Reisebericht: Rundreise Kanalinseln & Normandie

29.08. – 08.09.2019, 11 Tage besondere Rundreise in Frankreich und zu den Kanalinseln: Paris – Rouen – Honfleur – Caen – St. Malo – Mont–Saint–Michel – Guernsey – Sark – Jersey – Rennes


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Die Reise von der Küste Nordfrankreichs mit ihrem ganz eigenen spröden Charme und ihrer reichen wechselvollen Geschichte zu den blühenden Naturparadiesen der vom Golfstrom verwöhnten Inseln Jersey, Guernsey und Sark bietet Urlaubserlebnisse pur für jeden!
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

Donnerstag, 29.08.2019  Anreise mit dem Flugzeug nach Paris

Bereits am Tag vor der Reise, bei unserem telefonischen Erstkontakt, war die freudige Erwartung der Reiseteilnehmer spürbar und alle waren wir gespannt auf das erste Zusammentreffen der Gruppe im Hotel in Paris. Aus sämtlichen Himmelsrichtungen waren sie angereist, unsere Gäste und so galt es erst, sich bekannt zu machen und die gemeinsamen Interessen für die bevorstehenden Tage zu erkunden. Für den ersten Abend gab es dann auch kein Zögern: auf den Vorschlag der Reiseleiterin stürzten sich alle in das Abenteuer 'Paris bei Nacht erleben´ und bestiegen die Métro Richtung Trocadéro. Es wird sehr schnell dunkel in Paris und kaum, dass wir den Platz zwischen den beiden Monumentalbauten des Palais Chaillot erreichten, erstrahlte der Eiffelturm in seinem schönsten Lichterkleid- würdig einer alten Dame von mittlerweile 130 Jahren! Pünktlich um 21 Uhr versetzte uns dann das Glitzern der 20 000 Lampen in Verzückung. Wegen Bauarbeiten an den Métrostationen brachte uns ein Shuttlebus zur Haltestelle zu Füssen des Montparnasse und wir setzten unseren Weg fort durch das nächtliche Paris des multikulturellen dreizehnten Arrondissements. Reichlich erschöpft nach einem langen Spaziergang durch die Häuserschluchten sanken wir alle erleichtert in unsere Betten.

Freitag, 30.08.2019 Rouen, Honfleur und Château de Breuil

Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel begann unsere Reise in den Nordwesten. Pascale, unsere Busfahrerin manövrierte ihren Bus versiert durch den morgendlichen Berufsverkehr, der noch durch das allgemeine Urlaubsende in Frankreich verstärkt wurde. Unsere Ankunft in Rouen verzögerte sich demgemäß um eine gute halbe Stunde. Unzählige Male überquerten wir die Flussschleifen der Seine, dem Fluss, der synonym für Frankreich steht. Entlang der 777 Flusskilometer fand französische Geschichte statt: Troyes, Paris, Rouen und Le Havre sind die klangvollen Namen der historischen Städte an den Ufern der Seine. Annähernd 200 Brücken unterschiedlichster Bauart überspannen den Strom; in Rouen ist es die 2008 eröffnete Hubbrücke 'Gustav Flaubert'. Der Dreimast- Bark ´Belem', die gerade im Hafen von St. Malò liegt, war als erste die Durchfahrt durch die gewagte Konstruktion gestattet.

Kathedrale von Rouen

Vor der Kathedrale erwartete uns bereits unsere Stadtführerin, die uns kenntnisreich über die Geschichte der Normandie und die Baugeschichte der Kathedrale informierte. Die berühmten Gräber im Inneren des Bauwerks beleuchten die Meilensteine der Geschichte der Region: hier liegen Rollo, der erste Herzog der Normandie und Richard Löwenherz unter Stein gemeißelten Grabmonumenten begraben- im Falle des Letztgenannten jedoch lediglich sein einbalsamiertes Herz in einem Bleikästchen. Die eng mit Fachwerkhäusern bestandenen Straßen der Innenstadt führen direkt zum alten Marktplatz. Die architektonisch einmalige Kirche dort ist Jeanne d´Arc geweiht. Am 30. Mai 1431 wurde das junge Mädchen aus der Provinz, das sich mutig in die politischen Wirren des 100- jährigen Krieges einmischte, von der Kurie dem Flammentod übergeben. Auf Pierre Corneille, den berühmten Autor und Sohn der Stadt sind die Bürger von Rouen besonders Stolz: sie widmeten ihm gleich zwei Denkmäler, was zu einer kleinen Verzögerung unserer Abfahrt führte.

Honfleur

Die Fahrt zu der kleinen Hafenstadt Honfleur, auf der linken Seite des Seine Ästuars, führte über die Pont de Normandie, eine Schrägseilbrücke, die nicht mit Superlativen geizt! Allein die Länge mit 2141 Metern ist rekordverdächtigt und wird nur von der Brücke in Millau getoppt. Bei der Entfernung der Stützen mit 856 Metern liegt sie noch immer an erster Stelle!
Mit Massen moderner Kreuzfahrer teilten wir uns die pittoresken engen Gassen von Honfleur, bewunderten das bunte Angebot an Krimskrams und probierten die leckeren Karamellbonbons mit Fleur de Sel, bevor wir nach Breuil-en-Auge weiterfuhren. In der dortigen Calvadosbrauerei genehmigten wir uns ein Schlückchen dieses leckeren Destillats, das einzig im gleichnamigen Département hergestellt werden darf.

Samstag, 31.08.2019 Caen, die Landungsstrände der Normandie und St. Malò

Bei herrlichem Morgenlicht erreichten wir die Abbay aux Hommes in Caen. William der Eroberer ließ zwei Klöster, St. Étienne, die Abbaye aux Hommes und Sainte Trinité, die Abbaye aux Dames im elften Jahrhundert errichten, um, wegen seiner vom Papst missbilligten Heirat mit seiner Cousine Mathilde von Flandern, Abbitte zu leisten. In der Abteikirche fand er seine letzte Ruhestätte, bis Aufständische das Grab plünderten. Lediglich eine bescheidene Grabplatte im Chor erinnert an den großen normannischen Herrscher. Über der Stadt, die im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde, thront die mächtige Burg Williams, unter dessen Schutz und Herrschaft die Region eine wirtschaftliche Blütezeit erlangte. Heute hat sich die Burganlage der Kunst verschrieben, das normannische Kunstmuseum zeigt eindrucksvolle Großskulpturen von Rodin und Bourdelle sowie moderne Plastiken internationaler zeitgenössischer Künstler.

Landungsstrände der Normandie

Unter dem Decknamen Overlord wurde die Landung der alliierten Streitmächte am 6. Juni 1944 vorbereitet. Damit wurde die zweite Front gegen das Deutsche Reich in Frankreich eröffnet. Unser erster Halt war in Ouistreham, wo am Vortag des D-Day die 6. britische Luftlandedivision mit Fallschirmspringern und Gleitern am Strand niederging. In Arromanches-les-Bains, einem bis zum Zweiten Weltkrieg kleinen verschlafenen Fischerdorf, sahen wir die schwimmenden Wellenbrecher der Alliierten, 115 tonnenschwere Senkkästen, aus dem ablaufenden Meer auftauchen. Sie bildeten auf 12 Kilometer einen Schutzwall sowie die Basis für die Landungseinrichtungen der Truppen und den Materialnachschub. Informationen über das gesamte Landungsunternehmen der Alliierten bekommt man im Musée du Débarquement- in mehreren Sprachen, auch in deutsch.
Ein kurzer Zwischenhalt in Grandville an den Bunkern des Atlantikwalles und ein Blick auf den Hafen, in dem bei Ebbe die Schiffe trocken liegen, wie vergessenes Kinderspielzeug in einem Sandkasten, beendete unseren abwechslungsreichen Tag an der geschichtsträchtigen Küste der Normandie.

Sonntag, 01.09.2019 Entdeckungen in St. Malò und Überfahrt nach Jersey


Wie bei unserer Ankunft am Vorabend klatschten auch am Morgen gewaltige Wellen an die Mauern der kleinen Korsarenstadt St. Malò. Das Hotel Chateaubriand liegt mitten in der Stadt und die engen Gassen laden zu Entdeckerspaziergängen ein. Doch zuerst zieht es uns auf die Festungsmauern: über 1,8 Kilometer umfassen sie die Altstadt intra muros, durchbrochen nur von eindrucksvollen Stadttoren. Von oben hat man einen fantastischen Blick auf die vorgelagerten Inseln und Felsen, die bei Ebbe langsam aus dem smaragdgrünen Wasser emporsteigen. Das Fort National, Teil der Verteidigungsanlagen Vaubans, auf der Insel Petit Bé gelegen, ist dann zu Fuß zu erreichen! Die Kathedrale, sie wurde erst wieder 1972 wieder geweiht, zeigt einen gelungenen Mix aus romanischen, gotischen Elementen und Moderne. Die Altstadt wirkt wie eine Kulisse aus einem Seeräuberfilm, doch die Häuser bieten in ihrem Inneren allen modernen Komfort: nach der Bombardierung durch anglo-amerikanische Truppen im August 1944 wurde die Stadt nach alten Plänen originalgetreu wieder aufgebaut.

Überfahrt nach Jersey

Nach unseren Entdeckerspaziergängen trafen wir am Nachmittag alle wieder am Hotel ein, um gemeinsam gemächlich zum Fährhafen zu spazieren. Doch welch ein Schreck- zwei Koffer fehlten- sie waren bereits früher zum Hafen gebracht worden, wo sie noch lange auf ihre weiteren sechzehn Kollegen warten mussten, die noch einen kleinen Ausflug zum Bahnhof unternahmen.... Glücklich vereint traten wir unsere Überfahrt mit der modernen Katamaran Autofähre 'Condor´ an. Durch die Zeitverschiebung auf den Kanalinseln- sie liegen eine Stunde vor der Mitteleuropäischen Zeit- erreichten wir nach einer ruhigen Überfahrt um achtzehn Uhr dreißig Ortszeit die Insel Jersey. Das bewährte Team Heidi und Ernst erwartete uns mit ihren Inselbussen bereits am Fährhafen, um uns ins Merton Hotel zu bringen. Beim leckeren Abendbuffet ließen wir in fröhlicher Runde den Tag ausklingen und freuten uns auf die kommenden Inselerlebnisse.

Montag, 02.09.2019 Inselrundfahrt auf Jersey

Bei der heutigen Inselrundfahrt lernten wir die größte der fünf Kanalinseln, die als Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt sind, kennen. Mit ihren knapp 120 Quadratkilometern Fläche bietet das südlichste Eiland im Ärmelkanal, bedingt durch den Golfstrom, eine üppige Vegetation von A wie Amaryllis bis Z wie Zypresse. Geologisch sind die Inseln Gipfelreste des Armorikanischen Massivs und bestehen überwiegend aus bis zu 2,6 Milliarden Jahre altem Tiefengestein. Erst nach dem Anstieg des Meeresspiegels, nach der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren, wurden sie zu den Inseln, wie wir sie heute erleben: abwechslungsreiche Landschaften mit Wäldern und sanften Wiesen im Landesinneren, schroffen Klippen und herrlichen Sandstränden an den Küsten.

Paradiesische Landschaften

Mit Ernst, dem überzeugten Insulaner, der schon vor fünf Jahrzehnten seiner österreichischen Heimat den Rücken kehrte, erkundeten wir die Insel. Wir streiften durch die engen Green Lanes zu den entlegensten Zipfeln und Buchten mit ihren klassischen Fotomotiven. In angenehmem Moderatorenton erzählte er uns Wissenswertes und Kurioses von der Insel und ihren teilweise recht schrulligen Bewohnern. Am frühen Abend konnten wir uns selbst ein Bild davon machen: ein kleiner Umtrunk mit original Cider von der Insel wurde als Trinkgelage eingestuft! Vertrieben aus der paradiesischen Parkanlage, zogen wir wenige Meter weiter zum Strand, wo offensichtlich der Konsum alkoholischer Getränke (6%!) kein Problem darstellte!

Dienstag, 04.09.2018 Privatgärten und Cream Tea im Schloß

Am Nächsten Morgen starten wir gemeinsam mit Ernst zu unserer Gartentour durch die schönsten privaten Gärten der Insel.
Mr. Richard Miles, ein typischer Jerseyaner, hieß uns Willkommen und führte uns persönlich durch seine herrliche Parkanlage, die von seinem Gärtner aus Madeira liebevoll gepflegt wird. Stolz führte uns der Hausherr zu seinen Baumschätzen, einem riesigen Erdbeerbaum, Bananenstauden, alten Eichen und mit besonderem Besitzerstolz zeigte er uns zwei eher unscheinbare Pflanzen: Wollemia Nobilis, erst 1994 in Australien wiederentdeckt, war sie bis dato nur aus Fossilfunden bekannt. Inmitten des Parks steht das leuchtendweiße, säulengeschmückte und von Palmen flankierte Herrenhaus. Die Familie Miles lebt seit 1880 in diesem Anwesen, einem sogenannten Dorschhaus, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einem durch Kabeljaufang reich gewordenem Fischer erbaut wurde. Kronprinzessin Stephanie von Belgien weilte hier zu einem Genesungsaufenthalt und im Zweiten Weltkrieg war es das Soldatenheim No 3. Man kann nur zu gut verstehen, dass es dem Kommandanten 1945 schwerfiel, das herrschaftliche Domizil zu verlassen.

Das Gartenreich der Susan Lea

Der nächste Besuch entführte uns in das Gartenreich der Susan Lea. Die aristokratische englische Lady, die im Mai diesen Jahres bei bester Gesundheit ihren neunzigsten Geburtstag feierte, versorgt ihr blühendes Reich noch weitgehend alleine. Doch hinter ihrem freundlichen Lächeln verbirgt sich ein ambivalenter Zug: genau zum Nachbargrundstück unterhält sie einen veritablen Giftgarten und in der Mitte des gepflegten Rasens steht ein sonderbares Drahtgehege: eine Elsternfalle. Unerbittlich wird der Garten gegen alle Eindringlinge verteidigt! Der kleine italienische Garten gleich neben der Villa wurde für ihren früh verstorbenen Gatten angelegt. Ein steinernes Denkmal hält die Erinnerung an ihn wach- und weckt die Erinnerung an die Lektüre englischer Kriminalromane...

Mannor House Grey Gables

Weiter ging die Fahrt zur Portelet Bay, wo wir in einem kleinen Restaurant über der Bucht bei traumhafter Aussicht eine kleine Mittagspause einlegten, bevor wir uns zum nächsten Garten aufmachten. Das Anwesen Grey Gabels überzeugte uns vor Allem mit seinem typischen englischen Rasen, der weich wie ein dicker Wollteppich zum Barfuß laufen verführt. Herrlich duftende Rosen, leuchtend orangefarbig blühender Schmetterlingsingwer, verschiedene seltene Obstbäume, Araucarie, Tulpenbaum, Stechpalme, Leptospermum und Fremendendron, alle geben sich hier ein harmonisches Stelldichein.

It´s Tea Time

Doch dann wurde es Zeit über die Green Lanes, die kleinen engen Sträßchen der Insel, zum Chateau la Chaire aufzubrechen. In diesem herrschaftlichen Schloß aus dem 19. Jahrhundert waren wir stilvoll zum Afternoon Tea eingeladen. Zum stärkenden Cream Tea wurden selbstgebackene Scones gereicht, auf die nicht nur Mengen leckerer Erdbeermarmelade gehäuft wird, sondern auch noch Clotted Cream, Schlagsahne, aus der gehaltvollen Milch der hübschen Jerseyrinder.

Mit dem puddle duck Nancy zum Elizabeth Castle

Elizabeth Castle, die trutzige Festung aus dem 16. Jahrhundert, ist der Stadt St. Helier vorgelagert. Bei Ebbe zu Fuß oder mit dem Amphibienfahrzeug, puddle duck, zu erreichen, liegt sie bei Flut als Insel im Meer. Das über vierhundert Jahre alte Gemäuer aus Granit in der St. Aubin´s Bay diente dem Schutz von Stadt und Hafen. Der Anlage vorgelagert ist eine kleine Einsiedelei, in der im 6. Jahrhundert der Mönch St. Helier, der Patron der Insel, sein asketisches Leben verbrachte. Und überall auf dem weitläufigen Gelände trifft man auf die Zeugnisse der deutschen Besatzung: Bunker und Flugabwehr- Geschützstellungen aus massivem Stahlbeton. Bis zur Befreiung Jerseys am 09. Mai 1945 waren hier 100 deutsche Soldaten stationiert. Heute informieren Museen und Ausstellungen über die Geschichte und ein kleines Kaffee lädt zum Verweilen ein.


Mittwoch, 04.09.2019 Von Jersey nach Guernsey mit der Fähre

Der Vormittag stand uns zu individuellen Entdeckungen in St. Helier zur freien Verfügung. Die Markthalle, das Jersey Museum oder einfach ein Bummel durch die belebten Straßen lockten alle, trotz des kühlen Wetters und einem kleinen Regenschauer, schon früh aus den Betten. Um die Mittagszeit hieß es dann Abschied nehmen von dem herrlichen Inselreich.
Wir setzten wieder mit einer Katamaran Fähre über zur circa 50 Kilometer entfernten Nachbarinsel Guernsey, die wir nach einer guten Stunde Fahrt erreichten. Die Überfahrt war ruhig und aus der Ferne sahen wir die Küsten von Sark, Herm und Jethou im blauen Wasser liegen, bevor wir uns St. Peter Port, der Hauptstadt der Insel, näherten.

St. Peter Port

Unsere Guide Eddie Foxen erwartete uns schon am Hafen und begleitete uns mit dem Bus zum Hotel, das nur wenige Gehminuten vom Zentrum St. Peter Ports entfernt liegt. Vor dem Abendessen hatten wir so noch genügend Zeit, die Stadt zu erkunden. Bei einem ausgedehnten Entdeckerspaziergang durch die engen Gassen zwischen den hohen Granithäusern, gingen wir hinauf bis zum Hauteville House, in dem Victor Hugo die 13 langen Jahre seines Exils verbrachte. Dort schrieb er seinen Roman ´Die Elenden´. Von seinem Garten hat man die schönste Aussicht auf das Meer und den Hafen, der von Castle Cornet geschützt friedlich in der Bucht liegt. Nach einem leckeren gemeinsamen Abendessen im La Piette Hotel ließ wir uns müde in die Laken sinken.


Donnerstag, 05.09.2019 Ein Tag auf der Insel Sark

Die kleine Insel Sark steht heute auf unserem Programm. Nach einer bewegten Überfahrt mit teilweise recht hohen Wellen, die lässig über die Reling schwappten, begrüßt Sark seine Gäste stolz mit dem Label Dark Sky Island: Die Insel ist die weltweit erste Insel, die gänzlich auf öffentliche nächtliche Beleuchtung verzichtet. Ein alter Diesel Traktor mit Anhänger brachte uns den steilen staubigen Weg vom Hafen nach oben in den Ort. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Beschreibungen Victor Hugos passen noch immer, geändert hat sich in den letzten 150 Jahren nicht viel. Sark war bis zu den Wahlen im Jahre 2008 der letzte echte Feudalstaat Europas. Die knapp 500 Insulaner haben bis heute keinen eigenen Landbesitz, lediglich die alte Form des Lehens ist gebräuchlich. Autos sucht man auf der Insel vergeblich und so sind in diesem abgeschiedenen Inselchen auch viele andere Segnungen der Zivilisation unbekannt: zentrale Wasserversorgung, Kanalisation, Geldautomaten und Zahnarzt. Der Inselarzt kommt mit dem Traktor zu seinen Patienten. Christopher Beaumont, dessen Vater Michael erste demokratische Veränderungen auf Sark einleitete, residiert seit drei Jahren als der dreiundzwanzigste Seigneur der Insel in einem imposanten Schloss mit einem herrlichen Garten, der allerdings auch etwas unter der sommerlichen Trockenheit gelitten hat.

Inselerkundungen mit einer Pferdestärke

Mit der Pferdekutsche erkundeten wir das herrliche Naturparadies der Insel. Wir genossen die entschleunigte Fortbewegungsart mit nur einem PS zum 100 Meter hohen schmalen Grat La Coupée, der die beiden Inseln Great und Little Sark miteinander verbindet. Der Weg ist zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einer kleinen Pferdekusche passierbar- bis zum Bau eines Geländers allerdings nur unter Lebensgefahr! Steil geht es hinab zu den fast unberührten Buchten. In der kleinen Kirche erläuterte uns Eddie die Geschichte der Insel und ihrer vierzig alten Familien. Wir erfuhren, wieso die Insel einen goldenen Briefkasten hat, und dass das Gefängnis immerhin Platz für zwei Insassen bietet, die vom inseleigenen Richter verurteilt werden. Bei so viel Nationalstolz der Bewohner kann man verstehen, dass die modernen Ideen der Barkley Brüder für die Insulaner gute 100 Jahre zu früh kamen. Ihre Weinplantagen sind verwildert und ein Hotel wurde nicht gebaut- Sark mag´s gemütlich!


Freitag, 06.09.2019 Rundfahrt auf Guernsey und zurück nach St. Malo

Eddie, unser kundige Inselführerin, holte uns und unser Gepäck am nächsten Morgen mit dem Bus am Hotel ab und wir starteten zu einer Rundfahrt über die geschichtsträchtige Insel. Man spricht Englisch, Französisch oder eine Mischung aus beidem: das Patois. Victor Hugo nennt die Inseln "ein Stück Frankreich, das ins Meer fiel und von England aufgesammelt wurde" - wir verstehen, was er meint! Eddie erzählte uns Geschichte und Geschichten der Insel. Zuerst krabbelten wir in einen Dolmen, ein Grab aus der Jungsteinzeit, mit einem seltsamen aufrechtstehenden Stein im Inneren, dessen mögliche Interpretation die Phantasie des Betrachters herausfordert. Die idyllischen Buchten der Insel inspirierten Maler und Schriftsteller, in der Cobo Bay lernte Prinz Charles das Segeln und am Strand finden legendäre Autorennen statt. Die alten Gewächshäuser verfallen, neue Wohnhäuser werden gebaut, in St. Martin, steht die Zeit still, hier könnte ein viktorianischer Film gedreht werden. Und immer wieder trifft man auf die Spuren der deutschen Besatzung.

Der Garten von Eddie Foxen und little Chapel

Das Highlight unsere Rundfahrt war jedoch eindeutig der Besuch im Garten von Eddie, der sich nicht hinter den anderen Gartenparadiesen verstecken muss. Mit viel Liebe zum Detail, zu den Pflanzen und zur Gartenarbeit ist ein lebendiger Garten entstanden, dem man seine liebevolle Pflege anmerkt! Ein kleiner Umweg führte uns noch zur vermutlich kleinsten Kirche der Welt, in die gerade mal acht Menschen passen. Sie ist vollständig mit einem Mosaik bunter Scherben verziert. Pünktlich erreichten wir den Fährhafen und schipperten zurück nach Frankreich.
Im Hafen von St. Malo warteten wir geduldig auf den Bus, der uns jedoch am Bahnhof abholen wollte. Sollte es vielleicht doch ein Tunnel zu den Inseln geben, von dem wir noch nicht gehört hatten? Unser Busfahrer Andrei half uns mit dem (vollzähligen) Gepäck und brachte uns anschließend noch zum Restaurant, in dem wir stilvoll bei einem köstlichen maritimen Menü die Reise ausklingen ließen. Gemeinsam gingen wir zurück zum Hotel, entlang der erleuchteten Festungsmauern, und stärkten uns unterwegs mit einem kräftigenden Schluck echt bretonischen Whiskys aus der Destillerie Warenghem.


Samstag, 07.09.2019 St. Malo, Mont St. Michel und Rennes

Gegen acht Uhr hieß es Abschied nehmen von St. Malo, das uns mit einem herrlichen Sonnenaufgang begrüßte. Schon eine knappe Stunde später erreichten wir den Mont Saint Michel, den heiligen Berg der Franzosen. Jährlich kommen weit über drei Millionen Menschen zu dem berühmten Inselberg an der Küste der Normandie, an der Mündung des Couesnon. Der Fluß trennt die Bretagne von der Normandie. Mit dem Shuttlebus kamen wir schnell zum Eingang und konnten noch die morgendliche Ruhe auf dem Berg genießen. Wir nahmen uns viel Zeit für die Erkundung des Klosterbergs mit seiner beeindruckenden Monumentalarchitektur. Steile Stufen führen nach oben zur Aussichtsplattform vor der Abteikirche des elften Jahrhunderts. Von hier oben genießt man einen einzigartigen Blick über die Landschaft im Wechsel der Gezeiten. Auf der Spitze des Glockenturms erblickt man den Heiligen Michael, eine goldglänzende Statue des Anführers der himmlischen Heerscharen, dargestellt mit Schwert und Waage. Und wieder begegnete uns Victor Hugo, dieses Mal als Retter der Anlage, die als Staatsgefängnis genutzt, zu verfallen drohte. Er leitete die umfangreichen Renovierungsmaßnahmen ein, die den Klosterberg in Stand setzten und verankerte ihn wieder im Bewusstsein der Bevölkerung des nachrevolutionären Frankreich.

Rennes

Rennes, die geschäftige Hauptstadt der Bretagne, war unser nächstes Etappenziel. Schon bei der Anfahrt bekamen wir einen Eindruck von der Größe dieser Stadt an den Flüssen Ille und Vilaine, die ein Hauptstandort der Wirtschaft und der Wissenschaft ist. 700 000 Menschen leben im Großraum Rennes. Die neoklassizistische Kathedrale überrascht im Inneren durch ihren reichen Dekor aus Gold, Stuck und Gemälden. Das flämische Altarretabel aus dem 16. Jahrhundert, frisch restauriert und an seinem neuen Platz in der Schatzkammer, zieht, in seiner feingliedrigen Andersartigkeit gegenüber der Innendekoration des Gotteshauses, alle Blicke auf sich. Die Altstadt mit ihren typischen Fachwerkhäusern war voller Menschen, die urigen Lokale brechend voll. Vor der Oper eine Demonstration. Rennes ist eine Hauptstadt und das pulsierende Leben in ihren Straßen stellt es unter Beweis. Ein Glas bretonischer Cidre eröffnete das Abendbuffet im Hotel und mit einem Stück bretonischer Tarte de Pommes beendeten wir unser gemütliches Abendessen, bevor wir uns rasch in die Betten verabschiedeten.

Sonntag, 08.09.2019 Rückreise über Paris und Flug nach Deutschland

Frühaufstehen war angesagt an unserem letzten Tag der Reise. Zu dieser frühen Stunde gab es noch keinen Frühstücksservice und so erwarteten uns in der Lobby große Papiertüten mit Proviant. Ein gemütliches Frühstück musste heute ausfallen, denn gut 400 Kilometer galt es zu bewältigen, bevor wir wieder Paris erreichten. Vom Flughafen Charles de Gaulle ging es dann mit vielen schönen Erinnerungen und Erlebnissen im Gepäck wieder zurück nach Hause.
Ich wünsche allen meinen Reisegästen noch viele schöne Reisen und würde mich freuen, Sie wieder bei einer spannenden Reise begrüßen zu dürfen!
Bleiben Sie gesund und reisefreudig!
Ihre Reiseleiterin Gabriele Sauer

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Kommentare zum Reisebericht

Sehr interesante Reise. Durch die kompetente und fröhliche Reiseleitung von Frau Sauer hat diese Reise zusätzlich noch an Wert gewonnen.

Sonntag, Werner
18.09.2019