Reisebericht: Griechenland – die Wiege der Kultur Europas

28.03. – 08.04.2015, 12 Tage Rundreise Dodona – Meteora–Klöster – Delphi – Mykene – Athen – Olympia


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Ne, ne und überall Taxis Gewundert haben wir uns anfangs schon, dass die Griechen erst ne sagen und dann doch ja meinen und überall so viel von Taxis reden. Doch fanden sie es dann einfach wohl nur OK, so wie wir unsere wunderschöne Rundreise.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

Ne, ne und überall Taxis – Griechenland, die Wiege der Kultur Europas 28.03.–08.04.2015

Gewundert haben wir uns anfangs schon, dass die Griechen erst ne sagen und dann doch ja meinen und überall so viel von Taxis reden. Doch fanden sie es dann einfach wohl nur OK - so wie wir unsere wunderschöne Rundreise durch Mittel- und Südgriechenland mehr als "taxi" fanden.

1. Tag: Anreise nach San Zeno di Montagna, Gardasee


Geeilt: Strahlende Sonne, vorösterlicher dichter Verkehr, trotz Stau pünktlich am Hotel mit herrlichem blutroten Sonnenuntergang über dem Gardasee, nach dem Abendessen fielen wir dann doch in unsere Betten.

2. Tag: Fährüberfahrt Ancona – Igoumenitsa


Gemeistert: Pünktlich an der Fähre bot sich uns ein lebhaftes Bild der verspätet einlaufenden und ausladenden Fähre. Endlich angekommen lud uns ein gut organisiertes Abendessen im Bordrestaurant ein und wir solten nachts eine weitere Verspätung haben, so dass wir insgesamt mit über 3 Stunden Verzögerung in Igoumenitsa eintrafen.

3. Tag: Ankunft in Igoumenitsa, Dodona und Ioannina


Geschafft: Glücklicherweise hatte auch unser Reiseleiter Simos die Wartezeit am Hafen nun überstanden und los ging es über walachische Hirten-Dörfer des Pindos Gebirgszuges nach dem alten Zeus-Heiligtum in Dodóna mit dem Theater und den verschiedenen Tempeln. Überall wurde restauriert, der früher so bedeutende Ort in Mittelgriechenland lag malerisch vor den Gebirgszügen.
Das Zeus-Orakel geht bis in das Jahr 1000 v.chr. zurück und ist das älteste und nach Delphi bedeutendste. Im Mittelpunkt des Orakels stand einst die heilige Eiche, umgeben von einem Ring von Bronzekesseln auf dreifüßigen Ständern. Für Prophezeiungen wurden die Kessel angeschlagen, die Töne und das Rauschen der Eichenblätter beeinflussten die Weissagung. Ratsuchende schrieben ihre Fragen auf Bleitäfelchen, die Priesterin trug sie Zeus vor.
Jason befestigte einen Zweig dieser Eiche an seinem Schiff Argo, um sich dieser Kraft auf der Suche nach dem Goldenen Vlies zu versichern. 393 ließ Kaiser Justinian die Eiche fällen, um die heidnischen Bräuche auszurotten.
Heutiges Wahrzeichen von Dodóna ist eher das Theater, das zu Aufführungen wieder 17.000 Gäste fasst. Reste eines Stadions, einer Akropolis und einer byzantinischen Basilika bezeugen eine früher florierende Handelsstadt.
Dodóna verfiel, als Justinian die Gründung der leichter zu verteidigenden Stadt Ioánnina beschloß, zu deren Altstadt wir anschließend fuhren. Wunderschön am Pamvótis-See gelegen, erlebte die Hauptstadt von Epirus ihre Blüte in osmanischer Zeit unter Ali Pascha, wir besichtigten die von ihm 1815 umgebaute Burganlage mit der Aslan Pascha Moschee.
Ali Pascha wurde von 1822 auf der Insel Nisi gegenüber der Festung ermordet auf Befehl des türkischen Sultans.

4. Tag: Metéoraklöster


Gestiegen: Bei herrlichem Morgenlicht präsentierte sich uns die Felslandschaft aus Sandsteinplateaus mit sechs Metéoraklöstern, von denen wir das Varlaám- und das Stephankloster besuchten. Einst im 10. Jahrhundert von einem Einsiedler namens Barnabas als religiöse Zuflucht genutzt, gründeten sich im 14. Jahrhundert nach und nach 23 Klöster, von denen im 19. Jahrhundert allerdings die meisten verlassen waren. In den 20er Jahren wurden Stufen in den Fels gehauen, um einen besseren Zugang zu den noch erhaltenen Klöstern zu ermöglichen, die wir glücklicherweise nutzen durften, möglichst ohne nach unten in schwindelerregende Tiefe zu schauen. Dies gemeistert, erhielten die Damen am Eingang Röcke zum Umbinden in diversen Mustern und Ausführungen. Im 1518 gegründeten Varlaám-Kloster befinden sich einige Fresken des Ikonenmalers Katelános und die alte, heute unbenutze Seilwinde von 1536 zum Heraufziehen von Waren und Menschen.
Nach herrlicher Panoramafahrt zum Stephanuskloster und köstlichem Essen fuhren wir nach Delphi in unser Hotel durch die wunderschöne Landschaft der thessalischen Ebene vorbei an den Thermophylen zum Nabel der Welt: Delphi.

5. Tag: Delphi und Ossios Loukas


Gesehen: Mit Blick auf den Parnass, dem Sitz von Apolls, dem Gotte des geistigen Lichtes, besuchten wir zunächst das Museum (mit dem berühmten bronzenen Wagenlenker) und danach betraten wir den heiligen Bezirk des berühmten Orakels, wo sich der Sage nach die Flugbahnen zweier Adler von Zeus kreuzten.
Apoll besiegte die pythische Schlange und das Orakel wurde seine Heimstatt. Eine Priesterin weissagte auf einem Dreifuß sitzend über einem Erdspalt in Methandämpfen im Trance, ihre Aussagen wurden von Priestern interpertiert. Die Trefferquote soll hoch gewesen sein Dank eines ebenso hoch entwickelten Informationsnetzes.
Das Goldene Zeitalter begann für Delphi im 6. Jahrhundert v.Chr. mit politischem Aufstieg und den umorganisierten Pythischen Spielen und dauerte bis zur Ankunft der Römer im 2. Jh. v. Chr. - im 4. Jahrhundert wurde es im Zuge der Christianisierung des Reichs von Byzanz dann geschlossen und verfiel.
Eindrücklich für uns der Spaziergang entlang der heiligen Straße bis zum Theater oder sogar bis zum Stadion in herrlicher Lage mit Blick auf Ziegen, die unheilig an Bäumen knabberten.
Nach Besuch der heiligen Quelle und unseren Blicken auf das Gymnasion (wo einst die Athleten für die Pythischen Spiele trainierten) fuhren wir weiter zur Klosteranlage Ossios Loukas, dem heiligen Eremiten Lukas geweiht - eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bauten Griechenlands, 1011 von Kaiser Romanós gebaut mit typischer achteckiger Hauptkirche und herrlichen ikonenhaften spätbyzantinischen Mosaiken (bspw. Fußwaschung Christi 11. Jh.). Alte prächtige Bäume verliehen der Anlage zusätzlich etwas Ehrwürdiges. Wir näherten uns dem Golf von Korinth mit schönem Blick hinüber zu den Bergen des Peloponnes und auch unserem Hotel in Vrahati.

6. Tag: Mykene, Nauplia, Epidaurus


Gestaunt: Aus der jüngeren Bronzezeit stammt die mykenische Festung, 1874 von Schliemann ausgegraben. Im 13. Jh. v. Chr. baute man eine neue bis zu 14 m starke Zyklopen-Mauer mit dem berühmten Löwentor um die gewachsene Palastanlage, die nur der Oberschicht vorbehalten war. In dem Plattenring A-Grab fand man 14 kg goldene Grabbeigaben, die wir später im Athener Museum bewunderten. Eine Rampe führte bis zum Königspalast, von dem nur noch die Fußböden erhalten waren und in dessen Thronsaal einst ein ewiges Feuer brannte. Nach dem Trojanischen Krieg wurde Mykene um 1200 v.Chr. zerstört - Brandmale erzählen noch heute davon. Auf dem Weg zum Schatzhaus des Atreus hatten wir bereits von dem Fluch der Atriden gehört und ungemütlich war auch der mufflige Geruch und die vielen Bienen im Grab des mykenischen Königs (Agamennon war es nicht), der hier einst mit Waffen, Speis und Trank für seine Reise durch die Unterwelt ruhte (die mykenischen Toten wurden nicht wie bei den Griechen verbrannt).
Vorbei an der antiken Festung von Tiryns, bereits von Homer beschrieben, reisten wir in die elegante Hafenstadt Nauplia, beschützt von den beiden Burgbergen mit venezianischer Festung Palamidi und der griechischen Festung Akronauplia. Von oben eröffnete sich ein wunderbarer Blick auf das Meer und die Inselfestung Bourtzi. Die Stadt mit ihrem Marmorpflaster, den Burgen und der homogenen Architektur wurde früher oft belagert in den Kämpfen zwischen Türken und Venezianern um die Häfen des Peloponnes. Von 1829-34 war Nauplia die erste Hauptstadt des befreiten Griechenlandes. Weiter fuhren wir zum Heiligtum des Asklepios nach Epidaurus.
Zum Gott der Heilkunst von Zeus erhoben, wurde er mit Stab und Schlange und Hund dargestellt. Die Kultstätte, heute besonders durch sein Theater bekannt, wurde vom 6. Jh. v. Chr. bis zum 2. Jh. n. Chr. aufgesucht von Kranken und aus religiösen Gründen.
Nach dem Museumsbesuch versammelten wir uns im Theater für unser Gruppenfoto, nachdem Simos uns die gute Resonanz vorführte. Zum Gelände gehörten neben dem Eingangstor und rituellen Bauten auch Unterkünfte für die Kranken sowie ein Stadion, das gerade restauriert wurde.

7. Tag: Stadtbesichtigung Athen


Geachtet: das pulsierende Herz des Landes, Hauptstadt des modernen Griechenland. Die Stadtrundfahrt zeigte uns diverse Facetten der Stadt wie bspw. die klassizistische (Schliemannhaus, Nationalbibliothek, Uni), doch auch den enormen Verkehr. Nach dem Stopp am Olympiastadion ging es zum Archäologischen Nationalmuseum mit chronologisch geordneten Schätzen: kykladische Exponate, griechische Bronzezeit, geometrische Zeit, hellenistische Werke, römische Kaiser, der älteste Computer der Welt - dazwischen mykenische Goldobjekte, elegante Kuroi und klassische Skulpturen wie bspw. der Marathonknabe von Praxiteles.
Bei strahlend blauem Himmel erstiegen wir die Akropolis durch den Olivenhain, die Propyläen und gelangten zum Erechtheion mit Athene Nike Tempel am heiligen Olivenbaum und Parthenon-Tempel. Perikles gewann die Athener im 5. Jahrhundert v. Chr. für dieses große Bauprogramm (hier wichen Könige den Göttern), das nun für unsere Nachwelt die Essenz politischer und kultureller Errungenschaften Griechenlands vorstellt (Demokratie! Philosophie! Toleranz!).
Das Dionysos-Theater (4.Jh.v.Chr.) und das Odeion (2.Jh. v.Chr.) wurden später am Rande des Burgberges hinzugefügt. Beieindruckend auch die rege Bautätigkeit auf dem alten Götterberge und die benachbarten Hügel des Aeropag (Paulus predigte dort am Sitz des obersten Gerichts), des Pnyx (Volksversammlungshügel) sowie des Philopáppos- und der Nymphen.
Wieder unten knurrte uns gehörig der Magen und so durchschlenderten wir die Altstadt Plaka auf der Suche nach einer passenden Taverne zwischen den vielen Einheimischen und Gästen, bis wir uns dann am Melina-Mercouri-Denkmal zur Rückfahrt trafen.

8. Tag: Altkorinth und Weingut Nemea


Getrunken: zwischen 250 bis 900 Meter erstrecken sich die Höhenlagen im Nemea-Gebiet, wo auf fruchtbaren Böden charaktervolle Weiß- und Rotweine angebaut werden. Neben sortenreinen Nemeas werden verschiedene Cuvees erzeugt. Gekostet haben wir auch den weißen Moschofilero und den roten Agioritiko (St.-Georgs-Traube). Innerhalb der Apellation sind an die 2000 ha damit bestockt. Gelesen wird von September bis Oktober um die rund 16 Dörfer, die vom Weinanbau leben.
Vor der Weinverkostung besuchten wir jedoch noch das Museum und die Ausgrabungsstätte Alt-Korinth mit dem dorischen Apollontempel, wo Apostel Paulus vor der noch sichtbaren Bema angeklagt und frei gesprochen wurde und machten einen Fotostopp am Kanal von Korinth
(6 km lang, 23 km breit).
Eine herrliche Bergfahrt führte uns abschließend bis an die Stymphalischen Sümpfe, dessen greuliche Vögel glücklicherweise zuvor Herakles erlegt hatte, so dass wir entspannt dort unseren Kaffee genießen konnten.

9. Tag: Mystras


Geklettert: das byzantinische Mystras liegt an den rauen Hängen des Taygetorgebirges und wurde im 13. Jahrhundert von den Franken anstelle des mittelalterlichen Sparti gegründet. Seine vielen Kirchen, Klöster und der Despotenpalast sowie Kastell bezeugen eine einst bedeutende Stadt mit über 20.000 Einwohnern.
Einige der detailfreudigen Fresken zeigen den Einfluss der italienischen Renaissance. Wir entdeckten eine herrliche Frühlingsvegetation und wunderschöne Blicke in das Tal, bevor wir zum Mittagessen aufbrachen. Anschließend fuhren wir in endlosen Serpentinen durch die majestätische Taygetosschlucht bis nach Kalamata, wo uns in Küstennähe ein schönes Hotel erwartete.

10. Tag: Olympia und Fährabfahrt in Patras


Genossen: 1000 Jahre lang religiöse und sportliche Kultstätte, wurde dieser Ort mit der Zeus-Verehrung bedeutend: der Göttersitz auf dem Olymp gab dem Heiligtum erst seinen Namen, bis 300 v. Chr. wurden aufwendige Tempel und Profanbauten errichtet, bis gegen 138 n. Chr. unter Hadrian Olympia an religiöser und politischer Bedeutung verlor.
Unseren Rundgang starteten wir an der Palästra, dann zur ehemaligen Werkstatt des Phidias und zum Gästehaus mit Wassergarten, zum Zeustempel und Bouleuterion, zum Stadion, den Schatzhäusern, dem Metroon (Göttin Rhea), dem Heraion, dem Philippeion, den Thermen zum Museum. Dort bewunderten wir besonders den Ost- und Westgiebel des Zeustempels (Wagenrennen und Sieg des Pelops und unter Apoll Kämpfe der Lapithen mit den Kentauren) und die Hermesstatue des Praxiteles, bevor wir zum Mittagessen eilten.
Rechtzeitig erreichten wir unsere Fähre in Patras - diese fuhr auch fast pünktlich ab, leider blieb es nicht dabei.

11. Tag: Ankunft in Ancona


Geschwommen: oder glücklicherweise nicht, da wir so langsam in den Hafen von Ancona einfuhren, dass uns solche Gedanken kamen. Doch Ende gut, alles gut: trotz dreistündiger Verspätung endlich wieder auf Land! Dann über die Marken und die Emilia-Romagna nach vierstündiger Fahrt endlich in unserem Airport-Hotel bei Verona, wir sanken in die Betten.


12. Tag: Heimreise von Verona nach Dresden


Genommen: oder besser mitgenommen haben wir auf unserer Heimreise wieder über den Brenner die Eindrücke herrlich verschneiter Alpengipfel vor mediterraner Landschaft in den Tälern. Wir kamen bei flüssigem Verkehr zügig voran und erreichten eine Stunde früher alle Ausstiegsorte.
Egal was die Presse mal wieder an Dir zu kritisieren hat: wir erinnern uns gern an Dich, gastfreundliches Griechenland!
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle 2015

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