Burgen, Berge und ein See. Wein, Fondue und eine Kathedrale, die zum Spaß brennt – Silvester am Genfersee
Reisebericht: 29.12. – 02.01.2025
„Wo meine Blicke, der Natur geweiht,
An ihr, wie Bienen an der Blüte, hingen:
O See! schwebt mein Gesang in jener Zeit
Als menschenleere Wüsten dich umfingen.
…
Am
Ein Reisebericht von
G. Adamietz
29. Dezember: Anreise nach Lausanne
Diese wundervolle Reise ins neue Jahr begann ganz anders als geplant. Sehr früh am Morgen weckte das Telefon den Verfasser dieses Berichtes, die ersten Reisenden wären bereits an Bord des Busses in Dresden, die Reiseleiterin jedoch mitten in der Nacht hin- und damit für die Reise ausgefallen.
Silvesterbereitschaft, eine spannende Lotterie, der im Voraus gepackte Koffer wird noch schnell mit Winterstiefeln aktualisiert. Ein Flug nach Genf ist schnell gebucht und während unser blauer Eberhardt-Bus mit kompetentem Fahrer vorerst ohne Reiseleitung bereits auf dem Weg ist, heißt es nun am Flughafen Berlin auf den Start zu warten, der sich wegen Nebels noch verzögern sollte. Auch die Landung in Genf fand bei Nebel statt, ein geschickter Pilot konnte jedoch die Verspätung minimieren.
Ab jetzt wird es schweizerisch: Ganz ohne Verspätung, auf die Sekunde genau, fährt der Intercity Nr. 1 der Schweizer Bundesbahn vom Flughafen Genf nach Lausanne Gare CFF, von dort sind es nur wenige Meter, wenn auch steil bergauf zu unserem Hotel Alpha Palmiers. Hier kommt der neue, unversehrte Reiseleiter nun sogar noch vor dem Bus an und kann schon individuell angereiste Gäste unserer Gruppe begrüßen.
Nun ist noch kurz Zeit, die Umgebung des Hotels zu erkunden was sich gleich bezahlt machen wird. Die Zufahrt in der engen Altstadt von Lausanne zum Hotel ist nicht ganz ohne Herausforderungen. Beim Einchecken werden wir mit Schweizer Schokolade begrüßt, können rasch unsere komfortablen und ruhigen Zimmer beziehen und uns gleich danach zum wohlverdienten Abendessen mit Willkommensdrink treffen. Eine kurze Vorstellungsrunde aller Reiseteilnehmer zeigt, was für eine sympathische und fröhliche Reisegruppe sich hier gefunden hat. Wir heben die Gläser auf einen wunderbaren Jahresabschluss hier am faszinierenden Genfersee, wie man den Genfer See in der Schweiz schreibt, und träumen bald schon den kommenden Abenteuern entgegen.
Video-Link: Lausanne aus der Luft
30. Dezember: Montreux und Gstaad
Unser Tag beginnt mit einer Reise in die Welt der Reichen und Schönen, wir passen ganz gut hinein und demnach beginnen wir mit den Schönen.
Kaum erreichen wir Montreux, ist der dichte Morgennebel am See auch schon verschwunden und es bietet sich uns ein sonniger Morgen am Ufer des Léman, wie der Genfersee auch genannt wird. Hier wandeln wir auf den Spuren großer Künstler, vor allem aus der Musikgeschichte: Die Rolling Stones. Deep Purple, Frank Zappa, Miles Davis und natürlich Freddy Mercury sind nur einige, deren Namen mit diesem Ort verbunden sind.
Unsere Technik, durch positive Energie schönes Wetter anzuziehen beginnt aufs beste zu funktionieren. Nachdem wir Lausanne in undurchsichtigem Nebel verlassen hatten, spazieren wir nun an der Seepromenade im schönsten Sonnenschein. Die berühmte Markthalle, eigentlich noch wegen des Weihnachtsmarktes geschlossen, können wir exklusiv von innen besichtigen. Unser Weg führt uns schließlich an imposanten Grand Hôtels vorbei zum Bahnhof der Stadt, von hier wird es bald in unserem eleganten Panoramawagen in die Berge gehen. Vorerst aber noch spazieren wir den Hang hinauf in die Altstadt von Lausanne. Immer wieder bieten sich uns wundervolle Panoramablicke auf den See und über den See nach Süden in Richtung Frankreich.
Der harte Kern kommt mit bis ganz nach oben, bis zur Kirche Saint-Vincent. Von dort belohnen weite Blicke über die Weinberge die Mühe des Anstieges. Bergab geht es nun wesentlich entspannter, noch etwas freie Zeit im Ort und bei schönstem Sonnenschein besteigen wir dann unseren Panoramawagen im Golden Pass Express Richtung Gstaad. Eine schönere Märchen-Winter-Wunder-Welt kann man sich nicht ausdenken als die, durch die uns unser Zug lautlos in die Berge auf über tausend Meter Seehöhe bringt. An Saanen vorbei erreichen wir schließlich Gstaad, hier erwartet uns schon unser Bus am Bahnhof, noch lange nicht zur Weiterfahrt sondern erst einmal als unsere Verpflegungsstation. Ein kurzer Spaziergang führt uns gemeinsam in die Fußgängerzone des mondänen Dörfchens in dem anschließend noch freie Zeit bei Schnee und schönstem Sonnenschein bleibt.
Der Ort ist voller teurer Autos, nichts was uns beeindrucken kann, die größte Luxuslimousine im Ort ist unsere, sogar mit Chauffeur! Genau der fährt uns anschließend durch herrlich verschneite Berglandschaften, über die Rhein-Rhône-Wasserscheide, vorbei an Les Diablerets und schließlich bei einbrechender Dunkelheit und sternenklarem Himmel zurück an den Genfersee bis nach Lausanne.
Ein Tag voller Erlebnisse und Eindrücke bei herrlichstem Winterwetter geht zu Ende. Genau so stellt man sich den Winter in den Schweizer Bergen vor.
Video-Link: Film “The Palace” Trailer
31. Dezember: Lausanne und Genf
Der letzte Tag des Jahres bricht an, was wird er bringen? Der See taucht heute Morgen Lausanne in einen mysteriös wirkenden Nebel, unser geheimer Wetterplan funktioniert weiterhin, es soll immer dann schön sein, wenn wir in die Berge oder aufs Land fahren. Heute ist Städtetag, da ist das Wetter nicht so wichtig.
Der erste Teil des Tages widmet sich Lausanne, in zwei Gruppen verteilt bringen uns Nathalie und Christine ihre Heimatstadt näher. Bergauf und bergab geht es zu Fuß, teilweise steil am Hang durch den geschichtsträchtigen Ort, immer wieder tun sich auch Blicke auf den See auf und natürlich auf die spektakuläre Kathedrale der Stadt. Sie ist das bedeutendste Bauwerk der Gotik in der Schweiz, wir werden sie am Abend noch auf ganz besondere Weise erleben.
Nach etwas Freizeit geht es nun wieder in unserem Bus weiter. Noch in Lausanne besuchen wir den Sitz des Internationalen Olympischen Komitees für ein Erinnerungsfoto, dann fahren wir dem See entlang nach Westen, unser Ziel ist Genf, die zweitgrößte Stadt der Schweiz.
Hier am Westende des Sees leben etwa 200.000 Menschen, von denen übrigens fast 19 Prozent Millionäre sind, aber das nur nebenbei. Unser Besuch beginnt mit einer Fahrt durch das internationale Viertel, Organisationen wie die Welthandelsorganisation, die UNO, das Rote Kreuz und viele andere mehr sind hier zu Hause.
Anschließend geht es zu Fuß weiter, angenehmerweise gibt es hier nur eine einzige kleine Steigung auf dem Weg in die Altstadt zu bewältigen. Schön ist es hier in jedem Fall, und historisch bedeutsam erst recht. Die Stadt spielte eine wichtige Rolle zur Zeit der Reformation, die Kathedrale St. Peter, die wir besichtigen zeugt davon und natürlich das Reformationsdenkmal. Genf war bis zu Napoleons Zeiten noch oft umkämpft, stolze Kanonen am Rathaus erinnern noch heute daran und wirken heute fast schon romantisch.
Nun wird es langsam kalt, Maik erwartet uns bereits vor dem Theater mit heißen Getränken, Kaffee, Tee und ganz besonders zu erwähnen: Glühwein. Im warmen Bus geht es nun zurück nach Lausanne, die Vorfreude auf den Jahreswechsel sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre.
Zum Abendessen und zur Silvesterfeier hat das Hotel sich große Mühe gemacht, ein umfangreiches Buffet erwartet uns, auch wenn eigentlich ein Viergangmenü angekündigt war, lässt es sich damit gut leben.
Ganz besonders erwähnt werden muss allerdings die Eleganz unserer Reisenden, alle haben sich in Schale geworfen und tragen so einen großen Teil zur festlichen Atmosphäre bei. Bei Schweizer Wein und guter Musik kommt bald schon richtige Partystimmung auf, es wird gesungen und getanzt und auch mit Konfetti und Luftschlangen gefeiert. So steuert der Abend allmählich auf seinen Höhepunkt zu: Auch wenn es wieder etwas bergauf geht sind kurz vor Mitternacht alle dabei als es noch einmal raus geht, auf die Grand-Pont, die große Brücke.
Hier erwartet uns ein einzigartiges Spektakel. In Lausanne wird der Jahresausklang tatsächlich nicht mit einem Feuerwerk gefeiert, sondern mit einem über hundert Jahre alten einzigartigen Brauch. Mit Licht, Animationen und künstlichem Rauch wird um Punkt Null Uhr tatsächlich der Turm der Kathedrale „in Brand gesetzt“.
Die Menschen bejubeln auf der Brücke und in der ganzen Stadt den Beginn des Jahres 2025. Wir sind mittendrin und feiern wie die Lausanner Bürger und stoßen fröhlich mit bestem Schweizer Sekt auf das neue Jahr an. Fröhlich und zufrieden geht es nach einem längeren Beisammensein auf der Brücke dann wieder zurück ins Hotel, dort feiert ein guter Teil unserer Gruppe noch weiter in unserem Festsaal, am nächsten Morgen ist ja Zeit zum Ausschlafen, am ersten Tag des Jahres 2025.
Video-Link: The bianca Story feat. Dieter Meier - Does Mani Matter? (Official Version)
1. Januar: Yvoire, Evian und Chillon
Das neue Jahr beginnt mit dem herrlichsten Sonnenschein. Gut ausgeschlafen nach der Neujahrsnacht fahren wir bei wunderbarem Wetter am See entlang, erneut Richtung Genf. Am Yachthafen Port Wilson gibt es Gelegenheit, den Panoramablick Richtung Frankreich und Jet d’eau, der berühmten 140 Meter hohen Wasserfontäne, zu genießen. Genf konnten wir ja bereits besichtigen und so überqueren wir nun den Rhône-Fluss und verlassen Genf über das südliche Seeufer. Bald schon erreichen wir die französische Grenze die wir vollkommen ohne Kontrollen überqueren können.
Wir sind nun im französischen Département Haute-Savoie, also in Obersavoyen. War dieses Gebiet einst eine der ärmsten Regionen Frankreichs, ist es nun quasi das Vorzimmer des reichen Genf, eine beliebte Wohnlage und wirtschaftlich sehr stark. Auch der Tourismus spielt hier eine wichtige Rolle, was kein Wunder ist. Unser erster Halt im wunderschönen mittelalterlichen Städtchen Yvoire lässt uns in die Schönheit vergangener Tage eintauchen. Die Armut von einst hat hier zum Erhalt der wunderbaren Baudenkmäler beigetragen.
Unser nächstes Ziel ist das bekannte Städtchen Évian-les-Bains, frei übersetzt Bad Evian. Natürlich bekannt durch die hier gepflegten Heilquellen. Im Herzen der Stadt hat man mit großem Einsatz und mit viel Kreativität ein märchenhaftes Spektakel inszeniert, das Jung und Alt erfreut: Gaukler und Musikanten beleben die Fußgängerzone. Überall sieht man fantastische Skulpturen und Gebilde die vollständig aus Treibholz aus dem Genfersee zusammengesetzt wurden. Hier gibt es die Gelegenheit, nicht nur Kaffee und Glühwein, sondern auch lokale Spezialitäten am Markt oder in kleinen Läden zu verkosten.
Als wir Evian verlassen, können wir bei herrlicher Sicht über den See auf das gegenüber liegende Ufer blicken. Im Sonnenschein liegt dort Lausanne, unser Domizil. Der Uferstraße entlang erreichen wir bald einen weiteren Grenzübergang, auch hier können wir, dank des Freizügigkeitsabkommens und der bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der Europäischen Union, ganz einfach wieder in die Schweiz einreisen. Niemand interessiert sich für uns und so erreichen wir bald wieder die Rhône, nun an der Stelle an der sie in den Genfersee fließt. Wir sind nun im Kanton Wallis, in dem neben Französisch auch Deutsch gesprochen wird, Walliserdeutsch allerdings, ein Dialekt, den selbst die meisten Schweizer kaum verstehen.
Dem See entlang erreichen wir nun wieder den Kanton Waadt, hier erwartet uns noch ein besonderes Erlebnis, der Sonnenuntergang über dem See am Schloss Chillon, einer romantische Burg aus dem 12. Jahrhundert, die nicht ohne Grund das meistbesuchte Bauwerk der Schweiz ist. Hier stoßen wir mit einem guten Schweizer Kirsch auf unsere wunderbare Reise am Genfersee und ein weiteres Mal auch auf das neue Jahr, auf das Reisen, das Glück und Gesundheit an. Und natürlich auf die Freude, dass wir uns getroffen haben. Währenddessen bietet sich über dem See ein Spektakel aus Abendrot und Reflektionen der angehenden Lichter der Städte am Ufer – was für ein Erlebnis.
Nun, bereits im Dunkeln passieren wir erneut Montreux. So wie Genf sehen wir auch diese Stadt ein zweites Mal und fühlen uns schon ein bisschen zu Hause. Unser Bus fährt nun allerdings nicht in Richtung Lausanne sondern nach Norden in den nächsten Kanton auf unserer Reise: Freiburg/Fribourg. Dort liegt auf einer Anhöhe die Burg Greyerz, auf Französisch Gruyères. Sie ist umgeben von einer unveränderten mittelalterlichen Altstadt. Hier wartet ein typisch schweizerisches Essen als krönender Abschluss unserer Reise auf uns, das Schweizer Käsefondue. Dazu wird Fendant serviert, der wohl beliebteste Schweizer Weißwein, er stammt aus dem Wallis, das wir heute bereits bereist haben. Santé, Gesundheit!
Video-Link: Asterix & Obelix - Was ist eine Fondue, Asterix?
2. Januar: Abschied und Heimreise
Zum Abschied zeigt sich uns die Schweiz noch einmal von ihrer sonnigsten Seite. Bei bestem Wetter durchqueren wir das Mittelland vorbei an der Bundesstadt Bern und passieren schließlich den Jura auf dem Weg nach Basel. Die wichtigste Industriestadt der Schweiz sehen wir im Vorbeifahren, auch die beiden höchsten Gebäude der Schweiz haben wir nun noch passiert! Hier im Dreiländereck können wir am Rheinufer auch noch einmal einen Blick auf Frankreich werfen und werden schließlich an der deutschen Grenze von einem gutgelaunten Bundespolizisten begrüßt.
Unser Plan, schönes Wetter immer dann zu haben, wenn wir es brauchen, ist vollkommen aufgegangen. Nun allerdings, als ob es auf der Landkarte eingezeichnet wäre, wird es trüb und regnerisch. Uns kann es egal sein, zuverlässig und sicher fährt uns Maik an unsere Heimatorte. Im Gepäck haben wir die schönste zollfreie Ware, die es gibt – unlöschbare Erinnerungen an wundervolle Tage am Genfersee!
Video-Link: Walliserdeutsch Där Pür und die Ditschu
(Walliserdeutsch: Der Bauer und die Deutschen)
Ille terrarum mihi praeter omnes angulus ridet.
Es lacht mir doch kein Winkel der Welt wie dieser.
Oden, Il, 6, 13–14 von Horaz (65 v. Chr.–8 v. Chr.)
[+]