Reisebericht: Rundreise Südengland mit mehr Bewegung und Natur

29.06. – 09.07.2017, 11 Tage mit mehr Bewegung und Naturerlebnissen: Beachy Head – Brighton – Arundel – Isle of Wight – Stonehenge – Dartmoor – Cornwall – Land's End – South West Coast Path (35 Wanderkilometer)


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Empire mit Tradition aber dennoch immer Weltoffen, so die Attribute, die stets für England zutreffend sind. Mit der sogenannten Britischen Eleganz und mit herrlichen Landschaften offenbart sich ganz besonders Südengland.
Die Reisegruppe von Eberhardt-Travel wollte vom 29.6.- 9.7.2017 diese romantische Gegend, die sich von Dover bis nach Lands End mit prächtigen Gärten, verträumten Dörfern u. stolzen Burgen präsentiert, auf ihrer Reise vollens entdecken.
Ein Reisebericht von
Philipp Schmitz
Philipp Schmitz

1.Tag – Anreise nach Calais

Schon zeitig startete der Bus von Dresden aus, denn schon am heutigen Tag sind fast 1000 Km bis nach Calais zurückzulegen. Unterwegs stiegen nach und nach Gäste zu, so dass ab Flughafen Paderborn schließlich alle an Bord waren. Bis nach Calais ging es nicht nur quer durch Deutschland, nein auch Belgien mit seiner flachen ostflandirischen Polderlandschaft und natürlich Frankreich lagen lange Zeit auf unserer Wegstrecke. Eine echte Geduldsprobe war Antwerpen mit seinem schleppenden Verkehr und langen Staus.  Endlich nach vielen Stunden mit wechselnden Landschaften hatten wir Calais erreicht. Durch die Zerstörung im 2. Weltkrieg hatte es wenig Touristisches zu bieten. Dennoch für die die Fährverbindung über den Ärmelkanal ein internationaler Anlaufpunkt. Von Weiten ist gut erkennbar der im flämischen Renaissancestiel erbaute Rathausturm.  Davor das Denkmal „Bürger von Calais", ein Bronzedenkmal des französischen Bildhauers Auguste Rodin.  Nach einem guten Essen fielen die Meisten erschöpft ins Bett, denn morgen muss schon zeitig aufgestanden werden um die gebuchte Fähre zu erreichen.

2.Tag – Dover, Rye, Hastings, Brighton, BeachyHead, Estbourne

Schon zeitig starteten wir zur Überfahrt nach Dover. Am Ende hießen uns die weißen Klippen, die die Römer „Albions" nannten, willkommen. Übrigens die Fährüberfahrt ist ein Geschenk der „Eiszeit". Einst mit dem Festland verbunden, entstand erst mit dem Schmelzwasser und des Ansteigens des Meeresspiegels der Ärmelkanal u. die Inselgruppe, die noch heute der Stolz der Briten ist. Nun als wir Britischen Boden betraten war die erste Aufgabe - Uhren eine Stunden zurückdrehen, denn hier gilt GMZ. Vom Fährhafen ging es nach Rye. Die Marschlandschaft  ist dünn besiedelt und liegt teilweise unter dem Meeresspiegel. Ein Landschaft, die sich  durch Menschenhand im Laufe von Jahrhunderten gebildet hat. Die Urbanmachung führte aber auch dazu, dass Seehäfen, wie zum Beispiel in Rye, vollständig verlandeten. Kaum zu glauben,  dass dieses Städtchen einst im Mittelalter einer der wichtigen Häfen an der Kanalküste war. Dennoch ist der Charme der alten Tage geblieben. Enge Kopfsteinpflastergassen gesäumt von Fachwerkhäusern waren ideale Fotomotive, die zahlreiche Fotos auf unserem gemeinsamen Rundgang nach sich zogen. Höhepunkt war natürlich die Mermaid Street, die uns geradewegs zum ehemaligen Schmugglerlokal „Mermaid Inn" führte. Anschließend ging es auch schon weiter in Richtung Brighton. Vorbei an Haistings, das durch die Schlacht im nahegelegen Battle zwischen Angelsachsen und Normannen im Jahre 1066 noch heute bekannt ist. Nicht nur das William der Eroberer einen Sturz so interpretierte, dass der lediglich mit beiden Händen den angelsächsischen Boden ergreift, so stellte aber dieser Sieg auch die Weichen für die Geschichte Englands und ihrer Sprachentwicklung. Einst erhielt Battle zum Dank für den Sieg von William dem Eroberer  eine eigene Abtei, die aber mit Heinrich VIII unterging und zum mondänen Landsitz mutierte - „nichts ist so beständig wie die Veränderung" auch im Land des Empire mit Tradition. In Brighton noch einen kurzen Besuch am Royal Pavillon -  „Ein Traum aus 1000 und einer Nacht" und dann ging es schon entlang der Küstenstraße zum Naturschutzgebiet „Seven Siesters" und Beachy Head.  Bei gutem Wetter machten wir eine Wanderung entlang der Küstenklippen mit herrlichen Ausblicken und einem beeindruckenden Farbenspiel des Himmels. Nochmal einsteigen in den Bus und schon waren wir in Estbourne, dass für eine Nacht uns Quartier bot.

3. Tag Arundel, Protsmouth Southhampton

Heute steuerten wir Orte an, die in mehrerlei Hinsicht ganz eng mit der englischen Geschichte verbunden waren. Zunächst ging es in das malerische Städtchen Arundel. Am Fluss Arun gelegen leitet sich der Name des Ortes auch von diesem Fluss ab. Altenglisch bedeutet  Arundel so viel wie am Fluss Arun gelegen. Bekannt ist der Ort wegen seiner mächtigen Kathedrale und dem gut erhaltenen mittelalterlichen Castle. Die Stadt spiegelt in Form u. Charakter noch seinen mittelalterlichen Fußabdruck wieder und dennoch wurden gerade im 19. Jahrhundert verschiedene historische Stile imitiert. Ob Tudor-Rivival, Viktorianisch oder Flämisches Mauerwerk. Auf unserem gemeinsamen Rundgang konnten  wir so manche Kostbarkeit aus rotem Backstein kombiniert mit blauen Ziegeln zu geometrischen Mustern gestaltet, entdecken. Ein Abstecher in die Cathedral of Our Lady & St Philip Howard durfte natürlich nicht fehlen. Sie ist neben dem Castle das auffälligste Gebäude der Stadt und wurde 1868 in Anlehnung an die französischen Kathedralen der Gotik erbaut. Anschließend machten wir einen Spaziergang durch weitläufigen Park. Ein romantischer Garten im englischen Stil. Wir entdeckten ungezähmte Wiesenanlagen aber auch malerische Parkanlagen. In Mitten dieser weitläufigen Anlage ist auch die St Nicholas Parish Church. Interessant, weil sie geteilt ist - beide Konfessionen sind hier vereint. Protestantische Pfarrkirche aber hinter dem Lettner liegt die Familiengruft der Howards - eine der wenigen katholischen Familien des Hochadels und die bekanntesten des Geschlechts sind Henry Howard, der Begründer des Blankverses in der englischen Literatur sowie Thomas Howard, der im 17. Jh.  den Grundstein für die erste große Kunstsammlung Englands mit seiner noch immer ansehnlichen Gemäldegalerie  legte. Vom mittelalterlichen  Arundel Castle sind nur noch der normannische Bergfried und die Barbakane (Tor) erhalten. Fast vollständig zerstört wurde es Ende des 19. Jh. neu erbaut. Im Neugotischen Stil  erinnert es ein wenig an eine Hollywood-Kulisse. Innen beherbergt es die wertvolle Sammlung der Herzöge von Norfolk. Der abschießende Rundgang durfte dabei natürlich nicht fehlen. Ganz nebenbei erfuhren wir, dass hier auch Königin Victoria u. Prinz Albert zu Gast  waren und dafür extra Mobiliar angefertigt wurde. Nun aber erstmal genug mit englischer Geschichte. Es war Zeit für eine kleine Stärkung und danach ging es weiter in Richtung Portsmouth. Nicht nur dass diese Stadt der Geburtsort von Charles Dickens ist, nein hier fand auch das Museumsschiff HMS Victory ihre letzte Ruhestätte. Das einstiges Flaggschiff Admiral Nelsons in der Schlacht von Trafalgar wurde von uns von der Admiralskajüte bis in den untersten Schiffsraum besichtigt. Enge, düsteres Licht und Geruch ließen uns das Leben an Bord ein wenig erahnen. Mit welchen strengen Sitten sahen sich die Seeleute auf ihren Fahrten ausgesetzt. Noch heute 200 Jahre nach seinem Tod konnten wir den Geist Nelson spüren. Es blieb noch Zeit für die individuellen Entdeckungen (Hafenrundfahrt, Schifffahrtsmuseum) und dann ging es in Richtung Hotel nach Southampton.

4. Tag Isle of Wight

Heute statteten wir der „Insel vor der Insel"  einen Besuch ab. Dazwischen lag nur der Solent. Bei gutem Wetter liegt er in glitzernder Pracht. Bei der Rückfahrt konnten wir dies in vollen Zügen genießen. Am Fährhafen geschäftiges Treiben - Isle of Wight ist per Fähre oder auch per Hooverkraft zu erreichen. Fast im Halbstundentakt kann man  die Insel, die auch als „Insel der Blumen" bezeichnet wird erreichen. Mir entlockt es nur ein kurzes Victoria, die Ruh ist hin und schon geht es auch für uns los mit der Überfahrt.  Isle of Wight, bunt wie die Klippen der Alum Bay, Insel für Strategen u. Luxussegler, einst Gefängnis eines Königs.  Schon von Weiten sah man die Mündung von Cowes und in East Cowes legten wir an und hatten wieder festen Boden unter den Füssen.  So zahlreich die Attribute der Insel sind, so voll kann der Solent zur Zeit der Cowes Week sein. Einst ein Event für die Upper-Class ist sie jetzt eine Veranstaltung für jeden Segelsportbegeisterten  mit dem nötigen Kleingeld. Schon William Turner hielt den Sorent mit vollen Segeln  bei einem Besuch 1827 fest. Den Rest des Jahres aber fristet Cowes den Schlaf einer Kleinstadt. Nebenbei sei noch bemerkt, dass auch Kaiser Wilhelm II Mitglied des örtlichen Yachtclubs war und immer an den Regatten teilnahm - eingeschlossen waren die verbalen Machtkämpfe zwischen ihm und seinem Onkel Edward VII. Er war so begeistert von dieser Regatta, dass er die Cowes Week als Vorbild für die von ihm ins Leben gerufene Kieler Woche nahm.
Vorbei an Osborne House ging es in Richtung Godshill, was so viel heißt wie „Gottes Hügel". In einer Zeit, als   Friedrich Engels 1845 die Lage der arbeitenden Klasse in England anmahnte, erwarb Königin Viktoria zusammen mit ihrem Gemahl Osborne House. Ihnen standen zwar Windsor Castle, Buckingham Palace u. der Royal Pavillon  zur Verfügung, aber in ihrer „Wohnungsnot" suchten sie dennoch ein Privathaus. Als sie Osborne House erworben hatten, verglich Prinz Albert den Blick auf den Solent mit der Bucht von Neapel. Kein Wunder, dass hier schließlich eine italienische Villa mit Campanile Loggia u. Terrassengarten entstand. Innen mit viel Prunk und Plüsch aus jener Zeit. Kein Wunder, dass es die Liebesresidenz Viktorias war und dass sie  in dieser  nach 63 Regentschaftsjahren auch verstarb. Nun auf der Fahrt quer über die Insel erreichten wir schließlich Godshill. Der Inbegriff eines englischen Dorfes. Es verfügt über einige der ältesten Architekturen der Insel. Auf unserem Spaziergang besuchten wir die reizvolle mittelalterliche Kirche und konnten eine Vielzahl von charmant strohgedeckten Cottages bewundern. Herrliche Fotomotive waren im Kasten.  Erst als wir die Rundfahrt fortsetzten bemerkten wir, dass dieser Ort ein regelmäßiger Treffpunkt für Besucher und Einheimische gleichermaßen war. Nun aber weiter - bald erreichten wir den Küstenort Shanklin. Schon John Keats übernachtet 1819  in Shanklin, wo er sein Buch Lamia fertigstellte und das Drama Otho the Great begann. Im Juli 1868 wohnte Henry Wadsworth Longfellow während seiner letzten Europareise hier. Ein beliebter Badeort. Seine Strohdachhäuser mit den geschnitzten Giebelrändern sind typisch viktorianisch und man findet diese nicht nur hier sondern auch andernorts auf der Insel. Erdrutsche haben hier zur charakteristischen Küstenform geführt. Manche behaupten, es sei das „englische Madeira" nur intimer u. romantischer.  Nun galt es den Ort zu entdecken. Spaziergang mit Blick auf den herrlichen Strand u. einen Blick in die Schlucht Sahklin Clip und dann ging es über Straßen gesäumt von herrlichen Häusern zurück nach Old Village wo man sehr gut Mittag machen kann. Mit vielen Eindrücken ging es entlang der Küste  zum Höhepunkt auf Isle of Whigt den „Needles".  Aber eine Umleitung machte dieses Vorhaben  zu Nichte. Es blieb nur der Weg über das Landesinnere.   Alum Bay - im 19. Jahrhundert wurde man aus einem Busch von Lady Cameron einer Dame aus bestem Hause überfallen und  man musste für ein Foto nach ihren Wünschen still stehen. Persönlichkeiten wie Charles Darwin oder Kronprinz Friedrich von Preußen waren Opfer eines solchen Überfalls. Also Achtung - vielleicht sind Lady Camerons Erben noch heute auf Suche nach Motiven?  Uns gelangen herrliche Bilder vom Naturdenkmal The Needles. Vorher mussten aber Höhenmeter gemacht werden. Höchster Punkt war die New Battery. Über herrliche Wege vorbei an Kühen und enge Pfade erreichten wir wieder den Busparkplatz. Zurück zum Fährhafen. Auf dem Rückweg immer wieder ein herrlicher Blick auf die Alum Bay.  Auf der Fähre in der ersten Reihe - der Kühler des Buses küsste fast die Bordwand der Fähre und nach 1 Stunde bei dichtem Seeverkehr (die Kreuzfahrtschiffe liefen gerade von Southampton aus) erreichten wir den Fährhafen von Southampton und schließlich unser Hotel. Nach dem guten Abendessen hieß es schon wieder Koffer packen,  denn unser nächstes Quartier ist morgen  in der Nähe von Exeter.

5. Tag  Stonehenge,  Killerton House and Garden

Die Deckplatten, bezeichnet als „hanging stones" (hängende Steine) gaben diesem prähistorischen Monument seinen Namen - Stonehenge.
Mit der Anziehungskraft Esoteriker hat es wenig zu tun. Vielmehr hat es schon vor mehr als 5000 Jahren der Sonnenbeobachtung gedient. Und dennoch waren einige Gruppen mit Gebetsrieten unter den Besuchern.  Mittels eines differenzierten Kalendersystems wurden die Saat- u. Erntezeiten berechnet. Außerdem war es auch Stätte des Totenkultes, was die umliegenden Hügelgräber bestätigen. Seit 1901 wurde jeder Stein hier mindestens einmal umgedreht und so Kostbarkeiten zu Tage gebracht. In der kahlen Ebene, die kein Ende hat wirkt das Monument von der Ferne eher unscheinbar. Vor mehr als 5000 Jahren wurden hier zentnerschwere Trilithen u. Blausteine von weit her gebracht u. nach genauen astronomischen u. mathematischen Methoden aufgestellt. An den Resten ist die exakte Baukunst noch heute sichtbar. Künstler der Romantik hatte es ebenfalls in den Bann gezogen. So sah William Turner die Kultstätte bei Gewitter mit einer Schafsherde und hielt diesen Moment fest. Der Schriftsteller Henry James sah diesen stummen Zeitzeugen zum ersten Mal und war fasziniert, so dass er diesen Moment literarisch als „Tempel der Winde" verewigte. Nun auch wir näherten uns zeitig der kahlen und grenzenlosen Heide, um bei jährlich fast 1 Mio. Besuchern noch etwas von dem Mysterium des Ortes ohne den Touristenrummel zu erleben. Auf halber Strecke stiegen wir aus und gingen über die Felder, vorbei an zutraulichen Kühen, zum Monument. Ausgestattet mit dem notwendigen Equipment erforschen wir das Mysterium, auch wenn wir nur beschränkt herankamen. Nun wir erlebten ein Ereignis der Vergangenheit, das so wenig verbunden war mit der Gegenwart und dennoch versetzte es uns zurück in das Dunkel eines unbekannten Zeitalters jenseits aller geschichtlichen Kunde. Mit diesen Eindrücken ging es nach der Mittagspause in Richtung Killerton House. Auf der Fahrt durch die Grafschaft Dorset betrieb man „Augenpflege" oder erfreute sich an der Landschaft entlang des Weges. In Killerton House angekommen wartete auf uns ein dreifaches Vergnügen. Zuerst durchstreiften wir unter fachkundiger Führung den Landschaftsgarten. Einfach ein Bilderrahmen in die Landschaft gestellt - die umliegende reizvolle Landschaft schafft das Kunstwerk u. die Szenerie für ein passendes Gruppenfoto. Immer wieder mussten wir durch Gatter, die im englischen „Kussgatter" genannt werden. Danach der Cream-Tea im Gartensaal  und eine kurze Führung durchs Haus. Am Ende blieb auch noch Zeit den Garten um das Haus auf eigene Faust zu erkunden, bevor es dann mit schönen Bildern zum nächsten Hotel in der Nähe von Exeter ging.

6.Tag  Dartmoor – Cornwall – Newquay

Von Kent u. Sussex aus wurde England erobert, jedoch die Region Devon war Ausgangspunkt für die Entwicklung zum Weltreich unter Königin Elisabeth I. Exeter ließen wir links liegen und machten uns gleich auf ins Dartmoor Das Land der Legenden und Gruselgeschichten. In düsterer Stimmung sind Regen und Nebel ein Wegbegleiter dieser Gegend. Wie ein Schleier legt sich der Nebel über das Moor. Bei unserer Fahrt hatte sich der Nebel  weitgehend verzogen u. schaurige zähnefletschende Hunde waren auch nicht zu sehen. Dennoch hatten wir auf dem Weg zum Haytor Tor am Himmel interessante Grautöne. Wir erlebten eine typische Heidelandschaft mit Ponnys u. Schafen. Am Ende unser ersten kleinen Tour stellten wir fest, dass es eine Gegend für Unverbesserliche, für Lebenslängliche und Enthusiasten ist.  Die einen wollen und die anderen müssen wohl hier leben. Positiv denkend haben wir aber  festgestellt, dass das Dartmoor schön ist -   auch ohne ständigen Sonnenschein und auch ohne das Bellen des Hundes von Baskerville. Ein Hochmoor mit Farn, Flechten und Heidekraut, mit krummen Birken u. Krüppelkiefern. Hier entspringen die Flüsse, die Devons Küstenstätten   ihre Namen gaben - ein Granitmassiv, dass schon vor 5000 Jahren Menschen eine Heimat war. Reste deren Behausungen (Pounds) als stumme Zeugen sind heute noch im Moor zu finden.  Die Kelten waren hier mit einigen Hügelfestungen vertreten, aber die Römer machten um diese Gegend einen Bogen. Im 12. Jahrhundert entdeckte man Zinn und mit den wilden Dartmoor-Ponnys wurde es abtransportiert. Heute nutzt man diese Transportmittel nur, um Touristen durchs Gelände zu führen. Die einstigen Trampelpfade durchs Moor sind heute die Lebensadern des Tourismus. Nach der Wanderung auf den Haytor Rock ging es nach Wildecombe in the Moor, dass auch als das Herz des Dartmoor bezeichnet wird. Den Straßenbreiten geschuldet mussten wir auf dem Weg zur Postbridge riesige Umwege in Kauf nehmen. Dort auf der Clapper Bridge entstanden schöne Fotos bei blauen Himmel u. strahlendem Sonnenschein. Danach machten wir eine Wanderung zum Belever Tor (Jugendherberge) und wieder zurück zur Postbridge. Weiterfahrt nach Cornwall und in Newquay direkt am Meer hatten wir für 3 Tag das Quartier. Aber vorher noch ein japanischer Fotostopp in Princetown - makabres Ferienzentrum für Lebenslängliche. Seit den 1950-er Jahren nur noch ein Denkmal im Nationalpark. Aber vielleicht gibt es ja noch entflohene Strafgefangene, die sich wie einst im Roman „Der Hund von Baskerville" von  Sir Artuhr Conan Doyles im finsteren Moor verborgen halten. Übrigens der Titelheld erhielt den Namen seines örtlichen Kutschers, der Hugo Baskerville hieß. Sherlock Homes u. Dr. Watson nahmen einst auch hier ihre Ermittlungen  auf - Dr. Watson eilte voraus und war nicht gerade angetan von der Gegend. Er bezeichnete es als „gottverlassenen Winkel" an dem sich der Geist des Moores eindrückt, je länger man hier ist. Welch ein  Glück, dass wir schon heute Abend in einem gemütlichen Hotel in der Grafschaft Cornwall weilten.

7. Tag Cornwall, Halbinsel Penwith, St. Michalel's Mount, Land's End

Golfstrom, mildes Klima, subtropische Pflanzen, Klippen u. Fjorde, Sandstrände u. verträumte Dörfer das ist Cornwall, die bekannteste englische Region. Unter dem Druck der Römer u. später der Angelsachsen zogen sich die keltischen Bewohner in den Südwesten Englands zurück. Der Tau, der vom Himmel fiel machte es zu einem fruchtbaren Land und seine Bodenschätze komplettierten den Reichtum der Region. Nicht umsonst sagt ein cornischer Trinkspruch „Fish,tin an cooper" (Fisch, Zinn u. Fassmacher) und damit werden die einstigen Haupterwerbszeige dokumentiert, wobei man noch den Schmuggel hinzufügen könnte und heute natürlich den Tourismus - Rosemunde Pilcher sei Dank. Vom Hotel aus geht es durch die hüglige Landschaft in Richtung St. Mount's Bay. Cornwall hat wohl keine schönere Silhouette als diese und vorgelagert ein Eiland auf dem St. Michael's Mount steht. Es ist das Pendant zu St. Michael in der Normandie. Angesicht eines solchen romantischen Eilandes könnte man meinen, Sirenen gehört zu haben oder vielleicht eine Dublette der Loreley. Doch für die Fischer der Gegend ist es einfach ein vom Nebel sichtbares Eiland. Dennoch hatte sie in der Vergangenheit zwei Gesichter - Kloster für Pilger u. Festung zur Abwehr von Piraten. Stille Einkehr oder doch stürmische Attacken. Gerade im Hundertjährigen Krieg, sowie im Rosen- u. Bürgerkrieg musste das Religiöse dem Staatlichen weichen. Im 18 Jh. dann ein Sommerhaus der St. Aubyns, dass erst in späteren Generationen  zum ständigen Wohnsitz umgebaut wurde und heute noch genutzt werden kann und das für 990 Jahre.  Es war noch Ebbe.  So konnten wir gemütlich über einen gepflasterten Weg zur Insel gelangen. Für den Rückweg - Flut hat eingesetzt -  nahmen wir dann die Boote. Wir  betraten das Eiland als moderne „Pilgrims" (Pilger). Viele Legende kreisen um diese Insel. Die bekannteste ist die Erzählung dass  Jack ein tapferer Cornishman den Riesen Cormoran tötete und das versteinerte Herz noch heute schlägt und man es hören würde,  wenn man den rechten Fuß auf diesen Stein setzen würde und die rechte Hand auf das eigene Herz legt.  Nach dem Aufstieg wurden wir mit herrlichen Räumen und einem Blick auf den schönen Garten belohnt. Ob ehemaliges Refektorium mit Stuckfries  oder die ganz in Blau gehaltene Lady Chapel bzw. Salon u. Boudoir im Stil der Rokoko-Gotik. Der Hauch der Vergangenheit ist für jeden zu spüren.  Mit vielen  Eindrücken kehrten wir zum Festland zurück und verließen die Bucht von Penzance, die von vielen Fremdenführern oft als Riviera bezeichnet wird. Doch schnell wird bei einem Windstoß klar, dass das „italienische Make-up" schnell zum Teufel ist und die herzlich raue und spröde Schönheit der Region zum Vorschein tritt. Also auf in eine Gegend wo das Land schmaler u. karger wird. Land's End - hier am westlichsten Punkt ist die Welt zu Ende. Schroffe Klippen u. ein Naturschauspiel, das die Kameras klicken lässt und mit dem Fernglas versucht man nicht nur die Scilly-Inseln zu entdecken. Viele versuchen,  wie nach der Suche nach Loch Ness,  hier das Lost Land of Lyonesse, jenes verlorene, versunkene Land aus der Legende vielleicht doch noch zu sichten.
Auf welche Weise kann man das am besten erleben,  als wenn man vom Minack Theater auf dem Küstenpfad nach Lands End geht - unzählige Fotomotive, die durch das auf und ab hart erobert werden mussten. Kleinere Zwischenfälle brachte die Gruppe nicht aus dem Tritt, so dass alle in Lands End ankamen. Bei der Rückfahrt waren  Bier, Wasser und andere Flüssigkeiten angesagt. Am Ende wartet ein gute Essen auf uns, dass nach dem 3 ½ Stunden Marsch gut ankam.

8. Tag Westküste South West Coast Path von Port Issac nach Port Quinn und zurück

Die Reiseleitung musste die Gruppe zunächst allein mit dem Wanderführer auf Tour schicken, denn nach einer Schrecksekunde am Vortag wollten wir nochmals auf Nummer sicher gehen und den lädierten Fuß eines Gastes nochmals von einem Arzt im Krankenhaus ansehen lassen.  Am Ende kann Entwarnung gegeben werden. Dann schnell noch  mit dem Taxi der Gruppe nachgefahren u. dann der Versuch der Gruppe das letzte Stück noch entgegenzugehen. Mit Umwegen hatte ich diese auch erreicht und so konnten wir das letzte Stück gemeinsam noch erleben und genießen. Schon bei diesem Stück konnte ich erahnen welche Leistung die Gruppe heute vollbracht hat. Am Ende hatte sich die Gruppe eine  Pause verdient.  Beim Mittagessen und auf dem Rückweg immer wieder Menschenaufläufe - ein Filmset einer bekannten englischen Serie verursachte die Menschenaufläufe. Da keine Komparsen mehr benötigt wurden, suchte man sich eine passende Sitzgelegenheit und einige genossen die Zeit im malerischen Fischerdorf Isaac.  Als Überraschung fuhren wir noch in einen anderen Küstenort. Erst kurz vor Ankunft wurde das Geheimnis gelüftet. Wir waren in Padstow, das für sein Museum für Lobster aber für sein herrliches Herrenhaus der Familie Prideaux bekannt ist. Jeder konnte diesen Ort individuell erkunden - ein Eis durfte hier nicht fehlen. Doch Vorsicht - die Möven lieben die süße Köstlichkeit ebenso. Angriffe auf die Eiskugeln sind keine Seltenheit. Mit etlichen Wanderkilometern in den Beinen trat die Gruppe die Heimreise ins Hotel an.

9. Tag Glastonbury Abbey, Wells, Bristol

Auf dem Weg nach Bristol war Glastonbury Abbey erstes Ziel unserer heutigen Tagesetappe. Die Ruine der ehemals riesigen Abteikirche bildet den Hintergrund für die Sage von König Artus u. der Suche nach dem Heiligen Gral. Also los dem heiligen Gral u. seiner Tafelrunde, der wohl der erste u. exklusivste Herrenclub Englands war, einen Besuch abzustatten. Gestärkt und die Koffer im Bus ging es los auf den Spuren König Artur. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir das Bodmin Moor und machten am Jamaica Inn, das nach dem Cornwall-Roman der dreißiger Jahre von Daphne du Marie „Jamaica Inn" zum Filmschauplatz u. Treffpunkt der vereinten Literatur- u. Kneipenfreunde wurde, einen Stopp. Einst wickelten jahrhundertelang hier Schmuggler ihre Geschäfte ab und Reisende machten hier Rast. Wahrscheinlich hat den Autor die Vergangenheit bei seiner Einkehr so inspiriert, dass er bei einem kühlen Schluck sofort zu schreiben begann. Heute tun es ihm viele Touristen gleich - mehr wegen der Toiletten, als wegen eines kühlen Schlucks. Nun wir sind in Somerset, der ländlichsten Grafschaft. Kaum größere Städte und wenig Industrie. Dafür ist die Region wegen ihrer Käse- u. Milchproduktion und vor allem wegen des Cider bekannt. Glastonbury Abbey, einst prächtige Abteikirche wurde diese durch Heinrich VIII geplündert und ist nun Englands berühmteste Ruine. Glastonbury ist eine Kleinstadt der Superlative. Die Touristen strömen in Scharen, wie einst die Pilger. Hier sollen der Ort des Grals u. das Grab König Arturs sein. Der Dorn vom Heiligen Land, der hier aus Joseph von Arimathias Wanderstab spross soll jedes Jahr blühen. Und nicht zuletzt hat hier die älteste christliche Gemeinde in England ihre erste Kirche gebaut. Da ist das jüngste Kind der modernen Kulturbewegung, das jährliche Treffen der Hippies,  eher profan. Mythos Mittelalter trifft im wahrsten Sinne des Wortes auf Moderne. Und heute weiß man, dass die mittelalterlichen Mythen nur einem Zweck dienten - eine Finanzquelle für den Bau  des abgebrannten Klosters zu finden. Ein frommer Betrug der Mönche, heute würde man eher sagen der Zweck heilt die Mittel. Heute füllt es so manchen Geldsack der Gastwirte u. Souvenirverkäufer. Nun wir betraten als „säkularisierte Pilger" des 21. Jahrhunderts  die Abteikirche. Ein kleines Schild am ehemaligen Hochaltar ist der Hinweis auf den ersten frommen Betrug. Und auch fanden wir die Stelle an dem der Gral von Joseph von Arimathia vergraben sein soll, denn noch heute am Fuß des Tores ist die Blutquelle.  Danach ging es nach Wells, unweit von Glastonbury gelegen. Ganz  und gar eine Kleinstadt, die winzig war und es immer bleiben wird. Eine Harmonie von Stadt und Landschaft und eine Disharmonie wenn man die Dimension der Kathedrale mit der Einwohnerzahl vergleicht. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet ist es eher eine Kathedrale, zu deren Füßen ein paar Häuser sich gesellen. Am Parkplatz sahen wir eine Kirche - war das schon die Kathedrale?   Nein unser Rundgang begann nahe  der Stadtpfarrkirche St. Cuthbert's. Im  Inneren mit einem überreich geschnitzten u. bemalten Dachstuhl. So wollten die Bürger der Macht des Bischofs etwas entgegensetzen. Im Folgenden sahen wir dann  noch den Market Place, Bishop Place, Bishop's Tythe Barn, Palace Field, Vicar Close, die früheste vollständig erhaltene Reihenhaussiedlung und schließlich  die Kathedrale selbst. Mächtig und Imposant überlebte sie der Vernichtung Heinrich VIII, weil sie keine Klosterkirche war. Die Westfassade wirkt wie ein aufgeklappter Flügelaltar. Keine andere Kirche ist so reich mit Skulpturen bestückt, wie diese. Von den einst 400 Skulpturen sind heute noch über 300 erhalten. Heilsgeschichte u. Welttheater in einem; mit Königen u. Tyrannen, Szenen aus dem alten u. neuen Testament, sowie oben thronend Christus in der Glorie. Durch verschiedene Bauabschnitte sind auch unterschiedliche Stilphasen erkennbar. Normannischer Übergangsstil, Early English, Zeit des Decorated u. Perdendicular. Die Wells Cathedral ist dennoch ein hervorragendes Beispiel der englischen Sondergotik. Als erste Kirche in England greift sie den Spitzbogen als gotisches Motiv überall auf. Im Inneren fällt sofort eine monströse Acht ins Auge, die zwar extravagant aussieht,  aber dennoch nur wegen statischen Gründen angebracht wurde. Über ein Meer von Treppen, vorbei am Mönch als Konsolenfigur, kommen wir in den Kapitelsaal, der durch seine fächerartige Deckenkonstruktion den Betrachter in Staunen versetzt. Ein Raum wie ein Gedicht das zum Triumph der Geometrie u. Architektur erzählt wird. Unser Besuch wurde durch eine Konzertprobe noch anmutender. Die Akustik u. die Auswahl der Stücke für ein Abschlusskonzert der hiesigen Schule versetzten uns in Entzücken. Und schon war die Zeit heran und wir verließen den heiligen Ort und machten uns auf den Weg nach Bristol.

10./11.Tag Cotwolds, Dover, Calais und Heimfahrt

Heute sollte sich der Kreis auf dem Weg durch Südengland wieder schließen. Quer durch die wunderschöne Landschaft der Cotwolds mit ihrer herrlichen Landschaft u. den malerischen Dörfchen, die vielfach aus honiggelbem Sandstein erbaut sind, ging es nach Dover.  Doch vorher wurden wir von einem Feueralarm im Hotel überrascht. Realität oder doch nur ein Fehlalarm. Sicherheitshalber folgten wir den Anweisungen des Personals und begaben uns vom Frühstückstisch aus  ins Freie - Gott sei Dank wollten wir uns eh schon auf den Weg machen. Japaner nur mit Handtüchern bekleidet u. so manches verschlafene Gesicht konnten wir während des Wartens auf dem Parkplatz erblicken. Entwarnung wurde von der Feuerwehr gegeben - alle gingen auf die Zimmer - höchste Zeit für die Abfahrt.  Mit viel Sitzfleisch und den Eindrücken aus dem Fenster sowie einem Rundgang durch Lacock erreichten wir den Fährhafen von Dover. Auf der Fähre blickten wir ein letztes Mal auf die White Cliffs, die Vera Lynn so wunderbar besungen hat. Nochmal eine Nacht in Calais und dann ging es auf einer langen Fahrt zurück in die Heimat. Jeder Stopp war eine willkommene Abwechslung sich die Beine zu vertreten. Manches entdeckte man wieder und manches, das man zu Beginn der Reise übersehen hatte, entdeckte man jetzt erst. So blieb auch die Rückfahrt kurzweilig. Am Ende möchten sich Jan u. Philipp bei ihnen verabschieden. Ich hoffe wir konnten für sie eine angenehme und erlebnisreiche Fahrt durch Südengland gestalten, natürlich in der Hoffnung, dass sie recht bald wieder Gäste von Eberhardt-Travel sind und dann würden wir uns freuen, sie wieder begleiten zu dürfen.
Philipp Schmitz
Reiseleiter

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