Reisebericht: Kreuzfahrt Holland – mit dem Rad durch Nord–Holland

20.07. – 27.07.2013, 9 Tage Kreuzfahrt per Rad mit der MS Serena – Amsterdam – Lemmer – Sneek – Ijsselmeer – Harlingen – Hoorn – Zaandam (194 bis 256 Radkilometer)


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Mit zusammen über 5000 zurückgelegten Kilometern im Nordholland haben wir eine überaus erlebnisreiche Radwoche hinter uns. Ein kleiner Nachblick.
Ein Reisebericht von
Martin Jentzsch
Martin Jentzsch

1. Tag – 20.07.2013 – Anreise nach Amsterdam

Die Sachen waren alle gepackt und die eigenen Räder vorbereitet, so konnte wir am sehr frühen Morgen auch starten mit unserer Tour nach Nordholland. Natürlich ging es zunächst mit dem Bus los, der uns mit unseren Räder im Hänger sicher nach Amsterdam zu unserem schwimmendem Hotel, das Schiff Serena brachte. Bevor wir hier am Nachmittag ankamen, stimmten wir uns natürlich schon ein auf so manche Begebenheit, die uns in den kommenden Tagen erwarten würde.
Zeit für einen Stadtrundgang sollte heute leider nicht bleiben, denn nachdem wir unser Gepäck in den Kabinen verstaut hatten, starteten kurz darauf schon die Vorstellung unserer Bordcrew, sowie der Hinweis auf die diversen Sicherheitsbestimmungen am Schiff. Danach konnten wir ablegen, auf dem Sonnendeck genossen wir die Ausfahrt aus Amsterdam, bevor es zur Besprechung unserer ersten Radtour und zum Abendessen ging.
Zum Abendessen erreichten wir auch unser Ziel Hoorn, von wo unsere erste Ausfahrt starten wird. Auch wenn bei vielen die Müdigkeit sicher zu spüren war, von einem kleinen Stadtspaziergang war kaum einer abzuhalten, saßen wir doch auch den ganzen Tag nur im Bus.

2. Tag – 21.07.2013 – Radtour von Hoorn nach Enkhuizen (25,9 km)

Nach unserer ersten Nacht an Bord und einer Stärkung beim Frühstück waren wir alle startklar für unsere erste gemeinsame Tour. Bevor es richtig losgehen konnte, wurden aber natürlich noch die Leihräder passend eingestellt und die letzten Reifen aufgepumpt. Damit war alles perfekt, auf geht's!
Wir entschieden uns für die Tour, die uns immer am Wasser entlang führte. Damit sahen wir die zwei typischen Landschaften für Nordholland: Links die Polderlandschaften, rechts das Markermeer. Unser Weg führte immer auf dem Deich entlang, der die Polder vor dem Wasser schütze und wir bekamen einen ersten Eindruck, die das System des dem Meer abgetragenen Landes funktioniert. Ein wenig beeindruckte uns das doch alle. Für die Holländer ist es natürlich normal, sie lebten mit Ihrer Landschaft als wäre es das Normalste der Welt. Viele von Ihnen führte es aber heute auch auf die ausgebauten Radwege, leider zum Teil auch mit Autos. Für uns nicht das Schönste, aber es war Sonntag und die Hitze des Tages führte viele ans Wasser zum Baden.
Am frühen Nachmittag erwartete uns dann auch schon wieder die MS Serena in Enkhuizen. Aufgrund der sehr sommerlichen Temperaturen war die Strecke zum Einstieg auch mehr als ausreichend für uns. Den Nachmittag verbrachten wir dann je nach Lust und Laune. Ob nun ein Besuch beim Zuiderzeemuseum oder ein entspannter Stadtspaziergang, für jeden war das richtige dabei. Dabei könnten sich die meisten auch ein leckeres Eis, um wenigsten von innen ein wenig für Abkühlung zu sorgen.
Und auch nach dem Abendessen war nochmal Gelegenheit für eine Verdauungsrunde, die uns unter anderem das alte Wehrtor Drommedaris und den Snouck van Loosen nochmal in einem ganz anderen Licht zeigte. Zufrieden konnten wir dann heute in unsere Betten fallen.

3. Tag – 22.07.2013 – Radtour rund um Lemmer (42,1 km)

So manch einer wurde heute möglicherweise etwas unsanft geweckt, denn vor unserem Aufstehen starteten bereits die Schiffsmotoren. Andere stellt wohl erst mit dem Aufstehen fest, dass der Hafen fort ist und wir uns auf dem Meer befanden. Allerdings nicht mehr auf dem Markermeer, sondern schon auf dem Ijsselmeer, das aber auch schon am Vorabend in Enkhuizen.
Schon bald nach dem Frühstück erreichten wir Lemmer, hier starteten wir heute zu einer Rundtour, was uns die Gelegenheit gab, jederzeit auch die Strecke etwas abkürzen zu können. Durchaus nicht das schlechteste Gefühl, denn die Sonne brachte wieder entsprechend heiße Temperaturen mit sich. Diesen zum Trotz entschieden wir uns dennoch für eine große Runde, die uns am meisten Erlebnisse brachte. Sie führte uns von Lemmer über Oosterzee zum Tjeukemeer, welches uns ein Stück begleitete, bevor es dann weiter durch die Polder ging. Immer wieder lagen Schiffskanäle an unserer Strecke und wir erreichten schon bald eine Fähre. Jetzt war Handarbeit angesagt, denn wir mussten uns hier selbstständig rüber kurbeln. Eine entsprechende Anleitung wurde uns am Vortag gegeben, so dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Nach mehrmaligen fleißigen Hin- und Her kurbeln ist das passiert, was nicht passieren sollte: Unsere letzte Überfahrtsgruppe hing in der Mitte fest. Zum Glück konnten wir uns mit geschickten oder auch glücklichen Kurbeln irgendwie wieder befreien, so dass wir auch unsere Fahrt fortsetzen konnten.
Die weitere Strecke war wieder sehr gut ausgebaut und wir waren nahezu für uns unterwegs. Wahrscheinlich weil es auch ein wenig verrückt war über den heutigen Mittag hier unterwegs zu sein, denn Schatten war nicht zu finden. Eine kleine Baumgruppe erschien uns dann wie eine Oase und als richtiger Punkt für eine kleine Rast. Eine wirkliche Erfrischung gab es aber erst einige Kilometer später bei der Einkehr in Schoterzijl. Nachdem vorherige Lokale alle geschlossen haben, war dies nun bitter nötig um uns innerlich und äußerlich mal etwas abzukühlen. Entsprechend aufgetankt konnten wir nun die restlichen Kilometer zurück nach Lemmer bewältigen.
Unser Glück war, dass es sich zumindest abends doch immer etwas abkühlte, so dass auch heute einem kleinen Spaziergang nach dem Abendessen nicht im Wege stand. Dabei konnten wir verschiedene Techniken von Hebe- und Drehbrücken bestauen.

4. Tag – 23.07.2013 – Radtour von Lemmer nach Stavoren (48,8 km)

Sollten wir uns nach der noch nicht ganz unanstrengenden Tour heute etwas erholen? Nein, nicht mit uns! Statt die eigentlich vorgesehene kürzere Strecke von Lemmer nach Stavoren zu fahren, entschieden wir und für die Verlängerung. Ein wenig sputen mussten wir uns dabei auch, denn am Mittag sollten wir schon wieder am Schiff sein. Es galt also ein wenig in die Pedale zu treten. Glücklicherweise gab es aber heute auch einige schattige Abschnitte und sogar eine etwas längere Teilstrecke durch einen Wald war mit dabei. Von der Seite her war es also doch etwas besser als am Vortag und wir waren ja auch schon zeitiger unterwegs.
Unsere Zusatzstrecke führte uns über Koudum nach Hindeloopen, dem nördlichsten Punkt auf dieser Strecke. Ein Blick auf die Uhr verriet und, dass uns ausreichend Zeit für eine Einkehr blieb. Entlang der Hafenpromenade gab es dazu genügend Möglichkeiten, die alle einen schönen Blick boten. Zu sehr sollten wir aber nicht trödeln, denn bis nach Stavoren lagen noch einige Pedaltritt vor uns. Die Strecke führte uns dann durch größere Weideflächen, die durch Gatter getrennt waren. Durch eine gute Teamarbeit ist uns aber auch hier ein gutes Vorankommen gelungen.
Alle haben heute gut mitgezogen, so dass wir mehr als rechtzeitig in Stavoren ankamen. Uns blieb sogar noch wenig Zeit für individuelle Erkundungen, bevor uns die Serena mit unseren Rädern einsammelte. Den Nachmittag verbrachten wir dann bei schönem Sonnenschein auf dem Sonnendeck, so eine Überfahrt ist auch mal etwas Schönes. Durch den Abschlussdamm hindurch verließen wir nun das Ijsselmeer und befanden uns von nun an auf dem Wattenmeer. Während des Abendessens erreichten wir dann Oudeschild auf der Insel Texel, unser Ausgangs- und Zielpunkt der morgigen Tour. Nach einem kleinen Stadtrundgang lud uns die Bordcrew heute zu einer kleinen Show ein um uns den Abend ein wenig zu versüßen.

5. Tag – 24.07.2013 – Radtour auf der Insel Texel (52,8 km)

Die letzten Tage brachten uns den Wunsch, auch mal eine längere Strandpause einzulegen. Der Tag auf Texel schien ideal dafür  und wir packten daher die Badesachen. Doch schon beim Losfahren in Oudeschild trübte sich die Vorfreude etwas, das Wetter wollte heute nicht ganz so wie in den letzten Tagen. Zum Radfahren war es sehr angenehm, aber für den Badestopp sah es nicht ganz so gut aus.
Aber erst mal aufs Rad: Am Wattenmeer entlang ging es Richtung Norden bis nach Oosterend, wo wir dann in die Polderlandschaft von Texel. Es war kein langer Weg bis wir das De Slufter erreichten, wir waren der Nordsee jetzt ganz nah und doch noch ein ganzes Stück weg. Manch einer wagte auch einen „kurzen" Erkundungsgang in die Überflutungslandschaft, während alle anderen bemerken mussten, dass wohl heute kein Badewetter mehr kommen wird. Wir verschoben darauf unseren Badewunsch und entschieden und, den Tag doch lieber mehr auf dem Rad zu verbringen. So stand jetzt noch ein schneller Ausflug zum Leuchtturm ganz im Norden von Texel bevor. Natürlich ging es dann auch hinauf auf den Turm. Nach einem Aufstieg von 153 Stufen hatten wir dann einen herrlichen Ausblick auf die Nordsee und auch auf die Insel Texel, gelohnt hat sich das also allemal. Allerdings war es hier auch ziemlich frisch, nach der Hitzeschlacht der letzten Tage aber auch mal ganz angenehm.
Nach dieser kleinen Zusatzbewegung ging es auch wieder zurück in den Süden, wieder vorbei am De Slufter trafen wir auch wieder auf unsere Erkunderin. Im Urlaubsort De Koog erreichten wir die Nordsee dann ganz nah. Ganz Unerschrockene nutzen dies trotz des Wetters dennoch aus und sprangen in die Fluten. Andere ließen es gemütlich angehen, und genossen den Blick aufs Meer bei einem kühlen Getränk. Einen weiteren Zwischenstopp legten wir dann in Den Burg ein, der Inselhauptstadt. Hier gab es für jeden einen schönen großen Eisbecher, um den Radtag langsam ausklingen zu lassen, denn bis zur Serena zurück, war es nun nicht mehr weit.
Mit dem Schiff ging es heute dann noch von Texel zurück aufs Festland, Den Helder war unser heutiges Übernachtungsziel. Leider bot Den Helder an unseren Liegeplatz nicht viel zu sehen, so dass wir uns heute gegen den Spaziergang entschieden. Um uns den Abend aber doch ein wenig kurzweiliger werden zu lassen, gab es heute einen Auftritt vom Stokker Chor aus Den Helder.

6. Tag – 25.07.2013 – Radtour von Den Helder nach Alkmaar (59,5 km)

Für fast alle sollte die Kilometerjagd heute weiter gehen, denn nochmal wollten wir heute unsere Tageskilometer steigern. Wer es gemütlicher wollte, nahm aber erst ab der zweiten Hälfte dran teil und erfreute sich an einer kleinen Schiffsfahrt durch die Kanäle entlang derer im Frühjahr die Tulpen blühen. Für alle Radler ging es zunächst aus Den Helder hinaus in Richtung Nordsee, die wir für ein kurzes Stück auch recht neben uns hatten, bevor es dann hinter den Deich ging, der uns dann die Sicht auf die Nordsee nahm. In Callantsoog mussten wir dann fest stellen, dass wir doch sehr zügig unterwegs waren. An einem Kiosk legten wir daher auch eine kleine Erfrischungspause ein, bevor wir dann die Schifffahrer in Sint Maartensvlotbrug von der Serena abholten. Gemeinsam ging es dann wieder an auf einen großen asphaltierten Deich. Hier hatten wir ausreichend Platz und auch das Glück, dass kein Gegenwind war. Da heute das Wetter auch wieder ein wenig wärmer war, legten wir nach dem Erreichen des Strandes einen Badestopp ein.
Auf der Weiterfahrt mussten wir der Nordsee dann schon „Auf Wiedersehen" sagen, denn es ging wieder weg von der Küste. Durch die Wald- und Dünenlandschaft von Schoorl, die uns nochmal eine neue Abwechslung brachte, ging es zunächst Richtung Bergen. In Bergen hatten wir doch zeitweilig ein wenig mit dem Autoverkehr zu kämpfen, aber zum Glück nicht zu lange. Auch wenn Bergen sicherlich nochmal zu einem Stopp eingeladen hatte, wir wollten weiter nach Alkmaar, denn auch hier gibt es viel zu sehen. Für die Erkundung von Alkmaar blieb uns so ausreichend Zeit, ob individuell, bei unserem gemeinsamen Abendrundgang oder auch beides zusammen. Und wir lagen mit unserem Schiff direkt in der Altstadt, schöner kann man kaum übernachten.

7. Tag – 26.07.2013 – Radtour von Alkmaar nach Amsterdam (28,4 km)

Unser letzter Radtag in Holland begann etwas entspannter. In Alkmaar ist am Freitag immer Käsemarkt und natürlich wollten wir darauf auch einen Blick werfen, auch wenn es mehr Show ist. Der Markt bot uns allen auch nochmal die Möglichkeit mit Souvenirs oder auch mit Käse einzudecken um daheim eine bleibende oder eine leckere Erinnerung zu haben.
Nachdem jeder eine Runde gedreht hatte, sammelten wir uns wieder auf dem Schiff, von Alkmaar konnten wir leider nicht direkt starten, sondern mussten zunächst eine Teilstrecke auf dem Wasser zurücklegen. Die Schiffsküche verwöhnte uns zum Mittag noch mit einem kleinen Snack und dann erreichten wir auch bald Wormerveer, wo wir unsere letzte Radtour starteten. Doch nicht jeder wollte nochmal mit, so blieben auch ein paar Räder unserer Gruppe an Bord.
Unser Weg führte uns dann zunächst nach Zaandam, wo wir das Freiluftmuseum Zaanse Schans besuchten, wo wir die restaurierten Windmühlen oder auch typische alte holländische Häuser besichtigen konnten. Dabei war es uns auch möglich, bei der einen oder anderen handwerklichen Tätigkeit, zum Beispiel in der Käserei oder der Holzschuhwerkstatt, zuzuschauen. Wieder auf den Rädern, ging es nun durch das Naherholungsgebiet Het Twiske, welches von den Amsterdamern gern genutzt wird. Uns kamen auf dem weiteren Weg auch einige Schüler entgegen, die sich in den dortigen Seen erfrischen wollten. Bei einigen von uns kam eher ein wenig der Bierdurst auf, doch die meisten wollten doch eher nach Amsterdam, so dass der Durst noch warten musste. Sehr weit war es aber nicht mehr, bis wieder die Vororte erreichten und die Siedlungsdichte immer mehr zunahm. Am Nordhollandkanal angekommen mussten wir dann nur noch mit der Fähre übersetzen und wir standen am Hauptbahnhof von Amsterdam. Zeitgleich lief auch die Serena an ihrem Liegeplatz ein, so dass wir jetzt endlich unseren Bierdurst stillen und auf die bis zu 258 zurückgelegten Kilometer anstoßen konnten.
So viel Zeit blieb uns aber nicht, denn wir wollten natürlich auch Amsterdam noch kennen lernen, zunächst starteten wir dafür auf eine Grachtenrundfahrt, bei der uns Karl, der Bordreiseleiter der Serena, auch so manche Geschichte erzählen konnte. Danach ging er erst mal nochmal zurück auf die Serena, denn das Abendessen wollten wir nicht verpassen. Es wurde zum Captain's Dinner geladen, bei der sich die Besatzung von uns verabschiedete und wir ein letztes Mal ein leckeres Menü zu uns nehmen konnte. Nach dieser Stärkung ging es dann natürlich nochmal in die Altstadt auf eine Erkundungstour zu Fuß. Zum endgültigen Ausklang trafen wir uns dann nochmal an der Schiffbar.

8. Tag – 27.07.2013 – Heimreise

Eine Woche war vorbei und wir wurden in Amsterdam wieder abgeholt und packten Koffer und Räder in den Bus. Auch die Heimreise verlief wieder ohne weitere Komplikationen und wir nutzen die Fahrzeit auch schon für einen ersten Rückblick und auch einen Ausblick auf unsere kommenden Radtouren.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen meiner Gruppe herzlich bedanken. Es war eine tolle Woche mit euch und ich würde mich freuen, euch bei einer kommenden Radtour erneut in meiner Gruppe begrüßen zu dürfen. Ich wünsche euch alles Gute und viel Gesundheit, damit ihr auch zukünftig aktiv bleiben könnt. Euer Martin

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