Reisebericht: Große Hurtigruten–Kreuzfahrt: Island, Grönland und Kanada

12.09. – 27.09.2019, 16 Tage EXPEDITIONS–Kreuzfahrt mit MS FRIDTJOF NANSEN von Hurtigruten in Grönland und Kanada: inkl. Eberhardt–Vorprogramm in Reykjavik – Dänemarkstrasse – Skjoldungen in Grönland – Prins Christian Sund – Labrador und Torngat Nationalpark in Nordlabrador


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Auf den Spuren der großen Entdecker will unsere Gruppe wandeln und sich einen Lebenstraum erfüllen. Wir freuen uns auf die Expeditionskreuzfahrt mit dem Schiff MS FRAM von Hurtigruten entlang der westgrönländischen Küste bis nach Labrador und Neufundland.
Ein Reisebericht von
René Wächtler
René Wächtler

1. Tag: Anreise nach Kangerlussuaq

Der Tag für unsere 23 Gäste beginnt recht früh, denn wir wollen am frühen Nachmittag von Tegel aus starten. Ok, wollen ist vielleicht übertrieben, denn das Flugrouting von Hurtigruten passt schon ziemlich gut zum Thema „Abenteuer". Wir lernen heute 4 Flughäfen kennen, denn unsere Flüge führen uns von Tegel nach München, von da nach Kopenhagen und von dort startet dann ein Airbus der Air Greenland zur letzten Etappe nach Kangerlussuaq in Westgrönland. Somit ist es auch toll, dass wir durch die 4 Stunden Zeitverschiebung dieses Mal unseren Tag verlängern können... Alle sind froh nach der Landung bei 3 Grad in Kangerlussuaq, dass alle Koffer den Weg gefunden haben. Diese werden uns jedoch nicht ausgehändigt, sondern gehen extra direkt zum Schiff. Wir besteigen die bereitstehenden Busse und fahren die 12 Kilometer vom Internationalen Flughafen zu einem Mini-Pier. Die Fahrt erfolgt im Stockdunkeln und über Pisten - es dauert also ein wenig. Dafür können wir schon mal einen Haken bei Fauna machen - aufgeschreckte Schneehasen flüchten vor den Touristen-Bussen... Mitten in der Dunkelheit erscheint uns dann ein Licht - die beleuchtete MS FRAM, unser Hotel für die nächsten 2 Wochen wird sichtbar. Bus wir da sind bleiben nur noch ein paar hundert Meter arktisches Wasser zu überwinden und so lernen wir direkt den Umgang mit den Schwimmwesten, die uns die nächsten Tage häufiger begleiten werden. Anschließend geht es mit Polarcirkel-Booten - jedes Boot fasst je nach Typ 8-12 Passagiere - etappenweise zum Schiff. Die freundliche Crew erwartet uns zum Check-in und gegen 01.00 Uhr Ortszeit sind dann alle Koffer auf den Kabinen angekommen, die hochwertigen Geschenke von Hurtigruten - jeder Gast erhält eine leuchtende Wetterjacke geschenkt - sind geholt und sogar ein erster leckerer Imbiss im Schiffsrestaurant ist eingenommen. Dann endet dieser erste anstrengende Tag...

2. Seetag – Region Ammarqoq und Sermilinguaq–Fjord

Trotz Schlafmangels sind wir alle ziemlich zeitig wieder munter und voller Spannung, was uns der Tag bringen wird. Wir treffen uns beim Frühstück und genießen den Panoramablick auf die umliegenden Berge. Felsketten umrahmen in mystischem Licht den Fjord von Kangerlussuaq, den wir am Vormittag verlassen und erstmals in die offene arktische See einfahren. Zur wichtigsten Lektüre an Bord gehört das Tagesmagazin, in dem jegliche wichtige Informationen und Aktivitäten vermerkt sind. Den heutigen Tag verbringen wir an Bord, auch um uns umschauen zu können. Jeder hat also Zeit für sich, aber am Anfang einer jeden Kreuzfahrt stehen natürlich auch Pflichtveranstaltungen wie die obligatorische Seenot-Rettungsübung oder - hier in der Arktis Pflicht - die Belehrung zum Verhalten in den Regionen um den 60. Breitengrad. Apropos... leider haben wir alle die Überquerung des Polarkreises verschlafen, die in der Nacht gegen 03.40 Uhr stattfand. Unser Expeditions-Team stellt sich uns vor: ein sehr humorvolles Team mit einem italienischen Expeditionsleiter und Mitgliedern und Wissenschaftlern aus Deutschland, Kanada, den USA, Chile, Schottland, Norwegen, Dänemark und natürlich Grönland. Wir nutzen den heutigen Tag, um das Schiff kennen zu lernen und natürlich auch die kulinarischen Künste der Crew schon einmal zu testen. Und so hangeln wir uns von Frühstück über Mittagsbuffet zur Teezeit und zum abendlichen Willkommens-Buffet. Zwischendurch nimmt uns aber die überwältigende Natur in ihren Bann. Wir fahren heute in den Sermilinguaq-Fjord ein und von den bis zu 1000 Meter hohen Felswänden schlängeln sich die Gletscherzungen bis zum Fjord und unzählige kleine Wasserfälle Beim Blick am Fels nach oben lässt sich auch der Eispanzer Grönlands vermuten, denn Gletscherfelder decken die Kuppen der Berge ab. Und es gab bereits den ersten Neuschnee für dieses Jahr. Wir sind ja hier im Herbst unterwegs, das heißt die Gletscherschmelze hört auf und es bildet sich, hoffentlich sehr viel, neues Eis. Nur die Wolken könnten heute ein wenig höher hängen, wobei die arktische Landschaft auch bei ein paar Schneeflocken und tief hängenden Wolken nichts von ihrer Faszination verliert. Ein wenig schade ist, dass die meisten Seevögel nicht ganz so wetterresistent sind wie die Gäste an Bord und bereits ihren Weg in den Süden angetreten haben. Im Übrigen kann unser Expeditionsschiff 278 Personen mit auf Reise nehmen, wir sind gar nicht so böse, dass es inklusive unserer kleinen Gruppe nur 144 geworden sind. So findet jeder in der herrlich gemütlichen Panorama-Lounge auch ein Plätzchen mit Aussicht. Sobald wir den Fjord wieder aufs offene Meer verlassen haben, bekommen wir sanft, aber doch merklich die Kraft des Ozeans zu spüren. Erste Wellen schlagen tatsächlich hoch am Bug und im Verlauf des Abends gibt es schon die eine oder andere Situation, bei der man nicht mehr gerade durch die Gänge laufen kann... Nach unserem Abendessen treffen wir uns noch kurz, um die neuesten Informationen für den kommenden Tag in den Vorlesungsräumen zu erfahren und dann erwartet uns noch der Kapitäns-Empfang. Im Gegensatz zu den sonst so opulenten Empfängen auf anderen Schiffen, stellt uns auf Hurtigruten der Kapitän ganz bescheiden seine Crew kurz vor und schon ist er wieder verschwunden und die Gäste genießen Entertainment à la Hurtigruten - feine Gitarrenmusik von Michael, einem Mitglied des Expeditionsteams. Dazu genießen wir einen Drink von der Bar und freuen uns auf die ersten Anlandungen am nächsten Tag in der Region Kapisillit.

3. Tag: Nuuk–Fjord und Kapisillit

Ausschlafen gibt es auf unserer Reise nicht, denn gegen 08.00 Uhr erwartet uns unser erster richtiger Kontakt mit Kalaallit Nunaat - wie Grönland von den Einheimischen genannt wird. Am Vormittag bleibt erst noch Zeit, die wundervolle Durchfahrt durch den NUUK-Fjord zu genießen und einem Vortrag von Sabine zur Geschichte Grönlands zu lauschen, bevor die MS FRAM ankern wird wir anlanden dürfen. Das Wetter zeigt sich in seiner Wechselhaftigkeit von der schönsten Seite - tief hängende Wolken im Fjord, alles grau in grau wechseln sich mit durchbrechender Sonne und später einem aufgezogenen Himmel ab. Ganz behutsam nähern wir uns mit unserem großen Schiff der kleinen Kommune Kapisallit mit seinen 60 Einwohnern. Die Ortschaft dient als Wochenend- Zielgebiet für die Menschen aus Nuuk und liegt in einer idyllischen Bucht. Wir werden nach dem Mitttagessen in den doch komfortablen Polarcirkel-Booten an Land getendert. Wir sind voll ausgerüstet, denn die meisten wollen nach so langer Zeit an Bord vor allem eins: sich bewegen. Also nehmen wir zahlreich an dem angebotenen „Explorer Hike" - einer Entdeckungswanderung - teil. Wichtigste Überlegung ist in dem Fall die Kleiderwahl, denn das Wetter bleibt sehr wechselhaft. So nehmen wir in jedem Fall die uns von Hurtigruten geschenkte Wind- und Regenjacke mit und die meisten nehmen auch die uns leihweise zur Verfügung stehenden Gummistiefel, denn es ist eine Wanderung abseits der Pfade mit großer Nässegefahr. Nach dem Tendern haben wir noch etwas Zeit für erste Erkundungen, zum Beispiel zum Besuch der kleinen, feinen Kirche des Ortes oder um ein paar spannende Fotos mit der MS FRAM im Fjord liegend zu schießen. Einige Gäste bleiben noch im Ort oder tendern zurück ans Schiff, während der größere Rest zur 2.5-stündigen Wanderung auf einem der Felder ohne erkennbare Wege aufbricht. Durch eine herbstliche Art Heidelandschaft wandern wir mit dem Expeditionsteam. Feuchte Wiesen und tundraartige Felder voller in allen Farben des Herbstes schillernden Pflanzen betonen das Bild. Wir wandern heute auf dem ältesten weltweit nachgewiesenen Gesteinen. Wir entdecken unterwegs allerhand Kleinode und es bietet sich ein fantastisches Panorama während der Tour. Nach 5 Kilometern über Stock und Stein kommen wir ziemlich geschafft im Ortszentrum an und tendern direkt zurück zum Schiff. Es gibt auch gleich Abendessen. Es folgt der obligatorische Vortrag von Sabine über die Abläufe des kommenden Tages. Doch das Beste kommt erst noch. Einige Gäste sitzen noch nichtsahnend in der Bar, während andere schon auf die Kabine gegangen sind, als plötzlich noch eine sehr späte Durchsage erfolgt: Es gibt eine Nordlicht-Sichtung im Heckbereich des Schiffes. Wir lassen alle Getränke stehen bzw. werfen uns noch in vielleicht bereits ausgezogene warme Bekleidung und stürmen das Heck des Schiffes. Ein sensationell breiter Bogen überspannt das Schiff. Für das ungeübte Auge mag es vielleicht wie ein Wolkenstreifen aussehen, doch spätestens als eine Grünfärbung mit dem bloßen Auge erkennbar wird, sind alle gebannt. Dann klicken die Kameras wie verrückt und viele sind erstaunt wie toll die Grünfärbung auf den Bildern erkennbar ist. Dazu gibt es einen mystischen Vollmond und treibende kleine Eisberge im Wasser - so endet ein toller Tag adrenalingeladen und abenteuerlich.

4. Nuuk – Hauptstadt Grönlands

Heute steht die grönländische Hauptstadt Nuuk auf unserem Entdecker-Programm. Bereits gegen 6 Uhr legen wir an, das erfolgt diesmal direkt an der Pier. Je nachdem welcher Ausflug gebucht wurde, haben wir unterschiedliche Startzeiten und jeder geht nach dem Frühstück selbständig von Bord. Zuerst starten die Gäste für eine Stadtrundfahrt und die Wanderer auf die Lilli-Marlen-Wanderung. Im Anschluss geht es auf den kulturhistorischen Stadtspaziergang, an dem heute die Mehrheit unserer Gruppe teilnimmt. Zuerst werden wir mit dem heutigen, eigens für die Gäste von Hurtigruten eingerichteten, Shuttleservice eine Station im Linienbus vom Hafen in Nuuk ins Stadtzentrum transferiert. Dort steigen wir aus und unsere Stadtführerin Aka, eine waschechte Grönländerin, übernimmt die Gruppe. Unsere Führung findet auf Englisch statt und es ist mindestens schade, dass es Hurtigruten nicht schafft, für die vielen deutschsprachigen Gäste eine Übersetzung zu organisieren bzw. zu erlauben, zumal unser Simultan-Dolmetscher vom Schiff, Hannes, auch auf unserem Rundgang dabei ist. Klar, es soll der Redefluss nicht immer unterbrochen werden, aber da 30% der Gäste sehr wenig Englisch verstehen, sinkt für diese Gäste die Qualität der Führung stark. Aka gibt sich allerdings alle Mühe, um uns über alle wichtigen Themen zu informieren. Sie spricht natürlich über Nuuk und dessen Entwicklung, aber auch über Geschichte, Sagen, Politik und die Spannungen zwischen Tradition und Moderne in Grönland. Wir sehen auf unserem Rundgang natürlich auch die wichtigen Sehenswürdigkeiten der größten Stadt Grönlands mit knapp 18.000 Einwohnern - das Parlamentsgebäude, die Erlöserkirche oder eine Vielzahl der Statuen, die überall in der Stadt verteilt sind. Wir erfahren Wissenswertes über Hans Egede, den ersten Missionar auf Grönland und vor allem auch über die Inuitkultur und die aktuelle Suche der Grönlander nach Ihrer Rolle in der Welt - mehr Unabhängigkeit von Dänemark und Öffnung in andere Richtungen oder weitere Entwicklung MIT Dänemark und Europa... Unsere Stadtführung endet dann am Nationalmuseum Grönlands und wir haben nun noch freie Zeit. Der Eintritt zum Museum ist sonntags für alle kostenfrei und ein MUSS. Es handelt sich um ein tolles Museum mit sehr attraktiv gestalteten Ausstellungsräumen und einigen Gebäuden umher, die man wie bei einem Freilichtmuseum besuchen kann. Die Ausstellungsräume beheimaten unheimlich viele Exponate aus allen bekannten Epochen der grönländischen Besiedlung. Das unbestrittene Highlight der Ausstellung sind die Mumien von Qilakitsoq - eine Familie die im 15. Jahrhundert mumifiziert wurde und 1972 entdeckt. Nach dem Museum haben wir erstmal Appetit auf einen Kaffee und in einem kleinen, schicken Café im ehemaligen Kolonialhafen werden wir fündig. Anschließend geht es individuell zurück zum Schiff, entweder mit dem Shuttle oder zu Fuß. Vorbei an der Erlöserkirche spazieren wir auf den Hügel, wo es eine Statue zu Ehren Hans Egedes gibt und man einen sensationellen Blick über die Stadt und die Umgebung genießen kann. Dazu passt auch das wunderbare Sonnenwetter. Wir schlendern durch die Stadt zurück und sind nachmittags an Bord zurück - natürlich nicht ohne doch noch einen Regenguss abzubekommen. Die Gäste der Wanderung sind auch hellauf begeistert, wenn auch geschafft. Nun lauschen wir noch einem Vortrag des Bord-Geologen und dann gibt es heute erstmals ein serviertes Abendessen. 5 Gänge mit französischem Grundtenor werden serviert und anschließend zieht es die meisten auf die Kabinen. Doch STOPP - kurz nach halb 10 ertönt erneut NORDLICHT-ALARM. Auch heute, bei klarem Himmel in den Abendstunden waren wir schon gut auf die Situation vorbereitet, bewundern wir wieder das einzigartige Schaupiel der Aurora Borealis. Wieder abwechslungsreich, dieses Mal aber teilweise noch farbintensiver und vor allem mit ständig neuen Formen, kommen wir aus dem Bilder machen nicht heraus. Es gibt heute sogar Minuten, wo man die grüne Färbung deutlich mit dem bloßen AUge erkennen kann. Ein wahres Spektakel und so sind wir fast eine Stunde an Deck zur Beobachtung.

5. Arsuk–Fjord und Ivittuut

Heute bewegen wir uns entlang der Westküste weiter in Richtung Süden. Wie jeden Morgen werden wir zuerst über Schiffsposition, Wettervorhersage und das angetsrebte Programm informiert. Danach bleibt Zeit für interessante Vorträge. Sabine klärt uns über die moderne Geschichte Grönlands auf und die Schiffs-Ornithologin Holly erklärt uns, worauf man bei der Beobachtung von Seevögeln achten muss. Wir fahren heute ganz gemächlich in den Arsuk-Fjord ein und da wir trockenes sonniges Wetter haben, wird die Befahrung des Fjords zu einem wirklichen Erlebnis. Immer wieder ragen Felsketten aus dem Wasser mit fast alpinen Zügen. Hinter jeder Biegung bietet sich ein neuerliches Naturspektakel und vor allem die Spiegelungen entzücken die Fotografen regelrecht. Während des Mittagessens erreichen wir dann Ivittuut und nach unserer Stärkung beginnen wir die Anlandung. Es heißt also rein in die geliehenen Gummistiefel und wetterfeste Kleidung und dann wird in vorgegebenen Gruppen ganz entspannt und sortiert in den Polarcirkel-Booten nach Ivittuut getendert. Die heutige Geisterstadt war früher ein wichtiges Wirtschaftszentrum für Grönland. Hier wurden Anfang des 19. Jahrhunderts Kryolith-Vorkommen entdeckt und sobald man die technischen Möglichkeiten hatte, wurde der wertvolle Stoff abgebaut. 1987 war die Mine endgültig erschöpft und wurde geschlossen. Seit dieser Zeit verfällt der ehemalgie Hauptort der Region. Heutzutage kann man den Ort und seine Gebäude besichtigen, auch wenn man die Gebäude nicht mehr betreten darf. Der ehemalige Kryolith-Bruch ist heute als 80 Meter tiefe, Wasser gefüllte Grube zu sehen. Beim Spaziergang zwischen den Häusern und dem Blick hinein, fühlt man sich 40 Jahre zurückversetzt und kann sich gut vorstellen wie das Leden dort lief. Nben der Siedlung ist Ivittuut auch dafür bekannt, dass sich Moschusochsen aus dem nahen Grönnedal in der Nähe herumtreiben. Auch wir haben mehr oder weniger Glück. Nachdem unser Expeditions-Team die Umgebung erkundet hat und die Außengrenzen mit Gewehren bewaffnet absichert, könnne wir uns ohne Gefahr bewegen. Die äußerst wuchtigen Tiere können auch für den Menschen gefährlich werden und so ist es gut, dass wir ein paar Exemplare vom Schiff aus gesehen und auch an Land mit dem Feldstecher bewaffnet, 2 Tiere beobachten können, die gemütlich liegend auf einer Wiese grasen. Nach ca. 3 Stunden Aufenthalt haben dann auch die letzten Gäste das Schiff wieder erreicht und wir können auslaufen. Das Abendbuffet hat heute "Einen Touch von Asia". Nech dem Essen stimmt uns Sabine auf den nächsten Tag ein und anschließend gibt es eine Präsentation des Küchen- und Service-Teams in der Panorama-Lounge. Neben dem Schnitzen einer Eisskulptur und der fachmännischen Vorführung zur Frucht- und Gemüsegestaltung können wir ebenso beim Entstehen einer Torte zuschauen und wie aus Textilservietten zauberhafte Kunstwerke entstehen. Da es heute wegen Wolkendecke keine Nordlichter gibt, entschließen wir uns alle, heute früher als sonst zu Bett zu gehen.

6. Tag: Uunartoq und Hvalsey

Wir frühstücken dann doch zu normalen Zeiten, obwohl MS FRAM bereits gegen 8 vor der Insel Uunartoq zur Ruhe kommt. Das Expeditionsteam muss bei diesen Anlandungen immer alles an Land vorbereiten, was meist mindestens eine Stunde in Anspruch nimmt. Ab 9 Uhr beginnt dann also das Tendern und wir als Bootsgruppe 1 heute die Vorletzten. Angelandet wird auch heute wieder „nass" obwohl alles trocken bleibt. „Nass" bedeutet in dem Fall allerdings nur, dass wir an einem Strand anlanden und über einen Tritt aussteigen - dabei könnte natürlich der Fuß auch mal nass werden. Nachdem wir den Fuß auf die Insel Uunartoq gesetzt haben, gibt es noch ein kurzes Briefing. Wir entscheiden uns dafür, zuerst zu den heißen Quellen zu laufen. Dabei handelt es sich um ein natürlich erhitztes Wasserloch, welches natürlich gern zum Baden genutzt wird. Auch wir sind vorbereitet und genießen ein paar Minuten das ca. 32 Grad warme Wasser. Anschließend erwartet uns noch ein Berganstieg, um einen Blick in den benachbarten Fjord werfen zu können. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem wunderschönen kleinen Strand vorbei... Sprach die Crew nicht von einer Art Mutprobe, dem sogenannten Polar Plunch? Das hieße Probe des eiskalten Wassers. Dafür würde sich doch ein Strand total eignen.. Kurz überlegt und dann geht es auf zur zweiten Baderunde - diesmal reden wir von 6-7 Grad. Egal, ausziehen und los. Ich renne ins Wasser und schon nach einigen Metern habe ich das Gefühl das meine Beine abfrieren. Noch kurz ein paar Posen für den Fotoapparat und dann nichts wie raus. Nicht weit weg gibt es andere Mutige aus unserer Gruppe, aber insgesamt hält sich der Mut in Grenzen... Zum Warmwerden erklimmen wir noch den Berg in Nähe der Anlandungsstelle und genießen den Blick in die Ferne. Über endlose Krähenbeer-Felder geht es zurück zum Tenderboot und dann auf MS FRAM. Wir starten zur Mittagszeit, denn wir haben heute noch ein Ziel: Hvalsey. Hier finden sich die Ruinen einer Kirche aus der Besiedlungszeit durch die Nordmänner. Die letzte historisch belegte Trauung fand hier 1483 statt. Heute gehören die Ruinen zum UNESCO-Weltkulturerbe, da sie noch sehr gut erhalten sind. Auf dem Weg dahin füllen die Lektoren an Bord die Zeit wieder interessanten Vorträgen, heute zum Thema Fotografie mit Camille, die übrigens viele Arbeiten für den National Geographic durchführt, und zur Biogeografie von Grönland. Auch die Tierwelt meint es gut mit uns und so vermeldet der eine oder andere sogar eine Walsichtung. Am späten Nachmittag erfahren wir dann, dass es mit der Anlandung in Hvalsey doch noch klappt. So streifen wir nochmals die Gummistiefel über, denn dieses Mal müssen wir tatsächlich die letzten beiden Schritte im Wasser absolvieren. Dann ahben wir Zeit, vor Ort zwischen den Ruinen der Kirche und weiterer zerfallenen Gebäude zu spazieren. Zusätzlich genießen wir den Sonnenuntergang. Danach wird es recht kühl und wir kehren zum Schiff zurück. Nach einem leckeren Buffet heißt es tatsächlich wieder Nordlicht-Alarm, dieses Mal sind sie nicht ganz so intensiv, dafür können wir dieses Mal rote und blaue Nordlichter entdecken. Dann heißt es ab ins Bett denn morgen erwartet uns ein voll gepackter Tag.

7. Tag: Qassiarsuk – Narsarsuaq – Qootoq Eisfjord

Wir liegen heute ganztags in Qassiarsuk auf Reede und beginnen darum früh mit unserem Programm. Zeitiges Aufstehen, zeitiges Frühstück, die Gäste, die Kajak fahren wollen fertig zum Briefing, Klamotten raussuchen, sortieren, anziehen... STOPP! Eine Borddurchsage: Leider ist unsere geplante Anlandung in Qassiarsuk NICHT möglich. Aufgrund des starken Windes und der Wellen ist es nicht möglich sicher an Land zu gelangen. Wir melden uns später wieder mit Informationen zum Programmablauf. Na super, wir hatten doch unseren Tag durchgetaktet... Okay dann warten wir auf weitere Informationen. Kajak fällt aus. Später erfahren wir, dass die komplette Anlandung in Qassiarsuk ausfallen muss und somit auch diverse Wanderungen und auch der Besuch der Weltkulturerbestätte Brattahlid, die Siedlungsstelle Erik des Roten. Hier kann man die Ruinen der ersten Kirche auf grönländischem Boden besichtigen, ebenso wie die Ruinen eines nordmännischen Langhauses. Auch der erste Thingplatz befindet sich hier. Aber um dies zu sehen, müssen wir nochmal wiederkommen. Der Schiffsbesatzung gelingt es - nachdem sich auch der Wind etwas gebessert hat - auf der gegenüberliegenden Seite, im nicht unbedeutenden Ort Narsarsuaq eine Anlandung zu organisieren. Da sich das Wetter tatsächlich etwas bessert, kann nun auch die Freude auf ein Highlight der Reise steigen, die Fahrt in den Qootoq Eisfjord. Wir liegen den ganzen Tag vor Ort und je nach Abfahrtszeit für das Boot zum Fjord, bleibt auch Zeit den kleinen Ort zu erkunden. Ein 30 minütiger Fußweg führt vom Hafen nach Narsarsuaq, welches tatsächlich einen internationalen Flughafen besitzt. Da sich hier von 1941-1958 eine Air Base der US Army befand, wurde der vorhandene Flughafen danach von Dänemark übernommen und bietet heute auch Verbindungen nach Kopenhagen und Reykjavik. Auch während wir da sind landen bzw. starten 4 Maschinen, allerdings alle kleineren Formats. Der Ort verfügt neben dem Flughafen über ein recht großes Hotel, eine Tankstelle, mehrere Cafés und ein tolles kleines Museum. Dieses besuchen wir auch und bewundern die zweigeteilte Ausstellung. Zum einen geht es um die Siedlungsgeschichte der Nordmänner, die allgegenwärtig ist. Zum anderen gibt es eine Ausstellung über die Zeit Narsarsuaqs als Militärbasis mit Hospital. Nun sind wir aber alle ganz gespannt auf unseren Ausflug in den Eisfjord. Mit kleinen Booten für bis zu 12 Gästen rasen wir mit den einheimischen Kapitänen in Richtung Fjord und bereits am Eingang können wir die ersten Eisberge sehen. In 1000 Formen und fast immer zumindest mit einem blauen Schimmer werden es immer mehr und unsere Bootsfahrer müssen genau darauf achten, wo sie lang fahren. Ganz erfahren bringen sie uns aber problemlos bis in die Nähe der Gletscherzunge des Qootoq-Gletschers. Dort werden die Motoren ausgestellt damit wir die Ruhe am Eis genießen können. Und tatsächlich hören wir es mehrfach im Inneren des gewaltigen Gletschers krachen. Wir lassen uns entlang der Gletschermauer treiben und genießen dabei einen leckeren Weißwein inklusive echtem Gletschereis. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, so nah an der Gletscherwand zu sein. Anschließend geht es rasant durch die Eisberge und -schollen zurück mit ein paar gigantischen Eisbergen am Schluss der Tour. Ich denke alle sind von der Gewaltigkeit des Eises positiv überwältigt. Es bleibt noch Zeit in Narsarsuaq für diejenigen, die den Ort noch nicht besucht haben. Zum Abendessen sind dann alle zurück an Bord und es heißt Leinen los! Für die nächsten Tage hoffen wir alle auf gutes Wetter, denn die Überfahrt auf den Spuren von Leifur Eriksson nach Neufundland steht an...

8./9. Tag: Seetage – Überfahrt Grönland nach Neufundland

Die kommenden beiden Tage verbringen wir auf dem Ozean. Wir überqueren die Labrador-See von Südwest-Grönland nach Neufundland. Neben der Hoffnung auf einigermaßen ruhige See, überlegen wir vor allem auch, wie wir die Zeit an Bord verbringen werden. Doch unser Expeditionsteam hat uns ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Vorträge, Filme, Aktivitäten. Wir haben die Möglichkeit das Experten-Team zu treffen und unsere Fragen direkt beantwortet zu bekommen. Wir dürfen sogar die Brücke besuchen, natürlich ein Höhepunkt. Der Kapitän nimmt uns mit einem Navigator in Empfang und erklärt uns die Abläufe und jegliche Gerätschaften auf der Brücke. Wir erfahren technische Details zum Antrieb von MS FRAM und auch zur Routenbestimmung. Aus dem Mund des Kapitäns hören wir, dass das Wetter ziemlich passabel bleiben soll und alle atmen schon ein wenig durch. Unser Tagesablauf wird nun noch etwas entschleunigt und jeder kann seinen Tag gestalten wie er möchte. Heute stehen ein Film über die Arktis auf dem Programm, Vorträge von Sabine über „Die Siedlung der Nordmänner im Norden", von Rudolf zur „Pflanzenwelt Grönlands" und von Kristian zur „Geschichte des Kajaks und die Migration der Inuit". Am Abend präsentiert uns die Crew bei einer kleinen Modenschau Outdoor-Mode und es erwartet uns ein arktisches 5-Gänge-Menü. So sieht ein typischer Seetag aus... Damit man einen Eindruck bekommt, wie so ein

Experten–Team an Bord

aussieht, stelle ich kurz mal unsere Lektoren und Expeditionsverantwortlichen vor.
Mario, der Leiter des Expeditionsteams, war der erste Italiener, der ein italienisches Schiff durch die Nordwestpassage navigierte. Der Turiner ist Doktor an der Universität in Tromsö, wo er auch lebt.
Colin ist der Biologe mit Abschlüssen in Meeresbiologie, Ozeanografie und Mündungsökologie. Er stammt aus Schottland und ist inzwischen seit 40 Jahren an Forschungen in Arktis und Antarktis beteiligt.
Herb ist Doktor der Päläontologie an der Universität von Kalifornien in Berkeley und Assistenz-Kurator an der Universität von Colorado in Boulder. Er hat mehrere Bücher verfasst und ist sehr aktiv in verschiedenen Organisationen zum Schutz des Weltnaturerbes.
Für Holly ist es eine Überfahrt in ihre Heimat Neufundland. Die Kanadierin hat Ökologie von Wald- und Singvögeln studiert und ist an Bord die Ornithologin.
Sabine wurde an Bord als Lektor für geschichtliche Themen vorgestellt. Sie war Leiterin des Goethe-Zentrums in Reykjavik und ist die Autorin des Dumont-Reiseführers für Grönland.
Rudolf stammt aus Chile und ist seit 20 Jahren mit Hurtigruten in Arktis und Antarktis unterwegs. Er war schon auf der allerersten Expedition der MS FRAM dabei. Rudolf ist studierter Biologe und sein Spezialgebiet sind Fische. Außerdem war er lange Zeit Vorsitzender der ältesten chilenischen NRGO.
Camille ist die Bordfotografin und stammt aus Nordkalifornien. Sie hat bereits Titelbilder für National Geographic und das TIME Magazin geliefert.
Kristian mit grönländischer Mutter und norwegischem Vater ist der Kajak-Guide an Bord. Er ist auch der Gründer des Öko-Reiseveranstalters Clean Up Paddling und steht Jugenddelegationen bei den UN Konferenzen der UNO zum Klimawandel vor.
Ralf, der stellvertretende Expeditionsleiter, stammt von der Nordseeküste und hat im Fach Natursport/Outdoor promoviert. Er ist Dozent an der Sportuniversität Oslo und an der Universität Marburg.
Madelaine ist die Expeditionskoordinatorin. Sie stammt aus Radeburg und hat durch zahlreiche Auslandsaufenthalte und Tätigkeiten bei diversen Kreuzfahrten Erfahrungen gesammelt.
Josh stammt aus Malta und hat Meeresbiologie studiert. Er ist ganzjährig als Guide für Naturaktivitäten unterwegs.
Hannes ist der Simultandolmetscher an Bord. Der Berliner hat Anglistik und Hispanistik studiert und später Konferenzdolmetschen in Monterey (Kalifornien).
Vermutlich sehr zur Freude von Holly können wir heute einen blinden Passagier vermelden. Ein Wanderfalke ist der MS FRAM zugeflogen, eigentlich viel zu weit weg von seinem normalen Habitat, denn eigentlich benötigt er Land in der Nähe. Davon sind wir noch ziemlich weit entfernt, aber Rudolf und Holly kümmern sich so lange er noch nicht wieder in Landnähe ist. Wir haben heute noch spät eine Aufgabe, denn wir müssen in der Nacht die Uhren um 30 Minuten zurückstellen. Wir erreichen die neue Zeitzone für Neufundland.
Nach ausnahmsweise ziemlich viel Schlaf beginnt unser neuer Seetag, wie immer Kräfte sammelnd mit einem leckeren Frühstück. Auch heute gibt es ein abwechslungsreiches Programm für uns, u.a. einen Vortrag unseres Ozeanologen zu Meeresströmungen und einen Vortrag von Herb zur Plattentektonik. Eine wirklich witzige und abwechslungreiche Form ist die Speaker's Corner. An Deck stehen uns 4 Experten zu 4 Themen zur Verfügung und per Schlag der Schiffsglocke der MS FRAM wird, ähnlich wie beim Speeddating, aller 10 Minuten der Dozent gewechselt. Am Abend erwartet uns dann wieder ein leckeres 5-Gänge-Menü.
Wir befinden uns schon seit dem Nachmittag wieder über dem Kontinentalschelf und haben somit den Weg nach Labrador bei ruhiger See und abwechslungsreichem Programm hinter uns gebracht. Mal sehen, wie wir uns morgen bei den anstehenden Landgängen fühlen...

10. Tag: St. Anthony – UNESCO–Weltkulturerbe L'ans aux Meadows

Am Morgen erreichen wir St. Anthony in Neufundland und somit reisen wir heute nach Kanada ein. Da wir nach zweit Seetagen endlich wieder an Land wollen, müssen allerdings auch die entsprechenden Einreiseformalitäten eingehalten werden. Während des Frühstücks kommt also der Zoll an Bord, um die von uns ausgefüllten Einreisekarten und die an der Rezeption hinterlegten Reisepässe zu kontrollieren. Das Schiff wird dann frei gegeben und wir können zu unserem Ausflug starten. Alle, die keinen Ausflug gebucht haben, können die 2.200 Einwohner zählende Metropole auf eigene Faust erkunden. Wir als Besucher vom Schiff werden von den Einheimischen äußerst gastfreundlich empfangen. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel in Schulbussen - unserer ist Baujahr 2001 - zu unserem Ausflug nach Norden, in das Weltkulturerbe-Zentrum L'ans aux Meadows . Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten und wir erkunden die erste nachweisbare Siedlung Leifur Eriksons mit unserer Führerin Dale und Sabines Übersetzungen. Das Gelände der Ausgrabungen ist sehr weitläufig und am Anfang vermittelt ein sehr schönes, interaktives Museum viel Wissenswertes zum Leben der Nordmänner und zu den Ausgrabungen vor Ort. Es gibt vor Ort die Nachbildung einer Schmiede und eines Langhauses, in welchem Schauspieler Einblick in das früherer Leben geben. Nach diesem Besuch fahren wir weiter nach Norstead - hier befinden sich die Replika der Häuser aus der Zeit Leifur Eriksons. Ein Langhaus, eine Kirche und die Nordmänner-Knoerre Snorri kann man besichtigen. Auch hier lernt man über nordische Kulinarik, die Arbeit der Frauen und das Schmiedewesen mit lebenden Museumsmitarbeitern. Leider neigt sich der Ausflug schon dem Ende zu und mitten durch ein Elch-Jagd-Gebiet kehren wir zurück zum Schiff. Da wir heute am Pier anlegen, kann jeder jederzeit raus. Wir nehmen ein leichtes Mittagessen ein und wollen dann mit dem von Hurtigruten eingerichteten Shuttle-Service die Stadt noch erkunden. Der Shuttle hält an verschiedenen Haltestellen, wir entscheiden uns nach kurzfristiger Überlegung, am entferntesten Punkt auszusteigen. Über gut ausgebaute Küstenwanderwege können wir einige Aussichtspunkte erklimmen und die Landschaft des Fishing Point Municipal Parks genießen. Anschließend laufen wir zurück in die Stadt und besichtigen noch das Hospital, welches durch den bekanntesten Gönner der Stadt, Sir Wilfred Grenfell, und seine Stiftung entstehen konnte. Im Foyer befindet sich ein wunderbares Relief. Mit dem Namen Sir Grenfells kommt man zwangsweise in der Stadt in Berührung, denn nach ihm sind einige Straßen, die Grundschule, das Hospital und noch vieles mehr benannt. Auch sein Wohnhaus steht noch und kann gern angeschaut werden. Es ist ein kleines Museum und rund um das Haus führt ein ca. 30-minütiger Wanderpfad mitten durch den Wald. Natürlich wandern wir den Weg auch noch ab, aber dann ist es wirklich auch Zeit auf den Bus zum Schiff zu warten. Wir stärken uns am Buffet und dann erzählt uns Rudolf noch schnell das Wichtigste zum Folgetag. Ganz so lange sitzen wir heute nicht an der Bar, denn wir gehören zu den ersten morgen, die das Schiff verlassen werden...

11. Tag: Red Bay – Labrador – EIGENTLICH

... dachten wir zumindest. Nach dem frühen Aufstehen lässt uns der Blick nach draußen sehr wundern. Wir haben uns nicht bewegt! Bereits am Abend wurde uns ein verspätetes Auslaufen avisiert, da das Antriebssystem einen Alarm gemeldet hatte. Eigentlich sollte dies keinen Einfluss auf unsere Tour haben, da unser nächster Zielhafen Red Bay gar nicht so weit entfernt liegt. Leider konnte der Fehler aber nicht über Nacht behoben werden. So bietet sich uns beim Frühstück der gleiche, wenn auch wunderschöne, Blick auf St. Anthony wie am Vortag. +++ UPDATE 08.00 Uhr +++ Der Fehler konnte noch nicht behoben werden +++ Nächste Information 10.00 Uhr +++ Das Programm wird umgestellt, die Ausflüge für Red Bay werden gestrichen und während wir unseren Lektoren lauschen, warten wir auf Neuigkeiten von der Brücke, wann wir auslaufen können. +++ UPDATE 10.00 Uhr +++ Der Fehler konnte nicht behoben werden +++ Die Gangway ist frei gegeben bis 11.30 Uhr +++ Nächste Information 12.00 Uhr +++ Also gehen wir uns für eine Stunden die Beine vertreten an Land. Das Wetter ist sonnig, nur weht heute ein stärkerer Wind. Das Mittagessen schmeckt uns trotzdem. +++ UPDATE 12.00 Uhr +++ Der Fehler kann intern nicht behoben werden, es wird ein Experte von außen nötig +++ Keine Neuigkeiten bis 18.00 Uhr +++ Freigabe der Gangway bis 17.30 Uhr +++ Nächste Information 18.30 Uhr +++ Schade, so ein bisschen hatten wir uns auf Abfart von St. Anthony gefreut, auch wenn es hier wirklich schön ist. Also beschließen wir, das gute Essen durch Bewegung wieder zu relativieren. In verschiedene Richtungen starten wir zu einer weiteren ausgiebigen Erkundungsrunde. Manch einer bleibt an Bord und nimmt am neu erarbeiteten Lektoren-Programm teil. Die Crew gibt sich viel Mühe, trotzdem ist das Warten und Nichtwissen was passiert schon störend. +++ UPDATE 18.30 Uhr +++ +++ Treffen für die Programmbesprechung +++ Kapitän und Erster Ingenieur sind anwesend... +++ Wir bleiben mindestens für weitere 24 Stunden in St. Anthony +++ Dem Kapitän, dem Ingenieur und dem stellvetretenden Expeditionsleiter fällt es sichtlich schwer, uns die schlechten Nachrichten zu übermitteln. Aber es steht fest, dass der Fehler nicht intern behoben werden kann. Das bedeutet ein Spezialist muss aus Norwegen eingeflogen werden, idealerweise mit einem Ersatzteil. Wann dieser eintrifft kann niemand voraussagen. Beim abendlichen Menü merkt man, dass die Stimmung allerseits etwas bedrückt ist. Das Expeditionsteam hat sich ein tolles Programm für den 3. Tag in St. Anthony einfallen lassen, allerdings haben die meisten Gäste die angebotenen Aktivitäten schon am ungeplanten Tag 2 unternommen... Wir können gegen die Situation nichts tun, hoffen, dass der Techniker schnellstmöglich eintrifft und alles soweit in Gang bringt, dass wir zumindest zeitnah weiterfahren können.

12. Tag: Bonne Bay – EIGENTLICH – jetzt St. Anthony

Der dritte Tag in St. Anthony beginnt, der dritte Tag mit denselbem Blick aus dem Fenster des Restaurants. Und heute regnet es auch noch. Es ist tatsächlich ungemütlich und langweilig, ein gewisser Schiffskoller stellt sich ein. Tapfer versuchen wir, uns durch Teilnahme an Vorträgen oder einer Runde Tischtennis dem entgegen zu stellen, aber so richtig mag es uns nicht gelingen. Zum Mittagessen gibt es zumindest aufheiternde Nachrichten. Ich habe einen örtlichen Anbieter für Whalewatchingtouren dazu bringen können, uns trotz Ende seiner Saison, nochmals zur Verfügung zu stehen.Und so geht ein Großteil unserer Gruppe auf eine Whalewatching-Tour aufs offene Meer. Unser Kapitän Terry und unser Guide Paul sehen schon bei Ausfahrt aus dem Hafenbecken Wale in großer Entfernung. Zielgerichtet fahren sie darauf zu und tatsächlich dauert es nicht lange und die gigantischen Meeressäuger tauchen neben dem Boot auf. Wir genießen die Nähe der Buckelwale in vollen Zügen. Unser Beobachtungsschiff schaukelt zwar ganz schön in den Wellen, aber das können wir ab. Die Tiere sind unglaublich und es werden gefühlt tausende Bilder geschossen. Auch die Fahrt über das windige Meer tut uns gut - einfach mal nicht auf dem Schiff auf Neuigkeiten warten... Die Neuigkeiten erwarten uns dann beim abendlichen Meeting und Vorschau auf den nächsten Tag - und es sind dieses Mal sehr traurige Neuigkeiten: Der Mechaniker ist noch nicht da und wird auch nicht vorm vorletzten Tag da sein! Der Notfallplan lautet also verfrühte Ausschiffung, Flug von St. Anthony nach St. John's, eine zusätzliche Nacht dort. Die Stimmung beim Abendessen kann man sich vorstellen... Ziemlich frustriert, nicht über die technischen Unzulänglichketen sondern eher über das Verhalten und den teilweise lapidaren Umgang mit den Gästen kann, spülen wir unseren Ärger in der Panoramlounge auf Deck 7 mit ein paar Getränken runter. 

13. Tag: Bonne Bay – EIGENTLICH – jetzt St. Anthony

Aufgund der Reiseinkürzung beginnen am heutigen Tag bereits die organisatorischen Aufträge wie Passport holen, Gummistiefel abgeben etc. Durch ein anderes Kreuzfahrtschiff in einer entlegeneren Bucht, stehen heute nicht einmal Shuttlebusse zur Verfügung. Was bleibt uns also anders übrig als uns wieder selbst zu helfen. Ein paar wenige Anrufe und schon haben wir zumindest für den Nachmittag einen Programmpunkt. Ich bestelle einfach einen Bus und schaue mir mir schnell im Internet ein Ziel aus. Nach dem Mittagessen treffen wir uns am Pier und uns erwartet ein uniformierter äußerst netter und abenteuerlustiger Fahrer - Danny. Wir fahren raus aus St. Anthony in Richtung Raleigh. Das kleine Fischerdorf mit 120 Einwohnern liegt wunderschön in einer Bucht der Belle Straight. In der Nähe gibt es ein Biosphärenreservat, welches wir mit Danny ansteuern. Über eine abenteuerliche Kiespiste bringt uns der Bus ans Ende der Welt, zumindest sieht es hier so aus. Ein riesiges Kalksteingebiet, tundraartige Vegetation und massige Klippen, dazu türkisfarbenes Wasser - eine wunderbare Kulisse im Sonnenschein. Wie sich herausstellt, wohnt Danny seit 47 Jahren in St. Anthony, war aber selbst noch nie an dieser Stelle. ein beeindruckendes Erlebnis. Anschließend fahren wir zurück in den Ort und schauen uns etwas um. Ganz spontan laden uns Barry und seine Frau in Ihren Vorgarten ein, wo der Fischeintopf fürs Abendessen auf dem Feuer steht udn wir finden Gelegenheit mit den Einheimischen ein wenig über Kabeljau und die Entwicklung von Raleigh zu plaudern. Dann müssen wir leider wieder zurück zum Schiff. Es war ein sehr unterhaltsamer Ausflug. Auf dem Schiff erwarten uns dann die Informationen zu den Flügen des nächsten Tages und restliche organisatorische Hinweise. Das letzte Abendessen an Bord und ein Farewell-Cocktail mit dem Kapitän und den Offizieren - leider alles sanft begleitet von Melancholie und ein wenig Frust. Darum wundert es auch nicht, dass die Rede des Kapitäns mit einem müden Lächeln quittiert wird, immerhin saßen wir 5 Tage fest. Die Crew schafft es im Verlauf des Abends den Gästen wieder ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Mit einer tollen, mitreißenden, witzigen Crewshow werden die Gäste versöhnt. Es tanzen unter anderem die "Surpreme Dancers", die "Crazy Frogs" und die "Seasick Band" spielt...

14. Tag: St Pierre et Miquelon – EIGENTLICH – jetzt St. John's

Nun bricht er also an, unser letzter Tag in St. Anthony, unser letzter tag an Bord MS FRAM. Die Passagiere sind in zwei Gruppen aufgeteilt, wir gehören komplett zur Gruppe 1, was für uns bedeutet, dass wir mit der ersten gecharterten Maschine von St. Anthony nach St. John's ausgeflogen werden. Also Koffer aufgeben auf dem Schiff, frühstücken und dann Abschied nehmen von der MS FRAM und seiner Crew. Der Weg zum Flughafen dauert 45 Minuten und der Flughafen ist wie erwartet sehr klein. Die Abwicklung ist auch dementsprechend einfach gehalten, wir fahren einfach mit dem Transferbus direkt zum Flieger, zeigen unseren Pass und steigen ein. Eine knappe Stunde später landen wir in der 200.000 Einwohner zählenden Region von St. John's. Wir sind alle im Hotel in Flughafennähe untergebracht. Logistisch nicht so toll, um die Stadt zu erkunden, aber es ist nur noch die eine Nacht. Im Hotel bekommen wir Mittagessen und dann bleibt die Möglichkeit das Stadtzentrum per Taxi zu erreichen. Da einige Gepäckstücke tatsächlich noch eine extra Runde drehen und erst mit der zweiten Chartermaschine endgültig im Hotel ankommen, fahren wir inzwischen nach Downtown. Wir werfen einen Blick in die Basilika und weil es wie aus Eimern schüttet, entscheiden wir uns für einen Besuch in Christians Pub. Die Stimmung ist toll und wir lassen uns alle "SCREECHEN" - eine Zeremonie für die der Pub bekannt ist. Dabei müssen wir einen Schnaps trinken, einen gefrorenen Kabeljau küssen und einen neufundländischen Satz aufsagen. Dann gibt es ein Diplom. Alle bestehen. Da der Regen nicht nachlässt, beschließen wir, den Abend im Pub bis zum Abendessen im Hotel ausklingen zu lassen.

15./16. Tag: St. John's – Heimflug

Heute beginnt die Heimreise nach Deutschland. Wir beginnen den Tag mit einem typisch nordamerikanischen Frühstück: warm, gehaltvoll und auf Bestellung. Leider dauert die Abwicklung recht lange, so dass es knapp wird... denn Eberhardt hat noch ein Spezialprogramm gestrickt. Nach dem Frühstück treffen wir uns mit unseren Koffern in der Lobby und starten zu einer Stadtrundfahrt mit deutschsprachiger Reiseleiterin durch St. John's, damit wir noch etwas zu sehen bekommen. Lisa, eine Künstlerin aus St. John's mit deutschem Ex-Mann und 19-jähriger Vergangenheit in Lübeck, nimmt uns mit auf die Reise durch die Hauptstadt Neufundlands. Das Wetter zeigt sich dabei leider von seiner neufundländisch typischen Seite: neblig und regnerisch, nur kühl ist es nicht. Wir fahren zuerst zum Signal Hill hinauf, von dem man ein fantastsiche Sicht auf die Stadt hat... Nur eben heute nicht, denn es herrscht dichter Nebel udn wir sehen gar nichts. Also spazieren wir eine Runde um den Cabot Tower und dann geht es im Bus gemütlich durch die farbigen Straßenzüge St. John's. An der Basilika halten wir für ein paar Fotos - ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Mit allerlei Geschichten aus dem Leben führt uns Lisa dann am Hafen und am Terry-Fox-Park vorbei nach Quidi Vidi, ein kleines ursprüngliches Fischerdorf am Rande der Stadt. Hier haben wir noch eine Überraschung parat: Auch wenn es Vormittag ist, erwartet uns in der kleinen Brauerei des Stadtteils eine Bierverkostung! Bei dem Wetter eine gelungene Abwechslung. Wir kosten 4 Biere (Iceberg, Fogtown, Bog&Barrens und Dayboil) und erfahren Einiges zur Herstellung u.a. mit Eisbergwasser oder der Verwendung von Koriander und Meeressalz... Nach der Verkostung bringt uns dann der Bus zum Flughafen und über Toronto fliegen wir nach Berlin.

Auf Wiedersehen!

Liebe Reisegäste, es war mir eine Ehre mit Ihnen gemeinsam auf dieser Entdecker-Reise unterwegs gewesen zu sein. Trotz aller widrigen Umstände haben wir aus meiner Sicht das Beste aus der Situation gemacht. Auch dank Ihres Optimismus und der Bereitschaft die Gegebenheiten anzunehmen, haben wir doch viele neue und spannende Erfahrungen mitgenommen. Vielen Dank und vielleicht sieht man sich irgendwo auf der Welt, wenn vielleicht auch nicht gleich wieder auf den Weltmeeren, wieder. 

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