Reisebericht: Rundreise um ganz Iberien – Portugal und Spanien

13.09. – 29.09.2016, 17 Tage Jakobsweg – Oviedo – Santiago de Compostela – Braga – Porto – Lissabon – Faro – Sevilla – Cordoba – Valencia – Barcelona Flugreise


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„Deutsche sind in Spanien gut angesehen. Verblüffenderweise stößt man kaum auf Vorurteile, sondern auf Respekt vor Deutschland als Kulturnation, dem Land technischer Innovation und organisatorischer Ernsthaftigkeit.“ Paul Ingendaay, Spanienreisender
„Grün, wie ich Dich liebe grün.
Zwischen großen Raureifsternen
Schwimmt der Schattenfisch vorüber,
bahnt der Dämmerung die Wege.
Feigenbaum mit Schmirgelzweigen
Reibt am Wind sich, und die Berge
Buckeln wie die wilden Kater,
sträuben die Agavenmähne."
Hypnotische Romanze, Federico García Lorca
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag Sonntag, 11.09.2016: Anreise nach Frankreich


Weit über tausend Kilometer galt es heute zu stemmen bis in den Raum Paris über Metz und Reims, da war nur Zeit für die nötigsten Bedürfnisse. Aufatmen konnten wir bei einm Spaziergang entlang der Marne mit ihren Platanen und zahlreichen Hausbooten.

2. Tag Montag, 12.09.2016: Weiterreise nach Merignac bei Bordeaux


Heute führte unser Weg über das Poitou nach Aquitanien entlang der Silberküste, wir besichtigten unterwegs das romanische Templer-Kleinod Unserer Lieben Frau "La Grande" auf dem Markt von Poitiers, auch Liebhaber der heiligen Radegunde kamen mit der Kirche auf ihre Kosten. Für mehr Zeit empfehlenswert auch die romanische Taufkapelle und das Museum gegenüber.

3. Tag Dienstag, 13.09.2016: Weiterreise an die Atlantikküste Spaniens


Santander, die kantabrische Hautstadt, ist zum Meer ausgerichtet. Auf einer Seite der Halbinsel finden sich der große und kleine alte Hafen, auf der anderen Seite wunderbare Strände. Das Klima ist mild, doch veränderlich. Wir spazierten zur Halbinsel mit Parkanlagen, Leuchttürmen, Museum und ehemaligem Sommerpalast Alfons XIII - vom Hügel genossen wir eine herrliche Aussicht auf das hübsche Altstädtchen in Asturien.

4. Tag Mittwoch, 14.09.2016: Altamira–Höhlen – Covadonga (Picos de Europa) – Oviedo


Die „sixtinische Kapelle" der Steinzeitkunst" entdeckten ein Hirte und dann ein Landedelmann mit seiner kleinen Tochter im 19. Jahrhundert unabhängig voneinander, es folgten weitere Entdeckungen in Kantabrien und Südfrankreich.
In Rot, Ocker und Schwarz malten Künstler vor 14-16.000 Jahren (Magdalénien) als magische Handlung fast lebensgroße Bisons, auch Pferde, Hirsche, Eber. Sie malten mit den Höhlenbuckeln wie wir in der Neocueva (Kopie der heute unzugänglichen nahegelegenen Höhle) sehen konnten: alles war neben- und übereinander, Perspektive war nach Bedeutung, nicht nach optischen Gesetzen gestaltet. Es wird schamanische Bedeutung vermutet: die magische Herrschaft über das Tier und so die Verfügbarkeit des Tieres. Ähnliche Höhlen gibt es bspw. noch in Puente Viesgo und Ribadesella.
Wer nach Covadonga kommt, sucht die historischen Wurzeln Spaniens: eine Höhle in den steilen Hängen der Sierra de Covadonga mutet romantisch an. Hier versammelte der vermutlich westgotische Pelayo um 722 seine Getreuen, gesucht von den Arabern als Aufrührer und geflohene Geisel. Ihm erschien Maria in höchster Not und das im Gebet erschienene Kreuz führte ihn zum Sieg (heute in der Camera Santa in Oviedo zu bewundern). Dieses asturische Siegeskreuz ist mitten im Wappen Spaniens. Das christliche Spanien sieht dies als Beginn der Reconquista, die bald zum Programm asturischer Könige wurde. Doch die alten Bauten sind praktisch vernichtet, in der neoromanischen Felskapelle findet sich vor allem Zeitgenössisches. Dennoch zieht es die Menschen eher zum Nationalheiligtum in die Höhle als zum Marienheiligtum, der nahen neoromanischen Basilia auf dem Fels über dem Tale.
Von hier aus starten Wanderungen und Bergfahrten in die Picos de Europa mit Kleinbussen.

5. Tag: Donnerstag, 15.09.2016: Stadtführung Oviedo – Prais As Catedrais – Santiago de Compostela


Die Universitätsstadt und der Pilgerort zeigte sich uns im Regen, doch Marian, unsere humorvolle Stadtführerin, glich dies mit so manch schnurriger Geschichte - auch über sächsische Engel - aus. Wir fotografierten so mit Freude die Kathedrale bei Sonne (Foto) im Regen, betrachteten Plätze und Markthalle und den Kirchenschatz in der Kathedrale mit Freude.
Auf dem Monte Narranco nahm der Regen noch zu, doch wir erwanderten tapfer die beiden asturischen romanischen Kleinodien Santa Maria del Narranco und San Miguel de Lillo - dafür belohnten uns Kircheninners samt asturischen Wächter, der uns manches erzählte.
Die Flut umtoste die bizarr geformten Felstore an der Praia das Catedrais bei Ribadeo, der Strand war gesperrt, doch eine Wanderung oberhalb möglich mit Aussichtspunkten auf die malerische wilde Küste.

6. Tag Freitag, 16.09.2016: Santiago de Compostela – Braga / Bom Jesus – Porto


Santiago de Compostela gründete sich auf dem Ziel, die asturische Kirche unabhängig von Rom zu machen. Das christliche Spanien stellte sich also zunächst unter den Schutz des Apostels Jakob, dann erst wurde sein Grab gefunden - natürlich in Asturien. Jakob wurde zum Schutz und Schirm der Maurentöter, die Stadt Santiago zu dessen Verehrungsstätte. Pilgerstadt ist sie noch heute, doch auch Universitätsstadt, Regierungssitz und barock überformte UNESCO-Stadt. Unbestrittener Höhepunkt: die barocke Westfassade der Kathedrale, die bedeutende romanische Porta de la Gloria schützend. Um sie herum westlich, nördlich, östlich und zum Schluß südlich führte uns Franceso kenntnisreich durch die Altstadt zu den Markthallen, bevor wir individuell noch das Kathedralinnere erkundeten.
In Braga (im Minho) trafen wir auf Luisa, die uns in das Land Portugal, den Hahn von Barcelos, den grünen Wein, Stockfisch und in andere Kulinaria einführte.
Wunderschön geflieste Azulejoshäuser des 18. Jahrhunderts, Cafes (Brasileira), die romanisch bis barocke Kathedrale (Sé) breiteten sich im Sonnenschein vor uns aus, dann fuhren wir mit der Wasserballastbahn auf den Hügel Bom Jesus mit der barocken Treppenanlage (3 Tugenden, 5 Wunden Christi) und Wallfahrtskirche, in der gerade geheiratet wurde. Vor einem überwältigenden Panorama machten wir dann nach dem Brautpaar unser Gruppenfoto und genossen das beliebte Naherholungsziel.

7. Tag Samstag, 17.09.2016: Guimaraes – Stadtführung Porto – Bootsfahrt auf dem Douro – Portweinverkostung


Die Wiege der Nation an den Ausläufern der Serra de Santa Catalina präsentierte sich uns mit einem gut erhaltenen Stadtkern inmitten der Stadtmauern, vom Kastell und der wohl königlichen Taufkapelle Sao Miguel oberhalb beschirmt. Wir spazierten aus der Kapelle bis zum Markt mit dem Olivenbaum und dem Kloster Nossa Senhora da Oliveira, in der Freizeit besuchten einige das Franziskanerkloster jenseits der Stadtmauer.
Im malerisch am Douro gelegenen Porto erwartete uns Luisa bereits am Torre dos Clerigos, am Wahrzeichen der UNESCO geschützten Altstadt. Die zweitgrößte Stadt des Landes vereint Industrie und Charme, wie uns die lustigsten Männer (Bronzekunstwerke) bestätigten. Wir erkundeten zu Fuß den Kathedralbezirk, bevor wir das Viertel am Fluß mit den Portweinkellern (Ribeiras) zur Verkostung betraten. Portwein wurde im 17. Jahrhundert von englischen Kaufleuten "entdeckt", die Dourowein mit Schnaps versetzten und so haltbarer machten. Heute wird Flaschen- und Fassgereifter Portwein (rot und weiß) angeboten.
Die entspannende Bootsfahrt auf dem Douro unter der zweistöckigen Brücke de Dom Luis I hindurch zeigte einen (920 Kilometer langen) Fluss, der in Spanien entspringt und eng mit Portos Schicksal verbunden ist: Heinrich der Seefahrer soll in der Casa do Infante am Flussufer geboren worden sein.
Abschied von Porto feierten wir im nahe gelegenen Lokal Madureiras - lecker!

8. Tag Sonntag, 18.09.2016: Stadtführung Coimbra – Tomar – Fatima


Heute starteten wir über das Beirasgebiet (Coimbra) in Estremadura und Ribatejo (Tomar und Fatima). Am Hotel Astoria erwartete uns Ines in der Geburtsstadt von sechs Königen und zeigte die beliebte Universität und Altstadt mit Kathedrale hoch über dem Mondego gelegen. Die ehemalige Hauptstadt des Landes bietet eine Fülle historischer Reminiszenzen und durch den Arco de Almedina (12. Jahrhundert) gelangten wir wieder aus der Oberstadt zum Bus.
Der Convento da Ordem de Cristo wurde 1160 vom Ordensmeister der Tempelritter gegründet als deren Nachfolge unter dem Schutz des portugiesischen Königshauses. Ab 1418 war Heinrich der Seefahrer Ordensmeister und errichtete zwei Kreuzgänge zwischen alter Templerburg und Charola-Templerkirche (als Grabeskirche zu Jerusalem mit achteckigem Altarraum). Er investierte den Ordens-Wohlstand in die Erforschung der Weltmeere und für die Gewinnung neuer Handelswege.
Der Abend konnte mit einem Spaziergang zur Lichterprozession an der bekannten nahe gelegenen Wallfahrtskirche zu Fatima beschlossen werden. Der Vorplatz der neobarocken Basilika ist doppelt so groß wie der Petersplatz in Rom und war von Pilgern aus mehreren Ländern besucht.

9. Tag Montag, 19.09.2016: Bathala – Nazaré – Obidos


Die Dominikanerkirche und UNESCO-Welterbe geschützte Santa Maria da Vitoria  ist eine Perle des spätgotisch manuelinischen Stils. Während unseres geführten Rundgangs bestaunten wir die Gründerkapelle mit der königlichen Grablege, die Kirche mit dem reich verzierten Kreuzgang und die unvollendeten Kapellen mit dem herrlichen manuelinischen Portal von Mateus Fernandes (1509). Das Kloster Batalha symbolisiert die portugiesische Souveränität und die Macht des Königshauses Avis.
Das Fischerdorf Nazaré mit seinen bunten Booten am Strand liegt an einer sanft geschwungenen herrlichen Bucht, die wir vom hoch auf einem Fels gelegenen Nebenort Sitio (110 m Höhe)  betrachten konnten gleich neben der winzigen Gedenkkapelle für die Errettung eines Ritters (im 12. Jahrhundert gestiftet) und der barocken Nossa Senhora de Nazaré-Kirche.
Die weiß getünchten Häuser des bezaubernden Bilderbuch-Städtchens Obidos umschließt eine mittelalterliche Stadtmauer und das ehemalige Kastell ist heute Luxushotel. Wir probierten den Kirschlikör im Schokoladentässchen und ließen uns nach dem einführenden Rundgang treiben.

10. Tag: Dienstag, 20.09.2016: Stadtrundfahrt Lissabon


Die Rundfahrt startete mit dem Belém-Viertel der Stadt: dem manuelinischen Hieronymus-Kloster und dem Belémturm. Hier ist die prachtvolle Blütezeit Portugals überall zu entdecken.
Das Kloster, von Manuel I. kurz nach der Rückkehr Vasco da Gamas in Auftrag gegeben, ist finanziert durch "Pfeffergeld", eine Steuer auf Gewürze, Edelsteine und Gold. Es unterstand bis zum 19. Jahrhundert dem Hieronymitenorden.
Am eingerüsteten Padrao dos Descobrimentos standen wir auf dem großen Mosaik-Kompass mit Routen der Entdecker des 15. und 16. Jahrhunderts.
Wir besuchten zunächst die Baixa mit Rossioplatz (Mittagspause) und dann die Kathedrale (Sé) mit dem Lissaboner Ureinwohner, dem heiligen Antonius sowie die Gassen der Alfama, in denen der Fadogesang entstand.
Den portugiesischen Schicksalsgesang hörten wir im Fadoclub von Fadistas und Fadistos, also von zwei Damen und einem Herrn - mal fröhlich, mal traurig oder schwermütig ist er uns in charaktervoller Erinnerung.

11. Tag: Mittwoch, 21.09.2016: Sintra – Cabo da Roca – Cascais – Estoril


In Sintra besuchten wir mit Ines nicht den eklektischen Neuschwansteinpalast de Pena, sondern den gotischen Palast in der Altstadt mit den bizarren beiden weißen Küchen-Schornsteinen. Wir bestaunten dort den Schwanen-, Elstern- und Wappensaal sowie das Gefängnis eines Königs und die Küche. Wer wollte, betrat noch den Garten mit Wasserspielen und dem Ausblick zum Fels-Hügel.
Cabo de Roca präsentierte sich uns als sonnenbeschienenes "Ende der Welt" und wer wollte, konnte sich seinen Aufenthalt dort dokumentieren lassen.
Im beschaulichen Gassengewirr von Cascais hielten wir unsere Mittagspause und vorbei am großen Casino von Estoril fuhren wir in Richtung 25. April-Brücke und zu der vom Marques de Pombal nach dem Erdbeben im 18. Jahrhundert erschaffenen geometrisch angelegten Baixa von Lisboa.
Im Traditionslokal zum goldenen Löwen speisten wir prächtig und bummelten dann über die Avenida da Libertade zurück zum Hotel.

12. Tag: Donnerstag, 22.09.2016: Fahrt an die Algarve – Cabo de Sao Vicente – Faro


Der südwestlichste Punkt war nach vierstündiger Fahrt durch das Alentejo erreicht und bot einen schönen Anblick vom Leuchtturmkap auf das Festungskap von Sagres. Seit dem 15. Jahrhundert wichtiger Orientierungspunkt für die Schifffahrt, war es den Römern eine Promontorium Sacrum (heilige Landspitze). Im 4. Jahrhundert landete hier der Leichnam des heiligen Vinzenz und gab diesen Namen. Heinrich der Seefahrer soll hier gelebt haben und in der Festung am Nachbarkap eine Seefahrerschule mit Werft gegründet haben. Von hier aus verwirklichte er seinen Traum zu sehen, was hinter den kanarischen Inseln und dem Kap Bojador (westliche Sahara) liegt. Gil Eanes umrundete es als erster und brachte Sklaven in das nahe Lagos, wo sie später auf Aktionen feil geboten wurden. Wir besuchten auch den Sklavenmarkt, ein ehemaliges Zollhaus im Zentrum der Stadt.
Die wunderschönen Felstore in der Bucht von Lagos an der Algarve luden zum Baden ein, Schlauchbootfahrten boten deren Erkundung an.

13. Tag: Freitag, 23.09.2016: Stadtführung Faro – Freizeit


Einst Hauptstadt der Algarve, wurde es nach dem Erdbeben im 18. Jahrhundert ebenfalls wieder aufgebaut, nachdem Alfons III Faro einst im 13. Jahrhundert von den Mauren erobert hatte.
Unter segelbespannten Gassen liefen wir auch im Schatten zur Kathadrale, Azulejosmanufaktur und zum Hafen und danach in die Knochenkapelle. Überall hatten Störche ihre Nester errichtet. Sie finden ganzjährig ihre Nahrung auch im nahegelegenen Naturschutzgebiet der Lagune Ria Formosa. Nachmittags fuhren wir zum etwa 10 km entfernten Praia do Faro zum Baden und Abends speisten wir wieder Hausmannskost im Lokal vis-a-vis vom Hotel: köstlich.

14. Tag: Samstag, 24.09.2016: Stadtbesichtigung Sevilla – Cordoba


Lange war Spanien in unserer Vorstellung gleich bedeutend mit Andalusien und Andalusien mit Spanien: Stierkampf, Gitanos, Flamenco. Die Andalusier heißt es, reden, feiern, genießen gern. Können improvisieren. Mit Witz und Verstand lassen sie sich nicht vom Alltag besiegen. Die Landschaft hier ist so vielfältig und reicht vom Hochwald zum Olivenhain, vom ewigen Schnee bis Badestrand und Wüste: man kann allein in Andalusien zwanzig Arten von Urlaub machen.
Die quirlige, sinnliche andalusische Hauptstadt Sevilla wird in Opern besungen. Sevilla - die Königin des Feierns und der Ausgelassenheit mit seinem Wahrzeichen, der Giralda (dem Glockenturm) erkundeten wir mit Pilar, beginnend mit dem prächtigen Plaza de Espana. Dann ging es vorbei an der Tabakfabrik, wo die schöne Carmen einst schuften musste bis zum zauberhaften Alcazarpalast und protzig-einschüchternder Kathedrale.
Dann brauchten wir erstmal eine Pause, bevor wir weiter fuhren nach Cordoba.
Abends tauchten wir ein in das Gassengewirr der Judería (Judenviertel), um im Innenhof eines alten Palacio eine gut gemachte Flamencoinszenierung zu erleben. Wir erfuhren:
Flamenco ist ein Gefühl, das im Innersten ertastet werden muss. Entstanden aus dem unbegleiteten Gesang, erhebt sich noch heute die Solostimme über die Gruppe und die anderen schweigen. Musik treibt den Sänger an und es entwickelt sich feierliche Intensität, die vom Publikum und Mitmusikern getragen wird.
Hier verbindet sich Arabisches und Iberisches unauflöslich, oft war Flamenco Ausdruck von Armut, Verzweiflung - auch Ausgelassenheit, Stolz der marginalisierten Gitanos. Allmählich wurde der Flamenco „weicher", doch noch immer ist er eine Art, Gefühle auszudrücken: die Fröhlichkeit (alegría), das Leid (seguiriya), die Tiefe (soléa).
Der Dichter Lorca schätzte den Flamenco: „Er ist tief, der (Gesang des) cante jondo, tiefer als alle Brunnen und als alle Meere, die die Welt umgeben, viel tiefer als das heutige Herz, das ihn hervorbringt, und die Stimme, die ihn singt ... Er kommt von der ersten Wehklage und vom ersten Kuss."
Und der introvertierte Tanz von Tänzern, Tänzerin und Gruppentänzern zu Gesang und Musik soll uns vergessen machen, dass jemand zuschaut. Es geht um den inspirierten Moment („duende"), der uns Zuschauer packt und der nicht herbei zitiert werden kann (Paul Ingendaay). Wir können hinspüren, was mit uns passiert. Ergründbar, vermittelbar ist dieser Moment wohl eher nicht.

15. Tag: Sonntag, 25.09.2016: Stadtführung Cordoba – Valencia


Die historischen Stadtkerne in Andalusien sind immer schön, die Vorstädte eine Zumutung. Córdoba ist die Moschee der Moscheen - ein Wunderwerk auf 856 Säulen trotz hinein gepflanztem christlichen Chor.
Es wurde ja auch kein Land mit nationaler Identität „zurückerobert" von den Arabern, sondern eine bis dato unbekannte Einheit von Staat und Kirche vorbereitet, die im Norden seit dem 13. Jahrhundert entstand und mit der Eroberung Granadas 1492 endete. Zugleich entdeckte Christoph Kolumbus den neuen Kontinent und Juden und Mauren wurden per Dekret vertrieben. Das ehemalige spanische Weltreich erlitt seinen Bankrott im 17. Jahrhundert und löste sich endgültig auf im 19. Jahrhundert, als seine letzten Kolonien verloren gingen.
"So changierend zwischen grandioser und verbohrter Geschichte der letzten 500 Jahre musste jeder Andalusier gehen, der kreativ werden wollte" (Paul Ingendaay). Für Intoleranz und Gleichmacherei sorgte nicht zuletzt die „Heilige" Inquisition - das Bunte, Vielfältige ist weder spanische noch gar andalusische Sache. Mi Tierra (mein Land) bedeutet hier eher Familienzusammengehörigkeit, Stadtviertel, Region - eher das kleine Vaterland als das große. Die Spanier haben wenig zum Verständnis fremder Kulturen beigetragen, sie waren eher angewiesen auf Gäste für ein ungeschöntes Bild ihrer selbst. Und so hat Andalusien, entstanden aus enormer kultureller Fusion über zweitausend Jahre, in der Neuzeit keine große Übung im kulturellen Austausch. Es genügt sich selbst und kümmert sich ums Eigene. Solche Gedanken zogen möglicherweise durch unsere Köpfe beim Betrachten des Wunderwerks der Mezquita, die sich gegenüber von unserem Hotel befand.
Auf den Spuren von Maimonides und Co. bummelten wir durch die Blumengasse und weitere zum Hotel, bevor wir dann nach Osten gen Valencia fuhren.

16. Tag: Montag, 26.09.2016: Stadtführung Valencia – Freizeit


Spaniens drittgrößte Stadt liegt inmitten der Huerta, einer riesigen Ebene voller Obst- und Gemüseplantagen. Gesegnet mit warmem Küstenklima, lässt es sich hier gut leben, wie uns Stephanie versicherte auf unserer(m) Rundfahrt(Rundgang) durch die neue (Ciutat de les Arts i de les Ciéncies) und alte Stadt (elegante Seidenbörse mit Börsensaal, mittelalterliche Kathedrale mit Wassergericht, Markthalle und Horchería aus dem 19. Jahrhundert, Stadtmauer mit Serranos-Tor). Das futuristische Calatrava-Ensemble mit Oper, Kino und mehr versprühte eher kühlen Charme, während die Altstadt inmitten des begrünten alten Flussbettes des Turia von der Blütezeit des 14. und 15. Jahrhunderts kündet. Wir endeten mit der Führung am altehrwürdigen Botanischen Garten, der für die Freizeit Entspannung im Grünen bot.

17. Tag: Dienstag, 27.09.2016: Tarragona – Barcelona


Tarragona war Hauptstadt der römischen Provinz und manches erhielt sich aus dieser Zeit. Auf unserer Fahrt aus Valencia/Murcia nach Katalonien besuchten wir das Theater, den Circus, das Forum inmitten der iberisch-römischen Mauern und die Kathedrale mit Kreuzgang (12./13. Jahrhundert anstelle eines römischen Jupitertempels).
Die Neustadt Eixample mit unserem schicken Designer-Hotel erreichten wir rechtzeitig, um nach Herzenslust im Lokal Queixelada schlemmen zu können.

18. Tag: Mittwoch, 28.09.2016: Stadtrundfahrt Barcelona – Sektkellerei Freixenet – Freizeit


Unbestrittener Höhepunkt unserer Besichtigung war die Sagrada Familia in Barcelona, die erst in 10 Jahren fertig gestellt sein könnte. Ein Feuerwerk an Einfällen sorgt für stets neue Blickwinkel, An- und Ein-Sichten. Zauberhaft war auch das farbige Licht im himmelwärts strebenden Säulenwald. Stundenlang könnten wir darin verbringen. Doch hatten wir noch Weiteres vor: den Ausflug auf den Berg der Juden (Montjuic) mit dem herrlichen Panorama der Stadt und zur bekannten Sektkellerei Freixenet im Weingebiet Penedès. Nach Fahrt und Spaziergang durch die Weinkeller mit Cava-Verkostung (Schaumwein nach der Champagnermethode) fuhren wir zurück zur Altstadt, um die Promenade Las Ramblas (arabisch für: ausgetrocknetes Flussbett) mit dem gotischen Viertel, dem Herzen von Barcelona, zu sehen: Vogel- und Blumenstände, Kartenleser, Musiker und Pantomimen vermischen sich mit dem dicht gedrängten Publikum auf der Prachtstraße, gesäumt von berühmten Gebäuden wie Teatro del Liceu, Boqueriamarkt und Palast der Königin.
Unser Abschiedsessen nahmen wir im bekannten Lokal "Can Luis", das uns typisch katalanische schmackhafte Gerichte servierte.

19. Tag: Donnerstag, 29.09.2016: Fahrt nach Chassieu bei Lyon


Über das Languedoc-Roussillon erreichten wir auf unserem Weg in das Rhonetal bei Lyon in der Provence Avignon: an der durch ein Kinderlied berühmten Brücke begannen wir unseren Rundgang und Bummel durch die eiförmig von mittelaterlichen Stadtmauern umgrenzten Altstadt zum Papstpalast und Uhrenplatz. Es blieb keine Zeit für den Palast der Exilpäpste oder eines der Kunstmuseen, doch unser Eindruck war ein heiterer und lebendiger. Gestärkt setzten wir unsere Reise bis zum schicken Gatsby-Hotel fort, wo wir gut zu Abend dinierten.

20. Tag: Freitag, 30.09.2016: Heimreise


Über 1100 Kilometer fuhren wir wieder zurück in die Heimat über Burgund und Franche-Comte, Elsass und Lothringen nach Baden-Württemberg, über Hessen und Thüringen in das sächsische Dresden, das wir kurz nach Mitternacht wohl behalten erreichten. Eine schöne intensive Reise ging zu Ende, gern einmal wieder.
Ihre Grit Wendelberger

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