Reisebericht: Rundreise Nizza und die Cote d'Azur in Südfrankreich

18.02. – 24.02.2018, 7 Tage Rundreise an der Cote d'Azur mit Nizza – Monaco – Eze – Menton – Antibes – Cannes – St. Tropez – Mittelmeer


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Karneval in Nizza und das Zitronenfest in Menton sind die Hauptattraktionen bei einem Aufenthalt an der Cote d´Azur im Februar - für Interessierte gut ergänzbar mit ein wenig Chagall, Matisse oder Picasso
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag, 18.02.2018 nach Nizza an die französische Mittelmeerküste

Winterferien in Mitteldeutschland - Karneval in Nizza und das Zitronenfest in Menton zogen 24 Gäste zur Reise an die französische Mittelmeerküste. Aus verschiedenen deutschen Landesteilen kommend, versammelten sich nach Zubringerflügen oder direkt anreisend, sechzehn Gäste in Frankfurt, um zum Flug nach Nizza zu starten. Der A 320 neo brachte uns über die Schweiz, mit linksseitigem Alpenblick, an die französische Mittelmeerküste. Über dem Meer fliegend ging es parallel zur Küste Richtung Nizza; die schneebedeckten Seealpen nun auf der rechten Seite. Lichterfahrt dann vom Flughafen mit dem Bus ins Stadtzentrum, wo wir das Hotel „Grimaldi" zur Abendessenszeit erreichten. Das typisch französische Restaurant - klein, Wachstuchdecke, kochende Küche zum Hineingucken - befindet sich direkt neben dem Hotel. Terrine Maison, Kalbfleisch-Kotelett und Desserts zur Wahl, dazu ein Weißer, Roter oder Rose - ja, wir sind angekommen. Gegen 21:30 Uhr kamen dann auch noch acht weitere Gäste, die mit easyjet flogen, aus Berlin.
Bienvenue!

2. Tag, 19.02.2018 St. Paul, Monaco

Für die Jahreszeit eher atypisch benötigten wir doch ein Weilchen, ehe wir mit dem Bus aus Nizza heraus kamen. So benötigten wir für die zwanzig Kilometer bis St. Paul doch eine Stunde. Die festungsartig umbaute Altstadt des Örtchens entschädigte uns dann doch. Enge Gassen durchzogen das Örtchen auf dem Hügel mit einer Kirche, deren romanischer Ursprung wohl im 12. Jahrhundert lag. Von der einstigen Bastion Ausblick nach Süden zum silbern glänzenden Mittelmeer und nach Nordosten zu den schneebedeckten Bergen der Seealpen. Verkaufsaustellungen von Künstlern prägen das auf den Tourismus ausgerichtete Örtchen. Wer einen fünfzehnminütigen Aufstieg nicht scheut, sollte zur Fondation Maegh* aufsteigen, einem 1964 eingeweihten Museum der zeitgenössischen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebäuden der architektonischen Nachkriegsmoderne. Am Nachmittag dann: „das Monster" oder „Millionäre müssen in der Platte wohnen" - Fürstentum Monaco. Ja natürlich, ein wenig Altstadtgassen, Fürstenpalast, Jachthafen, neoromanische Kathedrale, Blick auf Häusermeer (2,5 Mio. Euro für eine 50 m² - Wohnung in der Platte) und die Formel 1- Strecke. Diese fuhren wir dann auch mit dem Bus in angemessener Geschwindigkeit Richtung Monte Carlo. Dort ein kleiner Aufstieg zum Casino - bauliches Gardemaß der Belle Epoque. Die Sonne hatte uns längst verlassen und mancher war ein wenig müde, als wir die untere Corniche-Straße nach Nizza zurückfuhren.
So blieb an diesem Tag für jeden etwas: tolle Landschaften, moderne Kunst oder auch nur ein Schattenhauch der Schickeria mit Steuersparmodellen und Casinobesuchen zum Eigentumsabbau oder „das tollste waren die Autos, neben denen wir uns fotografieren konnten".

3. Tag, 20.02.2018 Eze, Menton und Zitronenfest

Wohlweislich hatten wir die Abfahrt etwas vorgezogen, weil es uns im morgendlichen Verkehr Nizzas sonst als zu knapp erschien, pünktlich nach Eze zu gelangen. Von der Corniche-Straße in mittlerer Höhe hatten wir wiederum prächtige Ausblicke auf die Hügelhänge und das Mittelmeer. Oberhalb von Villefranche und dem Cap machten wir einen Fotostopp. Pünktlich fanden wir uns bei Fragonard in Eze ein. Bei einer kurzen Führung in deutscher Sprache erfuhren wir mehr über die mannigfaltigen Pflanzen, die zu Essenzen für Kosmetika verarbeitet werden, deren Anteil an den handelsüblichen Erzeugnissen; sahen die Formung von Seifen und das Abfüllen von flüssiger Kosmetika. Dabei Duftproben und die Animierung zu Kaufentscheidungen. Am späten Vormittag stiegen wir in Eze Village hinauf zum Burgfelsen. Durch schmale Gässchen erreichten wir den Garten mit exotischen Pflanzen - und hier nicht hineinzugehen, wäre wohl doch ein Verlust gewesen. Von Eze ging es mit dem Bus die Küstenstraße weiter Richtung Menton, dem ersten französischen Ort vor der Grenze zu Italien. Immer wieder leuchteten gelbe Blüten von Mimosen aus den Gärten. In Menton angekommen, hatten wir gar noch die Chance über den Markt zu streifen. Hauptziel unseres Besuches in Menton war jedoch das Zitronenfest. Neben Umzügen ist es bekannt für eine Vielzahl von Figuren, die auf Drahtgeflechten mit Zitronen und Orangen gestaltet werden. Es sind wohl eintausend Tonnen Früchte die dabei verarbeitet werden. Die Thematik diesen Jahres war „Bolleywood", folglich ganz viele von Indien geprägte hinduistische und buddhistische Figuren: Buddha, Ganesha - der Elefantengott, Shiva und anderes. Bei warmem und sonnigem Wetter hatte jeder dann noch ausreichend Zeit individuell durch die Altstadt zu bummeln oder am Meer zu sitzen. Rechtzeitig zum Abendessen waren wir - jetzt über die A8 fahrend - wieder in Nizza.

4. Tag, 21.02.2018 Nizza und Carneval de Nice / Blumencorso

Die Stadtbesichtigung in Nizza führte uns zunächst mit dem Bus in den Stadtteil Cimiez. Bereits die Römer hatten hier eine Stadtanlage mit Amphitheater errichtet. In der Belle Epoque wurden große Hotels errichtet, um Adligen und Großindustriellen aus ganz Europa einen Sonnenplatz am Hang über Nizza zu gewähren. Henry Matisse und Marc Chagall lebten hier und hinterließen Werke, die in den ihnen gewidmeten Museen gezeigt werden. Heute bummelten wir nur durch die Anlage voller Olivenhaine am Matisse-Museum und dem ehemaligen Franziskanerkloster - Besichtigungschance für Spätflieger am letzten Reisetag. Unser örtlicher Reiseleiter Richard führte uns dann in die Altstadt von Nizza mit engen Gassen zwischen Bauten aus dem 15. Jahrhundert und einigen barocken Kirchen - deutliches architektonisches Zeichen dafür, dass Nizza eine lange italienische Zeit hinter sich hat.
Mit ausreichend zeitlichem Puffer vor Beginn des Blumencorsos im Rahmen des Karnevals von Nizza trafen wir uns am Nachmittag auf unseren Tribünenplätzen. Siebzehn gestaltete Karnevalswagen voller Blüten, Musik- und Tanzensemble aus aller Welt gestalteten den fröhlichen Umzug, der 2018 unter dem Motto „König des Weltraums" stand. In der zweiten Runde des Corsos verteilen die Umzugsteilnehmer die wohl 80. bis 100.000 Blumen an die Zuschauer auf den Tribünen.
So gehört wohl der Karneval von Nizza zu den größten Karnevalsumzügen der Welt. Alles war gut bewacht von einem nicht übersehbaren Aufgebot an Polizei, denn der Ausnahmezustand in Frankreich ist zwar seit November 2017 aufgehoben, aber das neue Anti-Terror-Gesetz ist gespickt mit Maßnahmen, die aus dem Ausnahmezustand abgeleitet wurden.
Am späten Nachmittag wieder Zeit für individuelles Bummeln durch Nizza und - meistenteils - gemeinsames Abendessen, heute im „Balkon" in der Altstadt.

5. Tag, 22.02.2018, Cannes, Antibes

Nach einer Stunde Busfahrt erreichten wir Cannes, dessen Uferstraße Croisette ein wenig vergleichbar ist mit dem Boulevard Angleterre von Nizza. Hotelbauten der Belle Epoque prägen das mittelmeernahe Stadtbild. Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bestimmt das Filmfestival von Cannes, das die „Goldene Palme" vergibt, das Medien- und Tourismusgeschehen. Der Kongress- und Festivalpalast ist indes im typischen Architekturstil der sechziger und siebziger Jahre erbaut: nicht ganz „Raffinerie" wie das Centre Pompidou in Paris, aber dennoch mit wenig Charme, zudem im Moment von Absperrungen und Baustellen an der Croisette umgeben. So fiel es uns etwas schwer, gleich die Handabdrücke bedeutender Filmschauspieler und Regisseure zu entdecken. (Man gehe also zum nördlichen Eingang der Tourismusinformation - bleibt direkt davor stehen und schaut nach links und rechts auf den Boden. Ja! - aber sehr unspektakulär und kaum auffallend.) Manch Unterschrift konnten wir dann auch deuten. Wer Lust hatte, stieg westlich des Hafenbeckens zum kleinen Plateau an der Kirche auf und blickte in trübem Sonnenlicht auf die Bucht von Cannes. Zur Mittagszeit ging es weiter nach Antibes mit einem Hafenbecken für wohl 1700 Jachten, darunter aktuell jene des russischen Oligarchen Usmanov, Chef der Gazprominvestholding und wohl drittreichster Russe. Wir bummelten bescheiden und individuell durch die Altstadt, wo sich im Grimaldi-Schloss eine Kunstwerkeausstellung* befindet, darunter zwei Dutzend Picassos aus seiner Zeit in Antibes. Am Nachmittag war das schräg einfallende Licht so, dass wir am Meer bestens den Ruf „azurblaues" Meer nachvollziehen konnten. Auf der Küstenstraße ging es zurück nach Nizza.

6. Tag, 23.02.2018 St. Tropez

Auf zu Brigitte Bardot und Luis de Funes, dem Gendarmen von St. Tropez. Im Februar reichen einhundert Busminuten für den Weg von Nizza über Frejus nach St. Maxim. Im sommerlichen Urlauberverkehr könnte es entlang der Uferstraße ab Frejus doch etwas eng werden. So waren wir rechtzeitig am kleinen Hafen von St. Maxim, um an Bord des Wassertaxis nach St. Tropez zu kommen. Die vierzigminütige Fahrt führte uns im Bogen über die Bucht hinaus bis zum Cap, an dessen Uferseite der Maler Signac, die Schauspieler Belmondo und Bardot oder der Carglass-Gründer ihre bescheidenen Hütten hatten oder noch haben. Anders als zur Top-Ferienzeit war es im Februar doch recht ruhig in St. Tropez. Zur Orientierung starteten wir gemeinsam zum Gebäude der Gendarmerie Nationale, bekannt aus den Filmen mit Luis de Funes. Heute befindet sich hier ein Museum der Gendarmerie und des Films. Individuell besuchten éinige die Zitadelle über dem Örtchen, die 1610 zum Schutz des Hafenortes errichtet wurde - heute ein kleines Marinemuseum.
Die zweistündige Rückfahrt mit dem Bus führte wieder durch das Esterel-Gebirge mit seinem roten Porhyr-Gestein. Kurz vor 18 Uhr erreichten wir das Hotel Grimaldi in Nizza, so dass jeder einen individuellen Abend in Nizza verbringen konnte oder gemeinsam zu Marcels- Bistrot in der Altstadt pilgerte.

7. Tag, 24.02.2018 von Nizza zurück nach Deutschland

Dreigeteilt trat die Gruppe ihre Heimreise nach Deutschland an. Bereits vor elf Uhr holte Yamina vier Gäste im schwarzen Van ab, um sie zum Flugzeug nach München zu bringen. Alle anderen Gäste hatten noch gut Zeit für einen Besuch des Matisse* oder Chagal - Museums in Cimiez oder einen Bummel in der Altstadt von Nizza. Nach sechs trockenen Tagen bei zwölf Grad nieselte es heute.
Am Nachmittag fuhren Gäste zum easyjet-Flieger nach Berlin und später noch zur Lufthansa-Maschine via Frankfurt. Auf bekannter Flugtrasse am Westrand der Alpen ging es für alle zurück nach Deutschland.Zurück im kalten Deutschland. Auf Wiedersehen in Frankreich oder bei einer anderen Reise mit Eberhardt-Travel.
* in den Museen kann man (mit Fotogenehmigung) fotografieren. Um nicht in Konflikt mit den Vermarktungsrechten der Museen zu kommen, enthält die Fotogalerie zu dieser Reise jedoch keine Fotografien der ausgestellten Gemälde.
dafür mein (Reise-) Lesetipp:
Ulrich Wickert: Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen. Hamburg 2017

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