Reisebericht: Wandern auf Korsika in Frankreich – Insel der Schönheit

19.04. – 30.04.2014, 10 Tage Rundreise Toulon – Bastia – Calvi – Balagne – Porto – Les Calanche – Ajaccio – Bonifacio – Porto Vecchio (ca. 45 Wanderkilometer)


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Die „Schönste im Mittelmeer“ - so nannten schon die Griechen die drittgrößte Insel des westlichen Mittelmeerraums, welche wie ein farbiger Berg das Tyrrhenische Meer mit den Toskanischen Inseln begrenzt.
Ein Reisebericht von
Birgit Janosch

Joyeuses Paques!


Unsere Reise beginnt am Ostersamstag in Berlin Tegel mit einem etwas "holprigen" Flug - wir landen dann aber umso sanfter in Bastia, im Nordosten des südlichsten Teils des europäischen Frankreichs.
Das wichtigste christliche Fest, die Auferstehung Christi wird hier in vielen Orten mit Oster-Prozessionen, Ostermessen und anderen Osterfeierlichkeiten begangen: Auf den mittelalterlichen Karfreitagsprozessionen, die zum Beispiel durch Sartène und Calvi ziehen, wird das Leiden Christi nachgestellt.
Mit Gérard haben wir einen freundlichen, ortskundigen und sehr kompetenten korsischen Busfahrer, der gerne sein Wissen an uns weitergibt. Er kennt jeden kleinsten Ort, jeden Pass, jede Kurve - Zig-Tausende müssen es sein!
Auch Christophe - gebürtiger Normanne-  lebt schon viele Jahre auf Korsika, er ist Naturfotograf, ausgebildeter und vor allem passionierter Wanderführer - kompetent in allen Fragen der Flora und Fauna!  Mit ihm erkunden wir die Insel von Kopf bis Fuß, besser vom Daumen bis zum Handballen, denn die Umrisse der Insel erinnern an eine geballte Faust mit ausgestrecktem Daumen.
Er zeigt uns in den nächsten Tagen Regionen wie das Cap Corse, die Balagne, die Calanche, die Kreidefelsen von Bonifacio und die Berge und Hochplateaus von Alta Rocca. Es sind jeweils kleine Welten für sich, mit unterschiedlichem Mikroklima und charakteristischer Vegetation.

Cap Corse mit den Finocchiarola–Inseln und "Désert des Agriates"


Gleich bei der ersten Wanderung treffen wir auf bis heute sichtbare Zeichen der steten Verteidigung der Insel: Zitadellen und Wachtürme charakterisieren die gesamte 1000 Kilometer lange Küste. Von den zahlreichen Invasoren wurde die Bevölkerung ins Innere abgedrängt, wo sie ihre Häuser oft Festungen gleich errichtete.
Die leichte, etwa 10 Kilometer lange Wanderung führt ab Macinaggio, vorbei an der Kapelle Santa Maria delle Chiapella, zu einer Schönen Bucht mit Blick auf die Inseln von Finocchiarola.

"Durch die Wüste": Le Désert des Agriates


Bei der Wanderung des zweiten Tages werden wir von Christophe auf einfachen Wegen durch das "Désert des Agriates" geführt - durchzogen von der typischen, dornigen Macchia, welche die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen heute bedeckt.
An der Mündung des Ostriconi endet der Ausflug auf Schusters Rappen an einem langen Sandstrand. Leider ist das Meer zu bewegt, um sicher baden zu können. Der Fluss führt noch außergewöhnlich viel Wasser, sodass wir das Ende unserer Wanderrote ein wenig modifizieren und einen Weg durch die Dünen nehmen müssen.
Zur hügeligen Landschaft der Balagne gehört auch die Küstenstadt Calvi, wunderschön gelegen am Golf mit großem Yachthafen und mittelalterlicher, auf einem Granitfelsen gelegener Zitadelle. Wir wandern vom Hafen aus zur Kapelle Notre Dame de la Serra und genießen auf dem Vorplatz der Kirche unser Picknick bei Sonnenschein und herrlichem Panoramablick auf Calvi direkt unter uns und in der Ferne die Spitze des Cap Corse.

Im Felsengarten der Calanche


Am fünften Tag unserer Reise erkunden wir die Calanche im Nordwesten der Insel auf einer sehr schönen Tour, die am Schiefergebigre Tête de Chien (Hundekopf) beginnt. Vorbei an bizarren Steinformen und mit Blick auf den Golf von Porto erreichen wir ein Plateau am sogenannten Château Fort mit herrlichem Weitblick für unsere Mittagsrast. Bei den Roches Bleues legen wir eine Kaffeepause ein - leider ziehen innerhalb weniger Minuten dicke Wolkenschwaden auf und versperren den Blick. Trotzdem ist der etwa ein Kilometer lange Fußweg entlang der Serpentinenstraße ein einzigartiges Erlebnis, da sich fast mit jedem Meter die Perspektive auf die grandiose Felslandschaft mit ihren bizarren Formen und tiefen Schluchten ändert.
Am Abend "spendiert" uns Busfahrer Gérard eine Extra-Stadtrundfahrt durch Ajaccio mit Stopp bei Napoleon-Denkmal auf einer Stufenpyramide. Die Geburtsstadt des ersten Kaisers der Franzosen begeht seinen Geburtstag am 15. August heute noch mit Feierlichkeiten, er wird (noch immer!) als Held und Wohltäter gefeiert.

Bonifacio – die „malerische Hauptstadt Korsikas"


Heute erlaufen wir uns ganz im Süden er Insel völlig neue Eindrücke. Mit dem Bus fahren wir zum Leuchtturm des Capo Pertusato, um auf dem steil ins Meer abfallenden Hochplateau bis nach Bonifacio zu wandern. Bizarre Kalksteinfelsen prägen die Landschaft, das acht Seemeilen entfernte sardische Küstenrelief zeichnet sich am Horizont ab und immer wieder neue Ausblicke auf die südlichste Stadt Korsikas und ihre außergewöhnliche Lage eröffnen sich uns. Die Altstadt mit ihren Befestigungsmauern sitzt hoch oben auf einem schmalen auskragenden Felsvorsprung, den das Meer und der Wind geformt haben. Eine langgestreckte Bucht diente einst als sicherer Kriegshafen, heute liegen dort vor allem Freizeitboote vor Anker.

L'Alta Rocca – auf Hirtenpfaden, Höhen– und Hohlwegen


In dieser Landschaft mit bewaldeten Hängen und Hochland-Macchia bilden Steineichen, Lariciokiefern und Kastanienbäume die grüne Lunge im südöstlichen Teil des zentralen korsischen Gebirges. Die hübschen Häuser der vereinzelten Dörfer und Weiler sind aus massivem Granit gebaut.
Hier unternehmen wir die letzten drei Wanderungen unserer Reise. Der roten Markierung „Cumpuleddu" folgend führt ein ansteigender Weg durch ein bewaldetes Erosionstal. Vorbei an der Kammlinie gelangen wir pünktlich zur Mittagrast zu dem sogenannten „Trou de la Bombe" - eine annähernd runde Öffnung von acht Metern Durchmesser im Gipfelgrat der Paliri-Kette.
Von Zonza aus, wo wir an zwei Wandertagen unser Picknick einkaufen, hat man einen wunderbaren Blick auf die Alta Rocca. Auf den kurvenreichen Fahrten sehen wir die kantigen Felsen der Aiguilles (Nadeln) de Bavella in unterschiedlichen Perspektiven aus dem Wald von Bavella ragen.

Auf dem "Mare à Mare Sud"


Zu unserer längsten Wanderung bringt uns Busfahrer Gérard nach Quenza, wo wir uns auf den Wanderweg „Mare à Mare Sud" begeben - einer der Wanderwege, welche Ost- und Westküste verbinden.
Auf 1107 Metern Höhe begrüßen uns in freier Natur lebende Hausschweine, Pferde, Hunde und der fast hundertjährige Pierrot auf seiner Ferme de Montagne. Wir können in seinem Garten Rast machen und zur „Veredelung" der mitgebrachten Marschverpflegung bekommen wir zwei Karaffen mit Rotwein und süße Nougatstückchen.
Wir meistern diverse Bachüberquerungen und gelangen am späten Nachmittag nach Serra-di-Scopamène. Vor dem Abendessen bleibt noch Zeit für eine Erfrischung im Pool des wunderschönen Hotel Golfe in Porto Vecchio.

Dusche am Gallowasserfall


Die kurze Abschlusswanderung zum Gallowasserfall muss leider im Nieselregen stattfinden - nach sieben Sonnenscheintagen kann dies die Stimmung jedoch kein bisschen trüben!
Anschließend verabschieden wir uns von Christophe, der zur besten Zufriedenheit aller die Gruppe geführt hat, wir schiffen uns in Bonifacio nach Santa Teresa ein und verbringen die letzte Nacht in Italien, bevor es am Folgetag ab Olbia mit einem Easy-Jet-flug zurück nach Berlin geht.
Es waren wunderschöne Tage in herrlicher, abwechslungsreicher Landschaft, in schönen Hotels mit einer sehr harmonischen Wandergruppe, dem sympathischen und hilfsbereiten Wanderführer Christophe, sowie dem stets zu Scherzen aufgelegten Gérard, der uns nicht nur gekonnt über die zum Teil sehr kurvigen und engen Straßen seiner Insel chauffierte sondern auch sehr viele Einblicke in ihre Geschichte und das Leben des Landes eröffnete.
Ein sehr, sehr großes MERCI an alle, die zu dieser schönen Wanderwoche beigetragen haben, die ich als Reisebegleiterin erleben und mitgestalten durfte!
Ihre „Brigitte"

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