Reisebericht: Kreuzfahrt Holland – mit dem Rad durch Nord–Holland

28.04. – 05.05.2012, 9 Tage Kreuzfahrt per Rad mit der MS Serena – Amsterdam – Lemmer – Sneek – Ijsselmeer – Harlingen – Hoorn – Zaandam (194 bis 256 Radkilometer)


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Die lebhafte Stadt Amsterdam und die vielseitige Landschaft auf der Insel Texel - zwei Kontraste, aber auch zwei Höhepunkte während unserer Rad-Schiffsreise in Noord-Holland.
Die lebhafte Stadt Amsterdam und die vielseitige Landschaft auf der Insel Texel - zwei Kontraste, aber auch zwei Höhepunkte während unserer Rad-Schiffsreise in Noord-Holland. Entlang der Knotenpunkte machten wir uns auf dem Weg, das Land auf zwei Rädern zu entdecken.
Ein Reisebericht von
Martin Jentzsch
Martin Jentzsch

1. Tag: Anreise nach Amsterdam

Es ist ein langer Weg nach Amsterdam, den wir mit dem Bus zurücklegen mussten, denn wir wollten auch unsere eigenen Räder mit dabei haben. Um die Abfahrt des Schiffs in Amsterdam nicht zu verpassen, ging es daher schon recht früh los, doch am Nachmittag kamen wir pünktlich in Amsterdam an. Nun schifften wir an Bord der „MS Serena“ ein und sollten nach den Sicherheitsbelehrungen eigentlich auch ablegen, doch machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, wir konnten nicht ablegen um nach Hoorn zu fahren, sondern mussten auf besseres Wetter für den kommenden Morgen hoffen. So ganz ungelegen kam uns das aber auch nicht, denn so hatten wir noch Zeit, um nach dem Abendessen Amsterdam zu entdecken und uns die Füße von unserer Busfahrt zu vertreten. Trotz Regen war in der Stadt beeindruckend viel los, das hatten wir alle nicht so richtig erwartet.

2. Tag: Rundfahrt Enkhuizen

Das Wetter zeigte sich heute fröhlicher gestimmt, so dass unser Schiff am Vormittag Amsterdam verlassen konnte. Eine kleine Planänderung mussten wir aber in Kauf nehmen, denn es ging nicht nach Hoorn, sondern direkt nach Enkhuizen, welches wir eigentlich erst am Nachmittag mit dem Rad erreichen sollten. Schade um den Besuch von Hoorn, aber von der Radstrecke, die für uns ausgedacht wurde, war die Änderung vorteilhaft.
Kaum in Ekhuizen angekommen, wurden die Räder vom Schiff geladen und es konnte los gehen. Gemeinsam führten uns die ersten Kilometer immer entlang des Ijsselmeers bis nach Wervershoof. Wir mussten uns alle erst mal sortieren und unseren Platz in der Gruppe finden, zwischendurch erklärte uns Harald, unser Rad-Reiseleiter während der Woche, das System mit den Wegpunkten in den Niederlanden und wie man nach diesen Fahrrad fährt. Denn hier fährt man nach Zahlen und nicht nach Ortsnamen - ein interessantes System, aber wir haben ja jemanden, der uns vorausfährt und müssen uns so nicht allzu viele Gedanken darüber machen.
In Wevershoof stand auch eine Entscheidung an: Nehmen wir die kleine oder die große Runde? Die Entscheidung konnten wir nicht so ganz treffen, so dass wir uns für heute entschieden, die Gruppe zu teilen, so dass Harald mit unseren gemütlicheren Radlern, die es heute erstmal ruhig angehen lassen wollten schon wieder in Richtung Enkhuizen drehte - natürlich eine andere Route - und ich mit den anderen noch einen kleinen Umweg über Medemblik fuhr.
Ein kleines Highlight des heutigen Tages haben aber beide Gruppen nicht verpasst. In der Mühle De Hoop bei Wervershoof war Mühlenfest. Eine herrliche Stimmung durch einen Chor, der allerlei Lieder über das Leben an Land und Meer trällerte. Auch wenn wir die Texte nicht ganz verstanden, gönnten wir uns hier eine Pause und genossen die besondere Stimmung.

3. Tag: Rundfahrt Lemmer

Auch am heutigen Vormittag setzen wir uns zunächst mit dem Schiff in Bewegung. Wir steuerten von Enkhuizen nach Lemmer, von wo wir die kommenden beiden Tage unsere Radtouren starteten. Entsprechend stand heute erneut eine Rundtour an, und bevor diese richtig los gehen konnte, standen wir gleich wieder an einer der vielfältigen Brücken, die sich auf verschiedenste Weise öffnen ließen, um den Schiffsverkehr passieren zu lassen. Nachdem wir dann die Brücke überqueren konnten, ging der Trubel erst richtig los, denn es war Königinnentag in den Niederlanden und somit waren alle auf den Beinen. Hier in Lemmer fand eine Art Flohmarkt statt, durch den wir uns mit unseren Rädern durchschlängeln mussten. Am Ende waren wir dann wieder beisammen, fast zumindest, denn eine Frau fehlte. Doch weil ihr Mann sich keine Sorgen um sie machte und er sicher war, dass sie schon weiter ist, fuhren auch wir weiter. Es war die richtige Entscheidung, denn nach einiger Strecke, trafen wir in Echten auf sie. Sie hatte sich einer anderen Gruppe vom Schiff angeschlossen, damit sie nicht alleine radeln musste, und war doch froh uns alle wieder zu sehen. Auch wir freuten uns, wie zusammen zu sein und gönnten uns erst mal ein kleines Eis oder einen anderen Snack.
Gut gestärkt ging es nun weiter zu einem ganz speziellen Erlebnis: Die Wasserüberquerung per Fähre. Klingt erstmal wenig interessant, doch die Fähre musste durch Kurbeln im Handbetrieb über das Wasser gezogen werden und das nicht durch einen Fährmann, sondern durch uns selbst. So kurbelten wir uns Grüppchen für Grüppchen über den Kanal und nahmen dieses Überfahrt als kleinen Höhepunkt in unsere Erinnerungen auf, denn wann erlebt man dies schon? Als kleine Belohnung gönnten wir uns nach ein paar weiteren Kilometern auch ein gesundes Getränk, welches wir bei herrlichem Sonnenschein genossen, bevor wir dann auch das letzte Teilstück zurück nach Lemmer zurücklegten.
Bei unserem gemeinsamen Spaziergang am Abend erlebten wir immer noch zahlreiche stimmungsfreudige Feierlichkeiten rund um den Königinnentag und wir konnten uns denken, warum auch der folgende Tag als eine Art Feiertag gilt, denn die meisten werden einfach noch Urlaub haben.

4. Tag: Vom Lemmer nach Stavoren und Überfahrt nach Texel

Es galt keine Zeit zu verlieren, als wir in Lemmer starteten, denn unser Schiff sollte uns an unserem heutigen Ziel abholen und dann direkt zur Insel Texel bringen. Doch in Stavoren wollten wir doch vor der Überfahrt den uns empfohlen Fisch oder die holländischen Kibbeling probieren. Also hieß es heute in die Pedale zu treten, aber natürlich blieb uns dabei auch Zeit für den einen oder anderen kürzeren Stopp. Wir sind ja auch zum Genießen hier und da es u.a. auch durch ein Vogelschutzgebiet ging, können wir dieses nun nicht einfach links liegen lassen.
Kurz bevor wir die Küste des Ijsselmeeres wieder erreichte, überrasche uns ein kleiner Regenschauer, dem wir aber unsere angepasste Kleidung entgegensetzen wussten, so dass er sich schnell wieder verzog und wir mit zeitweisen Sonnenschein Stavoren erreichten. Unser Schiff war noch nicht da und nach einem Blick auf die Uhr wussten wir, dass genügend Zeit bleibt, für unsere Mittagsmahlzeit. Also stellten wir unsere Räder ab und genossen unseren Aufenthalt in Stavoren.
Die MS Serena holte uns dann pünktlich ab, auf dem Sonnendeck konnten wir dann ein wenig abschalten, während wir durch den Abschlussdeich bis in den Hafen von Oudeschild auf der Insel Texel fuhren. Uns blieb dann noch ausreichend Zeit für einen kleinen individuellen Rundgang durch das Dorf, welches früher Versorgungsstützpunkt für Frachtschiffe war, bevor es dann zum Abendessen ging. Nach diesem stand heute die Crew-Show auf dem Abendprogramm, bei der uns die Bordbesatzung mit einem kleinen Programm unterhielt.

5. Tag: Rundfahrt auf der Insel Texel

Bereits am Vorabend einigten wir uns für den heutigen Tag auf eine entspannte Runde, bei der wir aber recht viel von der Insel sehen sollten. Zunächst führte uns unsere Tour gen Norden entlang der Wattensee. Bevor wir dann abdrehten, um die Insel in Richtung Nordsee zu überqueren, verabschiedeten wir die Unerschrockenen, die für den heutigen Tag individuell die große Runde in Angriff nahmen. Für uns ging es weiter zum De Slufter, einem Gebiet, was mehrfach durch Deichbrüche heimgesucht wurde und die Landschaft entsprechend geprägt wurde. Hier hatten wir auch eine erste Gelegenheit für eine Pause und es wurde auch Zeit, denn wir hatten schon eine gute Strecke zurückgelegt und dabei auch mit dem Wind zu kämpfen. Nun hatten wir aber die Zeit und auch den Wind im Rücken und konnten uns für den Rückweg auch Zeit lassen um die Eindrücke, wie hier am Naturschutzgebiet De Slufter, gebührend zu genießen.
Parallel zur Nordseeküste ging es nun weiter, aber wir waren ein gutes Stück von der Küste entfernt, von der uns eine Dünenlandschaft trennte. Erst in De Koog konnten wir den Weg zur Nordsee antreten, natürlich ein Grund für eine ausreichende Pause um ggf. auch mal kurz ins Wasser zu gehen. Die meisten vermieden dies aber, es war einfach noch zu kalt. Vorbei ging es anschließend an der Seehund-Aufzuchtstation von Texel, die wir aber nicht besuchten, dafür war das Wetter einfach zu schön. Wir traten also direkt die Weiterfahrt nach Den Burg an, wo wir unseren Nachmittag mit kleinen Sünden versüßen konnten.
Auf der Rückfahrt stand dann noch kurz die Entscheidung an, ob wir das Brauereimuseum besuchen möchte, aber auch hier fand sich eher wenig Interesse - lieber genossen wir unser verdientes Bierchen auf dem Sonnendeck der MS Serena.
Am späten Abend mussten wir die Insel Texel leider wieder verlassen, es ging zurück aufs Festland, wenn man dieses so bezeichnen kann, in den Hafen von Den Helder. Am Abend wurden wir auf dem Schiff von einem Chor unterhalten.

6. Tag: Von Den Helder nach Alkmaar

Ein lauter Donnerknall überfiel unsere Ohren am heutigen Tag. Er noch nicht ganz wach war, der war das spätestens jetzt. An Radfahren war zunächst kaum zu denken, denn der Regen ergoss sich in Strömen. Daher legten wir auch heute, wenn auch einer unplanmäßig, ein ganzes Stück mit den Schiff zurück. Entlang der Strecke bot sich ein Blick auf Tulpenfelder in allen Farbvarianten, die sich während der Fahrt auch wunderbar fotografieren ließen, sofern man nicht schon die Tage zuvor entsprechende Aufnahmen gemacht hat.
Während unserer Fahrt besserte sich das Wetter deutlich, so dass wir in Sint Maartensvlotbrug von Bord gingen und unsere Tour starten konnten. Kleinere Tröpfchen begleiteten uns zwar noch auf dem Weg, aber damit sollten wir leben können. Mit Rückenwind fuhren wir gen Süden in Richtung der Schoorlse Duinen, wo wir auf Empfehlung ein kleines Lokal besuchten. Anscheinend hat dieses aber nicht wirklich mit Besuch gerechnet bei dem heutigen Wetter, aber für einen kleinen Snack und/oder Kaffee sollte es reichen. Weiter ging es dann über Bergen nach Alkmaar, welches wir am Nachmittag erreichten. Hier sollten wir auch, stadtnah, unsere kommende Nacht verbringen. Es blieb also Zeit genug, sich an Bord frisch zu machen und anschließend noch einen kleinen Stadtbummer zu machen. Letzteres wiederholten wir auch nach dem Abendessen gemeinsam.

7. Tag: Alkmaar – Zaandam – Amsterdam

Unseren letzten Radtag sollten wir nicht von Alkmaar starten, doch bevor wir mit dem Schiff ablegten, hieß es zunächst erneut in die Stadt von Alkmaar zu gehen. Es war Freitag und der Käsemarkt fand statt. Auch wenn es mit dem früheren Markt nicht mehr viel zu tun hat, sondern es mehr Show ist, hat man zumindest einen kleinen Eindruck bekommen, wie das früher abgelaufen ist.
Anschließend ging es auf unsere letzte Fahrt mit dem Schiff, von Alkmaar ging es nach Wormerveer. Hier ging es auf die Sättel, erstes Ziel: Zaanse Schans. Hier besichtigten wir das Freilichtmuseum mit Käserei, Holzschuhwerkstatt, Bäckerei und, und, und. Auch die letzten Souvenirs konnten hier ergattert werden, wenn man bisher nichts Passendes gefunden hatte. Leider mussten wir dabei schnell feststellen, dass die Zeit nicht ausreichte, um wirklich alles zu sehen. Auf der weiteren Fahrt, merkten wir schnell, dass wir uns der Großstadt näherten, die Autobahn begleitete unseren Weg, und doch, wenig später, erreichten wir Het Twiske. Wir waren wieder weit weg vom Trubel um Amsterdam und doch schon so nah am Ziel. Hier ist das Naherholungsgebiet für die Städter, die hier Ihre Freizeit verbringen. Kein Wunder, denn die herrliche Parklandschaft mit Ihren zahlreichen Bademöglichkeiten, lädt einfach zum Entspannen ein.
Es war nun nicht mehr weit, bis wir Amsterdam erreichten, mit der Fähre hinter dem Hauptbahnhof setzen wir über, um zu unserm Schiff zu gelangen, welche schon an Ihrem Liegeplatz stand. Ein letztes Mal wurden unsere Fahrräder auf das Schiff geladen, bevor wir dann auch schon zur gemeinsamen Grachtenrundfahrt aufbrachen. Hier erfuhren wir noch allerhand über Amsterdam.
Zurück auf der MS Serena empfing uns die Crew zum Kapitänsdinner, ein gelungener Abschluss einer schönen Woche. Nun hieß es Koffer packen und sich so langsam mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass es am kommenden Morgen schon wieder heim ging.
Liebe Gäste, ich möchte mich an dieser Stelle bei Ihnen bedanken für diese Woche, die auch mir ein schönes Erlebnis war. Danke für Ihre freundliche und aufgeschlossene Art und mein Respekt vor Ihrem Durchhaltevermögen. Ich würde mich freuen, Sie auch auf einer anderen Radtour wieder begrüßen zu können. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Gesundheit. Bleiben Sie aktiv!

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