Reisebericht: Silvester am Genfer See – Französische Alpen

29.12. – 02.01.2023, 5 Tage Silvesterreise am Genfer See in Frankreich und Schweiz mit Lausanne – Montreux – Gstaad – Genf – Yvoire – Evian – Gruyeres


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Schneebedeckte Bergspitzen und milde Temperaturen - bei frühlingshaftem Traumwetter begehen wir den Jahreswechsel 2022/23 am Genfer See. Wir wandeln auf historischen Pfaden, tauchen ein in die großen Ereignisse der Musik-Geschichte und erkunden die Alpen per Bahn. Vom mondänen Montreux ins mittelalterliche Gruyères, auf dieser Reise ist für jeden Schweiz-Liebhaber etwas dabei.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

29.12.2022 Tag 1 Anreise nach Lausanne

Schon früh beginnt unsere letzte Reise des Jahres 2022 am Dresdener Flughafen. Über die A4 und die A72 geht es weiter in Richtung Nürnberg. Auf dem Weg füllen sich die Reihen unseres Eberhardt-Reisebusses langsam aber sicher und wir freuen uns, nach drei Jahren endlich wieder eine Festtagsreise mit so vielen Gästen machen zu dürfen. Ein großer Teil der Reisegruppe steigt heute in Karlsruhe und Baden-Baden zu, sodass eine bunte Mischung von Dialekten im Bus zu hören ist und damit ein reger innerdeutscher Kulturaustausch stattfindet.
Über die A5 geht es dann durch den Oberrheingraben vorbei an Schwarzwald und Vogesen und am späten Nachmittag überqueren schließlich die Grenze zur Schweiz. Von der Messe- und Universitätsstadt Basel aus geht es Richtung Süden, und recht schnell nähern wir uns der Bundesstadt Bern, Regierungssitz, jedoch ganz offiziell nicht Hauptstadt der Schweiz. Das Land achtet als ausgeschriebene Willensnation höchst genau auf Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. So wäre es bei 26 Kantonen und 4 Amtssprachen mehr als unfair einer Stadt Sonderrechte zu verleihen.
Von hier wählen wir im dichten Berufsverkehr dann den östlichen Weg über die A12, vorbei an Freiburg und schließlich an den Genfer See. Mittlerweile ist es natürlich Dunkel geworden und es regnet – nicht unbedingt einladend und auch für unseren Fahrer Jan nicht besonders angenehm. Umso beeindruckt sind wir dann, als wir die Autobahn verlassen und er uns souverän durch die engen Straßen Lausannes chauffiert. Besonders die Anfahrt zu unserem Hotel lässt bei einigen noch mal den Atem stocken – passen wir da wirklich durch? Doch tatsächlich, es passt und endlich erreichen wir das Alpha Palmiers Hotel, das nun mal wirklich praktisch mitten im Stadtzentrum liegt.
Schnell werden die Zimmer bezogen und sich ein wenig frisch gemacht und dann treffen sich alle hungrig und auch ein wenig müde im Restaurant für ein erstes gemeinsames Abendessen.


30.12.2022 Tag 2 Mit dem Golden Pass Panoramic von Montreux nach Gstaad

Nach einem leckeren Frühstück verlassen wir am Morgen unser Hotel und stellen mit Freude fest, dass der Himmel um einiges freundlicher Aussieht als gestern Abend. Sogar ein paar Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke und wir starten optimistisch in unseren Tag.
Mit dem Bus geht es zunächst ins etwa 30 Kilometer entfernte Städtchen Montreux, auf das wir uns unterwegs schon ein wenig musikalisch einstimmen. Hier urlauben nicht nur die Reichen und Schönen, Montreux ist auch Schauplatz des alljährlichen Jazzfestivals, Geburtsort des berühmten Deep Purple Songs „Smoke on the Water“ und auserkorener Lebensmittelpunkt des unvergessenen Queen-Sängers Freddy Mercury.
Über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten, einig sind sich jedoch alle ob der Schönheit des Alpenpanoramas, das sich uns bei der Anfahrt präsentiert. Gemeinsam unternehmen wir einen Spaziergang entlang der wunderschön angelegten Promenade am Seeufer und genießen die milden Temperaturen. Das Highlight für viele ist es natürlich, Freddie Mercury einmal ganz nah kommen zu können – wenn auch nur in Form seines Standbildes, das auf den See hinausblickt.
Wer noch ein bisschen Ausdauer hat, kommt mit hinauf in die Altstadt. Der steile Anstieg lohnt sich tatsächlich, denn dass Montreux einen wirklich pittoresken historischen Ortskern aufweisen kann, ist den wenigsten wirklich bewusst. Zwischen alten Fachwerkhäusern und Weinbergen hat man hier zudem noch eine fantastische Aussicht.
Am späten Vormittag folgt dann der Höhepunkt für Eisenbahnliebhaber. Mit dem Golden Pass Panoramic fahren wir bis nach Gstaad und passieren so den landschaftlich schönsten Teil der insgesamt 210 km langen Strecke nach Luzern auf der vier Pässe überwunden werden. Einen goldenen Pass gibt es allerdings nicht. Der Name geht zurück auf die ersten britischen Touristen in der Schweiz, die hier eine „golden time“ verbrachten. Auch wir haben eine gute Zeit und genießen die herrlichen Bergpanoramen und auch endlich mal ein wenig Schnee. Etwa 90 Minuten später erreichen wir dann Gstaad. Das ehemalige Bauerdorf gilt als teuerste Gemeinde der Schweiz und Grund dafür ist, wie könnte es anders sein die Eisenbahn, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts reiche und prominente Gäste in den vorher unbekannten Ort bringt.
Wir bummeln ein wenig durch den Ortskern bevor es dann im leichten Schnee-Nieselregen mit unserem Bus wieder zurück Richtung Montreux geht. Auf dem Col du Pillon mit 1546 Meter legen wir denn noch eine kleine und wohlverdiente Pause mit heißen Würstchen und Glühwein ein, denn ganz realistisch gesehen ist das wohl die einzige Möglichkeit auf unserer Reise noch ein wenig Schnee zu erleben – da hindert uns auch der leichte Regen nicht.
Gut aufgewärmt geht es dann wieder hinab ins Tal und über Montreux zurück nach Lausanne, wo wir beim gemeinsamen Abendessen die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen.


31.12.2022 Tag 3 Jahreswechsel in Lausanne

Der letzte Tag des Jahres begrüßt uns mit einem fantastischen Sonnenaufgang und zweistelligen Temperaturen – da kann der Tag ja nur gut werden.
Nach einem gemütlichen späten Frühstück geht es dann zu Fuß los, um die Hauptstadt des Kantons Waadt zu erkunden. Zu unserem Leidwesen liegt die Stadt auf einer Höhe zwischen 372 und 746 Metern, sodass wir erst einmal tapfer die Fußgängerzone erklimmen müssen, bevor wir dann das Viertel Saint-François erkunden. Neben der gleichnamigen Stadtkirche befindet sich auch ein Teil des bekannten Weihnachtsmarkts, der hier bis zum 31. Dezember geöffnet hat und als einer der schönsten der Schweiz gilt. Wir beschäftigen uns ein wenig mit der bewegten Geschichte der Stadt und des Kantons Waadt, bevor wir entlang der Einkaufsstraße weiter bis zur Place de la Palud. Hier auf dem alten Markplatz steht das historische Rathaus von 1675 neben dem Brunnen der Justitia. Wir kommen gerade rechtzeitig an, um uns das Glockenspiel anzusehen, das vom Freiheitskampf der Waadtländer für die Unabhängigkeit von Bern erzählt.
Von hier aus führt eine hübsche gedeckte Holztreppe in die Cité, das Herz der Altstadt. Nach dem anstrengenden Aufstieg werden wir mit einer tollen Aussicht über die Stadt und den Genfersee belohnt und können uns außerdem die gotische ehemalige Kathedrale Nôtre Dame ansehen. Der Sandsteinbau aus dem 12. Jahrhundert ist zwar eine Dauerbaustelle, aber nichtsdestotrotz sehr sehenswert. Wir drehen eine Runde durch die malerischen Altstadtgassen, sehen auf dem Weg den alten Bischofspalast, sowie die Stadtverwaltung und Kantonsrat des Waadtlandes. Vorbei an der Akademie von 1537 geht es dann hinunter zur Place de Riponne, wo sich der 1906 eröffnete Palais de Rumine befindet. Gabriel de Rumine war ein Architekt und Ingenieur russisch-schweizerischer Herkunft, der seiner Geburtsstadt Lausanne nach seinem Tod 1871 ein Vermögen stiftete, mit dem Anliegen, etwa für die Bildung zu tun. Es entstand ein neues historisches Gebäude der Superlative, das fast ein Jahrhundert die Universität von Lausanne beheimatet hat. Heute kann man hier unter anderem fünf Museen besuchen. Eine gute Idee für die Freizeit am Nachmittag, die sich alle bei herrlichem Wetter individuell gestalten können.
Am Abend treffen wir uns dann in etwas festlicherem Rahmen wieder in unserem Hotel. Bei einem italienischen vier Gänge Menü lassen wir es uns gut gehen. Später am Abend nutzen dann einige noch die Gelegenheit zu verschiedenster Musik das Tanzbein zu schwingen bevor wir dann mit Wunderkerzen und Prosecco gemeinsam das neue Jahr begrüßen.


01.12.2023 Tag 4 Ein wunderbarer Jahresanfang am Genfersee

2023 startet so, wie 2022 geendet hat – mit einem tollen Sonnenaufgang und später wunderbarem sonnigen Wetter und bis zu 17 Grad. Nach dem Frühstück geht es für uns zunächst einmal zum 2019b eröffneten neuen Hauptsitz des Olympischen Komitees. Seit 1915 ist Lausanne der Hauptsitz der internationalen Organisation. Das Olympic House wurde von dem dänischen Architekturbüro 3XN entworfen und soll die fünf wichtigsten Grundsätze des olympischen Gedankens vereinen: Bewegung, Transparenz, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit.
Nach einem Fotostopp geht es dann weiter in die zweitgrößte Stadt der Schweiz, die auch gleichzeitig dem 588 km² See seinen deutschen Namen gibt. Genf ist nicht umsonst eine der internationalsten Städte der Schweiz mit einem Ausländeranteil von über 48% - aufgrund der Lage, fast eingeschlossen von Frankreich, und der Geschichte der Stadt, aber auch der internationalen Rolle der Schweiz, hat man 1920 beschlossen die Stadt als Sitz des Völkerbundes auszuwählen. 1946 wurden daraus dann die Vereinten Nationen. Heute ist Genf zudem Sitz von über 170 internationalen Vereinigungen.
Wir schauen uns natürlich auch im sogenannten internationalen Viertel um, bevor wir entlang des Sees ins Zentrum fahren. Schon von weitem sieht man das Wahrzeichen der Stadt, die bis zu 140 Meter hohe Wasserfontäne „Jet d'Eau“. Es bleibt nun Zeit, ein wenig am Ufer entlang zu schlendern, oder aber hinauf in die historische Altstadt zu flanieren.
Gegen Mittag geht es dann weiter, über die Grenze nach Frankreich zu dem immerhin 40% des Sees gehören. Im pittoresken Städtchen Yvoire legen wir unseren nächsten Stopp ein und spazieren durch die idyllischen kleinen Gassen. Unser nächstes Ziel ist dann Evian – der Name steht in der ganzen Welt für eines: Wasser. 1789 entdeckte man die Heilwirkung der Quellen hier und richtete ein Thermalbad ein – seit 1826 füllt man es auch in Flaschen und verkauft es heute in über 140 Länder. Wenn man tatsächlich vorbeikommt, dann darf man sich eine Flasche ganz kostenlos abfüllen und warten, ob man über Nacht vielleicht tatsächlich zehn Jahre jünger wird oder das kaputte Knie plötzlich nicht mehr weh tut. Neben seinem Wasser verfügt Evian-les-Bains, wie es heute offiziell heißt, auch über ein Kasino, Grand Hotels und über einen hübschen Stadtkern in dem in der Weihnachts- und Silvesterzeit alles einer Sage nach, sehr märchenhaft gestaltet ist. Wir bummeln also noch ein bisschen durch die vollen Gassen, bevor wir unseren Weg dann fortführen.
Es geht zurück in die Schweiz, in das mittelalterliche Bergdorf, Greyerz oder Gruyères, das heute in der ganzen Welt bekannt ist wegen einer bestimmten Sache: Gruyère-Käse. Der halbfeste Rohmilchkäse ist eine der beliebtesten Schweizer Käsesorten mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Von den rund 30 000 Tonnen die jedes Jahr von 165 Käsereien und 54 Alpbetrieben hergestellt werden, wird etwa die Hälfte nach Deutschland verkauft. Außerdem ist der Gruyère eine der zwei wichtigsten Zutaten für das traditionelle Schweizer Käsefondue, deshalb können wir es uns natürlich auch nicht nehmen lassen, nach einem kleinen Spaziergang durch den noch immer festlich beleuchteten Ortskern, in einer der vielen Gaststätten einzukehren und es uns zum Abschluss der Reise noch einmal richtig gut gehen zu lassen.


02.12.2023 Tag 5 Heimreise nach Deutschland

Wenn man Spaß hat vergeht die Zeit sehr schnell - schon heißt es "au revoir" und unsere Silvesterreise geht langsam aber sicher ihrem Ende zu. Noch ein letztes Frühstück und dann heißt es Koffer packen und Abfahrt, denn auch heute warten wieder etwa 950 Kilometer bis nach Dresden auf uns.
Ein letzter herrlicher Sonnenaufgang über dem Genfersee macht den Abschied natürlich doppelt so schwer - doch Jan ist großzügig und gibt uns zumindest noch eine letzte Runde im Kreisverkehr aus, bevor wir Lausanne verlassen. Noch ein kleines Stückchen entlang der A9 Richtung Genf und dann geht es über die A1 nach Norden. Dieses Mal fahren wir vorbei am Neuenburger See und können kurz bevor wir Bern erreichen noch ein letztes Mal das grandiose Alpenpanorama des Berner Oberlands im Morgenlicht genießen. Bei Basel geht es dann wieder über die Grenze und dann hat Deutschland uns wieder.
Immerhin die Verkehrsgötter sind uns wohlgesonnen und unsere Rückreise verläuft staufrei. Gegen Mittag müssen wir allerdings schon unsere ersten Reisegäste aus Baden-Württemberg verabschieden und so wird der Bus dann nach und nach immer leerer. Auch das Wetter wird später am Tag immer schlechter, sodass beim ein oder anderen schnell der Wunsch entsteht, gleich wieder wegzufahren - wie gut dass wir noch einige Kataloge an Bord haben!
Am Abend erreichen wir dann überpünktlich Dresden. Die Realität hat uns wieder, aber der Start ins neue Jahr war grandios, und das ist doch schon mal eine gute Voraussetzung für ein frohes und gesundes Jahr 2023.


Schlusswort

Liebe Gäste,
es hat uns sehr viel Spaß gemacht, mit Ihnen ins Jahr 2023 zu feiern und herrliche Tage in der Schweiz zu verbringen. Einige haben festgestellt, dass fünf Tage zu wenig sind, andere, dass Busreisen wirklich eine tolle Sache sind - wir stehen gerne jederzeit zur Verfügung und würden uns sehr freuen, das ein oder andere Gesicht wieder (und noch mal wieder!) auf einer nächsten Reise zu sehen.

Bleiben Sie gesund und reiselustig. Wir wünschen Ihnen ein tolles Jahr 2023,
Sinah & Jan

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