Reisebericht: Rundreise Südengland – die schönsten Gegenden

18.06. – 27.06.2012, 10 Tage Rundreise Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Dartmoor – Cornwall – Lands End – Cotswolds


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Hier kann man sie noch finden, die nahezu zeitlose Romantik abgeschiedener kleiner Dörfer mit bunten Vorgärten, alte Städtchen mit Fischerbooten, majestätische Burgen und riesige Kathedralen, eine Mischung, die eine Rundreise durch Südengland so anziehend macht.
Ein Reisebericht von
Constanze Maißel
Constanze Maißel

Reisebericht

„Die schönsten und romantischsten Gegenden Südenglands“
vom 18.06. - 27.06.2012
1. Tag
Den ersten Tag unserer Reise verbrachten wir im Bus, überquerten mehrere Ländergrenzen, um schließlich am Abend in Calais in unserem Hotel anzukommen. Wir nahmen ein spätes Abendessen ein, gingen in unserem Hotel müde ins Bett, um dem nächsten Tag, der uns auf die Insel bringen sollte, entgegen zu schlafen, denn wir waren erschöpft von der Reise.
2. Tag
Schon früh am Morgen saßen wir wieder im Bus, dieses Mal in Richtung Fährhafen Calais, um die Fähre der P&O Ferries nach Dover zu besteigen. Pünktlich legte die Fähre ab und nach nun neuer englischer Zeit trafen wir am anderen Ufer des Ärmelkanals ein. Die Kreidefelsen von Dover hatten uns schon lange begrüßt. Unser Bus wechselte nun auf die linke Seite, um Südengland „in Angriff zu nehmen.“ Begrüßt wurden wir von saftigen Wiesen und Stechginster an beiden Seiten der Straße. Unsere erste Station war Rye, ein mittelalterliches Städtchen mit einer Kirche auf einer Anhöhe in der Mitte des Ortes. Wir unternahmen einen Spaziergang, bewunderten das uralte Kopfsteinpflaster und fühlten uns zurückversetzt in die Zeit der Schmuggler, die sich dereinst im Mermaid Inn wohlgefühlt hatten, heute ein liebevoll restaurierter Fachwerkkomplex mitten in der Altstadt.
 

 
 
 
 
 
 
 
Weiter ging‘s nach Hastings, in dessen Nähe die historische Schlacht bei Hastings (heute der Ort Battle) stattgefunden hatte, William the Conquerer war damals erfolgreich gewesen (1066) und hatte die normannische Besiedlung der Insel ermöglicht. Wir stiegen in der Nähe des Hafens aus, unweit der Netshops, hohe und schlanke Holzhäuser, in denen die Fischer ihre Netze trocknen, weil das Ufer bei Flut viel zu schmal dafür ist. Einige probierten schon mal Fish and Chips oder schleckten ein Eis. Andere fuhren mit dem Lift hinauf auf den Westhill, einer historischen Standseilbahn. Oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Hafen.
Schließlich machten wir uns auf ins Viktorianische Brighton, auch „London by the sea“ genannt, um dem mondänen Zeitalter der Prinzregentenzeit nachzuspüren. Einige entschlossen sich zu einem Spaziergang zum Royal Palace, einem Pavillon wie aus „1000 und einer Nacht“, der dem Palast eines Maharadschas in nichts nachsteht. Die überwältigenden prachtvollen Innenräume können besichtigt werden, wovon einige unserer Gruppe Gebrauch machten und sehr davon schwärmten. Der Royal Pier ist eine Seebrücke, die in den letzten Jahren restauriert worden ist, man kann flanieren und dem bunten Treiben zusehen, der an einen Jahrmarkt erinnert. Unser Hotel lag an der Prachtstraße direkt am Strand, der Seafront.
3. Tag
Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir auf nach Arundel, einer kleinen historischen Stadt. Die herrliche Kathedrale grüßt schon von weitem, sie steht inmitten der Stadt auf einer Anhöhe, daneben thront das prachtvolle Arundel Castle. Zunächst besichtigten wir gemeinsam die Kathedrale und machten einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Danach ging‘s zum Schloss mit herrlichen Gärten unterschiedlichen Charakters, eine Kapelle steht innerhalb des Parks, hier werden seit dem 14. Jahrhunderts die von Norfolks bestattet. Im Hauptgebäude des Schlosses schlenderten wir durch prunkvolle Säle, das Schlafgemach der Königin Victoria und bestaunten Waffen, Möbel, Geschirr und Gemälde, die im Schloss ausgestellt werden. Gegen Mittag verließen wir Arundel und brachen auf nach Portsmouth, um dort das Schlachtschiff des Lord Nelson zu besichtigen, mit dem er 1805 bei der Schlacht von Trafalgar die spanisch-französische Flotte besiegte. Leider wurde er in dieser Schlacht von einer Kugel getroffen, an der er nach 3 Stunden verstarb. Im Fußboden des Decks, auf dem ihn die gegnerische Kugel erwischt hatte und er zusammengebrochen war, ist eine Messing-Gedenktafel in die Holzplanken eingelassen.
 

 
 
 
 
 
 
 
Wir sahen richtig dicke Seile, Munitionsmagazine, eine historische Kombüse, die Hängematten der Matrosen und die Kommandobrücke des Admirals, alles sehr beeindruckend. Im Anschluss ging‘s ohne Verzug noch ins Royal Navy Museum, das man bei dieser Gelegenheit gleich mit besuchen kann, weil der Eintritt bereits enthalten ist. Danach verbrachten wir noch Freizeit in der Hafenstadt Portsmouth, einige bummelten durch die lebhaften Einkaufsstraßen, andere nutzten die Zeit für eine Fahrt mit dem Lift auf den weithin sichtbaren Spinnaker Tower, der einem Segel nachempfunden worden ist, von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf Stadt und Umgebung, da der Tower 170 m hoch ist. Unser Nachtquartier erreichten wir in Fareham.
4. Tag
Heute sollte uns unser Weg auf die Isle of Wight führen, eine der beliebtesten Inseln Großbritanniens. Pünktlich erreichten wir die Fähre und setzten samt Bus über. Wir konnten uns an Deck die Beine vertreten und frische Seeluft um die Nase wehen lassen.
Nach gemütlicher Überfahrt erreichten wir die Insel und fuhren in Richtung „The Needles“. Das sind Kalkfelsformationen, die wie kleine weiße Haufen am westlichsten Zipfel der Insel im Meer erstrahlen. In der Nähe gibt es einen Sessellift, mit dem man hinunter fahren kann zur Alum Bay, um verschieden farbige Sande über der Bucht zu bestaunen. In der Nähe der Needles gibt es die Old Battery, in der einst Raketen entwickelt worden sind, heute ist sie ein Museum.
 

Danach führte uns unser Weg nach Shanklin, einem Ort mit Promenadenwegen, einer Badebucht und allerhand kleinen Läden, in denen unter anderem einheimische handwerkliche Produkte angeboten werden. Im beschaulichen Örtchen Godshill besuchten wir die Kirche aller Heiligen, die bereits seit vielen Jahrhunderten über dem Dorf thront. Da gerade kein Gottesdienst stattfand, konnten wir die Kirche von innen besichtigen. Über den alten Friedhof gelangten wir zurück ins Dorf, wo zahlreiche Läden, Cafés und Teestuben zum Verweilen einladen. Sogar das Lieblingsteehaus von Queen Victoria befindet sich hier, man kann dort gemütlich einen richtigen englischen Tee genießen. Die Fahrt zur Fähre gestaltete sich schwierig, denn gerade an diesem Tag war die große Anreisewelle für das „Isle of Wight Festival“, einem Musikfestival, das 3 Tage andauert und zu dem scharenweise, zumeist junge Leute, in bunten Gummistiefeln anreisen. Weil durch sehr viel Regen die Parkplätze des Festivals total verschlammt waren und die Fahrzeuge nur mit Treckern abgeschleppt werden konnten, waren die kleinen Straßen der Insel bald verstopft, so dass die ankommenden Fahrzeuge nicht mehr aus den Fährterminals fahren konnten. Also gab es für uns auch eine längere Wartezeit, bevor wir endlich mit etwa einer Stunde Verspätung unsere Fähre für die Heimfahrt befahren konnten. Die Überfahrt war dann kurz, wir beschlossen den Abend bei einem leckeren 3-Gänge-Menü in unserem Hotel „The Red Lion“.
5. Tag
Die erste Station an diesem Morgen war Stonehenge, der berühmte einige Tausend Jahre alte Steinkreis. Wir waren früh da und konnten das Bauwerk mit einem deutschsprachigen Audioguide in Ruhe bestaunen. Ein Rundweg führt um die Steine herum und an mehreren Stationen erfuhren wir viel Wissenswertes über die Entstehung der Mythen, die sich um Stonehenge ranken. Als wir nach unserer Besichtigung abfuhren, hatte sich das Areal merklich mit Menschenmassen gefüllt, so dass wir sehr froh waren, so früh aufgebrochen zu sein.
 

Im Anschluss brachte uns unser Bus in die Stadt Salisbury mit ihren mittelalterlichen Fachwerkhäusern und der berühmten Kathedrale, der bedeutendsten im neogotischen Stil hier in England. Ken Follets Roman „Die Säulen der Erde“ liegt die Entstehung dieser prachtvollen Kathedrale zu Grunde. Wir sahen eines der vier letzten Originale der Magna Carta aus dem Jahre 1215, das hier ausgestellt wird.
 
Nach einer längeren Busfahrt erreichten wir am Nachmittag Killerton House, wo uns genau zur richtigen Zeit ein Creme Tea erwartete. Wir genossen Scones (Hefeteigkuchen) mit und ohne Rosinen, dazu clotted creme und Erdbeermarmelade. Tee mit oder ohne Milch rundete das Ganze ab. Außerdem unternahmen wir einen Rundgang durch den wunderbar angelegten Garten, der seltene Pflanzen und Bäume beherbergt und besichtigten das Herrenhaus innerhalb der Anlage.
6. Tag
Heute begannen wir den Tag mit einem Stadtrundgang durch Exeter. Wir sahen die Reste des normannischen Schlosses, Exeters prachtvolle Kathedrale und die Guildhall, in der schon seit über 800 Jahren die Geschicke der Stadt gelenkt werden. Danach führte uns unser Weg ins Dartmoor. Dort, wo der schwarze Hund von Baskerville zu Hause ist und unheimliche Geschichten überall zu finden sind. In Postbridge hielten wir an und besichtigten zwei Brücken, die sich über den kleinen Fluss des Örtchens zu legen scheinen.

 
 
 
 
 
 
Die alte Clapper Bridge stammt aus dem 13. Jahrhundert und besteht aus großen Granitplatten, die nicht vermörtelt worden sind, sondern nur lose aufeinander liegen und dennoch hat die kleine Brücke dem Zahn der Zeit getrotzt. Die Ponys, die früheren Zugtiere in der Gegend, überquerten diese Brücke jahrhundertelang. Nach nur kurzer Fahrt weiter durchs Dartmoor erreichten wir Princetown, dessen gewaltiges Gefängnis schon von weitem grüßt. Französische Kriegsgefangene bauten dereinst das Gefängnis und zogen im Anschluss gleich selbst ein - wohl nicht freiwillig. Auch heute ist es noch eins - ein Hochsicherheitsgefängnis. Entflohene Häftlinge werden im Dartmoor schnell entdeckt, da sie sich kaum verstecken können, was den Platz für ein Gefängnis wohl auch heute noch attraktiv macht. Im Anschluss fuhren wir nach Plymouth, wir gingen hinauf auf „The Hoe“, auf dem Sir Francis Drake mit Spielen beschäftigt war, als die Spanische Armada am Horizont auftauchte. Er beendete in aller Ruhe sein Spiel, und dann trotz Unterlegenheit, über die Angreifer siegte. Dort steht heute ein Riesenrad und ein Leuchtturm, deren Leuchtfeuer nur mit Kerzen erhellt wird. Wir machten einen Rundgang durch Altstadt und Hafenbereich. Im Anschluss fuhren wir zu unserem Hotel für die nächsten zwei Nächte, ein traditionsreiches altes Hotel inmitten eines parkähnlichen Gartens, auf dessen Rasenflächen das ein oder andere Wildkaninchen zu entdecken war.
7. Tag
Der heutige Tag stand unter dem Motto Cornwall und Rosamunde Pilcher, die als Rosamunde Scott hier geboren und aufgewachsen ist. So fuhren wir zunächst nach St. Ives, ein hübsches Künstlerstädtchen am Meer, in dem die Schriftstellerin als Kind sehr oft gebadet und gespielt hatte. So spielten auch die ersten Rosamunde-Pilcher-Filme in St. Ives, bis die Dreharbeiten wegen der vielen Besucher nicht mehr dort stattfinden konnten, die aufgrund der erfolgreichen ersten Filme in das Städtchen strömten. Wir verbrachten in St. Ives eine schöne Zeit, schlenderten durch die malerischen Gassen, saßen über der Bucht, in der sich Surfer in den Wellen tummelten und probierten das ein oder andere Gericht, einige aßen ihre erste Cornish Pasty, eine gefüllte Pastete, die nur hier in Cornwall auch eine echte Cornish Pasty ist. Auf dem Weg nach Lands End, dem südwestlichsten Zipfel Englands, fuhren wir eine verschlungene Straße entlang, gesäumt von Hecken und Mäuerchen und erfuhren, dass auf dieser Straße oft die Darsteller der Rosamunde-Pilcher-Filme mit ihren offenen Cabriolets herumfahren während der Dreharbeiten.

 

 
 
 
 
 
 
 
Wir erreichten Lands End, den letzten Zipfel Englands und umrundeten ihn zu Fuß. Natürlich fotografierten wir das berühmte Hinweisschild von Lands End und einige erstanden Postkarten, auf die sie den Lands-End-Poststempel stempeln ließen. Auf der Fahrt durch Cornwall sahen wir unzählige alte Zinnminen, die heute nicht mehr in Betrieb sind und deren verwaiste Schornsteine, Pumpenhäuschen und Fördertürme in den Himmel ragen. Der nächste Punkt unserer Reise war die Gezeiteninsel St. Michael’s Mount, ein Hügel mitten im Wasser auf dem eine Festung steht, die einstmals ein Kloster gewesen war. Bei Ebbe kann man zu Fuß einen gepflasterten Weg hinübergehen und auf holperigen Wegen den Hügel erklimmen, um die Festung zu besichtigen. Wir waren bei Niedrigwasser dort, so dass wir einfach hinüber gehen konnten. Wir verbrachten einige schöne Stunden auf der Gezeiteninsel und im gegenüberliegenden kleinen Ort Marazion.

8. Tag
Am Morgen verließen wir unser Hotel, in dem wir uns nach 2 Nächten schon fast ein bisschen heimisch gefühlt hatten. Zuerst fuhren wir nach Bolventor, um im urigen „Jamaica Inn“ längst vergangenen Zeiten der Schmuggler in Südengland nachzuspüren. Danach fuhren wir nach Glastonbury und besichtigten die Ruinen der Abtei, die im 16. Jahrhundert unter Heinrich VIII, wie so viele andere katholische Klöster und Kirchen, geschlossen und geplündert worden war. Die Ruinen sind eindrucksvoll und man kann sich ungefähr vorstellen, wie riesig und ehrfurchterregend die einstmals intakten Gebäude der Abtei gewesen sein mussten. Im Inneren der zerstörten Abteikirche befindet sich eine Tafel, die die vermeintliche Grabstätte König Artus‘ und seiner Frau kennzeichnet.

 
 
 
 
 
 
 
Im Anschluss daran fuhren wir nach Wells und besichtigten die eindrucksvolle prachtvolle Kathedrale des Ortes. In der Kathedrale findet man eine Astronomische Uhr, die aller 15 Minuten schlägt und dabei mechanische Figuren bewegt werden. Besonders eindrucksvoll sind in der Wells Cathedral die nachträglich eingebauten Scherenbögen, die wegen statischer Probleme eingebaut werden mussten. Sie integrieren sich so in das Gebäude, dass man denken könnte, sie wären von Anfang an da gewesen. Den Abend und die Nacht verbrachten wir in Bristol, einer der wichtigsten Städte des einstmals so einflussreichen Templerordens.
9. Tag
Von Bristol aus fuhren wir gen Nordosten und kamen in die Cotswolds, jenen lieblichen hügeligen Teil Englands, der so typisch englisch ist. Satte Weiden, verträumte Dörfer, Trockenmauern und Marktstädte kennzeichnen diesen Landstrich. Wir fuhren durch die immer hügeliger werdende Landschaft und hielten im hübschen Dörfchen Bibury. Die kleinen Straßen werden gesäumt von verträumten alten Häusern, die sich hinter blumenprächtigen Vorgärten zu verstecken scheinen. Eine ganze Straße, deren Häuser aus dem 17. Jahrhundert stammen, wurde gekauft vom National Trust und seitdem liebevoll gepflegt und instand gehalten.

 
 
 
 
 
 
Nach unserem Aufenthalt in Bibury machten wir uns auf, die lange Strecke nach Dover zu bewältigen, um am Nachmittag die Fähre nach Calais zu befahren. Bevor wir unser Hotel in Calais erreichten, fuhren wir noch eine kleine Runde durch das Stadtzentrum und sahen das wunderschöne Rathaus von Calais, vor dem sich das Denkmal für die 6 Bürger von Calais befindet, umgeben von herrlich bunten Blumenrabatten. In unserem Hotel Holiday Inn schliefen wir dem letzten Tag unserer Reise entgegen.
10. Tag
Nach einem kräftigen kontientalen Frühstück brachen wir auf und erreichten Thüringen und Sachsen planmäßig. Alle waren von der langen Reise rechtschaffen müde, aber glücklich wieder in der Heimat angekommen. Es wird einige Tage brauchen, bis die vielfältigen Eindrücke unserer Reise durch das malerische und beeindruckende Südengland verarbeitet sein werden. Wir verabschiedeten uns voneinander und nahmen viele schöne Eindrücke und Erinnerungen mit nach Hause.
 
Nun freuen wir uns auf unsere nächste Reise. Mal sehen, wohin sie uns führen wird.

 
 
 
 
 
 
 
Ihre Constanze Hölig, Reiseleiterin

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