Die Loire im Mai 2025
Reisebericht: 13.05. – 21.05.2025
Der längste Fluss Frankreichs ist sie wohl, die Loire. Im Gegensatz zu ihrem männlichen und leicht zu verwechselnden Loir, einem Nebenfluss der Sarthe, die in Angers zusammen mit der Mayenne dann die Maine bildet. Ein bisschen viel Flussnamen schon in der Einleitung, nicht wahr? Für uns, die Teilnehmenden dieser Reise, kein Problem. Wir haben alle Flüsse gesehen und aus unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt. Vom Bus aus, vom Boot, von der Kutsche und natürlich zu Fuß. Lassen Sie sich von diesem Wechsel der Perspektiven inspirieren.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
Von Dresden bis Reims
Es ist schon eine ordentliche Strecke. Durch sechs Bundesländer und die französische Region Grand Est ging es, letztere ein Zusammenschluss aus den ehemaligen kleineren Einheiten Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne. Ein TGV auf unserer rechten Seite kurz vor Reims zeigte uns, dass wir in Sachen Geschwindigkeit gegen ihn keine Chance haben. Pünktlich kamen wir gleichwohl in Reims an und an diesem Abend sollte uns diese junge, quirlige Stadt mit ihren gut besetzten Cafes und Restaurants liebevoll willkommen heißen.
Von Reims über Chambord nach Blois
Wir setzen unsere Fahrt fort, vorbei am Großraum Paris weiter in ländliches Gefilde, so ländlich, dass noch vor der ersten auf dem Plan stehenden Sehenswürdigkeit vor dem plötzlichen Auftauchen von Wildschweinen, Hirschen und sonstigen Waldbewohnern gewarnt wird. Ja, wir sind schon angekommen, im riesigen Areal um das Schloss Chambord herum, das gerade wegen dieser Vielfalt an Tieren eigens gebaut wurde als Jagdschloss für Franz I und seine illustren höfischen Gäste. Es ist ein Wunder, dass dieses Schloss überhaupt noch steht, sollte es nach der Französischen Revolution abgerissen werden. Denn zum Wohnen taugte es damals nicht und tut es nicht bis heute. Es diente nur der Repräsentation. Heute ist es das größte Schloss unter den 400 Schlössern und königlichen Residenzen an der Loire.
Von Chambord ist es nicht mehr weit bis nach Blois. Nach nur einer halben Stunde Fahrt heißt es kurz Zimmer beziehen und weiter geht es zu Fuß zum Schloss Blois, dem Wohnsitz von Ludwig XII und später auch von dem bereits bekannten Franz I. Der Zufall meinte es gut mit uns, eine Kutscherin hatte gerade ihr Gefährt und die beiden Pferde vorbereitet und da durften wir spontan den besonderen Charme einer Kutschfahrt am Ufer der Loire entlang genießen.
Von Blois über Chenonceau und Villandry nach Nantes zu unserer Prinzessin und dann über die Loire nach Saint–Nazaire
Schloss Chenonceau, vielleicht das einzige Schloss an der Loire, dass über Jahrhunderte immer im Besitz von Frauen geblieben ist, sollte der erste Besuch des Tages sein. Es ist der Inbegriff eines romantischen Schlosses, das sich aus einem Wohnteil und einer Galerie zusammensetzt, die über den Fluss Cher, übrigens männlich, gebaut ist. Dazu gehört ein wunderschöner Park auf der einen Flussseite und ein Wald auf der anderen.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis nach Villandry. Der Höhepunkt dieser Schlossanlage ist der riesige Garten, geteilt in Sommergarten, Terassenanlagen und Wassergarten.Während im oberen Bereich hauptsächlich Buchsbäume wachsen, gedeiht im unteren Bereich alles, was in der Küche gebraucht wird. Und wo könnte man wohl besser picknicken als hier? Das haben wir gemacht und wir hätten es hier sicherlich mit mehr Rosewein noch lange ausgehalten.
Wir müssen weiter zu unserem Schiff. Denn schon am selben Abend soll der Anker gehievt werden. Unsere Prinzessin, die M.S. Loire Princesse, wartet sehnsüchtig.
Von Saint–Nazaire über La Baule nach Guerande und zurück nach Nantes
Früh am Morgen kommt die Prinzessin mit uns in Saint-Nazaire an und wir ankern direkt neben dem U-Boot-Bunker St. Nazaire (Base sous-marine), der während des Zweiten Weltkriegs durch die Deutsche Kriegsmarine erbaut wurde. Einige von uns nehmen sich später die Zeit, einen Spaziergang auf das Dach des Bunkers zu unternehmen. Für die gesamte Gruppe steht aber zunächst der Bus bereit, der zu einem Ausflug entlang der Atlantikküste über La Baule bis nach Guerande einlädt. Wir dürfen uns bei einem Halt an der zerklüfteten Küste an der Meeresluft erfreuen und später erfahren wir noch, wo das kostbare Fleur du Sel geerntet wird.
Der Bus entlässt uns in Guerande zu einem Rundgang durch die malerische Altstadt, die komplett von einer immer noch intakten Stadtmauer umgeben ist. Ja, mit dem Reichtum aus Salz wurde unter anderem in die Sicherheit der Stadt investiert.
Wir sind zum köstlichen Mittagessen zurück an Bord und am Nachmittag fährt unser Schiff wieder zurück nach Nantes.
Wir bleiben in Nantes – Zeit für ein Weinchen am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen
Wir starten früh. Und das zu einer Weinprobe. Hat das Eberhardt-Travel etwa die Zeiten durcheinander gebracht? Nein, wir haben schon in der Hauptstadt der Champagne in Reims gelernt, dass unsere Geschmacksknospen zwischen 10.00 Uhr und 11.00 Uhr ihr größte Aufmerksamkeit bei Wein oder Champagner entfalten können. An der Loire gibt es bekannterweise keinen Champagner, aber die drei Sorten von Muscadet taten keiner Geschmacksknospe weh.
Ein wenig beschwingt geht es weiter in das Dorf Clisson mit seinem schwer beeindruckenden Schloss. Die Bilder drücken mehr aus als jeder Satz hier. Wir spazieren gemütlich zum Marktplatz, zur Kirche und runter zum Fluss.
Am Nachmittag führt uns die örtliche Reiseleiterin Christel durch ihre Heimatstadt Nantes und macht keinen Hehl darauf, dass das natürlich die schönste Stadt überhaupt ist.
Ein Ausflug nach Angers
Die Apokalypse ist heute auf dem Programm, keine Sorge, das ist der Name eines Kunstwerks, das im Zentrum unseres heutigen Besuchs in Angers steht. Es handelt sich dabei um den größten Wandteppich, den Europa je gesehen hat. Eigens zu diesem Zweck wurde ein Gebäude errichtet. Der Teppich stellt die Visionen aus der Offenbarung des Johannes dar und hat eine Länge von 103 Metern und eine Höhe von 4,3 Metern. Ursprünglich war das Werk noch größer: jedes seiner sechs Elemente war 6 Meter hoch und über 23 Meter lang, was eine Gesamtlänge von über 140 Metern ergab.
Unser örtlicher Reiseleiter erläutert uns nach diesem Teppich dann das Schloss hier und macht mit uns einen Spaziergang durch das Zentrum von Angers.
Azay–le–Rideau und Usse
Azay-le-Rideau ist der Inbegriff eines Wasserschlosses mit quakenden Fröschen, von Schilf gesäumten Bächen mit der ein oder anderen schnellen Forelle. Man sagte uns, wir sollen im Dachgeschoss mit der Besichtigung des Schlosses beginnen. Schauen Sie sich mal diesen prächtigen Dachstuhl an.
Unser Mittagessen nehmen wir heute ausnahmsweise nicht auf dem Schiff ein, sondern im Ort Azay-le-Rideau selbst, bevor es weiter geht zum Schloss von Usse, das Märchenschloss, das den Schriftsteller Charles Perraul bei einem seiner Besuche zu "Die schlafende Schöne im Walde (La belle au bois dormant)" inspiriert haben soll. Haben da die Gebrüder Grimm etwa kopiert und es zu Dornröschen gemacht?
Von Nantes über Chartres nach Reims
Wir nutzen die Mittagspause auf der halben Strecke von Nantes nach Reims für einen Besuch der Kathedrale in Chartes. Wir waren alle überwältigt und dankbar, dass wir diesen Programmpunkt realisieren konnten.
Von Reims nach Dresden
AU REVOIR war heute angesagt. Jetzt hieß es Abschied nehmen von Frankreich und einer lebendigen Reisegruppe, die nach dieser Reise sicherlich fast so tief geschlafen hat, wie Dornröschen in ihrem Schloss.