Reisebericht: Wandern auf Korsika in Frankreich – Insel der Schönheit

22.04. – 01.05.2013, 10 Tage Rundreise Toulon – Bastia – Calvi – Balagne – Porto – Les Calanche – Ajaccio – Bonifacio – Porto Vecchio (ca. 45 Wanderkilometer)


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Wanderreise mit sechs leichten bis leicht anspruchsvollen Wanderungen auf Korsika: vom Cap Corse, durch Macchia, Wüsten, Wälder, über Küstenwege bis nach Bonifachio zum Ausblick auf Sardinien.50 Wanderkilometer
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

21. – 23.04.2013 einVorspiel

Was tun, wenn der Reisebegleiter dreißig Stunden vor Abfahrt der Eberhardt - Korsika-Wanderreisegruppe ab Chemnitz, um Mitternacht in Jerusalem erfährt, dass die ihn planmäßig nach Hause fliegende Fluggesellschaft bestreikt wird? Da setzen dann Geschäftsleitung, Produktmanager, einsatzfähige Reiseleiter alles in Bewegung, um den einen mit seiner Gruppe glücklich nach Deutschland zu bringen und die neuen Gäste standardgerecht zu begleiten.
So erwartete Gabriele Schwarze am 22. April an Bord des von Kersten Ruttlof gelenkten Busses die Gäste nach Korsika, während ich mich mit dem Eberhardt-Team und israelischen Partnern um einen Rückflug bemühte. Über die Stationen Jerusalem - Tel Aviv - Berlin - Dresden - Berlin - Paris - Bastia wurde dann der Austausch der Reisebegleiter vollzogen.

24.04.2013 Cap Corse (mit Wanderung 9 km)

19:30 Uhr trafen zwei müde Seiten aufeinander: zehn wanderfreudige Gäste, die mit Bus und Fähre über den gardaseenahen Raum, Verona, Savona, Bastia und einer ersten Wanderung sowie kurvenreichen Fahrt am Cap Corse in Ile Rousse eintrafen, sowie ich als ihr Wanderbegleiter nach dem beschriebenen Mittelmeertrip über Berlin und Dresden. Wir trafen uns im Hotel Santa Maria - war das nicht der Name des Schiffes, das auch Kolumbus auf unbekannte Inseln brachte? - am Hafen von Ile Rousse. Nach einem französischen Abendessen (terrine, bavette, fromage, fondant) ging es mit einem Blick aufs offene Meer ins Bett.

25.04.2013 Desert des Agriates (mit Wanderung 14 km)

Geruhsam sollte der Tag ablaufen. Vor dem Start zur Wanderung rüsteten wir uns im Supermarkt für ein Wanderpicknick mit Käse, Wurst, Schinken und Baguette aus. Die Wüste von Agriates, nur 15 Kilometer vom Hotel entfernt war unser Ziel. Durch Macchia-Landschaft mit zahlreichen blühenden Blumen und kräftigen Wacholderbüschen ging es leicht aufwärts durch die Landschaft mit Granitfelsen. Sandige Wege wechselten mit gut trittigem Granitgestein. Verlassene Bauernhöfe berichteten von ihren einstigen Besitzern und mancher touristischen Initiative. Aber das Land blieb ein kaum besiedeltes, sandiges Gebiet mit artenreicher Vegetation in unmittelbarer Meernähe. Damian, unser örtlicher Reiseleiter zeigte uns gar manche Pflanze. Nach fast drei Stunden gemächlicher Tour waren wir an einem tollen Aussichtspunkt oberhalb mehrerer Buchten angelangt. Zwischen kratzigen Macchiabüschen fand jeder einen Platz für sein Picknick. Immer wieder mit Ausblicken auf das Mittelmeer ging es auf etwas anderem Weg zurück mit der Möglichkeit, in einer der Buchten die Füße im Wasser zu kühlen. Die knapp vierzehn, nicht allzu komplizierten Wanderkilometer waren dann nach knapp sechs Stunden inklusive Pausen recht locker absolviert. Noch war es mit 22 Grad recht warm, so dass wir uns einen Kaffee im Garten einer Auberge schmecken ließen. Auch diesmal gut französisches Essen am langen Tisch (quiche, poulet, fromage, tiramisu) und manche Flasche vom Roten oder Rose´ auf dem Tisch....

26.04.2013 Calvi (mit Wanderung 7 km)

Von Ile Rousse fuhren wir 25 Kilometer Richtung Süden nach Calvi, der Hauptstadt der Balagne, an einer wunderschönen Bucht. Oberhalb der Stadt erhebt sich der Hausberg der Stadt, der Capu di a Veta (703 M). Ein Stückchen auf seinen Hang wanderten wir hinauf bis zur Madonna, dem Denkmal der Notre Dame de la Serra in 248 Metern Höhe über dem Meer. Von hier ging es im großen Westbogen hinab zum Ligurischen Meer und nach einem Picknick neben alten Seegrasresten, folglich etwas „riechend", zurück nach Calvi. Individuell bummelten wir durch die Gassen am alten Fort von Calvi, das einst durch die Genueser errichtet wurde. Damian, unser örtlicher Wanderreiseleiter, zeigte uns anschließend noch die Landschaft der Balagne mit schönen Bergdörfern, alten Olivenbäumen und so ließen wir uns die Methode der Kaltpressung von Olivenöl erklären. (Während wir unserem PKW Öl für einen Literpreis von dreißig Euro mühelos kredenzen, so erschrecken uns zehn bis zwanzig Euro Olivenölpreise für den eigenen Genuss!)
Auf Kerstens Fahrkunst waren wir dann auf dem Weg zwischen Calanzana und Montegrosso angewiesen; aber rechtzeitig vor dem Abendessen erreichten wir das Hotel. Wieder der Vorhersage hatten wir einen sonnigen Tag - wie wird es morgen?

27.04.2013 über den Col de Bavella nach Ponte Vecchio (Ersatz: Strandwanderung  4 Km)

Um es gleich vorweg zu nehmen: ein bis 15 Uhr verregneter und vernebelter Tag. Von Calvi fuhren wir über Corte, Aleria und Solenzara in den Südteil der Insel. Je weiter südlich und je höher wir kamen, desto mehr regnete es und umso nebliger wurde es. So sahen wir recht wenig vom romantischen Solenzaratal und erreichten gegen Mittag den 1218 m hohen Bavella-Pass bei Nebel und Regen. Hier oben kreuzt einer der legendärsten französischen Fernwanderwege - der GR 20 - die Passstraße. Trotz Regen wollten die meisten Gäste wenigstens einige Schritte auf dem bekannten Wanderweg gehen. Damiand hatte uns einen Aussichtspunkt in Hoffnung gestellt. ... von hier habe man Aussicht bis nach Sardinien! Unsere Sicht endete nach zweihundert Metern im Nebel und ging bei stärker werdenden Regen im Wasser unter. Unsere Alternativwanderung verlagerten wir dann an den Strand von Porto Vecchio am späten Nachmittag. Der Strand gehört wohl zu den schönsten, den Frankreich zu bieten hat. An markanten Felsformationen im Meer kehrten wir um und hatten so wenigstens noch eine kleine Wanderung realisiert. Damiand erklärte uns dann noch die Probleme des sich rasant entwickelnden Immobilienmarktes von Porto Vecchio, was auch gleich Abendessensthema wurde; zumal man am Freitag den Chef der Nationalparkverwaltung der Insel auf offener Straße in Ajaccio erschossen hatte. Trotz des Themas konnten wir Wildschweinleberpastete und Wildschweingulasch zum Rotwein genießen.

28.04.2013 Bonifacio (mit Wanderung 8 km)

Unsere vormittägliche Fahrt ging zum südlichsten Zipfel Korsikas nach Bonifacio. Östlich der Festungsanlagen wählten wir über die siebzig Meter hohe Steilküste den Weg zum Capo Pertusato. Aussichten auf den alten Ortskern rund um die Festungsanlagen von Bonifacio und hinüber nach Sardinien krönten diese acht Kilometer lange Wanderung. Von weitem denkt man an vom Wind geformte Dünen mit scharfkantiger Windprägung; ist man unmittelbar dort angelangt, so erweisen sich die „Dünen" als Sandsteingebilde von Härte und feinschliffiger Formung. Der Wind hatte gedreht und vertrieb uns vom Mittagslagerplatz. Am zeitigen Nachmittag bummelten wir dann durch die Gassen von Bonifacio zu den militärischen Anlagen der Festung, die einst die fjordähnliche Hafenzufahrt schützten. Drei Stunden benötigten wir mit dem Bus, um durch bergig-grüne Landschaft in Napoleons Geburtsstadt Ajacchio zu gelangen. Neben einem riesigen Kreuzfahrtschiff der Costa starteten wir unseren Orientierungsbummel durch Ajacchio, wobei manch Hinweis auf Napoleon nicht fehlen durfte.
Nach dem Abendessen konnten wir noch einen Blick auf das Mittelmeer werfen, bevor die letzte Nacht auf der Insel anbrach.

29.04.2013 Calanche (mit Wanderung 9 km)

Unsere Fahrt ging von Ajaccio an der Westküste Korsikas in die Calanche. Die typischen Tafoni-Felsen prägen hier das Landschaftsbild. Unsere Wanderung führte uns - ein wenig Ausgleich zur entgangenen korsischen Dolomitentour - zunächst hinein in die Bergwelt in Richtung des mehr als 1200 Meter hohen Capu dÓrtu. Bald schon zweigten wir ab, um nach einem überwundenen Bergrücken recht steil abzusteigen. Dieser Weg hatte durchaus gewissen Herausforderungen an die Trittsicherheit, denn es ging auf schmalem Pfad durch subalpine Vegetation über felsig-erdigen Untergrund zurück zur kleinen Restauration Les Roches Bleues. Ein besonderer Höhepunkt im Felsengarten der Calanches ist das Chateau Fort; nochmals rafften wir uns für den Abstecher auf und wurden für unsere Anstrengungen entschädigt mit einem Blick von einem Felsplateau dreihundert Meter über dem Meer auf den Golf von Porto. Abschiednehmen von den Wanderwegen und Ausblicken auf Korsika!
Der Bus brachte uns dann durch die Speluncaschlucht steil hinauf auf den Col de Vergio (1477 m Höhe), einen der beiden markanten Pässe Korsikas, um über die Berge von West nach Ost zu gelangen. Nun ging es in gleich abenteuerlicher Fahrt hinab; linker Hand tat sich der noch schneebedeckte höchste Berg Korsikas, der Monto Cinto (2706 m) auf. Zeit war für einen Kaffee in Calacuccia, nun schon in Nordkorsika. Die kurvenreiche und gebirgige Fahrt forderte Zeit, so dass wir erst zwei Stunden vor der geplanten Ablegezeit in Bastia eintrafen. Damiand verabschiedete sich am Zugang zum Wartebereich der Fährzufahrt und auch wir mussten nicht lange warten, auf die Fähre zu gelangen. Mancher stand später noch an der Reeling und verabschiedete sich von den beleuchteten Orten Korsikas.

30.04.2013 durch Ligurien zum Gardasee

Pünktliche Einfahrt in den Hafen von Savona. Im internen Wettbewerb der schnelleren Abfahrt mit einer Eberhardt Reisegruppe, die eine Rundreise über Sardinien und Sizilien unternahm, bleiben wir Sieger für zwanzig Minuten, bis uns deren Bus bei Livorno überholt. Bei grauem Wetter fuhren wir zunächst entlang der Ligurischen Küste und dann hinein in die große norditalienische Ebene. Gegen Mittag war der Gardasee im Ort Garda erreicht und es hatte aufgehört zu regnen. Zwar kam die Sonne nicht so recht hinter der Wolkenschicht hervor, aber ein Bummel am See und durch die Gassen des Örtchens war möglich; für manchen auch Zeit für ein leckeres italienisches Eis oder ein Pastagericht. Am Nachmittag ging es dann mit dem Bus hinauf nach San Zeno di Montagna, wo unser gleichnamiges Hotel hoch über dem Gardasee steht. Von der Terrasse dann ein Tiefblick auf den See, die gegenüberliegende bergige Westseite oder im Rücken hinauf auf den noch verschneiten Gipfel des Monte Baldo. Zum Abendessen wechselten wir den Wein auf Valpollicella und Bardolino.

01.05.2013 von der Etsch an die Elbe

Tag der Arbeit - war es heute vor allem für unseren Fahrer, der fast neunhundert Kilometer zu bewältigen hatte und wir waren uns unsicher, wie wir im Feiertagsverkehr über den Brenner und den Münchner-Halbring kommen würden. Entlang des Etsch, des zweitlängsten italienischen Flusses, ging es durch Trentino und Südtitol, an Sterzing vorbei auf der Brennerautobahn. Die hundert österreichischen Autobahnkilometer stellten kein Problem dar und so erreichten wir ein sonniges, warmes Bayern. Rückrufe zu Hause in Mitteldeutschland ergeben jedoch, das ein milder, trockener Maiabend nicht zu erwarten ist.
So lebten wir an diesem Abend wohl alle von mediterranen Erinnerungen an die grüne Insel Korsika. Bis demnächst, bei einer Wander- oder Rundreise mit Eberhardt Travel.

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