auch durch den Wassermangel in den letzten Jahren große Schäden am Wald gegeben und der Borkenkäfer tat sein Übriges, wie uns der Besitzer des Fuhrbetriebs erzählt.
Wir fahren zurück zu unserem Bus. Auf der Rückfahrt können wir einen Blick auf die Wintersportanlagen werfen. Es geht durch kleine Dörfer an Schmalkalden und dem Trusetal vorbei. Kurz vor Bad Tabarz wartet noch die „größte Kuhglocke“ der Welt auf uns, die im Guiness-Buch der Rekorde steht.
Langsam endet die Reise und wir bekommen die letzten Infos für den morgigen Tag der Heimreise.
Die Gruppe trifft sich noch einmal beim Abendessen und wir bereiten uns langsam auf den Abschied vor.


Montag, 02.02.2023: Heimreise

Am Morgen, an dem sich schon die Abschiedsunruhe in der Gruppe breit macht verladen wir nach dem Frühstück unser Gepäck und fahren zum Busbahnhof von Bad Tabarz. Hier startet eine der bekanntesten Straßenbahnstrecken Thüringens von Bad Tabarz nach Gotha auch als Thüringerwaldbahn bekannt. Vorbei geht die Fahrt an teilweise bunt bemalten Bahnhöfen durch die Ferienorte der Umgebung, die auch viele Sommergäste haben.
In Gotha treffen wir wieder auf unseren Bus und unsere Reiseleiterin wird durch einen Kollegen abgelöst, der zusammen mit den Zubringertaxen dafür sorgt, dass wir alle wieder nachhause kommen.
Eine manchmal auch etwas aufregende Silvesterreise nach Thüringen findet ihren Abschluß.


Schlusswort

Mit vielem Dank für das zur Verfügung gestellte Schlussphoto von den Bad Tabarzer Raunächten, die ja wohl etwas nass von oben waren!
Echt gruselig!

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