Reisebericht: Seine–Kreuzfahrt mit A–ROSA

25.05. – 03.06.2018, 10 Tage Flusskreuzfahrt in Frankreich auf der Seine ab/an Paris mit A–ROSA – Reims – Paris/St.Denis – Les Andelys – Caudebec–en–Caux – Rouen – Vernon – Paris – Nancy


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Mit Arosa Viva auf der Seine. Ausflüge in die schönsten Landschaften und Städte der Normandie, Besuche in Paris, Reims und Nancy
Flusskreuzfahrt mit der Arosa Viva auf der Seine
25.05. - 03.06.2018
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Freitag, 25.05.2018

Nachdem wir Deutschland von Dresden bis Saarbrücken durchquert haben, empfängt uns die neue Region Grand Est, in der seit einigen Jahren das Elsass, Lothringen, die Champagne und die Ardennen zusammengefasst sind.  Der Tag endet in Reims, sie Stadt hat viele Höhepunkte in seiner Geschichte erlebt, glückliche und traurige. Genannt seien nur die Taufe Chlodwigs 498, mit der Frankreich die älteste Tochter der katholischen Kirche wurde, die Krönung Charles VII auf Betreiben der Jeanne d'Arc 1429, die sinnlose Zerstörung der Kathedrale 1914, die Kapitulation der deutschen Armee im 2. Weltkrieg 1945 und das Treffen de Gaulle-Adenauer 1962 als symbolischer Schritt zur Aussöhnung nach jahrhundertelangen Zeiten der Feindschaft und der Kriege. .
Wir haben noch Zeit, uns die hell beleuchtete Kathedrale anzusehen mit ihren durch Figuren reich geschmückten Portalen und dem berühmten lächelnden Engel.  Leider beginnen die Ton-Licht-Spiele an der Fassade erst einige Tage später.

Sonnabend, 26.05.2018

Früh bleibt noch etwas Zeit, auch das Innere der Kathedrale, der Krönungskirche der französischen Kirche zu bewundern. Dann heißt es in die Tiefe der Keller des renommierten Champagnerherstellers Pommery herabzusteigen. Die beiden jungen Führerinnen erläutern uns das Herstellungsverfahren und wir sehen schon viele Jahre lagernde Champagnerflaschen, staubbedeckt in riesigen Gewölben und die kunstvollen großen Reliefs. Vom Ort der Krönungskirche geht es dann mit dem Bus zum Ort der Grablege der fast aller französischen Könige, St.-Denis. Unsere Arosa Viva erwartet hier die Gäste. Nach herzlichen Empfang beziehen wir die geräumigen Kabinen und werden auf die nächsten Tage vorbereitet. Am Abend läuft das Schiff aus und fährt an Vororten von Paris vorbei. Von fern grüßen die Hochhäuser des modernen Büroviertels La Defense.

Sonntag, 27.05.2018

In der Nacht hat die Arosa Viva schon eine beträchtliche Strecke zurückgelegt. Es ist noch sehr früh, als sie an Les Andelys vorbeifährt. Wir werden später wieder hier vorbeikommen. Es ist eine ruhige Landschaft, die Ufer von Bäumen und Büschen gesäumt, Vögel zwitschern, weiße Kalkfelsen leuchten in der Morgensonne, Angler gehen dem Sonntagsvergnügen nach und immer mehr Häuser zeigen das normannische Fachwerk.
Rouen liegt im Sonnenschein, die Stadt der hundert Glockentürme. Am ehemaligen Quai, deren Lagerhäuser renoviert wurden und nun Freizeitvergnügen dienen, legen wir an.
Wir unternehmen einen Stadtrundgang unter sehr fachkundiger Führung. Die Stadt ist geprägt von normannischen Fachwerkhäusern, wenn auch der Krieg im Uferbereich große Schäden angerichtet hat. Das Zentrum um den Komplex der neuen Markthalle und der Kirche, die der Johanna von Orleans geweiht ist, ist neu entstanden. Auf diesem Marktplatz wurde das junge Mädchen verbrannt, nachdem sie ihre Mission, Befreiung von Orleans von den Engländern und Führung des Dauphins zur Krönung in Reims, vollbracht hatte. Blumengestecke mit ihren Farben blau-weiß erinnern an das für Frankreich bedeutsame Ereignis. Wir durchschreiten das Tor mit der kunstvollen mittelalterlichen Uhr und kommen zur Kathedrale, einem bedeutenden Denkmal normannischer Gotik. Ihr Inneres ist ungewöhnlich hell. Normannische Herzöge sind hier begraben, aus denen später englische Könige hervorgingen. Viel Geschichte, viel Leben in den Gassen und auch am Schiff tanzte man im Freien.

Montag, 28.05.2018

Wir haben noch einmal Gelegenheit, uns in Rouen umzusehen, Neues zu entdecken wie die letzte Werkstatt für Fayencen oder das alte Viertel um die Kirche St.-Ouen. Auch in Rouen ist man sehr bemüht, das Alte zu erhalten und so können wir den berühmten mittelalterlichen Pestfriedhof der Pfarrgemeinde St.-Maclou nur mit Gerüsten sehen.
Flusskreuzfahrten haben den großen Vorteil eines Hotels, das die Reise begleitet, der Entspannung in der ruhigen Seinelandschaft, aber auch der Möglichkeit, Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Der erste Busausflug gilt der Landschaft der Caux, der Kreidehochfläche nördlich der Seine. Am Mündungstrichter der Seine liegt die nach Marseille bedeutendste Hafenstadt Frankreichs, Le Havre. Pausenlose Angriffe - da war Paris schon befreit - machten aus der Stadt eine Trümmerwüste. Tausende Menschen starben. Dann erfolgte der Neuaufbau durch den 71-jähtigen „Meister des Stahlbetons" Perrot und seinen Architekten, eine helle Stadt, geräumig, für Menschen konzipiert und so gelungen, dass die Stadt in das Weltkulturerbe der UNESCO eingereiht wurde.
Ganz anders das Städtchen Etretat. Ein Fluss hat hier einen Durchbruch durch die Kreideplatte in Richtung Meer und damit Platz für eine Ansiedlung geschaffen. Das ehemalige Fischerdorf wurde zum Badeort.  Wind, Regen und Wellen haben aus der Steilküste Felsentore und Kaps herausgearbeitet. Diese Naturschönheiten hat Maler angezogen, die ihre Ateliers verließen, um im Freien ihre Staffelei aufzustellen. Diese Impressionisten malten nicht nur das, was sie sahen, sondern auch was sie empfanden, als sie diese Schönheit sahen. Claude Monet war wohl der bekannteste Maler in Etretat.
Unsere Arosa Viva war inzwischen weitergefahren und hatte in Caudebec-en-Caux direkt am Museum der Seineschifffahrt festgemacht. Nach so einem Ausflug schmeckt das Abendessen vom reichhaltigen Buffet besonders.

Dienstag, 29.05.2018

In dieser friedlichen Landschaft der Normandie wird man immer wieder daran erinnert, dass erst seit fast 75 Jahren hier Frieden herrscht. Die kleine Stadt Caudebec-en-Caux hat einen großen Teil seiner Altbausubstanz verloren. Geblieben ist die Kirche Notre Dame, die Henri IV die schönste Kapelle seines Königreiches nannte, ein Wohnhaus aus dem 12.Jhdt. und vor allem eine sehr schöne Promenade am Ufer der Seine.
Er zweite Busausflug führte zur Cote fleuri, der Blumenküste und das Pays d'Auge, die fruchtbare Landschaft zwischen der oberen und unteren Normandie. Von Le Havre aus überqueren wir den Pont de Normandie, jene Schrägseilhängebrücke, die seinerseits mit ihren 856 m Spannweite eine Weltattraktion war. Der Fischerort Honfleur am Fuße der Brücke wurde zum großen Anziehungspunkt von Malern, aber auch von Touristen und Einheimischen, die die Früchte des Meeres schätzen. Eine Stadt mit malerischen Winkeln, vielen Restaurants und Galerien mit moderner Kunst, eben eine Stadt zum Spazierengehen.
Die vielen Äpfel aus dem Pays d'Auge sind nicht zum Essen bestimmt, sondern für 2 „C" der Trilogie Cidre-Calvados-Camembert. In einer kleinen aber feinen Destillerie, dem Manoir d'Apreval, wird unter Leitung einer Frau der erfrischende Cidre und der unentbehrliche Calvados hergestellt. Wir erfahren viel über die Herstellung. Und die Produkte schmecken.
Deauville ist die letzte Station. Das Wetter zeigt sich normannisch, hier bleibt das Gras immer grün, der Strand ist leer und wir sind auch nicht gekommen, um von den Einwohnern der 21.Stadtbezirkes von Paris bewundert zu werden.

Mittwoch, 30.05.2018

Das Schiff hatte sich am Vorabend wieder in Bewegung gesetzt und ankert nun in Les
Andelys, genauer in Petit Andely. Über dem Ort thront die mächtige weiße Ruine des Chateau Gaillard, der ganze Stolz des Richard Löwenherz, der die Festung in 18 Monaten erbauen ließ, um die englischen Besitzungen in Nordfrankreich zu schützen. Aber es half nichts. 8 Jahre nach der Fertigstellung eroberte sein Kreuzfahrtskollege Philippe Auguste
die Burg. Damit war der Weg frei für die Rückeroberung der Normandie durch Frankreich und König Johann von England bekam den Ehrentitel „Ohneland". Chateau Vascoeuil ist dagegen im guten Zustand. Wenig bekannt, überrascht es alle mit seiner gepflegten Parklandschaft, der alten Burg, den normannischen Häuschen und dem Taubenhaus für damals 30.000 Bewohner. Park und Schloss wurden vom kunstsinnigen Besitzer des Anwesens mit modernen Skulpturen ausgestaltet, illustre Namen wie Dali oder Vasarely sind zu lesen. Die Sonderausstellung zeigt in diesem Jahr Bilder eines nordfranzösischen Malers und Keramiken eines Künstlers aus dem durch Picasso berühmten provenzalischen Ort Vallauris. Das Schloss begeistert alle, ein Geheimtipp. Am Nachmittag hatte jeder die Möglichkeit in den beiden Orten Petit und Grand Andely auf eigene Erkundungen zu gehen.  Besonders sehenswert ist die Kirche Notre-Dame mit seinen Glasmalereien, spätgotischer Bau, der bereits Ansätze der Renaissance zeigt. Am Nachmittag setzt sich das Schiff wieder in Bewegung und führt in der stillen, lieblichen Seinelandschaft nach Vernon. Stunden der Entspannung und des Genießens. Und das fleißige Bedienpersonal auf dem Sonnendeck trägt ebenfalls dazu bei.

Donnerstag, 31.005.2018

Ob mit einer Stadtführung oder individuell, jeder erkundet Vernon auf seine Weise. Es ist eine lebendige Stadt. Viele Geschäfte locken zum Eintreten. Da ist der Metzger, der gerade bei der Arbeit ist und in seinem Schaufenster unter vielen anderen Köstlichkeiten Wachteln anbietet. Da ist der Käseladen, der 265 Käsesorten aus Frankreich anbietet, auch ein irländischer ist dabei, kein deutscher. Da duftet es aus dem Bäckerladen nach frischem Baguette. Ach ja, auch Sehenswürdigkeiten hat die Stadt, das Schloss Bizy, die malerische Mühle an der Ruine der alten Brücke und die Bastion, die die Brücke sicherte.
Das rasch wechselnde Wetter in der Normandie ist wohl der Grund für seine herrlichen Gärten. Einer der schönsten liegt in Giverny, wo Claude Monet von 1883 bis zu seinem Tode 1926 mit Frau, Kindern, Geliebten und 7 Gärtnern lebte. Er gestaltet den Wassergarten, mit seinem Seerosenteich, der japanischen Brücke und dem geheimnisvollen Halbschatten und den normannischen Garten an seinem Wohnhaus mit seinem überquellenden Farbreichtum.
Und nach einer kurzen normannischen Dusche strahlen die Farben noch intensiver. Auch der kleine Ort selbst und die Parkanlage am Museum des Impressionismus sind sehenswert. Gäste aus aller Welt kommen hierher und die Welt kann viele Gäste entsenden, vielleicht an diesem schönen Tag etwas zu viele.

Freitag, 01.06.2018

Der Tag in Paris. Mit 102 km² keine sehr große Stadt, aber eine Fülle von Sehenswürdigkeiten. Da kann Lorenzo nur eine Auswahl treffen. Der Place de la Concorde muss dabei sein, die Champs-Elysses, der Triumphbogen Napoleons, die prächtigen Boulevards. Am besten übersieht man alles von oben, von der Dachterrasse des Tour Montparnasse, der mitten in Paris steht. Ein Kir wird zum Empfang gereicht. Die Zeit vergeht hier oben viel zu schnell und bald erwartet uns das Mittagessen auf dem Schiff wieder.
Am Nachmittag steigen oder fahren wir zum Montmartre-Hügel hinauf. Die strahlend helle Sacre Coeur lockt viele Menschen und in den Gassen brodelt es vor Menschen. Der Charme des alten Künstlerdorfes Montmartre ist noch teilweise erhalten, aber auch hier hat sich der Kommerz breitgemacht. Den Abschluss bildet der Blick auf das stählerne Wahrzeichen von Paris von der Terrasse des Palais Chaillot.
Zur Ergänzung konnte man auch noch an einer Fahrt durch das abendliche und nächtliche Paris teilnehmen. Am Moulin Rouge wartet man schon auf die Gäste des berühmten Kabaretts, die Straßencafés in der Stadt sind dicht gefüllt, die Gebäude werden langsam angestrahlt, aber der Höhepunkt sind die vielen Hunderten blau funkelnden Sterne des hell beleuchteten Eiffelturms.

Sonnabend, 02.06.2018

Kann es noch einen schönen Abschluss der Reise geben? Es gibt ihn: das alte und barocke Nancy. Wenn er auch die Krone Polens verloren hatte, so konnte doch Stanislaus I Leszczyinsky seine neues Reich in Frankreich viele Jahre verwalten, das Herzogtum Lothringen, vergeben auf Lebenszeit durch seinen Schwiegersohn Louis XV.  In dieser Zeit entstand einer der schönsten Plätze Europas, nach ihm benannt, ein Ensemble prächtiger Bauten in wohlgeordneter Symmetrie, die durch prächtige vergoldete Gitter und Tore verbunden sind, mit barocken allegorischen Figuren versehen, Meisterwerke barocker Schmiede- und Bildhauerkunst. Auch die Altstadt ist sehenswert und ab und zu erblickt man Elemente der berühmten Schule von Nancy, der Hochburg des französischen Art nouveau, den wir Jugendstil nennen. Und Nancy ist auch eine Hochburg diverser Naschereien, der Makronen, der Schokoladenfiguren, der Pralinen und der Bergamotte-Bonbons. Der Maitre verrät uns alle Geheimnisse und Tricks, stellt die verschiedenen Süßigkeiten her und lässt sie verkosten. Und das alles mit viel Humor. Er hat keine Angst, es macht ihn doch das keiner nach.
Den Abend beschließt ein Essen in Nancys berühmten Jugendstilrestaurant, dem Excelsior.
Wer dann noch nicht genug von Nancy hat, geht noch einmal zu nahen Place Stanislas, auf dem Hunderte Menschen im Freien sitzen, gut essen, einen Wein oder ein Bier trinken. Und das alles wie in einem riesigen Saal, von den beleuchteten barocken Gebäuden umgeben. Und Stanislaus zeigt mit dem Finger nach Frankreich und meint: Dorthin solltet ihr wieder einmal hinfahren.

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