In kleiner Gruppe zu Fuss durch Paris – die französische Hauptstadt intensiv erleben
Reisebericht: 29.04. – 04.05.2025
Nirgends sei man wirklich gewesen, wo man nicht zu Fuß war, wusste schon der alte Goethe. Für keine Stadt gilt das so wie für Paris, wo im 19. Jahrhundert nicht nur die neue Welthauptstadt entstand, s
Ein Reisebericht von
Antje Kahnt
29.04.2025: Anreise und erste Erkundungstour in Saint–Germain–des–Prés
Bienvenue à Paris, herzlich willkommen in der französischen Hauptstadt! Nach Zugfahrt oder Flug ist am Nachmittag meine kleine Reisegruppe komplett. Die Zimmer im charmanten Hotel Saint Paul Rive Gauche im 6. Arrondissement sind bereits fertig zum Bezug, so dass wir nach einer kurzen Pause zu einem ersten Spaziergang durch unser Quartier der „Dichter und Denker“ aufbrechen können. Nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt hatte jedoch ein berühmter Musiker, der Chansonnier Charles Aznavour, seine Kinderstube. Am Carrefour Odéon erinnert erst seit kurzem ein Denkmal an ihn.
Heute ist Saint-Germain-des-Prés eines der zentralsten Stadtviertel. Als im 6. Jahrhundert der Pariser Bischof Germanus hier eine Abtei gründete, lag sie jedoch noch vor den Toren der damaligen Stadt, „des prés“ - in den Wiesen. Ein Überbleibsel der Abtei ist der rund 1000-jährige Glockenturm, der die heutige Pfarrkirche zur ältesten der Stadt macht.
Vom kleinen Gärtchen zu Füßen des Turms kann man zum Domizil von Sorbonne-Professor Jean Paul Sartre schauen, der als einer der klügsten Köpfe Frankreichs im 20. Jahrhundert galt. Ein anderer berühmter Literat, Oscar Wilde, hauchte in einer Absteige nahe der Kunstakademie sein Leben aus. Dank der kleinen Gruppe dürfen wir einen Blick in das heute mondäne Hotel mit seinem spektakulären Treppenhaus werfen.
„Unsterbliche“ nennt man die großen Köpfe der Académie Française, die sich wie die Vertreter der Akademien der Wissenschaften und Künste zu ihren Sitzungen unter der Kuppel von Le Vau im Institut de France an der Seine treffen. Mit seinem Bild der Juli-Revolution 1830 hat sich auch der Maler Delacroix unsterblich gemacht. Am idyllischen Place Furstemberg, wo sein Atelier als Dependance des Louvre zu besuchen ist, scheint die Zeit stehen genlieben zu sein.
Zurück am belebten Boulevard Saint Germain grüßt Danton von seinem Sockel, einer der Köpfe der Revolution 1789, der sich neben Robespierre, Marat und Docteur Guillotin im gegenüberliegenden Cour du Commerce Saint André ein Stelldichein gab.
Im „Bouillon Racine“ sind die Schrecken der Geschichte schnell vergessen. Früher eine Suppenküche für die Arbeiter des Viertel, ist es heute eine beliebte Adresse für ehrliche Bistroküche und berühmt für sein denkmalgeschützes Jugendstildekor, also die perfekte Kulisse, um sich kennenzulernen und den ersten Tag Revue passieren zu lassen.
30.04.2025: Entdeckungen im Opernviertel, Louvre–Führung und Diner–Show im Moulin Rouge
Ausgestattet mit den praktischen Wochentickets für die Metro geht’s nach dem Frühstück direkt in den Untergrund. Von der Opéra Garnier, die 1875 kurz nach Ende des Zweiten Kaiserreichs eingeweiht wurde, spazieren wir zunächst entlang der Auslagen der Juweliere zum Vendôme-Platz. Hofarchitekt Jules Hardouin-Mansart hat die eleganten Fassaden des Achtecks für den Sonnenkönig kreiert, die schmiedeeisernen Gitter verraten noch den ursprünglichen Auftraggeber. An der Stelle seines Reiterdenkmals erhebt sich nun aber die Austerlitz Säule mit Schlachtszenen Napoleons. Aus dem Ritz, dem berühmtesten Hotel der Stadt, konnte Coco Chanel jahrelang zu ihrer später vergessenen Rivalin Elsa Schiaparelli, hinüberschauen.
Jenseits der Avenue de l’Opéra finden wir mit dem Théâtre des Bouffes-Parisiens eine weitere Adresse der Musikgeschichte. Der Kölner Jacques Offenbach gründete das Haus für seine Operetten. Sein berühmter Cancan ist bis heute fester Programmbestandteil aller Pariser Cabarets.
Offenbachs Partituren, aber auch die Moulin-Rouge-Plakate von Toulouse-Lautrec gehören zum Fundus der Nationalbibliothek. An deren historischem Standort können wir natürlich nicht vorbeigehen, ohne die zwei schönsten Bibliothekssäle der Stadt gewürdigt zu haben. Eine Augenweide ist auch der zugehörige Garten, den die Landschaftsgärtner aus Pflanzen komponiert haben, die zur Papierherstellung taugen.
Anschließend flanieren wir noch durch die Galerie Vivienne, die „schönste Passage von Paris“, bevor der Garten des Palais Royal, mein ultimativer Glücksort (Sie wissen…!), unsere Vormittagsetappe beschließt. Entlang der ersten blühenden Rosen geht es unter Kastanien und Linden in Richtung Louvre, wo wir vis-à-vis der Comédie-Française für die Mittagspause erwartet werden.
Frisch gestärkt und ausstaffiert mit Kopfhörern erobern wir nun den Louvre, der aus einer Befestigungsanlage heraus zum Schloss entwickelt ungefähr 300 Jahre lang Residenz der französischen Könige war. Zunächst durchwandern wir die Fundamente der mittelalterlichen Burg, bevor wir uns auf die Spur der drei berühmten Frauen des Louvre begeben. Neben der Venus von Milo, der Nike von Samothrake und der Mona Lisa bestaunen wir im Apollo-Saal die Krone Ludwigs XV., ergründen das Geheimnis des Hermaphrodits im früheren Thronsaal und entschlüsseln Veroneses raffinierte Symbolik im größten Gemälde des Louvre. Nach dem skandalösen Schiffbruch der Medusa geleitet uns Delacroix‘ Marianne über die Barrikaden des Juliaufstands wieder hinaus.
Am Abend sind wir im berühmtesten Cabaret der Welt zu Gast. Im bereits 1889 gegründeten Moulin Rouge erleben wir die aktuelle Revue „Féerie“. Die „Doriss Girls“, benannt nach ihrer früheren aus Deutschland stammenden Ballettmeisterin, entführen uns in ihren opulenten Kostümen in die Zeit der Belle Époche am Montmartre und sogar nach Asien.
01.05.2025: Drei Wahrzeichen auf einen Schlag – Notre Dame, Sacré–Coeur und Arc de Triomphe
Mit den kurzfristig organisierten Tickets steht heute Morgen zunächst der Besuch von Notre Dame auf dem Programm. Unser Weg zur Île de la Cité führt durchs Quartier Latin, wo wir zwischen dem Mittelalter-Museum im Hôtel de Sens und dem Hauptgebäude der Sorbonne die Bekanntschaft von Montaigne, dem Glücksbringer der Studenten, machen. Am Square Viviani können wir uns davon überzeigen, dass die über 400-jährige Robinie, der älteste Baum der Stadt, auch in diesem Frühjahr wieder Blüten trägt.
Anschließend gelangen wir ohne Wartezeit direkt in das Innere der wiederauferstandenen Kathedrale, die seit rund 800 Jahren das Gesicht der Hauptstadt prägt. Bei dem verheerenden Brand 2019 stürzte der Vierungsturm und das darunterliegende Gewölbefeld ins Kirchenschiff. Dass bei dem Unglück die Spitzbogenfenster und Rosetten mit den teils noch mittelalterlichen Scheiben, die Dornenkrone Christi als bedeutendste Reliquie der Christenheit und auch die berühmte Madonnenfigur am Vierungspfeiler nicht zu schaden kamen, wird als Wunder angesehen. Dank der Spenden aus aller Welt konnte die Kathedrale nach 5 ½ Jahren Bauzeit, nun hell und strahlend schön, wieder Besucher empfangen.
Anschließend geht’s am Hôtel de Ville in die Metro, wenig später stürzen wir uns in das bunte Treiben am Montmartre. Bei unserem Spaziergang über den Hügel der Künstler schauen wir in einer kleinen Galerie und bei Amelie Poulain vorbei und finden das Bateau Lavoir, in dem Picasso eines seiner ersten Ateliers in Paris hatte. Außerdem entdecken wir die beiden noch verbliebenen Mühlen des erst 1860 eingemeindeten Dorfes, bevor wir schließlich zu Sacré-Coeur hinaufstapfen. Die weithin sichtbare weiße Basilika wurde erst 1919 als Sühnekirche in Folge des deutsch-französischen Krieges geweiht. Mit ihrem Stilgemisch ist sie bei den Parisern umstritten, aber längst zu einem Wahrzeichen der Hauptstadt geworden.
Auf dem Weg wieder abwärts kommen wir noch beim Atelierhaus von Suzanne Valadon und dem kleinen Weinberg vorbei. Ausgerechnet die Leidensgeschichte von Saint-Denis bietet die ersehnte Möglichkeit für eine Rast auf einer Gartenbank, frisches Wasser gibt es auch. Der erste Pariser Bischof wurde für seinen Glauben hingerichtet. Mit dem Kopf unter dem Arm bestieg er die Anhöhe vor den Toren der damals römischen Stadt Lutetia, von seinem Martyrium leitet sich heute der Name des Viertels ab, der Berg der Leiden, Mont-Martre.
Nach unserem Spaziergang wartet auf uns der Mittagstisch in einem Lokal am Fuß des Hügels. Wie die Hofdamen Karl IX. werden alle Damen noch mit Maiglöckchen überrascht, die seit dem 16. Jahrhundert als Glücksbringer gelten und am 1. Mai an jeder Ecke in Paris steuerfrei verkauft werden dürfen.
Frisch gestärkt machen wir uns noch auf den Weg zum Triumphbogen, der 1806 unter Napoleon begonnen wurde und mittlerweile zu Denkmal der Grande Nation avancierte. Vom Place Étoile mit seinen zwölf strahlenförmig abgehenden Avenuen flanieren wir die berühmteste hinunter, die Champs-Élysées. Der Prachtboulevard führt bis zum Place de la Concorde und bildet einen Teil der Axe historique, die unter Ludwig XIV. begonnen wurde und mittlerweile vom Louvre bis zur Grande Arche nach la Défense acht Kilometer misst.
Vom Grand Palais aus, eine der frisch restaurierten Sportstätte der Olympischen Spiele, reicht ein kurzer Blick auf den Invalidendom. Vor dem neobarocken grandiosen Pavillon der Weltausstellung 1900 wartet auf uns die Metro zu Hotel. Den ereignisreichen Tag lassen wir in einem Restaurant um die Ecke ausklingen.
02.05.2025: Auf versteckten Pfaden durchs Marais, letzter Besuch im Centre Pompidou und eine Dinnercruise auf der Seine
Der sonnige Morgen ist wie gemacht für eine Stippvisite im Jardin du Luxembourg direkt vor der Tür. Die Königin Maria de Medici ließ sich den größten Garten der Stadt und sein Palais vor rund 400 Jahren als Erinnerung an ihre florentinische Heimat errichten. Trotz des Brückentages – auch in Frankreich – ist erstaunlich wenig los, so dass wir die „grüne Lunge“ mit ihren Blumenbeeten, den historischen Holzschiffen auf dem Bassin und den legendären grünen Gartenstühlen richtig genießen können.
Anschließend bringt uns der Linienbus ins Marais-Viertel, das für seine vielen Stadtschlösser bekannt ist, in dem die Höflinge vor der Verlegung der Residenz nach Versailles lebten. Vom Hôtel de Sully, wo heute die nationale Denkmalverwaltung ihren Sitz hat, huschen wir durch den Garten der Orangerie zum Place des Vosges. Mit seinen Backsteinfassaden und dem grünen Geviert in der Mitte gilt er unbestritten als schönster Platz, der heute oft als Kulisse für Musketier-Filme dient. Es heißt, dass um 1600 König Heinrich IV. selbst Hand an die Pläne gelegt haben soll und so den allerersten Königlichen Platz kreierte. Nur wenige Schritte weiter werfen wir im Hôtel Carnavalet, dem heutigen Stadtmuseum, einen Blick in Hof und Garten. Durch Hinterhöfe und versteckte Gärten mit den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer gelangen wir auf die Rue des Rosiers, die das Herz des jüdischen Viertels ist, wo es gegen Mittag aus den Falafel-Läden und Bäckereien schon verführerisch duftet.
Nach der Mittagspause steht für einige Gäste die Führung im Centre Pompidou auf dem Programm, andere schließen sich noch an, um von der Terrasse der „Kulturraffinerie“ noch einmal den grandiosen Ausblick auf das Herz der Stadt zu genießen. Da das Museum ab Herbst saniert werden muss, ist die Sammlung der modernen Kunst schon ausgezogen. Deshalb tauchen wir auf der obersten Ausstellungsetage in das Leben von Suzanne Valadon ein, die sich am Montmartre vom Modell zur erfolgreichen Malerin mauserte. Jahrzehntelang vergessen wird sie nun für ihre ausdrucksstarken Porträts und Aktbilder von Frauen und von Männern gewürdigt.
Abends entern wir zu Füßen des Eiffelturms eines der eleganten Restaurantschiffe von Bateaux Parisien, um bei einem Diner auf der Seine gemächlich an den angestrahlten Monumenten vorbeizugleiten. Zurück am Eiffelturm legt das Schiff im perfekten Moment wieder an, um die glitzernde Beleuchtung der Eisernen Lady zur vollen Stunde zu erleben.
03.05.2025: Auf der Spur der Impressionisten im Musée d'Orsay und am Abend fast allein auf dem Eiffelturm
Der Vormittag steht noch einmal im Zeichen der Kunst. Im Musée d‘Orsay, dem wohl schönsten Museumsbau der Stadt, wollen die Impressionisten entdeckt werden. Zunächst bewundern wir jedoch die Architektur, die noch den ursprünglichen Bahnhofsbau von 1900 erkennen lässt. Anders als im Louvre treffen wir in der Sammlung auf keine antiken Helden mehr. Jean-François Millet und Rosa Bonheur haben den mühsamen Alltag von Bauern und Stieren auf dem Acker auf die Leinwand gebannt. Noch provokanter waren die Impressionisten mit ihren stimmungsvollen Momentaufnahmen aus Stadt und Land. Vor 150 Jahren lösten sie noch Skandale aus, heute gehören die Seerosen von Monet oder Manets „Frühstück im Gras“ zu den berühmtesten Schätzen des Museums. Ebenfalls lange unverstanden waren die Werke von van Gogh, dessen Bildern vom Montmartre, aus Arles und Auvers-sur-l’Oise ein eigener Raum gewidmet ist. Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in den opulenten, historischen Festsaal und besuchen Pompons Eisbären, der wegen seinem feinen Lächeln zum geliebten Museumsmaskottchen avanciert ist.
Trotz einer angekündigten Schlechtwetterfront können wir Mittagspause noch auf einer Bistroterrasse genießen. Anschließend nutzen wir noch die Sonne und spazieren noch an der Residenz des deutschen Botschafters und an der Nationalversammlung vorbei, nicht ohne einen Blick in deren Shop mit exklusiven blau-weiß-roten Souvenirs made in France zu werfen. Von der Ersten Kammer des französischen Staates schaffen wir es noch über die Concorde-Brücke, die aus Steinen der Bastille gemauert wurde, auf den größten Platz der Stadt. Hinter dem Obelisken von Luxor sieht man im Pariser Westen schon den angekündigten Regen. Weil die ersten Tropfen fallen, genehmigen wir uns nur noch eine Stippvisite in den Tuilerien und retten uns dann trockenen Fußes in die Metro und ins Hotel.
Nachdem sich der Himmel ausgetobt hat, machen wir uns am frühen Abend auf, um nun wieder im Sonnenschein zum Eiffelturm zu fahren. Dort sind die Spuren des Unwetters noch drastischer zu erkennen, überall liegen Haufen zusammengekehrter Hagelkörner und das noch frische Laub hat es von den Bäumen gefegt. Am Eingang des Eiffelturms angekommen, müssen wir mit vielen anderen feststellen, dass das Pariser Wahrzeichen wegen des Unwetters geschlossen ist. Mit unserer Restaurantreservierung macht man uns jedoch Hoffnung. Bevor wir den Sicherheitscheck tatsächlich noch passieren dürfen, müssen wir jedoch noch ein Sportprogramm absolvieren, den Turm von Eingang zu Eingang halb rumrunden und an riesigen Pfützen vorbeibalancieren. Mit etwas Verspätung sitzen wir schließlich doch noch im Madame Brasserie auf der Ersten Plattform und genießen unser Menü von Sternekoch Thierry Marx und den besonderen Ausblick. Unser Glück realisieren wir erst später, denn tatsächlich bleibt der Eiffelturm auch noch am Folgetag mit Ausnahme der Restaurants für Besucher geschlossen. Den in jeder Hinsicht spektakulären Abschuss unseres Reiseprogramms lassen wir etwas später im gemütlichen Gewölbekeller des Hotels noch einmal Revue passieren.
04.05.2025: Abschied und Heimreise
Am letzten Vormittag ist noch etwas freie Zeit für einen Sonntagsbummel in den Luxembourg-Garten. Andere genießen einen letzten Café Crème auf einer Sonnenterrasse vis-à-vis, bevor wir uns am frühen Nachmittag im Hotel noch einmal versammeln. Als die Transferautos zum Flughafen eintreffen, heißt es Abschied nehmen.
Um viele Eindrücke bereichert, mit unzähligen Fotos im Gepäck und dank des täglichen Treppenpensums in der der Metro richtig fit, sind meine Gäste wieder in den Alltag zurückgekehrt, wo die Erlebnisse hoffentlich noch lange nachwirken.
Doch wenn die Sehnsucht nach Paris wieder ganz groß wird, freue ich mich auf ein Wiedersehen, es bleibt noch viel zu entdecken in der französischen Capitale!
Ihre Reiseleiterin in Paris Antje Kahnt
Europa
Asien
Orient
Nordamerika
Südamerika
Afrika
Ozeanien