Reisebericht: Kreuzfahrt Holland – mit dem Rad durch Süd–Holland

04.08. – 11.08.2012, 9 Tage Kreuzfahrt mit dem Rad von Amsterdam – Gouda – Delft– Den Haag – Rotterdam – Utrecht – Zaandam (250 Radkilometer)


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Eine Woche Genuss-Radeln durch die sanfte, grüne Flusslandschaft Südhollands mit Abstecher an die Nordseeküste sind leider viel zu schnell vorüber gegangen...lesen Sie hier mehr über diese erlebnisreichen Reise
Ein Reisebericht von
Doreen Päßler
Doreen Päßler

Reisebericht

Samstag, 04.08.2012     

Am frühen Samstagmorgen schnürten wir Koffer, Räder und Rucksäcke und machten uns bereit für unsere 8-tägige Radkreuzfahrt nach Südholland. Ingo, unser Buschauffeur, brachte uns sicher und ohne Stau ins ca. 770 Kilometer entfernte Amsterdam. Bei heiterem Wetter wären wir am liebsten gleich aufs Rad gestiegen, aber erst einmal mussten wir mit unserem „schwimmenden Hotel“ auf Tuchfühlung gehen. Nach einem kurzen, schnellen Check-In, ging ich mit meiner Reisegruppe noch zum nahgelegenen Supermarkt, um uns getränketechnisch für den morgigen Sonntag einzudecken. Anschließend bekamen wir von Sjak, dem Reiseleiter an Bord und Ida, unserer persönlichen Reiseleiterin, noch wichtige Hinweise zum Aufenthalt und zur ersten Radtour. Das machte gleich Lust auf mehr, zumal wir einen kleinen Promi-Status hatten, da wir für uns in einer Kleingruppe gemeinsam mit Ida radeln werden und nicht auf uns allein gestellt sind. Nach der langen Busfahrt ließen wir den Abend entspannt an Deck bei einem Bierchen oder Wein ausklingen und freuten uns auf hoffentlich schöne, gemeinsame Raderlebnisse.
 
Sonntag, 05.08.2012

Nach einer erholsamen Nacht auf der „Anna Maria Agnes“ und einem guten Frühstück freuten wir uns alle auf die heutige Tour. Das Wetter wusste noch nicht was es wollte, dafür wir umso mehr. Wir luden die Räder vom Schiff und machten diese startklar. Dann ging es endlich los, erst einmal entgegen der Fahrtrichtung des Schiffes am Kanal entlang weiter nach Loennen. Immer wieder konnten wir die prächtig blühenden Hortensien bewundern, die in den kleinen Vorgärten förmlich wucherten. Manch einer wünschte sich, im heimischen Garten auch so eine Blütenpracht zu haben. Je länger wir fuhren, desto schöner und sonniger wurde das Wetter. Unsere Mittagspause verbrachten wir unweit des Schlosses Zuyken, in einem hübsch angelegten Park mit Sitzgelegenheiten. Wir ließen uns unsere selbstvorbereiteten Lunchpakete schmecken und genossen die Ruhe. Dann ging es auch schon weiter, immer entlang der Gracht, und es dauerte nicht mehr lang, bis wir schließlich unser erstes Tagesziel Breukelen erreichten. Wir stellten die Fahrräder direkt am Dom ab und erkundeten die belebten Gassen auf eigene Faust. So viele Fahrräder hat man selten gesehen. Da auch verkaufsoffener Sonntag war, war die Innenstadt mit seinen Cafés sehr belebt und wir waren mittendrin im holländischen Sonntagsgetümmel. Gemeinsam mit den anderen Gästen vom Schiff fuhren wir dann wieder zurück zur Anlegestelle, da die „Anna Maria Agnes“ gegen 3 Uhr Richtung Rotterdam weiter schipperte. Am Schiff angekommen, genossen wir erst einmal einen Kaffee auf dem Sonnendeck und ruhten uns etwas aus, für die abendliche Stadtwanderung in Rotterdam.
Nach einer kleinen Einführung für die morgige Tour und einem leckeren Abendessen machten wir uns auf den Weg um ein Stück von Rotterdam zu Fuß zu erkunden. Für alle ein willkommener Verdauungsspaziergang und zum Glück war auch das Unwetter wieder vorüber. Wir gingen mit Ida zuerst zu den Kubuswohnungen, die der Architekt Piets Bloom entworfen hat und bauen ließ. Von außen konnte sich keiner recht vorstellen, wie die Wohnungen aussehen sollen, die immerhin 200.000€ kosten. Deshalb überzeugten wir uns davon und besichtigten eine Musterwohnung. Von den 100 Quadratmetern spürte man nicht viel, denn es war viel verwinkelt und die Treppen sehr steil.  Aber das ist zum Glück Geschmackssache, denn immerhin waren alle Wohnungen bereits verkauft bzw. teilweise vermietet. Weiter ging es dann in Richtung alten Hafen, in dem hübsche, alte Boote lagen. Man sieht schon auf den ersten Blick, dass Rotterdam ein Gegensatz aus alt und neu ist - viele neue, hohe und futuristische Glasbauten stehen alten, beschaulichen Bauwerken gegenüber. Wieder am Schiff angekommen, ließen wir uns die von Sjak beworbene „Happy Hour“ nicht entgehen. Das hieß 1 Stunde lang gab es Genever, den typischen Schnaps von Schiedam zu einem Sonderpreis! So ging ein erlebnisreicher und gelungener Radeltag zu Ende.
 
Montag, 06.08.2012

Gut gestärkt für den heutigen 2. Radeltag schnürten wir wieder alle Packtaschen und schwingten uns auf unser Rad. Es war zwar verhältnismäßig ruhig in Rotterdam, dennoch mussten wir an einigen Ampeln einige Wartezeit in Kauf nehmen. Dann verließen wir erst einmal die Welthafenstadt. Nach einiger kleinen Fotopause an einer typischen Windmühle fuhren wir grünwärts immer entlang einer Gracht. Und plötzlich bewegten wir uns unter dem Meeresspiegel. Kaum zu glauben, aber über 1/3 der Niederlande befinden sich unter dem Meeresspiegel. Wir nutzten die Zeit für ein kleines Päuschen und ein gemeinsames Gruppenfoto mitten im Naturschutzgebiet. Auch die Sonne zeigte sich von Ihrer guten Seite und so machte das gleich doppelt Freude. Über Schipluiden ging es dann weiter in die Porzellanstadt Delft, die wir erst einmal auf eigene Faust erkundeten. Mit Ida verkosteten wir aber zuerst den guten holländischen Matjes…hmmm lecker! Dann hatte jeder etwas Zeit für sich. Wir trafen uns gegen eins wieder an unseren Rädern, denn wir wollten ja auch noch sehen, wie das „Delfter Blau“, also das typisch blaue Porzellan hergestellt wird. In der nahgelegenen Manufaktur bekamen wir einen Eindruck davon. Die im Jahre 1653 gegründete Manufaktur ist die einzige noch existierende Delfter Keramikfabrik aus dem 17. Jahrhundert. Die weltberühmte Delfter Keramik wird noch immer nach alter Tradition vollständig von Hand bemalt. Alle fanden die Führung sehr interessant und nun wussten alle warum Delft den Beinamen „Porzellanstadt“ trug. Nach diesem interessanten Rundgang fuhren wir wieder zurück zum Schiff, welches uns heute noch nach Dordrecht bringen sollte. Am Schiff angekommen, genehmigten wir uns erst einmal einen Kaffee. Die Zeit bis zum Abendessen konnte nun jeder selbst gestalten: ob schlafen, lesen an Deck oder einfach nur die Seele baumeln zu lassen - es war bestimmt für jeden etwas dabei!
Am Abend entdeckten wir dann mit Ida Dordrecht - eine beschauliche, kleine Stadt mit knapp 120.000 Einwohnern. Die Altstadt weist noch knapp 1000 historische Bauten auf, von denen wir mit Ida einige sehen konnten. Ebenso eindrucksvoll ist der im 17. Jh. Angelegte Hafen, in dem viele Yachten ankern. Er wird gesäumt von hohen alten und teilweise schiefen Speicherhäusern und schmucken Kaufmannspalais. Allen gefiel diese doch recht unscheinbare Stadt und der angenehme Spaziergang zum Abend. Auch die Vorfreude auf die nächste Radeltour war deutlich zu spüren…auch wenn Sjak für den morgigen Tag schlechtes Wetter prophezeite.

Dienstag, 07.08.2012

Am Frühstückstisch waren wir alle noch optimistisch was das Wetter angeht, aber leider zeigte sich wenig später, dass Sjak leider Recht behielt mit seiner Wetterprognose. Es schüttete wie aus Eimern. Aber wir ließen uns vorerst nicht unterkriegen und rüsteten uns mit allem was wir hatten.  Doch es half nichts und auch nach Ankunft in Kinderdijk wurde es nicht besser. Um nicht völlig durchnässt zu werden, beschlossen wir, dem Kaptain weiter Gesellschaft zu leisten und im Salon noch gemütlich einen 2. Kaffee zu trinken. Da wir an diesem Tag auch ein Geburtstagskind hatten, kam uns das auch sehr gelegen. Ein Prosit auf das neue Lebensjahr verkürzte das Warten und bereits nach einer Stunde Fahrtzeit kamen wir in Schoonhoven an und stiegen schließlich, den wenigen Regentropfen zum Trotz, auf die Räder. Nun fuhren wir in die Käsestadt Gouda, die wir anfangs wieder auf eigene Faust entdecken konnten. Malerische Grachten und eindrucksvolle Bauten prägen das Zentrum, das natürlich auch wegen  der traditionellen Käseherstellung Besucher anlockt. Ebenso durfte eine Besichtigung der Kirche nicht fehlen, die laut vielen Reiseführern die wohl schönsten und sehenswertesten Kirchenfenstern vorweisen kann. Dann ging es wieder Richtung Schiff. Ein wieder gelungener Radeltag neigte sich dem Ende…
 
Mittwoch, 08.08.2012

Sjak sollte auch heute Recht behalten, denn Heute Morgen wurden wir bereits von kleinen Sonnenstrahlen begrüßt. Da standen die Chancen auch gut, dass die Faltgaragen heute nicht zum Einsatz kommen müssen.  Als erstes besuchten wir den Käsebauernhof der Famile van Vliet! Der Enkel, der bereits in der 5. Generation auf dem Hof arbeitet, erklärte uns einige interessante Dinge zur Käseproduktion. Der Käse, der auf dem Bauernhof hergestellt wird, wird mit der Milch der eigenen Kühe bereitet. Diese laufen den ganzen Sommer über auf der Weide, was in bestimmten Jahreszeiten auch im Geschmack des Käses zurückzufinden ist. Außerdem warfen wir einen Blick zu den Tieren, die sich sichtlich wohl auf dem Hof fühlten. Auf gings wieder auf´s Rad, aber nur ins nah gelegene Örtchen Oudewater. Dort besichtigten wir mit Ida die Hexenwaage, bevor wir uns ins Getümmel des kleinen Marktes stürzten.  Bevor wir erneut Utrecht erreichen um wieder an Bord zu gehen, statteten wir nach einer gemütlichen Mittagspause im Grünen dem Schloss de Haar einen Besuch ab, zu mindestens von außen. Nach der Ankunft am Schiff war noch genügend Zeit sich auf dem Sonnendeck einen Kaffee oder Tee zu gönnen und das Ablegen genau zu beobachten. Der Kapitän lenkte weiter und brachte uns in die Nähe von Haarlem.
Der Abend wurde heute von einem Alleinunterhalter gestaltet, der allerlei Musik mitgebracht hatte. Alle waren zum Tanzen eingeladen oder sahen dabei zu.  Dann hieß es für alle „Pack die Badehose ein…“, denn morgen wollen wir mit der Nordsee auf Tuchfühlung gehen…
 
Donnerstag, 09.08.2012

Heute wurden wir mit sonnigem Wetter begrüßt und freuten uns auf unseren Rad-Ausflug an die Nordseeküste. Von Beverwijk aus fuhren wir über die Schleuse und Ijmuiden in den Naturpark. Herrliches Grün wo man nur hinschaut und fast schon bergig für holländische Verhältnisse. Alle genossen die Fahrt bis wir schließlich und endlich an der Nordseeküste ankamen. Der Großteil nutze die Chance um ins kühle Nass zu springen, der Rest genoss die Strandatmosphäre bei einem Kaffee. Und schon konnte es weitergehen… wir fuhren durch die Dünen und sanften Hügel, in denen wir auch unsere Mittagspause verbrachten. Unser nächstes Ziel war Haarlem. Malerische Gassen und beschauliche Hofjes erwarteten uns in der Frans-Hals-Stadt. 3 von diesen Hofjes konnten wir mit Ida bestaunen und sehen, wie die Damen im reiferen Alter hier leben. Dann hatte jeder noch etwas Zeit um zu Bummeln oder wieder einmal leckeren Matjes zu essen. Nun war es nicht mehr weit bis zum Schiff, zwischendurch machten wir nochmal einen kleinen Fotostopp an der Ruine von Brederode und gingen schließlich auf die Fähre. Beachtliche 56 Kilometer hatten wir an diesem Tage hinter uns gelassen, aber es waren 56 genussvolle Kilometer mit einigen Besichtigungspunkten und Fotostopps.  Am Abend machten wir mit Ida einen kleinen Rundgang in Zaandam, einem kleinen hübschen Ort mit einem beeindruckenden Stadthaus, welches erst im letzten Jahr fertig gestellt wurde. Zum Abschluss genossen wir bei einem Glas Wein das abendliche Getümmel.
 
Freitag, 10.08.2012/Samstag, 11.08.2012

Nach einer erlebnisreichen Radwoche startete heute unsere letzte Tagestour. Diese war zum Abschluss noch einmal richtig entspannend: wir fuhren von Zaandam als erstes ins Freilichtmuseum „Zaanse Schans“. Gemeinsam mit Ida besuchten wir die Schauwerkstatt des Holzschuhmachers. Sehr interessant wie alle fanden. Dann hatte wieder jeder Zeit individuell durch die gepflegte Anlage zu schlendern. Weiter ging es mit dem Rad, im Naherholungsgebiet Twiske legten wir erneut eine kleine Pause ein und genossen die tolle Atmosphäre und vor allem das Kaiserwetter zum Freitag. Nun war es nicht mehr weit bis zum Schiff, noch schnell ein Gruppenfoto gemacht und dann war unser Wochenziel schon erreicht. Knapp 265 Kilometer hatten wir die letzten Tage zurückgelegt und ich glaub alle haben jeden einzelnen sehr genossen.
Am Nachmittag unternahmen wir eine einstündige Grachtenrundfahrt durch Amsterdam und bekamen von unserem lustigen Kapitän einige Erläuterungen. Anschließend erwartete uns Ida um noch gemeinsam durch die vollen Gassen der Hauptstadt zu schlendern.
Leider geht auch jede schöne Reise einmal zu Ende. Unser Busfahrer Jörg, der bereits heute Amsterdam erreicht hat, wartet schon darauf uns nach Hause zu chauffieren.
Ich möchte mich für die schöne Woche bei Euch allen bedanken und wünsche Euch alles Gute und vor allem Gesundheit! Ich hoffe, Euch hat es auch so gefallen wir mir! Ich würde mich freuen, Euch auf einer meiner nächsten Touren wieder begrüßen zu dürfen!

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