Reisebericht: Kreuzfahrt Holland – mit dem Rad durch Süd–Holland

16.07. – 23.07.2016, 9 Tage Kreuzfahrt mit dem Rad von Amsterdam – Gouda – Delft– Den Haag – Rotterdam – Utrecht – Zaandam (250 Radkilometer)


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Eine Woche "Genussradeln" durch das saftige Grün Südhollands... Lesen hier, wie man richtig durch den Süden Hollands reist.
Ein Reisebericht von
Johanna Sauer
Johanna Sauer

Samstag, 16.07.2016 – Anreise


Schon am sehr frühen Samstagmorgen trafen sich die ersten Radfreunde am Dresdner Flughafen, um ein neues Abenteuer zu erleben- acht Tage im grünen Herzen von Holland. Auf dem ersten Teil der Strecke, die wir zunächst zurücklegen mussten, sammelten wir weitere Zweirad-Liebhaber für unsere Südtour und auch jene ein, die in den kommenden Tagen den Norden der Niederlande entdecken würden. Schon bald komplett, und die Fahrräder im eigenen Busanhänger verstaut, chauffierten uns Frank und Daniel durch Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen bis nach Amsterdam. Tilo, der Reiseleiter der Nordroute, versorgte uns währenddessen mit spannenden Informationen zu ausgewählten Städten und besonderen Orten, die wir auf unserem Wege passierten. In der Hauptstadt der Niederlande angekommen, verließen uns als erstes die Reisegäste der Nordtour und begrüßten ihr Schiff, die MS Serena. Danach lernten auch wir unsere Unterkunft für die nächsten sieben Nächte kennen, die MS Sir Winston. Auf diesem gemütlichen Flussschiff mit Salon, Restaurant und Sonnendeck finden höchstens 70 Gäste Platz. Die Crew half beim Ausladen der Habseligkeiten und wir lernten unseren persönlichen Radreiseleiter Hans kennen, der uns auf kommenden Entdeckungstouren begleiten würde. Nach der Einschiffung und dem Bezug unserer Kabinen konnten wir uns zunächst ein wenig frisch machen, um uns dann bei einem vorzüglichen 3-Gänge-Menü zu stärken. Trotz weiter Anreise fanden einige unserer Gruppe am Abend noch die Kraft das quirlige Nachtleben der einwohnerreichsten Stadt der Niederlande zu entdecken, während die Anderen auf dem Sonnendeck den Abend gemütlich ausklingen ließen.

Sonntag, 17.07.2016 – Radtour Aalsmeer – Alphen aan den Rijn

Ausgeruht und gestärkt begann der erste Tag unseres Abenteuers mit der Schifffahrt von Amsterdam nach Aalsmeer. Bevor wir die Umgebung vom Sonnendeck aus genossen, lernten wir zunächst den Bordreiseleiter Karl bei unserer ersten Tourenbesprechung kennen. Er gab allen Gästen des Schiffes einen Überblick über den Streckenverlauf der kommenden sechs Tage und erklärte das sogenannte Knotenpunktsystem. Dieses Radwegenetz mit festen nummerierten Punkten erlaubt es, sich zu orientieren und die jeweilige Tagestour flexibel zu gestalten. Nach einer kurzen Besprechung mit unserem persönlichen Radreiseleiter Hans, wusste unsere Eberhardt-Gruppe, was für eine erste Tour uns erwartete.
Bei traumhaftem Wetter schipperten wir zunächst durch die größeren Kanäle der Hauptstadt, wobei einige Brücken extra für uns hochgezogen wurden. Wir passierten ebenso eine große Schleuse und eine spannende Drehbrücke. So manch einer unserer Gruppe verputzte schon sein Lunchpaket, während viele alte Häuser, beeindruckende Landschaften und die für Holland so bekannten Hausboote an uns vorüberzogen.
Dann erreichten wir das Aalsmeer. Nach einer kurzen Einweisung in die Fahrweise einer Gruppe durch unseren Radreiseleiter Hans durften wir endlich in die Pedale treten. Über Oude Wetering, wo wir mit einer Fähre übersetzten, radelten wir entspannt ohne Gegenwind durch flaches Gelände. Die bezaubernde Flora und Fauna hinterließ tiefen Eindruck und so mancher Hobbygärtner erblasste vor Neid bei der Blütenpracht der Hortensien. Nach einer Rast an der Schleuse von Oude Wetering legten wir die restliche Strecke bis nach Alphen aan den Rijn zügig zurück. Wieder am Schiff angekommen, erwartete uns schon die Crew und half uns die Räder vor dem Schiff zusammen zustellen und anzuschließen, denn wir würden am nächsten Tag gleich wieder im Sattel sitzen. Nach dem ausgezeichnetem Abendessen erwartete uns eine Filmvorführung im Salon des Schiffes. Ein Gast, der die Radtour durch Südholland schon vor einiger Zeit gemacht hatte, drehte während seines Aufenthaltes einen Film und stellte diesen dem Bordreiseleiter zur Verfügung. Auf diese Weise erhielten wir einen wundervollen Eindruck davon, was wir in den nächsten Tagen noch erleben würden.

Montag, 18.07.2016 – Radtour Alphen aan den Rijn – Gouda

Nach dem Frühstück und der allmorgentlichen Tourenbesprechung schwangen wir uns wieder auf unsere Räder und fuhren zunächst durch das Zentrum von Alphen aan den Rijn. Auch heute konnten wir uns nicht über das Wetter beklagen. Blauer Himmel und sommerliche Temperaturen begleiteten uns den ganzen Tag. Die Radtour des dritten Tages führte uns zum größten Teil durch das beeindruckende Naturschutzgebiet entlang der „Reeuwijksche Plassen". Auf diesem Gewässer schwammen unglaublich viele Enten und unterhielten uns mit ihrem Geschnatter.
In Gouda angekommen, erfrischten wir uns und schlüpften in Zivilkleidung. Die MS Sir Winston war schon vor uns eingetroffen. Danach hieß es, das „Käse-Städtchen" auf eigene Faust zu entdecken. Der Besuch der „Sant Janskirche" lohnte sich auf jeden Fall. Diese Kirche mit einer Länge von 123 Metern ist die längste der Niederlande und Johannes dem Täufer, dem Schutzpatron Goudas, gewidmet. Sie beeindruckt vor allem durch ihre aufwendigen Glasfenster, welche sowohl Szenen der biblischen als auch der niederländischen Geschichte darstellen. Bei einer guten Tasse Kaffee und einem riesigen Stück sehr schmackhaftem Apfelkuchen mit Schlagsahne konnte man dem Glockenspiel des Stadthuis lauschen. Weitere kulinarische Köstlichkeiten ergatterten so Manche bei einer Verkostung in einem der kleinen Käseläden der Stadt. Auch dem Waaghaus konnte man einen Besuch abstatten, in welchem früher der Käse gewogen wurde. Heute beherbergt der Renaissancebau ein Käse- und Handwerksmuseum.
Der Tag endete entspannt auf dem Sonnendeck oder im Salon im gemütlichen Beisammensein.

Dienstag, 19.07.2016 – Radtour Rotterdam– Delft

An unserem vierten Tag legte die MS Sir Winston bereits während des Frühstücks ab, so dass wir beim Essen die sich verändernde Landschaft genießen konnten. Kurz nach der Tourenbesprechung legten wir auch schon in Rotterdam an und schwangen uns auf unsere Sättel. Zunächst fuhren wir gemeinsam mit den restlichen Gästen des Schiffes, angeleitet vom Bordreiseleiter Karl, aus dem Stadtzentrum heraus. Auf Höhe des Gefängnisses teilte sich unsere Eberhardt-Gruppe in zwei Teile. Jene, die sich gern die Porzellanmanufaktur von Delft anschauen wollten, schlossen sich dem Tross von Karl an. Alle anderen radelten mit unserem persönlichen Radreiseleiter Hans. Es ging durch das Örtchen Schiedam, durch Vorgärten von hübschen kleinen Häusern entlang eines Kanals, direkt in Richtung Delft. Über eine kleine Klappbrücke erreichten wir die geschäftige Handels- und Gewerbestadt, die wirkt, als wäre die Zeit im 17. Jahrhundert stehengeblieben. In der nun folgenden Freizeit konnte die alte Kirche (Oude Kerk) besichtigt werden, in welcher beispielsweise Jan Vermeer bestattet ist. Die gotische Kreuzbasilika (Nieuwe Kerk) befindet sich direkt am Marktplatz und bietet eine wunderschöne Aussicht.
Auch die Besucher der Delfter Porzellanmanufaktur „Royal Delft", der heute einzig erhaltenen, hatten die Möglichkeit das typisch holländische Städtchen auf eigene Faust zu erkunden.
Zurück in Rotterdam verschnauften wir kurz und stärkten uns mit Kaffee und Kuchen an Bord der MS Sir Winston für die folgende Rundfahrt durch den größten Hafen Europas, 20 Kilometer Wasserweg von der Nordsee entfernt. Zusammen mit den anderen Gästen des Schiffes ließen wir uns durch den Hafen Rotterdams schippern und riesige Lagerhallen und Silos an uns vorbeiziehen.
Nach dem, wie immer vorzüglichem, Abendessen sammelten wir uns für einen Spaziergang mit Karl, dem Bordreiseleiter, durch Rotterdam. Er begleitete uns nun auch auf den Touren der nächsten Tage. Wir bestaunten die moderne Architektur und lauschten den interessanten Erklärungen. Vorbei an der futuristischen Markthalle steuerten wir direkt auf die bekannten Kubushäuser zu. Diese würfelförmigen auf der Spitze stehenden Häuser des Architekten Piet Blom stellen eine Herausforderung für jeden Innenarchitekten dar. Zurück am Schiff ließen wir uns noch ein Gläschen auf dem Sonnendeck schmecken und genossen die Skyline der Stadt im Vollmondschein.

Mittwoch, 20.07.2016 Radtour Rotterdam – Schoonhoven


Wieder gut gestärkt für den fünften Radeltag verließen wir nach der Tourenbesprechung heute nun Rotterdam mit unserem neuen Reiseleiter Karl. In anderer Richtung als am Vortag verließen wir Rotterdam entlang der Maas zunächst in Richtung Kinderdijk. Dort erwartete uns das Ensemble von 19 Poldermühlen aus dem 18. Jahrhundert, welches zum UNSESCO Weltkulturerbe gehört. Diese Windpumpen dienten zur Entwässerung der Polder um die Fläche für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Heute erfüllen vollautomatische Pumpen diesen Zweck. Trotzdem sind die Mühlen noch funktionstüchtig. Bei einer längeren entspannten Rast schauten wir uns das Gebiet an und einige verwendeten die Zeit und besichtigten eine der Mühlen. Die schöne Kulisse nutzten wir auch gleich für ein gelungenes Gruppenbild.
Bei den noch immer sommerlichen Temperaturen führte uns unser weiterer Weg parallel zum Fluss Lek durch das saftige Grün der Landschaft. Zu unserer freudigen Überraschung tauchte unvermittelt am einsamen Wegesrand ein Eiswagen auf. Wir hielten, platzierten uns unterm Sonnenschirm und kühlten uns mit einem wohltuenden Eis. Die restliche Strecke bis Schoonhoven legten wir entspannt zurück und erreichten nach kurzem Übersetzen mit der Fähre die Anlegestelle unseres schwimmenden Hotels. Nach dem kulinarischen Verwöhnprogramm des Bordkochs sammelten wir uns auf dem Sonnendeck und schunkelten zu der Musik der geladenen Band, die deutsche, holländische und englische Volks- und Seemannslieder zum Besten gaben.

Donnerstag, 21.07.2016 – Radtour Schoonhoven – Utrecht


An unserem vorletzten Tag im sonnigen Südholland führte uns unser Reiseleiter Karl nach dem Frühstück und der obligatorischen Tourenbesprechung aus dem ruhigen kleinen Städtchen Schoonhoven nach Utrecht. Vorbei an Haastrecht radelten wir zunächst bis nach Oudewater. Dort konnte jeder die Stadt für sich entdecken. Ein Teil besuchte das Hexenmuseum im Waaghaus von Oudewater. Dort wurde früher nicht lediglich das Gewicht von Waren bestimmt, sondern auch das der Menschen, die der Hexerei bezichtigt wurden. Es war der Glaube verbreitet, dass Hexen so gut wie nichts wogen. Auch heute kann man sich dort noch auf der originalen Eichenwaage aus dem 15. Jahrhundert wiegen und sich mit Hilfe eines Zertifikats bescheinigen lassen, dass man keine Hexe ist. Natürlich nur, wenn man nicht für zu leicht empfunden wurde.
Nachdem alle wieder versammelt waren, schwangen wir uns auf unsere Drahtesel und fuhren weiter in Richtung Utrecht. Unser nächstes Ziel noch vor der Stadt war das nahegelegene Kastell de Haar. Bei schönstem Sonnenschein lustwandelten wir durch die Gärten des märchenhaften Schlosses und bewunderten die Wassergräben und Zugbrücken und so manch Einer beneidete vielleicht diejenigen sechs Personen, die in diesem Schloss heute wohnen dürfen.
Angekommen in Utrecht erwartete uns heute ein spezielles Abendessen, nämlich das Kapitänsdinner. Im edel dekorierten Restaurant leistete uns heute der Kapitän der MS Sir Winston Gesellschaft beim Abendessen. Nach diesem erwarteten uns der Hotelmanager Roman und ein weiterer Bordreiseleiter, der alleinig für diesen Abend angereist war, im Salon und unterhielten uns mit Karaoke-Gesang. Sogar ein paar Gäste trauten sich zu singen und andere legten eine flotte Sohle auf das Parkett.

Freitag, 22.07.2016 – Radtour Zaandam – Amsterdam

An unserem leider letzten Radfahrtag legte unser Schiff bereits vor dem Frühstück ab und startete seine Fahrt nach Zaandam. Dieses einstige Zentrum der Schiffsbauindustrie zog sogar Zar Peter I. an, welcher auf seiner Europareise dem Städtchen einen Besuch abstattete. Sein Ziel war es, etwas über die Schiffsbautechnik zu erlernen und für sein eigenes Land nutzbar zu machen. Dort begann unsere letzte Radetappe, natürlich wieder bei sommerlichen Temperaturen und später auch wieder blauem Himmel. Unser erstes Ziel war das Freilichtmuseum „Zaanse Schans". Dieses bietet Einblick in die traditionelle Lebensart aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hierfür wurden sogar viele alte Gebäude der Umgebung dorthin transportiert und wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Das Freilichtmuseum soll an das erste Industriegebiet der Niederlande erinnern. Gemeinsam mit Karl besuchten wir die Käserei und er erklärte uns die Prozesse der Käseherstellung. Danach schlenderten wir jeder für sich durch das Gelände, vorbei an Windmühlen und historischen kleinen Häuschen. Anklang fand auch die Nachbildung des ersten Ladens von Albert Heijn, dem Beginn der niederländischen Supermarktkette. Den Abschluss bildete der gemeinsame Besuch der Holzschuhwerkstatt.
Weiter in Richtung der Hauptstadt durchquerten wir das Naherholungsgebiet der Amsterdamer „Het Twiske", wo auch wir ein Päuschen einlegten und einige die Gelegenheit zum Baden nutzten. Danach folgten wir einem Kanal in die Hauptstadt und erkannten die Anlegestelle vom ersten Tag der MS Sir Winston wieder. Den Abschluss dieser wirklich gelungenen Woche bildete eine gemeinsame Grachtenrundfahrt durch die lebendige Stadt. Unter einem Teil der insgesamt 1280 Brücken schipperten wir an alten und teilweise schiefen Kaufmannshäusern und am „schmalsten Haus" der Welt vorbei und wurden ein bisschen wehmütig.
Um den letzten Abend noch richtig auszunutzen, machten sich einige unserer Gruppe nach dem unglaublich schmackhaften Abendessen in alter Piratenmanier nochmals auf den Weg in das quirlige Zentrum, um Abschied zu nehmen und letzte Souvenirs einzukaufen.

Samstag, 23.07.2016 – Heimreise


Eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Woche ist wie im Fluge vergangen und wir mussten uns von der sehr aufmerksamen Crew, dem schönen Schiff und der beeindruckenden Landschaft verabschieden. Auf der Heimfahrt war zu merken, dass sich vorher fremde Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen gewachsen sind und auf gemeinsam Erlebtes und Erreichtes zurückblicken können.
Ich möchte mich an dieser Stelle für eine unglaublich schöne Woche bedanken und wünsche Euch allen vor allem viel Gesundheit und alles Gute. Vielleicht sehen wir uns bald wieder!

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Kommentare zum Reisebericht

Liebe Johanna,
ein Lob für den gut gelungenen Bericht. Da ich mir nichts aufgeschrieben habe , kann ich jetzt nochmals alles nachvollziehen. Ich denke gern an die aktive Woche mit dir und den anderen Radlern zurück. Bleib so wie du bist und vor allem gesund. Viele Grüße von Gerlinde.

Gerlinde
29.07.2016

Hallo, liebe Johanna,
D A N K E für Deinen ausführlichen Bericht. Ich war beim Lesen gleich wieder im schönsten Radurlaub. Unsere Gruppe war, dank Dir, einfach wunderbar! Für alle Deine weiteren Reisen hoffe ich, weiterhin so sportliche Mitfahrer. Für Dich alles Gute und "Sport frei" Heidi

Heidi Günzel 20.08.2016