Reisebericht: Rundreise Provence – die RICHTIGE Reise

19.06. – 26.06.2022, 8 Tage Rundreise in Südfrankreich mit Arles – Aix en Provence – Camargue – Avignon – Gordes – Roussillon – Cassis – Marseille mit Flugan– und abreise


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Das Frühjahr in der Provence ist besonders schön, wenn die Felder noch farbig sind und die Farben besonders leuchten. Vor Allem blüht der vielgepriesene Lavendel und verströmt seinen Duft. Das alles bietet die Kulisse für die zahlreichen Bauten aus verschiedenen Epochen. Die Geschichte von Van Gogh und anderer berühmter Persönlichkeiten tut das Übrige. Außerdem ist es noch nicht so heiss ..... dachten wir!
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

Sonntag, 19.06.2022: Hinflug nach Marseille, erster Rundgang in Arles

Obwohl nun auch in Deutschland der Sommer Einzug genommen hat, wollen 25 Eberhardt-Reisende, manche schon mit dem 3.Anlauf wegen Corona-Streichungen in den letzten beiden Jahren, die süßen Düfte der Provence erleben: Lavendel, Rosmarin, Thymian. Normalerweise ist der Juni ja die kühlere Sommerjahreszeit, aber der Wettergott hat wohl anderes mit uns vor und so erwarten wir in diesem Jahr die erste Hitzewelle in Frankreich. Alle sind aber froh, mal wieder nach Frankreich zu fahren (einige kennen es schon) und so landen wir, allerdings mit reichlich Verspätung, in Marseille. Unser Fahrer Thierry erwartet uns schon und wir fahren gespannt nach Arles in unser Hotel Mireille, welches einen günstigen Standort für die Besichtigung von Arles hat und wo wir für 6 Nächte bleiben werden.
Wir beziehen unsere Zimmer, die in diesem typisch französischen Hotel alle ein wenig unterschiedlich sind. Einige von uns testen gleich den Pool um sich abzukühlen. Denn es ist heiß....... hier in Arles.
Bei unserem Empfangscocktail, einem „Kir“, beschnuppern wir uns erst einmal alle. Unsere Gruppe ist aus allen Richtungen Deutschlands angereist. Dann folgt das vorzügliche Essen (der Chef kocht persönlich) und am Ende des Tages sind alle müde und gespannt auf morgen.


Montag, 20.06.2022: Arles – Saint–Rémy – Les Beaux–de–Provence

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frisch gebackenem Brot, französischem Käse und selbstgemachten Marmeladen starten wir unseren Stadtrundgang zu Fuß von unserem Hotel aus. Wir überqueren die Brücke von „Trinquetaille“ und tauchen auf der anderen Seite in die Altstadt von Arles ein. Unser erstes Ziel ist der Platz wo sich einst das römische Forum befand und so auch heute noch genannt wird: "Place du Forum". Eine Säule aus der Zeit des Kaiser Trajan in einer Hotelfassade kündet noch von dieser fernen Epoche. In der Mitte des Platzes steht eine Skulptur des provenzalischen Dichters „Frederic Mistral“ und am Rande erkennen wir das „Café de nuit“ welches der Maler Van Gogh in seinen Bildern verewigt hat. Man lebt hier nicht schlecht vom Malergenius.
Wir wenden uns jetzt in Richtung römische Arena von Arles, die wir besichtigen wollen. Wir hoffen auf noch wenige Reisegruppen, da wir für südfranzösische Verhältnisse noch früh dran sind. Vor der Arena spielt eine Sologitarristin gängige Stücke zur Ermunterung der Allgemeinheit. Die Arena, welche heute noch zu bestimmten Zeiten für den sog. Französischen Stierkampf und andere Veranstaltungen genutzt wird, ist noch wenig besucht und wir nehmen uns Zeit, sie ausgiebig anzuschauen. Sie ist noch sehr gut erhalten und von den Türmen hat man einen phantastischen Blick in die Umgebung von Arles, liegt die Arena doch auch leicht erhöht. Aber hoch sind die Stufen und es ist schon beachtlich heiß.
Schließlich gehen wir weiter in Richtung römisches Theater, welche einmal freistehend war und wahrscheinlich deshalb nicht so gut erhalten ist. Auch hier steuern die meisten von uns erst einmal den Schattenplatz unter den Bäumen an. Hier haben sich die Menschen vor mehr als 2000 Jahren getroffen und in Spannung die Aufführung eines Theaterstücks erwartet. Wenn Steine reden könnten. Wir versuchen auf dem Weg zur Kirche "St.Trophime" im Schatten zu laufen denn die Sonne brennt. So verspricht die romanische Basilika mit ihren schönen Steinmetzarbeiten am Portal aber auch im Innenbereich angenehme Kühle. Leider ist das Kloster heute aufgrund von Umbauarbeiten geschlossen und wir müssen bis morgen Nachmittag warten. Es bleibt noch Zeit für eine Mittagspause in einem der vielen Kaffees am „Boulevard des Lyces“ oder im ehemaligen „Hotel de Dieu“, einem Krankenhaus in dem auch Van Gogh eine Zeit zubrachte. Es ist heute das Gemeindezentrum und nett mit Garten gestaltet. Dann aber eilen wir zur Bushaltestelle, an der unser Fahrer wartet. Wir wollen jetzt zu dem Kloster "St.Paul de Mausole" fahren, welches dem großen Maler für ein Jahr eine Bleibe bot und wo er einige seiner herausragendsten Bilder schuf. Wir verlassen Arles, vorbei am Place Lamartine, an dem einst das „gelbe Haus“ stand, Van Gogh's einstiger Wohnort und sein Traum von einer Künstlergemeinschaft welchen er mit dem Malerkollegen Gauguin zu verwirklichen hoffte. Durch die schöne provenzalische Landschaft der „Alpilles“ führt uns der Weg in die Nähe von "St.Rémy-de-Provence" zu einem Parkplatz, neben dem römische Artefakte von etwas Bedeutendem künden: die Reste der antiken Stadt "Glanum". Als Festung an einem Pass durch den Gebirgszug der "Alpilles" gegründet wurde die Siedlung später von den Griechen und schließlich von den Römern übernommen. Antike so einfach am Wegesrand. Unser eigentliches Ziel ist aber das Kloster "St.Paul-de-Mausole". Inmitten von Feldern durchschreiten wir die Mauern dieser heute privaten Nervenheilanstalt. Auch hier dreht sich alles um "Vincent". Es ist ein beschaulicher, fast magischer Ort. Wir werden begleitet von einem lauten Grillenkonzert, eine idyllische Szenerie mit dem Kreuzgang und dem Garten voller duftender Blumen. Wir sehen das Zimmer in welchem er seine Zeit verbrachte. Im Aufgang Werke der heutigen Patienten die verkäuflich sind. Man finanziert so einen Teil der Institution, in der es 3 Abteilungen für die Kranken gibt, je nach Schwere ihrer psychischen Erkrankung.
Nur schwer reißen wir uns los aber bei "Les-Beaux-de-Provence" sind für eine besondere Vorführung in den ehemaligen Steinbrüchen Eintrittskarten für uns gebucht. Hier werden Multimediashows zu bestimmten Themen angeboten. Man überlegte einst, was man mit verlassenen Steinbrüchen anfangen könnte und ersann diese Idee. Wobei es in Frankreich eine besondere Neigung zu Lichtspektakeln gibt und es eine gewisse Offenheit für die Multimediale Welt existiert. Schon am Parkplatz gibt es einige erstaunliche Ausblicke und Fotomotive.
Uns erwartet eine Show über "Venedig und die Serenissima", die einige von uns im wahrsten Sinne des Wortes umhaut. Es gibt einen ähnlichen Effekt wie in einem 3-D Kino, wer sich nicht festhält fangt an zu schwanken. Es ist beeindruckend aber der folgende Aufstieg zum Ort "Les Beaux" und seiner Ruine lässt uns wieder auf den Boden kommen. Hier oben weht der Wind ganz schön und man sollte schon trittsicher in diesen unebenen Gemäuern sein. Einige von uns haben es sich in einem Café gemütlich gemacht und beschlossen, dass es für heute reicht, war der Tag doch wieder angefüllt mit vielen Eindrücken verschiedenster Art.


Dienstag 21.06.2022: Aix–en–Provence

Heute haben wir eine etwas längere Fahrzeit vor uns, denn die historische Hauptstadt der Provence "Aix-en-Provence" liegt ein wenig weiter entfernt. Heute ist Remy unser Fahrer, da Thierry Pausentage einhalten muss. Die Regeln für Fahrer sind genau wie bei uns sehr streng.
Wir haben jetzt Zeit uns ein wenig mit der Geschichte zu beschäftigen, was uns die Fahrzeit ein wenig verkürzt. Der Himmel ist heute ein wenig bedeckt, was nicht heißt, dass die Temperaturen viel niedriger sind. Tatsächlich geht sogar etwas wie Regen nieder. Wir haben von unserem lokalen Reiseleiter Michael einen Treffpunkt an dem "Hotel Réné" benannt nach einem Herrscher aus dem 15.Jahrhundert. Er wählte die Stadt "Aix" zu seinem Altersruhesitz, war ein absoluter Feingeist, sprach 5 Sprachen und brachte Kunst und Kultur nach Aix.
Hier kann unser Bus halten. Die Busparkplätze sind in den Orten mit den engen Straßen immer ein besonderes Problem. Hier wird uns unser Bus anschließend auch wieder aufnehmen. Wir laufen zu Fuß bis zur sog. Rotonde, dem "Place Charles de Gaulle, in dessen Mitte ein gigantischer Brunnen steht, wie ja überhaupt die Stadt "Aix-en-Provence" für ihre Brunnen bekannt ist. Das Wasser spielte für die Gründung der Stadt an dieser Stelle eine wichtige Rolle. Für die Römer war das damals ein wichtiges Kriterium, spielte Wasser doch schon damals schon eine wichtige Rolle. Die heilsame Wirkung einiger Quellen war im römischen Reich bekannt.
Hier an der Rotonde begrüßt uns auch gleich der wohl bei uns berühmteste Sohn der Stadt, der Maler "Paul Cézanne" als lebensgroße Skulptur. Der Künstler wuchs als Sohn eines Buchhändlers und späteren Bankiers hier in "Aix" auf.
Wir spazieren gemächlich über den "Cour Mirabeau" eine Paradestraße mit Platanen und schönen Gebäuden des 18.Jahrhunderts. Prächtige Hauseingänge künden vom Reichtum der einstigen Bewohner. Überall auf den Straßen hören wir Musik. Man hat das Gefühl, ganz "Aix" ist eine Bühne. Wir bestaunen die drei von 101 Brunnen die es in Arles geben soll. Aus einem kommt sogar warmes Wasser wovon der Bewuchs dieses Brunnen kündet.
An einer "Passage" biegen wir in die Altstadt ab. Hier wirkte der Vater von "Paul Cézanne" und machte sich als Bankier einen Namen. Auch der Sohne sollte eigentlich Jura studieren, doch wie alle wissen kam es ganz anders.
In der Altstadt passieren wir einen Markt nach dem anderen, bis wir zum "Hotel-de-Ville" dem Rathausplatz kommen. Hier blicken wir auf die barocke Fassade des "Hotel-de-Ville" aus dem 18.Jahrhundert und können den Uhrturm aus dem 16.Jahrhundert bewundern, welcher auf römischen Fundamenten ruhend als Stadttor diente. Auch die alte Kornhalle ist beeindruckend. Weiter geht es bei immer noch hohen Temperaturen zur Kathedrale "Saint-Sauveur". Wir bewundern den ältesten Teil der Kirche aus dem 14.Jahrhundert, der sogar noch Malereien enthält. Zahlreiche Baustile finden sich in diesem Bauwerk da es mehrfach um- und ausgebaut wurde. Hier endet auch unser geführter Rundgang denn viele aus der Gruppe sind durch die schwüle Hitze doch sehr geschwächt und nicht mehr so aufnahmefähig. Jeder kann jetzt für sich die verschiedenen Märkte erkunden oder sich einfach nur in ein Kaffee setzen.
Nicht lange danach geht auch ein Gewitterregen nieder der allerdings nur geringe Abkühlung bringt. Pünktlich treffen alle wieder an unserem Reisebus ein und wir fahren nach Arles zurück. Auf uns wartet im Hotel ein kühler Wein und wieder ein leckeres Abendessen.


Mittwoch, 22.06.2022: Camargue

Heute morgen ist der Himmel erst ein wenig bewölkt. Nun die Temperaturen könnten schon etwas niedriger sein, aber doll regnen soll es denn auch nicht. Da wir aber in Richtung Meer unterwegs sind, besteht weniger die Gefahr von Regen und schon gar nicht sieht es nach Dauerregen aus. Den können wir heute auch nicht gebrauchen, denn es steht die Landschaft der Camargue mit ihren Reisfeldern, Salztümpeln und Wasservögeln auf dem Programm. Ein Großteil der ca. 1500 qkm umfassenden Schwemmlandebene der Rhone wird landwirtschaftlich genutzt. Die weißen Pferde und die Stiere nicht zu vergessen.
Auch kulturell hat die Camargue einiges zu bieten und so ist unser erstes Ziel die befestigte Stadt "Aigues-Mortes". Hier am "Ende der Welt" ließ "Ludwig der Heilige" anlässlich der Kreuzzüge eine Stadt vom Reißbrett aus dem Boden stampfen. Auch benötigte Frankreich einen Hafen zum Mittelmeer, in dem die Waren für Frankreich ankamen. Die Provence gehörte damals noch nicht dazu.
Nach einem Stück Fahrt durch immer flacher werdendes Gebiet, vorbei an einigen Feldern, Rinderweiden und und Pferdekoppeln taucht die Stadtmauer vor uns auf. Der Bus entlässt uns direkt vor dem Stadttor. Unsere Reiseleiterin Gina die uns vorher schon einiges über die Geschichte dieses Ortes erzählt hat, zeigt uns den Aufgang auf die Stadtmauer, welcher genau um 10.00 Uhr geöffnet wird. Dieser Stadtrundgang bringt einen um die gesamte Stadt herum und man erfährt sehr viel über die Geschichte und dem Tor de Constanze, der schon von weitem zu sehen ist.
Einige von uns wollen die Umrundung auf alle Fälle machen. Wir gehen erst weiter zur Kirche in der die Kreuzritter des 6. und 7.Kreuzzugs gesegnet wurden. In der Mittte der Stadt steht die Skulptur von Ludwig dem Heiligen, der als der Begründer der Stadt gilt. Dann erkundet jeder für sich den Ort, denn die Interessen der Einzelnen in der Gruppe sind schon sehr unterschiedlich und außerdem herrschen schon wieder hochsommerliche Temperaturen. Die ersten suchen schon wieder einen Schattenplatz. Hinter dem Ort blickt man auf Schilflandschaften und Salinen in denen das berühmte "Fleur de Sel" gewonnen wird. Etwas abseits der Touristenpfade ist das Örtchen geradezu beschaulich in dieser Jahreszeit. Was mag erst im Sommer hier los sein, wenn die Franzosen Urlaub machen?
Nach einem kurzen Mittagsimbiss fahren wir weiter nach "Saintes-Maries-de-la-Mer", dem Wallfahrtsort der "Gitans" hier im "Rhone-Delta".
Es geht durch Felder und Weidegebiete und bekommen schon einen Vorgeschmack auf unserer "Manade" die uns heute Abend erwarten wird.
Schon von Weitem taucht wie aus einem Nebel (es ist wahrscheinlich Salzdunst) die Wehrkirche von "St.Maries" auf. Wir steigen sehr nahe bei der Kirche aus und können diese Kirche, die im 14.Jahrhundert wegen der vielen Überfälle zur Wehrkirche ausgebaut wurde, ausgiebig besichtigen. Im unteren Bereich befindet sich die "Schwarze Sarah" eine Heilige die wohl aus dem Vorderen Orient mit den beiden Marien als deren Dienerin in das Land gekommen sein soll und sich zum Christentum bekehrt haben soll. Sehr viele Danksagungen und Gaben sammeln sich um die "Heilige" welche im Mai anlässlich einer Wallfahrt von den "Gitans" (hauptsächlich Roma) und anderen Pilgern durch den Ort getragen wird und neue Kleider bekommt.
Nur auf das Dach werden wir im Moment nicht gelassen: Mittagspause! Also machen wir auch erst eine Mittagspause und treffen uns um 14.00 Uhr wieder um der Kirche auf das Dach zu steigen. Tatsächlich hat man von dort einen guten Überblick und schaut bis zum Meer. Von dort her kamen oft die sog. Sarazenen oder auch einfach nur Piraten.
Hier in diesem Ort wurde auch das mittlerweile berühmte Symbol der Camargue kreiert, welches man in allen erdenklichen Varianten an den Souvenirständen erwerben kann. Auch auf unserem Bushalteplatz am Hotel leuchtet es uns in der Nacht entgegen.
Wer nicht mit auf das Dach gekommen ist, liegt wahrscheinlich schon am Strand von "Stes-Maries-de-la-Mer" welcher nicht weit entfernt vom Busparkplatz ist. Die anderen erkunden die Geschäfte oder beobachten Wasservögel am nahe gelegenen sog. "Étang" was übersetzt Teich oder Weiher heißt.
Nach dieser längeren Pause fahren wir zu unserem Abendtermin bei der Manade "Arnauld", ein Stierzuchtbetrieb der besonderen Art. Wir kommen dort ein wenig früh an aber man(n) nimmt das mit Gelassenheit. Wir können schon einmal den Leiterwagen besichtigen, der uns durch das Gelände mit den Rindern bringen wird. Also dann heißt es: Platz nehmen und die Fahrt beginnt. Angelockt durch das Futter am Wagen folgt uns bald eine ganze gemischte Herde von Camargue-Rindern. Der Chef des Hauses und sein Mitarbeiter erklären uns sehr viel über die Art dieser Rinderaufzucht. Die Tiere halten sich immer nur im Freien auf und bekommen nur ab und an Futter zugefüttert. Alles andere erledigt die Natur. Der Inhaber erklärt, dass er noch nie einer Kuh beim kalben zugeschaut hätte, obwohl er das seit über 40 Jahren machen würde. Das Tier sondert sich von der Herde ab und bringt ihr Junges allein auf die Welt. Es klingt alles so natürlich und selbstverständlich. Automatisch kommen einem Gedanken über Massentierhaltung und fürchterliche Zustände in der Tierhaltung. Könnte es nicht überall so sein? oder was müsste passieren? automatisch kommen solche Gespräche auf. Trotzdem lassen wir uns den Appetit auf unser echtes "Stiergulasch" nicht vermiesen. Bei Rückkehr zum Haus bekommen wir erst einmal den Aperitif der Region, einen "Kir", oder auch nicht Alkoholisches und geht es los mit einem Stiergulasch und Wein zum heruntersspülen. Landleben ist schön..... aber einige werden gepiekst! Na was soll's im Sommer gibt es nun mal Mücken. Beschwingt und voller Eindrücke fahren wir in unser Hotel zurück. Wir verabschieden uns von unserem Fahrer Remy der heut so manchen Teich und manche Pferdekoppel für uns aufstöberte und lassen den Hut kreisen.


Donnerstag, 23.06.2022: Avignon – Pont–du–Gard

Heute gibt es ein Wiedersehen mit unserem Fahrer Thierry, der uns in die "Stadt der Päpste," nach "Avignon" bringt. Nach nicht allzu langer Fahrt lassen sich im Hintergrund schon die ersten Gebäude von Avignon ausmachen. Von weitem erblickt man den "Rocher-des-Domes" hoch erhoben über der mittelalterlichen Altstadt, die von einer komplett intakten Stadtmauer umgeben ist und die Brücke die "Pont d'Avignon" die wirklich jedes Schulkind in Europa kennt. Schnell sind wir am Parkplatz und nach einer technischen Pause am Eingang der "Pont-St-Benezet" laufen wir gemeinsam zum "Place d'Horloge", benannt nach der Uhr am Rathaus. Gina gibt uns eine Orientierung und erklärt, wie wir zur Markthalle kommen und die Hauptachse der Stadt. Auch zeigt sie uns den Abfahrtsort des "Petit Train" der die Reisenden die nicht so gut zu Fuß sind, für wenig Geld durch die Stadt fährt. Dann gehen wir gemeinsam zum Eingang des Papstpalastes, ein gotisches Bauwerk welches über ca. 70 Jahre die Residenz des Papstes war. 2 Päpste haben dem Palast besonders ihren Stempel aufgedrückt, bzw. ihn bauen lassen: Benedikt XII. und Clemens VI. Ihre Wohnräume können teilweise besichtigt werden. Der Palast galt besonders für Clemens VI. als Schutzschild gegen die "Pest", die im 14.Jahrhundert wütete. Kalt und unwirtlich wirken die dicken Mauern auf uns, oder muss es "unwirklich" heißen? Haben wir nicht unsere Lebenszeit gut gewählt? Auf diese Erkenntnis kommen wir ab und an während der Reise, allerdings mit im Moment einigen Fragezeichen im Gesicht, denn die Nachrichten über die Ukraine machen auch hier in Frankreich nicht vor uns halt.
Die Sonne bleibt uns treu und wir vertreiben uns die Zeit indem wir durch die Gassen bummeln, zu Mittag essen oder die Markthalle besuchen. Viele kleine Geschäfte und auch ein kleiner Flohmarkt ziehen das Interesse an. Vor dem klassischen Theater sitzen "Molière" und "Corneille" zwei große französische Theaterautoren in Stein und blicken auf uns herab. Sie belächeln wahrscheinlich die teilweise ausufernden "Mobiltelefonien" der heutigen Zeit. War das schön, als man nur in das Theater ging! Dieses wird allerdings heute wieder ausgiebig genutzt, sei es für Theateraufführungen oder Veranstaltungen im Rahmen des Festivals, das in Avignon stattfindet. Bevor wir uns am Nachmittag wieder am Bus treffen, spazieren wir noch ein wenig über die ...."Brücke von Avignon" und erspähen von Ferne unseren Bus.
Weiter fahren wir zu einem der wohl berühmtesten römischen Bauwerke der Provence, zur "Pont-du-Gard". Sie war Teil einer 50 km langen Wasserleitung welche von Uzès bis nach Nimes führte und ist eines der wichtigsten erhaltenen Brückenbauwerke der Antiken Welt. Aus konservatorischen Gründen ist heutzutage das Begehen verboten, was nicht verwundert angesichts der Menschenmassen die sich jedes Jahr hierhin bewegen. Es sollen ja auch noch Generationen nach uns die Chance haben einen Blick auf die "Alten Römer" zu werfen.
Nach einem angemessenen Aufenthalt fahren wir in unser Hotel zurück. Es ist schwülheiß und drückend heute Abend.


Freitag, 24.06.2022: Gordes – Sénanque – Roussillion

Heute nacht hat es einen Wolkenbruch gegeben. Das Wasser steht noch am Fussboden. Auch scheint der Himmel immer noch ein wenig bewölkt und so könnte es sein, daß wir heute mit Regen rechnen müssen. Aber wir fahren trotzdem gut gelaunt dem "Luberon" entgegen, dem Landstrich welcher eigentlich das Urbild der Provence darstellt: Garrigue, einzelne Landgüter, Weinberge und alte Örtchen, heute allerdings wolkenumkränzt.
Bei unserem ersten Halt in "Gordes" entlädt sich gerade so eine Wolke und wir bleiben im Bus sitzen. Wir entscheiden "Gordes" aufzugeben und uns lieber in Richtung "Sénanque" zu bewegen, damit wir noch eine Chance haben, in die Klosterkirche zu kommen. Denn während der Woche ist in "Sénanque" um die Mittagszeit Gottesdienst.
Vor Ort erfahren wir dann aber, dass es im Moment sowieso nur möglich ist, während einer Führung in die Kirche zu kommen und die wären sowieso bis am Nachmittag ausgebucht. Also begnügen wir uns damit, im Geschäft herumzustöbern und die noch nicht ganz aufgeblühten Lavendelfelder zu fotografieren, auch hatten wir unseren Lavendel ja schon im "Kloster St.Paul de Mausole". Auch regnet es mal wieder stärker und wir kommen kaum trockenen Fußes zu unserem Bus.
Danach aber geschieht ein Wunder. Waren wir doch ziemlich unsicher bezüglich des "Ockerwanderweges" in Roussillon, der bei Starkregen nicht zu begehen ist. Der Himmel verändert seine Farbe in Richtung Blau und als wir in Roussillon ankommen könnte er blauer nicht sein. Die Bedingungen zum Spazieren gehen sind sogar besser als sonst, bleibt einem doch der rote Feinstaub erspart, der sonst die Kleider bepudert und in alle Ritzen dringt.
So können wir mit Ruhe und Gelassenheit auf den kleinen Wanderparcours gehen der von vielfältiger Flora begleitet wird. Starke Farbkontraste wie grüne Töne die sich gegen die Ockerfelsen abheben. Licht und Schatten und auch hier das provenzalische Hintergrundkonzert: Zikaden. Kein Wölkchen ist mehr am Himmel zu sehen und so langsam müssen wir ja auch Abschied nehmen, denn morgen fahren wir nach Marseille um dann am Sonntag unsere Heimreise anzutreten. Da ahnen wir schon ein paar weitere Wolken am Horizont: Personalmangel an europäischen Flughäfen, Lufthansa streicht Flüge usw. Und tatsächlich erreicht uns heute unterwegs die erste Flugstreichung von Reiseteilnehmern, die heute im Hotel geblieben sind. Noch aber lassen wir uns die Laune nicht verderben, wir sind immerhin noch in der Provence.
Das Örtchen "Roussillon" hat einen idyllischen Friedhof auf dem sich alte Grabsteine und Familiengräber befinden, ein Ort wie im Bilderbuch. Der Ort lebt heute vom Tourismus, von den Besuchern der "Ockersteinbrüche" und des sog. "Lehrpfades" es gibt aber auch zahlreiche Kunstgalerien die Werke schon bekannter Künstler zu angemessenen Preisen verkaufen. Das geht aber doch dann über das normale Reisebudget hinaus. Allerdings wecken einige der Kunstwerke schon Begehrlichkeiten. Schönheit und echte Kunst hat eben heute ihren Preis und so beschränken wir uns auf Schauen und das eine oder andere kleine Souvenir. Dann lernen wir noch eine andere Seite einer französischen Realität kennen: Unser Bus darf am Parkplatz wo er uns einsteigen lässt, nicht abfahren, da er zu genau dieser Zeit mit parkenden Elternautos besetzt ist, die ihre Kinder von der Schule abholen. Wir werden vom ansässigen Gendarmen genau beobachtet. Also bleiben wir noch 15 Minuten auf die es jetzt auch nicht mehr ankommt. Dann ist auf einmal alles leer und wir dürfen wegfahren!
Zum Abschluss des Tages halten wir noch an dem kleinen römischen Viadukt "Pont-Julien", der, idyllisch gelegen, unser Römerbild ergänzt. Ein schöner, zuerst etwas feuchter Tag geht sonnig zu Ende. Wir genießen noch einmal die Küche unseres Hotels und bezahlen unsere Rechnungen. Morgen fahren wir nach Marseille.


Samstag, 25.06.2022: Cassis – Marseille

Heute morgen geht alles sehr schnell. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf "unser" Hotel Mireille, verabschieden uns vom Chef und sind schon auf dem Weg zu den "Calanques", einem Küstenabschnitt südlich von Marseille und ein wichtiges Wochenend- und Ferienziel. Da heute Wochenende ist hat der Verkehr auf der Autobahn auch einen größere Dichte. Wahrscheinlich sind viele auf die Idee gekommen, das Wochenende am Meer in einem der netten Orte der "Calanques" zu verbringen.
Gerade richtig kommen wir am Busparkplatz in Cassis an, unser Ziel am Vormittag. Von hier unternehmen wir heute eine Bootsfahrt um uns 3 dieser sogenannten "Calanques" - fjordartige Einschnitte in diese Kalkfelsenlandschaft, die sich im Laufe der Jahrhunderttausende entwickelt hat - anzusehen. Mit einem kleinen urigen Bähnchen mit einem noch urigeren Fahrer (man muss den provenzalischen Humor verstehen) werden wir zur unteren Haltestelle in der Nähe des Hafens gebracht. Wir müssen noch ein wenig zu Fuß bergab laufen und sind im kleinen Fischerei-, bzw. Yachthafen von Cassis. Einige Fischer bieten ihren frischen Fang zum Verkauf an und präparieren ihn auf Wunsch pfannenfertig. Einige "Fischschönheiten" sind auch dabei.
Also die Zutaten einer echten "Bouillabaisse", einer Fischsuppe, würde man zusammen bekommen.
Bei unserem Schiff müssen wir noch ein wenig warten. Die beiden "Jungunternehmer" warten noch auf mehr Kundschaft und so geht es mit ein wenig Verspätung erst los. Wir fahren von Calanque zu Calanque, vorbei an einer Verladestelle für den besonderen harten Kalkstein, der seinen Weg bis zum Suezkanal und dem Panamakanal fand. Hier in den Calanques gibt es aber noch etwas ganz besonderes und an der Stelle sei der Hinweis der Reiseleiterin auf eine Sendung in Arte gestattet:

"Die Cosquer-Höhle - Rettung eines Meisterwerks" Arte - jetzt zu finden in der Arte-Mediathek - lief als wir in Frankreich waren

Diese Höhle wird uns in Marseille wieder begegnen, denn seit Juni diesen Jahres dort in einem originalem Nachbau zu besichtigen.

Nun wir bleiben bei unserer kleinen Bootsfahrt über Wasser und sind auf die Wassersport treibenden und schwimmenden Menschen ein klein wenig neidisch, aber nur ein ganz klein wenig, denn wir hatten eine sehr schöne Woche in der Provence.
Anschließend gehen wir zu unserer Bahnhaltestelle und der nette Metzger nebendran macht für einige noch einen kleinen Mittagsimbiss auf die Schnelle.
Thierry unser Fahrer hat mit unserer Marseille-Stadtführerin Nathalie einen Haltepunkt für ihren Zustieg vereinbart. Alles klappt wie vorgesehen und unser Marseille-Abenteuer beginnt.
Ein Tag ist für die zweitgrößte Stadt und den wichtigsten Hafen Frankreichs natürlich viel zu kurz aber wir können einen Eindruck bekommen. Der ist für viele von uns anders als erwartet, hat sich doch die einst als schmuddelig und gefährlich geltende Hafenstadt in eine attraktive multikulturelle Metropole verwandelt, die natürlich ihre bekannten Probleme hatte und hat.
Wir kommen vorbei am 17 ha großen "Parc Borély" mit der "Cité Radieuse" einst von "Le Corbusier" geschaffen, sozusagen der Vorläufer der späteren "Plattenbauten". Sie ist nur ein Teil der großen vielfältigen Parkanlage mit Schloss, botanischem Garten und anderen Vergnügungsstätten. Unser Weg führt uns in Richtung Meer und dann weiter zur "Notre-Dame de la Garde". Sie thront auf einem ca.150 m hohen Felsen und man blickt von dem Plateau auf den "Vieux Port", den alten Hafen und auf die vorgelagerten Inseln mit dem berühmten "Chateau d'If" welches durch das Buch von Alexandre Dumas "Der Graf von Monte Christo" berühmt wurde. Auch erblicken wir die alte Hafenbefestigung aus dem 15.Jahrhundert, das "Fort StJean" welches jetzt eine Verbindung hat zum neu erbautem "MuCEM - Musée des Arts et des Civilisations de l'Europe et de la Méditerranée" - es soll eine Brücke zwischen den Europäischen und Mittelmeerkulturen bilden und Berührungspunkte aufzeigen.
Wir besuchen die Kirche und bewundern die im 19.Jahrhundert entstandenen Kathedrale im neo-byzantinischen Stil welche sich an Ravenna orientierte. Viel Gold und Glänzendes hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Die Hitze treibt uns schnell wieder zu unserem Bus und wir fahren weiter in Richtung altem Hafen. Es wurde besprochen einen Rundgang am neu erbauten "Mucem" und dem daneben liegenden, scherzhaft von der Bevölkerung "Sprungbrett" genannte "Villa Méditerranée" zu machen. Sie befindet sich neben dem Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers. Nach mehrjähriger Schließung wurde sie im Juni diesen Jahres wiedereröffnet und enthält eine Nachbildung der "Henri-Cosquer-Höhle, welche schon erwähnt wurde (siehe oben). Schlangen warten an der Kasse um eingelassen zu werden. Wir spazieren immer im Schatten um das gesamte Areal und sind beeindruckt von der Verknüpfung von Alt und Neu. Alles ist Teil des "Projektes Euroméditerranée" und hat einiges an Geld gekostet.
Aber es ist gelungen, wie die meisten von uns finden.
Jetzt fahren wir in Richtung Hotel. Marseille hat vieles mehr zu bieten aber unsere Zeit ist begrenzt und die Hitze setzt allen zu. Wir verabschieden uns von Nathalie und auch von unserem Fahrer Thierry, der uns sicher und souverän durch sein Land gefahren hat. Wir bedanken uns bei ihm und suchen unsere Zimmer auf. Wir haben heute unser letztes Abendessen in einem bekannten Restaurant und dahin müssen wir noch ein wenig zu Fuß gehen.
Nach der kleinen Ruhepause verabreden wir uns und laufen gemütlich unter dem Spiegeldach von "Norman Foster" in Richtung Restaurant. Irgendwie wirken sie so gar nicht vorbereitet auf uns aber es gibt genügend eingedeckte Plätze allerdings nur eine Getränkekarte für alle ---- und nur einen Kellner. Das kann ja ein wenig dauern aber wir sind ja in Frankreich aber das ganze stellt sich doch als langwierig raus. Nun angesichts der Personalprobleme haben wir immer noch Verständnis. Die Vorspeise kommt und dann die sehr üppige Hauptmahlzeit, die denn von den meisten verzehrt wird. Inzwischen sind auch alle schon in Abschiedsstimmung. In Erwartung unseres Desserts drehen sich die Gespräche um den Heimflug und ob angesichts der Probleme an den Flughäfen nun alles funktionieren würde. ........ Es wird 22.00 Uhr und wir sind alle eigentlich auch ein wenig müde vom Tag.
Leider entspricht das Dessert nicht dem was die Ankündigung erwarten lies aber alle sind froh endlich in das Hotel zu kommen damit wir uns auf morgen vorbereiten können.


Sonntag: Rückflug

Der erste Transfer zum Flughafen lief wohl reibungslos und es sind die Reiseteilnehmer der "ersten Gruppe" wohl verhältnismäßig pünktlich nachhause gekommen.
Nun anders mit denen die folgten. Sieben von uns wurde noch eine "Gratis-Nacht" in einem Flughafenhotel geschenkt. Der Streik, die Personalknappheit oder was es auch war haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hoffe, dass nach dieser schönen Reise schließlich alle Reiseteilnehmer sicher wieder zuhause angekommen sind!

Schlusswort

"Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar"
aus "der kleine Prinz" von Saint Exupéry - abgestürzt mit seinem Flugzeug vor den "Calanques"

ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sommer und eine schöne Erinnerung an die Provence. Viel Spaß mit den Bildern.
Ihre Reiseleiterin Gina Egenolf

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