Reisebericht: Rundreise Frankreich– Attraktionen der Cote d'Azur

06.10. – 15.10.2014, 10–tägige Rundreise an der Cote d'Azur. Auf den Spuren großer Künstler in Marseille – St. Tropez – Nizza – Cannes – Antibes


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Die Cote d’ Azur auf den Spuren der Künstler, der Poesie und Farben_06.-15.10.2014 Wir erlebten die Azurküste nicht nur auf den Spuren der Künstler, sondern auch auf den Spuren der Poesie und Farben des Südens. Eine zauberhafte Reise zu den Poeten der
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

Die Cote d' Azur auf den Spuren der Künstler, der Poesie und Farben_06.–15.10.2014


Wir erlebten die Azurküste nicht nur auf den Spuren der Künstler, sondern auch auf den Spuren der Poesie und Farben des Südens. Eine zauberhafte Reise zu den Poeten der Küste, ein Leben wie Gott in Frankreich. Cote d' Azur auf den Spuren der Künstler, der Poesie und der Farben. 

1. Tag_ Ankunft in Marseille


Marseille erlebten wir bei angenehm heiterem Wetter: 2013 gekürt als Kulturhauptstadt sahen wir das neue Museum der Mittelmeerkulturen MUCEM, die uns und unsere Umgebung spiegelnde moderne Halle am Alten Hafen von Sir Norman Foster, die großzügige Hafenanlage am Museum mit breiten Straßen und Kai. Nur der Verkehr war wie immer mächtig. Wir ließen uns ein auf das brodelnde Treiben der „ersten afrikanischen Stadt" und entdeckten in kleinen Gassen und Cafés die Spuren der Künstler-Emigranten am Vorabend des zweiten Weltkrieges.

2. Tag_Marseille, Seyne


Schon Anna Seghers würdigte in ihrem Roman „Transit" den herrlichen Blick auf und von der Kirche Notre Dame de la Garde, wenn auch unter fiktivem Namen. Die Kirche der Seefahrer hielt neubyzantinische Pracht und Votivgaben zum Bestaunen bereit. Weit sahen wir über das blaue Meer, zur Gefängnisinsel und den Frioulinseln, zum Mehrgenerationenhaus von Le Cobusier, zum Künstler-Hafen L' Estaque. In Vorfreude auf unsere Bootsfahrt zum Chateau d' If spazierten wir in den alten Vierteln an der Canebiere, am Bahnhof, im Viertel Belsunce, am ehemaligen Hotel „Splendide" und im Panierviertel mit seinen verwinkelten Gässchen. Auf den Spuren von E.E. Kisch und Mark Twain besuchte einige mutig die düstere Gefängnisinsel vor der Stadt.

3. Tag_ Sanary–sur–Mer und St. Tropez


Pastellfarbene Häuser am azurblauen Meer, kleine Fischer-Boote, einige verträumte Cafés am alten Festungsturm geben dem Örtchen Sanary auf den ersten Blick keinen besonderen Eindruck: hätte sich das „Who is who" der deutschen Dichtkunst nicht hier versammelt, würde es wohl kaum so im Gespräch sein. Das erkannte frühzeitig der rührige Bürgermeister und sorgte für Publikationen und Gedächtnistafeln. Unten in der Altstadt und hoch oben spazierten wir durch die Villenanlagen bedeutender Dichter wie beispielsweise (Thomas) Mann, Franz und Alma Werfel. Weiter ging es über Hyeres auf der Küstenstraße mit herrlichen Ausblicken auf das Meer nach St. Tropez mit seinen schnittigen Segelbooten in der tiefblauen Bucht. Wir spazierten in den Fußstapfen von Malern wie Signac und Schriftstellern wie Sagan (sie schrieb hier an ihrem Kutbuch "Bonjour Tristesse") durch den Hafen und in der Altstadt. Das Museum L' Annonciade zeigt Werke der an der Cote d' Azur schaffenden Künstler von Matisse bis Seurat auf ihrer Suche nach den Farben des Südens. Etliche Künstler bereisten daher auch Nordafrika. Auf die herrliche Bucht schauten wir mit Abschiedsblick, dann hieß es auf nach Nizza, zur Königin der Cote d' Azur, deren Namensgeber ein braver Beamter namens Liegeard war.

4. Tag_Nizza und Cimiez


Hoch auf den mittelalterlichen Schlosshügel mit Fundamenten einer Kirche und dann noch höher auf den alten Römerhügel nach Cimiez führt uns der Weg zur Arena und dem Olivenhain, wo der Maler Matisse oft spazieren ging. In dem roten Genueserhaus haben seine Ölbilder, Papierschnitte, Skulpturen und Möbel einen würdigen Ort gefunden.
In der Nähe sein Grab auf einer schönen Wiese am Friedhof, wo auch der Maler-Kollege Dufy seine letzte Ruhestätte fand.
Vor so viel Abgeschiedenheit die quirligen Gassen der Altstadt voller Charme und Leben, der bunte Markt, wo einst Triolet und Aragon wohnten, als sie Matisse besuchten. Das war im Krieg, als der kranke Künstler Bilder wie Edelsteine malte, die Mut machten zum Leben.
Siegreiche schöne Stadt Nikäa an der Bucht der Engel: unsere Augen füllten sich in Dir mit Farben und Licht. Unsere Nasen sogen den Duft der Kichererbsenfladen Socca ein und unseren Gaumen kühlte ein trockener Rosé. Ein herrlicher Tag.

5. Tag_Cannes und Cannet


Turbulent wie immer zeigte sich uns Cannes an der Croisette, dafür war zuvor unsere Bootsfahrt um die Lerinischen Inseln um so beschaulicher: wir genossen den Blick auf das Kloster und die Festung, ehemaliges Staatsgefängnis des Sonnenkönigs mit dem berühmtesten Staatsgefangenen, dem mysteriösen Mann mit der eisernen Maske.

In der Altstadt spazierten wir weiter auf den Spuren des Schriftstellers Dumas und der Künstler und tauchten zuvor in das lebhafte Marktgeschehen ein.
Im modernen Museum Bonnard besuchten wir dessen Meisterwerke in dem Haus, wo er zuletzt gelebt hat und die seiner Kollegen, von denen einige ihn in Cannet besuchten.
 

6. Tag_St. Paul de Vence und Vence


Beschaulich auf einem stolzen Felsenthron erhebt sich das mittelalterliche Städtchen St. Paul de Vence, in dessen malerischen Gassen Chagall skizzierte und wo Maler und Bildhauer sich im Gasthaus „Colombe d' Or" trafen und mit ihren Bildern und Skulpturen für Speis und Trank zahlten. Später spielten hier im Ort Filmstars wie Lino Ventura und Sophia Loren Petanque und nun eroberten wir Touristen den Ort und genossen den wunderbaren Blick auf die Weinberge, durch die wir dann in Richtung Foundation Maeght liefen.
Das Museum inmitten der Natur gestalteten Künstler für das Sammler-Ehepaar Maeght, als ihnen ihr Sohn verstarb. Es zeigt Kunstwerke von Miro, Giacometti, in einer kleinen Kapelle ist ein Braque-Glasfenster und ein Passionsweg von Ubac zu sehen und auf dem Rasen finden wir auch Werke von Calder und Kricke. Ein lebendiges Kunstwerk-Paar trafen wir während unseres Rundgangs auf der Terrasse: auch sie wollten im fünfzigsten Jubiläumsjahr der Stiftung die Kunstwerke im Zusammenklang mit Musik und Literatur feiern.
Im Ausgleich zur diesmal leider geschlossenen Picassokapelle in Vallauris besuchten wir bei herrlichem Licht die Matissekapelle in Vence und bewunderten dieses Gesamtkunstwerk des Meisters, sein Credo.

7. Tag_ Cagnes–sur–Mer


Zwischen über 150 Oliven- und Zitrusbäumen fand Renoir sein Altersrefugium in Cagnes. Wer den Renoir-Film von 2013 gesehen hat, sieht ihn hier mit den Augen des Meisters und seiner Familie. Er arbeitete bis zum Tode und ließ sich täglich den Pinsel an seine rheumatischen Hände binden, da er ihn nicht mehr halten konnte. Im Atelier ist dies eindrücklich zu sehen in einem Dokumentar-Film. In den hellen Zimmern Ölbilder von seiner Familie, Landschaften, Akte, die das Leben feiern. Sie zeigen die Mühe, einen schöpferischen Weg aus dem Impressionismus zu finden, mit dem der Maler wuchs und berühmt wurde.
Danach ging es auf den Spuren der Künstler hoch hinauf zum „Montmartre an der Cote d' Azur", auf den Bild-Pfaden des Malers Soutine zum Grimaldischloß, wo in den Räumen auch zur berühmten Sängerin Suzy Solidor berichtet wird, die Dufy und andere Künstler porträtierten. Von dort erwartet uns ein herrlicher Blick auf die Meeresküste bis nach Antibes und wir hörten beim Petanquespiel das "Klacken der provenzalischen Seele".

8. Tag_ Freizeit_Ausflug Menton


Heute haben wir uns dem Allroundtalent Jean Cocteau, dem "Poeten der Küste" verschrieben und reisen in das Zitronenstädtchen Menton, wo er im Rathaus den Hochzeitssaal gestaltete und neben dem alten nun auch ein neues Museum für sein Werk (Sammlung Wundermann) errichtet wurde.
Cocteau liebte die Azurküste und lebte jeweils im Sommer hier, meist in Villefranche. Dort gestaltete er für seine Freunde, die Fischer deren Kapelle mit Wandbildern und auch das Hotel "Welcome" gegenüber trägt seine gestalterischen Spuren wie auch die Villa Santo Sospir seiner Gönnerin auf Cap Ferat, deren Wände er mit mediterranen Malereien und Mosaiken „tätowierte".
Cocteau war mit Picasso, Matisse, Ch. Aznavour, E. Piaf, Y. Brunner und anderen herausragenden Künstlern seiner Zeit befreundet. Viele regte er zu mediterranen Themen und dezentralisierten Ateliers besonders nach dem Kriege an: eine einzigartige Künstlerpersönlichkeit, die endlich gebührend im Museumsneubau Würdigung findet.

9. Tag_Antibes und Beaulieu sur Mer


Picasso weilte ab 1946 auf Einladung des Hauses im Grimaldischloss und schuf in kürzester Zeit explosionsartig eine Fülle erstaunlicher Bilder mit einfachsten Mitteln, denn das Material war knapp: bei den Fischern holte er Segeltuch, Bootsfarbe und aus dem Schlosskeller alte Leinwände zum Schaffen. Spannend, in seinem ehemaligen Atelier die von ihm danach geschenkten Bildern und Keramiken zu betrachten - inspiriert vom mythischen Mittelmeer vor Antipolis, nach dem Krieg, frisch verliebt.
Wir sahen Faune, Nymphen, Satyr- und Kentauren-Mischwesen, doch auch Fischer, Stillleben mit Seeigeln und Akte, immer wieder Akte. Wir sahen Tiere auf Bildern, Schalen und Krügen (die Eule, die Ziege) und auch Odysseus vor den Sirenen mit schmerzverzerrtem Gesicht. Dann ging es in den Museumsgarten an der rauschenden Brandung über den Klippen, danach in die Altstadtgässchen und zum Markt oder wir besuchten die hockende Buchstabenfigur von Plensa auf der Bastion, daneben die Vauban-Festung, davor Luxusjachten. Kinder tollen, ein antiker Ort, einst umkämpft, jetzt friedlich.
In Beaulieu finden wir iauf den Spuren der Künstler an der Ameisenbucht und auf dem Cap Ferat
herrliche Villen in südlicher landschaft, darunter die neogriechischen Land-Villa Kerylos oder die Neo-Renaissance-Villa der Rothschilds.


10. Tag Nizza und Heimreise


Weitere Wünsche wie den Besuch des Museums für zeitgenössische Kunst in Nizza mit Werken von Yves Klein und Niki de Saint Phalle oder das Massena Museum erfüllten wir uns am freien Vormittag, bevor es mit unserem Bustransfer zum Flughafen ging - mit einem weinenden und einem lachenden Auge schieden wir vom azurblauen Meer - es wird uns fehlen!
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle im Oktober 2014

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