Reisebericht: Exklusive Rundreise Provence – auf Spuren großer Maler

14.05. – 22.05.2015, 9 Tage exklusive Rundreise auf den Spuren großer Maler mit maximal 8 Teilnehmern mit Aix–en–Provence – Arles – St. Remy – Camargue – Avignon – Luberongebirge


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Das Licht der Provence - auf den Spuren großer Künstler 14.-22.05.2015 "Gott ist Provenzale" wusste schon der Prämonstratensermönch und Poet Xavier de Fourviere. Und wirklich, wo kann man so gut entspannen, schlemmen, geniessen?
Fast alle Reisende kamen aus dem Norden in die Provence - so wie wir. Nur kamen wir nicht mit dem Schiff an die Rhone so wie früher, sondern mit dem Fligzeug, ab Marseille fuhren wir direkt mit dem Bus in unser angenehmes zentral gelegenes Hotel St. Christophe in Aix.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag Hinflug


Marseille, auch die erste Stadt Afrikas genante, empfing uns mit Sonne. Schnell verging die Zeit und nach einer reichlichen Viertelstunde erreichten wir Aix, unser Hotel gefiel uns auf Anhieb. Rasch machten wir uns auf, um die Stadt auf eigenen Wegen zu entdecken, die nächsten Tage wollten wir den Wegen der Künstler folgen. Mit einem leckeren Abendessen bei vollständig versammelter Gruppe beschlossen wir diesen ersten Tag.

2. Tag Auf den Spuren von Cezanne in Aix en Provence


Bei herrlichstem Sonnenlicht bestaunten wir die goldgelben und rotgelben Farben des Steinbruchs von Bibemus bei Aix, wo Cezanne so gern die besonderen Formationen der Steine malte und seine Malutensilien in der Hütte unterstellte, vor der wir uns fotografieren ließen.
Wir fuhren mit dem Bus oder gingen zu Fuß an einigen seiner Lebensstationen vorbei vom Geburtshaus bis zum Atelier. Es wirkte gerade so, als wäre er eben weggegangen "vor das Motiv". An den Kunsthändler Vollard schrieb er 1903: "Ich arbeite hier und fühle mich viel wohler als in der Stadt. Ich konnte einige Fortschritte erzielen. Warum nur so spät und auf so mühevollem Weg?" Und er fragt sich: "Wäre die Kunst wirklich ein Priesterstand, der reine Menschen verlangt, die ihm mit Leib und Seele gehören?
Sorgfältig arrangierte er seine Stillleben und ging öfters zum Chemin de la Marguerite, um seinen geliebten Mont St. Victoire, den Hausberg von Aix zu malen. Er malte ihn aus allen möglichen Perspektiven und Jahreszeiten immer wieder, als Öl- oder Aquarellbild. Heute hängen diese Bilder in berühmten Museen oder in Privatbesitz.
Beim Malen wollte er sterben und er starb beim Malen: nach einem Schwächeanfall wurde er vom Regen durchnässt gefunden und eine Lungen- und Rippenfellentzündung beendete ein Künstlerleben, dass dem Prinzip gehorchte: "Ich suche beim Malen".
Über 40 Jahre lebte die Familie in der eleganten Bastide Jas de Bouffan, einst vor den Toren der Stadt gelegen: er hielt das geliebte Herrenhaus in unzähligen Bildern fest und dort begann mit einem Atelier unterm Dach seine Maler-Laufbahn.

3. Tag Paul Cezanne und Picasso


Nach einem Stadtbummel voll sinnlicher Eindrücke widmeten wir uns dem Musee Granet, Cezannes ehemaliger Zeichenschule. Sie beherbergte nun in der Kapelle der weißen Büßer die Sammlung Jean Blanque, eine herausragende Kollektion an Bildern besonders der klassischen Moderne von diesem Maler, der zum Kunsthändler wurde, da er mit seinem eigenen Werk unzufrieden war. Mit Blick auf das idyllisch gelegene Schloß Vauvennargue am Nachmittag hatten wir Picassos Ausspruch im Ohr: ich habe einen echten Cezanne gekauft, den Blick auf Mont St. Victoire!

4. Tag In Arles auf den Spuren von Van Gogh und Gauguin


Van Goghs Biografie ist von häufigen, nicht immer freiwilligen Ortswechseln geprägt. Jedesmal begann so eine neue Schaffensphase, die Ruhelosigkeit blieb. Mit mehr Verlusterfahrungen als Gewinnen gleicht sein Leben einer Odyssee, in der ein Ankommen nicht möglich war.
Sein Grab war schon bei seiner Geburt besetzt von seinem verstorbenen Bruder, dessen Namen Vincent er immer wieder auf dem Grabstein lesen musste - ein Schatten seiner selbst.
Zu den wenigen Orten, in denen sich die tragischen Lebensspuren Van Goghs authentisch erfahren lassen, gehört neben Arles auch St. Remy-de-Provence.
Wir besichtigten in Arles mit den Bildern van Goghs auch eine Künstlerbiografie, deren Anfang in der niederländischen Provinz Brabant ihren Weg über Den Haag, London und Antwerpen nach Paris nahm und in Arles ihren künstlerischen Durchbruch erreichte und noch mit St. Remy und Auvers-sur-Oise jene Höhepunkte markierte, die sich so eindringlich in provenzalischen Landschaften, expressiven Stillleben und merkwürdig gebrochenen Porträts manifestieren.
Wie in Arles van Gogh zu Van Gogh wurde, erlebten wir an zahlreichen Orten in der und um die Stadt (Gelbes Haus, Arena, Stadtpark, Nachtcafe auf dem Forumplatz, Alyscamps mit Gauguin, Brücke des Langlois, Ansichten von Arles). Arles bedeutete ihm "Höhenflug und Absturz in einem".

5. Tag Zu Besuch bei Van Gogh in Saint Remy über Montmajour


Am 8. Mai 1889 richtete sich Van Gogh für die nächsten 12 Monate in einem kleinen, nur mit dem Notwendigsten eingerichteten Zimmer ein, dessen Fenster vergittert war.
Er lebte zwischen psychisch kranken Menschen und durfte das Gebäude ohne Erlaubnis der Ärzte und Pfleger nicht verlassen. Trotz aller Kargheit tat ihm anfangs der Aufenthalt in der Heilanstalt mit ihrem geregelten Leben gut. Das Essen war zwar miserabel, doch bald wurde sein künstlerischer Ausdruckswille stimuliert: das Kloster lag malerisch am Fuße der Alpilles von Olivenbäumen, Zypressen, Gebüsch, Feldern, Gärten und Weinbergen umgeben.
"Ich habe ein kleines Zimmer mit graugrünen Tapeten ... und durch das vergitterte Fenster sehe ich ein ummauertes Kornfeld ... am Morgen sehe ich, wie die Sonne in ihrem Glanz darüber aufgeht." Vincent van Gogh war künstlerisch hochproduktiv, aus einer konzentrierten Innenschau heraus entstanden entlang der existenziellen Grenzen seines Seins expressive Landschaften, Stillleben und Selbstporträts. Doch die Gefahr der Vereinsamung und Krankheitsrückfälle blieb.
Er schuf auch Bilder vom Steinbruch unter Les Baux, wo wir wunderschöne Projektionen der Werke von Michelangelo, Leonardo und Raffael bewunderten sowie den letzten Film von Jean Cocteau von 1957.

6. Tag Mit Van Gogh in die Camargue


Nur wenige Tage reiste Van Gogh Ende Mai und Anfang Juni 1889 in die Camargue nach St. Maries-de-la-Mer, er wollte das Meer erleben. Es entstanden Bilder vom Meer mit Booten, mit Fischerbooten am Strand, mit Fischerhütten, der Ansicht von der Stadt von der Umgebung aus gesehen. Auch hier suchte er das Vertraute, wie schon in Arles die holländische Klappbrücke.
Die fein abgestuften diversen Grün- und Blautöne müssen ihn genauso wie uns an dieser besonderen Landschaft fasziniert haben.

7. Tag Sammlung Angladon in Avignon


Den einzigen Van Gogh (mit Eisenbahnwaggons) in der Provence sahen wir in der kleinen, doch feinen Sammlung des Modeschöpfers der Belle Epoque, Herrn Doucet in Avignon.
Weitere Werke von Daumier, Degas, Cezanne, Sisley, Modigliani und Picasso runden die Kollektion in der bürgerlich eingerichtetem Stadtvilla ab. Italienische Maler der Gotik, darunter Simone Martini, schufen Fresken und Bilder im klotzigen Papstpalast und in seinem eleganten Gästehaus des Petit Palais. Der Zeitgenosse Petrarca verwünschte diese Stadt "als eine Abfallgrube, in der sich aller Unrat der Welt sammelt ... man tritt die göttlichen und menschlichen Gesetze mit Füßen". Gänzlich anders sah Daudet die Stadt im 19. Jahrhundert vom anderen Ufer aus im milden Abendlicht: "An Fröhlichkeit, Leben, Bewegung, Festlichkeit gab es niemals eine andere Stadt".

8. Tag Künstler im Luberon – auf den Spuren des Ocker


Unser Weg führte durch die Melonenstadt Cavaillon über Gordes vorbei an Trockenmauern und Borries (Steiniglus) in den auf Ockerfelsen gegründeten Ort Roussillon, wohin sich der Resistancekämpfer Samuel Beckett vor der deutschen Wehrmacht flüchtete und in einem Häuschen am Stadtrand über die Ereignislosigkeit dort sein absurdes Theaterstück "Warten auf Godot" schrieb.
Der Ockerpfad leuchtete in den herrlichsten Farben, ein Colorado von Gelb über Orange bis Rotocker, mit Weiß und Violett durchzogen. Das Grün war dort grüner als Anderswo und unsere Schuhe leuchteten stellenweise in der Komplementärfarbe Violett bei all dem Orange.
In der Ockerfabrik bei Mathieu offenbarte sich uns der mühsame Abbau-, Schlemm- und Filter- sowie Trocknungsprozeß alter Zeiten. Zu Workshops in Kratzputz- und Freskotechnik entstanden fein gearbeitete Bildbeispiele für den künstlerischen Einsatz von Ockerpigmenten heute. Der Ocker ist eine der ältesten Farben der Menschheit seit Urzeiten und findet sich auf den Paletten fast aller Künstler auf der ganzen Welt. Gebt mir etwas Ocker und Schlamm und Kohle und ich male Euch ein leuchtendes Bild, meinte dazu der englische Künstler John Ruskin.

9. Tag Heimflug über Marseille


Ob in der Trophimekirche in Arles oder im Hortus romain des Antikenmuseums oder im Cafe - jeder fand Stunden zum Ausklingen und Abschiednehmen von der Stadt, von der Provence verabschiedeten wir uns jedoch erst in Marseille, der zweitausendjährigen Schönen am Mittelmeer, die 2013 als Kulturhauptstadt mit einem neuen Museum MUCEM am alten Hafen glänzt.
Wunderbare, anregende Tage bei herrlichem Wetter: wir haben viel miteinander gelacht.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle 2015

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Frau Dr. Wendelberger, vielen Dank für Ihr Schreiben mit dem Gruppenbild unserer Reise.
Wir möchten nochmals betonen, dass uns diese Reise ganz großartig gefallen hat. Alles war sehr gut vorbereitet und hat im Verlauf auch prima geklappt.
Man spürte, dass Ihnen und auch Ihrer Begleitung Sabine die richtige Präsentation der Provence am Herzen lag. Das ist Ihnen beiden vollauf gelungen. Herzlichen Dank.
Wenn für die nächste Reise in diese herrliche Landschaft in Arles noch ein geeigneteres Hotel gefunden werden könnte, wäre der Gesamteindruck noch perfekter.
Herzliche Grüße, Monika-Luise und Jürgen Krense

Jürgen Krense
22.06.2015

Liebe Familie Krense,
herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen: gern gebe ich diese an unser Team weiter.
Wir arbeiten bereits an einem neuen Hotel in der Nähe von Arles und hoffen, dass es diesmal terminlich passt.
Ihnen eine wunderschöne Sommerzeit,
herzlich Grit Wendelberger

Grit Wendelberger 22.06.2015