Reisebericht: Bretagne und Ile de Ré

29.08. – 06.09.2009, 9 Tage Entdeckungstour an der französischen Atlantikküste


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Lesen Sie einen Reisebericht unserer 2009 neu konzipierten Reise in die Bretagne und auf die Insel Ré. Über Paris und Rennes führte die Reise durch die Normandie und Bretagne bis an die Atlantikküste. Natürlich fehlte auch eine Cognac-Verkostung nicht.
Für mich als Reiseleiter und gleichzeitiger Reise“macher“ dieser Reise nach Westfrankreich war es ein ganz besonderes Erlebnis, mit 21 Reisegästen im September 2009 die insgesamt fast 4000 Kilometer ab Dresden zurückzulegen. Zu meinen studentischen Zeiten in Frankreich konnte ich die südliche Bretagne und die sich anschließende Atlantikküste erkunden. Dabei entdeckte ich ein paar wunderschöne Ecken, die ich nun gern meinen damaligen wie auch zukünftigen Reisegästen zeigen möchte. Bisher kannte ein jeder ja die Bretagne nur von der traditionellen wie auch sehr abwechslungsreichen Normandie und Bretagne Reise von Eberhardt TRAVEL. Also musste eine völlig neue Reise konzipiert und durchgeführt werden ... Überraschungen waren inbegriffen!
Ein Reisebericht von
Sabine Heitzer

Mit dem Reisebus geht es nach Paris

Am ersten Tag unserer Reise galt es zunächst einmal ein wenig Distanz zwischen uns und unsere Heimat zu bringen. Nachdem jeder der 21 Reisenden vom Haustür-Transfer sicher zum Reisebus gebracht worden war, konnte die gemeinsame Reise beginnen. Nach reichlich 1000 Kilometern und einem typisch abendlichen Stau im Raum Paris erreichten wir zu fortgeschrittener Stunde unser erstes Hotel. Entsprechend des französischen Lebensstils nahmen wir ein spätes Abendessen ein. Somit gewöhnten wir uns also schon einmal an ein wenig andere Zeiten, als wir sie von zu Hause gewohnt waren.

Paris – Zugfahrt mit dem TGV – Rennes – Vitré

Der zweite Tag begann mit einem kurzen zusätzlich von mir angebotenen Bummel durch den Jardin du Luxembourg mitten in Paris. Selten sieht man ein noch schlafendes und sehr ruhiges Paris! Ein paar Gehminuten weiter erreichten wir einen der sechs großen Kopfbahnhöfe der französischen Hauptstadt und bestiegen im Gare Montparnasse den berühmten TGV - Train à Grande Vitesse - den französische Hochgeschwindigkeitszug. Bei geschätzten 300 km/h zog die recht eintönige Landschaft der französischen Region Centre an uns vorbei.
Bereits zur besten Mittagsstunde erreichten wir dann die heutige Hauptstadt der Bretagne Rennes, wo uns gleich am Bahnhof unser örtlicher Gästeführer willkommen hieß. Mit einem echten Bretonen sollten wir nun Rennes erkunden. Zunächst ging es durch die moderne Stadt bis wir zum überbauten Fluss Vilaine kamen, wo sich das Bild plötzlich gänzlich änderte und wir umgeben waren von windschiefen Fachwerkhäusern, kleinen Plätzen und schmalen Straßen - das war das Rennes des 19. Jahrhunderts! Doch was war das? Es meldete sich beim Anblick der vielen kleinen Gaststätten auch schon bald der Hunger. So gab ich also meinen Reisegästen die Empfehlung, doch einmal die typisch bretonischen Spezialitäten - Crêpes aus Weizenmehl und Gallettes aus Buchweizenmehl - zu kosten. Gesagt, getan.
Mittlerweile hatte auch unser Bus-Chauffeur Frank den Bus wohlbehalten von Paris nach Rennes befördert, sodass wir am Nachmittag unsere Reise in das kleine Städtchen Vitré fortsetzen konnten. Nach etwa einer Stunde Fahrt sahen wir schon von Weitem die Festungsmauern des alten Schlosses von Vitré auftauchen. Bald darauf bummelten wir gemeinsam durch die engen Gassen des alten Grenzortes und staunten über die noch gut erhaltenen Stadtmauern aus dem 15. Jahrhundert. Anschließend fuhren wir weiter durch das bretonische Hinterland und erreichten die französische Region Pays de la Loire - die Landschaft der Loire. Übernachtet wurde heute in Angers.

Schloss von Angers – Cointreau – Höhlendorf Louresse–Rochemenier

Unsere dritter Reisetag begann mit einer Besichtigung des Schlosses von Angers, in dem es in erster Linie den Wandteppich der Apokalypse zu betrachten galt. Dieses über 500 Jahre alte Kunstwerk ist nicht nur ein einzigartiges Beispiel für die Wandteppichkunst des Mittelalters sondern stellt zudem eindrucksvoll die von Sankt Johannes erzählte Apokalypse dar. Im Anschluss an die Schlossbesichtigung blieb noch ein wenig Zeit, durch die Straßen von Angers zu bummeln. In der Stadt wird seit 1849 erfolgreich der beliebte Orangenschalenlikör Cointreau produziert. Und schon war ein erstes Mitbringsel erstanden!
Unsere heutige Mittagspause verbrachten wir an einem lauschigen Plätzchen an der naturbelassenen und in unserem Fall sehr trägen Loire, ehe wir anschließend das Höhlendorf von Louresse-Rochemenier entdecken sollten. Doch als wir uns diesem Ort näherten, schien uns nichts als gähnende Leere und eine öde Ebene zu empfangen. Wo war das Höhlendorf? Natürlich - es versteckte sich im Erdboden! Bei einer höchst interessanten deutschsprachigen Führung lernten wir das einstige Leben unter Tage kennen, sahen eine Höhlenwohnung mit Küche und Schlafraum, einen Stall, einen Gemeinschaftsraum, eine unterirdische Kirche ... Wir waren verblüfft, was sich unseren Augen offenbarte!
Die weitere Reise führte uns nun durch eines der zahllosen Weinanbaugebiete Frankreichs, dem Anbaugebiet der Anjou-Weine. Selbstverständlich gehörte eine kleine Weinverkostung zu dieser Entdeckungsreise mit dazu. Am frühen Abend erreichten wir dann unser Hotel in der Nähe von Nantes.

Ausflug an die Atlantikküste

Trotz der unmittelbaren Nähe zur Stadt Nantes unternahmen wir am vierten Tag erst einmal einen Ausflug ans Meer. Die frische Meeresbrise war einfach zu stark, als dass wir sie noch länger ignorieren konnten! So war es dann tatsächlich auch vor Ort - ein kräftiger Wind wehte uns in La Baule, Le Croisic und Saint Nazaire um die Nase. Doch da die Sonne schien, war es für uns alle ein angenehmer Tag am Meer, den wir zudem recht vielseitig gestalteten.
In La Baule unternahm ein Großteil der Gäste einen gemütlichen Strandspaziergang. In Le Croisic stillten wir bei fangfrischem Fisch unseren Hunger in einem der vielen kleinen Restaurants oder bummelten durch die Straßen entlang des Meeres. Vorbei an den Salzfeldern der Guérande-Halbinsel entführte ich meine Gäste im Anschluss zu einem beschaulichen Ort direkt am Meer - dem Pointe du Castelli.
Letzter Besichtigungspunkt an diesem Tag war Saint Nazaire und die hoch interessanten Hafenanlagen, die im Zweiten Weltkrieg durch die Deutschen angelegt worden. Unvorstellbar, wie lange dieser unverwüstliche Stahlbeton schon besteht! Wir besichtigten den in den U-Boot-Stützpunkt scheinbar eingebauten Luxusliner „Escale Atlantic“ und das U-Boot „Espadon“. Im Anschluss fuhren wir zurück in unser Hotel nahe Nantes.

Stadtführung in Nantes – Pointe de St. Gildas – Pornic – La Rochelle

Den fünften Tag unserer Rundreise durch Westfrankreich begannen wir mit einer Stadtführung in Nantes. Hier begrüßte uns erneut eine einheimische Gästeführerin, die jedoch zugab, lange kein Deutsch gesprochen zu haben und so holperten auch ihre Erklärungen ein wenig. Da jedoch Nantes ihre Heimatstadt ist, konnte sie uns ein paar schöne Ecken zeigen, so zum Beispiel die Passage Pommeraye inmitten der Innenstadt oder den Aussichtspunkt über der Loire. Anschließend bestaunten wir das 2007 neu eröffnete Schloss der Herzöge der Bretagne und die im Jahr 1985 fertig renovierte Kathedrale St-Pierre.
Nach unserem Besuch von Nantes sollten wir nun auch das historische Gebiet der Bretagne verlassen und weiter in den Süden vordringen. Doch zuerst fuhren wir westlich zum Aussichtspunkt Pointe de St. Gildas, wo uns erneut ein leichter Meereswind um die Nase wehte und wir an der frischen Luft eine Zwischenmahlzeit aus der Bordküche genossen. Kurz darauf erreichten wir die kleine Hafenstadt Pornic, wo wir Zeit für einen Bummel durch die Straßen und entlang des Hafens hatten. Auch ein leckeres Eis ließ sich hier in aller Ruhe genießen! Danach führte uns unsere Reiseroute über die typischen französischen Départementstraßen nach La Rochelle, wo wir in einem Vorort das Hotel „Brit“ bezogen.

Freizeit in La Rochelle – Ausflug zur Ile de Ré

Am sechsten Reisetag hatten die Gäste Zeit zur freien Verfügung, die sich in La Rochelle vielschichtig gestalten lässt. Da unser Buschauffeur Frank nach den vielen bereits gefahrenen Kilometern heute frei hatte, nutzen wir zunächst den öffentlichen Bus, um ins Stadtzentrum zu gelangen. Nach einem kleinem von mir geführten Stadtrundgang und dem Besuch der Markthalle - immer wieder ein Genuss - setzte leider schon zum zweiten Mal an diesem Tag ein ordentlicher Regenschauer ein. Die sich nun anschließende Freizeit nutzten die Gäste für einen kleinen Einkaufsbummel, die Besichtigung der unterschiedlichen Türme oder einen Museumsbesuch (z. B. im Seefahrtmuseum, Aquarium, Naturkundemuseum, Kunstmuseum). Auch ich entschied mich auf den sogenannten Tour de la Lanterne zu klettern, um von oben die herrliche Aussicht über die Stadt La Rochelle und das Meer zu genießen. Ein Aufstieg lohnt sich trotz der vielen Stufen in jedem Fall - nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Inschriften, die einstige Gefangene und Soldaten im 17. und 18. Jahrhundert hier hinterlassen haben.
Am frühen Nachmittag unternahm dann eine kleine Gruppe meiner Reisegäste mit mir zusammen einen Ausflug zur Ile de Ré. Hierbei entschieden wir uns, eine Rundfahrt mit dem öffentlichen Bus über die sogenannte „weiße Insel“ zu machen. Mit einem Bus fuhren wir zunächst bis zur Endhaltestelle les-Portes-en-Ré und dann mit dem letzten Bus wieder zurück bis St-Martin-de-Ré. Dort gönnten wir uns nach dem vielen Geschaukel des Linienbusses - Hoch lebe unser komfortabler Reisebus! - einen kurzen Aufenthalt, um durch die gut gefüllten Straßen zu bummeln. Danach durften wir einmal die französische Pünktlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs miterleben: unser Bus zurück nach La Rochelle kam nicht rechtzeitig! So verpassten wir dann auch den Anschlussbus zum Hotel ... Nach geduldigem Warten erreichten wir aber schließlich doch unser Hotel und nahmen gemeinsam mit den anderen Gästen ein typisches Essen der Region ein.

Brouage – Cognac – Saintes

Der siebte Tag unserer Rundreise führte uns am Morgen zum südlichsten Punkt unserer Tour nach Brouage. Hier schauten wir uns die alten Festungsanlagen an und konnten dabei einmal feststellen, wie sich derartige Stätten entwickeln, die über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten - es herrschte herrliche Ruhe vor jeglichem touristischen Trubel!
Danach fuhren wir wieder ostwärts in Richtung Cognac. Unterwegs bot sich ein Zwischenstopp in dem alten römischen Städtchen Mediolanum Santonum (heute Saintes) an, wo es überraschenderweise Ruinen eines Amphitheaters zu entdecken gab. Wo die Römer doch überall ihre Spuren hinterlassen haben! Weiter führte unsere Fahrt nach Cognac - Herstellungsort des weltberühmten Branntweins. Unter den vielen hier ansässigen Cognac-Brennerein suchten wir uns das Haus Hennesy aus, um einen unfassenden Einblick in die Welt des Cognacs, angefangen vom Anbau der Weinrebe bis hin zur jahrelangen Reifung, zu gewinnen. Ein kleiner Schluck durfte natürlich am Ende nicht fehlen!
Am späten Nachmittag fuhren wir dann in unser nächstes Hotel in Limoges, welches idyllisch an einem See lag. Nach dem 3-Gang-Menü zum Abendessen entspannten einige Gäste bei einem kleinen Spaziergang am See.

Limoges – Burgund – Kloster von Cluny

Unser vorletzter, achter Reisetag führte uns zunächst in die Innenstadt von Limoges, der zugleich größten Stadt wie auch Hauptstadt der dünn besiedelten Region Limousin im Zentrum Frankreichs. In Limoges beindruckten uns vor allem die alten Fachwerkhäuser mit dem Maison de la Boucherie (Metzgermuseum) und die Markthalle, die typisch für alle französischen Städte ist. Beim Anblick der vielen französischen Leckereien lief vielen von uns das Wasser im Munde zusammen und ermöglichte es zudem einen kleinen Imbiss für das Mittagessen zu erstehen. Leider blieb es uns aufgrund von Zeitmangel verwehrt, das berühmte Porzellanmuseum von Limoges zu besichtigen und damit auch die Bedeutung dieses Porzellans für den königlichen Hof (Manufakturen seit 1771) kennenzulernen.
Unsere Weiterfahrt führte uns dann durch das Zentrum Frankreichs bis in die Region des Burgunds. Um auch ein bisschen burgundische Luft schnuppern zu können, machte ich abschließend noch einen kleinen Abstecher zu dem berühmten Kloster von Cluny. Obwohl seit der Französischen Revolution ein Großteil dieser Anlage abgetragen wurde, ist mithilfe des Vorstellungsvermögens die Bedeutung der einst größten romanischen Kirche des Christentums jedem von uns ersichtlich.
Über von Rebstöcken gesäumte Straßen erreichten wir schließlich am Abend unser Hotel in Chalon-sur-Saône.

Heimreise nach Deutschland

Leider mussten wir am neunten Tag unserer Rundreise von Frankreich Abschied nehmen und erreichten über den ehemaligen Grenzübergang Mulhouse wieder Deutschland. Nach etwa zehn Stunden Fahrtzeit verabschiedeten wir uns von den ersten Gästen unserer kleinen Reisegruppe von 21 Personen. Natürlich standen bereits die Haustür-Transfer-Fahrzeuge bereit, die die Gäste nun auch das letzte Teilstück sicher nach Hause beförderten.

War das die "richtige" Reise?

Abschließend stellte ich meinen Reisegäste nun die entscheidende Frage: War das die richtige Reise für Sie? JA, so war die einstimmige Antwort! Was hat dabei besonders gefallen? In jedem Fall überzeugte der Wechsel von ruhigen Landschaften des Hinterlandes mit der wilden tosenden Küste, von Regionshauptstädten mit kleinen Ortschaften und von sehr gut erhaltenen Festungsanlagen mit typischen Fachwerkbauten. Nennenswert war auch die überall herrschende Ruhe ... Ruhe vor anderen Reisegruppen und Touristen ... so konnten wir tatsächlich ein Stück des viel gerühmten Savoir Vivre richtig erleben und genießen!

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